Mentale Probleme und Wissensrückstände – Die Nachwirkungen der Pandemie

Mentale Probleme und Wissensrückstände – Die Nachwirkungen der Pandemie

Berlin. Am 11. März 2020 wurde das Corona Virus von der WHO zu einer weltweiten Pandemie ausgerufen. Nach etlichen Schließungen, Auflagen, Corona-Regeln und weiteren Maßnahmen zur Eindämmung des Virus neigt sich die Pandemie aktuell langsam ihrem  Ende zu. Besonders Schüler:innen und Jugendliche sind noch immer von den Spätfolgen der Pandemie betroffen. Welche Auswirkungen hat Corona bei Ihnen hinterlassen, auch mit Blick auf die Lage an den Schulen? 

Während der Hochphase der Pandemie wurden die Nachwirkungen dessen auf Schüler:innen und Jugendliche des Öfteren kleingeredet. Fakt ist, dass sie im Schnitt 85 Tage lang fern vom Präsenzunterricht waren. Dies spiegelt sich auch in dem Lernstand wider. Bei einer Befragung des Allensbach-Instituts im Herbst 2022 wurden 1.000 Schüler:innen zu ihrem Lernstand befragt – dabei sagten 12 Prozent der Befragten, dass sie das Gefühl haben, im Rückstand zu sein. Im Jahr zuvor betrug der Anteil 27 Prozent. 47 Prozent gaben an, etwas im Rückstand zu sein. Nur 17 Prozent stellten fest, keine Befürchtungen bezüglich eines Lernrückstandes zu spüren.

Neben schulischen Defiziten litt auch die mentale Gesundheit der jungen Menschen. Die Anzahl an Kindern mit psychischen Problemen hat sich im Vergleich zu vor der Pandemie von 15 auf 30 Prozent verdoppelt. Zu diesem Schluss kam die COPSY-Studie des Hamburger UKE. Kinderärztin Claudia Haupt stimmt diesen Ergebnissen zu: “Chronische Bauchschmerzen und chronische Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Essstörungen: Das hat alles wahnsinnig zugenommen in der Pandemie. Das ist auch immer noch da", betont sie. 

Gerade Jugendliche aus einer sozioökonomisch benachteiligten Familie treffe dies, sowie die, “die auf beengtem Raum leben”, so COPSY-Studienleiterin Ulrike Ravens-Sieberer. Aber auch Jugendliche, die schon vor der Pandemie psychisch belastet waren. Diejenigen, die vor der Pandemie ihre Therapie-Sitzungen beendet hatten, sind jetzt wieder in psychologischer Betreuung, berichtet der Kinderpsychologe Julian Schmitz.

Trotz der großen Anfrage nach Therapieplätzen steht für viele Kinder und Jugendliche erstmal “Warten” auf dem Plan, denn auch die Wartezeit hat sich laut Forschungsdaten verdoppelt. Im Bundesdurchschnitt sind es sechs Monate, in ländlichen Regionen sogar circa ein Jahr, meint der Kinderpsychologe. 

Forschungen der Uni Stanford zeigen, dass sich auch die Gehirne der Jugendlichen verändert hätten. Die Studie, welche von Experten um Dr. Ian Gotlib durchgeführt wurde, basiert auf einer vor der Pandemie gestarteten Langzeituntersuchung von 163 Kindern und Jugendlichen. Ihre Gehirne wurden mittels MRT gescannt. Damals zielte man nicht auf die Auswirkungen der Pandemie auf Gehirne junger Menschen ab, sondern auf die Auswirkungen von Depressionen während der Pubertät. Das Ergebnis: Es zeigten sich deutliche Veränderungen an der Struktur des Gehirns. Die Studie soll in Zukunft weitergeführt werden, welche genauen Effekte diese strukturellen Veränderungen allerdings aufweisen, muss weiter erforscht werden, so der Studienautor Jonas Miller. 

Die Corona Pandemie zeigt nachhaltige Veränderungen und Probleme im Leben der jungen Menschen. Gerade die Psyche leidet weiterhin bei vielen und Hilfe ist nicht immer in absehbarer Ferne zu finden. Ebenso hinterlässt die Pandemie Lücken in der Bildung, welche nach und nach aufgearbeitet werden müssen. Wie sich diese Rückstände in Zukunft entwickeln, bleibt abzuwarten. Die Pandemie jedenfalls hat in diesem Fall keine positiven Nebenwirkungen gehabt. 

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