UnLearn School: Acht Schulen auf dem Weg zum Lernen der Zukunft

Von
Redaktion
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June 2024
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Eine Grupper Schülerinnen sitzt mit einer Lehrerin am Tisch, sie unterhalten sich und tauschen Ideen aus.

(Quelle: UnLearn School)

Schulen und Lehrkräfte erleben tagtäglich, wie groß oft die Differenz zwischen der Lebensrealität der Schüler:innen und der schulischen Realität ist. Viele junge Menschen fühlen sich in den Angeboten und Strukturen von Schule nicht abgeholt. Lehrkräfte sind konfrontiert und herausgefordert von zunehmender Heterogenität – während gleichzeitig die Strukturen, in denen das Lernen organisiert wird, die Chancenungleichheit stärkt, anstatt ihr entgegenzuwirken. An allen Ecken und Enden wird deutlich: schnelle Veränderungen sind notwendig – und deshalb machen sich immer mehr Schulen selbst auf den Weg, genau diese Themen anzupacken.

Vom Hinterfragen, Verlernen und Neulernen

Die Schulen, die sich auf den Weg zum Lernen der Zukunft machen, hinterfragen alte Gewohnheiten und Normalitäten. Sie integrieren neue Strukturen und Lernformen, die wirkungsvolles und am Individuum ausgerichtetes Lernen ermöglichen. Sie verabschieden sich von Strukturen, mit denen wir alle aufgewachsen sind, die wir alle jahrzehntelang für selbstverständlich gehalten haben. Damit schaffen sie Raum für ein Lernen, das den d der Schüler:innenschaft und er Gesellschaft im 21. Jahrhundert gerecht wird. Sie legen den Fokus darauf, junge Menschen zu unterstützen, in der komplexen Welt von heute und morgen Selbstwirksamkeit zu erleben und ihr Leben sowie die Gesellschaft aktiv mitzugestalten.

Diesem Verlernen und neu Lernen von Schule hat sich die Organisation beWirken mit der Mission “UnLearn School – Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft” gewidmet um zu zeigen, wie dieser Lernkulturwandel gelingen kann. Mit fünf Filmepisoden, einem Buch und weiteren Veranstaltungen geben hier acht Good-Practice-Schulen Einblicke, wie sie die Veränderung begonnen haben, welche Maßnahmen erfolgreich waren und was verworfen wurde – kurz: Wie sie ihren eigenen Lern- und Veränderungsprozess als Schule gestalten.

Fünf Dimensionen des Lernkulturwandels

Die zentralen Themen der Veränderung lassen sich dabei in fünf Dimensionen unterteilen, die zusammen als ein Rahmen für eine ganzheitliche Schulentwicklung dienen können. Jede dieser fünf Dimensionen wird in einer der kostenlosen Filmepisoden intensiver beleuchtet und mit Good-Practice Beispielen ganz konkret greifbar gemacht. Abschauen ist hier unbedingt erwünscht!

Die fünf Dimensionen, die für den Lernkulturwandel an Schulen entscheidend sind.

1. Eigenständiges Handeln der Lernenden

Ein zentrales Bildungsziel ist es, Schüler:innen zu befähigen, eigenständig und effektiv ihr Leben und Umfeld mitzugestalten. Schulen benötigen dazu neue Lernformen und Strukturen, um jungen Menschen solche Erfahrungen zu ermöglichen. Innovative Konzepte wie das Fach L.E.B.E.N. an der Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe leiten Schüler:innen der Klassen 5 bis 10 an, Verantwortung zu übernehmen, sowohl in der Schule als auch im gesellschaftlichen Kontext. Ähnlich aktiv bindet die Heinz-Brandt-Schule ihre Schülerinnen und Schüler in wichtige Entwicklungsprozesse der Schule und die Arbeit aller Gremien ein.

2. Lernbegleitung und offene Lernformen

Schulen setzen zunehmend auf offene Lernformen, die individualisiertes und projektorientiertes Lernen fördern und Lehrkräften eine unterstützende Rolle im Lernprozess der Schüler:innen zuweisen, als sogenannte Lernbegleiter:innen. Die offenen Lernformen sind entscheidend für den Erwerb von Fach-, Sozial-, Selbstlern- und Zukunftskompetenzen. Ein Beispiel hierfür ist die Richtsbergschule in Marburg mit ihrem Konzept PerLenWerk, das es Schüler:innen ermöglicht, im eigenen Tempo an einem selbstgewählten Ort zu lernen. Zusätzlich bieten regelmäßige Lerncoaching-Gespräche Unterstützung für diejenigen, die beim selbstorganisierten Lernen Herausforderungen begegnen.

