Fantasievoll, intuitiv und frei - Kreatives Schreiben im Unterricht

Fantasievoll, intuitiv und frei - Kreatives Schreiben im Unterricht

Kreatives Schreiben kann Fantasie und Sprachgefühl fördern (Quelle: Canva)

Wir haben uns schon einmal damit befasst, wie kreatives Schreiben Abwechslung in euren Deutschunterricht bringen kann. Nun vertiefen wir das Thema weiter und bieten euch noch mehr Ideen, wie eure Schüler:innen vom kreativen Schreiben profitieren können. Außerdem gibt es auch in anderen Schulfächern Möglichkeiten, kreatives Schreiben einzusetzen, um komplexe Themen aufzulockern.

Was ist kreatives Schreiben?

Kreatives Schreiben ist eine Form des Schreibens, bei der der Fokus auf der freien Entfaltung der eigenen Fantasie und Kreativität liegt. Hierbei können unterschiedlichste Textformen entstehen, darunter Gedichte, Essays, Kurzgeschichten und andere Arten fiktionaler Texte. Strikte Regeln oder Vorgaben sind beim kreativen Schreiben nicht von Bedeutung. Vielmehr geht es darum, die eigenen Gedanken, Emotionen und Ideen auf individuelle Art und Weise zu Papier zu bringen und dadurch die Vorstellungskraft und Kreativität zu fördern.

Kreatives Schreiben hat längst Einzug in die Universitäten und Volkshochschulen gefunden. Das Interesse an Schreibkursen ist groß und immer mehr Menschen wollen die Vorteile und Möglichkeiten des kreativen Schreibens für sich entdecken und nutzen. Selbstreflexion, Stressabbau, Schreibfertigkeiten, Kreativität und Kommunikationsfähigkeiten können gestärkt werden, wenn kreatives Schreiben richtig eingesetzt wird. Hierbei spielt weniger das Ergebnis die wichtigste Rolle, sondern vielmehr der Schreibprozess, der hilft, Gedanken zu sortieren und sich auszudrücken. Doch nicht nur Erwachsene mit einem Faible für Sprache und Text profitieren von den Vorteilen kreativen Schreibens. Auch Kinder und Jugendliche können diese Methode für sich entdecken und spielerisch ihre Sprache und Kreativität fördern, wenn ihnen etwas auf die Sprünge geholfen wird. Im Folgenden finden sich einige Ideen, um Schüler:innen Inspiration zu bieten, selbst etwas zu Papier zu bringen.

Intuitiv und einfach - Freewriting

Die wahrscheinlich simpelste Variante des kreativen Schreibens ist das Freewriting. Hier gibt es, wie der Name vermuten lässt, so gut wie keine Regeln und Vorgaben. Außer eine: Es muss geschrieben werden! Beim Freewriting ist es wichtig, nicht lange nachzudenken und sich den Kopf über die beste Formulierung zu zerbrechen. Es geht darum, einfach loszuschreiben und den Stift für eine bestimmte Zeit nicht abzusetzen. Dadurch kommen ungefiltert alle Gedanken und Ideen aufs Blatt und nichts geht verloren. Das Freewriting zielt nicht darauf ab, ein literarisches Meisterwerk zu erschaffen. Tatsächlich ist das Endergebnis irrelevant, es geht in erster Linie um die Sortierung der eigenen Gedanken und das Überwinden möglicher Schreibblockaden.

Wenn ihr Freewriting mit eurer Klasse ausprobieren wollt, solltet ihr euch ein Thema überlegen, mit dem ihr einen Impuls setzen könnt. Hier eignen sich je nach Schulfach natürlich unterschiedliche Inhalte für die Übung. Ihr könnt kreatives Schreiben theoretisch in jedem Schulfach einsetzen, um ein neues Thema einzuleiten und euren Schüler:innen die Möglichkeit zu geben, die eigenen Gedanken vorab zu sortieren. Wenn es beispielsweise um das neue Thema Evolution im Fach Biologie geht, wäre eine gute Übung, das Wort „Evolution“ an die Tafel zu schreiben und einen Timer auf 5 Minuten zu stellen. In dieser Zeit sollen die Schüler:innen alles, was sie mit dem Thema verknüpfen und schon darüber wissen, auf einem Blatt Papier sammeln. Das kann entweder in Textform geschehen oder auch in Form einer Mind-Map bzw. Stichwortsammlung. Die einzige Regel: Niemand darf den Stift absetzen und unterbrechen. Je öfter diese Übung mit euren Schüler:innen durchgeführt wird, desto leichter wird es ihnen fallen, sich auf den Prozess einzulassen.

Nach Ablauf der Zeit können Ideen und Gedanken ausgetauscht und geordnet werden. Ob dieser Teil als Klassengespräch oder in kleinen Gruppen erfolgt, bleibt euch überlassen. Im Anschluss an diese Übung haben die Schüler:innen schon einen groben Überblick über das neue Thema und haben sich selbstständig und kreativ darauf eingestimmt.

