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Wo ihr die besten Tipps für euren Sportunterricht findet
Manchmal muss es schnell gehen – auch bei der Vorbereitung des Sportunterrichts. Wir haben uns angeschaut, wo ihr die besten Tipps und Materialien zur Unterrichtsgestaltung findet, sowohl auf Webseiten als auch in sozialen Netzwerken.
Von
Justus Wolters
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February 2024
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Von Schüler:innen manchmal belächelt, aber auch hoch geschätzt als Abwechslung zum sonstigen Schulalltag, bietet der Sportunterricht Lehrkräften eine breite Palette an Möglichkeiten, um Dinge auszuprobieren und neue Wege zu gehen. Doch zum Teil ist es gar nicht so einfach, an Impulse und neue Ideen für die Konzeption des eigenen Sportunterrichts zu kommen. Im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Fächern etwa ist das Unterstützungsangebot im Bereich des Sportunterrichts häufig viel kleiner. Es gibt natürlich trotzdem Wege, wie ihr euren Sportunterricht weiterentwickeln und euren Schüler:innen Abwechslung bieten könnt. Wir haben euch einige Seiten und Anlaufstellen zusammengetragen, damit ihr frischen Wind in eure Sportklassen bringen könnt.

Die bewährte Bank

Für engagierte Lehrkräfte dürfte der Bildungsserver keine Neuigkeit mehr sein, aber der Vollständigkeit halber soll er auch in dieser Aufzählung nicht fehlen. Auch zum Sportunterricht finden sich auf dem Bildungsserver Materialsammlungen, gesamte Unterrichtskonzepte und Anregungen für ausgefallene Gestaltungsmöglichkeiten des Unterrichts. Sowie in anderen Fächern auch, ist der Bildungsserver nur eine Plattform, auf der Inhalte anderer Anbieter gesammelt werden. Die Seite greift auf Angebote anderer Webseiten zu und verlinkt diese. Die Auswahl findet in der Regel sehr sorgsam statt, aber dadurch, dass der Bildungsserver die Inhalte nicht selbst produziert und pflegt, hat er auch keinen Einfluss darauf, ob Inhalte aktuell gehalten werden. Für einen ersten Überblick zu verschiedenen Sportthemen lohnt sich der Klick auf den Bildungsserver aber in jedem Fall. 

Am Puls der Zeit 

Die Seite Wimasu setzt eher auf Qualität statt Quantität. Die Webseite ist übersichtlich und modern gestaltet und lässt sich ganz angenehm nutzen. Nach eigenen Angaben hilft Wimasu “Sportlehrkräften dabei, ihren Sportunterricht zu gestalten. Zudem werden neue und innovative Unterrichtsideen aufgegriffen und thematisiert”. Die Beiträge auf der Seite lesen sich frisch und nicht so, als ob der Sportlehrer oder die Sportlehrerin aus eurer eigenen Schulzeit sie geschrieben hat. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass die Unterrichtsplanung nicht bei der Auswahl von Spielen aufhört, sondern auf der Webseite auch thematisiert wird, wie man etwa Teams am besten einteilen sollte. Dieser Ansatz spricht für eine Awareness, die sich auf der Seite an verschiedenen Stellen immer wieder findet. 

Die Organisation arbeitet bei der Gestaltung ihrer Beiträge mit ansprechenden Grafiken, die Lust darauf machen, sich mit den Themen auseinanderzusetzen. Unter dem Reiter “Unterrichtsideen” kann man gezielt nach Kategorien filtern, die für einen selbst interessant sind. Die Ideen zur Unterrichtsgestaltung sind zum Teil unkonventionell und überraschend, was es gerade für ambitionierte Sportlehrkräfte spannend macht. Die Beschreibungen der Einheiten sind kurz, knapp und auf den Punkt formuliert. Hilfreich sind zudem auch die grafischen Darstellungen, wie zum Beispiel bei Spielen die Sporthalle aufgeteilt sein muss. Unter dem Punkt “Wissen” gibt Wimasu theoretischen Input, um sich mit etwas abstrakten Themen wie etwa “Fairness” zu beschäftigen. Wimasu betreibt auch einen eigenen Youtube-Channel, was es Lehrkräften noch leichter macht, neue Übungen und Spiele zu verstehen und sie dann besser umsetzen zu können. Außerdem  bietet euch die Seite Werkzeuge, die die Planung eures Sportunterrichts zusätzlich erleichtern können. Zum Beispiel könnt ihr mit dem Hallenplaner digital eure Sporthalle nachbauen und für die jeweiligen Einheiten planen, damit ihr für eure Stunden top vorbereitet seid. Was ihr unbedingt wissen solltet: Wimasu ist ein Unternehmen und möchte auch Geld verdienen. Viele der Materialien werden gratis zur Verfügung gestellt, aber Zusatzmaterialien, wie der Hallen-Planer, sehr ausgefeilte Unterrichtskonzepte oder  Fortbildungen bietet Wimasu gegen Geld an. 

Mit Personality

Viele von uns schätzen es mittlerweile sehr, wenn sie wissen, wer genau hinter Inhalten steckt. In sozialen Medien lässt sich dieses Bedürfnis gut befriedigen, weil hier Influencer:innen Beiträge kuratieren und ihre Follower:innen zum Teil sehr intensiv in Entwicklungsprozesse einbinden. Dies kann zum Beispiel dadurch passieren, dass man ihnen per Nachricht oder Kommentar Fragen zusendet und sie dann explizit darauf antworten können. Wir können hier nur einen kleinen Teil der Sportunterricht-Influencer:innen abbilden und nicht detailliert auf alle eingehen, aber vielleicht ergibt sich für euch ja hieraus die Möglichkeit, die Kanäle der vorgestellten Accounts genau abzuchecken. Ein Beispiel für einen solchen Kanal ist “bewegungserna”. Sie ist Lehrerin an einer Grundschule, kooperiert mit Wimasu und postet eher unregelmäßig neuen Content. “Sport_professor” stellt regelmäßig neues Material für Lehrkräfte online, einige Inhalte sind allerdings kostenpflichtig. Und auch die Plattform “Wimasu” hat einen sehr aktiven Instagram-Account, auf dem regelmäßig neue Ideen und hilfreicher Content platziert werden. Im Gegensatz zu anderen Fächern scheint der Sportunterricht bei Bildungs-Influencer:innen noch wenig besetzt zu sein. Solltet ihr euch dazu berufen fühlen, wäre hier auf jeden Fall die Möglichkeit, eine Nische zu besetzen, für die Bedarf und Interesse besteht. 

Hier lohnt sich das Suchen

Wenn es mal nicht ganz so schnell gehen muss, dann lohnt es sich, mal einen Blick auf lehrer-online.de zu werfen. Mit Hilfe der Filterfunktion lässt sich relativ gut Material finden, das auf die individuellen Wünsche passt. Es ist aber auch einfach empfehlenswert, mal durch das Angebot auf der Seite zu scrollen. Die Seite wartet mit einigen unkonventionellen Unterrichtsvorschlägen auf, die starre Sportunterrichtskonzepte durchbrechen können. Lehrkräfte bekommen dabei einen hilfreichen Input zur Planung der Stunden. Die Beschreibungen der Ideen sind kurz gehalten, aber an den meisten Stellen trotzdem gut verständlich. Das Angebot auf der Seite ist etwas kleiner als bei den anderen Anbietern, aber für nette Ideen reicht es allemal. Es gibt allerdings noch einen Haken: Um Zugriff auf alle Unterrichtsmaterialien zu erhalten, ist eine Premium-Mitgliedschaft notwendig. Diese kostet im günstigsten angebotenen Tarif 4,49€ im Monat. 

Der Evergreen

Eine absolut bewährte Größe in der Szene ist die Seite Sportunterricht.de. Ehrlicherweise wirkt die Webseite so, als wäre sie nie ganz im 21. Jahrhundert angekommen, aber dieser Eindruck spiegelt nicht das gesammelte Angebot wider. Denn in verschiedenen Kategorien finden sich auf der Seite Übungsbeispiele, Schaubilder, Apps und Querverweise zu anderen Anbietern entsprechender Infos. Nehmen wir zum Beispiel Aerobic. Diese Einheit gehört für viele Schüler:innen sicherlich nicht zu den beliebtesten Sportarten ihrer Sportunterricht-Karriere, dennoch wird sie in Teilen curricular vorgeschrieben und ist zudem auch einfach sinnvoll, um die Varianz von Sportarten im Unterricht abzubilden. Sportunterricht.de bietet auch einen Aufbau-, Organisations- und Taktikplaner, um Übungen und die Sporthallengestaltung möglichst effektiv machen zu können. Hier sind kostenfreie Versionen zu nutzen, die nicht besonders schön, aber nützlich sind. 

Um auf Material und Tipps zum Thema Aerobic zu kommen, verfolgt man auf der Seite einfach den Reiter “Bewegung, Spiel und Sport”. Darunter sind alle Sportarten, zu denen Material gesammelt ist, alphabetisch geordnet. Hier lässt sich die Unterseite “Aerobic / Aerobic in der Schule” öffnen. Zunächst werden dort Beiträge und Artikel zum Thema gesammelt. Diese lassen sich zum Beispiel dafür nutzen, um einen theoretischen Einstieg in den Unterricht zu schaffen. Zudem werden auch Praxisbeispiele gesammelt. Diese reichen von einfachen ersten Grundschritten über die Anleitung zur Erarbeitung einer eigenen Choreografie zur Erweiterung des klassischen Aerobics — etwa durch Drum Aerobic oder dem Einsatz von Bällen in Aerobic-Sessions. Und zum Teil gibt es auch Verweise auf Videos zu den Themen oder auf Bücher, die sich damit befassen. Alles in allem, lassen sich auf Sportunterricht.de viele hilfreiche Impulse finden. Das Nutzungserlebnis der Seite ist nur nicht besonders angenehm. Und es ist nicht immer deutlich, ob die gesammelten Materialien auf dem neuesten Stand sind oder sie vielleicht bereits als überholt gelten könnten. 

Mit Blick auf die Vielfalt der angebotenen Unterstützungsmöglichkeiten und Gestaltungsideen für den Sportunterricht, zeigt sich wieder, wie abwechslungsreich dieses Fach in der Schule sein kann. Mit etwas Hingabe und Recherche können eure Schüler:innen richtig viel aus dem Sportunterricht mitnehmen und ihn als so bereichernd erleben, wie ihr selbst dieses tolle Fach empfindet. Habt ihr noch andere hilfreiche Anlaufstellen für Unterrichtsmaterialien und Ideen für den Sportunterricht? Dann schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Moin aus Hamburg! Interessante Ausflugsziele für die Perle des Nordens
Moin! Für Schulklassen hält Hamburg unzählige spannende Ausflugsziele bereit. Wir stellen euch vier Exkursionsideen vor, die nicht nur euren Bildungshorizont erweitern, sondern auch jede Menge Spaß garantieren!
Von
Jessica Risi
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February 2024
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Moin! Hamburg, die beliebte Metropole an der Elbe, ist nicht nur für die leckeren Fischbrötchen und die Reeperbahn, die niemals schläft, bekannt. Für Schulklassen auf Entdeckungstour bietet die Hansestadt ebenso viele spannende Ausflugsziele. Von Hafenrundfahrten bis zu außergewöhnlichen Museumswelten – wir präsentieren euch vier Ausflugsideen, die nicht nur euren Bildungshorizont erweitern, sondern auch für jede Menge Spaß sorgen. Sucht ihr Ausflugsziele für andere Bundesländer? Hier könnt ihr mehr Ideen durchstöbern!

Hafenrundfahrt mal anders: Lernorte Hafenwelt

(Quelle: Pixabay)

Was in Hamburg auf gar keinen Fall fehlen darf: Der berühmte Hafen der Hansestadt! Anstatt aber eine durchschnittliche Hafenrundfahrt zu unternehmen, gibt es viel spannendere Möglichkeiten, den Hafen zu erkunden. Das Unternehmen Hafenkompass bietet seit zehn Jahren verschiedene Exkursionen für Schulklassen am Hamburger Hafen an. Zusammen mit Diplomgeographen entdeckt ihr den Hafen auf einer lehrreichen Orientierungstour. Ihr führt Experimente mit Karten, Kompass und GPS durch. Das heißt: Unbedingt warme, wasserfeste Kleidung und feste Schuhe! Das Angebot eignet sich für die 4. Klasse bis zur 13. Klasse, besonders in den Fächern Geografie und Technik. Ihr habt die Auswahl zwischen verschiedenen Exkursionen, die jeweils ca. drei Stunden dauern. Die Preise sind abhängig von der Teilnehmer:innenzahl und dem gewünschten Programm.

Die Exkursion für Schüler:innen der Klasse vier bis sechs bietet z.B. praxisnahe Lernmöglichkeiten. Die Tour führt euch von den Landungsbrücken durch Hafenkanäle, Brücken und Industriegebiete. Hauptaufgaben eines Hafens werden erläutert und der Umgang mit Karten und Kompass geübt. Ein Besuch in einer Schatzkammer mit Gewürzen, Kaffee und Kakao vermittelt geographisches Wissen über die Herkunftsländer der Waren und den Weg der Güter in den Hamburger Hafen. Vorab könnt ihr auch Expert:innengespräche vereinbaren. Mehr zu diesem Angebot Informationen findet ihr hier

Für Schüler:innen ab der 6. Klasse gibt es die Möglichkeit, den Seezollhafen als GPS-Tour zu Fuß zu entdecken. Die Klasse erkundet den Hafen durch Geocaching und lernt dabei die Arbeitsweisen des Hafens kennen. Außerdem werden die beruflichen Perspektiven des Logistikstandorts Hamburg vorgestellt und gezeigt. Mehr Infos findet ihr hier

Für die 10. - 13. Klassen könnt ihr euch für Exkursionen mit den Schwerpunkten auf Container und die Logistik der Hafenwirtschaft oder nachhaltiger Transport und Klima entscheiden. Mehr Details zu den einzelnen Exkursionen findet ihr hier.

Der Start aller Exkursionen ist die Stintfang Aussichtsterrasse in der Nähe der Landungsbrücken. Mit dem ÖPNV ist sie gut zu erreichen, der Bahnhof Hamburg Landungsbrücken mit U-Bahn und S-Bahn-Anbindung ist ganz in der Nähe. Von dort führt eine Fußgängerbrücke hinüber. Übrigens: Genau auf der Aussichtsplattform befindet sich die Jugendherberge „Auf dem Stintfang“. 

Ausstellung in völliger Dunkelheit: Dialog im Dunkeln

(Quelle: Dialoghaus Hamburg)

Wollt ihr mal ein etwas anderes Museumserlebnis? Die Ausstellung des Dialoghaus Hamburg “Dialog im Dunkeln“ bietet für Gruppen eine besondere Führung. Denn: Blinde oder sehbehinderte Guides führen euch in kleinen Gruppen durch die lichtlose Ausstellung, die mit verschiedenen Parcourabschnitten versehen ist. Nur mit einem Langstock ausgestattet, nutzt ihr die anderen Sinnesorgane und erfahrt die alltägliche Welt durch Tasten, Hören und Riechen. Dabei helfen euch die Guides, um die verschiedenen Stationen zu bewältigen. Im Preis inbegriffen ist das Dialog Lab, mit der Ausstellung „Mittendrin“, dass sich im Foyer des Museums befindet. Dort können die Schüler:innen in den Wartezeiten eigenständig Stationen mit dem Thema Barrierefreiheit erkunden. Am Ende der Tour gibt es noch die Möglichkeit in der Dunkelbar, in völliger Dunkelheit etwas zu bestellen und zu bezahlen. Dort können Schüler:innen dann auch in einer offenen Diskussionsrunde Fragen an ihre Guides stellen.

Das Check-in beginnt 20 Minuten vorher, die Tour dauert ca. 60 Minuten. Wichtig ist, dass keine Gegenstände mit in die Ausstellung genommen werden sollen. Diese können in die Schließfächer vor Ort eingeschlossen werden. Wenn ihr wollt, könnt ihr Geld für die Dunkelbar in die Hosentasche tun. Pro acht Personen kostet die Tour 128 Euro. Empfohlen ist die Tour ab der 2. Klasse, allerdings sollte vorher abgeklärt werden, dass die Schüler:innen keine Probleme haben, 90 Minuten in völliger Dunkelheit zu verbringen.

Die Ausstellung befindet sich in der Speicherstadt. Mit der U-Bahnlinie U1 ist es von der U-Bahnstation Meßberg ein ca. vier Minuten Fußweg bis zum Dialoghaus. Alternativ könnt ihr mit der Buslinie 3 an die Haltestelle Bei St. Annen fahren. Vom Hauptbahnhof ist es ca. zehn Minuten zu Fuß.

Übrigens gibt es gleich nebenan die Ausstellung “Dialog im Stillen“, bei der ihr in völliger Stille Einblicke in das Leben von gehörlosen Menschen gewinnen könnt.

Mehr Informationen zu den Ausstellungen findet ihr hier

Die grüne Oase Hamburgs: Gut Karlshöhe

(Quelle: Gut Karlshöhe)

Ihr habt Lust auf ein naturnahes Erlebnis? Das Umweltzentrum Gut Karlshöhe bietet auf dem rund neun Hektar großen Grundstück in Hamburg-Bramfeld eine riesige Erlebniswelt für einen besonderen Ausflugstag im Freien. Das Gut ist mit dem NUN-Zertifikat als Bildungszentrum für Nachhaltigkeit ausgezeichnet und bietet zahlreiche Bildungsangebote von der Vorschule bis zur Oberstufe. Ein Angebot ist zum Beispiel die KinderForscherWerkstatt, in der die Schüler:innen zu den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft selbst tüfteln und experimentieren können. Wenn ihr lieber etwas draußen unternehmen wollt, gibt es auch viele Kurse, die im Außengelände stattfinden.

Die meisten Kurse dauern zwischen zwei und drei Stunden. Je nach Kurs sind die Preise unterschiedlich, meistens kosten sie aber zwischen ca. 70 Euro und 200 Euro. Einige sind auch kostenlos. Welche Bildungsangebote es gibt, könnt ihr auf der Website nachschauen. Hier könnt ihr mithilfe von drei Filtern das passende Angebot aus der Liste finden. Zu den Angeboten gibt es Begleitmaterial und Infoblätter zum Ausdrucken, die ihr zur Vorbereitung oder zur Nachbesprechung im Unterricht verwenden könnt.

Ihr wollt auf eigene Faust das Grundstück und seine Natur erkunden? Dann lohnt sich der ca. 1 km lange “EntdeckerRundweg”. Auf diesem könnt ihr das Gelände spielerisch und durch Infotafeln an verschiedenen Stationen, wie den Bienenhäusern oder der Wetterstation, entdecken. Außerdem könnt ihr hier viele Tiere, z.B. die Schafe des Hofs, kennenlernen. Hierfür bietet das Gut auf ihrer Website einen Ralleybogen zum Ausfüllen an, den ihr vorher ausdrucken könnt. Der Rundweg ist kostenlos ganzjährig ab neun Uhr geöffnet. Auch für Stärkung ist auf dem Gut gesorgt. Auf dem Gelände gibt es ein Bistro und ein Restaurant.

Das Gut Karlshöhe liegt außerhalb Hamburgs und ist am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Vom Bahnhof-Barmbek im Norden Hamburgs fahrt ihr mit der Buslinie 17 bis zur Haltestelle Karlshöhe oder mit der 18 bis zur Haltestelle Am Stühn Süd. Von da ist es dann noch ein zehn Minuten Fußweg.

Wie ihr seht, bietet Hamburg viele spannende Exkursionen und Museumsbesuche, die den nächsten Schulausflug zu einem einzigartigen Ereignis machen! Habt ihr noch mehr Ideen für interessante Exkursionsziele in der Hansestadt?

„faktenstark“: Neues Modellprojekt gegen Desinformationen startet in Sachsen
Immer öfter kursieren im Internet und in den sozialen Medien Desinformationen. Um dem entgegenzuwirken, haben die Bertelsmann Stiftung, die Amadeu Antonio Stiftung und der gemeinnützige Verein codetekt e.V. die Initiative „faktenstark“ in Sachsen gestartet.
Von
Redaktion
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February 2024
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Berlin. Immer öfter kursieren im Internet und in den sozialen Medien falsche Informationen, die absichtlich und auch koordiniert verbreitet werden, um zu täuschen und zu manipulieren – sogenannte Desinformationen. Besonders häufig treten sie im Kontext von Wahlen auf, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und das Vertrauen in die Demokratie zu schwächen. Um dem entgegenzuwirken, haben die Bertelsmann Stiftung, die Amadeu Antonio Stiftung und der gemeinnützige Verein codetekt e.V. die Initiative „faktenstark“ in Sachsen gestartet, wo in diesem Jahr die Landtagswahl ansteht. „Wir wollen die Demokratie schützen und deshalb die Menschen im Umgang mit Desinformationen nicht allein lassen. Bei ‚faktenstark‘ erfahren Bürgerinnen, wie sie sich vor Manipulationen schützen und was sie tun können, wenn sie auf Desinformationen stoßen“, erklärt Julia Tegeler, Projektmanagerin bei der Bertelsmann Stiftung.

Dafür setzt das „faktenstark“-Team auf verschiedene Informations- und Bildungsangebote. Dazu gehören vor allem Workshops, die von April bis August online und in Sachsen vor Ort stattfinden. Sie richten sich an alle interessierten Bürgerinnen ab 18 Jahren, die in ihrem Beruf, ihrem Ehrenamt oder in ihrer Freizeit mit Desinformationen in Berührung kommen und sich dagegen wappnen möchten. Neben Hintergrundwissen vermitteln die Workshops konkrete Strategien für den Alltag, um Desinformationen zu erkennen und wirkungsvoll zu begegnen.

Niedrigschwellig an das Thema Desinformationen heranführen

Zudem entwickelt das „faktenstark“-Team zwei digitale Werkzeuge, um Nachrichtenkompetenz zu stärken. „Es ist nicht einfach, Behauptungen auf einzelne Fakten zu prüfen. Wir wollen daher niedrigschwellig an das Thema ‚Desinformation im Kontext von Wahlen‘ heranführen und Bürgerinnen dazu motivieren und befähigen, die allgemeine Vertrauenswürdigkeit von Nachrichten im Internet einzuschätzen – auch ohne fachliche Expertise und zeitaufwendige Recherche“, erläutert Christina Quast, Projektleiterin von „faktenstark“ bei codetekt. Die Werkzeuge werden auf der „faktenstark“-Website frei zugänglich sein. Fachkräfte der politischen Bildung und andere Multiplikatorinnen können sie mithilfe von Begleitmaterial in ihre Bildungsarbeit integrieren.

Als weiteres Informationsangebot startet im März der „faktenstark“- Podcast. Die Episoden vermitteln grundlegendes Wissen, aktuelle Informationen und praktische Tipps rund um das Thema Desinformation und Wahlen. Darüber hinaus hat das „faktenstark“-Team im Januar ein regelmäßiges Monitoring sozialer Medien gestartet. „Beim Monitoring nehmen wir demokratiegefährdende Desinformationen im Vorfeld der Landtagswahl in Sachsen systematisch unter die Lupe. Wir untersuchen, welche Desinformationen auf unterschiedlichen Plattformen wie Facebook, Instagram oder Telegram verbreitet werden, wer die Absender*innen sind, welche Strategien dahinterstecken und welche Trends es gibt. Gleichzeitig analysieren wir deren Wirkung, also die Debatten, die daraus in der digitalen Öffentlichkeit entstehen“, erklärt Una Titz, Projektleiterin von „faktenstark” bei der Amadeu Antonio Stiftung. Die Erkenntnisse des „faktenstark“-Monitorings werden auf der Website veröffentlicht und sollen auch in die Workshops, die digitalen Tools und in den Podcast einfließen.

„faktenstark“ ist Teil des umfangreicheren Projekts Upgrade Democracy der Bertelsmann Stiftung, das Lösungen erarbeitet, um Desinformation entgegenzuwirken und Demokratie im digitalen Raum zu stärken. Weitere Informationen zur Initiative gibt es auf www.faktenstark.de.

Verfassungsgerichtshof weist Klage der AfD ab: Kein Anspruch auf Kuratoriumssitze
Der Verfassungsgerichtshof BaWü entschied, dass die AfD keinen Anspruch darauf habe, Kandidaten in das Kuratorium der Landeszentrale für politische Bildung zu entsenden. Trotz wiederholter Versuche wurden zwei Fraktionsmitglieder nicht in das Gremium gewählt.
Von
Marie-Theres Carl
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February 2024
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Stuttgart. Die AfD bleibt im Südwesten ohne Einfluss auf die Landeszentrale für politische Bildung. Der Verfassungsgerichtshof Baden-Württemberg verkündete seine Entscheidung bezüglich der Besetzung des Kuratoriums der Landeszentrale für politische Bildung. Er kam zu dem Urteil, dass die AfD keinen Anspruch darauf hat, ihre Kandidat:innen in das Kuratorium zu entsenden. Seit Jahren versucht die AfD erfolglos, Mitglieder ihrer Fraktion in das Gremium wählen zu lassen.

Das Kuratorium der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ist ein Gremium, das die Überparteilichkeit ihrer Arbeit sicherstellen soll. Es ist für die Festlegung der Arbeitsschwerpunkte, die Aufstellung des Haushaltsplans und die Entgegennahme des Jahresberichts der Direktion verantwortlich. 24 Mitglieder hat das Kuratorium insgesamt, 17 davon sind Landtagsabgeordnete. Zuvor wurden die Landtagsfraktionen entsprechend ihrer Stärke im Kuratorium vertreten, demnach stünden der AfD-Fraktion zwei Sitze zu. Das Gremium hat sich inzwischen ohne die Vertreter der AfD konstituiert. 

Im November argumentierte die AfD, dass die Ablehnung ihrer Kandidat:innen für das Kuratorium ihr Recht auf Gleichbehandlung als parlamentarische Minderheit verletze. Sie betonte, dass die Ablehnung ihr die Möglichkeit einer effektiven Kontrolle der Regierung nehmen würde. Der Landtag vertrat den Standpunkt, dass der Grundsatz der Gleichbehandlung in diesem Fall nicht gelte, da es sich um ein außerparlamentarisches Gremium handle, in dem keine parlamentarische Arbeit stattfinde. Weiterhin beschränke sich das Recht auf Chancengleichheit lediglich auf das Vorschlagsrecht, welches der AfD gewährt wurde.

Malte Graßhof, Vertreter des Gerichts, betonte, dass politische Willensbildung nicht automatisch in Gremien wie dem Kuratorium stattfinde, selbst wenn Landtagsabgeordnete darin vertreten seien. Diese Entscheidung betrachte er als eine Grundsatzentscheidung für die Besetzung außerparlamentarischer Gremien und gelte nicht spezifisch der AfD, sondern für alle Fraktionen. 

AfD-Fraktionschef Anton Baron hingegen bezeichnete das Urteil als Demokratiebruch. Er argumentierte, dass eine effektive Kontrolle der Regierung durch die Ausgrenzung seiner Fraktion beeinträchtigt werde. Baron sieht darin eine Missachtung des Rechts auf gleichberechtigte und faire Mitwirkung von gewählten Abgeordneten, was seiner Ansicht nach grundgesetzliche Demokratieprinzipien verletzt. 

Die SPD in Baden-Württemberg begrüßte die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs. Sascha Binder, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, teilte mit, dass das Gericht ihr Vorgehen bestätigt und die Demokratie gestärkt habe. Er betonte, dass niemand den Abgeordneten vorschreiben könne, wen sie für das gesamte Parlament in Gremien entsenden sollten. Somit bleibe die AfD ohne Einfluss auf die Landeszentrale für politische Bildung, was aus Sicht der SPD richtig sei.

Der AfD ist es zum neunten Mal nicht gelungen, Vertreter für das Gremium wählen zu lassen. Bei der Abstimmung in der vergangenen Woche erhielten ihre Kandidaten Bernhard Eisenhut und Uwe Hellstern nicht genügend Zustimmung von den anderen Landtagsfraktionen. In der geheimen Wahl mit insgesamt 131 abgegebenen Stimmen erhielt Eisenhut 15 Ja- und 112 Nein-Stimmen, während Hellstern 14 Ja- und 113 Nein-Stimmen bekam. 

Inklusion: Startschuss für Förderplanungs-App SPLINT in Nordrhein-Westfalen
Der Einsatz der SPLINT-App startet an ersten Schulen Schulen in Nordrhein-Westfalen. 7000 Lehrkräfte, die im Regierungsbezirk Münster tätig sind, können SPLINT in den nächsten zwei Jahren kostenlos nutzen.
Von
Redaktion
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February 2024
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Bei einer gemeinsamen Veranstaltung an der St. Felicitas Schule in Vreden gab die Bildungsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Dorothee Feller, gemeinsam mit SPLINT-Gründer Friedo Scharf den Startschuss für den Einsatz der Förderplanungs-App an Schulen in Nordrhein-Westfalen (Lehrer News berichtete).

7000 Lehrkräfte, die im Regierungsbezirk Münster tätig sind, können SPLINT in den nächsten zwei Jahren kostenlos nutzen.

"Der Förderbedarf an den Schulen ist riesig", betonte die Ministerin im Rahmen der gestrigen Auftaktveranstaltung.

Der Schulleiter der St. Felicitas Schule, Sven Kruse, stellte SPLINT vor: Die Entwicklung von individuellen Förderplänen und die Umsetzung der Maßnahmen wird durch SPLINT enorm vereinfacht und sorgt für zeitliche Entlastung bei den Lehrkräften. In Zeiten von Lehrkräftemangel ein wichtiger Faktor.

Außerdem gibt SPLINT auch Quereinsteiger:innen und Lehrkräften ohne spezielle Inklusionsausbildung Sicherheit beim Umgang mit den Kindern.

Am Ende ist aber nach Einschätzung der Ministerin vor allem wichtig, dass förderbedürftige Kinder in Zukunft eine Chance haben, an der Gesellschaft teilzunehmen. Ein ehrgeiziges Ziel, wie Dorothee Feller bei der Auftaktveranstaltung betonte, aber mit digitaler Unterstützung ist diese Herausforderung zu meistern.

Das Thema Inklusion ist natürlich auch in allen anderen Bundesländern von enormer Bedeutung. Bereits heute schreiben in Deutschland über 25.000 Pädagog:innen ihre Förderpläne mit Unterstützung von SPLINT. Durch die Einbindung in die Schulorganisationssoftware WebUntis ist die Inklusions-App für die meisten Lehrkräfte leicht zu erreichen. Alle anderen Interessierten, die SPLINT testen möchten, können sich jederzeit auf https://splint.schule/ informieren und die App sechs Wochen kostenlos in der Praxis ausprobieren.

Die fünfte Jahreszeit: Karnevalsbräuche in der Schule
Die fünfte Jahreszeit steht an und in der Schule werden zu Karneval die verschiedensten Bräuche gefeiert. Von Kostümen bis zur Schülerbefreiung ist einiges dabei und wir stellen euch die Beliebtesten vor.
Von
Jenny Hedermann
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February 2024
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In den bunten Farben von Kostümen und Konfetti, begleitet von fröhlicher Musik und ausgelassener Stimmung, nähert sich die "Fünfte Jahreszeit" — der Karneval, auch unter den verschiedenen regionalen Namen wie Fastnacht, Fasnet, Fasching bekannt. Dieses traditionsreiche Fest, das vor der vierzigtägigen Fastenzeit gefeiert wird, hat in verschiedenen Regionen Deutschlands und darüber hinaus eine Vielzahl von Bräuchen und Traditionen hervorgebracht.

Karneval wird auf unterschiedliche Weise im gesamten deutschsprachigen Raum zelebriert. Vom rheinischen Karneval in den Städten Köln, Bonn, Aachen und Düsseldorf bis hin zu den Fastnachtsbräuchen in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Franken, Baden-Württemberg und Bayern — jede Region hat ihre eigene Art, diese Zeit zu begehen. Der Begriff "Fasching" hingegen wird vor allem in Bayern, Österreich und Sachsen verwendet, wobei er sich über die Jahrhunderte auch in Norddeutschland etabliert hat. Doch egal, ob Karneval, Fastnacht oder Fasching: Die Wurzeln dieser Bräuche liegen in der Vorbereitung auf die Fastenzeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt und auf das Osterfest hinweist.

Im schulischen Kontext nehmen die Feierlichkeiten eine besondere Form an, in der Lehrer:innen und Schüler:innen gleichermaßen in die festliche Atmosphäre eintauchen. Von Karnevalsumzügen und musikalischen Darbietungen bis hin zu farbenfrohen Kostümen und festlichen Masken spielen verschiedene Traditionen eine Rolle. In diesem Artikel wollen wir einige dieser schulischen Bräuche vorstellen und euch Ideen mit an die Hand geben, wie ihr mit euren Schüler:innen die Karnevalszeit gestalten könnt. 

Kostüme

Selbstverständlich steht der wohl bekannteste Brauch des Karnevals direkt vorne mit dabei – die kunterbunten Kostüme, die nicht nur das Klassenzimmer, sondern die gesamte Schule in ein farbenfrohes Spektakel verwandeln. Schüler:innen wie Lehrkräfte verwandeln sich in ihre Lieblingsfiguren, stellen historische Persönlichkeiten dar oder leben einfach ihre Fantasie in Form von farbenfrohen Verkleidungen aus.

(Quelle: Pixabay

Die Herstellung von Karnevalskostümen könnt ihr bereits im Unterricht als kreative Aktivität integrieren. Das gemeinsame Basteln fördert nicht nur handwerkliche Fähigkeiten, sondern ermöglicht euren Schüler:innen auch, ihre Fantasie auszuleben. Online lassen sich viele Anleitungen für einfache Kostüme finden. Zum Beispiel könnt ihr mit eurer Klasse zusammen ein Krokodilskostüm gestalten. Es sollten jedoch die jeweiligen Schulordnungen berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass keine unangemessenen Elemente, wie Waffen, verwendet werden.

Eine weitere Möglichkeit ist das Schminken von Tiergesichtern. Auch dafür stehen online zahlreiche Arbeitsblätter zur Verfügung, die ihr im Unterricht nutzen könnt. 

Die Kostüme entfalten ihre volle Pracht oft in Verbindung mit Faschingsumzügen. Einige Schulen nehmen aktiv an lokalen Umzügen teil, oder ziehen kostümiert durch die Straßen der Nachbarschaft. In vielen Schulen gehört eine Kostümparade und ein Wettbewerb zum festen Bestandteil der Karnevalsfeierlichkeiten. Schüler:innen sowie Lehrer:innen nehmen an einer bunten Parade durch die Schule teil, und oft gibt es einen Wettbewerb für das kreativste und originellste Kostüm.

Zusätzlich zu den Umzügen organisieren viele Schulen Faschingsfeiern im Klassenzimmer. Die Klassenräume und die Schulhalle werden festlich geschmückt, und es gibt Spiele, Musik, Tanz und nicht zuletzt süße Leckereien wie Krapfen, um die festliche Atmosphäre zu unterstreichen.

Schülerbefreiung

Der Gumpige Donnerstag, auch als "schmotziger Donnerstag" bekannt, ist im schwäbisch-alemannischen Raum ein Höhepunkt der Faschingszeit. Ein Element dieser Tradition ist die Schülerbefreiung, die zum Beispiel in Wangen im Allgäu mit dem Verteilen von Fasnetsbrezeln einhergeht.

Am Morgen dieses besonderen Donnerstags findet zunächst regulärer Unterricht statt, bis die Narren eintreffen. Viele Lehrer:innen nutzen diese Zeit für Faschingsfeiern, zu denen Schüler:innen und Lehrkräfte kostümiert erscheinen. Die Hästräger (Verkleideten) ziehen im Laufe des Vormittags von Schule zu Schule — mit Schellengeläut und Narrenrufen, stürmen sie die Schulen, um die Schüler:innen zu befreien. Der genaue Zeitpunkt des Eintreffens ist dabei nicht bekannt. Diese Überraschungsaktion, begleitet vom Lärm der Mäschkerle (Maskierte), sorgt für freudige Erwartung bei den Schüler:innen. In kleinen Gruppen werden die Klassen befreit, und als Belohnung erhalten die Schüler Fasnetsbrezeln aus den großen Körben der Narren. Die Schule ist damit offiziell beendet und für Schüler:innen und Lehrer:innen brechen die Ferien und die Fasnet an. 

Die Tradition des Brezelverteilens ist eine der ältesten Bräuche der Wangener Narrenzunft. Fest im Programm verankert, findet die Schülerbefreiung mit Brezelverteilen seit den 1950er Jahren nahezu unverändert statt. 

Gemeinsames Pfannkuchen/Berliner/Krapfen essen 

Das gemeinsame Essen von Pfannkuchen, Berlinern oder Krapfen während der Karnevalszeit ist in vielen Schulen ein Brauch, der auf verschiedenste Weise realisiert wird.

Ursprünglich sollten diese mit Puderzucker bestreuten oder mit Konfitüre gefüllten Köstlichkeiten den Abschied von üppigem Genuss vor der Fastenzeit symbolisieren. Heutzutage sind sie jedoch viel mehr als nur ein kulinarisches Statement — sie sind Ausdruck von Fröhlichkeit und Tradition.

(Quelle: Pixabay)

Jede Region pflegt ihre eigene Art, Pfannkuchen, Berliner oder Krapfen zuzubereiten. Ob mit Pflaumenmus, Aprikosenmarmelade oder einer leckeren Zimtfüllung – die regionalen Varianten spiegeln die Vielfalt der deutschen Küche wider. In einigen Gegenden werden sie sogar mit einem speziellen Faschingsmotiv, wie einem kleinen Faschingskrapfen, dekoriert.

Im schulischen Kontext bieten Pfannkuchen, Berliner oder Krapfen eine Möglichkeit, die Karnevalszeit zu zelebrieren. Ihr könnt beispielsweise eine Backaktion im Unterricht organisieren oder die Schüler:innen einladen, traditionelle Rezepte zu erkunden. 

Das Prinzenpaar 

In vielen Schulen wird die Wahl eines schuleigenen Prinzenpaares gefeiert. Die Karnevalsprinzessin und der Karnevalsprinz üben dann eine symbolische Regentschaft über die Schule aus. Sie haben das Privileg, an Schulsitzungen teilzunehmen und bei schulischen Veranstaltungen wie Faschingsfeiern oder Umzügen im Mittelpunkt zu stehen. 

Die Idee der Faschingsprinzen und -prinzessinnen hat historische Wurzeln im Karneval. Ursprünglich geschaffen, um den Karneval zu personifizieren, repräsentierten sie die lebendige Tradition und den Frohsinn der fünften Jahreszeit. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 entwickelte sich aus dem ursprünglichen Helden Karneval der "Prinz Karneval". Diese Symbolfiguren stehen heute nicht nur für Jugendlichkeit, Zukunft, Veränderung und Hoffnung, sondern sind auch das Herzstück des modernen Karnevals.

Welche Bräuche feiert ihr in eurer Schule zum Karneval? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Deutschlands schönste Schultoilette gesucht: Bundesweiter Wettbewerb – „Toiletten machen Schule“ gestartet
Die German Toilet Organization (GTO) ruft gemeinsam mit der Bundesschülerkonferenz und dem Bundeselternrat einen neuen bundesweiten Wettbewerb für bessere Schultoiletten aus. Zur Teilnahme aufgerufen sind alle Schulen in Deutschland.
Von
Redaktion
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February 2024
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Die German Toilet Organization (GTO) ruft gemeinsam mit der Bundesschülerkonferenz und dem Bundeselternrat einen neuen bundesweiten Wettbewerb für bessere Schultoiletten aus. Schulen, die am Wettbewerb teilnehmen, winkt ein doppelter Gewinn: nachhaltig verbesserte Schultoiletten und dazu Preise im Gesamtwert von 50.000 Euro. Zur Teilnahme aufgerufen sind alle Schulen in Deutschland. Einsendeschluss ist der 23. April 2024.

Kein Toilettenpapier, üble Gerüche, verschlossen Klokabinen und keine Möglichkeit sich die Hände abzutrocknen. Das ist weiterhin die Realität an vielen Schulen, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie der GTO und des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn belegten. Eine Mehrheit der Schülerinnen und Schüler meidet den Gang zur Schultoilette, und mehr als ein Viertel trinkt und isst deswegen weniger, mit drastischen Folgen für die Gesundheit und die Konzentration im Unterricht.

Der neue bundesweite Schulwettbewerb Toiletten machen Schule® soll nun Schulen darin befähigen, ihre Situation rund um die Schultoiletten- und Waschräume langfristig und nachhaltig in den Griff zu bekommen, denn die wissenschaftliche Studie zeigte auch, dass eine nachhaltige Verbesserung der Situation erreicht werden kann.

Im Rahmen des Wettbewerbs werden teilnehmende Schulen in 4 Schritten angeleitet ein Team zu gründen, eine Bestandsaufnahme und Problemanalyse durchzuführen und auf dessen Basis nachhaltige Ideen und Aktivitäten zu entwickeln und umzusetzen. Um diesen Prozess so einfach wie möglich zu gestalten, wurde eigens ein Webportal (toiletten-machen-schule.de) programmiert, über das Schulen ihr Konzept digital bearbeiten und einreichen können. „Das neue Wettbewerbsportal ist einzigartig in Deutschland. Die angebotenen Methoden, Tipps und Ratschläge werden auch über die Laufzeit des Wettbewerbs hinaus angeboten, damit Schulen endlich die Hilfestellung bekommen, die sie benötigen“, sagt Thilo Panzerbieter, Geschäftsführer der GTO.

Welche Bedeutung das häufig tabuisierte und von der Politik oft vernachlässigte Thema für Schüler*innen und ihre Eltern hat, zeigt die Beteiligung der Bundesschülerkonferenz und des Bundeselternrats am Wettbewerb. „Die Schultoiletten sind ein Spiegelbild unserer Prioritäten im Bildungssystem. Sie sind kein Nebenschauplatz, sondern ein integraler Bestandteil eines schulischen Umfelds, das die physische und mentale Gesundheit sowie die Lernfähigkeit unserer Schülerinnen und Schüler maßgeblich beeinflusst“, so der Vorsitzende des Bundeselternrats Dirk Heyartz im Rahmen der Pressekonferenz zum Start des Wettbewerbs am 10. Januar in Berlin. Florian Fabricius, Generalsekretär der Bundeschülerkonferenz, betonte die Relevanz der Einbindung der Schülerinnen und Schüler in Entscheidungsprozesse: „Unsere Schulen stecken in einer chronischen Toilettenkrise und wir Schüler sind diejenigen, die darunter leiden. Es ist höchste Zeit, uns in Entscheidungen mit einzubeziehen und mit an Bord zu holen. Schultoiletten können nur dann zu echten Wohlfühlorten werden, wenn wir Schüler mitgestalten und mitentscheiden dürfen.“

Engagierte und Schulen, die am Wettbewerb teilnehmen möchten, können sich ab jetzt unverbindlich über das Webportal registrieren. Der Einsendeschluss für die Konzepte der Schulen ist der 23. April 2024. Eine unabhängige Jury wird die Qualität der Lösungsansätze bewerten und darauf achten, ob sich eine breite Basis von Unterstützerinnen und Unterstützern an den Schulen findet. Zu gewinnen sind Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von 50.000 Euro.

Weitere Infos

www.toiletten-machen-schule.de

Nahostkonflikt und Social Media: Materialien der Bildungsstätte Anne Frank
Die Bildungsstätte Anne Frank bietet auf ihrer Website aktuelle Analysen zum Nahostkonflikt als Download an. Schwerpunkt des neu erschienen Reports ist die Rolle von Social Media und insbesondere TikTok in Folge des 7. Oktober
Von
Redaktion
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February 2024
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Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 spielen soziale Netzwerke eine bedeutende und vielfach unterschätzte Rolle bei der Verbreitung von Terrorpropaganda, Falschinformationen, Israelhass, Antisemitismus und Verschwörungsnarrativen.

Die Bildungsstätte Anne Frank fasst in diesem Report, der im Februar 2024 publiziert wurde, die Beobachtungen relevanter Plattformen aus den ersten drei Monaten nach dem Terroranschlag in einer ad-hoc-Analyse zusammen.

