ChatGPT-Schummel: Lehrerverband fordert Ende des klassischen Notensystems

Von
Carolin Kremer
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June 2023
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ChatGPT-Schummel: Lehrerverband fordert Ende des klassischen Notensystems

München. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) fordert schnellstmöglich eine Reform des klassischen Notensystems. Die Forderung ist eine Reaktion auf den mutmaßlichen „ChatGPT-Schummel“ einiger Hamburger Abiturient:innen, der am Freitag publik wurde. 

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, seien Lehrkräfte in Hamburg beim Korrigieren der diesjährigen Abiturprüfungen auf Unregelmäßigkeiten gestoßen. Einige der Klausuren sollen auffällig durchwachsen gewesen sein. Daraufhin eingesetzte Prüfprogramme hielten den Einsatz von ChatGPT für möglich. Mittlerweile meldeten 20 Hamburger Schulen solche Verdachtsfälle. In  Bayern sind laut Kultusministerium bisher keine Meldungen zu potentiellen Täuschungsversuchen mittels Künstlicher Intelligenz (KI) eingegangen. Dennoch fordert der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband nun die Abschaffung der klassischen Noten.

“Ich glaube, dass die schnelle Entwicklung der KI uns kein langsames Weiterentwickeln der Leistungsbewertung erlaubt. Wir müssen einsehen, dass unser Leistungssystem oldschool ist", äußerte Simone Fleischmann, die Präsidentin des BLLV gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. 

Fleischmann gibt Leistungsgesprächen und Portfolios den Vorrang gegenüber der klassischen Benotung. Diese würden nicht nur das Ergebnis, sondern auch den Prozess bewerten, was angesichts des Vormarsches der KI immer mehr an Bedeutung gewinne. Tatsächlich ist die aktuellste Version ChatGPT 4.0 in der Lage komplexe Abituraufgaben zu lösen, wie eine Untersuchung vom Al + Automation Lab des BR zeigte. Beim aktuellen bayrischen Abitur schnitt die KI als guter Zweierschüler ab. Dementsprechend verliert die reine Ergebnisbewertung an Aussagekraft über den tatsächlichen Wissensstand der Schüler:innen und es stellt sich die Frage, inwieweit die aktuelle Form der Leistungsüberprüfung noch adäquat ist.

Trotzdem steht Bayerns Kultusminister Michael Piazolo der Forderung des BLLV kritisch gegenüber. Er kann keinen direkten Zusammenhang zwischen KI und Täuschungsversuchen erkennen, denn diese habe es schon immer gegeben. Piazolo empfindet es als verkehrt, ein „jahrzehntelang bewährtes System der Noten infrage zu stellen, nur weil in Hamburg ein paar wenige Schüler beim Abitur schummeln", sagte er dem BR. 

Diese Meinung vertritt auch der Verband der Realschullehrer (VBR). Dessen Vorsitzender Jürgen Böhm hält es für überspitzt, das konventionelle Notensystem als Reaktion auf die mutmaßlichen Täuschungsversuche abzuschaffen. Er sieht die Pflicht viel mehr bei den entsprechenden Schulen, die es versäumt haben, besondere Vorkehrungen zu treffen, um die Nutzung digitaler Endgeräte in einer Prüfungssituation zu unterbinden. Laut Berichten des NDR wurde nur ein Schüler bei der Nutzung von ChatGPT auf frischer Tat ertappt. Dieser habe sich bereits zu dem Täuschungsversuch bekannt. Bei den 20 Verdachtsfällen in Hamburg handelt es sich jedoch nur um Mutmaßungen. Es bleibt fraglich, inwieweit in diesen Fällen ein Plagiat nachzuweisen ist oder die Schüler:innen mit tatsächlichen Konsequenzen zu rechnen haben. 

Wie steht ihr zur Abschaffung des klassischen Notensystems? Erachtet ihr diese als sinnvoll oder seid ihr der Meinung, dass Noten und KI sich nicht grundsätzlich ausschließen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen! 

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