Die unendliche Geschichte – Anfänge und Zukunft der Digitalisierung an deutschen Schulen

Von
Philipp Auswald
|
17
.
June 2023
|
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Die unendliche Geschichte – Anfänge und Zukunft der Digitalisierung an deutschen Schulen

(Quelle: Envato)

Deutschland – das Land der Dichter und Denker und Vorreiter in Sachen Innovation? Der Blick (nicht nur) auf die Digitalisierung an den Schulen lässt anderes vermuten. Unzeitgemäße Ausstattung, überforderte Lehrkräfte und Schüler:innen sowie bürokratische Hürden für die Beantragung von Fördergeldern sind nur einige der Kritikpunkte. Gerade zu Zeiten der Covid-19 Pandemie wurden die Defizite offensichtlich und es bleibt fraglich, ob die Wettbewerbsfähigkeit der Nation gewahrt werden kann, wenn der Umgang mit modernen Technologien und digitalen Medien keinen Platz im Schulalltag findet.  Doch wie hat alles begonnen, wo kommen wir her und wo gehen wir hin, mit Blick auf die Digitalisierung? Im Folgenden nehmen wir euch mit auf eine kleine Zeitreise in die Geschichte der Digitalisierung des deutschen Bildungswesens. 

Die 1980er: Digitalisierung in den Kinderschuhen

Als Digitalisierung – welche Kernthema des folgenden Artikels sein wird –  wird allgemeingültig der Prozess bezeichnet, in dem analoge Informationen in digitale Daten umgewandelt werden, die im Weiteren elektronisch verarbeitet und gespeichert werden können. 

Die Digitalisierung begann in den 1980er Jahren, als die ersten Personal Computer, kurz PCs, auf den Markt kamen. Die ersten Modelle waren extrem hochpreisig, wie etwa der IBM Portable Computer für 19975 US-Dollar, wurden jedoch im Laufe des Jahrzehnts immer erschwinglicher und fanden so später auch Einzug in die ersten Klassenzimmer der Bundesrepublik. Typisch für diese Zeit waren Heimcomputer der Marke Commodore, wie etwa der C64 und sein Nachfolger VC20, die mit einem Preis von 595 bzw. 299 US-Dollar erheblich preiswerter waren . Zu dieser Zeit wurden die Geräte ausschließlich für das sogenannte “programmbasierte Lernen” verwendet. Ein typisches Beispiel ist das Programm Logo, welches Kinder spielerisch das Programmieren näher bringen sollte. Typisch für diese Lernform sind interaktive Übungen, Tests und Quizfragen, die von der Computer-Software bereitgestellt werden und  auf das eigenständige Arbeiten der Schülerinnen und Schüler abzielen. Nachfolger dieser ursprünglichen Lernsoftwares sind auch heute noch auf dem Markt. Typischerweise werden diese Softwares heutzutage hauptsächlich in den Lernfeldern Sprache (wie z.B. Duolingo) sowie Informatik (z.B. Codeacademy) verwendet. Die Computer wurden zu dieser Zeit noch nicht systematisch an Schulen ausgegeben, weshalb deren Vorhandensein in den Klassenzimmern meist auf die Initiative der Schulen selbst zurückzuführen war. 

Start der Vernetzung

Der nächste große Schritt in Richtung Digitalisierung erfolgte im Jahr 1993, als das “World-Wide-Web” für die Öffentlichkeit zugänglich wurde. Es war diese Erfindung, die die Nutzung der meisten Tools, welche heutzutage in den Unterricht eingebunden werden, erst möglich machte. Voraussetzung für eine einwandfreie Internetnutzung an Schulen ist jedoch ein schneller Internetzugang, welcher im Jahr 2023 bei einem Drittel aller Schulen im Bundesgebiet immer noch nicht vorhanden ist. Das Internet ermöglichte diverse neue Formen des Lernens, den Einsatz und die Verknüpfung verschiedener Medien, sowie das Verarbeiten, Speichern und Teilen von Daten und schaffte damit bis dato ungeahnte Potenziale, den Unterricht an die zunehmend digitalisierte Arbeitswelt anzupassen. 