Der Report legt den Schwerpunkt auf TikTok – das unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebteste und reichweitenstärkste Netzwerk– und schildert die drastischen Auswirkungen des TikTok-Konsums auf die politische Meinungsbildung der jungen Zielgruppe. Unser Report kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Startchancen-Programm: Nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?
Bund und Länder haben sich auf die Ausgestaltung des Startchancen-Programms geeinigt. 4000 Schulen in schwierigen sozialen Lagen sollen davon profitieren. Bund und Länder wollen dafür über zehn Jahre rund 20 Milliarden Euro investieren.
Von
Justus Wolters
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February 2024
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Der Weg für das milliardenschwere Startchancen-Programm für Schulen ist frei. Die Kultusministerkonferenz hat den Plänen jetzt zugestimmt. Ziel des Programms ist es, sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen bessere Bildungschancen zu ermöglichen. Der Bund will dafür jährlich bis zu einer Milliarde Euro geben, die Länder sollen sich jeweils anteilig in gleicher Höhe beteiligen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren wären das 20 Milliarden Euro, die Schulen in schwierigen sozialen Lagen zur Verfügung gestellt werden sollen. 4000 Schulen und damit rund eine Million Schüler:innen sollen insgesamt von der zusätzlichen Förderung profitieren. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat die Pläne als “das größte und langfristige Bildungsprojekt der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland” bezeichnet. Kritiker:innen finden aber, dass längst nicht genügend Kinder und Jugendliche von dem Programm profitieren würden. 

Das Programm war bereits im Koalitionsvertrag festgeschrieben: “Mit dem neuen Programm Startchancen wollen wir Kindern und Jugendlichen besser Bildungschancen unabhängig von der sozialen Lage ihrer Eltern ermöglichen”. Die Auswahl der entsprechenden Schulen werden die Länder vornehmen. Dazu schreibt das Bundesbildungsministerium: “Die Auswahl der Startchancen-Schulen erfolgt auf Basis wissenschaftsgeleiteter und an der Zielsetzung des Startchancen-Programms ausgerichteter Kriterien durch die Länder. Dabei soll mindestens der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die von Armut betroffen sind oder eine Migrationsgeschichte haben, berücksichtigt werden. Die Wissenschaft hat hier einen Zusammenhang mit Bildungsteilhabe und Bildungserfolg ermittelt. Länder, die bereits eigene Sozialindizes entwickelt haben, sollen diese nutzen können.”

Wie das Geld investiert werden soll, ist bereits genau geregelt. Dies soll sich an drei Programmsäulen orientieren. 40 Prozent der Mittel sollen für “eine bessere und damit lernförderlichere Infrastruktur und Ausstattung der Schulen eingesetzt werden”. 30 Prozent der Förderung soll “in bedarfsgerechte Maßnahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung”, beispielsweise zusätzliche, gezielte Lernförderung in den Kernfächern Deutsch und Mathematik fließen. Und 30 Prozent sollen für multiprofessionelle Teams eingesetzt werden. Damit wäre es zum Beispiel möglich, “allein aus Bundesmitteln jeder Schule in sozial schwieriger Lage eine volle Stelle für schulische Sozialarbeit zuzuweisen”. Die Orientierung an den drei Programmsäulen stellt eine Abkehr von der Verteilung nach dem Königsteiner Schlüssel dar, der sonst in der Regel bei solchen Förderprogrammen Anwendung findet. Dieser Schritt findet unter politischen Akteur:innen Zustimmung. „Bei der Abkehr vom Königsteiner Schlüssel ist uns etwas Großes gelungen“, sagte etwa die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag, Ria Schröder, gegenüber der taz. Bei der Auswahl der Schulen sollen die Länder Sozialkriterien gemäß der Programmvorgaben festlegen. Bis zum 1. Juni dieses Jahres sollen die Schulen feststehen. Die Vereinbarung zwischen Bund und Ländern sowie die Finanzhilfevereinbarung sollen nun an die Regierungen der Länder verschickt und von Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger unterzeichnet werden. Damit das Programm am 1. August 2024 starten kann, muss das Finanzausgleichsgesetz geändert werden.

Der Fokus des Programms soll auf der Förderung der Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen liegen. ICB-Bildungstrend und Pisa-Studie haben zuletzt bestätigt, dass in diesen Bereichen offenbar enormer Nachholbedarf in Deutschland besteht und gerade das Problem der ungleichen Voraussetzungen zu steigender Bildungsgerechtigkeit führt. 

Über die Einigung fürs Startchancen-Programm von Bund und Ländern haben sich verschiedene Akteur:innen und Organisationen aus dem Bildungssektor sehr erfreut gezeigt, an der geplanten Ausgestaltung des Programms wird allerdings Kritik geübt. Das zeigt sich auch am Beispiel der Gewerkschaft Erziehung und Bildung (GEW). Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern zeigte sich im Grunde erfreut über die Nachricht der Einigung: “Es ist gelungen, dass ein Teil der Gelder nach Sozialindex verteilt wird. Das ist im Vergleich zur Vergangenheit und der Mittelvergabe nach dem ‚Königsteiner Schlüssel‘ ein echter Durchbruch. Endlich kann ein Teil der Gelder zielgerichtet dort eingesetzt werden, wo er am meisten benötigt wird: in armen Stadtvierteln und Regionen, für arme Familien“. Aber sie schob auch direkt Kritik nach: “Das Startchancenprogramm erreicht nur rund zehn Prozent aller Schülerinnen und Schüler. Gut 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind jedoch arm beziehungsweise armutsgefährdet. Zudem beträgt allein der Sanierungsstau an Schulen rund 45 Milliarden Euro. Um diesen ernsthaft anzugehen, brauchen wir einen eigenständigen Finanzierungstopf. Das Startchancenprogramm kann nur ein Einstieg in eine dauerhafte, solide Finanzierung benachteiligter Schulen sein. Es muss über die zehnjährige Laufzeit hinaus verstetigt und besser ausfinanziert werden”, sagt Finnern.

Aus den Reihen der Schüler:innen gibt es ebenfalls eine zwiespältige Reaktion. Der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Florian Fabricius, sagte, dass das neue Programm ein “Gamechanger” sein könne, weil erstmals zielgerichtet Geld verteilt werde an Schulen, die dies besonders nötig hätten. Er kritisiert aber gleichzeitig, dass die Investitionen nicht in dringend notwendige Sanierungs- und Instandsetzungen gehe. Das sei absurd, weil diese Reparaturen am nötigsten seien. Zudem könne das Programm nichts am Lehrkräftemangel oder den Problemen mit der Digitalisierung ändern. 

Einige kritisieren, dass nicht genügend Kinder und Jugendliche von den Investitionen profitieren würden. Zu ihnen gehört auch Daniela Ludwig, Berichterstatterin für Schulbildung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Sie sagte: “Nur jeder elfte Schüler wird von dem Startchancen-Programm überhaupt profitieren. Das ist zu wenig.” Sie bezeichnet die Pläne als “Tropfen auf dem heißen Stein”.

Aber nicht die gesamte CDU kritisiert das Programm so scharf. Karin Prien, Kultusministerin von Schleswig-Holstein, hat an den Plänen mitgearbeitet und wirkt optimistischer: “Wir haben etwas konzipiert, von dem wir ausgehen, dass es wirklich etwas verändern kann. Und wir haben gezeigt: Der Bildungsföderalismus funktioniert.”

Die Vorsitzende der SPD, Saskia Esken, unterstützt das Programm an sich auch, aber hält eine Erweiterung für nötig: “Es wäre notwendig, das Programm auf zumindest die Hälfte der Schulen auszuweiten. Die Finanzierung wäre zweifellos ein Kraftakt, von dem aber unsere Volkswirtschaft als Ganzes profitieren würde.”

Nachteilsausgleich: Wie er funktioniert und wem er helfen kann
Der Nachteilsausgleich ist ein Instrument, das mehr Chancengleichheit und Inklusion schaffen soll. In der Realität gibt es aber Hürden, denn der Mechanismus ist höchst individuell. Wir haben uns angeschaut, wie ein kompetenter Umgang damit klappen kann.
Von
Justus Wolters
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February 2024
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Wahrscheinlich hattet ihr in eurem Lehrberuf auch schon mindestens einmal mit dem Nachteilsausgleich zu tun. Dieser Mechanismus funktioniert allerdings zum Teil sehr individuell, deshalb wollen wir ihn hier nochmal grundlegend erklären und euch die Vielfalt der Auslegungs- und Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen. Im Kern soll dieser Mechanismus sicherstellen, dass Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen oder individuellen Beeinträchtigungen die gleichen Bildungschancen haben wie ihre Mitschüler:innen. Der Nachteilsausgleich soll bestehende Benachteiligungen kompensieren und eine inklusive Bildung fördern. Zum Beispiel können Schüler:innen mit Dyskalkulie durch zusätzliche Lernhilfen bei der Bearbeitung von mathematischen Themen unterstützt werden. 

Am Prinzip des Nachteilsausgleichs gibt es auch immer mal wieder Kritik. Das Leistungsprinzip würde hiermit verwaschen werden. Wichtig dabei zu beachten ist, dass der Nachteilsausgleich nicht dazu dient, die Anforderungen an die Bildung zu senken, sondern vielmehr darauf abzielt, gleiche Chancen und Zugangsmöglichkeiten zu gewährleisten. 

Welche Schüler:innen haben Anspruch auf einen Nachteilsausgleich?

Der Nachteilsausgleich ist für Schüler:innen gedacht, die es aufgrund ihrer physischen oder psychischen Voraussetzungen schwerer haben, am Unterricht teilzunehmen oder zu lernen. Zu körperlichen Beeinträchtigungen können etwa Muskelerkrankungen gehören, die die Mobilität der Schüler:innen einschränken. Genauso können Hör- und Sehschwierigkeiten die Kriterien für einen Nachteilsausgleich erfüllen. Und auch chronische Krankheiten können hierzu zählen, wenn sie etwa dazu führen, dass die Schüler:innen eine höhere Zahl an Fehltagen haben. 

Zu den weiteren Gründen für einen Nachteilsausgleich gelten Diagnosen von Lernschwierigkeiten wie Legasthenie oder Dyskalkulie. Auch psychische Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Angststörungen oder ADHS können dazu führen, dass Schüler:innen einen Nachteilsausgleich zugesprochen bekommen. Dabei bleibt immer zu beachten, dass die Absprache, Antragstellung und Ausgestaltung des Nachteilsausgleichs immer auch ein stark individueller Prozess sind. Eine Übersicht zu einer möglichen Diagnostik bei Schüler:innen bietet unter anderem das Bildungsministerium für Mecklenburg-Vorpommern.

Wie wirkt sich der Nachteilsausgleich aus?

Hier gibt es ganz unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten. Es ist möglich, den betreffenden Schüler:innen zusätzliches oder speziell angepasstes Lernmaterial zur Verfügung zu stellen, mit dem sie besser am Unterricht teilnehmen können. Die Aufgaben in Klausuren können angepasst und auch die Unterrichtsmethoden können für die betreffenden Schüler:innen bedürfnisorientierter zugeschnitten werden. 

Wie wird der Nachteilsausgleich in Zeugnissen behandelt?

Der Nachteilsausgleich wird nicht auf dem Zeugnis vermerkt. Im Feld Bemerkungen wird allerdings notiert, wenn bei der Leistungsbewertung von der Norm abgewichen wurde. Ein Nachteilsausgleich kann auch damit verbunden sein, dass ein Notenschutz angewendet wird. Dieser bewirkt, dass Schüler:innen zwar benotet werden, ein bestimmtes Gebiet aber nicht in die Gesamtnote eines Fachs einbezogen wird oder dies anders gewichtet wird. Der Notenschutz kann zum Beispiel bei Legasthenie greifen. Hierbei fließt dann in verschiedenen Fächern die Rechtschreibung weniger stark oder gar nicht in die Benotung ein. Bei Schüler:innen, die etwa Probleme dabei haben, Worte zu finden oder sich sprachlich verständlich mitzuteilen, nimmt die Bedeutung von mündlichen Prüfungen bzw. einer mündlichen Beteiligung ab oder wird angepasst. 

Wie wird der Nachteilsausgleich beantragt?

Erziehungsberechtigte können den Nachteilsausgleich für ihr Kind bei der Schule oder der Ausbildungsstätte beantragen. Das Vorgehen unterscheidet sich dabei von Bundesland zu Bundesland ein wenig. Der Antrag kann zum Teil einfach mündlich mit der Direktorin oder dem Direktor vereinbart besprochen werden, empfehlenswerter ist aber ein formloser schriftlicher Antrag, um das Verfahren festhalten, um etwas vorweisen zu können, falls es zu juristischen Auseinandersetzungen kommen sollte. Die Entscheidung über den Antrag fällt dann das zuständige Schulamt. Im formlosen Antrag sollten einige entscheidende Punkte unbedingt enthalten sein. Zunächst empfiehlt es sich, den Wunsch auf Gewährung eines Nachteilsausgleichs zu formulieren. Der Grund dafür sollte ausführlich beschrieben sein und die Art der gewünschten Unterstützung sollte ebenfalls schon so genau wie möglich im Schreiben enthalten sein. Es gilt: je detaillierter die Beschreibung ist, desto gezielter können Maßnahmen geplant werden. Dem Antrag muss in den meisten Fällen auch ein medizinisches Attest hinzugefügt werden. 

Wie lässt sich der Nachteilsausgleich in der Klasse thematisieren?

Um diese Frage zu klären, haben hat Lehrer News Friedo Scharf gefragt. Er ist Sonderpädagoge und Entwickler der SPLINT-App für die kollaborative Förderplanung. Er antwortet darauf:

“Dass Kinder einen Nachteilsausgleich (NTA) haben und bekommen, ist in erster Linie etwas, dass niemand sonst wissen muss. Wenn Fragen kommen oder Unverständnis von anderen Kindern geäußert wird, ist es völlig ausreichend, darauf zu verweisen, dass es immer und überall Unterschiede gibt und es auch absolut in Ordnung ist, dass nicht alle immer die gleichen Aufgaben bekommen oder die gleichen Rahmenbedingungen haben. In Absprache mit dem Kind kann man sich natürlich entscheiden, das Thema auch mit der Klasse zu besprechen. Mir ist es dann immer besonders wichtig gewesen, hervorzuheben, dass es beim NTA darum geht, vergleichbare Voraussetzungen zu schaffen. In Absprache mit dem Kind, kann man z.B. ein paar Infos zu dem Grund des NTAs zu referieren. Z.B. ein kleiner Vortrag zu LRS und wie sich diese auswirkt. Auf dieser Grundlage kann man dann recht einfach erklären, warum es einen NTA gibt. Kindern fällt die Wichtigkeit des NTAs oft leichter zu verstehen, wenn es um sichtbare und offensichtliche Beispiele geht. "Wenn wir in einem Leichtathletik-Wettkampf einen Athleten in einem Rollstuhl im gleichen Rennen starten lassen, wie einen Athleten, der gehend und voll austrainiert ist - wer würde am Ende gewinnen? Empfindest du es als fair, die beiden gegeneinander starten zu lassen? Wenn wir dieses Rennen fair gestalten wollten, was müssten wir dann machen?" Die Antworten dieser Fragen führen oft sehr einfach und für jeden nachvollziehbar zu einem NTA.”

Sonderpädagoge Friedo Scharf setzt bei Bedarf darauf, bei den Kindern Verständnis für den Nachteilsausgleich zu schaffen. (Quelle: Stephanie Göbel/Inklusion-Digital GmbH)

Mit Hilfe des Nachteilsausgleichs kann mehr Inklusion und individuelle Förderung erreicht werden. Die Kommunikation innerhalb einer Klasse, in der es Schüler:innen gibt, die einen Nachteilsausgleich bekommen, sollte transparent und offen sein. Die Mitschüler:innen haben auch einen Anspruch darauf zu wissen, warum es eine unterschiedliche Behandlung innerhalb einer Klasse gibt. Vielleicht bietet das  Thema einen tollen Anlass dafür, über den Nutzen und Funktionsweise von Inklusion im Unterricht zu sprechen. 

Wie sind eure Erfahrungen mit dem Nachteilsausgleich? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Cannabislegalisierung: Bayern plant bundesweites Präventionsangebot für Schulen
Die Ampel-Fraktionen haben ihre Verhandlungen über das geplante Cannabis-Gesetz abgeschlossen. Mahnende Stimmen kommen von Eltern und Lehrerverbänden, Bayern plant ein bundesweit zugängliches Präventionsprogramm für Schulen.
Von
Marcel Kunzmann
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February 2024
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Berlin. Die Ampel-Fraktionen haben ihre Verhandlungen über das geplante Cannabis-Gesetz abgeschlossen. Wie die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Maria Klein-Schmeink, am Freitag in Berlin erklärte, könne das Gesetz zum 1. April in Kraft treten. Der Bundestag muss über den Entwurf noch abstimmen. Als Zeitraum für die Verabschiedung durch das Parlament nannte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Woche vom 19. bis 23. Februar, auch der Bundesrat muss sich mit den Plänen noch befassen.

Die Vize-Fraktionschefs Konstantin Kuhle (FDP), Maria Klein-Schmeink (Grüne) und Dagmar Schmidt (SPD) erklärten gegenüber der dpa: "Die Regelungen sind ein echter Meilenstein für eine moderne Drogenpolitik, mit der die Prävention gestärkt und der Gesundheits-, Kinder- und Jugendschutz verbessert werden." Darüber hinaus würden Konsumentinnen und Konsumenten entkriminalisiert sowie der Schwarzmarkt effektiv bekämpft.

Die Auswirkungen des Gesetzes auf den Kinder- und Jugendschutz sowie auf die organisierte Kriminalität sollen "zeitnah" evaluiert werden. Dabei werde auch die Expertise des Bundeskriminalamts einbezogen (Lehrer News berichtete).

Inhaltlich soll es gegenüber den bereits angekündigten Plänen keine größeren Änderungen mehr geben. Demnach wird  Cannabis von der Liste der verbotenen Substanzen des Betäubungsmittelgesetzes gestrichen. Der Anbau und Besitz bestimmter Mengen soll für Volljährige ab dem 1. April möglich sein. Ab dem 1. Juli sollen sich Clubs für den gemeinsamen Anbau und Abgabe an Mitglieder konstituieren können.

Kritik an dem Gesetz wurde insbesondere mit Blick auf den Jugendschutz laut. Die Freigabe für Erwachsene führe dazu, dass auch Minderjährige leichter an die Droge kommen, kommentierte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll. Ob sich unter eine Gruppe volljähriger Schüler:innen auch Minderjährige mischen würden, werde nicht überprüft. Düll zu Folge stelle sich die Frage, wer vorgesehene Schutzabstände von 200 Metern etwa um Schulen kontrolliere.

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) sind die Bedenken unter Eltern groß. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren befürchten, dass die Hemmschwelle Minderjähriger sinkt, wenn Kiffen für Erwachsene legal wird. 73 Prozent der Eltern befürchten Gehirnschäden beim Nachwuchs, wenn dieser Cannabis konsumiert. Fast ebenso vielen (70 Prozent) machen mögliche psychische Auffälligkeiten wie Stimmungsschwankungen oder Angstzustände Sorgen. Immerhin 69 Prozent der Eltern fürchten, dass ein häufiger Konsum von Cannabis Kinder und Jugendliche abhängig macht, 64 Prozent denken an einen Leistungsabfall in der Schule.

Für die Untersuchung befragte das Meinungsforschungsinstitut vom 2. bis 16. Januar online und repräsentativ bundesweit 1.000 Elternteile mit Kindern unter 18 Jahren. 

Auch aus der Forschung kamen mahnende Stimmen mit Blick auf den Jugendschutz. Hirnforscher Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig erklärte, Cannabinoide wirkten sich besonders auf den Stirnlappen aus, einen wichtigen Teil des Frontalhirns: “Diese Hirnregion verleiht uns die Fähigkeit, Handlungen zu planen, Probleme zu lösen und Impulse zu kontrollieren. Wenn Jugendliche regelmäßig kiffen, riskieren sie eine Minderung dieser Fähigkeiten, sie reagieren impulsiver und können sich schlechter auf eine Aufgabe konzentrieren. Insgesamt lässt die geistige Leistungsfähigkeit nach.”  Außerdem könne starker Cannabis-Konsum Regionen im Gehirn aktivieren, die Halluzinationen auslösen und zu psychotischen Symptomen führen können.

Bayern plant indes, mit neuen Onlinekursen die Präventionsarbeit zu stärken. "Schulen spielen bei der Prävention eine ganz besondere Rolle", erklärte die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). "Mit unserem neuen Online-Angebot wollen wir Lehrkräfte, regionale pädagogische Fachkräfte für Suchtprävention und Fachkräfte der Jugend- und Schulsozialarbeit für den Umgang mit Cannabis fit machen." Ziel sei es, das Angebot im Sommer 2024 bundesweit zur Verfügung zu stellen.

Bundesfreiwilligendienst im THW startet ab 1. Februar 2024 neue bundesweite Werbekampagne
Mit einer neuen Marketingkampagne macht die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) seit dem 1. Februar 2024 Interessierte auf den Bundesfreiwilligendienst (BFD) im THW aufmerksam. Interessierte können sich auf der Webseite www.thw-bufdi.de informieren
Von
Redaktion
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February 2024
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Bonn. Mit einer neuen Marketingkampagne macht die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) seit dem 1. Februar 2024 Interessierte auf den Bundesfreiwilligendienst (BFD) im THW aufmerksam. Ziel der neuen, multimedial angelegten Kampagne ist es, die allgemeine Bekanntheit des BFD im THW zu steigern, über dessen vielfältige Betätigungsfelder, die der Unterstützung des Ehren- und Hauptamtes im THW dienen – etwa bei Ausbildungen und Übungen, bei der Öffentlichkeitsarbeit oder auf Messen – zu informieren und qualifizierte Bewerbungen zu generieren.

„Bei Uns Findest Du Immer…“ – Der bereits bekannte Werbeslogan für den BFD im THW bleibt auch in der neuen BFD-Kampagne erhalten. In dem verheißungsvollen Teilsatz verbirgt sich deren zentrales Motiv: Die einzelnen Anfangsbuchstaben neu zusammengesetzt ergeben das Schlüsselwort „BUFDI“ – die Abkürzung für Bundesfreiwilligendienstleistende. Neu ist nun, dass die bisher beworbenen Kategorien Technik, Medien, Menschen und Verwaltung aufgebrochen werden, um den mannigfaltigen Betätigungsfeldern, mit denen THW-Bufdis in den bundesweiten Einsatzstellen betraut werden, gerecht zu werden. Zu diesem Zweck wurden fünf neue Claims und dazugehörige Motive entwickelt:

Aufgaben, die etwas bewegen
Hier wird angepackt: Als Bufdi unterstützt du die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden des THW in ihren vielfältigen Betätigungsfeldern. Dich erwarten Aufgaben, die nicht nur Muskeln, sondern die Welt bewegen.

Neue Skills, die dich weiterbringen
Erkunde spannende Berufsfelder und stärke deine sozialen Kompetenzen. Das hilft dir dabei, deine eigenen Talente zu entdecken oder auch Entscheidungen für deinen zukünftigen Beruf oder deine Ausbildung zu treffen.

Vielfalt und Team-Spirit
Zusammenhalt und Toleranz stehen im THW an erster Stelle. Erlebe eine Gemeinschaft, in der unterschiedliche Stärken und Interessen geschätzt werden. Deine Einzigartigkeit ist hier genau richtig!

Projekte, die dich inspirieren
Langeweile war gestern! Tauche ein in spannende Projekte, die nicht nur deine Kreativität anregen, sondern auch einen positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft haben.

Begeisterung für die gute Sache
Dein Einsatz zählt! Mit deinem Engagement stärkst du den Zivil- und Katastrophenschutz und damit das Allgemeinwohl in Deutschland. Erlebe, wie deine Motivation und Hingabe Positives bewirken.

Passend zu den neuen Claims sind bei einem dreitägigen Dreh und Fotoshooting im THW-Ausbildungszentrum in Hoya fünf neue Motive entstanden, die Bufdis in beispielhaften Arbeitssituationen zeigen. Die Kampagne umfasst neben kurzen Werbespots auch Bildmaterial für Druck- und Online-Werbung. Interessierte können sich auf der Webseite www.thw-bufdi.de informieren oder gleich für ein BFD-Jahr im THW bewerben. Auch auf dem Instagram-Account @thw_bufdi lassen sich seit dem 1. Februar die neuen Motive und Slogans bestaunen.

Eine Bewerbungsfrist für den BFD im THW gibt es nicht. Interessierte können sich jederzeit über das auf der Webseite bereitgestellte Online-Formular bewerben. Das Startdatum für das BFD-Jahr wird mit der jeweiligen Einsatzstelle abgestimmt.

Das THW ist die ehrenamtlich getragene Einsatzorganisation des Bundes. Das Engagement der bundesweit rund 88.000 Freiwilligen bildet die Grundlage für die Arbeit des THW im Bevölkerungsschutz. Mit seinen Fachleuten, seiner Technik und seinen Erfahrungen ist das THW im Auftrag der Bundesregierung weltweit gefragt, wenn Notlagen dies erfordern. Neben bilateralen Hilfen gehören dazu auch technische und logistische Aufgaben im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union sowie im Auftrag von VN-Organisationen. Mehr Informationen zum Engagement des THW im In- und Ausland finden Sie hier: www.jetzt.thw.de.

Black History Month: Materialien zur Geschichte des Rassismus in amerikanischen Schulen
Zum Black History Month geben wir euch Unterrichtsmaterialien an die Hand, die ihr für eine historische Aufarbeitung der rassistischen Unterdrückung und die Lage von Schwarzen Schüler:innen in den USA verwenden könnt.
Von
Jessica Risi
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Jedes Jahr wird der Februar zum Black History Month erklärt. In den USA und Kanada werden in diesem Monat die historischen Leistungen, kulturellen Beiträge und Errungenschaften von afroamerikanischen Menschen gefeiert und gewürdigt. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist dabei ein wichtiger Teil und bietet sich für eine Aufarbeitung im Unterricht an. Nach Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1865 folgte für die afroamerikanische Bevölkerung, besonders in den Südstaaten, eine Zeit, die durch institutionellen Rassismus, systematische Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit gekennzeichnet war. Auch in Bildungseinrichtungen war dies spürbar, denn schwarze und weiße Schüler:innen mussten in vielen Staaten auf getrennte Schulen gehen. In diesem Kontext wollen wir euch in diesem Artikel Materialien an die Hand geben, die ihr im Unterricht benutzen könnt, um die Geschichte des Rassismus an amerikanischen Schulen zu behandeln.

Primärquellen und Kontext: So findet ihr Material zum Thema 

Für eine thematische Auseinandersetzung mit der Rassentrennung an Schulen macht es Sinn, sich zuerst mit der geschichtlichen Entwicklung des Rassismus in den USA zu beschäftigen. Nach dem Bürgerkrieg wurden mehrere Gesetze verabschiedet, um die Rechte der befreiten Sklaven zu schützen und sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die sogenannten Recronstruction Acts wurden jedoch mit der Einführung der Jim Crow-Gesetzen in den Südstaaten der USA wieder aufgehoben. Diese Gesetze waren darauf ausgerichtet, die Rassentrennung zu institutionalisieren und in alle öffentliche Einrichtungen zu bringen. Wollt ihr diese Gesetze näher besprechen, um ihre Inhalte und Auswirkungen zu diskutieren, findet ihr hier eine Auflistung einiger. Um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, was diese Gesetze im Alltag bedeuteten, können Archivmaterialien wie Fotografien und Zeitungsartikel aus dieser Zeit gezeigt werden. Diese visuellen Quellen bieten Einblicke in die Vorurteile und Stereotypen, die während der Rassentrennung weit verbreitet waren. Fotografiesammlungen aus dieser Zeit könnt ihr ganz einfach online finden. Auch Artikel und Anzeigen aus lokalen Zeitungen können bei der Vermittlung helfen, hier findet ihr Auschnitte aus verschiedenen Zeitungen der Stadt Ypsilanti, die stark von institutionellem Rassismus und der Diskriminierung geprägt war.

Für einen allgemeinen geschichtlichen Einstieg bietet die Seite StudySmarter eine übersichtliche Einorndung zum Thema Rassentrennung, wobei wichtige Meilensteine und Begriffe erläutert werden. Für jüngere Schüler:innen bietet sich das Video von MrWissen2Go auf YouTube an, das die geschichtliche Entwicklung mit dem Beginn der Sklaverei und die Zusammenhänge zu heute in einfacher Sprache erläutert.

“Seperate but equal” an den Schulen

Durch die Doktrin "Separate but equal", die durch den Fall Plessy v. Ferguson von 1986 des Obersten Gerichtshofs legalisiert wurde, waren getrennte Einrichtungen für Weiße und Schwarze rechtlich zulässig, solange sie als vergleichbar angesehen wurden. Das heißt also, obwohl die Einrichtungen durch eine Einteilung nach “Rassen” getrennt waren, sollten sie dennoch den gleichen Standard an Bildung oder Dienstleistungen anbieten.

Dies wurde aber in der Praxis nur selten umgesetzt, denn viele Einrichtungen für Afroamerikaner:innen waren von schlechterer Qualität und Ausstattung. Auch in Schulen waren diese Unterschiede zu spüren, die zu einer erheblichen Ungleichheit der Bildungschancen führten. Afroamerikanische Schulen waren unterfinanziert und in schlechtem Zustand. Dagegen hatten weiße Schulen bessere Lehrmaterialien, Einrichtungen und Lehrkräfte. Wie diese Ungleichheit aussah, könnt ihr beispielsweise anhand dieser Fotos zeigen. Daran könnt ihr die Schüler:innen erläutern lassen, welche Unterschiede sie zwischen den Schulen ausmachen können und welche Auswirkungen diese auf die Bildung der Kinder auf den Bildern haben könnten. Näheres zu den Bildern und mögliche Diskussionsansätze findet ihr hier.

Um näher auf die Situationen der Schulen, die von Rassentrennung betroffen waren, einzugehen, können durch konkrete Fallbeispiele die Auswirkungen auf die Schüler:innen und Lehrkräfte aufgezeigt und diskutiert werden. Beispielsweise könntet ihr hier die Little Rock Central High School in Arkansas behandeln. Diese Schule wurde 1957 zum Symbol für den Kampf gegen die diskriminierende Trennung, als neun afroamerikanische Schüler, bekannt als die "Little Rock Nine", versuchten, die Schule zu besuchen. Ihr Eintritt wurde von der Nationalgarde und einem aufgebrachten weißen Mob blockiert, was zu einer nationalen Kontroverse führte, sodass sogar Präsident Eisenhower eingreifen musste. Eine Übersicht über die Ereignisse findet ihr vom WDR aufgearbeitet und im Podcast “ZeitZeichen”. 

Das Ende der Rassentrennung in Schulen

Das Ende der Rassentrennung in den USA leitete das Urteil Brown v. Board of Education  des Obersten Gerichtshof aus dem Jahr 1954 ein. Die Klage wurde im Namen von Linda Brown eingereicht, einem schwarzen Mädchen, das in Topeka (Kansas) zur Schule gehen wollte, dort aber aufgrund ihrer Hautfarbe abgewiesen wurde. Das Gericht entschied einstimmig, dass die Rassentrennung in öffentlichen Schulen gegen den 14. Verfassungszusatz der Vereinigten Staaten verstößt, der allen Bürger:innen den gleichen Schutz vor dem Gesetz garantiert. 

Brown v. Board of Education war ein Meilenstein im Kampf für Bürgerrechte in den Vereinigten Staaten und leitete eine Ära des Wandels in Bezug auf die Rassentrennung ein. Jack Greenberg, einer der Anwälte im Fall Brown, sagte später "Brown war das Aufbruchssignal für die Sit-ins und die Märsche der Bürgerrechtsbewegung". Martin Luther Kings ziviler Widerstand gewann dadurch ebenfalls an Einfluss. Mehr zu Kings Jr. Werdegang und Materialien für den Unterricht über ihn könnt ihr in unserem Artikel nachlesen. Mit dem Civil Rights Act von 1964 wurde die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder nationaler Herkunft in öffentlichen Einrichtungen, am Arbeitsplatz und im Bildungseinrichtungen schließlich verboten. 

Passend dafür bietet BR radioWissen eine Sendung über die Bürgerrechtsbewegung und die Civil Rights Act mit Arbeitsblättern an, die zur Nachbearbeitung der Sendung ausgefüllt werden können. Außerdem findet ihr dort ein Glossar mit wichtigen Begriffen zur Bürgerrechtsbewegung. Auf dieser Seite findet ihr außerdem Arbeitsblätter und Unterrichtsmaterialien, um sich mit dem Thema Rassismus und dem Civil Rights Movement mit den wichtigsten Akteur:innen auseinanderzusetzen. Die Materialien sind ab der 9. Klasse empfohlen und eignen sich für Geschichte, Englisch, Politik und Ethik.

Trotz des Urteils von Brown v. Board of Education und den Civil Right Acts ist die Gleichstellung von Schwarzen und Weißen in vielen Bereichen, auch der Bildung, auch heute noch nicht erreicht. Schüler:innen geraten oftmals in eine Negativspirale. Anschaulich wird diese Problematik in diesem kurzen Video der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erklärt. Wie die Trennung weißer und schwarzer Menschen von damals bis heute Auswirkungen hat, wird in diesem englischen Video gezeigt. Darin werden durch Grafiken die bis heute noch getrennten Nachbarschaften dargestellt, die sich durch die geschichtliche Segregation der Arbeits- und Wohnsituation entwickelt haben. Im Dossier “Getrennte Klassenzimmer” von der bpb wird zusätzlich ein geschichtlicher Überblick über die Rassentrennung an Schulen und die bis heute spürbaren Auswirkungen gegeben.

Besprechung von Zeitzeugenberichten

Sinnvoll ist es ebenso, Zeitzeugenberichte und Betroffenenaussagen in den Unterricht einzubauen. Sie geben authentische Einblicke in historische Ereignisse und vermitteln die Gedanken und Erfahrungen derjenigen, die sie erlebt haben, eindringlich. Besonders im Kontext der Rassentrennung an amerikansichen Schulen ermöglichen Zeitzeugenberichte den Schülern:innen ein tiefes Verständnis für die Auswirkungen, indem sie die persönlichen Geschichten und Erlebnisse der Betroffenen aus erster Hand erfahren. Ihr könnt zum Beispiel Ausschnitte aus Büchern nehmen und diese dann besprechen.

Hierfür eignen sich die Memoiren von Melba Pattillo Beals “Warriors Don't Cry”, die eine der "Little Rock Nine" war. Das Buch ist auf deutsch und englisch verfügbar, ihr könnt es also im geschichtlichen Kontext verwenden, oder auch für eine Analyse im Englisch-Unterricht. 

Ein weiteres Buch ist “Brown Girl Dreaming”, in dem die Kindheitserinnerungen der Autorin Jacqueline Woodson erzählt werden. Es bietet Einblicke in ihre Erfahrungen mit Rassentrennung und Diskriminierung unter anderem in der Schule während der 1960er und 1970er Jahre durch die Jim-Crow-Laws. Passagen aus den Memoiren findet ihr kostenlos online. Die Uni Gießen bietet für den Roman Arbeitsblätter und Unterrichtsmaterialien an, die sich für Englisch, Ethik, Geschichte und Politik eignen. 

Auch einige Dokumentarfilmen, die sich mit der Geschichte der Rassentrennung in den USA befassen und Interviews mit Zeitzeugen enthalten, eignen sich für eine Besprechung im Unterricht. So zum Beispiel der Dokumentarfilm "I Am Not Your Negro" aus dem Jahr 2016, basierend auf dem Manuskript "Remember This House" von James Baldwin. Aus der Sicht Baldwins wird der Rassismus in den USA gezeigt, indem er Leben und Tod von Bürgerrechtsaktivisten wie Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King Jr. beleuchtet. Der Film enthält viele Archivaufnahmen und Ausschnitte aus Reden, Nachrichten und Fernsehsendungen. Der Film ist kostenlos online verfügbar. Die bpb stellt euch Arbeitsblätter auf deutsch und englisch bereit und gibt Vorschläge zum Einsatz im Unterricht. 

Habt ihr das Thema Rassismus in den USA schon mal im Unterricht behandelt und wenn ja, wie seid ihr dabei vorgegangen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

JusProg: Kritik an Jugendschutzfilter nach Blockierung von Aufklärungsseiten
Deutschlands einziger anerkannter Jugendschutzfilter namens “JusProg” blockiert irrtümlich Aufklärungsseiten. Die Kritik an mangelnder Transparenz, Overblocking und Sicherheitslücken dauern hingegen an.
Von
Marie-Theres Carl
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Eine Recherche von netzpolitik.org und BR Data hat im Januar offengelegt, dass Deutschlands wichtigster und einzig anerkannter Jugendschutzfilter JusProg nicht zuverlässig funktioniert. In zahlreichen Fällen wurden Aufklärungsseiten zu sensiblen Themen wie etwa NS-Zeit, Verhütung oder Coming-Out fälschlicherweise als "ab 18" eingestuft und somit blockiert, darunter auch Angebote von öffentlichen Stellen.

Was ist JusProg?

Das Jugendschutzprogramm, kurz JusProg, ist eine vom gemeinnützigen Verein JusProg e.V. entwickelte Jugendschutzsoftware, die Kinder und Jugendliche im Internet schützen soll. Es handelt sich um das derzeit einzige in Deutschland offiziell anerkannte Filterprogramm für Internetseiten. Die kostenlose Software, die sowohl für Windows, MacOS als auch für Mobilgeräte mit Android und iOS verfügbar ist, soll Webseiten nach Altersgruppen kategorisieren und es Eltern und Lehrkräften ermöglichen, den Zugang zu nicht altersgerechten Inhalten zu kontrollieren.

Wie JusProg funktionieren sollte

JusProg klassifiziert Webseiten in verschiedene Altersgruppen, um den Internetzugang für Kinder und Jugendliche zu regulieren:

  • Ab 0 Jahren: Es werden hauptsächlich Webseiten angezeigt, die auf der Whitelist der Kindersuchmaschine fragFINN verzeichnet sind, sowie einige Ergänzungen, die JusProg intensiv geprüft hat.
  • Ab 6 Jahren: Angezeigt werden alle Websites der Whitelist der fragFINN-Kindersuchmaschine, von der ergänzenden JusProg-Filterliste mit Altersstufe 6 sowie von der Eltern-Whitelist und Websites mit Anbieter-Kennung „ab 6“ und darunter.
  • Ab 12 Jahren: Alle nicht bekannten/blockierten Webseiten sind freigegeben. Blockiert werden die Webseiten von der Eltern-Blacklist in der JusProg-Software, Webseiten mit der Anbieter-Kennung höher als 12 Jahre sowie alle Webseiten, die auf der JusProg-Filterliste stehen mit Altersstufen höher als 12 Jahre.
  • Ab 16 Jahren: In dieser Einstellung sind alle nicht blockierten Webseiten freigegeben. Die Blockierung erfolgt ähnlich wie bei der Altersstufe 12, nur eben mit der Altersstufe 16.
  • Ab 18 Jahren: In dieser Einstellung sind alle nicht blockierten Webseiten freigegeben. Lediglich die in Deutschland absolut verbotenen Webseiten, wie zum Beispiel solche mit Kinderpornografie, werden gesperrt.

Welche Seiten dennoch betroffen sind

Zusätzlich wird ein automatisiertes System genutzt, das Webseiten auf Wortebene bewertet, um sie in die verschiedenen Altersgruppen einzuteilen. Es stellte sich heraus, dass häufig Webseiten mit dem Wort “queer” und auch “quer” fälschlicherweise als jugendgefährdend eingestuft wurden. Darüber hinaus wertete Softwareentwicklerin Lilith Wittmann mehr als vier Millionen Domains aus und fand dabei 25.211 Seiten mit einem Mindestalter von 18 Jahren und 10.957 Seiten mit einem Mindestalter von 16 Jahren. Zu den blockierten Seiten gehörten unter anderem die Webangebote der KZ-Gedenkstätten Kaltenkirchen und Osthofen. Die Aufklärungsseiten hessen-ist-geil.de (Präventionsprojekt der Aidshilfe in Hessen) und wissen-verdoppeln.hiv (Informationsseite über HIV unter Therapie) waren ebenfalls betroffen, worüber sich die Deutsche Aidshilfe bestürzt zeigte.

Auch BayernWLAN, ein öffentliches WLAN-Netz, das vom Freistaat Bayern finanziert und von Vodafone technisch umgesetzt wird, nutzt JusProg. Der Filter ist an mehr als 44.000 Hotspots aktiv und verwehrt nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen den Zugang zu bestimmten Webseiten, wenn JusProg diese für 18 Jahre und älter einstuft. Obwohl das bayerische Finanzministerium für das BayernWLAN verantwortlich ist, hat es keinen Einfluss auf die Funktionsweise des Filters. Vodafone hält den Einsatz eines Jugendschutzfilters für unerlässlich, um Kinder und Jugendliche vor schädlichen Inhalten im Internet zu schützen. Die Filterliste wird jedoch ausschließlich vom Verein JusProg verwaltet, so Vodafones Jugendschutzbeauftragte Endemann, ebenfalls Vorstandsmitglied bei JusProg.

Kritik

Kritik an JusProg gibt es seit langem, mehr dazu bei taz, schau-hin und heise. Neben “Overblocking” im großen Stil wird vor allem mangelnde Transparenz kritisiert. Wittmann stellt unter dem Titel “JugendschutzSchutzProgramm” nun ein Werkzeug zur Verfügung, um die Einstufung von Webseiten selbstständig abzufragen. Zudem hat JusProg selbst auch mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen: “Während meiner Recherche ist mir aufgefallen, dass ich wiederholt beim Aufsuchen des Onlineangebot des Jugendschutzprogrammes auf eine Scam-Webseite weitergeleitet wurde. Das liegt daran, dass die Webseite auf Basis von Wordpress sowie veralteten Wordpress-Plugins entwickelt wurde und Betrüger eine Sicherheitslücke fanden, um die Webseite zu übernehmen”, so Wittmann in ihrem Beitrag. JusProg räumte ein: “Wir dachten, wir haben alle Schadsoftware gefunden und das System ist wieder sicher, aber leider war das offenbar nicht so”. Man bemühe sich aber um mehr Sicherheit und wolle JusProg weiter verbessern.  

Bonjour, Merci, Baguette: Vier Kanäle, um euer Französisch zu verbessern
Euren Französischunterricht könnt ihr mit YouTube Videos leicht auflockern. Aber auch um die Sprache von Grund auf neu zu lernen, eignet sich die Plattform sehr gut. Wir stellen euch dafür vier Kanäle vor.
Von
Jenny Hedermann
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February 2024
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Bonjour, comment allez-vous?

Die französische Sprache, oft als die "Sprache der Liebe" bezeichnet, ist mit 280 Millionen Sprecher:innen unter den Top 5 der am häufigsten gesprochenen Sprachen der Welt. Frankreich hat einen enormen kulturellen Reichtum: Die französische Kultur hat einen enormen Einfluss auf Kunst, Mode, Kochkunst und Philosophie. Von den Boulevards von Paris bis zu den sonnenverwöhnten Lavendelfeldern der Provence bietet die Sprache eine reiche kulturelle Erfahrung.

Für euch als Lehrkraft ist es eine besondere Herausforderung, nicht nur die Grammatik und Vokabeln, sondern auch die kulturelle Tiefe dieser Sprache zu vermitteln. Deshalb stellen wir euch in diesem Artikel einige YouTube-Kanäle vor, die euch dabei helfen, eure Liebe zum Französischen zu vertiefen und diese Begeisterung auf eure Schüler:innen zu übertragen. 

Jicki 

(Quelle: YouTube)

Auf dem Kanal von Jicki erwartet euch ein bunter Mix aus Sprachen und um euch in diesem vielfältigen Angebot zurechtzufinden, empfehlen wir die Playlist-Funktion, die alle französischen Videos gebündelt präsentiert. Die Französisch-Lernvideos sind der ideale Startpunkt für Anfänger:innen und bieten eine gut durchdachte Herangehensweise, um die Grundlagen der Sprache zu erfassen. Ihr habt hier die Möglichkeit, gezielt die Lektionen auszuwählen, die am besten zu euren Interessen und Bedürfnissen passen.

