“Das Lehrerzimmer” im Kino: Schule als Spiegel der Gesellschaft

Von
Theo Westphal
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12
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May 2023
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“Das Lehrerzimmer” im Kino: Schule als Spiegel der Gesellschaft

Hauptdarstellerin Leonie Benesch und  Regisseur İlker Çatak (Quelle: Commons)

Seit dem 4. Mai läuft das deutsche Drama “Das Lehrerzimmer“ in den Kinosälen der Republik. Der Film von İlker Çatak erzählt die Geschichte der jungen Lehrerin Carla Nowak (gespielt von Leonie Benesch), die sich nach Antritt einer Stelle an einer neuen Schule inmitten einer Verkettung von geheimnisvollen Diebstählen wiederfindet. Getrieben von ihren der Schulleitung gegensätzlichen Idealen versucht sie diese aufzuklären und gerät dabei nicht nur in eine moralische Zwickmühle, sondern wird auch von den Folgen ihrer gutwilligen Taten übermannt.

Aus der Sichtweise der eigentlich fähigen und motivierten Lehrerin erfährt das Publikum, dass ein Schüler türkischer Herkunft bei einer „Klassenrazzia“ von der Schulleitung fälschlicherweise beschuldigt wird, verantwortlich für die vielen Diebstähle zu sein. Empört von dem auf rassistischen Stereotypen basierenden Urteil und der denunzierenden Vorgehensweise der anderen Lehrkräfte, entschließt sich Carla, die Suche nach der schuldigen Person selbst in die Hand zu nehmen. Dazu lässt sie unbeaufsichtigt Geld vor ihrer laufenden Laptopkamera liegen und erwischt eine Kollegin dabei, wie sie das Geld an sich nimmt . Die mutmaßliche Diebin streitet zunächst alles ab und Carla Nowak und dem Publikum stellt sich die Frage, was skandalöser ist: Der Diebstahl oder das heimliche Spitzeln der Mathelehrerin?

Die Protagonistin gerät schnell in einen immer tragischer werdenden Strudel, indem sie trotz guter Absicht und Deeskalationsversuchen nach und nach die Kontrolle verliert und selber Ausgrenzung schafft und erlebt.

DAS LEHRERZIMMER Trailer German Deutsch (2023)

Der ausschließlich in der Schule spielende und bereits auf der Berlinale ausgezeichnete Film kann aus zweierlei Perspektiven gedeutet werden. Zuerst als klassischer Milieufilm, bei dem die Diebstahlserie als Mittel zu sehen ist, um die „fragile Schulgemeinschaft“ zu kennzeichnen und die vielen verschiedenen Emotionen und Probleme der Eltern und Lehrkräfte darzustellen. Dazu werden innerschulische Machtkämpfe und Konflikte illustriert und es wird gezeigt, dass Lehrkräfte oft in lobenswerter Absicht handeln, aber nicht immer alles richtig machen können.

Gleichwohl kann das Drama auch aus einer höheren Dimension betrachtet werden. Hierbei dient der Ort Schule als Mikrokosmos für die gesamte Gesellschaft und offenbart allgegenwärtige Probleme wie unsere Debattenkultur, Hierarchiestrukturen, die Verbreitung von Fake-News und rassistische Vorurteile.

„Das Lehrerzimmer“ erntete nach der Berlinale durchweg positive Kritik und wurde bereits in sieben Kategorien für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. 

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