“Handlungsplan Lehrkräftegewinnung”: Ein guter Ansatz gegen den Lehrermangel in Schleswig-Holstein?

Von
Viola Hegner
|
28
.
June 2023
|
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“Handlungsplan Lehrkräftegewinnung”: Ein guter Ansatz gegen den Lehrermangel in Schleswig-Holstein?

Kiel. Um dem Lehrkräftemangel in Schleswig-Holstein entgegenzuwirken, wurde im vergangenen Februar der Handlungsplan Lehrkräftegewinnung verabschiedet. Seitdem gab es von vielen Seiten Kritik: Sowohl die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft), als auch verschiedene Parteien fordern umfangreichere Maßnahmen, um die Situation schnellstmöglich verbessern zu können. 

Wie in vielen anderen Bundesländern ist der Lehrkräftemangel auch in Schleswig-Holstein ein ernstzunehmendes Problem. Im Oktober vergangenen Jahres waren laut dem Bildungsministerium 220 der rund 22.600 und damit etwa ein Prozent der Lehrstellen unbesetzt. Der Mangel an Lehrkräften ist jedoch auf mehreren Ebenen ungleich verteilt: 

Während beispielsweise Deutschlehrer:innen zu genüge vorhanden sind, fehlt es vor allem an Lehrkräften für die MINT-Fächer und auch Kunst und Musik sind scheinbar wenig beliebt. 

Gymnasien haben jedoch kaum mit dem Lehrkräftemangel zu kämpfen. Es trifft stattdessen besonders die Grund-, Berufs und Förderschulen. Auch regional zeigt sich eine ungleiche Verteilung: Die meisten Stellen sind im Süden und an der Nordseeküste unbesetzt. Dem sollen bereits seit längerem Förderzahlungen entgegenwirken: mit einem monatlichen Bonus von 250 Euro will das Land Lehrer:innen in den Mangelgebieten an die Grund- und Förderschulen locken. 

Doch der Bedarf an mehr und wirksameren Maßnahmen wird immer größer. Im Februar wurde deshalb von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) ein Handlungsplan für die Lehrkräftegewinnung vorgestellt. Dieser setzt bei der Berufsorientierung an Schulen an, umfasst danach alle Phasen des Studiums und beinhaltet auch eine Entlastung der Lehrkräfte in Verwaltungsaufgaben. 

Das Land will in Zukunft mehr Schüler:innen für den Lehrberuf anwerben. Bei potentiellen Studienanfängern soll der Fokus der Beratung auf Schulart und Fächerauswahl gelegt werden, um mehr zukünftige Lehrer:innen für die weniger besetzten Fächer und die Berufs- und Förderschulen sowie Grundschulen zu begeistern. Um auch die regionale Verteilung zu verbessern, sollen angehende Lehrer:innen außerdem zukünftig ausführlicher beraten werden, an welchen Orten sie am Ende gebraucht werden und ihnen somit bessere Jobchancen geboten werden. Gleiches soll auch mit einer neu eingeführten Praktikumsdatenbank erleichtert werden. Sollte man sich nach der Nutzung dieser für ein Praxissemester in einer anderen Region des Landes entscheiden, werden Übernachtungskosten übernommen, wenn diese die anfallenden Reisekosten vom Wohnort zur Schule nicht überschreiten. 

Auch bei denen, die bereits als Lehrkräfte arbeiten, setzt der Handlungsplan neu an. Die Möglichkeit eines sogenannten “Sabbaticals”, also eines langen Sonderurlaubs, soll verringert werden. Anstatt nach zwei Jahren wird dies nun erst nach zehn Jahren im Lehrberuf möglich sein. 

Die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) beurteilt viele der Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung als sinnvoll. Jedoch fehlen laut der Gewerkschaft Vorschläge, um Lehrer:innen konkret zu entlasten und die Arbeit an Schulen zu erleichtern. GEW Geschäftsführer Bernd Schuer meint, junge Menschen werden sich auch weiter nicht für den Lehrberuf begeistern lassen, wenn dieser so unattraktiv bleibt: „Die Bedingungen an den Schulen sind einfach schwierig, das muss man wirklich sehen. Sie sind in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, es hängt mit einer Veränderung der Schülerschaft zusammen, aber es hat tatsächlich auch damit zu tun, dass Lehrerinnen und Lehrer zu viele Pflichtstunden unterrichten müssen."

Kritik gab es auch vonseiten der SPD. Die Lösungen seien nicht groß genug für das Problem, kritisierte SPD Bildungspolitiker Martin Habersaat. Auch Die FDP schloss sich den Forderungen nach größeren Maßnahmen an: „Die beiden großen Probleme sind doch, dass zu wenige angehende Lehrkräfte in den MINT- und den künstlerischen Fächern studieren und zu viele nach dem Studium in Kiel oder Flensburg wohnen bleiben wollen.", äußerte der bildungspolitische Sprecher Christopher Vogt: „Diese beiden Kernprobleme bleiben weiterhin ungelöst, da Karin Prien erst einmal nur an dem Symptomen herumdoktern will."

Vom Koalitionspartner, den Grünen, erhielt Bildungsministerin Prien hingegen ein Lob. Malte Krüger, der bildungspolitische Sprecher der Landesfraktion, sagte: „Das Maßnahmenpaket der Allianz für Lehrkräftebildung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, um die Lehrkräftebildung zeitgemäß zu gestalten."

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