In der ersten Folge der Playlist werdet ihr Schritt für Schritt durch den Prozess geführt, in dem euch der Aufbau und die Vorgehensweise der Videos erklärt wird. Hier werden die Grundlagen vermittelt und der Weg für ein erfolgreiches Sprachabenteuer geebnet. Besonderes Augenmerk legt Jicki darauf, euch die korrekte Aussprache französischer Wörter beizubringen. Durch Hervorheben von Sätzen in den Videos wird sichergestellt, dass ihr nicht nur versteht, sondern auch authentisch sprechen könnt.

Für diejenigen unter euch, die es eilig haben, hat Jicki auch YouTube-Shorts im Angebot. Diese kurzen, knackigen Lernhäppchen eignen sich perfekt für unterwegs und bieten eine schnelle Möglichkeit, die Sprachkenntnisse zu vertiefen. Die ausführlicheren Erklärvideos von Jicki gehen in die Tiefe, was insbesondere für euch als Lehrkraft sehr wertvoll sein kann. Hier werden komplexe Themen gründlich behandelt, was euch dabei unterstützen kann, euren Schüler:innen ein solides Verständnis zu vermitteln. 

Comme une Française

(Quelle: YouTube)

Der Kanal Comme une Française eignet sich vor allem für diejenigen, die im Französischen schon etwas fortgeschrittener sind. Géraldine, eine waschechte Pariserin, nimmt euch dabei mit auf eine spannende Reise durch die französische Kultur. Bei ihren Videos steht nicht unbedingt die Sprache im Mittelpunkt, sondern vor allem die faszinierende Welt der französischen Kultur, Sitten und kulinarischen Genüsse. Dabei lernt ihr vieles über die Verhaltensregeln bei Dinnerpartys über Smalltalk bis zur Etikette bei Besuchen. Die Videos von Comme une Française bieten euch Insider-Einblicke in die vielfältige französische Lebensart. 

Mit ihrer humorvollen Art hilft euch Géraldine, Alltagssituationen zu meistern. Ein kleiner Haken ist, dass die Videos an ein englischsprachiges Publikum gerichtet sind — ihr solltet also auch in dieser Sprache relativ fit sein. Für euren französisch Unterricht eignen sie sich dennoch sehr gut, um euren Schüler:innen einen ersten Vorgeschmack auf die französische Kultur zu vermitteln.

Français avec Pierre

(Quelle: YouTube)

Haben eure Schüler bereits erste grundlegende Kenntnisse im Französischen, ist auch der Kanal von Français avec Pierre etwas für euch. Die Videos auf seinem Kanal sind komplett auf französisch, aber Pierre spricht dabei sehr langsam und deutlich, sodass eure Schüler:innen ein erstes Gefühl für den Klang der Sprache bekommen können. Dadurch eignen sich seine Videos auch sehr gut, um euer Sprachgefühl zu vertiefen und das Verständnis zu festigen.

Dabei geht Français avec Pierre nicht nach Schema F vor, sondern hat auf seinem Kanal verschiedene Playlists mit Interviews und Dialogen zu den verschiedensten Themen zusammengestellt, wodurch ihr die Vokabeln in unterschiedlichen Bereichen festigen könnt. Der Fokus von Pierre liegt nicht nur auf Aussprache und Grammatik, sondern darauf, typische Fehler zu verstehen und somit die Nuancen der französischen Sprache zu beherrschen.

Für euren Unterricht könnt ihr die Videos zum Beispiel nutzen, indem ihr eure Schüler:innen Diktate schreiben lasst, um so ihre Hör- und Schreibfähigkeiten zu verbessern. Eine andere Möglichkeit wäre auch, eigene Sätze zu den behandelten Themen zu verfassen. Außerdem gibt es eine Playlist mit Französisch-Tests, die Kenntnisse in Grammatik und Orthografie abfragen und die ihr sowohl für eure Schüler:innen verwenden könnt oder selbst euer Wissen überprüft. 

NormanFaitDesVidéos

(Quelle: YouTube)

Der französische Komiker Norman Thavaud betreibt den Kanal NormanFaitDesVidéos und bietet darauf eine etwas andere und humorvolle Art des Französisch Lernens. Der Kanal spielte eine Schlüsselrolle beim Start von Norman Thavauds Karriere, mit dem er sich zu einem der beliebtesten französischen Video-Blogger auf YouTube entwickelt hat.

NormanFaitDesVidéos teilt in seinen Videos Gedanken zu verschiedenen Aspekten des alltäglichen Lebens und nutzt dabei vor allem die französische Umgangssprache. Mit einem Fokus auf neuen Slang-Wörtern bietet der Kanal euch somit eine lehrreiche, aber keineswegs trockene Lernmethode. Ihr könnt also nicht nur eure eigenen Sprachkenntnisse und die eurer Schüler:innen fördern, sondern auch das Verständnis von kulturellen Nuancen und Witzen.

Da die Videos von NormanFaitDesVidéos komplett auf französisch sind, eignet sich der Kanal besonders gut für etwas fortgeschrittenere Lernende. Falls ihr dennoch Probleme beim Verstehen des Gesagten haben solltet, gibt es auch hier die Möglichkeit, englische Untertitel einzuschalten. Für euren Unterricht könnt ihr die Videos von Norman nutzen, indem eure Schüler:innen zum Beispiel bestimmte Ausdrücke oder Witze identifizieren und erklären müssen und somit ein besseres Verständnis für die französische Alltagssprache erhalten. 

Würdet ihr YouTube im Unterricht nutzen? Und haben wir Französisch-Kanäle vergessen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Der Fall Luca: Gibt es heute noch Berufsverbote in Deutschland?
Berufsverbote, im Zeichen der Radikalenerlasses, waren in den Siebzigerjahren insbesondere für Lehrer:innen Gang und Gebe. Der Fall des Pädagogen Luca S. zeigt, dass diese Praktik immer noch Aktualität aufweist.
Von
Jenny Hedermann
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February 2024
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Frankfurt. Der Pädagoge Luca S. ist am Mittwoch vom Frankfurter Landgericht unter anderem wegen Landfriedensbruch zu sieben Monaten Bewährungsstrafe verurteilt worden. Nach dem gestrigen ersten Urteil gingen sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Verteidiger von Luca in Berufung. Das Frankfurter Landgericht hat daraufhin nicht nur das Urteil des Amtsgerichts bestätigt, sondern es sogar durch die Verschärfung mit einer siebenmonatigen Bewährungsstrafe intensiviert. Deshalb wird Luca nun der Einstieg in sein Referendariat verwehrt und die Rufe, die dem Staat die Durchführung von Berufsverboten vorwerfen, werden laut.

In den Fluren der Bildungseinrichtungen, wo das Streben nach Wissen und Offenheit gegenüber verschiedenen Perspektiven im Mittelpunkt stehen sollte, verweilt noch immer der Schatten einer dunklen Vergangenheit. Der Griff zu "Berufsverboten" war in der Geschichte Deutschlands keine unbekannte Maßnahme, besonders im Kontext des Radikalenerlasses von 1972. 

Berufsverbote bezeichnen staatliche Maßnahmen, die bestimmten Personen den Zugang zu bestimmten Berufen untersagen. In der deutschen Geschichte ist vor allem der Radikalenerlass von 1972 bekannt, der darauf abzielte, vermeintlich extremistische Personen aus dem öffentlichen Dienst, vor allem dem Bildungsbereich, auszuschließen. Dies führte dazu, dass einige Personen aufgrund politischer Überzeugungen oder Aktivitäten ihre berufliche Tätigkeit verloren oder gar nicht erst antreten konnten. Die Frage nach der Legitimität und Anwendung solcher Berufsverbote gibt bis heute Anlass zu Diskussionen. Aber ist das nur ein vergessenes Kapitel oder hat dieser Schatten immer noch Einfluss auf die Lehrerzimmer von heute?

Der Fall Luca

In den Räumen einer Gesamtschule in Frankfurt am Main wirft der Fall des 27-jährigen Pädagogen Luca Fragen auf. Trotz Wertschätzung seitens der Schüler:innen und Kolleg:innen, sieht sich Luca mit einer Ablehnung für das Referendariat konfrontiert. Der Grund hierfür ist eine rechtskräftige Verurteilung zu einer hohen Geldstrafe, resultierend aus einem Vorfall während einer Demonstration am 1. Mai 2021.

Luca bestreitet diese Anschuldigungen vehement und gibt an, er habe lediglich einer verletzten Person helfen wollen. Die Polizei habe nach dem Zünden von Böllern massiv interveniert, woraufhin Luca Rauchtöpfe beiseite warf, jedoch nicht gezielt auf die Polizisten. Der Vorwurf lautete, dass Luca einen Rauchtopf gezielt auf einen Polizisten geworfen haben soll. „Der Vorwurf ist, meiner Meinung nach, eine komplette Konstruktion", erklärt Luca im Gespräch mit Lehrer News. „Dass ich einen, von mir nicht entzündeten, nicht von mir mitgebrachten Rauchtopf weitergekehrt habe, ohne überhaupt zu sehen, wo ich den hinrolle.“ 

Das Gericht folgte jedoch der Darstellung der Polizisten, die von einem Angriff auf ihren Kollegen sprachen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), deren Mitglied Luca ist,  wirft ebenfalls Fragen auf, da der vernommene Polizist in Widersprüche verwickelt scheint und das Bildmaterial der Demonstration den erhobenen Tatvorwurf nicht eindeutig unterstützt. „Der Landeort ist auf dem Video nicht zu sehen und der Zeuge widerspricht sich wiederholt“, beschreibt Luca. Trotz dieser unklaren Beweislage wird ihm der Eintritt in den Vorbereitungsdienst mit Verweis auf mangelnde Eignung verwehrt.

Obwohl das Urteil zu dem Zeitpunkt noch nicht rechtskräftig war, trägt Luca den Stempel der Vorbestrafung und die Geldstrafe wurde bereits in seinem Führungszeugnis vermerkt. Die Behörde verweigerte daraufhin seine Übernahme ins Referendariat. Sie stützt sich dabei auf das belastende Urteil und begründet die Ablehnung mit seiner mangelnden Eignung. „Ich bin mittlerweile zweimal vom Kultusministerium abgelehnt worden“, erklärt Luca. „Allerdings  nicht, wie im Falle der historischen Berufsverbote, auf Grundlage einer Organisationszugehörigkeit, sondern auf dem klassischen Weg: auf Grundlage der Annahme einer Vorstrafe“.

Luca wurde letztendlich zu einer Geldstrafe verurteilt. Am 31. Januar findet sein Berufungsverfahren statt und ihm droht eine Erhöhung der Strafe. Das widersprüchliche an Lucas Fall ist, dass er zur Zeit dennoch an einer Schule lehren darf. „Ich arbeite mit einem TV-H-Vertrag fast Vollzeit. Das Schulamt scheint es also nicht zu stören“.

Auf die Frage, ob Luca etwas an seinem politischen Engagement ändern würde, antwortet er: „Ich habe eher die umgekehrte Erfahrung gemacht, dass ich jetzt angefangen habe, nochmal stärker politisch zu wirken. Ich würde auch nichts an meinem Verhalten auf einer Demonstration ändern, in meinem Fall kam dies nur dazu, weil ich einer schwerverletzten Person helfen wollte“.

Mit der Verschärfung des Urteil auf eine siebenmonatige Haftstrafe verringert sich die Wahrscheinlichkeit immens, dass Luca noch Lehrer werden kann. Trotz der Gerichtsentscheidung hat Luca angekündigt, in Revision zu gehen. Gegenüber Lehrer News sagte er: „Mich bekommt niemand klein“.

Auch die GEW Hessen stimmt Luca in seiner Ansicht zu und schreibt in einem Dringlichkeitsantrag an die Landesdelegiertenversammlung: „Gerade im Schuldienst, wo Kinder und Jugendliche zu Demokratie, Kritikfähigkeit und Meinungsfreiheit erzogen werden sollen, braucht es politisch engagierte Lehrkräfte, die genau das auch leben und nicht nur lehren. Es ist scheinheilig, die Politikverdrossenheit junger Menschen zu beklagen, wenn man ihnen gleichzeitig immer wieder mit Instrumenten wie dem Berufsverbot vor Augen führt, dass politisches Engagement nur in engen Grenzen zulässig ist, und bestraft wird, sobald eine grundlegende gesellschaftliche Kritik enthalten ist“.

Doch woher kommt diese Praxis eigentlich? Ein Blick in die Geschichte hilft, die Ursprünge und die Entwicklung dieser Praxis zu verstehen.

Der Radikalenerlass gestern und heute

In der deutschen Geschichte sind Berufsverbote, insbesondere im Kontext des Radikalenerlasses (auch bekannt als Extremistenbeschluss) von 1972, als staatliche Maßnahmen bekannt, die darauf abzielt, vermeintliche Verfassungsfeinde insbesondere aus dem linken politischen Lager, vom öffentlichen Dienst auszuschließen. Diese Maßnahmen wurden unter Anwendung des §35 Beamtenrechtsrahmengesetz (BRRG) durchgeführt, der Beamt:innen zur Verfassungstreue verpflichtete. Besonders betroffen war der Bildungsbereich, und der Erlass hatte weitreichende Auswirkungen auf die Berufstätigkeit von Lehrkräften.

Der Radikalenerlass wurde von der Regierungskoalition aus SPD und FDP erlassen und führte dazu, dass Personen, die bestimmten politischen Überzeugungen zugeordnet wurden, ihre berufliche Tätigkeit verloren oder gar nicht erst antreten konnten. Dies geschah durch die Einführung von Regelanfragen beim Verfassungsschutz vor Einstellung oder während bestehender Dienstverhältnisse. Dadurch wurden Bewerber:innen aus dem Dienst entlassen oder nicht eingestellt, wenn sie als verfassungsfeindlich eingestufte Aktivitäten entwickelten. Im Rahmen dieses Erlasses wurden 1250 als linksextrem bewertete Lehrer und Hochschullehrer nicht eingestellt, und etwa 260 Personen wurden entlassen.

Eine politische Übereinstimmung über den Erlass bestand nicht mehr und der Unmut in der Bevölkerung darüber wuchs zunehmend, was 1979 zu seiner einseitigen Aufkündigung führte. Die SPD-regierten Länder hoben den Erlass im Laufe der Jahre stückweise auf. Erst ab 1985 wurde die Regelanfrage komplett abgeschafft, zuletzt 1991 in Bayern. Trotzdem hinterließ der Erlass tiefe Spuren, und die Frage nach der Legitimität und Anwendung solcher Berufsverbote wird bis heute kontrovers diskutiert. 

Die GEW Hessen kommentiert: „Auch für die aus den 70er Jahren betroffenen Kolleg:innen ist das Thema weiter aktuell: Ein öffentliches Eingeständnis, dass der Radikalenerlass Tausenden von Menschen die berufliche Perspektive genommen und sie in schwerwiegende Existenzprobleme gestürzt hatte, ist bis heute unterblieben. Eine materielle, moralische und politische Rehabilitierung der Betroffenen hat nicht stattgefunden. Eine politische Auseinandersetzung über die schwerwiegende Beschädigung der demokratischen Kultur durch die Berufsverbotspolitik steht bis heute aus“.

In den meisten Bundesländern wird heute eine sogenannte Bedarfsanfrage beim Verfassungsschutz durchgeführt, wenn sich Zweifel daran ergeben, ob der Bewerber jederzeit für die freiheitliche und demokratische Grundordnung eintreten wird. Im Fall von Luca handelt es sich also nicht um einen klassischen Fall von Berufsverboten, „weil es eben diesen Umweg über den Zivilprozess gibt“, erklärt Luca. „Das ist zumindest ungewöhnlich, aber nicht ganz: zehn bis zwanzig Prozent der früheren Berufsverbotsfälle seit den 1970ern fanden auch auf diesem Weg statt.“ Dennoch hat es für Luca den Eindruck, dass es hier um das gleiche geht: „Um die Ausschaltung von missliebigen Stimmen, die einfach viel Kritik an unserem Bildungssystem haben“.

Auch andere Beispiele wie der Fall von Michael Csaszkóczy, dem aufgrund seiner Mitgliedschaft in einer antifaschistischen Initiative die Einstellung als Lehrer verweigert wurde, oder der von Kerem Schamberger, der aufgrund seiner politischen Haltung als Kommunist keine Stelle als Doktorand erhielt, verdeutlichen, dass das Thema Berufsverbote weiterhin präsent ist. Diese Fälle zeigen auf, dass politische Überzeugungen und Aktivitäten auch heute noch Einfluss auf berufliche Perspektiven im Bildungsbereich haben können.

Die Frage nach der Legitimität und Anwendung von Berufsverboten bleibt somit ein aktuelles und kontrovers diskutiertes Thema, insbesondere in Zeiten des Lehrermangels. Die Debatte darüber, inwieweit politisches Engagement und persönliche Überzeugungen die berufliche Eignung beeinflussen sollten, ist nicht nur in der Vergangenheit relevant, sondern prägt auch die gegenwärtige Bildungslandschaft. Der Frage, wie politisch Lehrkräfte sein dürfen, gehen wir auch in dem Artikel Proteste gegen Rechts: Wie neutral müssen Lehrkräfte sein? nach. 

Lehrkräftemangel: GEW fordert Reform der Lehrerausbildung
Die GEW fordert eine Reform der Lehrer:innenausbildung. Ausbau der Kapazitäten, bessere Studienbedingungen, eine Reformation des Vorbereitungsdienstes sowie die verstärkte Förderung von Quereinsteiger:innen sind die wichtigsten Punkte des Vorschlags.
Von
Jessica Risi
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January 2024
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Berlin. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) spricht sich für eine Umgestaltung der Lehrer:innenausbildung aus. Auf einer Fachtagung am Montag haben Vertreter:innen der Gewerkschaft die wichtigsten Eckpunkte einer solchen Reform vorgestellt. Demnach fordert die GEW vor allem den Ausbau der Ausbildungskapazitäten, bessere Studien- und Arbeitsbedingungen sowie die verstärkte Förderung und Weiterbildung von Quereinsteiger:innen und Berufseinsteiger:innen. 

Schon seit vielen Jahren macht die GEW auf die reformbedürftige Lehrer:innenausbildung aufmerksam. Mittlerweile wird die Debatte um einen verschärften Lehrkräftemangel ergänzt. Auf der Tagung betont die GEW die Wichtigkeit einer Reform der Lehrerausbildung, da diese unmittelbar mit dem verschärften Lehrkräftemangel zusammenhänge. “Es kann nicht sein, dass die Länder einerseits den Lehrkräftemangel beklagen, andererseits Studienberechtigte am Numerus clausus scheitern und Studierende ihr Studium wegen schlechter Rahmenbedingungen abbrechen“, betont Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender. 

Einen zentralen Grund für den Lehrkräftemangel sieht die GEW unter anderem in den schlechten Arbeitsbedingungen. Durch Maßnahmen wie kleinere Klassen, Aufgabenentlastung und bessere Vergütung nach mindestens A13 bzw. E12 soll der Lehrerberuf attraktiver gestaltet werden. Auch das Lehramtsstudium soll durch Reformen mehr Student:innen ansprechen. Um die Ausbildungskapazität auszubauen, sollen “Zulassungsbeschränkungen per Numerus clausus […] überwunden, Zugangsbeschränkungen beim Übergang zum Masterstudium abgeschafft werden”. Die GEW fordert außerdem von den Ländern eine Offenlegung der Berechnungen für den Bedarf an Lehrkräften, um den langfristigen Ausbau an Studienplätzen zu gewährleisten. Weitere Maßnahmen, die das Studium attraktiver gestalten können, beinhalten individuelle Beratungsangebote, die Reduzierung der Prüfungslast sowie eine BAföG-Reform.

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Reform ist laut GEW die Weiterentwicklung des Vorbereitungsdienstes. Neben einer deutlich erhöhten Vergütung und der Vermeidung von Wartezeiten nach dem Studium durch mehr Kapazität soll das Referendariat wieder mehr Fokus auf die Ausbildung der angehenden Lehrkräfte legen. Er solle “nicht zur Bedarfsdeckung missbraucht werden”, so die GEW in ihren Forderungen.

Zusätzlich spricht sie sich für die Einleitung von Modellversuchen für ein einphasiges duales Masterstudium mit integriertem Vorbereitungsdienst aus. Bereits 2022 hatte die GEW ähnliche Konzepte für die Ausbildung von Lehrkräften an berufsbildenden Schulen befürwortet. Jetzt sollen sie für alle Lehrämter eingeleitet werden. “Wenn die Qualität und Wissenschaftlichkeit des Studiums gesichert, Theorie- und Praxisanteile systematisch verzahnt sind und die Gleichwertigkeit der Abschlüsse mit den herkömmlichen Staatsexamina gewährleistet ist, sollten entsprechende Modellversuche auch für andere Lehrämter gestartet werde“, sagt Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied für Berufliche Bildung und Weiterbildung.

Weitere Maßnahmen sollen laut GEW die Beschleunigung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse sowie die Einführung einer mehrjährigen Berufseinstiegsphase sein. Außerdem müssten Quereinsteiger:innen gezielte Nachqualifizierung und Fortbildungsangebote erhalten, um eine gleichwertige Ausbildung wie auf dem Regelweg zu garantieren. Quereinsteiger:innen seien zwar essentiell für den Lehrkräftemangel, aber “die Sicherung der Unterrichtsversorgung darf nicht auf Kosten der Unterrichtsqualität gehen”, wie Anje Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied, betont.

Alle Forderungen könnt ihr hier nachlesen.

Literatur auf der Leinwand: Sechs empfehlenswerte Buchverfilmungen
Wir stellen euch sechs Buchverfilmungen vor, die nicht nur mit ihrer Vorlage mithalten können, sondern sich auch perfekt zum Schauen im Unterricht eignen. Von spannender Verbrecherjagd bis zu bedrohlicher Dystopie ist für jede Altersgruppe etwas dabei.
Von
Jessica Risi
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January 2024
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Ob alte Klassiker oder moderne Abenteuergeschichten: Bücher faszinieren uns auf vielfältige Weise. Kein Wunder, dass sich Filmemacher oft Geschichten aus Büchern zum Vorbild nehmen, wobei sich mal mehr, mal weniger an die Vorlage gehalten wird. Vor allem die Buchkenner kommen dann oft zum Ergebnis: Das Buch ist besser als der Film. Allerdings gibt es neben den altbekannten Adaptionen, die nicht mehr aus der Popkultur wegzudenken sind, durchaus zahlreiche Buchverfilmungen, die mühelos mit ihrer literarischen Vorlage mithalten können.

Auch im Unterricht kann das Einsetzen von Buchverfilmung sinnvoll sein. Als Abschlussstunde nach dem Lesen der Lektüre oder für eine Diskussion Buch vs. Film – Buchverfilmungen können auf vielfätige Weise in den Unterricht integriert werden. Vielleicht könnt ihr euren Schüler:innen damit sogar Lust machen, das Buch zu lesen.

In diesem Artikel präsentieren wir euch sechs Buchverfilmungen, die sich nicht nur ideal für einen gemütlichen Filmabend zuhause eignen, sondern auch den Unterricht bereichern und aufwerten können. Von spannender Verbrecherjagd bis zu bedrohlicher Dystopie ist für jede Altersgruppe etwas dabei.

Rico, Oskar und die Tieferschatten (2014)

(Quelle: Fox Deutschland)

Die beliebte Kinderbuchreihe “Rico und Oskar" wurde schon in drei Filmen adaptiert. Die erste Verfilmung “Rico, Oskar und die Tieferschatten" von 2014 basiert auf dem ersten Band der beliebten Kinderbuchreihe von Andreas Steinhöfel. Die Geschichte handelt von den Freunden Rico, der sich selbst als “tiefbegabt” bezeichnet, und dem hochbegabten Oskar, die in Berlin wohnen und gemeinsam Abenteuer erleben. Zusammen lösen sie Kriminalfälle und gehen auf Verbrecherjagd. Dabei geraten sie allerdings immer wieder in Schwierigkeiten, denn eines Tages verschwindet Oskar spurlos und Rico muss sich auf die Suche nach seinem Freund machen. Die Geschichte ist besonders für junge Kinder ansprechend, da sie von Freundschaft und Vertrauen handelt und durch die Dynamik der jungen Schauspieler absolut authentisch wirkt. Der Film bietet eine gelungene Mischung aus Spannung, Humor und Emotionen, wobei die Handlung geschickt inszeniert wird, um sowohl junge als auch erwachsene Zuschauer anzusprechen. Dabei bleibt der Film aber der Atmosphäre und dem Charme der Buchreihe treu. Falls ihr das Buch in der Schule lest, lohnt sich der Film als Ergänzung optimal. Der Film hat keine Altersbeschränkung und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.

Tschick (2016)

(Quelle: StudioCanal Deutschland)

Der Film "Tschick" ist die Adaption des gleichnamigen Romans des Autors Wolfgang Herrndorf von 2010. Der Film wurde 2016 unter der Regie von Fatih Akin veröffentlicht. Die Handlung dreht sich um die beiden jugendlichen Hauptcharaktere Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow, genannt "Tschick". Gemeinsam begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise durch Deutschland, wobei sie in einem gestohlenen Lada Niva unterwegs sind. Auf dem Weg begegnen sie verschiedensten Menschen und treffen unter anderem die obdachlose Jugendliche Isa, die sie auf ihrem Trip begleitet. Die Coming-of-Age-Geschichte zeichnet sich besonders durch die Darstellung der Jugendlichen aus, die lernen müssen, wie sie auf sich alleine gestellt neue Herausforderungen meistern müssen. Auch die Bildsprache fängt das Gefühl eines Road-Trips perfekt ein und trägt durch die Landschaften und den Soundtrack zur besonderen Atmosphäre bei. Der Film ist eine gelungene Adaption des Buches und schafft es, die Kernthemen des auf humorvolle und authentische Weise darzustellen. Er ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.

Sonne und Beton (2023) 

(Quelle: Constantin Film)

Der Film “Sonne und Beton” (2023) basiert auf dem autobiografischen Roman des Comedians Felix Lobrecht. Die Coming-of-Age-Geschichte spielt im Hochsommer 2003 in Neukölln und erzählt aus dem Leben der vier jungen Protagonisten Lukas, Julius, Gino und Sanchez. Die Ereignisse sind teilweise eins zu eins aus Lobrechts Leben wiedergegeben, teilweise frei erfunden. Wie Lobrecht wachsen die Jugendlichen in Berlin-Gropiusstadt im Plattenbau auf. Ihr Alltag ist von Drogen, Schlägereien und Mädchen geprägt. Auch zuhause haben die Jungs Probleme. Nach einer Schlägerei gerät Julius in Schwierigkeiten und muss seine Freunde um Hilfe bitten.Nicht nur die autobiografische Natur, sondern auch die glaubwürdigen Dialoge sowie die vier jungen Schauspieler lassen die Geschichte real und authentisch wirken. Besonders die Dynamik zwischen den Freunden macht den Film für ein junges Publikum ansprechend. Auch die Musikauswahl passt perfekt zu den 2000ern und wird durch alte und neue Hip-Hop-Tracks ergänzt. Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und zum Kauf auf Streaming-Diensten verfügbar.

Die Welle (2008)

(Quelle: Constantin Film)

Das Buch “Die Welle” von Morton Rhue, das 1981 erschienen ist, ist eine der klassischen Schullektüren. Die deutsche Adaption von 2008 zeigt die Geschichte eines Schulprojekts, das als Experiment zum Thema Autokratie startet und am Ende völlig aus dem Ruder läuft. Der Film begleitet die verschiedenen Schüler:innen und Lehrer Herrn Wenger in den folgenden Projekttagen und zeigt, wie ihnen die Welle mit jedem Tag mehr entgleitet. Im Gegensatz zum Buch, das in den USA spielt, findet die Handlung des Films an einer deutschen Schule statt. Somit wird ein besonderer Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus aufgebaut. Während die amerikanische Klasse im Buch durch KZ-Aufnahmen schockiert ist, sind die deutschen Schüler:innen der Meinung, bereits ausreichend aufgeklärt zu sein. Sie sind dem Thema überdrüssig und gehen davon aus, dass sich ein Drittes Reich in der heutigen Zeit nicht wiederholen könne. Dabei setzt der Film die Prämisse zeitgemäß um. Beispielsweise gründen die Schüler:innen Gang-ähnliche Gruppierungen, versprühen Graffitis, verteilen Sticker und verbreiten die Welle im Internet. Der Film schafft sich dadurch von der Vorlage abzuheben und ist eine moderne Adaption, die sich auch perfekt zum Schauen im Unterricht eignet. Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.

The Hate U Give (2018)

(Quelle: 20th Century Studios)

“The Hate U Give” basiert auf dem 2017 erschienenen gleichnamigen Jugendroman von Angie Thomas. Die 16-jährige Highschool-Schülerin Starr navigiert zwischen zwei Welten: Zuhause im überwiegend von Afroamerikaner:innen bewohnten Stadtviertel Garden Heights und ihrer Schule in einem reichen, weißen Stadtviertel. Für beide Welten spielt sie ”Rollen”, um Konflikte mit der jeweiligen anderen zu vermeiden. Nach einem traumatischen Erlebnis bei einer Polizeikontrolle versucht sie, die Rollen normal weiterzuspielen, allerdings beginnen sich die beiden Welten zu vermischen. Der Film behandelt aktuelle Themen wie Rassismus, Racial Profiling und Polizeigewalt gegen Afroamerikaner:innen in den USA. Die teilweise gewaltsamen Konflikte werden aus den Augen der Teenagerin gezeigt. Der Film schafft es dadurch, die alltägliche Realität ungeschönt zu zeigen und die damit verbundenen Ängste, Frustration und den Unmut der schwarzen Community aufgrund der systematischen Unterdrückung einem jungen Publikum näher zu bringen. Nicht zuletzt durch die überzeugenden jungen Schauspieler:innen und die glaubwürdigen, zugänglichen Dialoge schafft der Film einen effektiven Zugang zu diesen teils komplexen Themen. Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.

1984 (1984)

(Quelle: Virgin Films)

Die im Jahr 1984 erschienene Version des Films “1984“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von 1949 ist auch heute noch ein Paradebeispiel einer dystopischen Welt. Der Film stellt fesselnd den totalitären Überwachungsstaat dar, den der Autor George Orwell damals schuf. Durch raffinierte Kamerabilder und die Verwendung von grauen und tristen Filtern fängt er geschickt die unterdrückende und kontrollierende Macht des fiktiven Staates Ozeanien ein. Der Film bleibt dem Originalwerk eng verbunden und präsentiert den Zuschauer:innen eindringlich die einschüchternden und beklemmenden Situationen, die der Protagonist Winston innerhalb dieser dystopischen Gesellschaft durchlebt. Durch Voiceovers ermöglicht er den Betrachter:innen einen Einblick in Winstons inneren Monolog und vermittelt so die Wiedersprüche, die er in dieser totalitären Welt vorfindet. Wie das Buch erzeugt auch der Film ein beklemmendes Gefühl und ist daher eher für ältere Schüler:innen zu empfehlen, die sich mit anspruchsvollen Themen auseinandersetzen können. Trotzdem ist der Film eine gelungene Adaption, die perfekt die besondere Atmosphäre des Buches einfängt. Der Film ist ab 16 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und zum Kauf auf Streaming-Diensten verfügbar.

Was sind eure liebsten Buchverfilmungen? Schreibt es uns in die Kommentare!

Keine Zeit zum Essen: Sind Trinkmahlzeiten eine Alternative?
Trinkmahlzeiten versprechen eine vollwertige Nährstoffzufuhr in kurzer Zeit. Gerade an stressigen Schultagen scheinen sie eine interessante Alternative zum Essen zu sein. Doch sind sie wirklich gesund?
Von
Jonas Schneider
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January 2024
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Der Arbeitsalltag als Lehrkraft ist stressig. An manchen Tagen bleibt zwischen Lehrerzimmer und Unterrichtsstunden kaum Zeit zum Verschnaufen. Richtig stressig wird es dann, wenn auch noch eine Vertretungsstunde ansteht und die freie Stunde wegfällt. Dann besteht die Gefahr, dass keine Zeit zum Essen bleibt. Eine einfache Lösung für diesen Fall sollen Trinkmahlzeiten bieten. Leckere Shakes, die versprechen, euch satt zu machen und in kurzer Zeit alle notwendigen Nährstoffe zu liefern? Doch halten sie wirklich, was sie versprechen? Wir haben uns einmal angeschaut, ob sie eine gesunde Option für einen vollgepackten Schultag darstellen. 

Das Versprechen einer vollwertigen Mahlzeit

In den letzten Jahren hat sich ein immer breiteres Angebot an Trinkmahlzeiten im Handel zusammengefunden. In den Supermarktregalen versprechen uns Marken wie yfood, HUEL, Ehrmann, Saturo oder nupo eine vollwertige Mahlzeit, verpackt in meist 500ml Plastikflaschen oder Tetrapaks. Für in der Regel drei bis vier Euro sollen euch die Drinks ausreichend Proteine, Vitamine, Ballaststoffe und Mineralien liefern. Mit wenigen Schlucken werdet ihr satt, seid gut genährt und könnt damit euer Essen ersetzen, so das Werbeversprechen.

In den Onlineshops der Hersteller erhaltet ihr auch kostengünstigeres Pulver in großen Verpackungen, um die Drinks in einem Shaker ganz einfach selbst zusammen zu rühren oder eben zu schütteln. Das erfordert zwar etwas Vorplanung, wenn ihr sie in die Schule mitnehmen wollt, dafür spart ihr  etwas Plastikmüll und könnt für euch die richtige Menge abfüllen. Egal welche Variante ihr wählt, verglichen mit Kochen oder Essen gehen/holen, sind Trinkmahlzeiten der wesentlich schnellere Weg. Sie eignen sich damit gerade an den Tagen, an denen euch als Vertretung oder Pausenaufsicht einfach die Zeit und Ruhe zum Essen fehlt. Auch preislich geht das Angebot an Nährstoffen in Ordnung und ihr könnt leicht überblicken, wie viele Kalorien ihr zu euch genommen habt.

Gerade wenn es euch schwer fällt, in stressigen Phasen ans Essen zu denken, können die Drinks eine hilfreiche Lösung sein. Sie sind auch gesünder, als auf Fastfood zurückzugreifen oder sich mit Snacks wie Schokoriegeln durchzufuttern. Geschmacklich sind die meisten Produkte mit Milchshakes vergleichbar und durch klassische Geschmacksrichtungen wie Schoko, Vanille und Erdbeere sehr beliebt. Einige Hersteller haben dazu noch exotischere Sorten im Angebot, nur herzhafte Varianten gibt es keine.

Vorsicht vor der Zuckerfalle

Die meisten Produkte werden mit dem Label “ohne Zucker(-zusatz)” beworben, damit ist dann gemeint, dass kein raffinierter Zucker zugesetzt wurde. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe verrät allerdings, dass in den Kohlenhydraten natürlicher Zucker enthalten ist. Dieser ist nicht kennzeichnungspflichtig. Dafür ist bei den Herstellern das Süßungsmittel Sucralose sehr beliebt. Es schmeckt im Verhältnis 400-mal süßer als Zucker und wird deshalb oft gering dosiert eingesetzt, um der Flüssignahrung den süßen Geschmack zu verleihen. Das Mittel gilt in diesen Mengen zwar als gesundheitlich unbedenklich, es besteht allerdings der Verdacht, dass es unseren Hunger auf Süßes anfeuert. Die Falle für euch wäre, dass ihr nach der Trinkmahlzeit zusätzlich zu Süßigkeiten greift, um diesem Bedürfnis nachzugeben. Gesund ist die Ernährung mit Trinkmahlzeiten in Summe dann nicht mehr. 

Auch Maltodextrin ist ein häufig genutzter Inhaltsstoff und eine Zuckerart, die aus Stärke gewonnen wird. Er ist vor allem bei Sportler:innen als schneller Energielieferant beliebt. Wenn ihr diesen Zucker nach dem Verzehr aber nicht in Bewegung setzt, wirkt er wie raffinierter Zucker und ist genauso ungesund. Eine Alternative stellt laut Vergleichstest von FAZ.NET die Bio-Trinkmahlzeit von Bertrand, die ohne Süßstoffe und ohne künstliche Zusätze auskommt. Mit den vielfältigen süßen Geschmacksrichtungen können sie aber nicht mithalten, bieten dafür aber etwas Crunch durch enthaltene Mandelstückchen.

Sind Trinkmahlzeiten eine gesunde Alternative?

Um zu sagen, wie gesund die Drinks tatsächlich sind, braucht es eine differenzierte Betrachtung. Theoretisch würden sich die Trinkmahlzeiten dazu eignen, die Ernährung langfristig zu decken, sagt Ernährungswissenschaftler Achim Sam gegenüber ikk-classic. Auch in einem Selbstexperiment vom BR-Format PULS Reportage, bei dem die Reporterin eine Woche täglich zwei Mahlzeiten durch solche Drinks ersetzt, bestätigen dies die Blutwerte.

Trotzdem raten Ernährungsexpert:innen nur zum gelegentlichen Konsum der Produkte. Ein Argument ist, dass unser Körperauf feste Nahrung eingestellt ist. Kauen und die Enzyme im Speichel zerlegen unser Essen so, dass es besser vom Körper aufgenommen und verdaut werden kann. Außerdem haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass Kauen die Durchblutung im Kopf fördert, sich positiv auf das Nervensystem auswirkt, Stress abbaut und sogar beim Abnehmen helfen kann. Zudem handelt es sich schlicht um verarbeitete Produkte, bei denen beispielsweise gesunde sekundäre Pflanzenstoffe verloren gehen, so Sam. Er weist auch darauf hin, dass natürliche Vitamine und Mineralstoffe vom Körper besser verwertet werden können. Auch unser Magen ist darauf ausgelegt, die Nahrung erst zu zerkleinern und mit Verdauungssäften zu durchmischen. Bei der Flüssignahrung fehlt die Zeit für diesen Verdauungsprozess, weil die Magenentleerung schneller beginnt.

Als Mahlzeitersatz-Produkte unterliegen die Drinks der Diätverordnung, weshalb sie sogar alle essentiellen Nährstoffe enthalten müssen. Paradoxerweise können sie dadurch das Gegenteil eines Diätziels bewirken, da sie zu Überernährung verführen. Trinkmahlzeiten sollten euer Essen daher für die jeweilige Mahlzeit ersetzen und nicht als Ergänzung zwischendurch, schluckweise gesnackt werden. Wenn ihr aber mehrere eurer täglichen Mahlzeiten durch Drinks ersetzen würdet, wären einzelne Nährstoffe möglicherweise überdosiert. Über einen längeren Zeitraum kann das für den Körper ungesund sein. Greift ihr auf  Trinkmahlzeiten zurück, solltet ihr also im Blick behalten, wie sich das mit eurer sonstigen Ernährung ergänzt.

Es gibt auch noch einen weiteren Grund, warum sich Zeit für richtiges Essen zu nehmen, wertvoll ist. Das Beißen und der Geschmack verschiedener Lebensmittel ist gut für den Kopf, weil es die Sinne anregt. Zwar ist die Flüssignahrung sättigend, aber es kann sein, dass euch das feste Essen fehlt und ihr zusätzlichen Heißhunger bekommt. Essen ist schließlich auch ein Genuss und die Lebensmittelvielfalt ist eben viel größer als die einer Flüssigkeit mit ein paar verschiedenen Aromen.

Wann und wie es trotzdem eine Option ist

Dauerhaft ersetzen können Trinkmahlzeiten eine gesunde und ausgewogene Ernährung nicht. Zumindest bei langfristiger, regelmäßiger Einnahme gibt es gesundheitliche Bedenken. Hin und wieder ist es aber kein Problem, wenn ihr in stressigen Phasen auf die Flüssignahrung zurückgreift. Es lohnt sich jedenfalls, einen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen – je weniger Zucker und Süßungsmittel, desto besser. Und ihr solltet darauf achten, dass ihr wirklich eine Mahlzeit damit ersetzt und die Flüssignahrung nicht als zusätzlichen Snack konsumiert. Ob der süße Geschmack für euch das Richtige ist, oder ihr davon noch mehr Lust auf ungesunde Süßigkeiten bekommt, müsst ihr selbst rausfinden. Letztlich ist es wie bei fast allem: Die Menge macht's. Eine gute ausgewogene Ernährung besteht nicht nur aus einem Nahrungsmittel, auch wenn die Drinks ausgewogen zusammengestellt sind. Und wenn ihr euch die Zeit nehmt, etwas Festes zu essen, dann verschafft ihr euch damit auch eine Pause. In euren Arbeitsalltag tut die Ruhephase oder der sich ergebende Austausch mit Kolleg:innen sicher gut.

Findet ihr an euren Arbeitstagen die Zeit, um in Ruhe zu essen? Oder habt ihr schon mal auf eine Trinkmahlzeit zurückgegriffen? Schreibt uns dazu gerne in die Kommentare.

Schleicher-Äußerungen "nicht mehr tragbar": DPhV fordert Aussetzen der PISA-Erhebungen in Deutschland
Nach den jüngsten Äußerungen des Koordinators der PISA-Studien, Andreas Schleicher, fordert der Deutsche Philologenverband (DPhV) die KMK auf, Teilnahmen Deutschlands an PISA auszusetzen, solange Andreas Schleicher der internationale PISA-Koordinator ist
Von
Redaktion
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January 2024
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Nach den jüngsten Äußerungen des Koordinators der PISA-Studien, Andreas Schleicher, fordert der Deutsche Philologenverband (DPhV) die KMK auf, weitere Teilnahmen Deutschlands an PISA auszusetzen, solange Andreas Schleicher der internationale PISA-Koordinator ist.

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Keine Bildungsstudie wird in Deutschland so öffentlichkeitswirksam rezipiert wie PISA. Deren Koordination und Kommunikation geht mit einem hohen Maß an Verantwortung einher. Wir haben kein Vertrauen mehr in die seriöse Interpretation der PISA-Daten durch deren internationalen Koordinator Andreas Schleicher. Mit seinen Äußerungen, dass der Lehrerberuf intellektuell nicht anspruchsvoll sei, Lehrkräfte ‚Befehlsempfänger´ seien und sich ein Beispiel an China nehmen sollten, wird er seiner Verantwortung nicht gerecht.“

Die den Lehrkräften von ihm zugeschriebene Aufgabe, dass die Schule die Probleme der Gesellschaft lösen solle, könne keine Lehrkraft und keine Schule erfüllen. Zusammen mit Schleichers fortgesetztem Lob der Schulsysteme undemokratischer Staaten könnte man zudem annehmen, dass der PISA-Koordinator dem Missbrauch schulischer Bildung durch totalitäre Systeme nachgerade das Wort rede.

„Ob sich die seriöse empirische Bildungsforschung von dem Schaden und Vertrauensverlust erholt, den Andreas Schleicher ihr in Deutschland zufügt, bezweifeln wir. Es liegt nun in der Verantwortung der KMK, ob sie sich vor ihre Lehrkräfte stellt oder weiter zusehen will“, so Lin-Klitzing, die damit die KMK zum Handeln auffordert.

Stachelige Freunde im Schulgarten: Tipps für einen igelfreundlichen Lebensraum
Der Bestand der Igel nimmt nicht nur in Deutschland immer weiter ab. Wir zeigen euch in diesem Artikel, wie ihr den Garten eurer Schule zusammen mit euren Schüler:innen igelfreundlicher gestalten könnt.
Von
Jenny Hedermann
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January 2024
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Schnaufen, schmatzen, fauchen und markerschütternde Schreie — welches Tier kommt euch hier in den Sinn? Ein Tiger, Löwe oder Esel? Bestimmt nicht der Igel, aber um genau den soll es heute gehen. Über diese kleinen süßen Tiere gibt es viel zu wissen und lernen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass die 8.000 Stacheln der Igel hohl sind? Oder dass Igel laktoseintolerant sind und Milch für sie giftig sein kann?

In Zusammenarbeit mit Pro Igel e.V. zeigen wir euch in diesem Artikel, wie ihr den Lebensraum der Igel zusammen mit euren Schüler:innen naturnah gestalten könnt. 

