Bessere Schulqualität, aber wie?: BDA liefert Vorschläge zu einem Gesamtkonzept

Bessere Schulqualität, aber wie?: BDA liefert Vorschläge zu einem Gesamtkonzept

„Die Lösung, die ich fordere, besteht darin, die fatale Trennung von Fächern zu beseitigen, die die Vitalität unseres modernen Lehrplans zerstört. Es gibt nur einen Gegenstand für Bildung, und das ist das Leben in all seinen Erscheinungsformen.“ schrieb Philosoph und Mathematiker Alfred North Whitehead im Jahr 1929 in seinem Essay. Das Zitat ist zwar nun fast 100 Jahre her, doch seine Relevanz ist größer denn je. Hierin liegt die These zugrunde, dass der Unterricht, wie wir ihn heute kennen, wo Fächer wie Mathematik, Physik, Chemie oder Biologie voneinander getrennt unterrichtet werden, nicht zielführend ist. Die Frage, wie eine qualitativ hochwertige Bildung aussieht, beschäftigt Menschen nach wie vor. Wir, von Lehrer-News, möchten daher einige aktuelle Thesen, u.a. von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) zu den wichtigsten Einflussfaktoren einer besseren Schulqualität, im folgenden Artikel diskutieren.

Vorschläge zu einem Gesamtkonzept aus der BDA

Bildung individualisieren.

Der BDA appelliert zur Berücksichtigung von individuellen Baustellen der Kinder. Soziale Benachteiligung, mangelnde Sprachkenntnisse und unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten brauchen Lehrkräfte und Systeme, die sich um einen Nachteilsausgleich bemühen und mehr Unterstützung anbieten. Vorgeschlagen wird bereits in der Vorschule eine Bestandsaufnahme der Sprachkenntnisse durchzuführen und entsprechend verbindliche Sprachfördermaßnahmen einzusetzen. Die unterschiedlichen Leistungsniveaus, welche durch ungünstige Startbedingungen verstärkt werden sollen mit Ausgleichprogrammen gefördert werden.

Schule, Lehrkräfte und Schulaufsicht stärken.

Die Hattie-Studie stellt insbesondere die Lehrer-Schüler-Interaktion als Erfolgsfaktor für guten Schulunterricht hervor. Doch in Anbetracht des Personalmangels sind die Anforderungen an Lehrer:innen mittlerweile schwer zu bewältigen. Ein Vorschlag wäre die Nutzung von Assistenzfunktionen und digitalen Medien, um die Lehrkräfte in ihrer zentralen Rolle mehr zu unterstützen. Der Schule als solches müsste mehr Entscheidungs- und Umsetzungsspielraum gewährt werden, welche die Schulaufsicht in den Entwicklungen aktiver begleiten soll.

Soziale, personale und digitale Kompetenzen fördern.

Der Erziehungsauftrag, junge Menschen in ihrem Erwachsenwerden in Bereichen der Kommunikation, Kooperation und Verantwortung zu unterstützen soll nicht zu kurz kommen. Mit Blick auf die Zukunft gehören zur Persönlichkeits- und Identitätsbildung nun auch digitale Kompetenzen dazu. Wissenstransfer darf den Fortschritten der Technologie nicht hinterhinken. Konkret heißt dies für die BDA den Digitalpakt für 2024 auf Basis von Erfahrungswerten des vorherigen Jahres aufzubessern und entsprechend anzupassen.

Evidenzbasiert und empirisch arbeiten.

Das Bundesverfassungsgericht forderte zuletzt von der Kultusministerkonferenz die Schaffung einer Möglichkeit, Leistungen von Abiturienten bundesweit vergleichbarer zu machen. Generell sollen Erkenntnisse aus Wissenschaft und empirischer Forschung sowie anerkannte Best Practice Beispiele aus anderen Ländern in der Lösungsfindung für Deutschland einen höheren Stellenwert bekommen. 

Stimmen aus der Wissenschaft

Felicitas Thiel, Ko-Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz und Heinz-Elmar Tenorth, Professor für Historische Erziehungswissenschaften, unterhielten sich zum Thema Mindeststandard in der Bildung. Dabei gibt es allein bei der Definition eines sogenannten Mindeststandards unterschiedliche Auffassungen. Der IQB-Bildungstrend basiert auf Beobachtungen einzelner Unterrichtsfächer und setzt dahingehend v.a. fachliche Kernkompetenzen fest. Das Bundesverfassungsgericht weitet die Definition allerdings auch auf soziale und kulturelle Kompetenzen aus, laut Tenoth. Da eine gelungene Bildung dahingehend auch zu einer erfolgreichen Teilhabe an der Gesellschaft und zu einem selbstbestimmten Leben verhelfen sollen. Implementierungsstrategien, mehr Diagnostik im Unterricht und Aufklärung über Programme und Instrumente (Toolboox BiSS, „Quop“) für Lehrkräfte wären hierbei wichtig.  

Wie sieht der Unterricht bei euch aus? Was sind eure Ideen bzgl. eine bessere Schulqualität? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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