Von der Kirche bis Bologna – Die Lehrerausbildung im Laufe der Zeit (Teil 1)

Von
Leon Noel Gärtner
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29
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March 2023
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Von der Kirche bis Bologna –  Die Lehrerausbildung im Laufe der Zeit (Teil 1)

(Quelle: BR)

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Leon Noel Gärtner

Vom Ruf eines ‘unwürdigen’ Standes bis hin zur selbstverständlichen Existenz, der Beruf des Lehrers oder Lehrerin hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Teil dieser Geschichte ist, wie die Personen, welche die nächste Generation auf das Leben vorbereiten, selbst für ihren Beruf vorbereitet werden. Im ersten Teil unseres Artikels erfährst Du etwas über die Geschichte der Lehrer(ausbildung). Im zweiten Teil werfen wir dann einen Blick auf die aktuelle Lage und diskutieren, welche nächsten Schritte gegangen werden müssen, damit diese auf der Höhe der Zeit bleibt.

Vom Klerus zum Abitur

Das Konzept Wissen weiterzugeben gibt es schon so lange wie Wissen selbst, nur Namen und Titel haben sich geändert. Bereits im Mittelalter vollzogen Lehrkräfte ihre Arbeit, wurden damals allerdings dem geistlichen Stand zugeordnet, mit Verbindungen zur Kirche. Ihr Gehalt verdienten sie durch Spenden ihrer Auftraggeber und Pfründe der kirchlichen Gemeinde, die auch für ihre Ausbildung zuständig waren. Ein kleines Überbleibsel ist in Deutschland davon noch zu sehen: Auch heutzutage haben kirchliche Gemeinden immer noch einen Einfluss auf die Bildung in der Form von Religionsunterricht, als Träger von Bildungseinrichtungen und engagierter Partei im Bildungsdiskurs.

Mit der Erstarkung des Bürgertums und dem damit einhergehenden neuen Wissensdurst wurden Lehrkräfte im Mittelalter gefragter. Im Laufe der Reformation trennten sich Lehrkräfte teilweise von der Kirche und verdingten sich an privaten Schulen. Der bereits aus der Antike bekannte Beruf des Privatgelehrten kehrte zurück.

Jedoch gab es auch bis in die Neuzeit (1500-1800) zumeist keine Schulpflicht — Stand und Qualität der Bildung war des Weiteren nicht einheitlich und größtenteils abhängig von der Region (ein Schelm, wer da Vergleiche zur Gegenwart ziehen möchte). Erst im 19. Jahrhundert im Zuge der Nationalstaatsbildung wurde das Verlangen nach einer universellen Lehrerausbildung wahrgenommen, unter anderem als Folge des wachsenden deutschen Nationalbewusstseins. Leitmotiv war, die Qualität des Unterrichts zu erhöhen und Aufmerksamkeit und Verständnis für pädagogische Herausforderungen zu schaffen. Schon damals gab es zwei unterschiedliche Ausbildungsgänge in Form des niederen Schulwesens der Volksschule, oft betrieben von Handwerkern oder Künstlern. die sich einen Zusatzlohn verdienten, und des höheren Schulwesens, das sich auf Gymnasiallehrer spezialisierte. Ein erstes Staatsexamen für die Qualifikation zur Einstellung gab es erstmals 1810 in Preußen. Die gezieltere Ausbildung führte auch zu einer Säkularisierung, abseits von reiner Theologie. Erste pädagogische Schwerpunkte wurden Ende des 19. Jahrhunderts inkludiert.

Neuzeit des Lernens – von Weimarer Republik zur Bundesrepublik und DDR 

Die Weimarer Republik hat Pädagogische Institutionen zur Vorbereitung der Lehrerschaft ins Leben gerufen. Die Aufnahme  benötigte das Bestehen der Abiturprüfung, das Studium selbst dauerte zwei Jahre und setzte einen Fokus auf jeweils ein naturwissenschaftliches Fach und ein geisteswissenschaftliches Fach.

In Zeiten des Nationalsozialismus wurde das Bildungssystem für die Zwecke des Dritten Reichs missbraucht. Es wurde zu einem systematischen Teil des Schulalltags und des Arbeitstages von Lehrkräften, die Jugend zum Nationalsozialismus zu erziehen, als ein Instrument von vielen. So war die NLSB (Nationalsozialistischer Lehrerbund), bei dem über 90 Prozent aller Lehrer dabei waren, ein fester Bestandteil des Nazi-Regimes. 

In der Nachkriegszeit und der DDR wiederum wurden Lehrkräfte weiterhin eine bedeutsame Rolle als Teil politischer Zielsetzung erteilt. Pädagogische Hochschulen, dem Ministerium für Volksbildung unterstellt, entstanden zuerst 1947. Durch die zahlreichen Kündigungen von Lehrkräften, die Teil des Nazi-Regimes waren, wurde der Entnazifizierungsunterricht häufig von Neulehrern geprägt. Das waren zumeist junge Pädagogen, die von der Vergangenheit unbelastet waren. Das Fachgebiet wurde zunehmend akademisiert und bis 1982 wurde die Ausbildungsdauer auf fünf Jahre verlängert. Auch in der Bundesrepublik wurde ein neues Schulwesen aufgebaut, der deutsche Bildungsföderalismus entstand dort als Lehre aus der Nazivergangenheit. Mit der Studentenbewegung ab 1968 erlebte schließlich auch dort die Entnazifizierung der Bildung einen dringend benötigten Schub. Lehrkräfte agierten unter einem sozialistischen Regime, dem laut der DDR einzig wahren System. Dies prägte die Kindergärten und alle Aspekte des Bildungssystems, und wurden von Lehrkräfte weitervermittelt, Lehrer weiterhin agieren in einer Erziehungsposition, beeinflusst vom Staat doch häufig ohne dass dieses hinterfragt wurde.

Schulgebäude in der DDR (Quelle: Commons)

Nach dem Fall der DDR und der Wiedervereinigung Deutschlands kam es erneut zu einem Wandel.  Nach dem Mauerfall und den damit verbundenen drastischen gesellschaftlichen Veränderungen wurden die Schulsysteme an das bundesrepublikanische Konzept angeglichen, was einige Lehrkräfte um ihren Beruf bangen ließ. Die Integration von westlichen Bildungsidealen wurde von einigen als Kulturschock empfunden. Einzug hielt die zweiphasige gesamtdeutsche Lehrkraftausbildung mit einem von der Fachausbildung abgekoppelten Referendariat. Pädagogische Hochschulen der DDR wurden entweder geschlossen oder in Universitäten eingegliedert. Das Studium selbst ist von nun an unterteilt in Lehramt für Grundschule, Real- und Hauptschule, Gymnasium, Sonderpädagogik und berufliche Schulen. 

Deutschlands Bildungssystem und die Herausforderungen der Lehrkräfte haben eine Vielzahl von vergangenen Gesichtern. Doch wie sieht es mit der aktuellen Lage aus und was für Hindernisse gilt es noch zu bewältigen? Mehr dazu erfahrt ihr in Teil 2, der in den kommenden Tagen auf Lehrer-News erscheint. Schaut vorbei!

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