Die Tiere sind nicht nämlich nur süß anzusehen, sondern spielen auch eine zentrale Rolle in unserem Ökosystem, da sie Insekten, Würmer, Larven und Schnecken fressen und den Garten somit von Schädlingen befreien. Jedoch nimmt der Bestand der Igel ab, und in einigen Ländern werden sie sogar als vom Aussterben bedroht eingestuft. Modernisierte Land- und Forstwirtschaft haben dazu geführt, dass ihre Lebensräume schwinden, weshalb es immer wichtiger wird, sich aktiv für den Schutz dieser faszinierenden Tiere einzusetzen. Pro Igel e.V. schätzt die Situation der Igel ebenfalls als prekär ein: „Der Lebensraum des Igels ist schon lange nicht mehr in Ordnung. Haus- und Kleingärten, sowie Parks und öffentliche Grünanlagen sind fast die letzten Rückzugsräume des Wildtiers in unserer Nachbarschaft. Doch dort schwinden Lebensraum und insbesondere deren Qualität.“

An dieser Stelle könnt ihr Initiative ergreifen, indem ihr zum Beispiel den Schulgarten zusammen mit eurer Klasse igelfreundlicher gestaltet, ein Bewusstsein schafft und eure Schüler:innen für die Bedeutung des Igels sensibilisiert.

Der Verein für integrierten Naturschutz Deutschland e.V., Pro Igel, engagiert sich bundesweit für den Schutz der Igel. Die Organisation informiert die Öffentlichkeit über die Probleme der Igel und fördert Maßnahmen zu ihrem Schutz. Darüber hinaus unterstützt er Vorhaben zur Erforschung von Verhalten, Biologie und Lebensräumen der Tiere. Der Verein setzt sich für die qualifizierte Betreuung notleidender Igel ein, sammelt und vermittelt relevante Informationen.

Tipps für einen igelfreundlichen Schulgarten

„Ohnehin werden Lebensräume für Igel qualitativ immer schlechter und kleiner. Es kann durchaus helfen, Schulhöfe oder Schulgärten so zu gestalten, dass Igel sich von selbst dort einstellen und möglicherweise in der Dämmerung dort auch beobachten lassen“, sagen Heike Philipps und Ulli Seewald, Vorsitzende und Geschäftsführer, von Pro Igel e.V. im Gespräch mit Lehrer News. Und Schulhöfe eignen sich perfekt dafür, da deren Fläche „in Deutschland insgesamt gesehen sehr groß [ist], jedoch überwiegend versiegelt, lieb- und baumlos.“ Phillips und Seewald sehen in den Schulhöfen jedoch ein großes Potential, da deren Fläche kaum wirklich genutzt wird – während der Ferien zum Beispiel gar nicht. „Solche Flächen zu entsiegeln und aufzuwerten nützt allen Lebewesen und ermöglicht Schülerinnen und Schülern den Blick auf die Natur quasi vor der Schultür, besonders denen, die genau das vor der eigenen Haustür kaum mehr erfahren.“

Wir geben euch Tipps, was ihr für einen igelfreundlichen Schulgarten beachten solltet und wie ihr diesen gestalten könnt.

Zum einen ist die naturnahe Gestaltung des Gartens essenziell. Dadurch werden den Igeln fast automatisch Nahrung, Unterschlüpfe und Nistmöglichkeiten geboten. Dies könnt ihr mit einfachen Mitteln erreichen, indem ihr den Garten für Igel zugänglich macht. Die Freizügigkeit der Tiere ist enorm begrenzt, da „Menschen alles dicht machen“, sagen Phillips und Seewald, „Vielerorts ist am Gartenzaun Endstation: Kleinsäuger, Kröten und Jungvögel kommen gar nicht mehr rein.“ Dies könnt ihr umgehen, indem ihr Hecken und Lattenzäune als Abgrenzung nutzt und auf Drahtzäune verzichtet. Denn wenn diese bis zum Boden reichen, können sich die Igel sehr leicht darin verfangen.

Indem ihr einheimische Pflanzen in eurem Schulgarten pflanzt, könnt ihr den Lebensraum der Igel ebenfalls naturnah gestalten. Einheimische Pflanzen sind besser an die Böden und das Klima in Deutschland angepasst und bieten einen Lebensraum für Insekten, Vögel und eben auch Igel. Exotische Pflanzen mögen zwar schön aussehen, sind jedoch wenig nützlich für die einheimische Tierwelt. 

Zudem könntet ihr natürliche Unterschlüpfe durch dichte Hecken und Laubhaufen schaffen, in denen sich die Igel zurückziehen können. Natürliche Unterschlüpfe wie zum Beispiel Baumwurzelhöhlen solltet ihr ebenfalls unbedingt erhalten. Im Herbst ist es sinnvoll, sich mit Aufräumarbeiten zurückzuhalten und das Laub unter Büschen und Hecken liegen zu lassen, da Igel diese ebenfalls als Unterschlupf nutzen. Außerdem freuen sich die Tiere, wenn ihr ihnen ermöglicht, eine Stelle zum Trinken zu finden. „Igel und Co. haben kaum noch Zugang zu öffentlichen Wasserstellen“, sagen Phillips und Seewald. „Deshalb solltet ihr einen Teich, wenn er vorhanden ist, unbedingt beibehalten. Ein flacher Uferbereich hilft Igeln in trockenen Sommern, zu überleben.“ Da ein Teich nicht immer vorhanden ist und Risiken für Schüler:innen birgt, könnt ihr auch auf Schalen mit frischem Wasser zurückgreifen. 

Lebensraumaufwertung im Schulgarten

Habt ihr bereits einen igelfreundlichen Schulgarten, könnt ihr diesen mit einfachen Hilfsmitteln weiter aufwerten, indem ihr zum Beispiel auf umweltfreundliche Pflegepraktiken zurückgreift. Verwendet keine Pestizide oder Unkrautvernichter,  um so die Nahrungskette der Igel zu schützen. Sollten die Schädlinge im Schulgarten jedoch überhand nehmen, setzt lieber auf ökologisch verträgliche Methoden. Düngen könnt ihr auch mit Rindenmulch oder Komposterde — ihr müsst also nicht auf Kunstdünger zurückgreifen.

Auf kurzgemähtem Rasen finden Igel leichter Nahrung, zum Beispiel Würmer und Insekten. An den Gartenrändern und im Gebüsch solltet ihr jedoch höchstens zwei Mal im Jahr mähen, damit ihr den Lebensraum der Igel nicht zerstört. Und vergesst nicht, vorher gründlich zu untersuchen, ob sich vielleicht gerade ein Igel darin aufhält!

Ihr könnt zudem auch gezielt Bereiche schaffen, in denen sich die Igel zum Nisten und Ruhen aufhalten können. Dazu könnt ihr unter anderem Igelhäuser anbieten: selbstgebaute oder gekaufte Igelhäuser bieten zusätzlichen Schutz für die Igel. Pro Igel e.V. stellen auf ihrer Seite Anleitungen für verschiedene Igelunerschlüpfe zur Verfügung, die ihr so mit eurer Klasse zum Beispiel im Werkunterricht nachbauen könnt. Künstliche Unterschlüpfe sollten jedoch einmal jährlich nach dem Winterschlaf gesäubert und mit neuem Nistmaterial befüllt werden.

Wenn ihr den Igeln Futter zukommen lassen wollt, rät Pro Igel e.V. von einer ganzjährigen Fütterung ab, da es für die natürliche Nahrung noch keinen vollwertigen Ersatz gibt: „Die Fütterung von Igelpfleglingen geht nicht mal eben mit billigem Discounter-Katzenfutter, sondern muss in der Zusammensetzung den Bedürfnissen des Wildtiers entsprechen – das ist auch kein Nebenschauplatz.“ Die Fütterung sollte also nur im Notfall passieren und sowohl zeitlich als auch mengenmäßig begrenzt sein. Ihr könnt zum Beispiel im Herbst eine abendliche Futterstelle einrichten — dabei solltet ihr maximal über drei Wochen zwei bis drei Esslöffel artgerechtes Futter bereitstellen. Die zeitliche Begrenzung ergibt sich daraus, dass Igel Winterschlaf halten und nicht künstlich wach gehalten werden sollten. Diese Tatsache lässt sich auch gut in den Biologieunterricht integrieren, wenn ihr den Winterschlaf der Tiere thematisiert.

Des „Igels „Lebensmotto“ ist: Nisten – fressen – sich verstecken – und sich fortpflanzen“, sagen Phillips und Seewald. „Also kann nur die Schaffung und Erhaltung von durchgängigem Lebensraum für Igel & Co. nachhaltige Hilfe bedeuten. So lässt sich auch die Zahl in Not geratener Tiere minimieren. Vorbeugen ist besser als helfen und heilen!“

Einbeziehung und Sensibilisierung der Schüler:innen

„Menschen entfernen sich immer mehr von der Natur - hier sind Bemühungen wichtig, Schulkinder wieder an die Natur heranzuholen, ihnen zu zeigen, dass Blätterhaufen, Hecken und Bäume nicht nur für Tiere, sondern auch für Menschen und damit auch auf dem Schulhof wichtig und nützlich sind“, erklären Phillips und Seewald im Gespräch mit Lehrer News. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel die Gründung einer Igel-AG, die euch und euren Schüler:innen den Raum gibt, zu lernen und einen Lebensraum zu gestalten. Ihr könnt die AG nutzen, um die Igel gemeinsam mit den Schüler:innen in der Dämmerung zu beobachten. Phillips und Seewald schlagen zudem vor, dass: „Schulkinder einen künstlichen Bachlauf oder eine Vogelbadewanne modellieren könnten, zudem ließe sich eine Schüler-AG anregen, die Igelunterkünfte im Werkunterricht baut, die sich beim Sommerfest oder beim Tag der offenen Tür verkaufen lassen.“ Eure Schüler:innen können so ein tiefes Naturverständnis entwickeln und ein starkes ökologisches Bewusstsein aufbauen.

Die Igelthemen können auch in den regulären Schulunterricht integriert werden. Fächer wie Biologie, Umweltkunde oder Ethik bieten die ideale Plattform, um das Wissen über Igel zu vertiefen und mit dem AG-Geschehen zu verbinden. Auf der Seite von Pro Igel e.V. findet ihr reichlich Materialien, wie Flyer und Merkblätter, die ihr euch herunterladen könnt. Zudem gibt es dort weitere Veröffentlichungen, die noch weiter in die Tiefe gehen und die ihr euch (kostenpflichtig) als Unterstützung für euren Unterricht bestellen könnt. 

Wichtige Hinweise zur Pflege gefundener Igel: Expertenrat ist unerlässlich

Die Begegnung mit einem hilfsbedürftigen Igel im Schulgarten ist zweifellos eine bewegende Situation. Doch bevor ihr euch selbst an die Pflege dieser faszinierenden Tiere wagt, ist es ratsam, Rat von Expert:innen einzuholen. Ihr könnt euch dafür an eine nahegelegene Igelstation oder Tierexperten wenden. Durch diese Kooperation sichert ihr nicht nur das Wohl der Igel, sondern auch die Beachtung ihrer spezifischen Bedürfnisse und die Einhaltung aller notwendigen Pflegestandards.

„Es muss nicht Fridays for Future und laut sein, es geht schon im Kleinen. Kinder sollen, ja müssen wieder lernen, Natur als Wert zu erkennen und damit Nachhaltigkeit zu fördern!“, sagen Phillips und Seewald im Gespräch mit Lehrer News. „Wildtiere von den Bienen bis zu den Igeln kann man ansiedeln helfen. Beeren, Salat und Erbsen kann man anpflanzen und ernten, nicht nur im Supermarkt kaufen.... um nur weniges praktisch zu nennen. Und dann macht das alles den jungen Menschen auch noch Spaß!“

Habt ihr im Unterricht schon mal Igel behandelt? Und habt ihr sogar einen igelfreundlichen Schulgarten? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

Sicher im Klassenzimmer: Datenschutz in der Schule
Der Datenschutz spielt im Schulalltag eine zentrale Rolle. Anlässlich des europäischen Datenschutztages zeigen wir euch in diesem Artikel, was ihr über Zustimmungen bis hin zur Nutzung privater Geräte wissen müsst.
Von
Jenny Hedermann
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January 2024
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Die Rolle von Lehrer:innen hat sich in den letzten Jahren entscheidend verändert, da digitale Werkzeuge nicht nur Einzug in den Unterricht, sondern auch in die Verwaltung von Schülerdaten gefunden haben. In diesem Zusammenhang gewinnt der Datenschutz eine herausragende Bedeutung, die weit über die bloße Einhaltung gesetzlicher Vorschriften hinausgeht. Die Einführung digitaler Technologien im Klassenzimmer ermöglicht nicht nur innovative Lehrmethoden, sondern eröffnet auch den Zugang zu einer Fülle von Ressourcen. Gleichzeitig steigt jedoch die Verantwortung der Lehrer:innen, sensibel mit personenbezogenen Daten umzugehen.

Der 28. Januar ist der europäische Datenschutztag, der das Ziel verfolgt, das Bewusstsein der Menschen in Europa für die Erhebung und Verarbeitung ihrer persönlichen Daten zu schärfen. Die Sensibilisierung soll nicht nur das Verständnis darüber fördern, welche Daten von wem und zu welchem Zweck gesammelt werden, sondern auch die eigenen Rechte im Umgang mit diesen Daten verdeutlichen. 

Deshalb schauen wir uns heute an, welche Aspekte für euch als Lehrkräfte in Bezug auf den Datenschutz im Schulalltag relevant sind. Dabei gibt es viele Punkte, die zu beachten sind, um die Integrität und den Schutz von Schülerdaten zu gewährleisten.

Datenschutz in der Schule

Datenschutz in der Schule bedeutet, dass ihr sicherstellt, dass die persönlichen Informationen aller Beteiligten, einschließlich Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern, geschützt und verantwortungsbewusst gehandhabt werden. Das Hauptziel dabei ist es, die Vertraulichkeit und die Kontrolle über persönliche Informationen zu wahren.

In der Schule fallen viele Arten von persönlichen Daten an, wie zum Beispiel Noten, Kontaktdaten, Gesundheitsinformationen und Fotos. Es ist wichtig, dass ihr diese Daten vor unautorisiertem Zugriff schützt und sie ausschließlich für schulische Zwecke verwendet.

Der Datenschutz in der Schule beinhaltet nicht nur das Befolgen von Gesetzen, sondern auch das Beachten von ethischen Grundsätzen. Achtet darauf, dass Schüler:innen, Eltern und andere Beteiligte darüber informiert sind, wie ihre Daten verwendet werden, und dass ihr dafür deren Zustimmung einholt, insbesondere bei sensiblen Informationen.  

Verantwortlichkeiten und Meldepflichten

Die Verantwortlichkeiten in der Schule sind dabei in der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) klar aufgeteilt: Der Schulträger ist für die IT-Ausstattung verantwortlich, während die Schulleitung für interne Schulangelegenheiten und den Datenschutz zuständig ist. Zudem sollte jede Schule einen Datenschutzbeauftragten bestellen, der die Leitung bei ihren Aufgaben unterstützt. 

Es ist wichtig zu betonen, dass der IT-Admin und der Datenschutzbeauftragte nicht dieselbe Person sein sollten, um mögliche Interessenkonflikte zu vermeiden. Der Datenschutzbeauftragte sollte außerdem nicht mit Tätigkeiten betraut werden, die zu Interessenkonflikten führen könnten. Im Gespräch mit dem deutschen Schulportal sagt Schulrechtsexperte Tomas Böhm: „Solche Interessenkonflikte kann es bei der gleichzeitigen Wahrnehmung der Aufgaben als IT-Admin und Datenschutzbeauftragter nach meiner Auffassung geben.“

Zustimmung und Informationspflicht

Als Lehrkraft ist es wichtig, dass ihr die Einwilligung der Schüler:innen oder ihrer Eltern für die Verarbeitung bestimmter Daten einholt. Die Einwilligung sollte freiwillig erfolgen, und die Betroffenen müssen über den Zweck, die Übermittlung und die Möglichkeit des Widerrufs informiert werden. Es ist empfehlenswert, dass ihr die Einwilligung schriftlich einholt. Diese gilt bis zum Ende der Schulzeit und kann jederzeit widerrufen werden. Schüler:innen gelten als einwilligungsfähig, sobald sie 16 Jahre alt sind. Generelle Einwilligungen für mehrere Jahre sind nicht zulässig, und Einwilligungen für Fotos müssen zweckgebunden sein. An dieser Stelle zeigen wir euch, wie ihr in einigen exemplarische Situationen vorgehen solltet:

Fotos von Schüler:innen:

Für das Veröffentlichen und Schießen von Fotos von Schüler:innen ist die Einwilligung der Erziehungsberechtigten erforderlich. Ab 14 Jahren ist zusätzlich die Einwilligung der Jugendlichen selbst notwendig. Auch der Schulfotograf benötigt eine Einwilligung. Bei Schulfesten dürfen Eltern für das Familienalbum fotografieren, jedoch ist die Veröffentlichung in sozialen Medien untersagt. Die Schule muss die Teilnehmer:innen informieren und den Verwendungszweck sowie die Informationspflichten angeben.

E-Mails an die Eltern:

Das Versenden von E-Mails an die Eltern ist natürlich ohne Einwilligung legitim. Achtet jedoch darauf, vertrauliche E-Mails an einen geschützten E-Mail-Verteiler zu senden. Eine Möglichkeit wäre es, die Empfänger-Adressen per bcc, also als Blindkopie, zu versenden. 

Übermittlung von Kontaktdaten an den Elternbeirat

Die Kontaktdaten der Erziehungsberechtigten dürfen durch die Schulverwaltung erst an die Elternvertretung weitergegeben werden, wenn die Eltern vorher ihre Einwilligung gegeben haben. Die Kontaktdaten könnt ihr am besten direkt beim Klassenpflegschaftsabend erheben.

Weitergabe von Schülerdaten:

Jegliche Weitergabe von Schülerdaten an Dritte, einschließlich Privatpersonen und Stellen außerhalb des öffentlichen Bereichs, ist untersagt. Eine Einwilligung oder Schweigepflichtentbindung ist erforderlich, wenn eine Weitergabe an Schulbegleitungen oder Betreuungspersonen erfolgen soll.

Was darf ich und was darf ich nicht?

Als Lehrer:in ist es wichtig, sensibel mit der Erfassung und Verarbeitung von Schülerdaten umzugehen. Schulinterne Systeme, Software und Plattformen sollten dabei verantwortungsbewusst genutzt werden. Was ihr über die Weitergabe bestimmter Daten im Schulkontext wissen solltet, zeigen wir euch an dieser Stelle.

In Bezug auf Vertretungsplan

Die Online-Einsicht in den Vertretungsplan ist zulässig, jedoch abhängig von verschiedenen Faktoren. Zum einen sollte der Zugang beschränkt und nicht für alle Schulangehörigen einsehbar sein. Außerdem sollten die übermittelten Daten keine sensiblen Informationen enthalten. „Unterlassen sollte man möglichst auch die Angabe von Namen, es genügt, wenn deutlich ist, welches Fach entfällt und ob es eine fachbezogene Vertretung gibt oder stattdessen ein anderes Fach unterrichtet wird“, rät Böhm.

Der Vertretungsplan sollte keinen Namen enthalten. (Quelle: pixabay)

Im Klassenzimmer

Das namentliche Aufrufen von Schüler:innen bei Ordnungsmaßnahmen ist nicht erlaubt. Stattdessen müsst ihr diese persönlich ansprechen.

Auch die Noten dürft ihr nicht laut im Klassenzimmer vortragen, stattdessen ist eine persönliche Mitteilung erforderlich, um die Privatsphäre der Schüler:innen zu schützen.

Veröffentlichung von Daten auf der Schulhomepage

Bei der Veröffentlichung von personenbezogenen Daten auf der Schulhomepage solltet ihr stets beachten, dass diese im Internet veröffentlicht werden und somit weltweit jeder Zugang zu diesen Informationen hat. Deshalb ist bei der Veröffentlichung von Namen und/oder Bildern stets die Einwilligung von Eltern und Schüler:innen notwendig.

Ein anderer Fall ist es bei Mitgliedern der Schulelternvertretung und der Schülervertretung — diese dürfen ohne Einwilligung genannt werden. (Bei Klassensprecher:innen ist dies jedoch nicht der Fall). Berichtet ihr auf der Schulhomepage über besondere Ereignisse, dürft ihr die Namen der Teilnehmer:innen nur dann ohne Einwilligung nennen, wenn diese Person in ihrer Funktion als Vertreter:in der Schule an dem Ereignis teilgenommen hat.

Datenschutz bei Heimarbeit und privaten Geräten

Die Nutzung privater Geräte für schulische Zwecke gestaltet sich in den meisten schwierig, ist jedoch grundsätzlich erlaubt. Es gibt jedoch einige Aspekte, die ihr dabei beachten solltet.

Zum einen bedarf es der Genehmigung der Schulleitung, solltet ihr ein privates Gerät für den Schulalltag nutzen wollen. Bezüglich des Datenschutzes bei der Heimarbeit gelten für euch die gleichen Regeln wie auch für die analoge Datenverarbeitung. „Die Verarbeitung muss zur Erfüllung schulischer Aufgaben erforderlich sein“, sagt Böhm und gibt auch den Tipp, dass Lehrkräfte „darauf bestehen, dass ihnen ein dienstliches Gerät zur Verfügung gestellt wird.“  Grund dafür sind die vielen Vorgaben und technischen Voraussetzungen, die gesetzlich vorgeschrieben sind und teils nur schwer zu erfüllen sind.

Private Geräte müssen von der Schulleitung genehmigt werden. (Quelle: pixabay)

Auch für Leihgeräte gibt es Verträge, in denen Regelungen formuliert sein sollten, wie zum Beispiel die Haftung und Verbote für bestimmte Inhalte: „Zu den Nutzungsbedingungen gehört zum Beispiel das Verbot, verfassungsfeindliche, rassistische, gewaltverherrlichende oder pornografische Inhalte abzurufen, zu speichern oder zu verbreiten“, spezifiziert Böhm.

Was passiert, wenn gegen den Datenschutz verstoßen wurde?

Eine Datenschutzverletzung liegt vor, wenn Schüler-, Lehrer-, oder Elterndaten ohne (wirksame) Einwilligung erhoben, gespeichert oder verarbeitet werden. Auch die Nutzung unsicherer Software oder ungeschützter Übermittlungswege stellt eine Datenschutzverletzung dar. Sollte dies passiert sein, solltet ihr sofort handeln und diese umgehend an die Aufsichtsbehörde melden. 

Schwere Datenschutzverletzungen müssen von euch gemeldet werden, da Verstöße als Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten geahndet werden können. Dabei sind Geldbußen bis in Millionenhöhe oder Freiheitsstrafen bis zu drei Jahre möglich. 

Zu eurer Beruhigung: Gegenüber Lehrkräften und Schulleitungen können Bußgelder im Normalfall nicht verhängt werden, da euch dafür ein vorsätzliches Handeln nachgewiesen werden muss. Böhm findet ebenfalls beruhigende Worte: „Schulleitungen und Lehrkräfte erfüllen sicherlich nicht die Voraussetzungen für Verstöße gegen den Datenschutz, die mit einer Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe geahndet werden. Sie müssten dann beispielsweise gewerbsmäßig handeln oder gegen Entgelt oder in der Absicht, sich zu bereichern oder andere zu schädigen.“

In der Praxis reagiert die Schulaufsicht in der Regel mit Hinweisen und Weisungen, nur bei schwerwiegenden Fällen und Uneinsichtigkeit können disziplinarrechtliche Maßnahmen ergriffen werden.

Die Sensibilisierung für Datenschutzbestimmungen, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und die ethisch verantwortungsbewusste Handhabung persönlicher Informationen sind eine herausfordernde Aufgabe, bei der viel zu beachten ist. Hattet ihr schon Kontakt mit datenschutzrechtlichen Problemen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

Erinnerung wachhalten: Heutige Wege der Holocaustvermittlung
Anlässlich des heutigen Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust zeigen wir Projekte und Organisationen auf, die einen modernen Ansatz zur Wissensvermittlung und -aufbereitung leisten.
Von
Maria Ivanov
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January 2024
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Heute gedenken wir der Opfer des Holocaust. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit. Die Nationalsozialisten ermordeten dort zwischen 1942 und 1944 über eine Million Menschen. Gerade in Zeiten, in denen ein Rechtsruck in ganz Europa erlebt wird, ist es wichtig, zu erinnern – an all die Leben, die der NS-Völkermord nahm und an das, was Rassismus anrichten kann. Anlässlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust werfen wir einen Blick auf den Stand der Wissensvermittlung und Bildungsarbeit rund um das Thema. 

Erinnerungskultur neu denken

Die Berichte von Zeitzeugen sind von unermesslichem Wert für sowohl Bildungsarbeit als auch Geschichtsschreibung, denn ein akkurates Abbild der Zeit und der Geschehnisse können wir nicht erlangen. Einen kleine Auswahl online einsehbarer Zeitzeugenberichte findet sich beispielsweise in diesem Slidepost der Deutschen Welle. Doch 80 Jahre nach Kriegsbeginn bleiben immer weniger Holocaust-Überlebende, die über die Jahre vor 1945 berichten können. Einige Projekte und Institutionen haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, das Erinnern fortzuführen und auf moderne Art zu präservieren.

Abgesehen davon, den letzten Überlebenden Gehör zu verschaffen, liegt die greifbarste Möglichkeit des Erinnerns in der Begehung der Orte, von denen sie erzählen. Der Besuch von Konzentrationslagern ist ein essenzieller Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur. Die Gedenkstätte Bergen-Belsen hat als eines der zentralsten ehemaligen Konzentrationslager eine besondere Initiative ins Leben gerufen, die Besucher:innen um ein Vielfaches näher an die Geschichte des Ortes bringt: Hier kann man mit VR-Brillen (Virtual Reality) mittels Augmented Reality entdecken, wie das Gelände und die dortigen Gebäude ursprünglich ausgesehen haben. In einem kurzen Projektfilm des BR sind Eindrücke der zugehörigen Augmented Reality-App zu finden.

Auch das Konzentrationslager Sachsenhausen setzt auf die Möglichkeiten der VR: Hier kann man dem jüdischen Zeitzeugen Ernst Grube “gegenübertreten”. Das ganze funktioniert mit einem volumetrischen Interview. In der Pressemitteilung des KZ Sachsenhausen heißt es dazu: "Der 'begehbare Film' lädt nachfolgende Generationen auf einzigartige Art und Weise dazu ein, sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Das virtuelle Zeitzeugenprotokoll leistet somit einen wertvollen Beitrag zur Erinnerungskultur."

Schüler:innen Zugang verschaffen

Der klassischste Berührungspunkt für Schüler:innen ist seit Generationen der gemeinsame Besuch einer Gedenkstätte bzw. eines ehemaligen KZ. Umfragen zufolge sind Besuche von Gedenkstätten jedoch meistens noch nicht verpflichtend. Um die Erinnerungskultur der NS-Zeit trotz dieser Entwicklung auch für jüngere (Schüler-)generationen am Leben zu halten, ist beispielsweise der Bildungsreferent Christoph Mauny in der Bildungsarbeit zur Thematik aktiv. Mit innovativen Projekten zur Erinnerung an den Holocaust möchte er Jugendliche aktiv miteinbinden. 

Ein weiterer, etwas unkonventioneller Zugang zur Erinnerungskultur ist das PC-Spiel “Through the Darkest of Times.” Es handelt sich dabei laut Watson.de um ein interaktives Computerspiel, bei dem man sich auf der Seite des Widerstands durch die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs kämpft. Vor einer Empfehlung an jugendliche Schüler:innen solltet ihr euch jedoch erst selbst einen Überblick über das Spiel verschaffen, sowie dieses unbedingt mit der Klasse vor- und nachbesprechen, wie ein Historiker auch dem Spiegel gegenüber rät.

Ähnlich nah an der Lebensrealität von Schüler:innen angesiedelt ist die TikTok-Shoah-Bildungsinitiative: Die Initiative möchte mit verschiedenen Workshopreihen in Zukunft näher auf Schulen zugehen, um in Zusammenarbeit mit mittlerweile 14 Holocaust-Gedenkstätten “neue Zielgruppen zu erreichen und die notwendige Erinnerungskultur über Generationen hinweg weiterzutragen,” wie einer Meldung des TikTok-Newsroom entnommen werden kann. Das Projekt und vor allem die Plattform TikTok als eher unerwarteter Kooperationspartner schlägt bereits Wellen, die Optimismus zum gemeinsamen Vorhaben offenlegen: Israels Botschafter zeigt sich “beeindruckt, mit welchem Engagement TikTok und alle Beteiligten der Initiative diese riesige Plattform nutzen, um über den Holocaust aufzuklären und zu erinnern. Museen und Gedenkstätten erreichen damit junge und ganz neue Zielgruppen. Für die Weitergabe der Erinnerung an die Shoah ist dies ungeheuer wichtig. Dafür bin ich Ihnen allen sehr dankbar.”

Auf der Website des Deutschen Bildungsserver sind außerdem einige Materialien und Arbeitsblätter zu finden, die euch bei der Behandlung des heutigen Gedenktag der Opfer des Holocaust in eurem Unterricht unterstützen. Auch auf Lehrer-News findet sich bereits eine Sammlung an Ressourcen zur Holocaustvermittlung im Unterricht. Verknüpft zu diesem Themenblock und der derzeitigen gesellschaftlichen Brisanz sei an dieser Stelle auch auf das politische Neutralitätsgebot hingewiesen, das für euch als Lehrkräfte besteht. Näheres dazu, wie aktiv ihr beispielsweise in den “Protesten gegen rechts” sein dürft, findet ihr in unserem Artikel dazu.

Nicht zuletzt ist noch einmal ein kleiner Appell dazu sehr wichtig: Als Lehrkräfte seid ihr in den meisten Fällen die ersten Personen, die junge Schüler:innen in Kontakt mit diesem Teil der Geschichte bringen. Auch wenn es zum Standardrepertoire einer umsichtigen Unterrichtsführung gehört, kann es besonders bei dieser Thematik daher nicht schaden, ein genaues Auge auf die Emotionen und Fragen eurer Schüler:innen zu haben – die Art, wie ihnen hierbei begegnet wird, kann prägend dafür sein, wie sie im weiteren Verlauf von Schulkarriere und Leben die Wichtigkeit einer lebendigen Erinnerungskultur erachten. Das berühmte Zitat des Überlebenden Max Mannheimer wird für immer treffend bleiben: "Ihr seid nicht für das verantwortlich, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon."

Umfrage zeigt: Lehrermangel eines der größten Probleme an deutschen Schulen
Eine aktuelle NDR-Umfrage zeigt, dass fast 90 Prozent der Befragten den Lehrermangel als großes Problem an deutschen Schulen sehen. Hoffnung gibt es an Grundschulen, so eine Prognose der Bertelsmann Stiftung.
Von
Jonas Schneider
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27
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January 2024
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Der Lehrermangel ist eines der größten Probleme im deutschen Bildungssystem und fast alle Menschen im Land sind sich dessen bewusst. Zumindest sagen das die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des NDR, bei der 89 Prozent dieses Thema als ein Kernproblem ausmachen. Wir wollen die wichtigsten Erkenntnisse aus der Befragung zum Mangel, der Gewinnung und Überlastung von Lehrkräften aufgreifen. Etwas Hoffnung macht eine Info der Bertelsmann Stiftung, die prognostiziert, dass die Demografie das Personaldefizit zumindest an den Grundschulen bald erledigen könnte.

Der Lehrkräftemangel beschäftigt alle befragten

Für sein Format “#NDRfragt” hat der öffentlich-rechtliche Sender über 17 Tausend Personen nach ihrer Einschätzung zum Schulbetrieb in ihren Bundesländern befragt. Die Ergebnisse beziehen sich nur auf Norddeutschland und die Umfrage ist auch nicht repräsentativ, jedoch wurde versucht, Verzerrungen sofern möglich heraus zu rechnen. Ein interessantes Stimmungsbild kann die Befragung auf jeden Fall bieten. Immerhin 40 Prozent gaben an, Kinder, Enkel oder nahe Verwandte zu haben, die Schüler:innen sind und weitere 10 Prozent sind oder waren Lehrer:in bzw. gehen noch selbst zur Schule.

Tatsächlich war bei den befragten Lehrer:innen der Lehrkräftemangel mit 17 Prozent die meistgenannte “größte Herausforderung” im Beruf. Im Vergleich entfielen auf den Mangel an Sozialarbeit/Förderpädagogen noch 14 Prozent und die Themen Bürokratie, Integration, das Verhalten der Schüler:innen sowie Leistungsunterschiede/Überforderung in der Klasse jeweils 10 Prozent. Einig waren sich die Lehrkräfte selbst darüber, eine eher hohe (38%) oder sehr hohe (56%) Arbeitsbelastung zu verspüren. Dieses Ergebnis zeigt, dass der Handlungsbedarf hoch ist.

Lehrkräfte müssen schnell entlastet werden

Die hohe Belastung im Beruf ist nämlich auch der Grund, weshalb viele Lehrkräfte nur Teilzeit arbeiten möchten. In der Sendung “NDR Info - Redezeit” spricht auch Kathrin Langel, stellvertretende Vorsitzende des Landeselternrats Niedersachsen, diesen Punkt an: “Was Sorge machen sollte, ist der Anteil an jungen Lehrkräften die gar keine Familie haben und trotzdem Stunden reduzieren, weil sie eben sagen, sie sind überlastet, überfrachtet mit Aufgaben”. Dies zeigt, dass die Debatte darum, diesen das Recht auf Teilzeit einzuschränken, wie es unter anderem Markus Söder kürzlich tat (Lehrer-News berichtete), nicht zielführend ist. “Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, um nicht vor die Hunde zu gehen”, erklärt Kerstin Felgner nüchtern ihre Entscheidung für eine Teilzeitstelle in einem TV-Beitrag von NDR Info.

Schüler:innen und Eltern nehmen deutlich wahr, wie die Lehrer:innen unter den Umständen leiden: “Die Lage ist prekär. Viel zu wenig Lehrer, viel zu viel Bürokratie”, erklärt Claudia Langula im Fernsehbeitrag über die Schule ihrer Kinder. ”Manchmal ist es auch so, dass die Lehrer zwei Klassen zu betreuen haben. (...) Der Lehrer rennt dann immer von einer Klasse zur anderen”, schildert sie ihre Erfahrungen. Auch die Schülerin Emma Hansen sieht eine große Belastung in der Vertretungsarbeit, die Lehrer:innen leisten müssen: “Dadurch kommen wir in einen Teufelskreis. Weil die werden dann auch krank, bleiben dann auch länger weg”, schildert sie in der “Redezeit”-Sendung. Großes Verständnis zeigt sie in diesem Zusammenhang für ihre Lehrer:innen: “Da steht auch ein Mensch vor mir, der auch ausgelaugt ist, der gerade vielleicht an seinem oder ihrem Limit ist und trotzdem hierhin geht und versucht, uns was beizubringen”, zeigt sie sich besorgt. Deutlich wird bei diesen Aussagen, dass es letztendlich sofort Entlastung für diejenigen braucht, die täglich an ihrer Schule kämpfen, um den Mangel aufzufangen. 

Der NDR hat auch danach gefragt, wie man die Pädagog:innen im Berufsalltag kurzfristig entlasten könnte. Die Wunschlösung für 64 Prozent der Betroffenen selbst wären demnach kleinere Klassen, für die es aber Personal bräuchte. Auch externe Vertretungspersonen mit Fachkenntnis (44%), mehr Entscheidungsfreiraum in Bezug auf den Lehrplan und Prüfungen (35%) und bessere technische/digitale Ausstattung (21%) würden den Stress für die Lehrer:innen entlasten. Doch es stellt sich die Frage, woher die benötigten Lehrkräfte kommen sollen, damit sich die Lage nachhaltig verbessert.

Was gegen den Lehrkräftemangel helfen könnte

Eine viel diskutierte Lösung ist es, mehr Quereinsteiger:innen für das Lehramt zu gewinnen, um den Mangel zu bekämpfen. Über 80 Prozent aller Befragten sehen diesen Ansatz positiv und befürworten Quereinsteiger:innen grundsätzlich im Schuldienst. Etwas mehr als ein Viertel sieht im erleichterten Einstieg von Quereinsteiger:innen auch tatsächlich den richtigen Lösungsansatz, knapp vor der höheren Attraktivität von Studium/Referendariat (24%) und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen (19%). Die Lehrkräfte selbst sehen in letzterem den viel wichtigeren Punkt, wenn es darum geht, neue Menschen zum Schuldienst zu begeistern. Jede:r zweite von ihnen nennt bessere Arbeitsbedingungen als beste Maßnahme, die erleichterte Zulassung für Quereinsteiger:innen nur 11 Prozent. Daher ergibt sich das logische Ziel, mehr Menschen für den Beruf zu begeistern und ins Lehramt zu bringen. 58 Prozent aller Teilnehmenden waren sich einig, dass man mehr Lehrkräfte einstellen müsse. Mit Quereinsteiger:innen alleine ist dem großen Bedarf aber kaum nachzukommen.

Eine bessere Bezahlung sehen die wenigsten Befragten (5%) als wichtigen Ansatz bei der Lehrkräftegewinnung. Auch Anna, eine 42-jährige Lehrerin aus Schleswig-Holstein macht dies im Rahmen der Befragung deutlich: “Natürlich wäre ein höheres Gehalt in Fächern mit Lehrermangel zunächst eine Verlockung. Allerdings löst das Gehalt die Probleme nicht. Lehrer müssen bei uns zu viele andere Aufgaben übernehmen. Hier sollte Entlastung stattfinden”. Diese wäre sowohl für das vorhandene Personal dringend notwendig, als auch ein Argument, wenn es darum geht, mehr Menschen in den Schuldienst zu bringen.

Bertelsmann Studie gibt Entwarnung für Lehrkräftemangel an Grundschulen

Eine aktuell veröffentlichte Prognose der Bertelsmann Stiftung stellt zumindest für Grundschulen ein baldiges Ende in Sachen Lehrermangel in Aussicht. Schon ab dem kommenden Schuljahr stünden demnach etwa 2300 Grundschullehrer:innen mehr als Stellen zur Verfügung. Bis 2035 könnten es laut Einschätzung der Experten sogar über 45 Tausend fertig Ausgebildete sein. Grund dafür ist die demografische Entwicklung, so die Herausgeber. Weil in den letzten beiden Jahren wieder weniger Kinder geboren wurden als noch bis 2021, unterscheidet sich die neueste Prognose deutlich von älteren Vorhersagen. Erst Ende letzten Jahres hatten die Berechnungen der Kultusministerkonferenz einen Überschuss von nur 6300 Absolventen im Primarbereich ergeben. Dirk Zorn, Co-Autor der Bertelsmann Studie, nennt die Ergebnisse einen “Lichtblick” für die sonst eher düstere Lage im deutschen Bildungswesen. Dennoch weist er darauf hin, dass sich der Effekt je nach Bundesland unterschiedlich schnell bemerkbar mache und eine Überversorgung in der Großstadt keinen Mangel im ländlichen Raum ausschließe.

Trotz der positiven Nachricht, warnt der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, vor voreiligen Schlüssen und mahnt an, dass die Bedarfszahlen sich nur am Status Quo orientieren würden: “Die Prognosen müssen sich endlich an den tatsächlichen Aufgaben (...) orientieren. Inklusion, Ganztag und die zunehmende Heterogenität stellen Anforderungen an Lehrkräfte, die nicht allein zu stemmen sind”. Auch Klassengrößen zu verringern sei ein dringender Schritt, so Brand. “Jetzt ist es an der Zeit, sie zu entlasten”, fordert er von der Bildungspolitik eine Aufstockung des Personals, auch mit Verweis darauf, wie viel Lehrkräfte krankheitsbedingte Abwesenheiten von Kolleg:innen auffangen müssten. Auch die Studienherausgeber haben ihre Veröffentlichung mit dem Verweis versehen, man solle das Personal unter anderem für den Ausbau von Ganztagsangeboten nutzen, sozial benachteiligter Schüler:innen gezielter zu fördern und das Schulsystem resilienter für beispielsweise große Fluchtbewegungen machen. 

Das Bild von Deutschen Schulen bleibt verheerend

Dennoch, “vor allem in den nicht-gymnasialen weiterführenden Schulen sowie in den MINT-Fächern herrscht noch auf absehbare Zeit ein großer Mangel an Lehrkräften”, so die Verfasser der Studie. Diesen Handlungsbedarf unterstreicht auch das Bild, das die sonstige Befragung des NDR ergeben hat. 62 Prozent sind der Meinung, es wird an Schulen insgesamt zu wenig Wissen vermittelt, 17 Prozent davon empfinden es sogar als “viel zu wenig”. Ähnlich ernüchternd zeigt sich auch welche Schulnoten die Befragten den Schulen generell gegeben haben: Die meisten Antworten entfielen auf "befriedigend" (31%) oder “ausreichend” (30%) und noch jede:r Fünfte gab ein “mangelhaft”. Für “gut” (8 Prozent) und “sehr gut” (0%) wurden die Schulen kaum befunden.

Sicherlich stehen die Umfrageergebnisse auch unter dem Eindruck der schlechten Pisa-Ergebnisse. Eine große Zahl an Problemen im Bildungssektor und besonders der Mangel an Lehrkräften scheint jedoch den meisten Menschen sehr bewusst zu sein. Egal welchen Weg die Politik gehen möchte, um dieses Defizit zu beheben, es braucht große Investitionen in unser Schulsystem. Vielleicht können zumindest die Grundschulen schon bald von einer indirekten Personalaufstockung profitieren.

Welche Ergebnisse der Umfrage haben euch überrascht? Und was sollte eurer Meinung nach dringend getan werden, um Lehrkräfte zu entlasten? Schreibt es uns in die Kommentare!

Proteste gegen Rechts: Wie neutral müssen Lehrkräfte sein?
Lehrkräfte stellen sich in der aktuellen Situation häufiger die Frage, wie sehr sie sich politisch positionieren dürfen. Ist zum Beispiel die Teilnahme an den Demos gegen Rechtsextremismus angemessen? Die Antwort: Ja!
Von
Justus Wolters
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January 2024
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Deutschlandweit gehen derzeit Hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Die genauen politischen Ziele und Haltungen innerhalb der losen Protestbündnisse sind dabei ganz divers und schwer zusammenzufassen. Das führt auch dazu, dass Menschen aus fast allen Milieus und gesellschaftlichen Gruppen an den Protesten teilnehmen – natürlich auch Lehrkräfte. Auch von Verbandsseite kommt Rückendeckung für die Proteste. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, sagte dazu: “Die verbale Aufrüstung führt zu immer schärferen Debatten und auch Diskursverschiebungen. Es wird offen darüber gesprochen, was undenkbar bleiben muss. Dass die Menschen in Deutschland sich so zahlreich an Demonstrationen für die Demokratie beteiligen, setzt ein notwendiges und richtiges Zeichen. Das unterstützen wir.” 

Doch welche Regeln gelten hier eigentlich für Lehrkräfte? Und welcher Umgang etwa mit Fotos von Demonstrationen in sozialen Medien empfiehlt sich? Wir haben einen Blick auf die rechtliche Lage geworfen.

Rechtliche Voraussetzungen

Zunächst haben Lehrkräfte in Deutschland grundsätzlich das Recht auf Meinungsfreiheit und das Recht, sich politisch zu engagieren. Diese Rechte sind im Grundgesetz, zum Beispiel in Artikel 5, verankert. Aus ihrer beruflichen Rolle heraus ergeben sich aber Einschränkungen und Pflichten, denen sie gerecht werden müssen. 

Für Lehrkräfte gelten innerhalb und außerhalb der Schule jeweils nicht die gleichen Regeln. Für den direkten Kontakt mit Schüler:innen ist im Beamtenrecht der Grundsatz verankert, dass sie “bei politischer Betätigung diejenige Mäßigung und Zurückhaltung zu wahren [haben], die sich aus ihrer Stellung gegenüber der Allgemeinheit und aus der Rücksicht auf die Pflichten ihres Amtes ergibt". Das bedeutet keineswegs, dass Lehrkräfte im Unterricht keine politische Meinung vertreten dürfen oder kontroverse politische Diskussionen begleiten dürfen. Im Gegenteil: Im staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag ist sogar als Ziel schulischer Bildung festgehalten, dass ein Demokratieverständnis von Schüler:innen gefördert werden soll. Dafür ist es notwendig, die politische Diversität und das persönliche Vertreten politischer Meinungen auch im Unterricht zu thematisieren. Das häufig hervorgebrachte Argument eines Gebots zur völligen politischen Neutralität von Lehrkräften hat keine rechtliche Grundlage. 