3. Gestaltung von Lernorten

Räumliche Gegebenheiten fördern offene Lernformen und unabhängiges Handeln der Lernenden, nicht nur innerhalb des Schulgebäudes, sondern auch außerhalb. Zeitgemäße Lernraumkonzepte verabschieden sich von traditionellen Flurschulen und entwickeln offene Lernlandschaften, in denen Schüler:innen frei agieren und passende Arbeitsplätze finden können, wie es am Theresianum in Mainz zum Beispiel der Fall ist. An der Jeetzeschule in Salzwedel wird praxisnahes Lernen auf der schuleigenen Farm umgesetzt. Der Raum als "dritter Pädagoge" spielt eine wichtige Rolle im Wandel der Lernkultur. Die Good-Practice-Schulen zeigen aber auch, dass zur Umgestaltung nicht zwingend Neubauten erforderlich sind.

4. Lernen in der Digitalität

Digitale Geräte sind mittlerweile wesentlich für das schulische Lernen. Die Digitalisierung fördert eine Kultur, die Lehr- und Lernprozesse grundlegend verändert. Good-Practice Schulen von UnLearn School nutzen Medien auf eine Weise, die auch unserem Alltag und Arbeitsleben entspricht, indem sie sowohl für die Informationsaufnahme als auch -verarbeitung eingesetzt werden, ohne den Lernprozess zu dominieren. Die Geräte bleiben Mittel zum Zweck. Beispielsweise verwenden Schüler:innen der Ernst-Reuter-Schule Tablets in projektorientiertem Unterricht, um Inhalte durch Podcasts oder Lernvideos statt durch traditionelle Texte zu erfassen.

5. Zusammenarbeit in der Schulgemeinschaft

Effektive und gut organisierte Teamarbeit ist entscheidend für das Lernen der Zukunft und eine nachhaltige Schulentwicklung. Es ist notwendig, über traditionelle Rollen hinauszugehen und klare Teamstrukturen zu etablieren, um ganzheitliche Lernkonzepte umzusetzen und die Herausforderungen von Veränderungsprozessen zu bewältigen. Das Theresianum in Mainz implementiert dies durch Jahrgangsteams und -parlamente, die Lehrkräfte und Schüler:innen einbeziehen.

Den Lernkulturwandel an der eigenen Schule anstoßen

Die vielfältigen erfolgreichen Praktiken der Good-Practice-Schulen zeigen, dass es keine universelle Lösung für zeitgemäßes Lernen gibt. Es geht immer auch darum, herauszufinden: Wo stehen wir als Schule – mit unseren Schüler:innen, unserem Kollegium, unserem Umfeld? Was ist unser Zukunftsbild für das Lernen an unserer Schule – und welches ist der richtige Weg, um uns diesem anzunähern? Es ist entscheidend, diese Fragen aktiv zu diskutieren und anzugehen.

Jede Schule muss und darf sich individuell entwickeln, um Herausforderungen wie Chancenungleichheit zu begegnen, wobei auch politische Unterstützung nötig ist. Doch wie die UnLearn School Schulen betonen, ist es wichtig, in die Umsetzung zu kommen: durch eigene Initiative und kontinuierliches Lernen aus Fehlern und Erfolgen. Einfach machen!

Ein erster hilfreicher und ganz konkreter Schritt – und auch das berichten alle acht Good-Practice-Schulen – ist das Hospitieren an anderen Schulen. Ein Besuch an einer anderen Schule, die sich auf dem Weg zum Lernen der Zukunft befindet, gibt Inspiration und eine Idee davon, wie neue Lernkonzepte tatsächlich aussehen können. Was wollen wir übernehmen? Was passt weniger zu unserer Schüler:innenschaft? Dann steckt man schon mittendrin im Veränderungsprozess.

Literatur

OECD (2019): OECD Lernkompass 2030.

Zierer, T. et al. (2023): UnLearn School – Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft“. Lüneburg: beWirken

UnLearn School

Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft

Unter diesem Titel veröffentlicht: Ein fünfteiliger Episodenfilm, der online frei verfügbar ist, sowie ein Fachbuch und weiterführende Angebote der Organisation beWirken.

beWirken begleitet Schulen und Organisationen dabei, das Lernen von morgen zukunftsgerichtet zu gestalten.

bewirken.org/unlearn-school

Zu den Autor:innen:

Judith Holle ist Co-Geschäftsführerin bei beWirken. Sie begleitet als Expertin für offene Lernformen Schulen in Veränderungsprozessen und entwickelt Konzepte für die Veränderung von Schule.

Teresa Zierer ist Projektleiterin von UnLearn School und verantwortet bei beWirken die Entwicklung von innovativen Lösungen für den Lernkulturwandel und die Transformation von Schule.

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