Lehrerausbildung im Wandel: Welche Skills sind künftig wichtig?

Lehrerausbildung im Wandel: Welche Skills sind künftig wichtig?

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Die Lehrerausbildung steht vor einer neuen Ära: Angesichts der Herausforderungen, die mit Digitalisierung und Lehrermangel einhergehen, müssen Lehrerinnen und Lehrer künftig über neue Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen. Neben der Fachkompetenz sind dabei nicht zuletzt auch Soft Skills gefragt, um Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern und den Lernprozess zu unterstützen. In diesem Artikel, der Teil unserer Themenwoche “Zukunft der Bildung“ ist, möchten wir deshalb die wichtigsten Skills, die die Lehrkräfte der Zukunft benötigen, etwas genauer aufschlüsseln. Darüber sprachen wir auch mit dem Verband Bildung und Erziehung (VBE). 

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Was bleibt: Fachwissen aneignen und Didaktik meistern 

Fachkompetenz

Natürlich ist eine fundierte Fachkompetenz nach wie vor unverzichtbar für Lehrkräfte. In Zeiten von Digitalisierung und sich wandelnden Lehrmethoden muss diese jedoch um eine interdisziplinäre Perspektive und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit erweitert werden. Nur wer über ein fundiertes Wissen in seinem Fachgebiet verfügt, kann den Unterrichtsstoff angemessen vermitteln und auf individuelle Fragen und Bedürfnisse eingehen. Zudem trägt eine solide Fachkompetenz dazu bei, die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Schülerinnen und Schüler zu stärken und ein professionelles Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden aufzubauen.

Wissensvermittlung

Die Wissensvermittlung und die Auswahl geeigneter Vermittlungsmethoden sind von großer Bedeutung für eine erfolgreiche Lehrpraxis. Lehrerinnen und Lehrer müssen in der Lage sein, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären und den Unterrichtsstoff an die Bedürfnisse und das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler anzupassen. Gleichzeitig sollten sie verschiedene Methoden beherrschen, um unterschiedliche Lernstile und -bedürfnisse abzudecken und eine vielfältige Lernumgebung zu schaffen. Durch die Anwendung von unterschiedlichen Wissensvermittlungsmethoden können Lehrkräfte nicht nur den Lernprozess unterstützen, sondern auch die Motivation und das Interesse der Schüler:innen am Unterricht fördern.

Didaktik und Praktik

Die Lehrerausbildung sollte ausreichend Praxisphasen enthalten, um angehende Lehrerinnen und Lehrer auf die Anforderungen des Lehrberufs vorzubereiten. Nur wer im Studium die Möglichkeit hat, seine fachlichen und didaktischen Kenntnisse in der Praxis anzuwenden, kann sich ein fundiertes Verständnis für die Anforderungen des Berufs aneignen. Praktische Erfahrungen ermöglichen es den Studierenden, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu erproben, Feedback von erfahrenen Lehrkräften zu erhalten und ihre Unterrichtspraxis kontinuierlich zu verbessern. Eine enge Verzahnung zwischen Theorie und Praxis in der Lehrerausbildung ist daher von großer Bedeutung, um angehende Lehrerinnen und Lehrer optimal auf die Herausforderungen der Berufspraxis vorzubereiten. Kritik an der Einheitlichkeit der Lehramtsausbildung übte auch Bob Blume, hier geht es zum Artikel

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Soziale Kompetenzen als Schlüsselkomponente

Empathie und soziale Kompetenz

Angesichts von Lernrückständen durch Corona und Lehrermangel müssen Lehrerinnen und Lehrer in der Lage sein, Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Dazu sind Empathie, Kommunikationsfähigkeit und Konfliktlösungskompetenz unverzichtbar. Durch die Fähigkeit, sich in die Perspektive der Schüler:innen hineinzuversetzen und ihre Bedürfnisse und Sorgen zu verstehen, können Lehrkräfte ein Vertrauensverhältnis aufbauen und eine positive Lernatmosphäre schaffen. Empathie trägt dazu bei, dass sich Schüler sicher und verstanden fühlen, was wiederum zu einer höheren Motivation und einem besseren Lernerfolg beitragen kann. Lehrkräfte, die empathisch sind, können auf individuelle Bedürfnisse und Unterschiede ihrer Lernenden besser eingehen und so für eine inklusive Lernumgebung sorgen.

