Lehrer werden: 10 Vor- und Nachteile des Berufs

Von
Maria Ivanov
|
27
.
November 2023
|
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Lehrer werden: 10 Vor- und Nachteile des Berufs

Ist der Lehrerberuf etwas für mich? Eine weitreichende Frage, die gar nicht so einfach zu beantworten ist. (Quelle: Canva)

Bei der Entscheidung, Lehrer zu werden, denken die meisten an einen krisensicheren Job, um dessen Stellung bereits Generationen froh waren. In Zeiten des zunehmenden Lehrermangels sollte sich die Stellensuche auch in Zukunft nicht allzu schwierig gestalten. Natürlich ist die Thematik aber noch komplexer. Um euch als Orientierungshilfe einen kleinen Abriss davon zu geben, was euch auf eurem Weg zur Lehrkraft erwarten wird und bewusst sein sollte, findet ihr hier deshalb eine Auflistung von jeweils zehn Vor- und Nachteilen rund um den Lehrerberuf.

Vorteile

1. Junge Menschen auf ihrem Weg begleiten können

Die Schule ist der Ort, an dem junge Menschen die meiste Zeit ihrer persönlichen Entwicklung verbringen. Lehrkräfte sind dabei ihre ständigen Wegbegleiter:innen. Es kann berührend sein und einem das Gefühl geben, das Richtige zu tun, wenn man seine Schüler:innen nach Jahren gemeinsamen Unterrichts schließlich entlässt, oder etwa die Fünftklässler:innen von damals auf einmal als viel eigenständigere Oberstufenschüler:innen vor einem sitzen hat. Wie man am besten mit emotionalen Bindungen zu Schüler:innen umgehen sollte, könnt ihr in unserem letzten Beitrag dazu nachlesen.

2. Die Kombi von Lieblingsfach + Pädagogik

Vor dem Berufseinstieg in der Schule steht das Studium an der Universität. Hier entscheidet sich, welche Fächer man später einmal unterrichten wird, und diese Wahl trifft man größtenteils ganz alleine (Ausführungen dazu findet ihr in Punkt 9 der Nachteils-Liste). Der Lehrerberuf wird also gestützt vom Studium eines Faches, für das man sich am meisten interessiert, und geht danach dazu über, dessen Inhalte dann vielen Schülergenerationen auf seine eigene Art und Weise näherbringen zu dürfen.

3. Am Puls der Zeit bleiben

Wichtig im Lehrerberuf: Ein guter Draht zu Schülr:innen (Quelle: Canva)

Um den Unterricht für seine Schüler:innen nahbar gestalten zu können, ist es unvermeidbar, beim Thema Popkultur am Ball zu bleiben. Praktische Beispiele, die die Lebensrealität der Schüler:innen miteinbeziehen, können Aufmerksamkeit anziehende Wundermittel sein. So kann man leicht die mündliche Beteiligung von Schüler:innen und angeregten Austausch untereinander fördern. Und auch im privaten Umfeld ist man damit immer die Person, die “up to date” ist!

4. Möglichkeit der Verbeamtung

Einer der wohl beliebtesten Pluspunkte, die mit dem Lehrerberuf einhergehen: die Aussicht darauf, verbeamtet zu werden (was selbst wiederum Vor- und Nachteile haben kann). Das bringt die im Vergleich zur Rente fast doppelt so hohe Pension mit sich, und auch der Faktor Steuern zählt zu den finanziellen Vorteilen, die eine Verbeamtung mit sich bringt: die Abgaben für die Arbeitslosen- und Rentenversicherung werden nämlich nicht vom Gehalt abgezogen. Wer also auf Sicherheit baut, ist als Lehrkraft sehr gut aufgehoben.

5. Schulferien

Anstelle der üblichen 28 bis 30 Urlaubstage kommen Lehrkräfte in den Genuss festgesetzter unterrichtsfreier Zeit in Form von Schulferien. Das bedeutet laut Deutschem Schulportal konkret: Mindestens 63 freie Werktage jährlich. Obendrauf kommen noch gesetzliche Feiertage, die ebenfalls schulfrei bedeuten, falls sie nicht ohnehin in den Schulferien liegen. Einen hilfreichen Ferienkalender mit Auflistungen für jedes Bundesland findet ihr beispielsweise bei der Süddeutschen Zeitung.

