Cannabislegalisierung: Bayern plant bundesweites Präventionsangebot für Schulen

Von
Marcel Kunzmann
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February 2024
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Cannabislegalisierung: Bayern plant bundesweites Präventionsangebot für Schulen

Bayerns Gesundheitsministerium hat angesichts der bevorstehenden Cannabislegalisierung eine Präventionsstrategie für Schulen in Auftrag gegeben (Quelle: Commons)

Berlin. Die Ampel-Fraktionen haben ihre Verhandlungen über das geplante Cannabis-Gesetz abgeschlossen. Wie die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Maria Klein-Schmeink, am Freitag in Berlin erklärte, könne das Gesetz zum 1. April in Kraft treten. Der Bundestag muss über den Entwurf noch abstimmen. Als Zeitraum für die Verabschiedung durch das Parlament nannte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Woche vom 19. bis 23. Februar, auch der Bundesrat muss sich mit den Plänen noch befassen.

Die Vize-Fraktionschefs Konstantin Kuhle (FDP), Maria Klein-Schmeink (Grüne) und Dagmar Schmidt (SPD) erklärten gegenüber der dpa: "Die Regelungen sind ein echter Meilenstein für eine moderne Drogenpolitik, mit der die Prävention gestärkt und der Gesundheits-, Kinder- und Jugendschutz verbessert werden." Darüber hinaus würden Konsumentinnen und Konsumenten entkriminalisiert sowie der Schwarzmarkt effektiv bekämpft.

Die Auswirkungen des Gesetzes auf den Kinder- und Jugendschutz sowie auf die organisierte Kriminalität sollen "zeitnah" evaluiert werden. Dabei werde auch die Expertise des Bundeskriminalamts einbezogen (Lehrer News berichtete).

Inhaltlich soll es gegenüber den bereits angekündigten Plänen keine größeren Änderungen mehr geben. Demnach wird  Cannabis von der Liste der verbotenen Substanzen des Betäubungsmittelgesetzes gestrichen. Der Anbau und Besitz bestimmter Mengen soll für Volljährige ab dem 1. April möglich sein. Ab dem 1. Juli sollen sich Clubs für den gemeinsamen Anbau und Abgabe an Mitglieder konstituieren können.

Kritik an dem Gesetz wurde insbesondere mit Blick auf den Jugendschutz laut. Die Freigabe für Erwachsene führe dazu, dass auch Minderjährige leichter an die Droge kommen, kommentierte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll. Ob sich unter eine Gruppe volljähriger Schüler:innen auch Minderjährige mischen würden, werde nicht überprüft. Düll zu Folge stelle sich die Frage, wer vorgesehene Schutzabstände von 200 Metern etwa um Schulen kontrolliere.

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) sind die Bedenken unter Eltern groß. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren befürchten, dass die Hemmschwelle Minderjähriger sinkt, wenn Kiffen für Erwachsene legal wird. 73 Prozent der Eltern befürchten Gehirnschäden beim Nachwuchs, wenn dieser Cannabis konsumiert. Fast ebenso vielen (70 Prozent) machen mögliche psychische Auffälligkeiten wie Stimmungsschwankungen oder Angstzustände Sorgen. Immerhin 69 Prozent der Eltern fürchten, dass ein häufiger Konsum von Cannabis Kinder und Jugendliche abhängig macht, 64 Prozent denken an einen Leistungsabfall in der Schule.

Für die Untersuchung befragte das Meinungsforschungsinstitut vom 2. bis 16. Januar online und repräsentativ bundesweit 1.000 Elternteile mit Kindern unter 18 Jahren. 

Auch aus der Forschung kamen mahnende Stimmen mit Blick auf den Jugendschutz. Hirnforscher Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig erklärte, Cannabinoide wirkten sich besonders auf den Stirnlappen aus, einen wichtigen Teil des Frontalhirns: “Diese Hirnregion verleiht uns die Fähigkeit, Handlungen zu planen, Probleme zu lösen und Impulse zu kontrollieren. Wenn Jugendliche regelmäßig kiffen, riskieren sie eine Minderung dieser Fähigkeiten, sie reagieren impulsiver und können sich schlechter auf eine Aufgabe konzentrieren. Insgesamt lässt die geistige Leistungsfähigkeit nach.”  Außerdem könne starker Cannabis-Konsum Regionen im Gehirn aktivieren, die Halluzinationen auslösen und zu psychotischen Symptomen führen können.

Bayern plant indes, mit neuen Onlinekursen die Präventionsarbeit zu stärken. "Schulen spielen bei der Prävention eine ganz besondere Rolle", erklärte die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). "Mit unserem neuen Online-Angebot wollen wir Lehrkräfte, regionale pädagogische Fachkräfte für Suchtprävention und Fachkräfte der Jugend- und Schulsozialarbeit für den Umgang mit Cannabis fit machen." Ziel sei es, das Angebot im Sommer 2024 bundesweit zur Verfügung zu stellen.

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