Die Bildungsministerkonferenz besprach heute unter anderem ein generelles Handyverbot an deutschen Schulen. (Quelle: Canva)
Berlin. Heute am 13.12.2014 haben die Bildungsminister:innen der Länder im Rahmen der zweiten Bildungsministerkonferenz getagt. Thema war unter anderem ein deutschlandweites Handyverbot an Schulen. Angestoßen hatte die Debatte Hessens Kultusminster Armin Schwarz (CDU). Er kündigte vorab an, mit den anderen Kultusminster:innen ein generelles Handyverbot besprechen zu wollen. Die Bildungsministerkonferenz hat sich gegen ein gemeinsames Verbot ausgesprochen. Karin Prien, Bildungsministerin des Landes Schleswig-Holstein: “Es gibt einzelne Minster, die sich eine einheitliche Regelung zur Nutzung von Mobiltelefonen in Schulen gewünscht haben. So weit sind wir nicht. Wir haben uns vorgenommen, das auch zu tun unter Einbeziehung von Experten zu tun.” Prien betonte: “Es ist aber ein gesamtgesellschaftliches Thema, nicht nur ein Schulthema. Wir machen uns auf den Weg, darüber sind wir uns einig geworden.”
Die GEW Hessen bewertet das von Kultusminister Armin Schwarz anlässlich der heutigen Sitzung der Bildungsministerkonferenz vorgeschlagene bundesweit einheitliche und umfassende Handyverbot als pädagogisch nicht sinnvoll. Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen, betont, dass die Schulen ihre Schüler:innen auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters vorbereiten müssen: “Gute Medienbildung ist entscheidend. Statt Smartphones aus dem Schulalltag zu verbannen, sollten Kinder und Jugendliche lernen, diese verantwortungsvoll und reflektiert zu nutzen. Ein Verbot verlagert die Probleme – wie Cybermobbing oder Suchtverhalten – womöglich ins Private, ohne sie zu lösen.”
Auch der Aspekt der Eigenverantwortung würde vernachlässigt. Viele Schüler:innen und Lehrkräfte wünschten sich klare Regeln, aber kein vollständiges Verbot. Zudem blieben Fragen nach der konkreten Umsetzung offen. Schulen müssten Orte sein, an denen Kinder und Jugendliche den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien lernen – nicht durch Verbot, sondern durch pädagogische Begleitung. “Ein vollständiges Handyverbot wäre ein Rückschritt in einer zunehmend digitalisierten Welt. Stattdessen braucht es Konzepte, die auf Bildung, Prävention und Mitbestimmung setzen. Schutz und Förderung dürfen dabei kein Widerspruch sein”, sagt Hartmann.
Der deutsche Lehrerverband ist gegen ein Handyverbot an Schulen. Ein absolutes Verbot für alle Altersgruppen und den gesamten Schulbereich sei nicht durchzusetzen, sagte Verbandspräsident Düll im vergangenen Jahr laut ZDF. Auch die Landesschüler:innenvertretung in Hessen spricht sich gegen ein Handyverbot an Schulen aus. In seiner Handreichung gegen ein Handyverbot an hessischen Schulen fordert das Gremium eine Enttabuisierung und einen konstruktiven Dialog über diese Thematik. “Anstatt Smartphones aus dem Schulalltag zu verbannen, muss vielmehr dafür gesorgt werden, dass Schüler:innen lernen, mit digitalen Medien verantwortungsbewusst umzugehen und diese sinnvoll in ihren Alltag zu integrieren”, heißt es dort. Smartphones seien bereits jetzt ein großer und fester Bestandteil des Lebens und der Arbeitswelt. Deswegen müssten auch die Schulen diese Lebensrealität abbilden und Wege finden, wie sie Smartphones sinnvoll in das Schulleben integrieren können. Eine Verbotskultur erscheine der Landesschüler:innenvertretung nicht zeitgemäß.
Kinder in Deutschland wachsen in Haushalten mit zahlreichen Medien auf. Auch wenn sie selber noch wenig eigene Geräte besitzen, nutzen sie laut KIM-Studie 2022 Smartphone, Tablet und Co. bei anderen Familienmitgliedern mit. Knapp die Hälfte der Eltern (48 %) gaben in der Studie an, dass ihr Kind alleine ins Internet gehen darf oder dürfte. Insgesamt 70 Prozent der Kinder nutzen das Internet. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil deutlich (6-7 Jahre: 38 %, 8-9 Jahre: 59 %, 10-11 Jahre: 85 %, 12-13 Jahre: 99 %). Ab einem Alter von 10-11 Jahren besitzt laut der Studie mehr als die Hälfte der Kinder ein eigenes Smartphone. Technische Möglichkeiten und Dienstleistungen zum Schutz vor ungeeigneten Inhalten im Netz werden von Eltern kaum eingesetzt. Zwei Drittel der Eltern, deren Kinder das Internet nutzen, geben an, keine technischen Möglichkeiten des Jugendmedienschutzes wie Filter oder Sicherheitseinstellungen zu verwenden. Gleichzeitig zeigt die KIM-Studie 2022, dass immer mehr Kinder Medien selbstständig und ohne Begleitung von Erwachsenen nutzen. Vor allem bei den Sechs- bis Siebenjährigen steigt der Anteil derer, die Medien alleine verwenden.
Ein generelles Handyverbot an Schulen polarisiert. Auch die Bildungsministerkonferenz schließt sich der Meinung von Expert:innen an: Ein generelles Handyverbot bringt mehr Probleme als Lösungen. Pädagog:innen und die hessische Landesschüler:innenvertretung betonen, dass Schulen Orte sein sollten, die Medienkompetenz fördern, anstatt den Umgang mit Smartphones zu tabuisieren. Studien wie die KIM-Studie 2022 zeigen, dass digitale Geräte und das Internet längst fester Bestandteil der Lebensrealität von Kindern sind. Statt pauschaler Verbote braucht es zeitgemäße Konzepte, die Bildung, Prävention und Eigenverantwortung fördern. Ein Verbotsansatz erscheint weder praktikabel noch zukunftsorientiert.