Das Freewriting lässt sich im Deutschunterricht auch als Schreibübung einsetzen. Wenn zu einem beliebigen Thema (Frühling, Mut, Verantwortung etc.) die Gedanken aufgeschrieben werden, können eure Schüler:innen lernen, sich gedanklich schneller zu ordnen und die eigene Fähigkeit zur Formulierung zusammenhängender Sätze steigern. Selbstverständlich braucht es hier etwas Zeit und Geduld, langfristig können sich die sprachlichen Kompetenzen und die Kommunikationsfähigkeiten der Schüler:innen aber deutlich verbessern.

Lustige (Kurz-)Geschichten fördern die Fantasie

Eine andere Variante des kreativen Schreibens ist das Verfassen von Geschichten zu einer bestimmten Situation oder Idee. Hier sollte es, anders als beim Freewriting, keinen fünfminütigen Timer geben, sondern etwas mehr Zeit, um kreative Ideen entstehen zu lassen. Durch das Ausdenken eigener Geschichten wird die Fantasie und Kreativität der Schüler:innen besonders geschult. Inspirationen für eine Geschichte können beispielsweise komplexere Bilder, Zeitungsartikel oder kurze Videos bieten, aber auch ein paar Sätze als Einstieg in eine Geschichte, die von den Schüler:innen weitergesponnen werden, eignen sich gut.

Das Geschichtenschreiben lässt sich auch als Gemeinschaftsaktion veranstalten. So schreibt der/die erste Schüler:in einen beliebigen Satz auf ein Blatt Papier und reicht es anschließend an die nächste Person weiter. Diese fügt einen dazu passenden Satz hinzu und so weiter. Wenn das Blatt einmal durch die Klasse gewandert ist, ist im Idealfall eine lustige kurze Geschichte entstanden, die jede/r Schüler:in mitgestaltet  hat. Besonders zum Lachen bringt eure Klasse die Version dieser Übung, bei der der Großteil der Geschichte umgeknickt wird, sodass immer nur der letzte geschriebene Satz sichtbar ist. Dadurch entsteht ein bunter und wirrer Erzählfaden, der vielleicht keinen Bestseller hervorbringt, dafür aber die Stimmung auflockert und den Schüler:innen hilft, Schreibblockaden und Hemmungen abzubauen.

Da für das Schreiben von Geschichten bzw. Kurzgeschichten deutlich mehr Zeit benötigt wird, sollte man bei der Unterrichtsplanung großzügig sein. Wer möchte, kann auch eine Schreibwerkstatt ins Leben rufen, in der nach dem Unterricht als AG gemeinsam Geschichten weitergeschrieben und besprochen werden. Schüler:innen diese Möglichkeit anzubieten, kann sich besonders positiv auf deren sprachliche Entwicklung auswirken und möglicherweise den ein oder anderen Jungautoren motivieren.

Tagebuch schreiben ordnet die Gedanken

(Quelle: Canva)

Schreiben kann auf das geistige Wohlbefinden und die psychische Gesundheit positive Effekte haben. Durch das Aufschreiben von Gedanken und Emotionen wird der Verarbeitungsprozess erleichtert und es gelingt besser, Situationen aus der Distanz zu betrachten. Das kann dabei helfen, das Innenleben zu strukturieren und einen neuen Blick auf verzwickte Situationen zu bekommen. Außerdem wird man durch das Aufschreiben negativer Erlebnisse und Gefühle darin bestärkt, sich aktiv damit auseinanderzusetzen und gründlich über etwas nachzudenken, ohne gedanklich abzuschweifen. Das therapeutische Schreiben kann eine Art sein, Ordnung ins eigene Leben zu bringen und langfristig klarer zu bleiben. Natürlich dürfen auch positive Erlebnisse und Gefühle ihren Weg in ein Tagebuch finden. Das hilft beim Erinnern an den letzten Sommerurlaub, den Ausflug in den Wald oder den schönen Nachmittag bei Oma. Wer mit Fotos arbeitet, erhält die schöne Erinnerung besonders genau! (Quelle: Canva)

Das Tagebuchschreiben eignet sich eher nicht für den direkten Einsatz im Unterricht, kann aber trotzdem thematisiert werden. Beispielsweise können Schüler:innen motiviert werden, sich ein Tagebuch zu kaufen und in einer Unterrichtsstunde gemeinsam von außen bunt zu gestalten und zu verzieren. Im Anschluss könnt ihr eure Klasse mit den Vorteilen des Tagebuchschreibens vertraut machen und euren Schüler:innen dadurch ein wichtiges Handwerkszeug zeigen, was sie jahrelang begleiten und unterstützen kann.

Kreatives Schreiben kann grundsätzlich jeder:m die Möglichkeit bieten, die eigene Fantasie zu fördern, die Sprachfähigkeiten zu verbessern und Gedanken zu strukturieren. Wenn ihr mit euren Schüler:innen Übungen im Bereich kreatives Schreiben macht, versucht das Ganze locker anzugehen und den Fokus auf das Ausprobieren und Lernen zu legen. Egal in welchem Fach, kreatives Schreiben kann fast zu jedem Thema eingesetzt werden, um den Unterricht aufzulockern und Abwechslung zu bieten.

Habt ihr euch selbst schon einmal im kreativen Schreiben versucht und sogar schon mit euren Schüler:innen ausprobiert? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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