Wie können Schulen das Thema Islam im Unterricht behandeln?

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January 2023
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Wie können Schulen das Thema Islam im Unterricht behandeln?

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Berlin, 14. Dezember 2022 – Viele Lehrkräfte in Deutschland sind unsicher im Umgang mit dem Thema Islam – und wünschen sich mehr Informationsmaterial und Hilfestellung. Das Museum für Islamische Kunst in Berlin stellt Schulen und außerschulischen Lernorten deshalb ab sofort vielfältige transkulturelle Bildungsangebote kostenlos zur Verfügung.  Das Ziel: Lehrkräfte, Pädagog:innen der Jugendarbeit und Schüler:innen, aber auch Schulbuchredaktionen sollen für Stereotype sensibilisiert werden und sich ein vielseitigeres Bild islamisch geprägter Kulturen machen können. Gefördert wurde das Projekt unter dem Titel „Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Unterstützt wird es von der Unabhängigen Beauftragten für Antidiskriminierung Ferda Ataman.

„Mit den Bildungsangeboten möchten wir einen Beitrag zu einer wertschätzenden, inklusiven Gesellschaft leisten und populistischen und extremistischen Narrativen entgegenwirken“, erklärt Prof. Dr. Stefan Weber, Islamwissenschaftler und Direktor des Museums, das im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel Berlin beheimatet ist.  „Wenn man sich die historisch gewachsenen transkulturellen Verflechtungen zwischen Europa und der islamisch geprägten Welt bewusst macht, dann stellt sich heraus, dass wir viel mehr gemeinsam haben als uns trennt“, so Weber weiter.

Das sieht auch die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung Ferda Ataman so: „Europa in der einen Ecke, die Islamische Welt weit weg in der anderen? Die Vorstellung stimmt heute nicht und war auch vor Jahrhunderten schon falsch. Trotzdem hält sie sich hartnäckig in den Köpfen und bildet den Nährboden für Diskriminierung. Genau hier setzt das Bildungsprojekt „Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft“ des Museums für Islamische Kunst an. Durch seine Unterrichtsmaterialien macht es transkulturelle Verflechtungen sichtbar, stellt falsche Vorstellungen von Fremdheit und Zugehörigkeit infrage und hilft so dabei, diskriminierende Einstellungen abzubauen.“

Unter Mitwirkung von Lehrkräften, Künstler:innen und Partnern wie dem Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut sind verschiedene Formate für unterschiedliche Bildungsakteur:innen entstanden, die im Bereich „Digitales Lernen“ des übergeordneten Online-Portals „Islamic·Art“ zu finden sind.

Das sind zum einen speziell an die Lehrpläne der Länder angepasste digitale Unterrichtsmaterialien für die Klassen 4 bis 12 in zahlreichen Fächern wie Kunst, Musik, Ethik/Religion, Geschichte oder Politik. Zum anderen ergänzen digitale und analoge Workshop-Angebote für Schulklassen und Lehrkräfte die Unterrichtsmodule. Für die außerschulische Bildungs- und Jugendarbeit stehen darüber hinaus die im Rahmen des Projekts TAMAM gemeinsam mit deutschen Moscheegemeinden erarbeiteten Materialien zur Verfügung.

Ergänzt wird das Angebot durch das historische Adventure Game REMEDIO (ab 15 Jahren), das die Spielenden auf eine abenteuerliche Erkundungsreise in die Welt des Wissens in Südeuropa, Nordafrika, West- und Zentralasiens im 14. Jahrhundert mitnimmt. Bildungseinrichtungen können das Spiel kostenfrei bestellen.

Für moderierte Diskussionsformate eignet sich die Toolbox „Gemeinsame Zukunft“. Interaktive Spiele und Übungen zu den Alltagsthemen Essen, Orte und Musik erleichtern den Zugang zu den Themenfeldern Migration, Mobilität und Transkulturalität sowie Ausgrenzung und Inklusion. Die Toolbox richtet sich an Schulen und Jugendeinrichtungen in Berlin und wird vor Ort kostenfrei durchgeführt.

„Für viele Lehrkräfte ist das Thema Islam im Unterricht eine Herausforderung“, sagt Abdurrahman Kulaç aus eigener Erfahrung. Der Lehrer für Geschichte, Politik, Geografie, Ethik und Biologie an der Wolfgang-Borchert-Schule in Berlin-Spandau hatte bereits die Möglichkeit, das Material zu begutachten. Sein Fazit: „Wissenschaftlich fundierte, praxisnahe Unterrichtsmaterialien, die sich ohne großen Aufwand auch digital und für verschiedene Fächer einsetzen lassen – das ist genau das, was wir als Pädagog:innen brauchen, um auch mit solchen Themen sicher umgehen zu können, die mit Stereotypen belastet sind.“

Die Göttinger Professorin Riem Spielhaus, Leiterin der Abteilung Wissen im Umbruch im Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut, sagt über das Bildungsprojekt: „In den Schulbüchern liegt, wenn es um das Thema Islam geht, der Fokus weitgehend auf Extremismus und Terrorismus. Dabei ist es wichtig für das Zusammenleben, dass Kinder und Jugendliche auch das normale Leben des Islam – den Alltag, die Kunst und die Wissenschaften – kennenlernen. Wissen darüber kann gefährlichen Polarisierungen entgegenwirken. Es ist die Grundlage für ein friedliches Miteinander.“

Auch Sozialaktivist und #metwo-Begründer Ali Can empfiehlt Schulen, die Bildungsangebote zu nutzen: „Algebra habe ich in der Schule nicht sehr gemocht. Doch das Thema wurde mir sympathisch als ich erfuhr, dass sein Ursprung bei arabischen Gelehrten liegt. Dann wurde ich neugierig und entdeckte so viele weitere Kulturgüter, Wörter, Entwicklungen, die ihren Ursprung in der muslimischen Welt haben. Ich wünsche mir mehr Wertschätzung dafür. Genau das wollen die Bildungsmaterialien des Museums für Islamische Kunst bewirken“, so der kürzlich mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnete ehemalige Lehramtsstudent.

Danach gaben 19,42 Prozent der befragten Grundschul-, Sekundarschul- und Berufsschul-Lehrkräfte an, sie seien „sehr unsicher und mit dem Thema überfordert“, 13,99 Prozent von ihnen, sie seien „eher unsicher, ich wünsche mir mehr Material und Hilfestellung“, 18,72 Prozent antworteten, „sicher, ich habe das Thema im Unterricht bereits besprochen“. „Kann ich so pauschal nicht sagen“, antworteten 44,75 Prozent. Die Fragestellung lautete: „Wie sicher fühlen Sie sich, mit Ihren Schülerinnen und Schülern über den Islam zu sprechen?“

Weitere Informationen unter: http://www.smb.museum/gemeinsame-zukunft

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