6. IT-Kompetenzen lernen 

Technisch am Ball bleiben hält auch geistig fit (Quelle: Canva)

Analog zum letzten Punkt hält man sich im Lehrerberuf zwangsläufig auch fit, was technische Innovationen angeht – oder tut dies zumindest, solange man nicht irgendwann als eingestaubter Schrulli gelten möchte. Der aktuelle Trend, Papier und Stift durch Tablets zu ersetzen, muss auch von Lehrkräften begleitet werden. Vielleicht haltet ihr euch das Bild eurer eigenen Lehrer:innen vor Augen, die sich damals mit dem Zurückspulen von VHS-Kassetten überfordert waren, und meldet euch direkt noch ein bisschen motivierter zur nächsten Fortbildung an.

7. Aktuelle gesellschaftliche Themen verstehen

Vor allem gesellschaftswissenschaftlichen Fächern liegt es im Kern, sich mit aktuellen  gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen und Schüler:innen näherzubringen. Auch als Klassenlehrkraft ist es von Vorteil, als besondere Bezugsperson für die Schüler:innen auch auf verschiedenste Fragen und Diskussionen zu aktuellen geopolitischen Bewegungen vorbereitet zu sein. Damit kommt man – falls es privat nicht eh schon geschieht – nicht umhin, sich laufend mit den aktuellen Nachrichten zu befassen. Als MINT-Lehrkraft wird man sich wiederum in seinen Fächern immer wieder auf den aktuellen Forschungsstand versetzen und technologische Themen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten lernen.

8. Förderung von Empathiefähigkeit

Die Arbeit mit jungen bzw. heranwachsenden Menschen fordert unumgänglich einen empathischen Umgang, um auch auf deren Lebensrealität eingehen und sie auf Augenhöhe durch das Schulleben begleiten zu können. Dafür ist es vor allem wichtig, reflektiert über die eigene Außenwirkung zu sein. Entscheidet man sich für eine Karriere als Lehrkraft, hält man sich also auch auf emotionaler Ebene immer wach und frisch.

9. Bachelor inklusive

Akademische Leistungen müssen nicht unter den Tisch fallen (Quelle: Canva)

Ergänzend zum letzten Punkt kann man manchmal sogar noch mehr aus der Ausbildung zur Lehrkraft mitnehmen: Studiert man beispielsweise an der KU in Bayern das Modell “LehramtPlus”, das für alle Schularten möglich ist, kann man neben dem Staatsexamen  auch noch einen Bachelor of Arts im jeweiligen Fach erlangen. Auch die meisten pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg bieten Modelle an, bei denen man standardmäßig im Lehramtsstudium den akademischen Grad des Bachelor of Arts (bzw. of Science) erlangt, wie zum Beispiel an der PH Karlsruhe. Damit stehen einem auch jenseits des Bildungswesens alle Wege offen.

10. Überdurchschnittliches Gehalt

Verbeamtete Lehrkräfte werden nach der Beamtenbesoldungstabelle bezahlt und verdienen damit überdurchschnittlich gut – das sollte zwar nicht der ausschlaggebendste Punkt sein, ist aber natürlich dennoch eine angenehme Sicherheit, die mit dem Beruf einhergeht. Die Höhe des Gehalt bzw. die genaue Aufstellung der Tabellen wird je nach Bundesland unterschiedlich geregelt, eine geeignete Zusammenstellung findet sich beispielsweise bei der GEW.

Nachteile

1. Unbezahlte Überstunden

Die Korrektur von Arbeiten kann viel Zeit in Anspruch nehmen (Quelle: Canva)

Lehrkräfte bekommen einen festen Betrag nach der jeweils zutreffenden Tabelle ausgezahlt. Dabei werden sie laut der GEW im Falle eines Beamtenverhältnisses “rein rechtlich nicht für die Arbeit bezahlt, sondern für die Wahrnehmung eines Amtes alimentiert”. Die Zeit, die sie außerhalb des Unterrichts beispielsweise für Unterrichtsvorbereitung, Korrektur oder Ähnliches aufwenden, ist damit nicht per se mitgemeint; dessen sollte man sich als angehende Lehrkraft bewusst sein.  Dasselbe gilt übrigens auch für angestellte Lehrkräfte, mit dem Unterschied, dass diese nach niedrigeren Gehaltstabellen bezahlt werden. Hierzu gilt laut GEW: “Angestellte Lehrkräfte der Länder werden bundesweit (außer Hessen) nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) bezahlt. Hier ist die Bezahlung nach "Entgeltgruppen" (je nach Tätigkeit) und innerhalb dieser nach "Stufen" (nach Berufserfahrung) gegliedert. In Hessen gilt ein eigener Tarifvertrag (TV-H), der ähnlich aufgebaut ist”. Bezüglich der Zeiteinteilung ist also ein hoher Grad an Verantwortung und Selbstmanagement gefordert, sowohl um alle anstehenden Aufgaben zu schaffen, als auch um sich selbst nicht zu überarbeiten und die eigenen Grenzen zu kennen. Hilfreiche Tipps zum Zeitmanagement im Lehreralltag findet ihr in unserem Beitrag dazu.

