Gesunde Nutzung digitaler Medien – Elternsache oder Aufgabe der Lehrkräfte?

Von
Katja Kraffzik
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January 2023
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Gesunde Nutzung digitaler Medien – Elternsache oder Aufgabe der Lehrkräfte?

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Katja Kraffzik

Der digitale Wandel in Unterricht und Alltag ist ein laufender Prozess. Arbeitsabläufe werden vereinfacht und Ressourcen gespart. 98 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab 6 Jahren nutzen digitale Endgeräte. Die Entwicklung neuer Technologien und deren Nutzung hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Sprich: Wir verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen. Dass dies Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Verhalten hat, ist unumstritten. In diesem Artikel widmen wir uns Fragen wie: Welche gesundheitlichen Auswirkungen hat das vermehrte Nutzen von digitalen Medien auf Schüler:innen? Und wie trägt die Handhabung jener Medien in der Schule dazu bei? 

Im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom, wurden mehr als 900 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren über ihren Medienkonsum befragt, mit dem Ergebnis, dass Kinder und Jugendliche mit digitalen Medien und Geräten sehr früh in Kontakt kommen. 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen nutzen Tablets – vor allem die Jüngeren zwischen 6 und 9 Jahren (86 Prozent). Smartphones gehören ab dem Grundschulalter zum Alltag dazu. Wie in der Grafik abzulesen ist, gibt es kaum ein Kind ab dem Alter von 12 Jahren ohne Smartphone.

Fakt ist, dass die Bildschirmzeit mit dem Heranwachsen zunimmt und somit auch eventuelle gesundheitliche Folgen eintreten könnten. Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass die unkontrollierte und zu starke Beschäftigung mit digitalen Endgeräten auf eine Reihe von körperlichen und geistigen Entwicklungen Einfluss haben kann. Dazu gehört zum Beispiel der Schlaf-Wach-Rhythmus. Die erste Metaanalyse aus dem Jahr 2016 kam zu dem Ergebnis , dass der Zugriff auf Mediengeräten vor dem Schlafengehen signifikant mit nachteiligen Schlafergebnissen verbunden ist und zu schlechten gesundheitlichen Ergebnissen führt. Das blaue Licht von Bildschirmen könnte unseren Schlafrhythmus durcheinander bringen. Tatsächlich hemmt blaues und weißes Licht die abendliche Bildung des körpereigenen Schlafhormons Melatonin. 

Ein neuer Ansatz ist die Vermutung, dass blaues Licht zur Entwicklung der Kurzsichtigkeit beitragen könnte. Die Fehlentwicklung nimmt gerade epidemisch zu. In Europa betrifft es mittlerweile fast jedes zweite Schulkind, in Asien sind es bereits rund 90 Prozent der jungen Menschen. Naharbeit bei Kindern und Jugendlichen, damit ist das Lesen und Schauen auf den Bildschirm von Handy oder Computer gemeint, scheint die Entwicklung der Kurzsichtigkeit zu fördern, so Ludger Wollring vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. Eine Kurzsichtigkeit ist Folge eines zu starken Längenwachstums des Augapfels im Kindes- und Jugendalter, vor allem zwischen dem achten und 15. Lebensjahr –  in jenem Alter, in dem die Nutzung von Smartphones und Tablets sowie im Zuge des digitalen Wandels auch in Schulen mehr Verwendung finden. Den Zusammenhang von Kurzsichtigkeit und Naharbeit konnte man wissenschaftlich jedoch nicht zweifelsfrei belegen. Einen anderen hingegen schon: Kinder, die sich viel im Freien aufhalten, haben ein deutlich reduziertes Risiko, kurzsichtig zu werden. Für die gesunde Entwicklung des Auges brauchen Kinder Tageslicht.

Die Bildschirmnutzung wird mit Veränderungen von Verhaltenseffekten verbunden, insbesondere bei Kindern. Laut einer psychologischen Studie der UCLA können die sozialen Fähigkeiten von Kindern nachlassen, da sie weniger Zeit für persönliche Interaktionen haben. Die Studie brachte hervor, dass Kinder mit mehr realen Erfahrungen deutlich emphatischer sind. Depressive Verstimmungen oder aggressive Ausbrüche von Kindern und Jugendlichen können ebenfalls Nebenwirkungen sein. Hinzu kommt die körperliche Entwicklung. Da die Beschäftigung mit digitalen Medien überwiegend in sitzender Tätigkeit in Räumlichkeiten verbracht wird, kommen Bewegung, frische Luft und Tageslicht zu kurz. Wie wir alle wissen, braucht unser körperliches und geistiges System eine abwechslungsreichen Lebensalltag, um sich nachhaltig gesund zu entwickeln. Ist die sogenannte Verrohung unserer Gesellschaft und die zunehmende Fettleibigkeit eventuell schon eine Folge der digitalisierten Welt? Mehr Bildschirmzeit führt im Allgemeinen auch zu weniger Zeit und Verbundenheit mit der Natur.

Die Verwendung von digitalen Medien im Alltag unserer Schulen steigt. Die Klickzahlen unserer digitalen Tools Artikel erfahren eine hohe Nachfrage, was vermuten lässt, dass Bildschirmzeiten auch in den Schulen länger werden. Verlässliche und vergleichbare Studien zu Auswirkungen auf die Gesundheit von digitalen Lernmitteln gibt es nicht. Auf einen Post von isa.digital.teaching zu diesem Thema gibt es zahlreiche Kommentare für und gegen die digitalen Technologien. Einerseits scheint die Lehrerschaft es als großartige Bereicherung zu empfinden und macht das Erlernen verschiedener Tools und der Geräte als Kernkompetenz (21st Century Skills) aus. Andererseits nehmen Lehrer:innen negative soziale Auswirkungen und Konzentrationsschwierigkeiten ihrer Schüler:innen wahr. Über gesundheitliche Risiken wird sich kaum ausgetauscht. Dies gehört laut der Kommentare zu den Aufgaben der Erziehungsberechtigten.

Die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) als jeweilige Obergrenze empfohlenen Medienzeiten für Kinder und Jugendliche sind:

Welche Konsequenz ziehen wir aus diesen Informationen? Ist es wirklich einzig und allein Aufgabe der Eltern, den Medienkonsum und damit auf die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu achten? Oder wird auch das eine neue Herausforderung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Fachkräften und Eltern sein? Die empfohlenen Medienzeiten werden zum Teil im Schulalltag bereits überschritten. Noch sind diese in unseren Schulen sehr unterschiedlich. Der DigitalPakt, sowie neue erforderliche und gewünschte Kompetenzen in Bezug auf Digitalisierung werden dazu beitragen, dass es einheitliche Standards im Schulwesen gibt. Dazu wird es mehr Studien und gesicherte Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Auswirkungen geben. Für Arbeitnehmer:innen, die täglich vor dem Bildschirm sitzen, sind die aufgezählten eventuellen gesundheitlichen Risiken oder auch erwiesenen Nebenwirkungen längst Wirklichkeit. Für die Gesunderhaltung am Arbeitsplatz werden zunehmend geeignete Ausstattung bereitgestellt und mit Bürosport, Augenübungen und Ähnlichem versucht, entgegenzuwirken.

Depressionen, Muskel-Nackenverspannungen sind bereits Standard in unserem Gesundheitswesen. Sollten Techniken zur Gesunderhaltung mit dem Einzug der digitalen Lehre im Unterricht gleichzeitig beigebracht werden? Was meint ihr?

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