Verschlechterung der Deutschkompetenzen: IQB-Bildungstrend zeigt alarmierende Ergebnisse

Von
Carolin Kunkel
|
17
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October 2023
|
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Verschlechterung der Deutschkompetenzen: IQB-Bildungstrend zeigt alarmierende Ergebnisse

Viele Neuntklässler:innen erreichen im Fach Deutsch nicht die notwendigen Standards (Quelle: Canva).

Berlin. Neuntklässler:innen besitzen in Deutschland offenbar immer weniger Kompetenzen im Fach Deutsch. Das zeigen die aktuellsten Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022. Im vergangenen Jahr verfehlte bundesweit etwa ein Drittel der Schüler:innen am Ende der Sekundarstufe I die Mindeststandards für den Mittleren Schulabschluss (MSA) im Bereich Lese- und Hörverständnis. Mehr als jede:r Fünfte erreichte diese nicht im Bereich Rechtschreibung. Die Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) wurde zum dritten Mal im Auftrag der KMK von April bis Juli 2022 erhoben und spiegelt somit die Leistungen der Schüler:innen wider, die möglicherweise von den Auswirkungen der Coronapandemie, Schulschließungen und Distanzunterricht, beeinflusst wurden.

Im Vergleich zur Vorgängeruntersuchung im Jahr 2015 ist ein deutlicher Anstieg von Schüler:innen mit Schwierigkeiten im Bereich Lesen und Orthographie um jeweils neun Prozentpunkte zu verzeichnen. Im Bereich Zuhören/Hörverständnis beträgt die Differenz zu den Ergebnissen von 2015 sogar 16 Prozentpunkte. Zudem zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern, wobei Bayern und Sachsen im Vergleich zu Berlin, Bremen und Nordrhein-Westfalen besser abschneiden.

Gemäß dem IQB-Bildungstrend könnten die Schwierigkeiten in Deutsch auf den gestiegenen Anteil zugewanderter Jugendlicher der „ersten Generation” in Verbindung mit den Pandemieauswirkungen zurückzuführen sein. Der Rückgang des Kompetenzniveaus der Schüler:innen verdeutlicht daher die Herausforderungen der Inklusion und die strukturellen Schwierigkeiten im Bildungssystem.

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) zeigte sich besorgt  über die Ergebnisse. Die Bundesvorsitzende des DPhV, Susanne Lin-Klitzing, betonte, dass strukturelle Probleme wie ein Mangel an Lehrkräften, fachfremd unterrichtende Lehrkräfte und unzureichende Ressourcen für Integration die bildungspolitische Situation verschärfen und dringend politische Lösungen erfordern. Gute Fähigkeiten im Fach Deutsch, im Lesen, Schreiben und Zuhören seien gerade die Basis für Leistungsfähigkeit, für Zusammenhalt und für Demokratie, so Lin-Klitzing. Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), wies darauf hin, dass die Ergebnisse ein Alarmsignal für die aktuellen strukturellen Defizite im Bildungssystem seien und appellierte an die Politik, materielle und personelle Ressourcen für das Bildungssystem  bereitzustellen.

Allerdings zeigt die Studie auch einen positiven Trend: Die Englischkenntnisse der neunten Klassen im Jahr 2022 verbesserten sich gegenüber den Vorjahren. Der Anteil derjenigen, die die Mindeststandards im Lese- und Hörverstehen nicht erreichten, sank um jeweils drei Prozentpunkte auf 24 Prozent und 14 Prozent. Ein Grund dafür könnte die verstärkte Nutzung von digitalen Medien und Inhalten auf Englisch während der Pandemie sein, wie die Autor:innen vermuten.

Weitere Artikel auf Lehrer-News zu den Bilanzen der IQB-Bildungstrends finden sich hier.

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