2. Hohes Burnoutrisiko

Der hohe Workload in der Schule, vor allem das allseits als sehr stressig empfundene Referendariat in Kombination mit dem zweiten Staatsexamen, das gleichzeitig abgelegt werden muss, führt zu konstant hohen Stresslevels. Das alles noch mit dem privaten Umfeld zu koordinieren, kann in vielen Fällen und auch bereits in jungen Jahren zu Überforderung und Burnout führen. Eine aktuelle Studie zur Lehrergesundheit belegt beispielsweise, dass die “Hauptgründe für Frühpensionierungen psychische und psychosomatische Erkrankungen [sind], die in 32–50 Prozent aller Fälle als Grund angeführt werden”. Deshalb sollte man in diesem Berufsfeld auf jeden Fall immer ein Auge auf die eigene mentale Gesundheit haben.

3. Hürden bei Nichtverbeamtung

So viele Vorteile eine Verbeamtung im Lehrerberuf auch mit sich bringt, so viele Hürden tun sich womöglich auf, wenn man in diesem Berufsfeld ohne Beamtenstatus  tätig ist. Neben einer geringeren Bezahlung, weil man dann “nur” als Angestellte:r zählt, muss man sich in manchen Bundesländern bei befristeten Verträgen auch in jeden Sommerferien als arbeitslos melden, sofern keiner vorübergehenden anderen Tätigkeit nachgegangen wird. Vor demselben Problem stehen ebenfalls viele angehende Referendar:innen, wie ihr hier nachlesen könnt. Das ist verglichen mit verbeamteten Kolleg:innen sehr stressig, in Bezug auf die Bürokratie in Jobcentern noch dazu mühselig, und könnte sich deshalb auch nach einer geringen Wertschätzung für die eigene Arbeit anfühlen.

4. Versetzungsgefahr

Einen Umzug zu planen, bedeutet zusätzlichen Stress (Quelle: Canva)

Fertig mit dem Studium? Der nächste Schritt ist der Einstieg ins Referendariat an einer Schule in dem Bundesland, in dem ihr studiert habt. Wo genau das stattfinden soll, dazu habt ihr nur bedingt Mitspracherecht: Man wird zwar schriftlich zu seinen örtlichen Präferenzen befragt, allerdings gibt es bei der endgültigen Zuteilung der Referendar:innen auf die Schulen ein System, das bestimmte Anwärter:innen und deren Angaben über andere priorisiert. Somit kann es passieren, dass man am Ende einer Schule zugeteilt wird, die zu weit entfernt liegt, um zu pendeln – die Folge ist dann ein Umzug, der recht spontan vonstatten gehen muss.

5. Steigende Quote an Gewalterfahrungen

Menschen, die sich für den Berufsweg der Lehrkraft entscheiden, sind besonders gefährdet für Gewalterfahrungen im Beruf. Fast die Hälfte der Gymansiallehrkräfte und drei Viertel der Gesamtschullehrer:innen haben laut einer Umfrage des Philologenverbands in den vergangenen drei Jahren physische Gewalt oder andere Formen von Übergriffen erlebt. Trotz des besorgniserregendenden Trends, gilt jedoch schon seit es den Beruf gibt: Lehrkräfte brauchen für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen gute Resilienzfähigkeiten.