Die im Beamtenrecht festgehaltene “Mäßigung” hat einen abgesteckten Rahmen, der zum Beispiel die Formulierung eigener politischer Meinungen nicht verhindert. Allerdings müssen weitere Voraussetzungen erfüllt sein, um dem Grundsatz der “Mäßigung” gerecht zu werden. Das Gebot der politischen Neutralität wird zum Beispiel verletzt, wenn Lehrkräfte vor und mit ihren Schüler:innen ausschließlich einseitige politische Positionen vertreten oder etwa für eine Partei Werbung machen. Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt dazu: “[Das] gilt auch dann, wenn sie Anti-Werbung gegenüber Parteien betreiben, die dem demokratischen Spektrum angehören, oder diese gezielt diffamieren.” Im Falle der Thematisierung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) gilt dies im ersten Schritt ebenfalls, da die Partei demokratisch gewählt wurde. Die AfD bildet aber auch eine Grauzone. Kritiker:innen und Politikwissenschaftler:innen stellen in Frage, ob eine Partei überhaupt demokratisch sein kann, wenn sie im Kern antidemokratische Ziele verfolgt.

Wenn Lehrkräfte sich an den aktuellen Protesten gegen Rechtsextremismus beteiligen, bewegen sie sich dabei innerhalb des legalen Rahmens. Rechtliche Konsequenzen für ihre Arbeit drohen Lehrkräften erst, wenn sie öffentlich menschen- oder verfassungsfeindliche Positionen vertreten. Das gilt übrigens auch für die angestellten Lehrpersonen, die nicht verbeamtet sind. 

Thematisierung der AfD

Schüler:innen haben rund um die Proteste gegen Rechtsextremismus zum Teil viele Fragen bezüglich der AfD (für Lehrkräfte gilt das natürlich ebenfalls), gegen die in diesem Zusammenhang auch explizit demonstriert wird. Einige häufig gestellte Fragen, wollen wir hier kurz aufgreifen, um euch Möglichkeiten aufzuzeigen, wie ihr darauf reagieren könnt. Dabei bleibt zu beachten, dass die juristischen Bewertungen einer Partei dynamisch sind und sich durch aktuelle Vorgänge stetig ändern können, außerdem werden die Antworten auf die Fragen hier kurz gehalten, um die Aussagen übersichtlich zu halten :

Ist die AfD rechtsextrem?

Teile der AfD gelten als gesichert rechtsextrem. Dazu gehören etwa der AfD-Landesverband in Sachsen oder die Landesverbände der Jugendorganisation Junge Alternative. Diese Einschätzung haben Bundesverfassungsschutz-Behörden der Länder vorgenommen. Es gibt aber durchaus auch Organisationen, die die gesamte AfD als rechtsextrem bezeichnen. 

Ist die AfD verfassungsfeindlich?

Teile der AfD verfolgen gesichert verfassungsfeindliche Ziele. Auch hier lässt sich der Landesverband in Sachsen als Beispiel hinzuziehen. Laut dem Verfassungsschutzpräsident von Sachsen, Dirk-Martin Christian, hätte eine mehrjährige juristische Prüfung "unzweifelhaft" ergeben, dass der AfD-Landesverband "verfassungsfeindliche Ziele" verfolge.

Ist die AfD menschenfeindlich?

Der Begriff “menschenfeindlich” ist schwer eindeutig zu fassen. Grundlegend werden so Handlungen und Denkweisen bezeichnet, die gegen die grundlegenden Bedürfnisse von Menschen gerichtet sind. Zum Beispiel schafft das Asylrecht die rechtliche Voraussetzung, um Menschen ein sicheres Leben zu ermöglichen. Das neue “Rückführungsverbesserungsgesetz” verschärft das Asylrecht. Kritiker:innen bezeichnen dies schon als menschenfeindlich. Die AfD bezieht deutlich extremere Positionen gegen bestimmte Menschengruppen, weshalb der Begriff “menschenfeindlich” argumentativ haltbar angebracht werden kann. AfD-Politiker:innen reicht der verschärfte Kurs bei Abschiebungen, den die Regierung derzeit fährt, noch nicht aus.

Kann die AfD verboten werden?

Hier gibt es einfache Antwort: Ja. Die AfD kann vom Bundesverfassungsgericht verboten werden. Die Grundlage dafür bildet folgender Passus im Grundgesetz: “Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig.” Politiker:innen und die Justiz müssen diese Entscheidung aber wohlüberlegt treffen, denn das Verbot einer Partei ist ein großer Einschnitt ins demokratische Geschehen. Die Folgen eines solchen Verbots sind zudem nur schwer absehbar. 

Die Antworten auf diese Fragen sind sehr verkürzt dargestellt, um eine schnelle Hilfe zu geben. Zu jeder der Fragen empfiehlt es sich, sich weiter mit der Materie zu beschäftigen und sich eine individuelle Position zu dem Thema zu erarbeiten. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lehrkräfte sich unbedingt politisch engagieren sollten und ihre politische Meinung auch im Unterricht offen zeigen dürfen. Voraussetzung dafür ist allerdings immer, dass sie sich im demokratischen und verfassungsgemäßen Rahmen bewegen und im Unterricht zwingend Platz für die Entfaltung weiterer politischer Meinungen ihrer Schüler:innen lassen. Für die aktuellen Proteste gegen Rechtsextremismus und Faschismus bedeutet das, dass Lehrkräfte sich definitiv an ihnen beteiligen dürfen.

Wie stark zeigt ihr eure politische Meinung im Diskurs mit euren Schüler:innen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Stark-Watzinger formuliert Bedingungen für den Digitalpakt 2.0
Die Bundesregierung plant, einen Digitalpakt 2.0 umzusetzen. Die Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger unterstützt dieses Vorhaben, formuliert für die Fortführung des Digitalpaktes jedoch Bedingungen.
Von
Jenny Hedermann
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January 2024
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Berlin. Die Bundesländer stehen vor der Herausforderung, eine neue Vereinbarung für den Digitalpakt Schule zu treffen, da die bisherige Regelung Mitte des Jahres ausläuft. Bundesbildungsministerin formuliert dafür ihre Forderungen. Der Digitalpakt Schule hat das Ziel, flächendeckend digitales Lehren und Lernen zu fördern, um die schulischen Leistungen zu steigern. Aktuell profitieren rund 28.000 Schulen deutschlandweit von diesem Programm, das bis Mai 2024 läuft. Sollte der Digitalpakt 2.0 ausbleiben, stünde Schulen kein weiteres Geld für neue Vorhaben im Bereich der Digitalisierung zur Verfügung.

Der ursprüngliche Digitalpakt für deutsche Schulen sah sieben Milliarden Euro vor, wovon der Bund fünf Milliarden Euro und die Länder eine halbe Milliarde Euro bereitstellten. Während der Pandemie erhöhte der Bund seinen Anteil um weitere 1,5 Milliarden Euro. Die Gelder wurden für die Anschaffung digitaler Endgeräte, Cloud-Diensten oder einer WLAN-Verbindung bereitgestellt. Obwohl die Bundesregierung trotz haushalterischer Rahmenbedingungen einen "Digitalpakt 2.0" plant, gibt es Diskussionen über die Fortführung des Digitalpakts über 2024 hinaus. Die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen fordern eine solche Fortführung.

Das Bundesbildungsministerium in Berlin unterstützt den Digitalpakt 2.0 und gibt an, dass bis Juni 2023 insgesamt 2,3 Milliarden Euro Bundesmittel für den Digitalpakt 1 abgeflossen sind. Die Gewerkschaft GEW betont jedoch, dass die Anschaffung von Geräten allein nicht als Digitalisierung betrachtet werden kann. Trotz 95 Prozent verplanter Mittel gibt es weiterhin Herausforderungen, wie fehlende Administration für Endgeräte und Mangel an Unternehmen für Internetanschlüsse und Technikeinrichtungen. Sachsens Bildungsminister Christian Piwarz (CDU) erklärte gegenüber MDR AKTUELL: „Wir etablieren an Schulen schrittweise eine Kultur der Digitalität, stemmen eine Generationenaufgabe und bestimmen die Grundstruktur der Schule für die kommenden Jahrzehnte, führen grundlegend neue Arbeitsmethoden ein. Das muss sich auch in einem Digitalpakt 2.0 abbilden." In Thüringen und Sachsen geben die Ministerien an, im Plan zu sein und die Gelder aus dem ersten Digitalpakt voll auszuschöpfen. 

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) knüpft die Fortschreibung des Digitalpakts an Bedingungen. Sie bekennt sich zum Digitalpakt 2.0 ab 2025, fügte jedoch im Gespräch mit dem RND hinzu: „Bevor wir als Bund neues Geld in die Hand nehmen, müssen die Mittel aus dem ersten Digital­pakt genutzt werden“. Stark-Watzinger betont die Notwendigkeit einer unbürokratischen Umsetzung des neuen Digitalpakts, außerdem solle er „die Kommunen miteinbeziehen und auch die Fortbildung der Lehrer und die Wartung der Geräte berücksichtigen“.

Nach Angaben des Bildungsministeriums sind von den 6,5 Milliarden Euro des Digitalpakts I noch 4,2 Milliarden Euro nicht abgeflossen, Anträge können bis Mai gestellt werden. Stark-Watzinger fordert weiterhin eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern angesichts schlechter Pisa-Ergebnisse. Der Bund müsse mit einer Gruppe von Ländern als einer "Koalition der Willigen" schneller zusammenarbeiten können

Die Ministerin betont die Wichtigkeit frühkindlicher Bildung und kritisiert, dass in einigen Bundesländern noch immer keine verpflichtenden Sprachtests in Kitas durchgeführt werden. „Es muss etwas passieren, wir brauchen eine bildungs­politische Trendwende“, sagte Stark-Watzinger und mahnte die Länder vor einer Verzögerung des geplanten Start­chancen-Programms für Schulen in sozial schwierigen Lagen. „Es war vereinbart, dass Bund und Länder bis Ende des Monats zu einer abschließenden Verständigung kommen. Es darf jetzt keine große Verzögerung seitens der Länder geben“, forderte sie.

Quo vadis? Woran es im deutschen Bildungssystem krankt.
Zum internationalen Tag der Bildung werfen wir einen Blick darauf, wie es um den weltweiten Zugang zum Lernen steht und welche Rolle er für Frieden spielt. Den weiteren Fokus zum Aktionstag richten wir auf die Probleme im deutschen Bildungssystem.
Von
Jonas Schneider
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January 2024
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Lernen befähigt die Menschen, ihre eigene Zukunft und die unserer Gesellschaft zu entwickeln und zu verbessern. Hunderte Millionen von Kindern weltweit können nicht zur Schule gehen, doch auch in das deutsche Bildungssystem muss dringend investiert werden, um zukunftsfähig zu sein. Am 24. Januar will die UNESCO mit dem Internationalen Tag der Bildung auf das Thema Aufmerksam machen. Er dient dazu, die Weltgemeinschaft an einen wichtigen Teil der UN-Nachhaltigkeitsagenda 2030 zu erinnern. Nämlich das Ziel, bis zu jenem Jahr “eine hochwertige, inklusive und chancengerechte Bildung für Menschen weltweit und ein Leben lang sicherzustellen”. Wir möchten zum Aktionstag daher den Nachholbedarf der deutschen Schulpolitik in den Fokus nehmen und einen Blick darauf werfen, wie es weltweit um die Bildungsziele der Vereinten Nationen steht.

Woran es im deutschen Bildungssystem am meisten krankt

Es braucht keine niederschmetternden Pisa-Ergebnisse, um zu erkennen, dass in der deutschen Bildungspolitik Handlungsbedarf herrscht. Deutschlands Lehrkräfte sind überlastet und machen größtenteils Überstunden. Einer der vielen Gründe dafür ist schlicht die Masse an Aufgaben, die erledigt werden müssen. Es braucht mehr flankierendes Personal, beispielsweise in der Schulpsychologie und -sozialarbeit, um den komplexen Problemen von Kindern gerecht werden zu können. Außerdem müssen dringend zeitaufwändige Verwaltungsaufgaben und Datenschutzanforderungen vereinfacht werden. Diese nehmen zu viel Zeit in Anspruch, weshalb sich die Pädagog:innen zu wenig auf ihre Stärken und Aufgaben im Unterricht konzentrieren können. Ein weiterer Grund ist der Lehrkräftemangel. Dabei würde es schon helfen, die Arbeitsumstände für diesen Beruf durch die genannten Punkte zu verbessern. Aber auch gesellschaftliche und politische Wertschätzung ist dringend erforderlich, damit sich junge Menschen für ein Lehramtsstudium entscheiden. Da hilft es eben nicht, wenn der Pisa-Chef heftige Kritik an Lehrkräften übt oder Markus Söder diesen zu viel Teilzeitarbeit vorwirft und so ein negatives Bild der Berufsgruppe zeichnet.

Auch die marode Infrastruktur darf nicht länger für Ablenkung und Belastung im Schulalltag sorgen. Vergangenes Jahr betrug der Sanierungsstau an deutschen Schulen laut KfW rund 50 Milliarden Euro. Zu wenig Platz, heruntergekommene Klassenräume und Turnhallen oder Schimmel in den Toiletten. Überall machen sich fehlende Investitionen bemerkbar. Ebenso verhindert eine mangelhafte technische Ausstattung effizientes Lehren, Digitalisierung im Unterricht und damit auch die Vermittlung von Medienkompetenz an die Kinder. Trotz des Digitalpakts und den Planungen für einen Digitalpakt 2.0 fehlt es hier schlicht an Tempo. Es kommt auf die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen an, damit Investitionen nicht durch Zuständigkeits-Streitereien verschleppt werden.

All diese Defizite verhindern, dass unser Bildungssystem angemessen auf die unzähligen Herausforderungen im Schulalltag eingehen kann. Denn so können Lehrkräfte mit der Integration von Geflüchteten, Lernrückständen aus der Pandemie, wachsenden Unterschieden im Bildungsniveau abhängig von der sozialen Herkunft und weiteren Problemen nicht gerecht werden. Der internationale Tag der Bildung ist ein guter Anlass, um die Gesellschaft eindringlich darauf aufmerksam zu machen. Die UNESCO möchte die Mitgliedstaaten damit direkt daran erinnern, ihren Verpflichtungen in diesem Bereich nachzukommen. Doch woher kommt der Tag eigentlich?

Wie es um die UN-Agenda Bildung 2030 steht

Im September 2015 haben die Vereinten Nationen 17 Nachhaltigkeitsziele ausgegeben. Unter der sogenannten Agenda 2030 formulierten sie einen “Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten”. Bildung ist dabei das vierte Nachhaltigkeitsziel, um allen Menschen “Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung" sowie die “Möglichkeiten des lebenslangen Lernens” zu gewährleisten, so die UN. Wie der SDG-Fortschrittsbericht 2023 des UN-Generalsekretärs António Guterres zeigt, geht es beim Erreichen der Ziele in vielen Ländern zu langsam voran. Auch 2030 würden demnach “etwa 84 Millionen Kinder und Jugendliche (...) noch keine Schule besuchen, und etwa 300 Millionen Schülerinnen und Schüler werden nicht über die für den späteren Erfolg im Leben notwendigen Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen verfügen”, lautet die erschreckende Erkenntnis im Bericht.

Zum internationalen Tag der Bildung legt auch Bildungsinfluencer Nico Colsmann, Gründer der Zukunft Digitale Bildung gGmbH (ZDB), den Finger in die Wunde: “Jedes Kind hat das Recht auf eine Schulausbildung und jeder Mensch ein Anrecht darauf, seine Lernbedürfnisse zu befriedigen”. Diese Rechte würden verletzt, wenn heute 250 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zur Schule gehen können und 763 Millionen Erwachsene noch Analphabeten seien, wie Colsmann in seinem Statement erklärt. “Jeder Tag ohne Bildung ist ein Schritt zurück”, bringt der Experte das Problem auf den Punkt.

„Lernen für dauerhaften Frieden“ als diesjähriges Motto

Für den Aktionstag in diesem Jahr hat die UNESCO das Motto “Lernen für dauerhaften Frieden” ausgerufen. Die Organisation begründet dies in einer “Welle gewaltsamer Konflikte”, die die Welt erlebe und zeigt sich alarmiert vom damit einhergehenden Anstieg von “Diskriminierung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hassrede”. Konkret adressiert die UNESCO mit ihrem Motto den Anstieg an Hassbotschaften im Netz. Weil man den Kampf dagegen nur mit Bildung gewinnen könne, erklärt sie: 

“Lernen für den Frieden muss transformativ sein und dazu beitragen, den Lernenden das notwendige Wissen, die Werte, Einstellungen sowie Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu vermitteln, damit sie in ihren Gemeinschaften zu Friedensstiftern werden können.”

Wenn in diesen Tagen Hunderttausende Menschen auf die Straße gehen, um gegen “Rechts” und damit gegen Fremdenhass, Rassismus und Diskriminierung zu demonstrieren wird sichtbar, wie aktuell dieses Thema in Deutschland ist. Auch durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Eskalation im Nahostkonflikt hat die Polarisierung in öffentlichen Debatten zugenommen. Kinder werden damit früh konfrontiert, weshalb hier die Bildung in die Verantwortung rückt. Wie ihr schwierigen Themen in eurem Unterricht begegnen könnt, haben wir für die Lage in Israel in einem Artikel erklärt. Die Schule ist der Ort, an dem alle Kinder, unabhängig von ihrem sozialen, religiösen oder politischen Umfeld, die Chance erhalten, sich ein Wissen aufzubauen, um damit umgehen zu können.

Das sieht auch ZDB-Gründer Colsmann so, der in seinem Statement ebenfalls erklärt: “Es ist die kollektive Pflicht aller Bürger, jeden Alters zu befähigen, Hass zu dekonstruieren und eine Grundlage für eine integrative, demokratische und gerechte Gesellschaft zu legen”. Er weist in diesem Zusammenhang auch direkt auf die Menschen hin, die bei dieser Herausforderung den Unterschied machen. “An vorderster Front stehen Lehrende”, zeigt er auf und führt aus: “Ihnen steht bei der Überwindung dieser Problematik die größte Aufgabe zu, Hass durch Bildung zu unterbinden”. Dass diese Aufgabe gerade für Lehrkräfte auch in einem reichen Land wie Deutschland eine Herausforderung ist, zeigt der Blick, den wir eingangs auf unser Schulsystem geworfen haben.

Was sind eurer Meinung nach die dringendsten Baustellen der deutschen Schulpolitik? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

Wenn ihr noch mehr darüber lesen wollt, wo die deutsche Bildungspolitik dringend ansetzen sollte, dann sind vielleicht die Gastbeiträge von Stefan Düll, dem Präsidenten des deutschen Lehrerverbandes und von Susanne Lin-Klitzing vom Deutschen Philologenverband interessant. Lehrer-News hat die Beiden zum Jahreswechsel gebeten, ihre Forderungen für 2024 auszuführen.

Klassenchats vorbereiten: Praktische Tipps für den digitalen Austausch in der Klasse
Immer mehr Klassen benutzen Messenger-Apps, um auch außerhalb der Schule miteinander zu kommunizieren. Wir zeigen euch, was ihr bei der Einrichtung einer eigenen Klassengruppe beachten müsst und wie ihr mit der schülereigenen Gruppe umgehen könnt.
Von
Jessica Risi
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January 2024
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Als Lehrkraft kennt ihr das bestimmt: Ihr kommt morgens in eure Klasse und bemerkt, dass sich die Atmosphäre von einem Tag auf den anderen geändert hat. Irgendetwas scheint nach der Schule passiert zu sein. Bei Nachfrage stellt sich heraus: Im Klassenchat hat sich gestern so einiges abgespielt.

Heutzutage enden Konflikte nicht mit dem Ertönen des Schulgongs, vielmehr werden sie dann an einen anderen Ort verlagert: den Klassenchat. Egal, ob es um Hausaufgaben, die nächste Klausur oder die Wochenendpläne geht – der Klassenchat ist für viele Schüler:innen ein unverzichtbarer Ort, um in Verbindung zu bleiben und sich auszutauschen. Als Lehrer:in hat man oft wenig Einfluss auf das, was innerhalb dieses Chats passiert, was Situationen, wie die anfangs beschrieben, schwieriger zu meistern macht. 

Auch viele Lehrkräfte greifen auf Messenger-Dienste oder sogar soziale Netzwerke zurück, um mit ihren Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers zu kommunizieren. Meistens gründen die Schüler:innen aber trotzdem einen eigenen Klassenchat. Beliebt ist hierbei vor allem WhatsApp. Obwohl laut Nutzungsbedingungen die App erst ab 16 Jahren zulässig ist, nutzen es auch viele jüngere Kinder. Laut der KIM-Studie 2022 sind 58 Prozent der Schulkinder, die WhatsApp benutzen, in einer Gruppe mit ihren Mitschüler:innen.

In diesem Artikel zeigen wir euch, was ihr über die Kommunikation via Klassenchat wissen müsst, welche Alternativen es gibt und wie ihr zumindest etwas Einfluss auf den gemeinsamen Chat eurer Schüler:innen nehmen könnt.

Darf ich mit meinen Schüler:innen über WhatsApp und Co. kommunizieren?

Falls ihr einen Klassenchat in Messenger-Apps wie WhatsApp plant oder über andere soziale Medien mit euren Schüler:innen kommunizieren wollt, müsst ihr euch an die Vorgaben der jeweiligen Bundesländer halten. Die Verwendung von Social Media im schulischen Rahmen ist Ländersache und wird von jedem Bundesland anders geregelt. In einigen Bundesländern, wie beispielsweise Baden-Württemberg ist es Lehrkräften prinzipiell nicht gestattet, mit Schüler:innen gemeinsam über soziale Medien oder Messenger-Dienste zu kommunizieren. Grund hierfür ist der oftmals mangelnde Datenschutz der Dienste. Daher ist von der Nutzung solcher Apps oder Netzwerke zu dienstlichen Kommunikationszwecken abzusehen, sofern diese den geltenden Standards der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) nicht entsprechen. In anderen Ländern wird davon abgeraten, prinzipiell ist es aber erlaubt. Übrigens: Der Messenger-Dienst Signal ist einer der Dienste, die datenschutzkonform agieren und eine gute Alternative zu WhatsApp.

Wenn ihr einen solchen Kommunikationsweg plant, solltet ihr euch vorher gründlich über die Regelungen für euer Bundesland informieren, viele stellen hierfür Handreichungen zur Verfügung. Gegebenenfalls könnt ihr auch bei eurer Schule nachfragen. 

Wenn ihr also einen Klassenchat erstellen oder über andere soziale Dienste kommunizieren wollt, müsst ihr neben den rechtlichen Regelungen vorher einige Dinge beachten:

  • Wenn Materialien oder Informationen über die Plattformen geteilt werden, sollte vorher sichergestellt werden, dass keine Nachteile für diejenigen Schüler:innen entstehen, die keinen Zugang zu diesen Plattformen haben. 
  • Alle sollten mit der Gruppe einverstanden sein. Niemand sollte dazu gezwungen werden, sich extra einen Account zu erstellen/eine App zu laden.
  • Die Gruppe sollte nur für schulische Angelegenheiten sein. Freundschaftlicher Austausch oder persönliche Inhalte wie Bilder sollten vermieden werden.
  • Zusätzlich zu beachten ist, dass die außerschulische Kommunikation Druck aufbauen kann, da nun das Gefühl vermittelt wird, auch in der Freizeit erreichbar zu sein. Hierbei bietet es sich an, Uhrzeiten auszuwählen, an denen ihr “aktiv” seid.
  • Vorher sollten unbedingt die Eltern informiert werden. Stellt den Eltern vor, z. B. während eines Elternabends, welche Inhalte kommuniziert werden sollen, welche Regeln ihr plant oder wann ihr erreichbar sein werdet.

Der Umgang mit Klassenchats im Unterricht

Wenn ihr mit euren Schüler:innen keine gemeinsame Klassengruppe habt, empfiehlt es sich trotzdem, gemeinsam über die schülereigene Gruppe zu sprechen. Dies bietet sich zum Beispiel zu Beginn des Schuljahres für die fünfte Klasse an, wenn sich die Klasse neu zusammengestellt hat. Es lohnt sich aber noch darüber zu reden, wenn eure Schüler:innen bereits einen Klassenchat haben und in höheren Klassen sind. Dies lässt sich gut in Form einer Unterrichtseinheit gestalten. 

Wenn die Chatgruppe noch nicht erstellt wurde, kann es vorab hilfreich sein, dass die Schüler:innen sich zuerst einigen, für welchen Zweck die Klassengruppe verwendet werden soll. So können sie vorher schon entscheiden, ob in der Gruppe z. B. nur schulische Angelegenheiten besprochen werden sollen. Sollten die Schüler:innen sich auch über andere Dinge austauschen wollen, kann eine zweite Gruppe aufgemacht werden, die für private Gespräche und das Teilen von Memes etc. benutzt werden kann. 

Anschließend könnt ihr mit euren Schüler:innen gemeinsam Regeln für die Gruppe erstellen. Dabei könnt ihr euch auch an bereits bestehenden Klassenregeln orientieren. Weitere könnt ihr dann gemeinsam erörtern, dies lässt sich auch als Gruppenarbeit einbauen. Die Schüler:innen sollen sich dann überlegen, was ihnen in einer gemeinsamen Gruppe wichtig wäre und was sie nicht haben wollen. Da vielleicht einige jüngere Schüler:innen noch wenig Erfahrung mit Chatgruppen und sozialen Medien haben, macht es Sinn, vorher zusätzlich über Themen wie Datenschutz und Cybermobbing aufzuklären. Die gemeinnützige Organisation Digitale Helden hat für die Vorbereitung einer Unterrichtseinheit zu verschiedenen Themen der Mediennutzung kostenlose Kurse zur Verfügung gestellt.

Wichtig ist auch das regelmäßige Nachfragen, ob die Regeln noch eingehalten werden, was gut läuft und was die Schüler:innen in ihrer Gruppe nervt. Somit können auch im Laufe des Schuljahres bzw. im nächsten neue Regeln aufgestellt werden und gegebenenfalls alte erneuert oder entfernt werden. Das ist auch eine gute Gelegenheit, gleich bestehende Konflikte und problematische Entwicklungen unter den Mitschüler:innen zu besprechen und nochmals auf Grenzen aufmerksam zu machen. Bei der Besprechung des Regelwerks ist es wichtig, den Schüler:innen genug Chancen zu geben, selbst Vorschläge zu geben, da die Regeln eher akzeptiert werden, wenn sie eigenständig entwickelt wurden.

Welche Regeln sind sinnvoll?

Als Starthilfe, haben wir euch einige wichtige Punkte zusammengefasst, die eure Schüler:innen für ihre Klassengruppen übernehmen können:

  • Niemand sollte ausgeschlossen werden
  • Keine Beleidigungen
  • Keine Fotos/Videos weiterleiten (hierbei vor allem auf das “Recht am eigenen Bild” eingehen)
  • Keine persönlichen Daten weitergeben, wie Adressen oder Telefonnummern
  • Private Gespräche/Streits nicht im Gruppenchat austragen
  • Fragen sollten beantwortet werden
  • Keine doppelten Fragen und Antworten
  • Kein Spam/Kettenbrief

Sinnvolle App-Einstellungen

Zusätzlich zu den Regeln könnt ihr euren Schüler:innen auch einige App-Einstellungen an die Hand geben, um den Umgang mit dem Klassenchat zu erleichtern.

  • Gruppe stumm schalten: Hierbei können verschiedene Zeiten eingestellt werden, bei WhatsApp beispielsweise acht Stunden stumm, eine Woche, oder immer. Ihr könnt den Schüler:innen raten, abends und nachts die Benachrichtigungen der Gruppe oder das Handy generell auszustellen. Das geht ganz einfach, indem man in der Auflistung von WhatsApp den Chat auswählt und dann im oben erschienenen Menü das Lautsprecher-Icon und dort die gewünschte Dauer auswählt.

Unter dem Reiter “Datenschutz”:

  • “Zuletzt online“ deaktivieren: Diese Funktion zeigt an, wann eine Nachricht geschickt wurde. Hier empfiehlt sich, “meine Kontakte” einzustellen oder, wer will, kann dies auch ganz ausstellen.
  • Gruppeneinladung: Unter dem Reiter “Gruppen” kann eingestellt werden, von wem der/die Schüler:in in eine Chatgruppe eingeladen werden kann. Hier sollte auch “Meine Kontakte” eingestellt werden.
  • Auto-Downloads abstellen: WhatsApp speichert alle verschickten Bilder und Videos automatisch ab. Wer seine Fotogalerie nicht mit ungewollten Bildern verstopfen will, kann in den Einstellungen unter “Speicher und Daten” den automatischen Download von Fotos, Videos, Dokumenten und Audiodateien ausstellen.

Alternative Kommunikationsplattform: Moodle

Eine gute Alternative zu den gewohnten Apps und sozialen Netzwerken ist die datenschutzfreundliche Online-Lernplattform Moodle. Moodle ist eine Plattform für E-Learning, die von Lehrer:innen, Dozent:innen und Bildungseinrichtungen genutzt wird, um Online-Kurse zu erstellen und zu verwalten. Mit Moodle können Lehrer:innen Lernmaterialien hochladen, Aufgaben verteilen, Foren für Diskussionen einrichten und vieles mehr.

Moodle bietet euch daneben auch die Möglichkeit an, einen Gruppenchat für eure Klasse zu erstellen. Ähnlich wie bei WhatsApp könnt ihr hier Informationen und Ankündigungen austauschen.

Falls ihr bereits Moodle benutzt und Kurse schon angelegt habt, geht ihr bei der Erstellung eines Gruppenchats wie folgt vor:

  1. Zuerst wählt ihr im Dashboard den gewünschten Kurs aus, für den ihr den Chat erstellen wollt.
  2. Dort geht ihr auf den Reiter “Teilnehmer:innen”, dort dann auf das Zahnrad-Icon und dann “Gruppen”.
  3. Unter “Gruppe anlegen” könnt ihr dann eurer Gruppe einen Namen geben, sowie eine Beschreibung. Weiter unten solltet ihr den Reiter “Gruppenmitteilungen” auf “Ja” stellen. Speichert dann diese Änderungen.
  4. Danach könnt ihr über “Nutzer:innen verwalten” der Gruppe Teilnehmer:innen hinzufügen. Euch selbst müsst ihr hier natürlich auch hinzufügen.
  5. Nun seht ihr in euren Mitteilungen (die Sprechblase neben eurem Profil) die neu erstellte Gruppe. 

Wichtige Informationen können so direkt an die Klasse weitergegeben werden. Die Schüler:innen können auch direkt darauf antworten, wenn z. B. Fragen bestehen. Damit die Schüler:innen die Nachrichten auch rechtzeitig empfangen, können sie sich die Moodle-App auf das Smartphone laden. Auch hier sollte vorher alles mit den Schüler:innen abgeklärt werden, damit sich niemand gezwungen oder unter Druck gesetzt fühlt. Für den Moodle-Chat ist es sinnvoll, die bereits genannten Regeln einzuführen.

Falls ihr Moodle noch nicht nutzt, hat die Seite Lehrerinnenfortbildung Baden-Württemberg für euch die ersten Schritte zur Installation und Einrichtung übersichtlich erklärt. Mehr hilfreiche Nutzungsmöglichkeiten für Moodle findet ihr außerdem in unserem Artikel dazu.

Habt ihr einen Klassenchat mit euren Schüler:innen oder nutzt ihr andere Wege, um mit eurer Klasse zu kommunizieren? Schreibt es uns in die Kommentare.

Bildungsprojekt LearnMate mit praxisnaher KI für Grundschulen geht an den Start
Ab diesem Schulhalbjahr wird die Learnplattform LearnMate in die zweite Projektphase starten. Die Basis dafür bilden die bekannte KI Chat GPT und eine von LearnMate selbst entwickelte KI. Demnächst finden zwei Webinare für Interessierte statt.
Von
Redaktion
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January 2024
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Bereits im März 2023 startete das Startup LearnMate in Zusammenarbeit mit dem Verein ROCKID.one ein erstes KI-Projekt mit einem Chatbot, um Grundschulkinder langsam und behutsam an das Thema künstliche Intelligenz (KI) heranzuführen. Unter anderem lernten die Kinder, den Nutzen von KI zu verstehen und vor allem die Unterschiede zwischen Mensch und Technologie sowie die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten zu erkennen. „Es ist äußerst wichtig, dass wir Kindern den Zugang zu sicheren KI-Umgebungen ermöglichen, die sie fördern und ihnen gleichzeitig ein Verständnis für den zukünftigen Einsatz von KI in ihrer Lebens- und Arbeitswelt vermitteln“, so Payman Supervizer, Mitgründer von LearnMate.

Die Kinder nutzten die Plattform im Rahmen des Projektes „Azubis an Schulen“, in dem der Verein ROCKID.one gemeinsam mit Azubis ortsansässiger Unternehmen, Lehrkräfte unterstützt, digitale Bildung und Medienkompetenz an die Kinder zu vermitteln. Aus den ersten Projektschritten, wo die Kinder sensibel an das Thema KI herangeführt wurden, lernten sie nicht nur die Anwendung und Nutzung des Chatbots, sondern auch damit verbunden, dessen Informationen kritisch zu hinterfragen und auf Fakenews zu prüfen.

Nächster Schritt: Einbindung in das Lernverhalten

Mit der nächsten Weiterentwicklung des Chatbots sollen die Kinder nun individuell die Möglichkeit haben, sich selbst, z. B. in Mathe weiterzuentwickeln. „Dazu können sie dann selbstständig an ihren Fähigkeiten feilen“, so Mario Schwarz, 1. Vorsitzender vom Verein ROCKID.one.

Durch die Einbindung von LearnMate in das Projekt ROCKID.one soll die Anwendung optimiert und weiterentwickelt werden, die Kindern hilft sich bildungsgerecht entfalten zu können und deren Eltern dabei aus der Position der Lehrkraft herausnimmt, das dies häufig ein Grund für Stresssituationen beim Lernen ist. Darüber hinaus können die Kinder bei Stundenausfall trotzdem fachbezogen lernen und Lehrkräfte erhalten mehr Freiraum für pädagogische Aspekte, wie z. B. der Unterstützung und Motivation der Kinder.

Am 28. Und 29. Feb. 2024 sowie am 1. März 2024 finden jeweils 2 Informations-Webinare statt zu denen sich jeder Interessierte unter info@learnmate.ai oder info@rockid.one anmelden kann. Die Uhrzeiten sind: 28.2 um 14 und 16 Uhr, 29.2 und 1.3 jeweils um 13 und 15 Uhr.

„LearnMate soll sich zu einer anwendernahen Lernplattform entwickeln, die sowohl in der Schule als auch z. B. Nachhilfe und als Unterstützung für Lehrkräfte eingesetzt werden kann“, erläutert Payman Supervizer.

Über LearnMate

LearnMate ist eine interaktive Bildungsplattform, die personalisiertes und unterhaltsames Lernen für SchülerInnen anbietet. Die KI-Nachhilfe-App der Plattform erstellt individuelle Lernkonzepte, die sich an Wissen, Fähigkeiten und Lernstil des Kindes anpassen und kontinuierlich an dessen Bedürfnisse und Lerntempo angepasst werden. Verfügbar rund um die Uhr, ermöglicht sie flexibles Lernen zu Hause oder unterwegs auf verschiedenen Geräten.

Über Rockid.One

Der ROCKID.one e.V. wurde im Sommer 2021 gegründet und hat sich mit dem Projekt „Azubis an Schulen“ zum Ziel gesetzt, bundesweit Grundschüler:innen hinsichtlich digitaler Bildung und Medienkompetenz zu fördern. Im gleichen Zuge sollen Grundschulen dort unterstützt werden, wo Ressourcen in den Bereichen wenig oder gar nicht vorhanden sind. Durch die Kooperation mit Unternehmen und deren Azubis entstehen Vorteile für alle Beteiligten, die das Projekt skalierbar machen. Aktuell sind wir in 30 Städten tätig und betreuen rund 80 Schulen und mehr als 6.500 Schüler:innen mit 260 Azubis.

Zusätzlich entwickelt der Verein auch Konzepte für Digi-Labs oder Makerspaces – einer davon wurde z. B. in einem Förderprojekt 2022 gemeinsam mit der Stadtbibliothek Leverkusen umgesetzt. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.rockid.one

Heftige Kritik an Pisa-Chef: Äußerungen über Lehrkräfte sorgen für Aufruhr
Pisa-Chef Prof. Andreas Schleicher sieht auch bei vielen Lehrkräften die Schuld für das deutsche Abschneiden bei der Pisa-Studie. Von den Verbänden und Gewerkschaften muss er dafür harsche Kritik einstecken.
Von
Jonas Schneider
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January 2024
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Mit harten Worten hat Prof. Andreas Schleicher die deutschen Lehrkräfte für die schlechten Pisa-Ergebnisse verantwortlich gemacht. In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung (StZ) bemängelt der Bildungsdirektor der OECD die Haltung der Lehrer:innen, welche “in keinem anderen Job akzeptiert” würde. Seine provokanten Äußerungen sorgten in den vergangenen Tagen für große Aufregung und riefen harsche Kritik von den Verbänden hervor.

Pisa-Chef hat kein Verständnis für Lehrkräfte

Vergangenen Freitag hat die StZ ihr Interview mit dem Pisa-Chef veröffentlicht. Vor allem seine Aussagen zu den Lehrer:innen schlugen in der Folge hohe Wellen. Er habe “wenig Verständnis für Lehrer, die nur darauf pochen, dass sie überlastet seien“, sagte er und verwies auf eine sehr gute Bezahlung im internationalen Vergleich. “Lehrkräfte können sich nicht einfach darauf zurückziehen, dass sie viel zu tun haben”, fordert Schleicher mehr Engagement ein und unterstellte Lehrer:innen die Ausrede, dass diese sich “deshalb nicht gemeinsam mit Kollegen treffen könnten, um bessere Unterrichtskonzepte zu entwickeln“. Außerdem kritisierte er die gesamte Berufsgruppe für ihre Einstellung: „Zu viele Lehrer sehen sich in erster Linie als Befehlsempfänger, die im Klassenzimmer statisch einen Lehrplan abarbeiten müssen.“

Zwar sehe er viel Verbesserungsbedarf im Arbeitsalltag der Lehrer:innen und sei dafür, deren Zeit “anders zu organisieren und sie insbesondere von Verwaltungsaufgaben zu entlasten”. Doch zeigt sich in dem Interview auch ein verklärtes Bild von der Berufsrealität , wenn Schleicher davon erzählt, wie “ein guter Lehrer” auch den Eltern als Bezugsperson zur Seite stehen müsse: “Er kennt die Eltern und besucht sie, wenn nötig, zu Hause.”

Verbände kritisieren “Lehrerbashing” und “Ratschläge aus dem Elfenbeinturm”

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, zeigte sich gegenüber dem Spiegel verärgert darüber, dass der Pisa-Chef die Realität des Schulalltags in Deutschland derart verkenne. “Das sind schöne, nette Gedanken”, sagt Düll gegenüber dem Magazin und erklärt: “Lehrer betreuen meist aber mehrere Klassen. Wenn die Klassen kleiner sind, kann man das vielleicht machen”. Der Verbandspräsident kritisiert die destruktive Haltung Schleichers. “Das ist Lehrerbashing, das führt uns nicht weiter", mahnte er und verglich “die Mär von den wehleidigen Lehrkräften” mit “Stammtischparolen”.

Ins gleiche Horn bläst auch der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, indem er sich zynisch “bei Andreas Schleicher für die weisen Worte und Ratschläge aus dem Elfenbeinturm” bedankt. Mit seinen Äußerungen leiste dieser “dem Berufsbild einen absoluten Bärendienst”. Brand forderte ihn daher auf, “über seinen Tellerrand hinauszuschauen und sich mit Belastungsstudien von Lehrkräften zu befassen, die wissenschaftlich fundiert zu völlig anderen Aussagen kommen”. 

Darauf verweist auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die sich ebenfalls zu einer Reaktion auf das Interview verpflichtet sah. „Wer ausblendet, dass in Deutschland der größte Lehrkräftemangel in der Geschichte herrscht, der die Lehrerinnen und Lehrer seit Jahren ans Belastungslimit bringt und die notwendigen Reformen blockiert, argumentiert nicht seriös”, sagte die Gewerkschaftsvorsitzende Maike Finnen mit Verweis auf die “Arbeitszeit- und Belastungsstudien", die “belegen, dass der Lehrberuf extrem herausfordernd ist”. Attraktive Arbeitsbedingungen seien wichtig, um dem größten Lehrkräftemangel in der Geschichte zu begegnen, erklärt sie in der Pressemitteilung der GEW. Schleichers Aussagen hingegen bezeichnet Finnen als “kontraproduktiv”, da diese “am Alltag der Lehrkräfte völlig vorbei” gingen. Es sei realitätsfern “jetzt Lehrkräfte-Bashig zu betreiben” und “diejenigen zum Buhmann” zu machen, die “wichtige Motoren” seien, wenn es darum gehe, Deutschlands Schulsystem zu entwickeln.

Schleicher versuchte zwar auch, sich mit einem konstruktiven Appell an die Lehrkräfte zu richten: „Machen Sie sich auf den Weg! Schauen Sie nicht nach oben, sondern im Lehrerzimmer direkt zur Kollegin oder zum Kollegen neben sich. Lehrer können gemeinsam an Schulen viel zum Guten verändern. Dafür braucht es keinen Erlass aus dem Kultusministerium“. Dieser positiv formulierte Ansatz dürfte jedoch zwischen all seinen provokanten Aussagen untergehen. Es scheint schwer vorstellbar, dass er mit seiner im Interview gezeigten Haltung und Wortwahl bei den Lehrkräften überhaupt Gehör findet.

Was haltet ihr von den Aussagen des Pisa-Chefs? Schreibt uns dazu gerne eure Meinung in die Kommentare.

Von der Eurokrise zum PISA-Erfolg: Das portugiesische Bildungssystem
Das portugiesische Schulsystem zeigte sich trotz Eurokrise als sehr erfolgreich in der aktuellen PISA Studie. Wie Portugal das geschafft hat und was es sonst noch über das portugiesische Bildungssystem zu wissen gibt, schauen wir uns in diesem Artikel an.
Von
Jenny Hedermann
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January 2024
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Schönes Wetter, Fußball und die herzliche Bevölkerung — diese Dinge  fallen  wohl den meisten ein, wenn sie an Portugal denken. Aber wie sieht es aus mit dem portugiesischen Bildungssystem? Hinter den malerischen Kulissen des Landes verbirgt sich ein Bildungssystem, das die kulturellen Werte und die geschichtliche Entwicklung der iberischen Nation widerspiegelt. Portugals Bildungssystem durchlief in den letzten Jahrzehnten einen erheblichen Wandel, geprägt von Reformen und Anpassungen, um den wachsenden Anforderungen der globalisierten Welt gerecht zu werden. 

Wie das portugiesische Bildungssystem jetzt aussieht, schauen wir uns in diesem Artikel genauer an. Wenn ihr Interesse habt, könnt ihr euch auch gerne in unseren anderen Beiträgen dieser Reihe über die Bildungssysteme in Schweden, Vietnam, Belgien, Kuba oder Polen vorbeischauen.

PISA-Erfolg trotz turbulenter Geschichte 

Die allgemeine Schulpflicht wurde in Portugal erst in den 1970er Jahren eingeführt. 55 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren können keinen Abschluss einer weiterführenden Schule vorweisen. Dazu kam die Eurokrise im Jahr 2009: Die daraus resultierenden Sparmaßnahmen hätten eine noch größere Gefahr für Portugals Bildung werden können. Aber statt alle Ausgaben zu reduzieren, traf Portugals Regierung wichtige Entscheidungen, die in der Bevölkerung nicht immer gut ankamen: zum Beispiel erhöhte sie die allgemeine Klassengröße. 

Seit der neuen Regierung unter Antonio Costa (Partido Socialista) investiert Portugal wieder zunehmend mehr in die Bildung. Mit 5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegt Portugal damit sogar über dem EU-Durchschnitt. Hinzu kommen weitere Maßnahmen, wie kostenlose Schulbücher oder der Ausbau kostenloser Vorschulen, die Portugals Bildungssystem zu einem Aufschwung verhelfen, der sich auch in den Ergebnissen der PISA-Studien der letzten Jahre zeigt. 

