Alleine auf Klassenfahrt: Das Projekt “Herausforderung”

Von
Viola Hegner
|
19
.
July 2023
|
| sponsored
Alleine auf Klassenfahrt: Das Projekt “Herausforderung”

Alleine auf Klassenfahrt? Schüler:innen des Lyonel-Feininger-Gymnasiums in Halle beweisen, dass das geht! (Quelle: Lyonel-Feininger-Gymnasium)

Halle. Eine Klassenfahrt ohne Lehrkraft… sicher der Traum vieler Schüler:innen. Einfach mal ohne Aufsicht machen, was man will, mit all seinen Freunden und Klassenkameraden. Unrealistisch? Nicht unbedingt. Der 10. Jahrgang des Lyonel-Feininger-Gymnasiums in Halle zeigt, dass es möglich ist. 

“Herausforderung” nennt die Jahrgangsstufe ihr Projekt. Und das scheint es wirklich gewesen zu sein. Neun Tage waren die Jugendlichen zwischen 15 und 16 Jahren alleine unterwegs, ganz ohne Lehrkraft. 

Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Projekt hatte Lehrerin Verena Balatka. Sie erzählt, die Eltern der Schüler:innen wären erstmal wenig begeistert von ihrem Vorschlag gewesen und es hätte viel Überzeugungskraft von ihr und dem Jahrgang benötigt, um die Eltern zur Zustimmung zu überzeugen. Die Zweifel sind durchaus verständlich, denn ganz ungefährlich war die Idee nicht. Aber die Sorge konnte den Eltern genommen werden, denn für alle Fälle waren in einer Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle (MLU) Lehramtsstudent:innen als Aufsichtsperson dabei. Sie sollten jedoch erst eingreifen, wenn bei der Reise der Jugendlichen etwas schiefläuft oder sie Hilfe benötigen. Das war jedoch gar nicht der Fall. 

Dass die ungewöhnliche Fahrt so gut funktioniert hat, ist auch der ausführlichen Vorbereitung und Planung von Schule, Schüler:innen und Lehrkräften geschuldet. Verena Balatka erzählt, dass sich die Jahrgangsstufe fast ein Jahr Zeit genommen hat, alles genau zu planen und sich mit verschiedenen Workshops für die Reise zu wappnen. 

Für die Planung der Reiserouten hatten die Schüler:innen mehrere Monate Zeit. Wohin es geht, konnten die insgesamt 80 Schüler:innen selbst entscheiden. So bildeten sich 20 kleine Gruppen von drei, vier oder auch sechs Leuten, die je ein Ziel ins Auge fassten und in den neun Tagen quer durch Deutschland reisten. Als Budget wurden 120 Euro pro Person festgelegt, mit denen Essen, Trinken, Unterkunft und Reisekosten abgedeckt werden mussten. 

Als schließlich alles beschlossene Sache war, ging das Abenteuer los. Die einen fuhren mit dem Fahrrad an die Ostsee, andere versuchten sich als Straßenmusiker in Dresden oder wanderten durch die Altmark.

Moritz Wenzel fuhr mit dem Fahrrad an die Ostsee (Quelle: MDR, Bildrechte: MDR / Stefan Bringezu)

Moritz Wenzel, einer der Schüler, der an dem Projekt teilnahm, hat sich als Fahrt für eine Radtour entschieden, und zwar bis an die Ostsee. 500 Kilometer legte der 16-Jährige mit ein paar seiner Mitschüler bis zu ihrem Ziel, dem Meer, zurück. Es war zwar anstrengend, aber schön, erzählt Moritz nach seiner Reise. Die Erfahrungen, die er bei dieser Klassenfahrt ohne Lehrer gesammelt hat, seien unbezahlbar.

„Ich kann es nur jedem weiterempfehlen. Es war richtig cool und auf jeden Fall ein geniales Erlebnis. Man muss das mal gemacht haben.”

Edda Damm versuchte sich als Straßenmusikerin in Dresden (Quelle: MDR, Bildrechte: MDR / Stefan Bringezu)

Auch die   16-Jährige Edda Dammann hat nach ihrer Reise viel zu erzählen. Mit ihren zwei besten Freundinnen gemeinsam machte sie sich auf nach Dresden. Unterwegs waren sie mit dem Fahrrad und der Bahn. Am Ziel zelteten sie auf einem Campingplatz. Doch das ist noch nicht das einzige abenteuerliche: Die drei Mädchen stellten sich in Dresden der großen Herausforderung, sich als Straßenmusikerinnen zu versuchen. 

„Ich wollte schon immer mal Straßenmusik machen, aber hier in Halle habe ich mich das nie getraut. Jetzt bei der krassen Klassenfahrt wollte ich das einfach mal ausprobieren” sagt Edda. Sie und ihre Freundinnen sammelten dabei tolle Erfahrungen und kamen scheinbar sogar gut an, denn sie konnten sich etwas Geld dazuverdienen. An guten Tagen sollen sie sogar 30 Euro pro Stunde bekommen haben. 

Sicher wird keiner der Schüler:innen diese außergewöhnliche Klassenfahrt so schnell wieder vergessen. Denn sie haben nicht nur allen anderen, sondern auch sich selbst bewiesen, dass sie ihre ganz persönlichen Herausforderungen meistern können.

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