6. Medizinische Einschränkungen

Vor Antritt in den Staatsdienst müssen sich Anwärter:innen einer amtsärztlichen Untersuchung unterziehen, in der die Eignung festgestellt werden soll. Hierbei kann es ein ausschlaggebender Punkt sein, wenn die dort bewerteten Lehramtsstudent:innen sich schon einmal in psychotherapeutischer Behandlung befunden haben. Wie wir bereits berichteten, ist eine abgeschlossene Psychotherapie kein automatisches Ausschlusskriterium für eine Verbeamtung – dennoch hält die theoretische Möglichkeit viele Lehramtsstudent:innen davon ab, überhaupt eine Psychotherapie zu beginnen. Im Falle der Verbeamtung ist zudem eine private Krankenversicherung Pflicht, was nicht für jeden die Option der Wahl sein dürfte.

7. Fehlende Anerkennung

Auf Lehrer:innen lastet eine Vielzahl an Vorurteilen (Quelle: Canva)

“Ihr habt ja eh dauernd Ferien”: Mit diesem und ähnlichen Sätzen wird wohl jede Lehrkraft früher oder später in ihrer Laufbahn umgehen müssen. Der Lehrerberuf ist in Deutschland, anders als in vielen anderen Ländern, teilweise mit üblen Vorurteilen, wie Faulheit, ungerechtfertigt hoher Bezahlung und einer einfachen Ausbildung behaftet. Darauf sollte man gefasst sein, wenn man sich für diesen Beruf entscheidet, und einen der beiden Wege wählen: Gute Konterargumente parat haben und voreingenommene Personen eines Besseren belehren, oder entspannt über solchen Kommentare stehen und dabei nicht vergessen, was die eigenen großen Ziele bei der Berufswahl waren.

8. Mühsames Ref

Wie bereits erwähnt ist das Referendariat als letzte Ausbildungsphase eine extrem stressige Zeit für angehende Lehrkräfte – zwischen der Eingewöhnung in eine neue Schule, dem Vorbereiten von Unterricht und Lehrproben, in den meisten Fällen noch einem Umzug, und dem Lernen für das zweite Staatsexamen bleibt häufig nur wenig Zeit dafür, an sich selbst zu denken. Inspirationen dafür, wie ihr das Refendariat trotzdem gut durchsteht, könnt ihr beispielsweise  in unseren aktuellen YouTube-Empfehlungen zum Referendariat finden. 

9. Nicht alle Fächerkombinationen immer umsetzbar

Die richtige Fächerwahl im Studium ist eine der wichtigsten Entscheidungen für Lehrer:innen (Quelle: Canva)

Beginnt ihr den Weg zur Lehrkraft an einer staatlichen Universität, kann es euch passieren, dass ihr eure Wunsch-Fächerkombination leider nicht im Studium unterbringt. Das liegt daran, dass je nach Bundesland und Schulart eine bestimmte Gliederung festgelegt ist, in der bestimmte Fächer nur in bestimmten Kombinationen auf Lehramt studiert werden können. Sollte eure Wunsch-Kombi nicht dabei sein, müsst ihr euch also entweder für ein Fach entscheiden, oder euch eventuell über die Möglichkeit zu einer Drittfacherweiterung informieren. Alternativ gibt es auch einige private Universitäten, an denen die Fächerwahl im Lehramtsstudium etwas flexibler gestaltet ist. Eine Auflistung der privaten Universitäten und Hochschulen, an denen das möglich ist, findet ihr beispielsweise bei privatehochschulen.net.

10. Probleme beim Umzug in andere Bundesländer 

Sollten sich im privaten Umfeld größere Veränderungen ergeben, beispielsweise ein Umzug in ein anderes Bundesland, könnte das als Lehrer:in eventuell zum karrieretechnischen Problem werden und etwa größere Umschulungen oder Aufnahmeschwierigkeiten nach sich ziehen. Da Bildung schließlich Ländersache ist, sieht auch die Ausbildung von Lehrkräften und die Struktur der verschiedenen Schularten in jedem Bundesland anders aus. Hat man beispielsweise bereits einige Jahre in einem System gearbeitet, in dem die Grundschule über die ersten vier Jahrgangsstufen geht, ist es nicht so einfach wie in anderen Berufsfeldern, den Beruf in einem anderen Bundesland wieder aufzunehmen, weil dort die Dauer und Struktur der Grundschule wieder ganz anders aussehen könnte.

Wir hoffen, euch mit dieser Liste einige Punkte mitgegeben zu haben, die euch zu einem besseren Bild von eurem angestrebten Berufsweg verhelfen. Weiterführend dazu gibt es hier noch einige Links, die hilfreich sein können, falls ihr euch noch nicht sicher in eurer Entscheidung seid: 

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