Im Jahr 2000 fand sich Portugal noch am unteren Ende der PISA-Liste wieder, doch bis 2018 verzeichnete es einen Anstieg auf 492 Punkte, leicht über dem OECD-Durchschnitt von 489 Punkten und sogar über dem reicheren Nachbarn Spanien, der 481 Punkte erreichte. Diese positive Entwicklung bezeichnet OECD-Direktor Andreas Schleicher als die "größte Erfolgsgeschichte" der PISA-Studie in Europa. Die Schulabbrecherquote, die 2002 noch bei über 40 Prozent lag, ist auf bemerkenswerte 11,8 Prozent gesunken, während der EU-Durchschnitt bei 10,6 Prozent liegt.

Diese Fortschritte sind umso beeindruckender, wenn man historische Herausforderungen berücksichtigt, wie beispielsweise einen hohen Analphabetismus im Jahr 1974 von 45 Prozent. Heute verfügen fast alle Lehrer:innen in Portugal über einen Masterabschluss. Die Bildungsreformen zielen darauf ab, sozialen Aufstieg durch eine starke öffentliche Bildung zu fördern.

Ein weiterer Schritt in Richtung Gleichstellung war die Schließung von privaten, staatlich finanzierten Schulen zugunsten des öffentlichen Schulsystems. Die Schülerzahlen für staatliche Privatschulen haben sich dadurch auf nur noch vier Prozent reduziert. Diese Entwicklungen unterstreichen nicht nur den Bildungswandel in Portugal, sondern auch das Engagement des Landes für eine nachhaltige und integrative Bildungspolitik.

Das aktuelle Bildungssystem 

Das portugiesische Bildungssystem wird durch das Bildungsministerium reguliert, während das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Hochschulbildung (Ministério da Ciência, Tecnologia e Ensino Superior – MCTES) die Politik und Budgets für die Hochschulbildung überwacht. Das Bildungswesen ist dabei in vier Stufen unterteilt: Educação Pré-escolar (Vorschulbildung), Ensino básico (Grund-/Erstbildung), Ensino secundário (Sekundarschulbildung) und Ensino superior (Hochschulbildung). Schüler:innen vom sechsten bis zum achtzehnten Lebensjahr unterliegen in Portugal der Schulpflicht. Nach der neunten Klasse folgen drei weitere Pflichtjahre, in denen die Schüler:innen das Abitur oder eine Berufsausbildung anstreben können. 

Das Bildungssystem Portugals weist eine vielfältige Struktur auf, wobei staatlich finanzierte Privatschulen etwa vier Prozent ausmachen, öffentliche Schulen knapp 83 Prozent und die verbleibenden 13 Prozent auf private Einrichtungen entfallen, für die ausschließlich die Eltern bezahlen. Interessanterweise unterhält die römisch-katholische Kirche in Portugal Hunderte Schulen und bietet gemäß dem Konkordat von 2004 auch Religionsunterricht in öffentlichen Schulen an, jedoch nur mit Zustimmung der Eltern. 

Vorschulbildung: Educação Pré-escolar

Die Vorschulbildung in Portugal, auch bekannt als Educação Pré-escolar, wird für Kinder unter drei Jahren durch das Ministerium für Arbeit, Solidarität und Soziale Sicherheit (Ministério do Trabalho, Solidariedade e Segurança Social) reguliert. Eltern haben die Möglichkeit, zwischen Kindergärten (creches) oder Tagesmüttern (amas) zu wählen, um die Bedürfnisse ihrer Kleinkinder zu erfüllen.

Für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren steht die Vorschule zur Verfügung, auch wenn der Besuch nicht verpflichtend ist. Dennoch wird sie von vielen berufstätigen Eltern als eine wertvolle Option wahrgenommen. Sowohl öffentliche als auch private Vorschulen bieten ihre Dienste an, wodurch Eltern je nach ihren Präferenzen und Bedürfnissen die geeignete Einrichtung für ihre Kinder auswählen können. 

Grundschulbildung: Ensino Básico

Die Grundschulbildung (Ensino Básico) ist in Portugal von sechs bis fünfzehn Jahren obligatorisch. Dieser Bildungsabschnitt ist in drei Zyklen unterteilt: der erste Zyklus von Klassenstufe eins bis vier, der zweite Zyklus von der fünften bis zur sechsten Klasse) und der dritte Zyklus geht von der siebten bis zur neunten Klasse.

Im ersten Zyklus werden Schüler:innen in den Fächern Mathematik, Portugiesisch, Englisch (als erste Fremdsprache), Kunst und Sport unterrichtet. Zusätzlich bietet der öffentliche Grundschulbereich in Portugal weitere Pflichtstunden, darunter Studienhilfe und Aufgabenbetreuung.

Im zweiten Zyklus werden die Schüler:innen auf einer Skala von eins bis fünf bewertet. Dabei ist die fünf (excelente), im Gegensatz zum deutschen Notensystem, die beste Note, die Schüler:innen bekommen können und eine eins (fraco) bedeutet ungenügend. 

Zu den Fächern des ersten Zyklus kommen weitere Naturwissenschaften, Geschichte und Geografie, Musik sowie Moral- oder Religionsunterricht und Informatik hinzu. Zudem ist jede öffentliche Schule verpflichtet, eine bestimmte Anzahl von Stunden für Hausaufgabenbetreuung anzubieten.

Im dritten Zyklus wird das Angebot durch eine zweite Fremdsprache ergänzt, die frei wählbar ist (z.B. Spanisch, Französisch, Deutsch), sowie Fächer wie Physik und Chemie. Diese Struktur stellt sicher, dass die Schülerinnen und Schüler eine breite Grundbildung erhalten und gleichzeitig die Möglichkeit haben, ihre Interessen zu vertiefen und ihre Fähigkeiten in verschiedenen Disziplinen zu entwickeln.

Sekundarschulbildung: Ensino secundário

Die Sekundarschulbildung in Portugal erstreckt sich von fünfzehn bis achtzehn Jahren und ist verpflichtend. Während dieser Phase haben die Schüler:innen die Möglichkeit, verschiedene Ausrichtungen zu wählen, die ihren Interessen oder beruflichen Zielen entsprechen. Die öffentliche Sekundarschulbildung in Portugal ist nicht nur kostenlos, sondern auch qualitativ hochwertig. Daneben gibt es private Schulen, oft katholische Einrichtungen, internationale Schulen und Internate, die alternative Bildungsmöglichkeiten anbieten.

Von der zehnten bis zur zwölften Klasse ist die Sekundarschulbildung anders organisiert. Studierende müssen ein Profil wählen und können zwischen verschiedenen Optionen entscheiden:

  1. Cursos Científico-Humanísticos (Wissenschaftlich-humanistische Kurse)
  2. Cursos com Planos Próprios (Kurse mit eigenen Plänen)
  3. Cursos Artísticos Especializados (Spezialisierte Kurse für Künstler)
  4. Cursos Profissionais (Professionelle Kurse)
  5. Ensino Secundário na Modalidade de Ensino Recorrente (Sekundarschulbildung im Wiederholungsmodus)
  6. Cursos Vocacionais (Berufliche Kurse)

Die Bewertung erfolgt nun auf einer linearen Skala von 1 bis 20, wobei auch Dezimalwerte wie 10,1 oder 18,3 verwendet werden können. Um die Sekundarschule abzuschließen, müssen Schüler:innen alle Fächer bestehen, und es gibt verpflichtende Prüfungen am Ende der elften und zwölften Klasse.

Kindern aus einkommensschwachen Familien stehen finanzielle Unterstützung und Stipendien zur Verfügung. Außerdem können Eltern finanzielle Hilfe über Ação Social Escolar (ASE) beantragen. Diese Unterstützung erstreckt sich auch auf Kinder mit Behinderungen. Portugal strebt ein inklusives Bildungssystem (educação inclusiva) an, und die meisten Regelschulen bieten Programme für besondere Bildungsbedürfnisse (SEN) an. 

Hochschulbildung: Ensino superior 

Die Hochschulbildung in Portugal umfasst staatliche und private Universitäten sowie Fachhochschulen. Studiengebühren sind üblich, wobei die Kosten an staatlichen Einrichtungen tendenziell niedriger sind als an privaten, und zudem je nach Fachrichtung variieren. Der Abschluss der Hochschulreife allein reicht für den Zugang zu einer Hochschulbildung nicht aus, da das Bewerbungsverfahren dabei in der Hand der Hochschulen liegt.

Das portugiesische Bildungssystem zeigt eine beeindruckende Entwicklung und Anpassung an die Herausforderungen der globalisierten Welt. Von historischen Herausforderungen wie einem hohen Analphabetismus bis hin zu aktuellen Reformen und Investitionen hat Portugal erfolgreich seinen Weg zu einem Bildungssystem geebnet, das nicht nur nationale kulturelle Werte widerspiegelt, sondern auch international Anerkennung findet. Die Fortschritte, insbesondere im Rahmen der PISA-Studien, unterstreichen die Erfolgsgeschichte und das Engagement Portugals für eine inklusive, nachhaltige Bildungspolitik. Mit einem Fokus auf sozialen Aufstieg, Gleichstellung und vielfältige Bildungsmöglichkeiten zeigt Portugal, dass Bildung der Schlüssel zu einer vielversprechenden Zukunft ist. 

Was haltet ihr vom portugiesischen Bildungssystem? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

“Schlag ins Gesicht der Studis”: Viel Kritik für geplante BAföG-Reform
Das Bundesbildungsministerium hat einen Vorschlag für eine BAföG-Reform vorgelegt. Der stößt aber auf Kritik – sowohl bei Studierenden als auch in der Regierung und der Opposition. Der Vorschlag sieht nicht vor, dass die Sätze für Studierende steigen sollen.
Von
Justus Wolters
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January 2024
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Berlin. Das Bundesbildungsministerium hat einen ersten Entwurf für eine Bafög-Reform vorgelegt, der auf deutliche Kritik gestoßen ist. Der Entwurf sieht aktuell nicht vor, die BAföG-Sätze an sich anzuheben. Das Bundesbildungsministerium hält das laut einer Sprecherin derzeit nicht für notwendig: “Studien zufolge gibt ein großer Teil der Studierenden im Schnitt lediglich 986 Euro monatlich aus”. Voll geförderte Studierende mit Kindergeldanspruch bekommen laut Bundesbildungsministerium monatlich bis zu 1184 Euro an staatlicher Unterstützung. 

Hauptpunkt der BAföG-Reform ist eine Starthilfe-Zahlung von einmalig 1000 Euro an bedürftige Studierende. Von dieser dürfte aber nur ein sehr begrenzter Kreis von Betroffenen profitieren. Weitere Reformpunkte betreffen etwa die Studienzeit oder die Wahl des Studienfachs. Für Studierende würde das bedeuten, dass sie ein Semester länger BAföG beziehen und flexibler das Studienfach wechseln könnten. Zudem soll die Verdienstobergrenze von Eltern von Studierenden, Schüler:innen und Fachschüler:innen angehoben werden. Der BAföG-Satz richtet sich unter anderem nach dem Einkommen der Eltern. 

Kritik an den Reformvorschlägen kommt von verschiedenen Seiten – auch aus der Regierung selbst. Der SPD-Bildungspolitiker Oliver Kaczmarek erklärte, der Entwurf enthalte viele gute Elemente. “Wenn jetzt noch eine Anpassung der Bafög-Höhe an gestiegene Lebenshaltungskosten und ein Mechanismus zur regelmäßigen Anpassung des Bafögs hinzukommen, dann ist das Bild aus Sicht der SPD vollständig”, sagte der SPD-Politiker.

Aber auch von der Opposition gibt es Kritik – Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) sagte: “Der vorliegende Entwurf geht völlig an der Lebensrealität der Studierenden vorbei und ist nichts als Augenwischerei. Statt die Bedarfssätze endlich deutlich anzuheben, versteckt man sich hinter bürokratischen Vorschlägen, die am Ende nichts bringen werden”.

Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen, Ina Brandes (CDU), legt in ihrer Kritik den Fokus auf den bürokratischen Akt hinter der Reform: “Die geplante BAföG-Reform bedeutet großen Verwaltungsaufwand und kaum Hilfe für Studentinnen und Studenten. Die geplante Reform geht an der Lebenswirklichkeit der Studentinnen und Studenten völlig vorbei.”

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kritisiert die “BAföG-Nullrunde”. Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender, sagte dazu: „Das Papier ist ein Schlag ins Gesicht aller Studierenden, die nicht mehr wissen, wie sie die explodierenden Mietpreise und Lebenshaltungskosten bezahlen sollen. Das Ministerium will den Studierenden nicht einmal einen Inflationsausgleich zahlen, sondern verordnet ihnen eiskalt eine Nullrunde. Die BAföG-Strukturreform, die die Ampelkoalition 2021 versprochen hat, fällt aus. Das ist verantwortungslos.”

Der Dachverband der Studierendenvertretung fordert umfassendere Reformen. Zum Beispiel solle ein Mechanismus eingeführt werden, der die Sätze automatisch an die Lebenshaltungskosten anpasst. 

Das Bundesbildungsministerium wird nach dem ersten Vorschlag seine Ideen nochmal überarbeiten müssen. Die Umsetzung der Reformen soll im Wintersemester 2024/25 erfolgen. 

Schule nach dem Erdbeben: Wie ist die Lage in Syrien und der Türkei?
Wie steht es mittlerweile um Schulen im türkischen und syrischen Gebiet der Erdbeben 2023? Wir werfen im Rahmen der Themenwoche einen genaueren Blick auf Entwicklungen, Hilfestellungen und Defizite in der dortigen Bildungslandschaft
Von
Maria Ivanov
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January 2024
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Bildung in Krieg und Krise
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Die erschütternden Nachrichten über schwere Erdbeben in türkischem und syrischem Gebiet im Februar 2023 liegen mittlerweile fast ein Jahr zurück. Über 15 Millionen Menschen sind oder waren laut einem Bericht von UNICEF direkt davon betroffen. Unzählige Wohnhäuser, Dörfer und die zugehörige Infrastruktur wurden in Mitleidenschaft gerissen, und auch finanziell hinterließ diese Naturkatastrophe ein riesiges Loch – neben viel zu vielen Todesopfern und Verletzten als größten Verlust der Tragödie. Unter den Überlebenden finden sich auch zahlreiche Kinder, die oftmals sowohl ihr Zuhause, als auch ihre Schulen und Teile der Schulgemeinschaft verloren haben. Sie müssen nun mit massiven Einschnitten in diesen beiden zentralen Bereichen ihres Lebens ihren Weg zurück in einen (kindgerechten) Alltag finden. Zum Abschluss der Themenwoche “Bildung in Krieg und Krise” werfen wir einen Blick darauf, wie es circa ein Jahr nach dem Erdbeben um Schulen in der Region steht, welche Formen der Hilfeleistung und Selbstorganisation sich herausbilden konnten, und in welchen Bereichen es noch erhebliche Defizite auszugleichen gilt.

Das Erdbeben 

Abbildung der seismischen Aktivität des Erdbebens am 06.02.2023 (Quelle: Wikimedia Commons)
  • Das betroffene Gebiet erstreckt sich über elf türkische Provinzen und den Norden Syriens, als “moderat” bis “leicht” klassifizierte Wellen ließen sich über das gesamte syrische Gebiet feststellen. Dabei wurde die Landoberfläche so stark verschoben, dass es laut Tagesschau zu Verwerfungen von bis zu sechs Metern kam. 
  • Über 15 Millionen Menschen sind oder waren laut einem Bericht von UNICEF direkt vom Erdbeben betroffen. Die Zahl der Todesopfer beläuft sich auf über 57.000, sowie mindestens 120.000 Verletzte (lt. Auswärtigem Amt, Stand August 2023). 
  • Unter den Betroffenen fanden sich laut UNICEF mindestens 5,4 Millionen Kinder, von denen circa 2,5 Millionen sofortige humanitäre Hilfe benötigten. Zudem wurden über 1.360 Kinder ohne verbleibende Begleitung verzeichnet.

Was waren die Folgen für Schulen und Kinder?

Der UNICEF-Bericht legt offen, dass der Zugang zu Bildung durch die Folgen des gravierenden Erdbebens für mindestens vier Millionen Kinder im Gebiet behindert wurde – beinahe so viele, wie insgesamt als vom Erdbeben betroffen verzeichnet wurden. Darunter befanden sich auch 350.000 Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die sich beispielsweise aufgrund des andauernden Krieges in Syrien in der Türkei befanden. Der Beginn des neuen Schuljahres wurde daher in den betroffenen türkischen Provinzen auf den 01. März 2023 verschoben.

Neben der Verlagerung in temporäre Unterbringungszentren wurden zahlreiche Schüler:innen auf die übrigen 71 Provinzen des Landes aufgeteilt, um die dortigen Schulen besuchen zu können. Da jedoch schon vorauszusehen war, dass auch dieser Ansatz die dortigen Kapazitäten sprengen würde, antizipierte die UNICEF bereits im Februar 2023 “vorhersehbaren Lernverlust, Schulabbrüche und psychosoziale Not” unter Schüler:innen. Der Bedarf an finanzieller und humanitärer Hilfeleistung ist sehr groß: Allein für die ersten drei Monate legte UNICEF die Erfordernis von 196 Millionen USD offen, um damit circa drei Millionen Menschen in der Erdbebenregion erreichen zu können. 

Zwei junge Schülerinnen berichten in einer Episode des Podcasts “The Take” davon, seit dem Erdbeben jegliche Form der Stabilität verloren zu haben: Familienmitglieder, Schule, ihr Zuhause und jedes einzelne Kuscheltier wurden für sie ausgetauscht durch das ständige Umziehen von einer Übergangsunterkunft in die nächste. Immer mit dabei: das Trauma, das diese Überlebenden davongetragen haben, und die Suche nach Bewältigungsmechanismen für ebendieses. Die Stimmen betroffener Kinder gleichen sich alle in ihren Aussagen, zum Beispiel: “Hätte ich einen Zauberstab, würde ich ein neues Leben wollen. Ich würde wollen, dass all die Gebäude wieder intakt sind, um wieder zu den alten Zeiten zurückzugehen.”

Wie ist der Stand an dortigen Schulen heute?

Der arabische Nachrichtendienst Aljazeera berichtet im eben genannten Podcast davon, wie Schüler:innen nach dem Disaster langsam wieder ihren Weg zurück in die Schulen finden. In der Podcastfolge zu Gast ist Ceyda Yelkalan, Sprecherin der Organisation Save the Children. Sie berichtet davon, dass mit der Arbeit von Kinderpsycholog:innen bereits Besserungen in der mentalen Gesundheit von Schüler:innen beobachtbar sind. Dafür wurden “kinderfreundliche Bereiche” eingerichtet, in denen auf kindgerechte Weise aktive Traumaverarbeitung genauso gefördert wird wie die Möglichkeit, einfach mal wieder ein Kind sein zu können: Spielen, Lernen, und Tools zum Umgang mit ihren Erfahrungen der letzten Monate erlernen gehen hier Hand in Hand. “Ich fühle mich hier so, also hätte ich das Erdbeben fast vergessen. Nach dem Erdbeben können wir Kinder jetzt [wieder] Spiele spielen, hier Zeit verbringen und diese schlimmen Dinge einfach vergessen,” erzählt ein junger Schüler, der in einem der Zentren Obhut gefunden hat. 

Einzelne Schulen in der Türkei haben die Naturkatastrophe trotz geographischer Lage in der Erdbebenregion gut überstanden, wie einem kurzen Beitrag der Global Facility for Disaster Reduction and Recovery (GFDRR) entnommen werden kann. Erst jüngst seien dort Schulgebäude errichtet worden, die resistent gegen seismische Aktivität sind. Durch das Wegfallen von “herkömmlichen” Schulen, die vom  Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen wurden, sind diese besonderen Schulgebäude daher immerhin zu einigen wenigen Zentren der sicheren Unterkunft geworden, für Schüler:innen, Lehrkräfte sowie bedürftige Familien. Der türkische Bildungsminister Umut Gür zeigt sich dankbar um diese verbleibenden Anlaufstellen: “Es gab keinen ernsten Schaden an unseren Schulen. Ich kann sogar sagen, dass sie so gut wie gar nicht von den Erdbeben berührt worden sind. Natürlich ist das kein Anlass zur Glücklichkeit für uns, aber nach diesem riesigen Desaster und dem großen Schmerz, ist es dennoch ein echter Trost.” Diese Schulen konnten damit gleichzeitig zu Orten des Unterrichts auch Verteilungszentren für humanitäre Hilfsgüter werden – ein wahrer Lichtblick für die Familien, die in diesen Gebäuden sichere Häfen finden konnten. “Wir haben Horror erfahren, doch wir sind dankbar dafür, dass wir am Leben sind, dass unsere Kinder am Leben sind,” erzählt im Bericht eine Mutter, die in einer der Schulen einen sicheren Ort für die Übergangszeit gefunden hat.

Leider ist ein so positives Bild und ein normalisierter (Schul-)alltag noch immer nur die Ausnahme für Kinder und Schulen, die inmitten der Folgen des Erdbebens im letzten Jahr leben. Kontakte vor Ort berichten uns von den momentanen Entwicklungen auf Schulebene – als Lehrer:innen direkt in der Erdbebenregion der Türkei können sie ein besonders akkurates Bild der Lage wiedergeben. Viele Menschen in der Region leben demnach noch immer in den Zelten oder temporär aufgestellten Notfallunterkünften, die direkt nach dem Erdbeben etabliert wurden. Auch der Schulalltag laufe deshalb noch zu großen Teilen in ebendiesen Zelten oder Containern ab. Als Übergangslösung wären mittlerweile auch Container-Camps für Lehrkräfte errichtet worden, in denen sie zu zweit oder zu dritt untergebracht seien. Lediglich Lehrer:innen mit Ehepartnern und/oder Kindern bekämen separate Container gestellt. Für das Vorhandensein dieser Container als Räumlichkeiten für sowohl den Unterricht als auch private Zwecke gebe es jedoch kaum staatliche Hilfe – es liege an den Lehrkräften selbst, sie zu organisieren oder für ihre Klasse zu beanspruchen.

Lehrkräfte vor Ort fordern natürlich einen schnellen Wiederaufbau zertrümmerter Schulgebäude und zugehöriger (Infra-)strukturen, doch nach Angaben unserer Kontakte sei die Aufarbeiten der türkischen und vor allem der syrischen Regierung nicht fokussiert genug auf die Bedürfnisse des Bildungssystems und dessen benötigte Stabilisierung und Unterstützung. Auch in logistischer Hinsicht habe sich die Lage seit unmittelbar nach der Umweltkatastrophe kaum verändert: Alle möglichen Wege waren selbsterklärend von Trümmern übersät oder anderweitig unbenutzbar, weshalb sowohl Baumaßnahmen an zerfallenen Gebäuden als auch das Durchdringen mit Hilfsgütern und ähnlichem noch immer eine “Mammutaufgabe” darstellen würden.

Es bleibt demnach zu hoffen, dass humanitäre Hilfsorganisationen wie UNICEF oder Save the Children weiterhin einen Beitrag zur Besserung der Situation vor Ort leisten können. Auch der Wiederaufbau von Schulgebäuden sowie Akkomodationsbauten zur privaten Unterbringung von Familien und Lehrkräften ist weiterhin eine dringliche Forderung an die Regierungen der beiden betroffenen Staaten des schweren Erdbebens, um die sichere Zukunft und Bildung der Jüngsten des Landes sicherstellen zu können.

Bildung in Krieg und Besatzung: Das Schulsystem in den palästinensischen Gebieten
In den Medien häufen sich Berichte über Zerstörung, Bombenangriffe, Beschuss und Anschläge von und auf palästinensische Schulen. Von Bildung ist selten die Rede. Doch wie ist das palästinensische Bildungswesen aufgebaut?
Von
Carolin Kunkel
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19
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January 2024
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Bildung in Krieg und Krise
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Seit Beginn des aktuellen Gaza-Krieges tauchen die Schulen in Gaza und dem Westjordanland wieder häufig in den Schlagzeilen auf. Zumeist sind es Berichte über Zerstörung, Bombenangriffe, Beschuss und Anschläge von und auf palästinensische Schulen und Bildungseinrichtungen, die oftmals zahlreiche Opfer fordern. Obwohl Bildung ein grundlegendes Menschenrecht darstellt, das maßgeblich zur persönlichen Entwicklung und zum gesellschaftlichen Fortschritt beiträgt, bleibt dieses Recht in von Krieg und Besatzung geprägten Regionen allzu oft verwehrt. In unserer Themenwoche “Bildung in Krieg und Krise” richten wir den Blick auf das Bildungssystem in den palästinensischen Gebieten und gehen der Frage nach, inwiefern das Schulsystem während des Krieges funktioniert und vor welchen Herausforderungen die Bildungslandschaft in Palästina steht.

Geschichtlicher Kontext zum Bildungssystem

Das moderne Bildungswesen im Westjordanland und Gaza hat seine Wurzeln im Osloer Abkommen, das im September 1993 unterzeichnet wurde und in dessem Rahmen die Verwaltung des Bildungssystems an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) übertragen worden ist. In Folge dessen  gründete die PA im Jahr 1994 das erste palästinensische Ministerium für Bildung mit Sitz in Ramallah. Neben der Regierung spielt vor allem das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Geflüchtete im Nahen Osten (UNRWA) eine bedeutende Rolle im Bildungsbereich, das Bildungseinrichtungen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Autonomiegebiete für palästinensische Geflüchtete betreibt. Daher existieren drei Schulformen in Palästina: 1.474 staatliche, 147 private, meist von kirchlichen Trägern, und 253 von der UNRWA gegründete Schulen. Während die Schulen im Westjordanland der PA-Verwaltung unterstehen, kontrolliert im Gazastreifen seit 2006 die islamistische Hamas das Bildungswesen.

Heutzutage tragen in den PA-Gebieten laut der Palästinensischen Mission in Deutschland drei Ministerien  die Verantwortung für die Verbesserung der bildungsrelevanten Infrastruktur, die Schulung und Weiterbildung von Lehrkräften, die Standardisierung der Lehrpläne  sowie für die Etablierung eines umfassenden Bildungssystems in Palästina: das Ministerium für Bildung, das Ministerium für Höhere Bildung (Hochschulwesen) und das Ministerium für Arbeit. Zwischenzeitlich wurden das Ministerium für Bildung und das Ministerium für Höhere Bildung zusammengeführt und zuletzt 2019 wieder getrennt. Zusätzlich existiert ein Zentrum zur Entwicklung des Curriculums, und im palästinensischen Legislativrat wurde ein Ausschuss gebildet, der sich unter anderem mit bildungsrelevanten Gesetzen befasst. 

Sowohl die diplomatische Vertretung Palästinas in Deutschland als auch das katarische  Medium Al-Jazeera betonen die zwangsläufig erfolgten Schulschließungen durch die israelische Armee während der beiden Intifadas (1987 und 2000), die den Zugang zu Bildung für Palästinenser:innen versperrte und zu entschlossenen Reaktionen der Bevölkerung in Form von privaten Initiativen und Nichtregierungsorganisationen führte, die sich bis heute für verbesserte Bedingungen in der Bildung einsetzen.

Aufbau des palästinensischen Schulsystems 

In Palästina gilt eine allgemeine Schulpflicht für Kinder im Alter von sechs bis 15 Jahren. Im Unterschied zu Deutschland, wo ein dreigliedriges Schulsystem besteht, gibt es in Palästina bis zur zehnten Klasse eine einheitliche Schulausbildung. Der weitere schulische Werdegang hängt vom Notendurchschnitt ab, der darüber entscheidet, ob die Jugendlichen eine weiterführende Schule besuchen dürfen. Dort absolvieren sie innerhalb von zwei Jahren das Abitur, auch als Tawjihi bekannt.

Das Abitur in Palästina ist vielfältig gestaltet. Neben dem allgemeinen “akademischen” Abitur, das sich auf Natur- oder Literaturwissenschaften konzentriert, besteht die Möglichkeit, ein Fachabitur in Bereichen wie Wirtschaft, Industrie, Landwirtschaft oder Gesundheitspflege zu absolvieren. Schüler:innen, die das “akademische” Abitur erwerben, können sich im Anschluss an Universitäten einschreiben, während das Fachabitur den Zugang zu einem College-Studium ermöglicht. Seit dem Schuljahr 1994/95 werden die Abiturprüfungen von den zuständigen palästinensischen Behörden durchgeführt.

Ein Schuljahr beginnt immer Ende August oder Anfang September und endet im Mai des folgenden Jahres. Dadurch umfasst das Unterrichtsjahr entweder 210–215 Schultage (mit einem freien Tag in der Woche) oder 175–180 Schultage (mit zwei freien Tagen).

Bildungsinhalte und Kritik

Im palästinensischen Curriculum von 1998, wie in einem UNESCO-Bildungsbericht über Palästina von 2011 festgehalten, wird die Notwendigkeit für Bildungsinhalte betont, die die palästinensische Identität widerzuspiegeln. Es legt außerdem Wert auf die islamische Zugehörigkeit, strebe die Einheit der arabischen und islamischen Welt an und setze sich für die Freiheit Palästinas ein. Der Gebrauch der arabischen Sprache als Kommunikationsmittel werde als grundlegend betrachtet, während auch die Lehre von Fremdsprachen betont wird. Die Auswahl von Wissen, Kultur und Wissenschaft stehe im Fokus, insbesondere in Bereichen wie Technologie, Ökologie und Demografie. Die Ausbildung ziele darauf ab, kritisches Denken zu fördern und ausgewogene Persönlichkeiten zu fördern.

Jedoch kritisierte die israelische NGO IMPACT-se den palästinensischen Lehrplan für das Schuljahr 2020/21. Die Vorwürfe betrafen antisemitische Inhalte, die Ablehnung des Friedens mit Israel und das Fehlen von Toleranz und Koexistenz. Kritiker:innen bemängeln stereotype Darstellungen von Jüdinnen und Juden als korrupt und kontrollierend sowie die Verherrlichung von Personen mit antisemitischen Ansichten. Zudem wird die Förderung von Märtyrertum und dem Dschihad in Gedichten und Texten kritisiert. Die Einbindung von Gewaltdarstellungen in naturwissenschaftliche und mathematische Unterrichtsinhalte wird als unangemessen und politisch motiviert betrachtet. Insgesamt wecken die Vorwürfe Bedenken hinsichtlich der politischen Beeinflussung und des Mangels einer ausgewogenen und friedlichen Lernumgebung. Es sei jedoch angemerkt, dass auch israelische Schulbücher bereits in der Kritik standen, Vorurteile gegenüber der palästinensischen Bevölkerung zu verbreiten, deren Vertreibung 1948 zu verschweigen und diese als Terroristen zu brandmarken. 

Die Komplexität und die eigene Betroffenheit spiegeln sich unvermeidlich in den Bildungssystemen der beiden Konfliktparteien wider. Die Herausforderung besteht einerseits darin, einen Ausgleich zu finden, der  Frieden, Verständnis und Respekt fördert. Auf der anderen Seite verhindern und erschweren die täglichen Herausforderungen durch den allgegenwärtigen Krieg das Lernen.

Kein Unterricht mehr in Gaza 

Seit mehr als sieben Jahrzehnten befinden sich Israel und Palästina in einem Konflikt, der sich nicht nur in den Bildungsinhalten abzeichnet. Auch auf dem täglichen Schulweg, bei der Beschaffung von Unterrichtsmaterialien und Schuluniformen sowie in den unsicheren Schulgebäuden müssen die Kinder, Eltern und Lehrkräfte teilweise beschwerliche Strapazen auf sich nehmen. Schon seit Jahren bedeutet der jährliche Schulbeginn eine Herausforderung für alle Beteiligten, da beispielsweise die Eltern teuren Schulbedarf und Uniformen beschaffen und die Schulen mit den vom Krieg traumatisierten Kindern umgehen müssen. 

Durch die jüngsten Entwicklungen seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober hat sich die Situation noch verschärft. Laut UNICEF sind derzeit alle Schulen in Gaza geschlossen. Viele dieser Schulen dienen jetzt als Notunterkünfte für Geflüchtete, statt Unterricht wird gekocht und geschlafen. Ein weiterer problematischer Aspekt ist die Nutzung der Bildungseinrichtungen von der Hamas als Waffenverstecke und Stützpunkte, was von Israel kritisiert wird. Die Kinder und Jugendlichen sind nach wie vor die Hauptleidtragenden des Konflikts, da ihnen das grundlegende Recht auf Bildung verwehrt wird, und sie gleichzeitig unter der konstanten psychischen Belastung und dem Stress durch die anhaltenden Konflikte leiden. 

Das Bildungssystem in den palästinensischen Gebieten ist heute mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Diese stammen nicht nur aus den strukturellen Belastungen des Schulsystems unter dem politischen Druck, sondern spiegeln auch die politischen und sozialen Realitäten der Region wider. Denn schon vor dem aktuellen Krieg galt: Ein palästinensischer Abschluss, egal ob in Gaza oder im Westjordanland, ist aufgrund der Staatenlosigkeit der Bevölkerung und der ruinösen wirtschaftlichen Situation nicht viel wert. Im Jahr 2017 lag die Jugendarbeitslosigkeit in Gaza bei 60 Prozent. Die fehlende berufliche Perspektive zählt zu den größten strukturellen Problemen der Bildungslandschaft in den besetzten Gebieten. 

Trotz der Bemühungen der PA, der UNRWA und anderer Akteure, Bildung weiterhin zugänglich zu machen, stehen die Kinder und Jugendlichen vor gravierenden Schwierigkeiten. Der andauernde Krieg  erschwert nicht nur den Schulalltag, sondern beeinträchtigt auch die psychosoziale Entwicklung der Schüler:innen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die internationale Gemeinschaft, lokale Akteure und die Konfliktparteien selbst verstärkt den Schutz und die Förderung des Bildungswesens trotz widriger Umstände in dieser Region einsetzen.

“Schulkultur muss sich ändern”: Ina Bagdenand zum Umgang mit Traumata im Klassenzimmer
Ina Bagdenand, Lernbegleiterin und Erziehungswissenschaftlerin, berichtet im Rahmen unserer Themenwoche Bildung in Krieg und Krise von ihren Erfahrungen und Einschätzungen zum Umgang mit traumatisierten Schüler:innen.
Von
Jenny Hedermann
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January 2024
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Bildung in Krieg und Krise
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Im Schulkontext stehen Lehrer:innen vor immer mehr Herausforderungen: Kriege, Naturkatastrophen und traumatisierende Erfahrungen prägen sowohl Schüler:innen als auch Lehrer:innen. Um eine sichere Lernumgebung zu schaffen, ist es wichtig, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Im Rahmen unserer Themenwoche Bildung in Krieg und Krise haben wir mit Ina Bagdenand gesprochen, die von ihren Erfahrungen und Einschätzungen als Lernbegleiterin berichtet. Nach einem Bachelor in Erziehungs- und Geschichtswissenschaften konnte sie auch viele Erfahrungen in dem berufsbezogenen Master in Beratungswissenschaften sammeln, in welchem sie sich auf die Begleitung von Bildungseinrichtungen spezialisierte. Zahlreiche Kenntnisse erlangte sie auch im Regionalzentrum für demokratische Kultur und in der Ausbildung von Lehrkräften. 

Lehrer News: Wie gehen Sie damit um, wenn Sie feststellen, dass ein:e Schüler:in möglicherweise traumatisiert ist?

Bagdenand: Wenn ich das Gefühl habe, dass es jemandem mit einem Thema nicht gut geht, versuche ich, mit der Person ins Gespräch zu kommen. Das beschäftigt mich zunehmend, besonders da wir auch in den Medien mit Trigger-Meldungen konfrontiert sind. Da ich unter anderem viel mit der Thematik Diskriminierung zu tun habe, habe ich darüber nachgedacht, vorab darauf hinzuweisen, dass es eine Möglichkeit gibt, bei Bedarf persönlich mit mir zu sprechen. Das wäre eine erster Schritt – ein Gespräch anbieten.

Ina Bagdenand (Quelle: privat)

Lehrer News: Der Unterricht und die Schule sind ein großer Bestandteil des Lebens der Schüler:innen. Welche Möglichkeiten gibt es, den Unterricht an die Bedürfnisse von geflüchteten/traumatisierten Schüler:innen anzupassen?

Bagdenand: Ich würde diesen Raum sogar noch weiter öffnen und sagen, dass sich die Schule noch stärker den Gegebenheiten der Schüler:innen anpassen müsste. Meiner Meinung nach ist das aktuelle Schulsystem zu starr und gibt vielen Schüler:innen nicht genug Möglichkeiten, ihren Raum zum Lernen zu finden. Sobald wir aber eine Öffnung innerhalb der Schule haben und uns mit Individualität beschäftigen, müssen wir auch die Biografien der Menschen in unserem Umfeld berücksichtigen. Die gesamte Struktur müsste dafür aber grundlegend anders sein. Jeder Mensch hat seine Biografie und diese sollte ihren Platz bekommen.

Lehrer News:  Welche Fächer oder Themen eignen sich besonders, um einen sicheren Lernraum zu schaffen und welche Herausforderungen sehen Sie in diesem Zusammenhang?

Bagdenand: Alle! Ich würde da kein Fach ausschließen. Die Herausforderung besteht darin, dass ich keine Annahmen darüber machen kann, was traumatisierend sein könnte oder was eine traumatisierte Person ansprechen könnte. Ich stelle mich damit schon wieder eine Stufe höher, weil ich das ja gar nicht beurteilen kann. Es liegt immer beim Individuum selbst. Und es können Situationen sein, die für mich erstmal ein bisschen komisch wirken: Nehmen wir mal ein Beispiel: Ich frage mich: „Wieso ist das denn jetzt so doof für die Person? Das verstehe ich gar nicht.“ Aber ich muss nicht verstehen, warum es so ist, sondern Raum für die Person schaffen und respektieren, dass es für sie schwierig ist, unabhängig vom Fach.

Lehrer News: Geflüchtete und/oder traumatisierte Schüler:innen haben häufig verschiedene kulturelle Hintergründe. Wie können diese Unterschiede den Lernprozess beeinflussen und wie können Lehrer:innen darauf eingehen?

Bagdenand: Ich würde dazu tendieren, das gar nicht so voneinander zu trennen, da jeder Mensch seinen eigenen kulturellen Hintergrund hat. Ich könnte auch das Nord-Süd/Ost-West-Gefälle in Deutschland nehmen – auch hier gibt es bereits Unterschiede. Wenn ich nun den Fokus auf einen kulturellen Unterschied außerhalb von Deutschland richte, habe ich das Gefühl, dass ich wiederum dazu neige, in gewisser Weise zu kategorisieren: Was aus Deutschland kommt, wird als normal betrachtet, während das Andere als nicht normal erscheint. Es ist wichtig, sich auf die individuellen Bedarfe in einer Klasse einzustellen, unabhängig davon, ob sie aus verschiedenen Kulturen innerhalb oder außerhalb Deutschlands stammen. Kulturelle Unterschiede existieren überall, und ich muss immer darauf achten, welche Bedarfe die Schüler:innen haben und was sie mitbringen, sodass ich vorab gar nicht sagen könnte, was ich wie machen würde. Das kommt immer auf die Situation an. 

Lehrer News: Oft ist es schwer zu erkennen, was Schüler:innen gerade durchmachen und erlebt haben. Wie erkennen Sie individuelle Bedürfnisse Ihrer Schüler:innen?

Bagdenand: Das hat viel mit einem sorgfältigen Beobachten und Wahrnehmen zu tun – dann auch wiederum mit einem sensiblen Umgang des Ansprechens. Aber dieses Ansprechen sollte immer von meiner persönlichen Wahrnehmung ausgehen. Zum Beispiel: "Ich habe das Gefühl“ oder „Ich spüre, dass es dir nicht so gut geht, aber vielleicht irre ich mich auch." Es ist wichtig, einfühlsam vorzugehen und sich selbst als Ausgangspunkt zu nehmen.

Lehrer News: Neben der Schule ist auch das persönliche Umfeld der geflüchteten Schüler:innen maßgeblich. Wie beziehen Sie die Eltern oder Erziehungsberechtigten in den Bildungsprozess mit ein?

Bagdenand: Klar, gehört das Umfeld dazu, aber auch da gilt, dass ich immer sensibel damit umgehen muss. Wenn ich eine:n Jugendliche:n anspreche, frage ich die Person, inwieweit es für sie in Ordnung ist, und beziehe sie mit ein. Bei jüngeren Kindern ist es ein anderer Modus: Hier ist es schwieriger, die Entscheidung dem Kind zu überlassen, ob man mit der Familie in Kontakt tritt oder nicht. Hier würde ich mir Unterstützung von Fachexpert:innen holen, die sich bereits lange mit solchen Themen auseinandersetzen und da sicherlich auch wichtige Erfahrungen gesammelt haben.

Lehrer News: Es gibt viele verschiedene Herangehensweisen, um traumatisierten Schüler:innen zu begegnen. Welche pädagogischen Ansätze würden Sie empfehlen, um diese Schüler:innen in den Unterricht zu integrieren und ihre individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen?

Bagdenand: Das ist ein bisschen schwierig. Pädagogische Konzepte sind wichtig und man kann in unterschiedlichen Einrichtungen mit verschiedenen Konzepten arbeiten, aber ich denke, dass es letztendlich auf meine Haltung, Werte und Einstellung zum Thema ankommt. Das setzt natürlich voraus, dass ich mich mit politischen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetze und dazu eine Haltung entwickle. Deshalb kann ich das nicht auf ein spezielles Konzept übertragen. Außerdem muss ich in der Lage sein, zu reflektieren. Das bedeutet auch, dass ich nicht immer alles „richtig“ mache,  sondern auch reflektiere, wenn ich das Gefühl habe, dass im Unterricht etwas vielleicht nicht passend war. Ich würde nicht sagen, dass es da ein spezielles Konzept gibt. Es hängt von meiner Sensibilität, Reflexionsfähigkeit und Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen ab. Es gibt keine spezifische Lösung, sondern es ist situativ und erfordert ständige Reflexion.

Lehrer News: Traumatisierende Erfahrungen von Schüler:innen können auch für Lehrkräfte ein belastendes Thema sein. Wie können Lehrer:innen, die sich mit diesen Themen konfrontiert sehen, selbst damit umgehen? 

Bagdenand: Die Schulkultur müsste sich stark ändern, weil ich es wichtig finde, dass  pädagogische Fachkräfte regelmäßig Supervision, auch Einzelsupervision, erhalten sollten. Es ist wichtig, dass ein solches Kulturverständnis im Schulalltag präsent ist. Ich finde  es auch sehr wichtig, dass die pädagogischen Fachkräfte sich untereinander austauschen können. Aber leider gibt es dafür überhaupt kein Zeitfenster: Die Lehrpläne und die Abschlüsse, die erreicht werden müssen, das ist alles so eng gestrickt und so voll. Leider ist durch dieses begrenzte Zeitfenster und die Fülle an Lehrstoff für dieses Innehalten, in Austausch gehen und reflektieren oft keine Zeit. 

Lehrer News: Und welche Unterstützung können sie dabei von Schulen oder anderen Organisationen erhalten? 

Bagdenand: Fortbildungen sind eine Option, aber auch dafür brauche ich Zeit.  Ich muss mir überlegen, wie ich das Wissen integrieren und mit in die Schule bringen kann. Verbände und staatliche Institutionen bieten viel an, aber es bedarf einer intensiven Aktivität seitens der Lehrpersonen. Ein Netzwerk von Institutionen um die Schulen, wie es in den skandinavischen Ländern der Fall ist, unterstützt durch Verbände und staatliche Institutionen, könnte hier einen positiven Beitrag leisten. 

Der Umgang mit traumatisierten und/oder geflüchteten Schüler:innen ist ein herausforderndes Thema. Wie man sensibel damit umgehen könnte, hat uns Ina Bagdenand im Interview erklärt. Dennoch gibt es viel Handlungsbedarf, insbesondere in den Strukturen der Schulen, die oftmals nicht genug Zeit einräumen, um den Schüler:innen gerecht zu begegnen. Habt ihr bereits Erfahrungen in diesem Bereich gemacht? 

