Von “Fridays For Future” zur “Letzten Generation”: Der Umgang mit der Klimabewegung an Schulen

Von “Fridays For Future” zur “Letzten Generation”:  Der Umgang mit der Klimabewegung an Schulen

Vor inzwischen mehr als vier Jahren erobert ein Mädchen aus Schweden die weltweiten Schlagzeilen. Aus Protest bleibt sie jeden Freitag dem Schulunterricht fern und nennt es „Skolstrejk för klimatet“ (Schulstreik für das Klima). Sie setzt sich für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels der Pariser Weltklimakonferenz ein und tritt eine Bewegung los, die globale Ausmaße annimmt. Die Bewegung ist bekannt unter dem Begriff „Fridays for Future“ (FFF). Das Mädchen heißt Greta Thunberg. FFF löste zu dieser Zeit schärfste Debatten aus. Sollten Kinder und Jugendliche für politische Proteste schulfrei bekommen? Ja oder Nein? Eine einheitliche Meinung ließ und lässt sich bis heute nicht finden. Denn nach einem Jahr freitäglicher Unterrichtsabstinenz, sollten die Klassenräume auch an den restlichen Wochentagen leer bleiben. Der schwere Schleier der Coronapandemie legte sich auf uns nieder und vernichtete jegliche Form des physischen Miteinanders, so auch die soziale Bewegung Fridays for Future, die jetzt nur noch digital stattfinden konnte. Das Problem Klimawandel bestand jedoch zu den Zeiten der Coronapandemie weiterhin und die Formen des Protests haben sich verändert.

Denn während sich die Fridays For Future Demonstrationen durch das Ende der Coronapandemie nun wieder beginnen zu häufen, liegt die mediale Aufmerksamkeit mittlerweile auf einem anderen, sich für das Klima einsetzenden Bündnis, „der letzten Generation“. Die letzte Generation begann Anfang letzten Jahres verstärkt auf sich aufmerksam zu machen, indem sie durch vielerlei Arten zivilen Ungehorsams versuchte, die Regierung dazu zu bringen, entscheidende Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel durchzusetzen. Besonderes öffentliches Aufsehen erregen die Aktivisten damit, dass sie sich auf Straßen festkleben und somit oftmals den Straßenverkehr weitgehend außer Betrieb nehmen. Diese Art des Protests machte sie deutschlandweit unter dem Begriff „Klimakleber“ bekannt.

Letzte Generation bald in Schulen?

Berichten der „Welt am Sonntag“ zufolge wollen die Aktivisten der „letzten Generation“ nun die Idee verfolgen, ihren Wirkungsbereich zu vergrößern und an Schulen über ihr Handeln zu informieren. Dabei soll beispielsweise über zivilen Ungehorsam als politisches Druckmittel aufgeklärt werden. Ferner lässt sich vermuten, dass die Aktivisten über diesen Weg neue Anhänger für ihre Organisation gewinnen wollen.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) reagierte empört auf den Bericht und forderte, dass Personen, die „fortgesetzt Straftaten“ begehen und „Skepsis gegenüber der repräsentativen Demokratie“ sähen, in „keiner schule der rote Teppich ausgerollt“ werden sollte. Lieber sollte ein solches Gedankengut „im Unterricht kritisch besprochen und eingeordnet“ werden.

Auch von Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, gab es eine klare Stellungnahme. Es sei unzulässig, wenn „Schulleitungen oder Lehrkräfte Organisationen und Referenten in die Schule einladen, die explizit für die Beteiligung an rechtswidrigen Aktionen werben und die Schule quasi als Rekrutierungszone nutzen“. Weiter argumentiert Meidinger, dass „der Schutzraum Schule missbraucht und instrumentalisiert“ werden würde. Meidinger appelliert daher an Bildungsministerien und Landesregierungen „eindeutig klarzustellen“, dass solche Veranstaltungen „nicht erlaubt seien“.

Ähnlich war Meidinger auch Fridays For Future eingestellt. Gegenüber dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ sagte er 2021: „Wir lehnen es ab, dass die Schulpflicht zugunsten politischer Aktionen – etwa im Rahmen eines sogenannten Klimastreiks – aufgehoben wird.“ Damals begründete er seine entschlossene Position damit, dass man sonst entscheiden müsste, für welche politischen Aktionen man schulfrei bekäme und dass man so die politische Neutralität der Schule gefährde.

Umgang mit Protest in der Schule

Den gesellschaftlichen Umgang mit dem Klimawandel – der größten politischen Herausforderung unserer Zeit – aber aus dem Unterricht zu verbannen, zu tabuisieren, das funktioniert auch nicht. Es sollte den Schüler:innen in der Schule möglich sein, sich ein differenziertes Bild (in diesem Fall bezüglich verschiedener Protestformen) über die Sinnhaftigkeit und Richtigkeit der Mittel von „Fridays For Future“ und „der letzten Generation“ zu machen. Das ist natürlich in Form von klasseninternen Diskussionen möglich, in denen sich alle Positionen angehört werden. Aber auch in dem Vertreter dieser Organisationen über ihr Schaffen berichten, denn Aufklärung ist wertvoll und nicht gleich propagandistische Rekrutierung.

Zu diesem Thema bieten sich auch Projekt- oder Thementage an. Am 22. April ist beispielsweise der Tag der Erde, der die Wertschätzung unserer natürlichen Umwelt stärken soll. Dieser ließe sich also nutzen, um sich in einem schulischen Kontext dem Thema Klimaprotest zu nähern und über den Sinn der Protestaktionen der „letzten Generation“ zu diskutieren.

Wie steht ihr zu dem Thema? Sollten Anhänger der letzten Generation an Schulen referieren dürfen oder nicht? 

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