Vorbereitung auf die Zukunft: Wie ein zukunftsfähiges Abitur aussehen könnte

Gepostet von
Tobias Ristok
|
14
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March 2023
|
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Vorbereitung auf die Zukunft: Wie ein zukunftsfähiges Abitur aussehen könnte

Quelle: Canva

Die kommenden Jahrzehnte werden zweifellos mit großen Herausforderungen verbunden sein, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel, die Digitalisierung und den Mangel an qualifizierten Fachkräften. Wir müssen sicherstellen, dass die nächsten Generationen, unsere Kinder, unabhängig von ihrem Wohnort, ihrer Herkunft, ihrer Schule oder ihrem sozialen Hintergrund, bestmöglich auf die Herausforderung vorbereitet werden, bevor sie die Schule verlassen. Unser Ziel sollte es sein, die Zukunft aktiv zu gestalten.

Es ist also sinnvoll, das Abitur zu überprüfen, im Hinblick darauf, wie effektiv es die nächste Generation auf die zukünftigen Probleme dieser Welt wappnet. Das Bundesverfassungsgericht hat gefordert, dass die Abiturprüfungen künftig bundesweit einheitlich gestaltet werden müssen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die Kultusministerkonferenz (KMK) arbeitet bereits mit großer Energie an der Umsetzung dieses Vorhabens, um ein zukunftsfähiges Abitur zu schaffen. Die Rahmenbedingungen für das neue Abitur sollen bereits im März festgelegt werden, sodass die ersten Schüler:innen 2027 ihren Abschluss nach den neuen Regeln erreichen können.

Bei genauerer Betrachtung des neuen Entwurfs wird deutlich, dass dieses Konzept noch wenig zukunftsfähig scheint. Die Potsdamer Erklärung, die von einer großen Anzahl von Bildungsschaffenden unterzeichnet wurde, verdeutlicht dies. Demnach soll die Leistungsmessung in der Oberstufe und vor allem im Abitur auch in Zukunft hauptsächlich aus schriftlichen Klausuren in den jeweiligen Fächern bestehen, welche die Schüler:innen einzeln und in der Regel per Hand schreiben müssen. Doch was ist darin überhaupt enthalten? Hier die sechs Handlungsfelder der “Potsdamer Erklärung”

  • Zukunftsfähige Lernkultur: Die bisherige Struktur der Oberstufe basiert auf dem gemeinsamen Unterricht nach Fächern getrennt, für alle zur gleichen Zeit und am gleichen Ort. Nötig ist aber eine Lernarchitektur, die das Lernen allein, zu zweit, im Team, in kleinen oder großen Gruppen ermöglicht und in unterschiedlichem Lerntempo, auch zu variablen Zeiten.

  • Weiterentwicklung der Prüfungsformate: Die Leistungsmessung in der Oberstufe und im Abitur wird dominiert von Klausuren. Um die oben genannte Lernkultur auch in den Prüfungen abzubilden, müssen Leistungen in unterschiedlichen Formaten erbracht werden können – etwa als E-Portfolios, Forschungsberichte, Kolloquien oder Multimedia-Präsentationen. 

  • Zeit für Vertiefung: Die Beleg- und Einbringverpflichtungen in der Oberstufe führen zu 30 bis 35 Wochenstunden als Präsenzzeit in vielfältigen Kursen. Um den Jugendlichen Zeit zu geben, sich vertieft mit anspruchsvollen Themen auseinanderzusetzen und dabei eigene Schwerpunkte zu setzen, sind eine verringerte und zeitlich flexiblere Belegverpflichtung und schlankere Lehrpläne nötig.

 

  • Individuelle Bildungswege: Dazu gehören etwa die Streckung von Schulzeiten oder deren Verkürzungen, die Anerkennung außerschulisch erbrachter Leistungen nach klaren Kriterien und die Wiederholbarkeit einzelner Kurse. Öffnungen für ein „Abitur im eigenen Takt” würden mehr Bildungsgerechtigkeit ermöglichen. 