Schule im Ahrtal: Wenn Naturkatastrophen die Bildung gefährden
Die Klimakrise gefährdet die Bildung von Millionen Kindern weltweit. Doch auch in Deutschland können die Folgen der Klimakrise Schulen vor eine Herausforderung stellen, wie bei der Flut im Ahrtal spürbar wurde. Wir sprechen mit Betroffenen.
Von
Jonas Schneider
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January 2024
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Weltweit bekommen Menschen die Auswirkungen des sich verändernden Klimas zu spüren. Während an einigen Orten auf der Welt die Bedingungen zunehmend lebensfeindlich werden, sind extremere Wettersituationen und sich häufende Naturkatastrophen fast überall eine Folge dieser Entwicklung. Eindrücklich für Deutschland wurde dies im Juli 2021, als es in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu extremen Niederschlägen kam, die in einer Flut endeten. Besonders betroffen davon war das Ahrtal, wo die Folgen dieses Ereignisses an den Schulen noch heute omnipräsent sind. Wir sprechen mit Betroffenen aus der Region und blicken darauf darauf, was die Folgen von Naturkatastrophen für das Bildungssystem auch bei uns bedeuten können.

Zwei Schulleiter über den Unterricht nach der Flut

Erst vor einigen Tagen riefen die Überschwemmungen im Norden Deutschlands wieder Erinnerungen an Geschehnisse aus der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 und deren Folgen hervor. Zweieinhalb Jahre ist es her, als das Ahrtal von unvorstellbarem Starkregen überrascht wurde, der in rasendem Tempo die Flussläufe füllte, sodass die Ahr meterhoch über die Ufer trat. Menschen starben, verloren ihr Zuhause und eine ganze Region hat ein Trauma erlitten und stand vor riesigen Trümmerhaufen. Auch an einigen Schulen vor Ort sind die Folgen der Katastrophe überall sichtbar und spürbar. Die Bilder davon haben uns in Deutschland gezeigt, dass unsere Schulen nicht sicher sind, in Anbetracht dessen, dass sich extreme Wetterereignisse durch den Klimawandel auch hierzulande häufen werden. Denn die Schäden des Unglücks sind dort noch lange nicht behoben, die Instandsetzung von Unterrichtsräumen und Turnhallen wird noch andauern und viel Geld kosten. 

Um zu sehen, wie genau die Situation an den Schulen im Ahrtal heute ist, haben wir mit zwei Schulleitern aus Bad-Neuenahr Ahrweiler gesprochen. Einer davon ist Marco Bastiaansen von der Erich-Kästner-Realschule plus (EKS): “Schüler und Lehrkräfte sind besonders in der ersten Zeit nach der Flut über sich hinaus gewachsen. Das “Wir-Gefühl”, besser bekannt als “SolidAhrität” hat die Schulgemeinschaft zusammenwachsen lassen. Davon profitieren wir noch heute. Wir konnten zwischenzeitlich wieder einige schulische Einrichtungen z.B. die Mensa der Ganztagsschule in Betrieb nehmen und auch Fachräume stehen wieder zur Verfügung. Dies ist für jeden sichtbar und vermittelt einen positiven Eindruck. Die Menschen bleiben zuversichtlich und sehen an vielen Stellen Licht am Ende des Tunnels.”

Dr. Klaus Müller ist Lehrer an der Berufsbildenden Schule des Landkreises (BBS) und seit August letzten Jahres kommissarischer Schulleiter. Dort wurden von der Flut zwei Drittel der Klassenräume sowie Räumlichkeiten für die Ausbildungsberufe zerstört. “Unserer Schule geht es eigentlich gut, in dem Sinne, dass wir uns mit der Flut arrangiert haben. Wir haben in den letzten zwei Jahren Provisorien erhalten. Das sind drei Hallen mit jeweils 20 Klassenräumen. Dazu haben wir seit diesem Schuljahr eine Halle mit vier Werkstatträumen, die in Betrieb, sodass wir auch den fachpraktischen Unterricht wieder anbieten können”, beschreibt Müller die aktuelle Situation. “Wir sind froh über die Räume, weil anders könnten wir den Schulunterricht nicht fortführen”, führt er weiter aus. Denn seine Schüler:innen mussten zwischenzeitlich an sechs Standorte verteilt werden und dafür bis zu zweistündige Schulwege in Kauf nehmen.

Die Auswirkungen der Katastrophe bleiben noch lange spürbar

Müller verdeutlicht jedoch, dass der Schulalltag an der BBS trotzdem noch lange Zeit mit einer Mehrbelastung verbunden sein wird: “Diese Hallen bestehen aus 60 Millimeter dünnen Sandwichpaneelen, aus Blech und Bauschaum. Das heißt, selbst Unterricht bei normaler Lautstärke ist im Nachbarraum hörbar. Das ist für die Schülerschaft und die Kolleginnen und Kollegen natürlich sehr anstrengend. Die Schulgemeinschaft hat sich daran weitestgehend gewöhnt, aber es ist natürlich eine Belastung. Jetzt kommt die Marathonstrecke”, findet Müller ein Bild, um die Situation zu beschreiben. Denn der Wiederaufbau des Schulgebäudes wird erst für die Planung ausgeschrieben. Bis alle Räumlichkeiten wieder bezugsfertig sind, wird es noch lange dauern.

Auch wenn die Flut im Ahrtal (noch) ein Ausnahmeereignis  darstellt, wird deutlich, wie wichtig die Sicherheit unserer Infrastruktur ist. Auch bei den Wiederaufbaumaßnahmen an den beiden Schulen findet der Hochwasserschutz eine besondere Beachtung, wie Marco Bastiaansen erklärt: “Bei allen Bemühungen des Aufbaus und der Gestaltung steht das Nachhaltigkeitsprinzip an oberster Stelle. Es wird gründlich abgewogen und mit vielen Stellen und Beteiligten entschieden, wie gebaut werden soll. Die Hochwassersicherheit steht an oberster Stelle. Der Beteiligungsprozess kann mehr Zeit in Anspruch nehmen, dafür steht am Ende eine qualitativ hochwertige und dauerhafte Lösung, die noch dazu modernen Ansprüchen gerecht wird”. Für den Hochwasserschutz gibt es verschiedene Richtwerte. Einer davon ist  die HQ100-Linie, die anzeigt, mit welchem Pegelstand einmal alle 100 Jahre zu rechnen ist. Müller  erklärt, was das für seine Schule bedeutet: “Das hatte schon zur Folge, dass die letzten Provisorien Gebäude bereits auf ein Meter hohen Stelzen errichtet worden sind. Auch beim Wiederaufbau müssen die Richtlinien berücksichtigt werden. Naturwissenschaftliche Räume sind jetzt im ersten Stock neu errichtet worden, um Räume mit kostbarer Einrichtung, auch Computerräume, zu schützen. Wie das für die Werkstätten und Großküchen wird, muss die Zukunft zeigen und die Aufgabe der Planer und Architekten.”

Doch es wird wichtig sein, dass die Kommunen bundesweit bei zukünftigen Baumaßnahmen und Investitionen in die Infrastruktur den Katastrophenschutz mehr berücksichtigen. Schließlich handelt es sich dabei um langfristige Investitionen, die sich in Jahrzehnten bei den zunehmenden Extremwetterlagen auszahlen könnten.

Zwischen Verarbeitung und Optimismus

Auch die psychische Belastung infolge der Katastrophe ist im Ahrtal noch immer spürbar. Erst im November berichtete der SWR, dass die Anfragen für Therapieplätze sogar weiter anstiegen. Die Nachfrage nach psychotherapeutischen Beratungsterminen im Traumahilfezentrum des Ahrtals sei noch immer größer als das Angebot. Ende 2021 war das Zentrum eröffnet worden und hat seither nach eigenen Angaben weit über 300 Kinder betreut und beraten. Ähnlich groß sei weiterhin auch die Inanspruchnahme von Hilfe direkt an der Schule. Die beiden Schulleiter aus Bad-Neuenahr Ahrweiler zeigen dankbar für jene psychologische Betreuungsangebote und die Sozialpädagog:innen an ihrer Schule, die vieles auffangen würden. 

Doch Bastiaansen und Müller schaffen es, auch positiv in die Zukunft zu blicken. “Die Schulgemeinschaft ist seit der Flut besonders zusammengerückt, das Bewusstsein über das gemeinsame Schicksal ist in der gesamten Schulgemeinschaft sehr präsent. Schüler und Lehrkräfte identifizieren sich mehr denn je mit der Schule", beschreibt Bastiaansen. “Die selbstlose Hilfe für andere, oftmals fremde Menschen, wirkt auf mich noch immer sehr beeindruckend. In unserer Schule treffe ich auf freundliche, offene und auch dankbare Kinder, die sich bei uns sichtlich wohl fühlen und eine positive Schulatmosphäre prägen.” Auch Müller zeigt sich hoffnungsvoll, weil “die meisten Menschen einfach positiv herangehen, mit einem ‚Wir schaffen das‘. Viele sind selbst betroffen gewesen, konnten nicht mehr in ihren Wohnungen und Häusern wohnen. Und die Leute haben den Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern haben gesagt: Es muss weitergehen. Das hat mich unglaublich beeindruckt und ich glaube, es gibt auch vielen Leuten Kraft für die Zukunft.”

Wie aus einer Klimakrise eine Bildungskrise wird

Während Deutschland von unregelmäßigen Extremen betroffen ist, leben laut den Ergebnissen des UNICEF-Klima-Risiko-Indexes weltweit eine Milliarde Kinder in einem Land, das aufgrund der Klimakrise extrem stark gefährdet ist. Das Kinderhilfswerk bemüht sich schon lange, Druck auf die relevanten Akteur:innen aus Wirtschaft und Politik auszuüben, indem sie darauf hinweist, dass Kinder besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden. Es zitiert seine ehemalige Exekutivdirektorin Henrietta Fore (201 8-2021 im Amt) in einer Pressemitteilung dazu: “Wenn wir den Zugang von Kindern zur Grundversorgung verbessern, beispielsweise zu Wasser und sanitären Einrichtungen, zu Gesundheitsversorgung und Bildung, kann sich auch ihre Fähigkeit, Klimagefahren zu überleben, erheblich verbessern”. UNICEF hat bezogen auf die Bildung weiterführend eine klare Forderung formuliert. Man müsse “Kindern Kenntnisse im Bereich Klima und Umweltschutz vermitteln”. Dies sei entscheidend “für die Anpassung an und die Vorbereitung auf die Auswirkungen des Klimawandels” der Kinder. 

Welche Verknüpfungen dazu führen, dass im globalen Süden vielerorts auch die Bildung unter der Erderwärmung leiden, erklärt die Österreichische Entwicklungsorganisation Jugend eine Welt anschaulich: “Überschwemmungen zerstören Schulen, Stürme zwingen Menschen zur Flucht, Dürren führen dazu, dass Kinder weite Wege zurücklegen müssen, um Wasser zu holen oder Tiere zu versorgen. Folglich bleibt weniger Zeit für wichtige Schulbildung oder noch schlimmer: Familien können es sich schlicht nicht mehr leisten, ihre Kinder in die Schule zu schicken.” Daraus ergibt sich ein Problem, denn Bildung hilft Menschen dabei, sich aus der Armut zu befreien. Doch wenn arme Menschen besonders unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden und dadurch deren Kindern der Zugang zu Bildung verwehrt bleibt, dann lässt sich daraus eine Negativspirale ableiten.

Naturkatastrophen zerstören notwendige Infrastruktur

Ein weiteres Problem in vielen betroffenen Regionen ist, dass die Infrastruktur extrem gefährdet ist. Dort werden Naturkatastrophen zunehmend zur Regel und so müssen die Menschen mit Wechseln von Dürre und Starkregen umgehen. Diesen Umständen können die Schulen teilweise nicht mehr standhalten, wie UNICEF an einem Beispiel aus Malawi in Südostafrika schildert: Im ersten Halbjahr 2023 konnten die Schüler:innen der Chikuli Primary School im Süden des Landes für längere Zeit nicht zur Schule gehen, weil die Gebäude während des Zyklons, einem schweren Tropensturm im Februar, geschlossen waren oder als Auffanglager für diejenigen dienten, die ihr Zuhause verloren haben. Doch auch die Schulen selbst nehmen Schaden, wenn beispielsweise sanitäre Anlagen von den Fluten mitgerissen und Wassersysteme zerstört werden. Solche Probleme sorgen dafür, dass sich Infektionskrankheiten schneller verbreiten können. In Malawi war dies ein Mitgrund zu einem Ausbruch von Cholera, weshalb viele Schulen für einige Zeit erneut schließen mussten.

Besonders Mädchen sind die Leidtragenden unter diesen Umständen. Aufgrund der Armut ihrer Familien werden sie oft sehr früh verheiratet, um von den Eltern nicht mehr selbst versorgt werden zu müssen. Das bedeutet in der Regel, dass sie nicht mehr zur Schule gehen dürfen, falls sie das überhaupt durften. Wie UNICEF in ihrem Beispiel aus Malawi hinweist, sind Mädchen auf Sanitäranlagen und eine Wasserversorgung angewiesen, da sie sonst “während ihrer Menstruation nicht in die Schule gehen können”. Das Kinderhilfswerk baut in einem Projekt Wassersysteme in Malawi, von denen die Dörfer und Schulen profitieren. Besonders jedoch die weibliche Bevölkerung, da in den Haushalten die Frauen und an den Schulen die Schüler:innen für das Wasserholen zuständig waren, was bis zu drei Stunden in Anspruch genommen hat. 

Bildungseinrichtungen sind kritische Infrastruktur

Wenn Naturkatastrophen diese Infrastruktur zerstören, werden die Fortschritte zunichtegemacht, allen Kindern ihr Grundrecht auf Bildung zu ermöglichen. Das ist besonders in den Ländern tragisch, die hier ohnehin die größten Defizite haben. Es sind arme Regionen, im globalen Süden, die besonders unter der Klimakrise leiden.

Am Beispiel Ahrtal zeigt sich, wie wichtig ein gutes Bildungsangebot für das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen ist. Die beiden Schulleiter, die wir interviewt haben, machten genau diesen Punkt deutlich. “Wir bemühen uns, den schulischen Alltag wie vor der Flut aufrechtzuerhalten und den Kindern ein Stück ‘Normalität’ anzubieten. Bildung steht dabei absolut im Zentrum. Wir nutzen dazu alle pädagogischen Spielräume und suchen Lösungen, die dem einzelnen Schüler gerecht werden”, macht Bastiaansen die Herangehensweise seiner Schule deutlich. “Das waren auch unsere Erlebnisse direkt nach der Flut”, bestätigt Müller diesen Aspekt. “Unsere Schüler sagten, wir sind froh, dass wir Unterricht haben, wir sind froh, dass wir Normalität haben, dass wir herkommen können und wissen, es geht hier weiter in der Berufsausbildung” sagt er und bezieht sich dabei sogar auf die Zeit als seine Schüler:innen noch auf weit entfernte Standorte verteilt waren. Umso wichtiger ist es, dass Schulen als kritische Infrastruktur anerkannt werden und Kindern ihr Grundrecht auf Bildung auch im Krisenfall erhalten bleibt.

Eine Frage der sozialen Gerechtigkeit: Wie Kinderarbeit Bildung verhindert
Einem von zehn Kindern weltweit steht Arbeit ihrer schulischen Bildung im Weg. Ein näherer Blick auf das Thema Kinderarbeit im Rahmen der Themenwoche “Bildung in Krieg und Krise” führt Gründe und mögliche Projekte auf…
Von
Maria Ivanov
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Eines von zehn Kindern weltweit muss arbeiten, anstatt zur Schule zu gehen. Diese erschütternde Statistik legt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) als Teil der Vereinten Nationen (UN) offen. In konkreten Zahlen seien es circa 160 Millionen Kinder, die einer Form der entlohnten Arbeit nachgehen, anstatt die Schule zu besuchen – genaueren Erhebungsverfahren in Zusammenarbeit mit UNICEF zufolge leben über die Hälfte davon in Afrika südlich der Sahara. Die Gründe dafür differieren stark. Im Rahmen unserer Themenwoche “Bildung in Krieg und Krise” beleuchten wir einen Blickwinkel auf Schule und Kinder, der hierzulande nur allzu leicht übersehen wird.

Eines von unzähligen Beispielen: Ein zwölfjähriger Junge aus dem Jemen, der davon berichtet, täglich elf Stunden lang schwere körperliche Arbeit zu verrichten. In einem kurzen Reportageclip legt er einem Team der UNICEF auch die Gründe dafür offen: Sein Vater sei bereits verstorben, und seine Familie habe keine andere Möglichkeit, finanziell zurechtzukommen. Deshalb arbeite er seitdem in einer Eisenwerkstatt unter Bedingungen, die nicht annähernd genug Schutz bieten können. Dass seine schulische Bildung darunter leidet, darüber wirkt der junge Anas ebenso reflektiert wie entschieden: “Ich gehe nicht mehr zur Schule, weil meine Familie keinerlei Unterstützung hat. Deshalb schicke ich stattdessen meine Brüder in die Schule, damit sie zur Universität gehen und danach Arbeit finden können”, führt er mit einer solchen Entschlossenheit aus, die fast vergessen lässt, dass ein Kind in die Kamera spricht. Nicht nur ist er sich demnach der Wichtigkeit schulischer Bildung bewusst, sondern auch der Hierarchie, in der sich diese befindet und dem Privileg, das es braucht, um ihr nachgehen zu können. 

Kinderarbeit: Wie kommt es dazu?

Anas’ Lebensrealität spiegelt einen der häufigsten Gründe für Kinderarbeit auf der ganzen Welt wieder. Die finanzielle Abhängigkeit von Familien zu ihren Kindern als bezahlte Arbeitskräfte ist ein globales Problem, das obendrein nur bedingt in Zahlen zu fassen ist. Zwar existiert nach dem bereits erwähnten Bericht von 2021 der Wert von etwa 160 Millionen arbeitenden Kindern auf der Welt, die in ihrem Alter eigentlich ihrer schulischen Bildung nachgehen müssten. Doch wie Aussagen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) entnommen werden kann, werden beispielsweise Hilfsarbeiten für die Arbeitsverhältnisse von Eltern im Agrarsektor offiziell nicht als Kinderarbeit gewertet. Da laut FAO einerseits fast 70 Prozent der bereits erfassten Kinderarbeit in landwirtschaftlilchen Tätigkeiten verrichtet wird, und andererseits die gesamte Statistik von Kinderarbeit derzeit zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder einen Anstieg erlebt, liegt es sehr nahe, dass auch die verrichteten “Hilfsarbeiten” in unsicheren und körperlich überfordernden Umgebungen der globalen Landwirtschaft eine viel zu hohe Zahl schwer arbeitendener Kinder hervorbringen. 

Der globale Trend: Kinderarbeit nimmt seit 2016 erneut zu (Quelle: ILO)

Dennoch kann Eltern in einer solchen Armut kaum vorgeworfen werden, sie seien Schuld an den Verhältnissen, in denen ihre Familien leben. Der Generaldirektor der ILO, Gilbert Houngbo, äußerte sich dazu am diesjährigen Welttag gegen Kinderarbeit: “Kinderarbeit gibt es nur seltenst weil Eltern schlecht in ihrer Rolle sind, oder sich nicht um ihre Kinder sorgen. Vielmehr rührt sie von einem Mangel an sozialer Gerechtigkeit.” Geeignete Lösungen seien für ihn solche, die die Wurzel des Problems anpacken und es schmälern. Familien in größter Armut ist nicht geholfen durch ein Verbot von Kinderarbeit, sondern durch sozial gerechte Systeme, die Eltern nicht die Entscheidung treffen lassen müssen, die Bildung und Kindheit ihrer Kinder für winzig ausbezahlte Überlebenschancen einzutauschen.

Vier Ansätze gegen Kinderarbeit

Die Organsation Compassion International stellt auf YouTube vier große Ansatzpunkte vor, deren Inangriffnahme bzw. Umsetzung die die Basis für den Kampf gegen Kinderarbeit bilden sollen:

1. Gesetzgebung: Es brauche eine bestimmtere Haltung des Gesetzes gegen Kinderarbeit. Je nach Land bedeutet das, dass bereits bestehende Gesetze angepasst und ihre Nichteinhaltung stärker sanktioniert werden muss – oder aber, dass überhaupt erst Gesetze zum Verbot der Kinderarbeit verabschiedet werden müssen.

2. Zeit und Geld: Bei Problemen solcher Reichweite helfen individualistische Ansätze nur bedingt. Deshalb ist es für die Bekämpfung und Prävention von Kinderarbeit wichtig, bereits im Feld agierende NGOs und Nonprofit-Organisationen zu unterstzützen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Sowohl Zeit als auch Geld sind wertvolle Ressourcen, die Organisationen maßgeblich in ihrer Arbeit unterstützen und voranbringen. Durch finanzielle Unterstützung können sie, wie im Videobeitrag aufgezeigt, beispielsweise die Schulgebühren für Kinder übernehmen, deren Familien andernfalls keine andere Alternative hätten, außer sie mit arbeiten zu lassen.

3. Bewusster Konsum: Unsere Kaufentscheidungen stehen oft in Verbindung zu industriellen Prozessen, die auf Kinderarbeit beruhen – sehr wahrscheinlich öfter, als man als Laie vermuten würde. Sich vor seinem Kauf also darüber zu informieren, wo Konsumgüter genau herkommen und wie die Umstände ihrer Produktion aussehen, ist ein wichtiger erster Schritt, um die Unterstützung des Systems auf ein Minimum zu reduzieren.

4. (Weiter-)bildung: Auch den Impact, den wir auf unsere Umwelt und Mitmenschen haben, sollte nicht unterschätzt werden. Sich selbst immer weiter dazu zu informieren,wie Kinderarbeit funktioniert und an welchen Faktoren man auch als Privatperson beteiligt ist, ist ein Schritt in die Richtung eines größeren, kollektiven Bewusstseins für die Problematik und all ihren kleinen Fäden. Genauso kann jedes Gespräch mit Mitmenschen schon einen kleinen Unterschied bewirken, und auch das aktive Ansprechen von Unternehmen, die ihre Ressourcen aus den Händen von Kindern beziehen, kann in der Häufung etwas bewirken. Wie Compassion International es treffend festhält: “Je besser wir die Problematik verstehen, desto besser sind wir darauf vorbereitet, zu handeln”.

Wie vermittle ich das Thema Kinderarbeit in meinem Unterricht?

Der wichtigste Punkt bei der Behandlung der Thematik ist es, Schüler:innen bewusst zu machen, dass es tatsächlich ein Privileg ist, überhaupt die Schule besuchen zu können. Dabei geht es natürlich nicht darum, ein schlechtes Gewissen zu predigen, sondern vor allem um die Vermittlung des Wissens darüber, dass es viele Kinder auf der Welt und in ihrem Alter gibt, deren Lebensrealität ganz anders aussieht als die eigene. Ein geeignetes Einstiegsthema dafür wären beispielsweise die geltenden Kinderrechte nach der UN-Kinderrechtskonvention. Darin verankert findet sich das Recht auf Bildung. Ihr könntet also eure Schüler:innen daran heranführen, dass manche Kinder einen ganz anderen Alltag haben, als sie selbst – weil sie nämlich arbeiten müssen. Dabei unterscheidet sie sonst gar nicht so viel von eurer Schulklasse, wozu im Klassenverband einige Ideen gesammelt werden können. Schließlich wirft man das weitere verbindende Element zwischen euren Schüler:innen und Kindern, die nicht zur Schule können oder dürfen, nämlich ihr gemeinsames Recht auf Bildung. Unterstützendes Material findet sich beispielsweise in Form von kurzen Reportagen zum Thema (z.B. von BBC oder UNICEF), womit etabliert werden kann, wie man sich arbeitende Kinder überhaupt vorstellen muss. Eine kindgerechte Einführung zur Problematik der Kinderarbeit findet sich in Videoform auf dem YouTube-Kanal von Brot für die Welt. Auch die Bundeszentrale politische Bildung (bpb) hat eine Überblicksseite zum Thema, mit der ihr gleichzeitig thematisch tiefer einsteigen und Quellenarbeit einüben lassen könnt. Solltet ihr etwas mehr Zeit zur Verfügung haben, bietet sich auch diese 25-minütige ARTE-Reportage an, die Kinderarbeit in der syrischen Ölindustrie thematisiert.

Die gesamte Thematik rund um Kinderarbeit, Armut und soziale Ungerechtigkeit ist natürlich weder leichte Kost, noch sind all diese verwobenen Probleme schnell und einfach lösbar. Mit dem gemeinsamen Besprechen im Unterricht kann aber zumindest etwas Bewusstsein dafür geschaffen werden, sodass eure Schüler:innen sich vielleicht beim nächsten Handykauf daran erinnern, wie die meisten Lithiumbatterien produziert werden, und kommen mit Freunden oder ihren Eltern darüber ins Gespräch. Welche Fäden der im Unterricht vermittelte Inhalt später spinnen wird, kann man ohnehin nie wissen – und vielleicht werden sich zukünftige Aktivist:innen einmal noch ganz genau an eure Stunde zum Thema Kinderarbeit erinnern. Und auch wenn nicht: Bildung und miteinander ins Gespräch kommen sind, wie oben bereits erwähnt, essenzielle Schritte im Kamp gegen Kinderarbeit. Lasst uns also mehr darüber reden und Schritt für Schritt darauf hinarbeiten, dass Kinder auf der ganzen Welt eine angemessene Schulbildung genießen dürfen.

Sparpläne im öffentlichen Dienst: Söders Vorstoß stößt auf Kritik
Söder plant bis 2035 einen Stellenabbau im öffentlichen Dienst, um 5.000 Stellen einzusparen. Auch die Teilzeitquote bei Lehrkräften möchte er verringern und stößt damit auf Kritik vom verschiedenen Seiten.
Von
Jenny Hedermann
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January 2024
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München. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder plant einen Stellenabbau im Öffentlichen Dienst: „Bis 2035 könnten insgesamt bis zu 5000 Stellen eingespart werden“, sagte Söder im Gespräch mit dem Münchener Merkur.  Dies soll vor allem die Verwaltung betreffen. Die Sparmaßnahmen sollen durch den Abbau von Bürokratie, die Reduzierung von Gesetzen und verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz realisiert werden. Söder betont, dass die angekündigten zusätzlichen Stellen bei Polizei, Justiz und Lehrern erhalten bleiben sollen.

Der Bayerische Beamtenbund (BBB) äußert seine Verwunderung gegenüber Söders Vorstoß, insbesondere angesichts der bevorstehenden Schaffung neuer Stellen in anderen Bereichen. Weiterhin betont der BBB, dass künstliche Intelligenz als Arbeitserleichterung noch eine unsichere Möglichkeit sei und für deren Einführung eigentlich mehr Personal und nicht weniger nötig sei. Der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl äußerte dazu: „Es ist mindestens seit der Corona-Pandemie allgemein bekannt, dass vor allem die Verwaltung im Öffentlichen Dienst mit der Arbeit nicht hinterherkommt".

Besondere Kritik entzündet sich an Söders Ankündigung, die Teilzeitquote bei Lehrkräften zu reduzieren.  "Wir könnten überlegen, Familienarbeitszeit auch an das Alter der Kinder zu knüpfen. Es ist schon ein Unterschied, ob ein Kind noch in die Kita geht oder volljährig ist." Weitere Vorschläge Söders sind eine Höchstdauer von Teilzeitjahren oder dass Lehrkräfte zunächst eine gewisse Zeit in Vollzeit arbeiten. 

Lehrerverbände sehen dies als Gefahr für die Attraktivität des Berufsstandes. „Wenn man jetzt weniger Anreize für Teilzeit schafft und gleichzeitig die Attraktivität dieses Berufs erhöhen möchte, dann muss mir mal einer erklären, wie das zusammenpasst", bemerkte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann. Zudem erklärte sie, dass die hohe Teilzeitquote auf Arbeitsbelastung und Lehrermangel zurückzuführen sei. „Was wir daher brauchen, ist massive Entlastung statt neuer Belastung der Schulen: Bürokratie abbauen, Unterstützungskräfte einstellen und ein Stopp bei neuen Konzepten, Vorhaben und Projekten – zumal in Zeiten von Lehrermangel!“, kommentierte bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl die Aussagen Söders.

Die Oppositionsparteien und Gewerkschaften fordern stattdessen konkrete Sparpläne und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst. Söders Pläne stoßen insgesamt auf breite Kritik, die vor allem auf die aktuellen Herausforderungen und die Notwendigkeit der Attraktivitätssteigerung im Berufsstand hinweist.

Blitzeis und Schnee: Hier fällt heute die Schule aus
Wegen intensiver Schneefälle und Blitzeisgefahr werden am heutigen Mittwoch in verschiedenen Regionen Deutschlands äußerst riskante Straßenbedingungen entstehen. Insbesondere in Bayern wird es zu Ausfällen kommen.
Von
Marcel Kunzmann
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January 2024
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Wegen intensiver Schneefälle und Blitzeisgefahr werden am heutigen Mittwoch in verschiedenen Regionen Deutschlands äußerst riskante Straßenbedingungen entstehen. Um das Sicherheitsrisiko für Schülerinnen und Schüler zu minimieren, haben einige Landkreise in West- und Süddeutschland bereits am Dienstag Schulunterrichtsausfälle bekanntgegeben. Insbesondere in Bayern wird es zu Ausfällen kommen. Der Deutsche Wetterdienst warnt für weite Teile des Landes vor Glatteisgefahr.

Wie das bayerische Kultusministerium in München am Mittwochmorgen mitteilte, betrifft der Schulausfall folgende Regionen: den gesamten Bezirk Mittelfranken sowie die Städte Aschaffenburg, Amberg, Landshut, Regensburg, Straubing, Schweinfurt, Weiden in der Oberpfalz und Würzburg. Außerdem die Landkreise Altötting, Amberg-Sulzbach, Aschaffenburg, Bad Kissingen, Cham, Ebersberg, Erding, Forchheim (Nachmittagsunterricht entfällt), Freising, Haßberge, Kelheim, Kitzingen, Landsberg am Lech, Landshut, Main-Spessart, Miltenberg, Mühldorf am Inn, Neumarkt in der Oberpfalz, Neustadt an der Waldnaab, Regensburg, Rhön-Grabfeld, Rottal-Inn, Schwandorf, Schweinfurt, Straubing-Bogen, Tirschenreuth, Würzburg sowie Weißenburg-Gunzenhausen.

In Baden-Württemberg soll der Präsenzunterricht trotz Blitzeisvorhersage wie gewohnt stattfinden. Ungeachtet eventueller Auswirkungen auf den Verkehr und den Schülertransport findet in Baden-Württemberg am Mittwoch, 17. Januar 2024, regulärer Unterricht statt“, so das Kultusministerium. Schülerinnen und Schüler, die aufgrund von Störungen im öffentlichen Nah- oder Fernverkehr nicht am Schulunterricht teilnehmen können und keine alternativen Beförderungsmöglichkeiten haben oder aufgrund der Witterungsbedingungen nicht sicher zur Schule gelangen können, dürfen in Ausnahmefällen dem Präsenzunterricht fernbleiben. Es ist jedoch erforderlich, die Schule umgehend darüber zu informieren.

In Hessen entscheiden die Schulen selbst, wie angesichts der Wetterlage vorgegangen werden soll. Es wird nur mit vereinzelten Ausfällen gerechnet, Eltern sollen sich direkt bei den Schulen informieren. In folgenden Landkreisen dürfe Schüler:innen allerdings zu Hause bleiben: Darmstadt (Stadt), Groß-Gerau, Lahn-Dill-Kreis, Limburg-Weilburg und Offenbach.

In Nordrhein-Westfalen stand bereits am Dienstagabend fest, dass einige Schulen heute nicht öffnen werden. So wurde für die Stadt Aachen, die Stadt Bonn, die Städteregion Aachen, den Kreis Düren, den Kreis Euskirchen, den Kreis Heinsberg, den Hochsauerlandkreis, den Märkischen Kreis, den Oberbergischen Kreis, den Kreis Olpe, den Rhein-Erft-Kreis, den Rheinisch-Bergischen Kreis, den Rhein-Sieg-Kreis und den Kreis Siegen-Wittgenstein entschieden, dass der Präsenzbetrieb an den Schulen wegen der Gefahr des Auftretens von starkem Schneefall ruhen wird. In Köln und Leverkusen entscheiden die Schulleitungen in Absprache mit den Schulträgern eigenverantwortlich, ob der Präsenzunterricht ausgesetzt wird oder nicht. Im Regierungsbezirk Düsseldorf dürfen die Eltern selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken.

In den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen wurden am Dienstag noch keine flächendeckenden Schulausfälle bekannt gegeben.


KMK-Präsidentin: Ausscheiden von Rabe und Lorz ist herber Verlust
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Christine Streichert-Clivot (SPD), hat das Ausscheiden von Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) und Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) aus dem Ländergremium bedauert und ihre Verdienste gewürdigt.
Von
Marcel Kunzmann
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January 2024
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Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Christine Streichert-Clivot (SPD), hat das Ausscheiden von Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) und Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) aus dem Ländergremium bedauert und ihre Verdienste gewürdigt. Für die KMK sei es ein herber Verlust, an einem Tag beide Koordinatoren von A- und B-Seite zu verlieren, sagte die saarländische Kultusministerin am Montag. Ties Rabe und Alexander Lorz haben über ein Jahrzehnt im Amt die Geschicke der KMK entscheidend mitgeprägt.

Zuvor hatte Rabe, der in der KMK die Interessen der SPD-geführten Länder koordiniert hat, nach 13 Jahren seinen Rücktritt als Hamburgs Schulsenator aus gesundheitlichen Gründen erklärt. Lorz, bisher in der KMK Koordinator der unionsgeführten Länder, wechselte als Minister vom hessischen Kultus- ins Finanzministerium.

„Mit Ihrer Arbeit als A- und B-Koordinatoren haben Sie immer wieder gezeigt, mit welcher Leidenschaft sie Bildungspolitik gestalten. Hart in der Sache debattieren, aber immer wieder auch Kompromisse schließen können, immer orientiert an gemeinsamen, länderübergreifenden Handeln - das hat ihre Arbeit ausgezeichnet“, erklärte die KMK-Präsidentin.


BR macht Schule & so geht MEDIEN am Safer Internet Day 2024
Am 6. Februar 2024 findet der Safer Internet Day statt. Dazu bietet "BR macht Schule" zusammen mit "so geht MEDIEN" Schüler-Webtalks für alle Schularten an, um das Bewusstsein für die Gefahren im Internet zu schärfen und Medienkompetenz zu fördern
Von
Redaktion
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January 2024
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Am 6. Februar 2024 findet der Safer Internet Day statt. Dazu bietet "BR macht Schule" zusammen mit "so geht MEDIEN" Schüler-Webtalks für alle Schularten an, um das Bewusstsein für die Gefahren im Internet zu schärfen und Medienkompetenz zu fördern. Unsere erfahrenen Medienprofis vermitteln Hintergrundwissen auf Augenhöhe und reflektieren mit den Schülerinnen und Schülern eine bewusste Nutzung von Medien.

Wir begeben wir uns auf die Spur von Fake News, überlegen, ab wann man von Handysucht sprechen und was man dagegen tun kann, zeigen, wie man Soziale Medien verstehen und verantwortungsbewusst nutzen kann und checken Fakten in Kriegszeiten. Mehr Informationen zu allen Themen finden Sie auf unserer Homepage. Melden Sie sich jetzt an und machen Sie mit beim Safer Internet Day 2024!

Hier geht es zur Anmeldung: BR macht Schule zum Safer Internet Day 2024: Mit Medienkompetenz gegen die Gefahren im Internet

Lernen in Krisenzeiten: Wie Unterricht in Kriegsgebieten funktioniert
In Kriegszeiten stehen Bildungseinrichtungen und ihre Schüler:innen vor vielen Herausforderungen. In unserem zweiten Beitrag der Themenwoche schauen wir uns an, wie Unterricht in Kriegszeiten funktionieren kann.
Von
Jessica Risi
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January 2024
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Bildung in Krieg und Krise
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In Ländern, die von Kriegen und politischer Unruhe geprägt sind, ist der Zugang zu Bildung für junge Menschen eine enorme Herausforderung. Die Auswirkungen solcher Konflikte sind deutlich sichtbar: Zerstörte Schulen, vertriebene Lehrkräfte und eine Generation von Schüler:innen, die keinen sicheren Unterricht besuchen können. Neben der ukrainischen Schulsituation werfen wir auch einen Blick auf den Zustand des Bildungswesens im Jemen und in Afghanistan, das nach Übernahme der Taliban weitreichende Änderungen erlebte. Welche Herausforderungen Lehrkräfte und Schüler:innen in diesen Regionen tagtäglich überwinden müssen und wie geholfen wird, schauen wir uns heute für unsere Themenwoche an.

Ukraine: Beschädigte Schulen und geplünderte Klassenzimmer

Seit der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 leiden nach UNICEF-Schätzungen etwa 5.3 Millionen ukrainische Schulkinder unter den verheerenden Auswirkungen des Konflikts. Über 3.700 Bildungseinrichtungen wurden beschädigt, mehr als 300 komplett zerstört. Häufig sind diese Ziel von Angriffen oder werden von Truppen für militärische Zwecke genutzt. In Oblast Kiew beispielsweise besetzten russische Truppen eine Schule, richteten sie als Stützpunkt ein und hinterließen bei ihrem Abzug zerstörte Räume und mit Hassnachrichten beschmierte Wände. Was nicht zerstört wurde, wurde von den Soldaten mitgenommen, darunter wertvolle Ausstattung wie Computer und Fernseher.

Umso wichtiger sind die Bemühungen vieler Organisationen wie der UNO, die in enger Kooperation mit der Europäischen Union arbeiten, Schulen wieder aufzubauen und zu reparieren. Dies hat dazu beigetragen, viele Gebäude wieder sicher und betretbar zu machen, wodurch der Unterricht vor Ort an vielen Schulen mittlerweile wieder möglich ist. Zudem werden alternative Lösungen geschaffen, wie etwa modulare Schulen, die als Übergangslösung eine sichere Umgebung für die Kinder bieten. 

Zurück in den Online-Unterricht

Durch die beschädigten Schulen müssen viele Kinder neue Schulen besuchen oder ihren Unterricht von zu Hause aus fortsetzen. Laut UNICEF sind rund ein Drittel der Schulkinder vollständig auf Online-Unterricht angewiesen, während ein weiteres Drittel nach einem Hybrid-Modell unterrichtet wird. Doch selbst der Online-Unterricht steht vor erheblichen Herausforderungen.

Angriffe auf die wichtige Kommunikations- und Energieinfrastruktur führen zu massiven Stromausfällen, die den Online-Unterricht stark beeinträchtigen. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Ausstattung. Viele Familien können sich keine Tablets oder Laptops leisten, was den Zugang zum Online-Unterricht weiter einschränkt und die Qualität des Unterrichts vermindert, da häufig nur ein Smartphone für mehrere Kinder zur Verfügung steht. Um diesem Hindernis entgegenzuwirken, bemühen sich Hilfsorganisationen wie UNICEF um Lösungen. Seit Beginn des Krieges wurden bereits 20.000 Tablets und Laptops an Schulkinder in der Ukraine verteilt. Darüber hinaus werden Schulmaterialien wie Ranzen, Stifte, Bücher und Hefte bereitgestellt, um den Schüler:innen die Möglichkeit zu geben, trotz der schwierigen Umstände ihre Bildung fortzusetzen.

Auch viele geflüchtete Kinder bleiben im Ausland weiter in ukrainische Schulen eingeschrieben und nehmen dann online am Unterricht teil. Ein Grund hierfür ist die Angst der Eltern, dass ihr Kind wegen Sprachbarrieren und unterschiedlicher Schulmentalitäten in den Schulen vor Ort nicht zurechtkommen könnte.

Unterricht im Luftschutzbunker

Auch das ukrainische Bildungsministerium verfolgt trotz der anhaltenden Kriegshandlungen weiterhin das Ziel, an möglichst vielen Schulen wieder Präsenzunterricht einzuführen oder aufrechtzuerhalten. Stand Mai 2023 ist Vollzeitunterricht allerdings nur bei rund 25 Prozent der ukrainischen Schulen möglich. Gerade in frontnahen Gebieten mache dies laut stellvertretendem Bildungsminister Staschkiw keinen Sinn, da es dort Gegenden gebe, die unter ständigem Beschuss stehen. Diese Schulen müssen daher ebenfalls auf Hybrid- oder Online-Unterricht zurückgreifen.

Eine wichtige Voraussetzung für Präsenzunterricht an einer Schule ist das Vorhandensein eines Luftschutzbunkers. Diese müssen bestimmte Vorschriften erfüllen und groß genug sein, damit jeder Platz hat. Viele Luftschutzbunker wurden mithilfe der Unterstützung von Organisationen wie UNICEF in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union gebaut. Andere benutzen dafür den bereits vorhandenen Keller der Schule.

In Schulen, die einen Luftschutzbunker besitzen und damit Präsenzunterricht durchführen, ist Luftalarm mittlerweile eine alltägliche Routine geworden. Sobald die Sirene ertönt, muss der Unterricht unterbrochen und im Bunker weitergeführt werden. Dadurch wird das Einhalten eines geregelten Schulalltags schwierig. Die Kinder werden während einer Prüfung oder Präsentation unterbrochen und müssen diese dann wiederholen. Diese Situation ist alles andere als vorteilhaft und stört die Konzentration erheblich. Andere Schulen unterrichten mittlerweile in Schichten und reduzieren ihre Stundenzahl oder wechseln wöchentlich zwischen Online- und Präsenzunterricht. Wie der Unterrichtsplan gestaltet wird, hat die Regierung den Schulleitungen größtenteils selbst überlassen. Auch die Eltern entscheiden selbst, wo und wie das Kind am Unterricht teilnehmen soll. Obwohl es noch Bedenken gibt, ist der Wunsch nach Präsenzunterricht bei allen Beteiligten groß. Es wäre ein “weiterer Indikator für die Rückkehr zur ,Normalität' des ganzen Landes”, betont der Ombudsmann für Bildung, Sergej Gorbatschow. 

Neu ist auch die Einführung von Sicherheitsunterricht, den UNICEF zusammen mit der ukrainischen Regierung eingeführt hat. Mit mobilen Klassenzimmern, die in Form von Containern auf LKWs durch die Ukraine fahren, soll den Kindern der Umgang mit Minen, Waffensicherheit sowie allgemeine Überlebensregeln für gefährliche Situationen wie Kälte vermittelt werden. Dafür hat UNICEF spezielle Methoden und interaktive Tools wie Comics und Spiele entwickelt, die vor Ort von der Polizei und dem Katastrophenschutz mit den Schulkindern durchgeführt werden. Diese Fahrzeuge sollen sich vor allem in die Regionen begeben, die keinen Zugang zu diesen Informationen haben.

Krieg und Armut verhindern Bildung

Auch in anderen Ländern, die unter langjährigen Kriegen, Armut, zerstörter Infrastruktur und Hunger leiden, ist die Bildungschance für Kinder erheblich beeinträchtigt. Im Jemen sind mehr als zwei Millionen Mädchen und Jungen derzeit nicht in der Schule. Zerstörte oder beschädigte Schulen verhindern auch hier den Zugang zu Bildung. Viele der verschonten Schulen sind in schlechtem Zustand und besitzen keine Sanitäranlagen, Fenster oder wasserdichte Dächer. Um diese Situation zu verbessern, helfen Organisationen, die Schulen vor Ort unterrichtsbereit zu machen. Auch die Bereitstellung von Schuleinrichtung wie Tischen und Tafeln, sowie Schultaschen und andere Materialien hilft den Kindern und Lehrer:innen vor Ort den Unterricht fortzusetzen. Auch die Förderung der Lehrkräfte ist von großer Bedeutung, um die Qualität des Unterrichts zu erhöhen, und wird von Projekten, beispielsweise von UNICEF, weiter ausgebaut. Schon seit mehr als vier Jahren kommt nämlich erschwerend hinzu, dass zwei Drittel der Lehrkräfte des Landes – insgesamt über 170.000 Lehrer:innen kein regelmäßiges Gehalt erhalten haben. Das führt dazu, dass die Lehrkräfte den Unterricht aufgeben, um andere Möglichkeiten zu finden, ihre Familien zu versorgen. Unterstützende Maßnahmen helfen hier, das Gehalt für Tausende Lehrkräfte zu übernehmen, damit diese weiterhin unterrichten können.

Geheimer Unterricht

In Afghanistan, das von langanhaltenden Konflikten gezeichnet ist, hat die Machtübernahme durch die Taliban 2021 die bereits problematische Bildungssituation vor allem für junge Mädchen drastisch verändert.