Reflexionsfähigkeit

Lehrer sollten ihre eigenen Methoden und Ansätze kritisch hinterfragen und regelmäßig reflektieren, um ihre Unterrichtsgestaltung kontinuierlich zu verbessern. Reflexions- und Kritikfähigkeit sind wichtige Kompetenzen, die Lehrkräfte benötigen, um ihre Unterrichtspraxis kontinuierlich zu verbessern. Lehrer sollten in der Lage sein, ihr eigenes Handeln kritisch zu hinterfragen und auf Basis von Feedback und Erfahrungen gezielt Anpassungen vorzunehmen. Durch die Fähigkeit zur Selbstreflexion können Lehrkräfte ihre Stärken und Schwächen erkennen und ihre Kompetenzen zielgerichtet ausbauen. Eine offene Haltung gegenüber konstruktiver Kritik und Feedback ermöglicht es, Unterrichtskonzepte zu optimieren und auf die Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler abzustimmen. Reflexions- und Kritikfähigkeit sind somit entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Unterrichtspraxis und eine kontinuierliche professionelle Weiterentwicklung.

Inklusion und interkulturelle Kompetenz

Lehrkräfte müssen in der Lage sein, auf individuelle Bedürfnisse und Stärken aller Schüler:innen einzugehen und inklusive Lehrmethoden anzuwenden. Angesichts der zunehmenden Diversität in den Klassen ist interkulturelle Kompetenz gefragt, um ein respektvolles und tolerantes Miteinander zu ermöglichen. “Dabei ist es besonders im Bildungsbereich notwendig kulturelle Hintergründe zu kennen und sich den verschiedenen kulturellen Kontexten angemessen zu verhalten”, antwortete der Verband für Bildung und Erziehung (VBE) auf die Frage, wie wichtig interkulturelle Kompetenz für Lehrerinnen und Lehrer ist. Für die Erarbeitung dieser Fähigkeiten seien Konzepte und Workshops und besonders praktische Erfahrungen essentiell, Austauschprogramme würden Möglichkeiten der Vertiefung bilden. “Insgesamt ist aber auch eine Anpassung der Lehrpläne notwendig, sodass die Herausforderungen im Schulalltag abgebildet sind.” Interkulturelle Kompetenz bezeichnet die Fähigkeit, die kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Schülerinnen und Schülern zu erkennen, zu respektieren und zu erhalten. Lehrkräfte, die inklusiv und interkulturell kompetent sind, können eine Lernumgebung schaffen, in der sich alle Schülerinnen und Schüler sicher und wertgeschätzt fühlen. Dadurch wird ein positiver Lernprozess und eine höhere Motivation der Schüler:innen gefördert. “Inklusion und Diversität spielen eine sehr wichtige Rolle in der Lehramtsausbildung. Dabei ist die Vermittlung von unterschiedlichen Behinderungen, Beeinträchtigungen, kulturellen und sprachlichen Hintergründen essentiell. Dazu gehört ebenso, dass Lehrkräfte in ihrer Ausbildung lernen, wie der Unterricht auch in diesen Zusammenhängen gestaltet werden können, sodass er zugänglich für alle Schüler:innen ist”, so der VBE. 