  • Innovationsklausel: Die Anforderung an Schule und Bildung wird sich auch in der Zukunft laufend ändern, auch angesichts des beschleunigten Wandels von Gesellschaft und Arbeitswelt. Deshalb bedarf es einer Regelung, die einen strukturellen Raum für Innovation in Schule und Bildung schafft. 

  • Öffentliche Bildungsdebatte: Die Debatte darüber, wie eine künftige gymnasiale Oberstufe aussehen soll, wird von der KMK weitgehend hinter verschlossenen Türen geführt und ohne öffentliche Beteiligung entschieden. Einbezogen werden sollten jedoch alle – Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte, Wissenschaft, Unternehmen und Gewerkschaften.

Das neue Abitur: Reform oder Rückschritt?

Ein einheitliches Abitur mit fast ausschließlich schriftlichen Prüfungen berücksichtigt nicht das Ziel, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, ihre eigenen Wege – ob digital oder analog – zu finden, insbesondere in Zeiten von KI-Seiten wie ChatGPT. Zudem berücksichtigt dieser Ansatz nicht die Diversität unserer heutigen Gesellschaft, die durch unterschiedliche Herkunftsgeschichten, Sprach- und Lernvoraussetzungen sowie Begabungen der Schüler:innen geprägt ist. 

Ein modernes Bildungssystem muss den neuen Anforderungen an Schule und Bildung gerecht werden und ein Abitur bieten, das auch Projektarbeit, digitale Arbeit und vor allem kritische Auseinandersetzungen mit dem Gelernten ermöglicht. Dabei sollte die Bewertung nicht nur auf handschriftlichen Arbeiten basieren, sondern auch andere Formen der Leistungsmessung wie digitale Arbeiten berücksichtigen. 

So schlägt zum Beispiel Verena Pausder, Expertin für Digitale Bildung und Gründerin der HABA Digitalwerkstätten eine Innovationsklausel vor: „Um die Weiterentwicklung des Schulwesens auch zukünftig zu sichern, sollte dringend eine Innovationsklausel in den Vorschlag der KMK aufgenommen werden, durch die Innovation in der Schule systematisch ermöglicht, unterstützt, begleitet und ausgewertet werden kann. Diese Klausel muss über das Instrument des bisherigen Schulversuchs hinausgehen, damit es nicht nur für einzelne Modellschulen, sondern für möglichst viele Schulen möglich ist und damit zu einem Wettbewerb der besten Ideen zur Gestaltung der Schule der Zukunft führt.”

In einer Gesellschaft, die mit Herausforderungen wie Fake News, Hate Speech, datenbasierten Diensten und digitalen Programmen konfrontiert ist, benötigt unser Land zukünftig Problemlöser:innen, die in der Lage sind, innovative Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu entwickeln. Diese Schüler:innen müssen nicht nur in der Lage sein, sich in dieser digitalisierten Welt zurechtzufinden und digitale Programme zu verstehen, sondern auch aktiv innovativ an der Gestaltung dieser teilnehmen zu können. Eine modernisierte Bildung und ein zeitgemäßes Abitur sind von entscheidender Bedeutung für die Zukunft unserer Schüler und unseres Landes.

Die Bildung spielt hierbei eine wichtige Rolle, da sie dazu beitragen kann, die Menschen auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes 4.0 vorzubereiten. Eine zukunftsorientierte Bildung sollte nicht nur die technischen Fähigkeiten vermitteln, die für die Nutzung digitaler Technologien erforderlich sind, sondern auch soziale und kommunikative Kompetenzen fördern, da diese in einer zunehmend vernetzten Arbeitswelt immer wichtiger werden.

Wie findet ihr die geplante Hochschulreform? Denkt ihr, das Abitur wird zukunftsfähiger ? Seid ihr davon betroffen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

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