Durch das Internet wurde die Einbindung von Lernplattformen in den Unterricht, wie z.B. die im Jahr 2002 gestartete Plattform Moodle ermöglicht. Diese bietet durch ihr Kursmanagementsystem die Möglichkeit Kurse zu erstellen und zu verwalten, die Schüler:innen bearbeiten können und bietet darüber hinaus Möglichkeiten zur Kommunikation wie Chats und Foren. 

Versäumnisse der Digitalisierung

Somit war der Grundstein für die Digitalisierung an Schulen gesetzt, jedoch konnten nicht alle Schulen gleichermaßen partizipieren, denn damals wie heute gibt es starke Unterschiede im Fortschritt der Digitalisierung innerhalb des Bundesgebiets. Eine ausgiebige Studie zu dem Thema wurde von der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen angefertigt und kann hier nachgelesen werden.

Gegenwärtig hängt Deutschland im internationalen Vergleich, was die Digitalisierung an Schulen anbelangt, hinterher. Belegt wird dies durch die Ergebnisse der Pisa Studie

Diese Defizite wurden vor allem in den Jahren ab 2020 im Zuge der Covid-19 Pandemie offensichtlich, welche veränderte Lehrmethoden, darunter das Homeschooling, nötig machte. Dazu zählten unter anderem die mangelnde Ausstattung mit Endgeräten und schnellem Internet sowie fehlende Schulungen für Lehrkräfte im Umgang mit den digitalen Medien. Durch diese Probleme fiel der Lernerfolg vieler Schüler:innen, insbesondere derer aus sozial benachteiligten Familien, geringer aus als gewöhnlich.

Späte Initiative: Der Digitalpakt von 2019

Im Jahr 2019, also ein Jahr vor Ausbruch der Covid-19 Pandemie in Deutschland, hat die Bundesregierung den  Digitalpakt-Schule beschlossen, welcher eine  Antwort auf die schlechte Lage der Digitalisierung an deutschen Schulen sein  sollte,  und seitdem in Kraft ist. Dieser stellt den Ländern finanzielle Mittel in Höhe von fünf Milliarden Euro zur Verfügung, welche für die Investition in die digitale Bildungsinfrastruktur vorgesehen sind. Im Zuge der Covid-19 Pandemie wurden diese Mittel im Jahr 2020 um weitere 1,5 Milliarden Euro erweitert. Zur Nutzung der durch den Digitalpakt-Schule bereitgestellten Mittel, gibt die GEW-Mitgliederbefragung von 2020 genauere Auskunft. .

Das Regierungspaket steht in der Kritik, unzureichend in seiner Form und erheblich zu spät zu sein. Die Folgen, welche aus diesen Versäumnissen entstehen können, haben wir uns bereits in diesem Artikel gewidmet.

Die Ampel  sieht in ihrem 2021 unterschriebenen Koalitionsvertrag unter anderem eine Fortsetzung des Digitalpakt-Schule durch den Digitalpakt 2.0 vor. Dieser hat das Ziel, während seiner Laufzeit, von 2024 bis 2030, die Erneuerung, Neuanschaffung und Wartung von Hardware an Schulen zu ermöglichen und weiterzuführen. 

Nach der Pisa Studie steht fest, dass die Digitalisierung an deutschen Schulen, welche  bereits eine jahrzehntelange Historie hinter sich hat  und kurz nach der Erfindung des ersten Personal Computers beginnt in ihrer Wichtigkeit lange vernachlässigt wurde, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Schulen im internationalen Vergleich stark gelitten hat. Insbesondere zu Zeiten der Covid-19 Pandemie wurden die Folgen dieses Versäumnisses offensichtlich, als es den größten Bedarf an moderner Technik gab. Die Bundesregierung hat seit 2019 mit dem Digitalpakt-Schule und seinem Nachfolger Maßnahmen auf den Weg gebracht, welche den Missständen an den Schulen entgegenwirken sollen. Ob deren Art und Umfang ausreichend ist, wird von vielen Stimmen jedoch bezweifelt.

Welche Maßnahmen denkt ihr müssen getroffen werden, damit deutsche Schulen in Bezug auf die Digitalisierung nicht abgehängt werden? Was braucht es, um den Digitalpakt endlich ins Rollen zu bringen? Schreibt eure Meinung dazu gerne in die Kommentare!

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