Phänomen-Basiertes Lernen – Das können wir uns von Finnland abschauen

Phänomen-Basiertes Lernen – Das können wir uns von Finnland abschauen

Phänomen-Basiertes Lernen könnte die Innovation sein, die langweiligem Frontalunterricht den Garaus macht (Quelle: Canva)

Dass der klassische Frontalunterricht in Deutschland für viele Schüler:innen langweilig und  nicht greifbar ist, ist bekannt. Doch wie lässt sich das beheben? Hilfe könnte der Ansatz des phänomenbasierten Unterrichts bieten. Dabei handelt es sich um exemplarischen und fächerübergreifenden Unterricht. Genauer gesagt werden hier große Themen, wie etwa der menschengemachte Klimawandel, aufgegriffen und in einer ganzheitlichen und nicht fächerspezifischen Weise aufgearbeitet. Das heißt, in Biologie wird über die Artenveränderung und das Artensterben in Reaktion auf den Klimawandel unterrichtet, in Geschichte geht es darum, wie sich in der Vorzeit schon öfters das Klima verändert hat und in Wirtschaft wird auf die damit verbundenen Kosten eingegangen. 

Dass dieses Konzept großes Potenzial hat, hat Finnland bereits im Jahre 2016 erkannt und fest in den Unterrichtsplan mit aufgenommen. Seitdem erfreuen sich Schülerinnen und Schüler zwischen sieben und sechzehn Jahren am phänomenbasierten Lernen.

So kann ein PBL-Projekt aussehen. (Quelle: Heiming)

Der Vorteil beim fächerübergreifenden Unterricht ist zum einen die Förderung des kritischen Denkens. Denn dadurch, dass das Projekt intensiver beleuchtet wird, müssen sich die Schüler:innen mehr in die Materie hineindenken und auch selbst auf Lösungen kommen und an Problemen arbeiten. Dies fördert auch gleich die Problemlösungsfähigkeit, da aufgeben und in der Lösung spicken keine Option ist. Zudem werden die Schüler:innen auch intrinsisch motiviert, dass sie sich mehr von ihren Interessen leiten lassen können, um sich in das Thema hineinzuarbeiten. Letztlich wird auch das Verständnis von Zusammenhängen zwischen verschiedenen Wissensbereichen gestärkt, da erkannt wird, dass große und wichtige Themen untereinander verknüpft sind. Schüler:innen werden besser auf die zukünftigen Anforderungen in der modernen Welt vorbereitet, indem sie lernen, komplexe Probleme anzugehen und kreativ zu denken. Außerdem lernen sie, sich durch verschiedene Einflüsse und Informationen ihre eigene und fundierte  Meinung zu bilden.

Dass dieses Konzept auch in Deutschland Anklang findet, zeigt die , welche in der Kategorie “Unterricht innovativ” den dritten Platz gewonnen hat. Der Lehrer Paul Daniel Heiming hatte dort das phänomenbasierte Lernen auf den Robotik Unterricht angewendet und konnte so mit Hilfe eines Lego Roboters die Fächer Kunst, Religion, Erdkunde und mehr in Einklang bringen, sodass die Schüler:innen gesamtheitlich an dem Projekt arbeiteten. Dabei stellte er fest, dass die Schüler:innen plötzlich viel ruhiger und konzentrierter im Unterricht mitgearbeitet haben. Denn sie haben auf einmal den Zusammenhang und die reale Anwendung der Probleme verstanden, wie das Gelernte im Unterricht mit der tatsächlichen Welt zusammenhängt. "Außerdem ist mir aufgefallen, dass sich die Schüler tiefer in das Thema eingearbeitet haben", so Heiming.

Das genaue preisgekrönte Robotik-Projekt (Quelle: Deutscher Lehrkräftepreis)

Die große Schwierigkeiten, das Phänomenbasierte Lernen im Unterricht zu integrieren, sieht Heiming in der Zeit. Denn es sei ein sehr zeitintensives Unterfangen, den Unterricht umzustrukturieren und dabei den Lehrplan im Blick zu haben, sich mit den Kolleg:innen zu besprechen und noch Geld zu sammeln, um spannende Projekte dabei zu organisieren. Falls die finanziellen Mittel knapper sind, könne man auf einfachere Mittel zurückgreifen: Man kann auch ein einfaches T-Shirt nehmen und dann darauf eingehen, wo es hergestellt wird in Erdkunde, unter welchen Bedingungen in Religion und in Englisch könnte man schauen wie auf Englisch E-Mails geschrieben werden zum Produzenten. 

Das gewinnbringende Robotik-Projekt, welches beim Lehrkräfte-Innovationspreis den dritten Platz erreichen konnte, wurde erst durch Glück möglich gemacht, da Heiming die Fächer Religion, Gesellschaftslehre und Robotik der Abschlussklasse unterrichten konnte. Dadurch war es ihm möglich, die verschiedenen Thematiken optimal mit seiner Abschlussklasse durchzugehen. Als Hindernis gab es jedoch den finanziellen Aspekt, da die Schule keine großen Geldmittel aufwies, war Heiming gezwungen Sponsoren für das Projekt zu finden, was sich definitiv ausgezahlt hat.

Dass die Modernisierung des deutschen Bildungssystems nicht von jetzt auf gleich passiert, sollte klar sein. Beitragen kann auf jeden Fall die Integration des Phänomen-basierten Lernens. Dieses bietet einen spannenderen und tieferen Einblick in die großen Themen der Welt und bereitet zudem die Schüler:innen auf die kommenden Lebensanforderungen vor. Was sind eure Ideen für Projekte, die in den Bereich  Phänomenbasierten Unterricht fallen? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

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