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Digitalisierung und medialer Wandel

Digitale Kompetenz

Lehrkräfte müssen in der Lage sein, digitale Technologien und Tools sinnvoll in den Unterricht zu integrieren, um den Lernprozess zu unterstützen und zu verbessern. Im Hinblick auf die Digitalisierung muss das Lehrpersonal geübt im Umgang mit digitalen Medien um dem Einsatz digitaler Technologien und Tools im Unterricht sein. Nur so ist eine sinnvolle und interaktive Einbindung in den Unterricht möglich. Dabei müssen Lehrkräfte auch in der Lage sein, Schüler:innen in Bezug auf Datenschutz, Urheberrecht und Cybermobbing zu begleiten und zu unterstützen. Im Hinblick darauf gibt es großen Schulungsbedarf, nicht zuletzt durch die Schnelllebigkeit der technischen Innovationen. Laut VBE benötigt man um das Lehrkräfteprofil in der Ausbildung zu fördern u.a. E-Learning-Plattformen, angemessene Online-Kommunikation, digitale Lehrmaterialien, Online-Schulungen sowie die Vermittlung von Kenntnissen zur Nutzung von Online-Tools (z.B. Statistiktools, Kollaborationstools). Weitere Infos, warum die Digitalisierung im Bildungssektor nicht richtig in Schwung kommt, gibt es hier.

Medienkompetenz

Medienkompetenz ist in Zeiten von Social Media, Digitalisierung und Fakenews eine unverzichtbare Fähigkeit, die Lehrer beherrschen sollten. Schüler:innen benötigen das Wissen und die Fähigkeiten, um digitale Medien sinnvoll zu nutzen, Informationen und deren Quellen kritisch zu hinterfragen und sich gegen Falschmeldungen und Desinformation zu schützen. Darüber hinaus ist ein Bewusstsein für Urheberrecht und Datenschutz erforderlich. Lehrkräfte, die Medienkompetenz vermitteln, helfen ihren Schülerinnen und Schülern, sich in einer immer stärker digitalisierten Welt zurechtzufinden und sicheres Handeln im Internet zu erlernen. Eine solide Medienkompetenz fördert nicht nur die digitale Bildung der Schülerinnen und Schüler, sondern trägt auch zur aktiven Teilhabe an einer demokratischen Gesellschaft bei. Schwerpunkte sollten auch auf kritische Denkweisen gelegt werden, so ist eine Einbeziehung bzw. Herstellung von Lebensbezug möglich und nachvollziehbar, besonders bei der Handhabe von Fake News, so der VBE.

Psychische Gesundheit und Belastbarkeit

Lehrkräfte sind im Schulalltag täglich hohen Anforderungen ausgesetzt und müssen sich auf unterschiedliche Situationen und Schüler:innen einstellen. Eine gesunde Psyche und eine gute psychische Belastbarkeit sind daher für Lehrkräfte von großer Bedeutung, um den Herausforderungen im Schulalltag gewachsen zu sein. Lehrerinnen und Lehrer, die über eine ausgeglichene Psyche und eine hohe Belastbarkeit verfügen, können ihre Aufgaben im Schulalltag besser bewältigen und haben auch eine höhere Frustrationstoleranz. Physisch wie psychisch ist der Job sehr fordernd, weshalb Lehrkräfte besonders auf ihre Gesundheit achten müssen. Auch Strategien zur Stressbewältigung und Entspannung sollten daher ein wichtiger Bestandteil einer guten Lehramtsausbildung sein. 

Ausblick

In Zukunft wird es wichtig sein, dass die Lehrerausbildung noch stärker auf die Anforderungen des Lehrerberufs ausgerichtet wird. Dazu gehört auch eine stärkere Einbindung digitaler Medien und die Vermittlung von Medienkompetenz. Angehende Lehrkräfte müssen zudem verstärkt auf interkulturelle Kompetenzen und Inklusion vorbereitet werden. Die praktische Ausbildung kann durch Hospitationen und Praktika noch besser auf den späteren Schulalltag vorbereiten. Darüber hinaus sollten auch die physische und psychische Belastbarkeit sowie die Reflexions- und Kritikfähigkeit angehender Lehrkräfte weiter gestärkt werden. Durch eine verbesserte Ausbildung und die Vermittlung dieser Kompetenzen kann die Lehrerausbildung dazu beitragen, dass angehende Lehrkräfte bestmöglich auf ihre Aufgaben im Schulalltag vorbereitet sind und ihren Schülerinnen und Schülern eine optimale Bildung und Förderung ermöglichen können.

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