Quelle: Commons

Ab der siebten Klasse ist ihnen der Schulbesuch verboten. Davon sind rund 1.1 Millionen Mädchen betroffen. Trotzdem versuchen viele auf anderen Wegen an Bildung zu kommen, sei es durch geheime Schulen oder Online-Unterricht. Obwohl sie damit ein hohes Risiko eingehen, sind viele Mädchen entschlossen zu lernen. Die Initiative Shamama bietet beispielsweise Online-Kurse an, die für Kinder kostenlos verfügbar sind. Dort können sie unter anderem in den Fächern Englisch, Literatur und Dari unterrichtet werden. Allerdings sind nicht alle Mädchen in der Lage, auf diese Weise zu lernen, aufgrund von Stromausfällen und mangelnder Ausstattung mit elektronischen Geräten, wie die 16-jährige Marwa Hamidi in einem Interview mit der TAZ berichtet.

Menschenrechtsorganisationen, wie UNICEF plädieren seit dem Beschluss der Taliban für eine Wiedereröffnung der Schulen. Die mangelnde Bildung habe negative Auswirkungen auf die Entwicklung der jungen Mädchen, sowohl in Hinsicht auf ihre Zukunft, da sich das Risiko von Missbrauch und Zwangsheirat erhöhe, als auch auf die Zukunft des Landes selbst. Frauenrechtsaktivistin Nawida Khorasani formuliert einen klaren Appell an andere Staaten: “Der aktuelle Schritt der Taliban ist eine ganz klare Verletzung von Verpflichtungen, die sie bezüglich Frauenrechten eingegangen sind, und die internationale Gemeinschaft muss sie dafür zur Rechenschaft ziehen."

Kostenloses Mittagessen für Kinder steht bei Bürgerrat an erster Stelle
Der Bürgerrat hat seine Forderungen bei der Ernährungspolitik vorgestellt. Angeführt wird die neun Punkte umfassende Liste von der Idee, jedem Kind in Deutschland ein kostenloses Mittagessen anzubieten.
Von
Justus Wolters
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January 2024
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Berlin. Der Bürgerrat “Ernährung im Wandel” hat am Sonntag im Bundestag seine Empfehlungen zum Thema Ernährung vorgestellt. Die Vorschläge des Rats könnten auch Konsequenzen für den Umgang mit Ernährung in Schulen und Kitas haben. Die Empfehlungen sind zwar nicht bindend für die Politik, doch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas versicherte, dass man die Vorschläge “sehr ernst” nehme. Der Bürgerrat “Ernährung im Wandel” ist einer von neun neuen Bürgerräten in Deutschland. Ihre Teilnehmer:innen werden zufällig gelost und sollen die Demokratie stärken, indem sie Vorschläge für spezifische Themenbereiche an die Politik ausarbeiten und herantragen.

Der Bürgerrat hat insgesamt neun Vorschläge ausgearbeitet, die nach ihrer Notwendigkeit und Dringlichkeit priorisiert wurden. Am wichtigsten sei dem Rat, dass jedes Kind Zugang zu einem kostenfreien und gesunden Mittagessen bekommen solle. Bisher könnten nur armutsgefährdete Kinder und Jugendliche ein solches Angebot in Anspruch nehmen. Von der Erweiterung des kostenlosen Mittagessens verspricht sich der Rat, eine Förderung von gesundem Essen in der Gesellschaft. Er schlägt zudem schon eine konkrete Umsetzung vor. Die Politik sollte das Angebot innerhalb von acht Jahren gestaffelt einführen. Beginnen sollte man in den Kitas. Und dann nach und nach dann auch den höheren Altersstufen das Angebot machen.

Auf Platz zwei der Vorschlagsliste haben die Mitglieder des Bürgerrats ein verpflichtendes staatliches Label gesetzt, das ein bewusstes Einkaufen von gesunden Lebensmitteln vereinfachen soll. Damit sollen Kunden die Produkte beim Kauf besser miteinander vergleichen können. In den Vorschlägen des Rats heißt es dazu: “Das Label soll die Bereiche Klima, Tierwohl und Gesundheit einzeln berücksichtigen und soll wissenschaftlich fundiert sein.” Damit würde es über die Kriterien von bestehenden Labeln, wie etwa dem Nutri-Score, hinausgehen. 

Die weiteren Vorschläge betreffen zum Beispiel die unzureichende Transparenz im Umgang mit Tierwohl. Auch hier sollten zuverlässige Labels mehr Durchblick für die Verbraucher:innen geben. Und auch das Thema Lebensmittelverschwendung wird in den Vorschlägen behandelt. Supermärkte sollten dazu verpflichtet werden, noch genießbare Lebensmittel weiterzugeben, statt sie zu entsorgen. Und für einige eurer Schüler:innen wird wohl Punkt acht interessant sein. Beim Kauf von Energydrinks und ähnlichen Produkten soll es eine Altersgrenze geben. Sie sollten künftig erst ab 16 Jahren erhältlich sein.

Der Bürgerrat sieht außerdem viel Verbesserungspotenzial im Bereich der Mehrwertsteuer-Politik. Zusammengefasst geht es darum, dass gesunde und nachhaltige Produkte von der Mehrwertsteuer befreit werden sollen. Zucker hingegen soll mit 19 Prozent besteuert werden und damit nicht mehr als Grundnahrungsmittel mit sieben Prozent gelistet werden. Er gilt bei übermäßigem Verzehr als schädlich. Alle Vorschläge findet ihr hier nochmal zum genauen Nachlesen. 

Das Konzept des Bürgerrats ist in Deutschland noch vergleichsweise neu. Die Ampel-Koalition hatte angekündigt, “neue Formen des Bürgerdialogs” nutzen zu wollen. Darunter fallen auch Bürgerräte. Für den Bürgerrat für Ernährung wurden 160 Menschen zufällig ausgelost. Für das Losverfahren gibt es ein standardisiertes Verfahren: Für einen Bürgerrat wird aus den Einwohnermelderegistern von Städten und Gemeinden zufällig eine vorgegebene Anzahl von Personen gezogen. Diese werden von Instituten, die mit der Durchführung des Bürgerrates beauftragt sind, mit einer Einladung zum Bürgerrat angeschrieben. Die am Bürgerrat Teilnehmenden sollen nach Kriterien wie Wohnort, Wohnortgröße, Alter, Geschlecht, Bildungsgrad und Migrationshintergrund so verteilt sein, dass sie die Bevölkerung annähernd abbilden.

Die Vorschläge, die Bürgerräte erarbeiten, werden gebündelt und sollen im Bundestag besprochen werden, bindend sind sie für die Politiker:innen aber nicht. Die Vorschläge des ersten Bürgerrats dieser Art sind auf ein positives Echo gestoßen. Politiker:innen, Aktivist:innen oder auch Journalist:innen drücken in sozialen Netzwerken ihre Unterstützung für die Vorschläge aus. Kritik gibt es an der Zusammenstellung des Rates. Diese zeige laut einigen User:innen kein ausreichendes Abbild der Gesellschaft. 

Gewalt, Naturkatastrophen und Armut: Bildung in Kriegs- und Krisenregionen
Bildung ist in unserer Welt keine Selbstverständlichkeit, obwohl sie in den UN-Kinderrechtskonventionen festgehalten ist. Wir schauen uns in dieser Themenwoche die Hürden und Potenziale von Unterricht in Krisenregionen genauer an.
Von
Justus Wolters
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January 2024
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Bildung in Krieg und Krise
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In Artikel 28 der UN-Kinderrechtskonvention ist festgehalten, dass jedes Kind ein Recht auf Bildung besitzt. Die Staaten erkennen an, dass es zu den notwendigen Voraussetzungen für das Leben eines jeden Menschen gehört, eine Schule zu besuchen, um zumindest lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Dieser Anspruch klafft in einigen Regionen der Welt weit mit der Realität auseinander. Krieg, Gewalt, Armut, Klimakatastrophen oder unzureichende Infrastruktur sorgen dafür, dass Millionen Kindern kein Zugang zu Bildung gewährt wird. In unserer neuen Themenwoche wollen wir einen genaueren Blick darauf werfen, was es bedeutet, wenn Unterricht in Krisenregionen stattfindet – oder eben nicht.

Mehr als 250 Millionen Kinder ohne Schulbesuch

Nach älteren Schätzungen der Weltkulturorganisation UNESCO können mehr als 250 Millionen Kinder keine Grund- und weiterführenden Schulen besuchen. Die Zahlen sind umstritten, genaue Angaben lassen sich hier nicht machen. Definitiv sagen lässt sich aber, dass es für Schüler:innen, Lehrkräfte und Schulverwaltungen weltweit diverse Herausforderungen gibt, unter denen sie leiden. Um eine Vorstellung davon zu schaffen, seien hier einige Beispiele kurz dargestellt. Hierbei können nicht einmal ansatzweise all die Schwierigkeiten aufgezeigt werden, unter denen Bildung global stattfindet. Es ist nur ein Ausschnitt.

Ein Beispiel für die Folgen von Naturkatastrophen auf Bildungssysteme zeigt sich derzeit in der Türkei und in Syrien. Am 6. Februar 2023 erschütterten mehrere schwere Erdbeben die Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien. Etwa 60.000 Menschen sollen an den direkten Folgen der Erdbeben gestorben sein, Hunderttausende waren oder sind immer noch obdachlos. Auch knapp ein Jahr nach der Katastrophe sind die Konsequenzen noch überall zu sehen und zu spüren. Die Beben zerstörten große Teile der Infrastruktur vor Ort. In Bezug auf die Bildung in den Regionen heißt das: Schulgebäude wurden zerstört, Straßen unbefahrbar, Telekommunikation massiv eingeschränkt. Zudem standen Familien vor existenziellen Fragen, die das Thema Bildung für die Kinder zunächst weit in den Hintergrund rücken ließen. Hierbei kommt hinzu, dass zumindest in Syrien viele Kinder aus diversen Gründen sowieso schon keine Schule besuchen konnten. Im Laufe unserer Themenwoche werden wir uns die Situation in der Region nochmal detaillierter anschauen und aufzeigen, welche Entwicklungen es vor Ort seit den Erdbeben gegeben hat.

Wie sich Krieg und Gewalt auf das Lernen und Unterrichten auswirken, lässt sich nicht pauschal sagen. Zu unterschiedlich finden kriegerische Auseinandersetzungen, Bandenkonflikte, strukturelle Unterdrückung oder terroristische Angriffe auf Schulen in verschiedenen Ländern statt. In der Ukraine hat das Bildungssystem einen Umgang mit der Dauergefahr von weiteren Angriffen des russischen Militärs entwickelt. Lehrkräfte und Schüler:innen haben im Laufe des Krieges gegen ihr Land den Unterricht wieder aufgenommen und er findet in weiten Teilen des Landes sogar nahezu “normal” wie zu Zeiten vor dem Angriff des russischen Militärs statt. Wie das funktioniert, werden wir uns ebenfalls im Laufe der Themenwoche genauer anschauen. 

Andere Schulsysteme sind durch Krieg, Gewalt und Armut nahezu zerstört. Insbesondere afrikanische Länder zählen zu der Liste von Staaten, in denen keine grundlegende Bildung für Kinder und Jugendliche gewährleistet werden kann. Etwa im Kongo, in Nigeria oder im Südsudan gibt es immer wieder Angriffe auf Schulen, was neben massiver Armut dazu führt, dass nur wenige überhaupt eine Schule besuchen können.Armut ist ein weiterer wichtiger Grund, weswegen Millionen Kinder die Schule nicht besuchen können. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, schätzt, dass weltweit etwa 160 Millionen Kinder arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen oder selbst für ihr Überleben zu sorgen. Die wenigsten Kinder haben neben der Arbeit noch die Zeit oder Energie, Bildungsgrundlagen wie Lesen, Schreiben und Rechnen durch das Besuchen einer Schule zu erlernen.

Neben den hier genannten Auswirkungen von Gewalt, Armut und Naturkatastrophen gibt es noch diverse weitere Gründe, warum Kinder und Jugendliche keine Schule besuchen können. Im Rahmen unserer Themenwoche werden wir hierbei den Blick noch etwas weiten, ohne dem Anspruch gerecht werden zu können, alle Blickwinkel auf dieses Thema abzubilden. Dafür sind die Umstände hierbei zu komplex und vielschichtig. 

Welche Folgen hat (kein) Unterricht in Kriegs- und Krisenregionen?

Mit dem Erlernen von grundlegenden Basiskompetenzen lässt sich innerhalb einer Gesellschaft mehr Chancengleichheit herstellen. Bildung kann eine Möglichkeit sein, um gesellschaftliche Trennlinien und metaphorische Schubladen zu verlassen und zu übertreten. Fehlende Kenntnisse in Schrift, Sprache und Mathematik disqualifizieren automatisch für viele Berufe. Analphabet:innen sind zum Beispiel bei Verwaltungsaufgaben, Abrechnungen oder vergleichsweise einfachen Aufgaben des täglichen Lebens auf Hilfe von anderen angewiesen. Dies führt zum Beispiel dazu, dass Mädchen in Afghanistan in der Gefahr sind, noch stärker von ihren Ehemännern abhängig zu werden. Die regierenden Taliban schränken den Zugang zu Bildung für Mädchen massiv ein. Möglichkeiten, sich aus der Abhängigkeit zu befreien, werden immer kleiner, je schwerer Mädchen es haben, sich grundlegende Basiskompetenzen anzueignen. Diese Taktik wird von den Taliban aber auch anderen Machthabern in der Welt dazu genutzt, ihre eigene Macht in den Ländern zu manifestieren. Das Recht auf Bildung wird hier strategisch eingeschränkt, um die Kontrolle zu behalten. 

Wie sich Bildung in Krisenregionen im Unterricht thematisieren lässt

Das Thema “Bildung in Krisenregionen” lässt sich auch mit euren Klassen thematisieren. Auch darauf wollen wir in unserer Themenwoche eingehen. Schüler:innen können schnell ein Gefühl für das Thema entwickeln, weil sie einen Bezug zur Schul- und Unterrichtssituation herstellen können. Für viele ist aber die Vorstellung einer Kriegs- bzw. Krisensituation sehr abstrakt. Hier kann es helfen, sich den verschiedenen Lagen der Welt über die “Brücke” Bildung anzunehmen. Um sich zum Beispiel gemeinsam die Situation von Kindern und Jugendlichen im Nahen Osten zu vergegenwärtigen, gibt es unterstützendes Unterrichtsmaterial vom Bildungsserver. Auch der Bildungsserver Berlin-Brandenburg bietet verschiedene Materialien, um sich dem Thema Krieg zu nähern. 

Für einige Schüler:innen kann die Thematisierung von Krieg, Gewalt und Katastrophen retraumatisierend oder aufwühlend wirken. In einem vergangenen Artikel haben wir bereits darüber berichtet, wie man hier einfühlsame, vorsichtige Ansätze wählen kann.  Im Rahmen der neuen Themenwoche werden wir euch auch vorstellen, wie Unterricht mit potentiell traumatisierten Kindern und Jugendlichen aus unmittelbar krisenbetroffenen Regionen funktionieren kann. 

¿Hablas español?: 3 Accounts für euren Spanischunterricht
Spanisch ist eine der am weitesten verbreiteten Sprachen der Welt. Wir stellen euch in diesem Artikel drei Instagram-Accounts vor, die euch bei eurem Unterricht unterstützen können - oder euch selbst zum Lernen inspirieren!
Von
Jenny Hedermann
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January 2024
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¡Bienvenidos, hola y buenos días!

Spanisch zählt mit 543 Millionen Sprecher:innen zu den am häufigsten gesprochenen Sprachen der Welt und ist auch bei Schüler:innen immer wieder eine beliebte Wahl für die zweite Fremdsprache. Ihr, die das Wissen und die Leidenschaft für diese Sprache weitergebt, wisst auch, wie wichtig es ist, den Unterricht lebendig und ansprechend zu gestalten. Dabei gibt es eine faszinierende Möglichkeit, Schüler:innen zu begeistern – und zwar auf Instagram.  

In diesem Artikel stellen wir euch drei Accounts vor, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch die Freude am Sprachenlernen wecken. ¡Empezamos!

@spanisch.vamos

(Quelle: @spanisch.vamos)

Wer sagt denn, dass das Lernen einer neuen Sprache langweilig sein muss? Auf @spanisch.vamos hilft euch Carolin auf unterhaltsame Weise dabei, euer Spanisch zu verbessern.

Mit Hilfe von informativen Slides werden euch grammatische Regeln verständlich erklärt. Ob Subjuntivo oder Akkusativpronomen, @spanisch.vamos schafft es, diese grammatikalischen Besonderheiten kurz und knapp zusammenzufassen. Daneben lädt Carolin auch kurze Videos hoch, in denen sie euch auf humorvolle Art die Besonderheiten der spanischen Sprache in Alltagssituationen zeigt. Durch diese Schauspielvideos zeigt @spanisch.vamos euch spielerisch, wie bestimmte Redewendungen oder Ausspracheregeln angewendet werden können. Daneben gibt es auch immer wieder zahlreiche Tipps zum besseren Lernen. Von effektiven Lernstrategien bis hin zu hilfreichen Apps ist für jeden etwas dabei.

Die Inhalte bei @spanisch.vamos sind mit viel Humor gestaltet und machen einfach Spaß anzuschauen. Man lernt nebenbei etwas Neues und fühlt sich dabei nicht wie in einem langweiligen Sprachkurs, sondern eher wie bei einer unterhaltsamen Show.

Wenn ihr also Lust habt, eure Spanischkenntnisse aufzufrischen oder die Inhalte für euren eigenen Unterricht zu nutzen, könnt ihr auf jeden Fall mal bei @spanisch.vamos vorbeischauen.

@tomas.der.profe

(Quelle: @tomas.der.profe)

Wenn es darum geht, eine neue Sprache zu erlernen, ist es wichtig, einen Lehrer zu finden, der auf innovative Weise den Unterricht gestaltet. Genau das bietet euch Tomás auf seinem Profil @tomas.der.profe. Hier findet ihr kurze Videos, in denen er spanische Vokabeln präsentiert und dazu die korrekte Aussprache sowie die deutsche Übersetzung liefert. Besonders empfehlenswert sind seine Highlights. Dort könnt ihr nicht nur spanischsprachige Tests finden, mit denen ihr euer Wissen überprüfen könnt, sondern auch hilfreiche Vokabellisten entdecken, die ihr als Vertiefungsmaterial für euren Unterricht nutzen könnt.

In seinen Storys stellt euch @tomas.der.profe regelmäßig Übungsaufgaben zur Verfügung. Diese Aufgaben sind wie Multiple-Choice-Tests aufgebaut und ermöglichen eine aktive Teilnahme durch Abstimmung für die richtige Antwort. Dadurch könnt ihr regelmäßig interaktiv euer Wissen überprüfen. 

spanischmitbelu

(Quelle: @spanischmitbelu)

Gut gelaunt Spanisch lernen? Das ist bei @spanischmitbelu genau das, was euch erwartet! Belu erklärt auch auf ihrem Account die spanische Sprache auf lehrreiche und unterhaltsame Weise. Sie teilt regelmäßig kurze, humorvoll gestaltete Videos, die nicht nur die Eigenheiten des Spanischen aufzeigen, sondern zum Beispiel auch die kleinen Hürden, mit denen Spanischlernende zu kämpfen haben. Von der Geschwindigkeitsphobie bis zur Grammatiküberforderung – Belu kennt die Tücken und macht euch mit einem Lächeln darauf aufmerksam.

Daneben gibt euch @spanischmitbelu auch viele Tipps mit an die Hand, wie ihr das Lernen einer Sprache in den Alltag integrieren könnt: Ihr könntet zum Beispiel beim Putzen spanische Musik  hören, eine einfache, aber effektive Methode. Belu denkt aber auch an eure Reisepläne. Sie teilt Ausflugsziele, Sehenswürdigkeiten und weitere wertvolle Tipps für eure nächste Spanienreise.

Nutzt ihr Instagram für euren Unterricht? Und gibt es Accounts, die wir in unserer Liste vergessen haben? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

Zum Weltlogiktag: Die besten Materialien für den Matheunterricht
Zum Welttag der Logik haben wir Materialien gesammelt, mit denen ihr euren Matheunterricht zum Logischen Denken gestalten könnt. Von grafischen Rätseln, über alltagsbezogene Knobelaufgaben und Aussagenlogik ist alles dabei.
Von
Jonas Schneider
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January 2024
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Erst 2019 hat die UNESCO den Welttag der Logik ausgerufen. Jährlich am 14. Januar wird die Bedeutung des logischen Denkens “für die Entwicklung von Wissen, Wissenschaften und Technologien” gefeiert, um sie der Öffentlichkeit näherzubringen. Wir haben das zum Anlass genommen, einige Aufgaben zu sammeln, mit denen ihr euren Schüler:innen Logik im Mathematikunterricht vermitteln könnt. Das Thema bietet vielfältige Möglichkeiten, wie alltagsnahe Textaufgaben und grafische Knobeleien. Es bietet sich damit für alle Altersgruppen an und ihr könnt es immer wieder auch als abwechslungsreiches Element in euren Unterricht einstreuen.

Einstiegsrätsel für Klein und Groß

Für einen bunten und lockeren Umgang mit Logik können wir euch die Seite Raetseldino.de empfehlen. Hier finden sich einige grafisch dargestellte Logikrätsel für Kinder und Erwachsene und damit auch für viele Klassenstufen. Die meisten bestehen aus Grafiken und Mustern, die übersichtlich auf einzelnen Downloaddateien abgebildet sind. Wenn ihr diese auf kleine Zettelchen druckt und austeilt, eignen sie sich auch als Zeitüberbrückungen für Schüler:innen, die bei der Stillarbeit schon früher fertig werden. Von leicht bis schwer ist alles dabei. Ihr müsst nur einen Blick darauf werfen, weil der Schwierigkeitsgrad nicht einheitlich und bei allen Rätseln angegeben ist. Zu den meisten aber erhaltet ihr einen Hinweis, ob sie leicht (für Kinder ab 6 Jahren), schwer oder für Erwachsene eingestuft werden.

Eine einfache Form von Logikaufgaben sind sogenannte Zahlenmauern und Rechendreiecke. Bei ersterem handelt es sich um kleine pyramidenförmig gestapelte Kästchen. In jedes Kästchen gehört eine Zahl, wobei diese immer der Summe der beiden darunterliegenden entsprechen muss. Einige der Kästchen sind leer und müssen von den Schüler:innen ausgefüllt werden. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch die Rechendreiecke, bei denen die Zahlen allerdings radial angeordnet sind. Auf Matheaufgaben.net könnt ihr viele Übungsbogen mit diesen Logikrätseln herunterladen. Diese sind nach dem verwendeten Zahlenraum (1-10/100/1000) sortiert und besonders für Grundschulkinder geeignet . Für ältere Schüler:innen sind sie eine leichtere Übung, die ihr jedoch mit einem kleinen Wettbewerb auf Zeit attraktiv gestalten könnt.

Spaß an Mathe und Knobelaufgaben in einem Wettbewerb testen

Für viele kein Geheimtipp, aber eine Empfehlung Wert ist das “Känguru der Mathematik". Dabei handelt es sich um einen jährlichen mathematischen Knobelwettbewerb. In 75 Minuten gibt es für die Klassenstufen 3/4, 5/6, 7/8, 9/10, sowie 11-13 jeweils 24 Multiple-Choice-Aufgaben zu lösen. Die Aufgaben sollten im Kopf gelöst werden und viele davon erfordern logisches Denken. Weltweit können Schüler:innen gegen eine Startgebühr von 2,50€ am Wettbewerb teilnehmen. Am Wettkampftag müssen sie die Aufgaben unter Aufsicht einer Lehrkraft und ohne technische Hilfsmittel lösen. Allein in Deutschland haben im vergangenen Jahr über 800.000 Schüler:innen mitgemacht. In diesem Jahr wird er am 18. April stattfinden. Anmeldeschluss ist der 08. März.

Interessiert ihr euch nur für die Aufgaben und möchtet davon im Unterricht Gebrauch machen, könnt ihr auf der Webseite jederzeit die Aufgabenblätter und Lösungen der vergangenen Wettbewerbe seit 1998 abrufen. Jede Menge passende Logikrätsel also, mit denen ihr eine Schulstunde gestalten könnt.

Anspruchsvolle Aufgaben der Aussagenlogik

Für eine anspruchsvollere Auseinandersetzung mit dem Thema Logik ist die  Zusammenstellung der Universität Rostock sehr empfehlenswert. In einem Dokument wurden 20 “Aufgaben zur Entwicklung des logischen Denkens” gesammelt. Auf sieben Scherzaufgaben, bei denen die Schüler:innen aus einem Text logische Schlussfolgerungen ziehen müssen, folgen Aufgaben der Aussagenlogik, die mehr Verständnis erfordern. Bei diesen müssen Sätze formuliert oder zugeordnet werden, damit sie Negationen, Konjunktionen, Adjunktionen, Implikationen und Äquivalenzen entsprechen. Sie eignen sich daher eher für die Klassenstufen 9 und aufwärts. Die Uni Rostock setzt diese auch bei der Lehrerausbildung ein und weist darauf hin, dass auch Lehramtskandidat:innen damit oft erhebliche Probleme hätten. Das bedeutet einerseits, dass ihr euch selbst für die Verwendung dieser Aufgaben gut vorbereiten solltet, andererseits sind sie auch eher dazu gedacht, sie nur gelegentlich einzustreuen. Eine oder mehrere Unterrichtsstunden ausschließlich damit zu gestalten, wird eher nicht empfohlen. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf die Downloadateien (als .pdf oder .doc) des Aufgabenblattes, sowie der Lösung. Sucht ihr nach anderen Übungen zum Thema Aussagenlogik, könnt ihr die Aufführung von Mathods.com anschauen. Diese ist eher auf das Wesentliche, also Formeln reduziert, bietet euch aber ebenfalls eine gute Auswahl.

Logikrätsel mit Alltagsbezug

Fehlt euch für die Logikaufgaben zurzeit der Zugang über den Unterricht, dann können wir euch Rätsel empfehlen, die sich mehr aus dem Alltag ableiten. Das Hoch-Begabten-Zentrum Rheinland hat drei Logikrätsel veröffentlicht, die von Kindern erstellt wurden. Die sogenannten “Logicals” zu den Themen Katzen, Rennautos und Hasen sind in Form von Tabellen gestaltet, die die Schüler:innen ausfüllen müssen. Dafür müssen sie aus bis zu zwölf Aussagen (Bsp.: “Hase 3 ist 1cm größer als Hoppel”) die korrekten Informationen ableiten, zu denen die Tabelle themenspezifische Angaben macht.

Weitere Rätsel dieser Form findet ihr auch bei LOGIKLAB. Je nach Alter eurer Klasse, könnt ihr eure Schüler:innen sicherlich für Aufgaben mit Namen wie “Harry Potter” und “Lieferantenchaos” begeistern. Beachten müsst ihr hier nur, dass die Logikrätsel online ausgefüllt werden müssen. Ihr könnt diese also entweder nachbauen, oder sie einfach mit dem Beamer vor der Klasse zeigen. Die Tabellen können sich die Kinder ganz einfach selbst aufzeichnen. Diese Logikrätsel können auch gut in Kleingruppen bearbeitet werden. Und Apropos Harry Potter: Im ersten Buch müssen Harry, Ron und Hermine auch ein Rätsel Logikrätsel lösen. Vielleicht ist ja Snapes Flaschenrätsel ein guter Einstieg zum Thema Logik in eurem Unterricht.

Welche Logikrätsel gefallen euch besonders gut und welche könnt ihr für die Arbeit mit den Schüler:innen empfehlen? Schreibt es gerne in die Kommentare!

Interview: Wie sollen Lehrkräfte mit ChatGPT und Co. im Unterricht umgehen?
ChatGPT und andere KI-Tools drängen in die Klassenzimmer von Deutschlands Schulen. Lehrkräfte müssen sich dazu verhalten. Doch welcher Weg ist der Richtige? Lehrer News hat mit dem Lehrer und Digitalisierungsblogger Joscha Falck über diese Frage gesprochen.
Von
Justus Wolters
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January 2024
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Mit ChatGPT und anderen KI-basierten Programmen drängen immer stärker sehr weit entwickelte Tools in die Klassenzimmer. Gerade für textbasierte Aufgaben, wie etwa Aufsätze oder Analysen von Artikeln oder Gedichten, ist es für Lehrkräfte extrem herausfordernd zu erkennen, ob die Aufgaben mit oder ohne den Einsatz von solchen Programmen bearbeitet wurden. Einige Lehrkräfte wehren sich gegen diese technologische Entwicklung, andere versuchen, den neuen Herausforderungen angemessen zu begegnen. Für alle ist und bleibt es eine Herausforderung. Lehrer News hat mit Joscha Falck über den Einsatz von KI  im Unterricht gesprochen. Er ist Mittelschullehrer und als Schulentwicklungsmoderator Teil eines sogenannten Innovationsteams für digitale Bildung in Mittelfranken. In diesem Rahmen beschäftigt er sich mit aktuellen Entwicklungen rund um ChatGPT und Co. 

Lehrer News: Mit ChatGPT und weiteren KI-Anwendungen sehen sich Lehrkräfte mit einer geradezu revolutionären technischen Entwicklung konfrontiert. Einige verweigern sich dieser Entwicklung noch und versuchen sie aus den Klassenzimmern herauszuhalten. Halten Sie das für sinnvoll?

Falck: Mit dem Ausdruck „verweigern“ wäre ich in diesem Zusammenhang vorsichtig. Die Gründe, warum Lehrkräfte das Thema Künstliche Intelligenz (noch) nicht aktiv angehen, sind ja sehr unterschiedlich. Oftmals sind es eigene Unsicherheiten und/oder datenschutzrechtliche Bedenken. Zudem fehlen in den meisten Bundesländern dienstlich bereitgestellte Tools, mit denen Lehrkräfte arbeiten können. Trotzdem halte ich es nicht für sinnvoll, Künstliche Intelligenz aus den Klassenzimmern herauszuhalten, ganz im Gegenteil. Die Schule sollte vor den technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nicht die Augen verschließen und sich dem Thema annehmen.

Lehrer News: Schüler:innen nutzen zunehmend diese Tools, um etwa Hausaufgaben oder Aufsätze zu schreiben – auch Klassenarbeiten zu bestehen. Wie sollte das System Schule in Deutschland darauf reagieren?

Falck: Die Verfügbarkeit von generativer KI stellt die Art und Weise, wie Schule in Deutschland funktioniert, in Frage. Das gilt für Hausaufgaben, den Umgang mit Wissen und auch für Prüfungen. Bestimmte Aufgabentypen, die in Sekundenschnelle von ChatGPT gelöst werden können, brauche ich so nicht mehr zu stellen. Stattdessen wäre es sinnvoll, über neue Aufgabenstellungen nachzudenken, die einerseits kompetenzorientiert angelegt sind und auch auf Kommunikation, Kollaboration und Kreativität abzielen. Andererseits braucht es Aufgaben, die die Nutzung von KI integrieren, z. B. als Feedback-Instrument bei der Textüberarbeitung oder als Planungsassistent bei Projektaufgaben. Innerhalb des Systems müssen jetzt Beispiele für solche Aufgaben entwickelt werden, z. B. im Rahmen von Fortbildungen und/oder einem Schulentwicklungsschwerpunkt Künstliche Intelligenz. 

Lehrer News: Welche Dimensionen müssen wir betrachten, wenn wir über KI in der Schule sprechen?

Falck: In Bezug auf das Thema KI besteht der Bildungsauftrag der Schule darin, Schülerinnen und Schüler fit zu machen für ein Leben in einer KI-geprägten Welt. Dazu benötigen sie einerseits Wissen über die Technik hinter ChatGPT und Co., andererseits sollten sie einen mündigen, verantwortungsvollen, reflektierten und kritischen Umgang mit derartigen Tools in der Schule erlernen. Es geht also darum, KI zum Lerngegenstand zu machen (Lernen über KI) und Künstliche Intelligenz als Werkzeug einzusetzen (Lernen mit KI). Darüber hinaus kann Künstliche Intelligenz in Form intelligenter Tutorsysteme (ITS) zum Einsatz kommen, bspw. in adaptiven Lernsystemen wie der Mathematik-Software Bettermarks. Diesen Bereich kann man als Lernen durch KI bezeichnen. Und dann bin ich überzeugt, dass die Bearbeitung von Künstlicher Intelligenz auch erfordert, grundsätzlich über sich, das eigene Lernen und Bildung in der heutigen Zeit nachzudenken, z. B. ausgehend von der Frage, warum man eigentlich noch lernen muss, was die KI besser kann als ich selbst (Lernen trotz KI). Zuletzt habe ich in einem Beitrag darauf verwiesen, dass es angesichts von immer mehr Technik und digitalen Tools aus meiner Sicht wichtig ist, Räume ohne KI zu erhalten. Damit sind zum Beispiel Projektformen gemeint, erlebnispädagogische Elemente, Theater, Musik, Sport, Formate wie der FreiDay oder praktisches Arbeiten – authentische Lernsituationen also, in denen Schülerinnen und Schüler aktiv werden und Selbstwirksamkeit in realen Beziehungen erfahren.

Lehrer News: Schüler:innen adaptieren die neuen technischen Möglichkeiten zum Teil viel schneller als Lehrkräfte. Wie können sich Lehrer:innen schnell weiterbilden, um bei dem Thema sattelfest zu sein?

Falck: Die KI-Forscherin Doris Weßels betont in diesem Zusammenhang die 4 A´s: Das erste A ist Aufklärungsarbeit in der Fläche der Schullandschaft, z. B. durch Fortbildungen. Lehrkräfte müssen umreißen, was generative KI ist und kann, wo die Grenzen liegen und welche Chancen und Risiken es gibt. Das zweite A ist das Ausprobieren der Tools, zunächst einmal für sich selbst, z. B. im Rahmen der Unterrichtsvorbereitung. Dabei geht es um die (neue) Erfahrung der Mensch-Maschine-Interaktion, um die Faszination, aber auch um die Irritation, die das auslöst. Das dritte A ist Akzeptieren, dass ChatGPT und Künstliche Intelligenz keine Modeerscheinungen sind. Und das vierte A meint Aktiv werden, z. B. indem man sich austauscht, gemeinsam im Kollegium Ideen entwickelt und das Thema Künstliche Intelligenz an das schuleigene Medienkonzept ankoppelt.

Lehrer News: KI-Systeme können von Lehrkräften auf produktive Weise genutzt werden. Welche Tipps geben Sie Lehrkräften dafür mit?

Falck: KI-Tools können Lehrkräfte insbesondere in der Unterrichtsvorbereitung entlasten. Dazu kann ich ChatGPT u. a. für das Erstellen von Infotexten, für Arbeitsaufträge, für Differenzierungsmaterialien, für Übungen (Quiz, Lückentexte etc.), aber auch für Schulaufgaben, Erwartungshorizonte und sogar für Korrekturen nutzen. Bild-KI-Tools können darüber hinaus bei der Veranschaulichung von Unterrichtsinhalten nützlich sein. Zudem kann es entlastend sein, Schülerinnen und Schülern bestimmte Tools im Unterricht zur Verfügung zu stellen, um Aufgaben mit Hilfe von KI-Feedback zu überarbeiten. Das geht zum Beispiel mit dem kostenlosen Feedback-Tool PEER von der Technischen Universität München.

Lehrer News: Was muss sich auf struktureller Ebene in der Bildungspolitik tun, damit dieser Schritt der Digitalisierung nicht komplett verschlafen wird?

Falck:
Derzeit scheint es so, als hätten wir 16 Kultusministerien, die sich dem Thema unabhängig voneinander annehmen. Zumindest lassen die zahlreichen verschiedenen Handlungsempfehlungen der Länder zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz darauf schließen. Da liegt der Gedanke nahe, dass Abstimmungen und Kooperationen hilfreich sein könnten. Sachsen-Anhalt stellt für Lehrkräfte mit emuKI beispielsweise eine eigene KI-Schnittstelle zur Verfügung, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz haben eine landesweite Lizenz für die fobizz-Tools gekauft, mit denen Lehrkräfte KI für sich nutzen, diese aber mit den fobizz-Klassenräumen auch ihren Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stellen können. Diese Initiativen sind einerseits wünschenswert und vielleicht sogar wegweisend. Andererseits fördern sie auch eine ungleiche Verteilung von Bildungschancen. Ich würde mir hier wünschen, dass Lehrkräften aller Bundesländer KI-Werkzeuge von ihren Arbeitgebern zur Verfügung gestellt werden. Zum einen als Werkzeug für die eigene Tätigkeit, zum anderen, um KI-Tools datenschutzkonform im Unterricht einsetzen zu können.

Lehrer News: Wie glauben Sie, werden KI-Systeme die Schule, wie wir sie kennen, in den nächsten zwei, drei Jahren verändern?

Falck: KI-Systeme werden dazu beitragen, dass sich viele Entwicklungen im digitalen Bereich noch einmal beschleunigen und an Komplexität gewinnen. Ich befürchte, dass sich dadurch auch die Unterschiede zwischen Schulen, die schon viel im Bereich digitaler Lehr-/Lernkultur gearbeitet haben und anderen, bei denen diese Entwicklung nachschleppt, noch einmal vergrößern. Abgesehen davon wünsche ich mir, dass die Möglichkeiten von KI als Impuls für eine Weiterentwicklung der Unterrichtskultur genutzt werden (Prüfungen, Aufgabenkultur, Individualisierungsmöglichkeiten durch adaptive Lernsysteme, Feedback durch KI etc.) und nicht einfach nur dazu beitragen, dass alles ein bisschen effektiver wird, aber im Kern so bleibt wie es ist.

Lehrer News: In welchen Bereichen nutzen Sie selbst solche Systeme und welche nutzen Sie genau?

Falck: Ich nutze ChatGPT und Microsoft Copilot für die Unterrichtsvorbereitung. Darüber hinaus arbeite ich mit meinen Schülerinnen und Schülern immer wieder mit den KI-Tools von fobizz und experimentiere mit den Feedback-Möglichkeiten von PEER und Fiete. Im Informatik-Unterricht haben wir Künstliche Intelligenz zudem umfangreich behandelt, z. B. in Bezug auf maschinelles Lernen und auf Fake News. Und in Mathematik nutzen wir an unserer Schule Bettermarks

Lehrer News: Vielen Dank für die Antworten auf Fragen, die sich viele Lehrkräfte gerade stellen dürften!

Wie steht ihr zu diesem Thema? Sollte es etwa KI-freie Unterrichtsphasen oder KI-freie Aufgaben geben? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Willkömm’ in Sachsn: 4 Ziele für eure nächste Exkursion
Von beeindruckender Natur bis hin zu Zeitreisen, in die Vergangenheit: Das Bundesland Sachsen bietet eine Vielfalt an spannenden Ausflugszielen, die ihr für die nächste Exkursion mit eurer Klasse nutzen könnt.
Von
Jenny Hedermann
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January 2024
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"So geht sächsisch" - das Motto Sachsens verrät schon viel über die einzigartige Mischung aus urigem Charme, lebendiger Geschichte und einer Prise Humor, die diesem Bundesland seinen unverwechselbaren Charakter verleiht. Im Herzen Deutschlands eröffnen sich für euch und eure Klasse vielseitige Möglichkeiten, um dem Klassenzimmer zu entfliehen und den Unterricht nach draußen zu verlagern.

In diesem Artikel stellen wir euch einige Ausflugsziele vor, die ihr so vielleicht nicht auf dem Schirm hattet: Warum zum Beispiel nicht mal einen Alpakahof besuchen? Dieses Bundesland bietet nicht nur eine reiche Geschichte und beeindruckende Architektur, sondern auch abseits der üblichen Ausflugsziele viele überraschende Erlebnisse. Falls ihr auf der Suche nach Exkursionszielen seid und Sachsen für euch zu weit entfernt ist, haben wir auch für andere Bundesländer einige Ziele zusammengestellt, bei denen ihr sicher fündig werdet!

Auwaldstation Leipzig

(Quelle: Auwaldstation)

Mit der Auwaldstation Leipzig, Bildungszentrum und Naturschutzstation, habt ihr und eure Schulklasse die Möglichkeit  an spannenden Umweltbildungsprogrammen teilzunehmen, welche den Fokus auf lebendiges, erlebnisorientiertes Lernen in der freien Natur setzen. Die Auwaldstation vermittelt dabei die fachlichen Inhalte nach dem Prinzip "Lernen mit Herz, Hand und Verstand". Eure Schüler:innen haben hier die Möglichkeit, die Natur auf eine einzigartige Weise zu erleben, dabei stets in Bewegung zu bleiben und somit einen erfrischenden Ausgleich zum Schulalltag zu finden. Insbesondere für die Fächer Naturwissenschaften und Biologie bieten die Programme die Gelegenheit, ökologische Zusammenhänge mit allen Sinnen zu erfahren. Die Auwaldstation fördert nicht nur das freie Lernen, sondern auch den Gemeinschaftssinn und die Kreativität der Teilnehmer:innen. 

Die Programme sind auf verschiedene Altersgruppen abgestimmt und dauern in der Regel zwei bis drei Stunden, können aber auch ganztägig gestaltet werden. Pro Schüler:in liegen die Kosten bei drei bis fünf Euro.

Mit einer Vielzahl von Angeboten, wie beispielsweise Waldexkursionen, bei denen die Lebensräume des Waldes, die verschiedenen Stockwerke des Waldes und die Lebensweise ausgewählter Waldbewohner erkundet werden, oder interaktiven Workshops zum Klimawandel, bietet die Auwaldstation Leipzig ein breites Spektrum an Lernmöglichkeiten.

Buchen könnt ihr einen Besuch in der Auwaldstation unkompliziert per E-Mail, und auf Anfrage könnt ihr auch individuelle und selbstgewählte Themen reservieren. Die Anfahrt zur Auwaldstation ist flexibel gestaltbar: mit der Straßenbahn (Linie 11), der S-Bahn (S3 Halle-Leipzig) mit kostenfreiem Fahrradtransport oder dem Fahrrad auf dem Elster-Radweg entlang. 

Schulmuseum Leipzig - Werkstatt für Schulgeschichte

(Quelle: Creative Commons/Geisler Martin)

Einmal erleben, wie es war, in der DDR zur Schule zu gehen? Das Schulmuseum Leipzig macht es möglich und nimmt eure Schüler:innen mit auf eine faszinierende Reise durch die Leipziger Schul- und Bildungsgeschichte. Mithilfe beeindruckender Sammlungen und Bibliotheksbestände werden in der ehemaligen Stasi-Zentrale nicht nur historische Schulstunden aus der Kaiserzeit und der DDR authentisch dokumentiert, es werden auch Ausstellungen, Workshops und Projekttage über Schule und Widerstand angeboten. Der Schwerpunkt wird auf historisch-politische Bildung gelegt und eignet sich dadurch perfekt für den Geschichtsunterricht.

Schüler:innen haben hier die Möglichkeit eine authentische Unterrichtsstunde zu Kaiser- oder DDR Zeiten zu erleben und so Geschichte hautnah zu erfahren. Die Gestaltung dieser Stunden orientiert sich an Empfehlungen aus den Unterrichtshilfen für DDR-Lehrer und nutzt originale Schulbücher als Quellen. Außerdem werden auch interaktive Workshops und vielfältige Angebote für alle Altersklassen angeboten. Ihr könnt zum Beispiel das „Volksschul-Rollenspiel um 1900“ für die Klassenstufen zwei bis vier buchen oder das fesselnde Thema "Kinder in Uniform - Vergleich der Staatsjugendorganisationen FDJ und HJ" für Klassen 9 und 10. Darüber hinaus bietet das Museum auch spezifische Programme für Gymnasien, Förderschulen und berufliche Schulen an. 

Der Eintritt für einen Besuch des Museums ist frei. Die Anfahrt zum Schulmuseum Leipzig ist bequem mit der Straßenbahn (Linien 1, 3, 4, 7, 9, 12, 14, 15), dem Bus (Linie 9 Thomaskirche) oder der S-Bahn (Linien S1, S2, S3, S4, S5) möglich. Anmelden könnt ihr euch ganz unkompliziert per Mail.

Illusionswelt 

(Quelle: Oskarhausen)

Die Illusionswelt in Freital, nur einen Katzensprung von Dresden entfernt, erstreckt sich über 1000m² und präsentiert über 50 verrückte Fotomotive. Hier können eure Schüler:innen faszinierende Erfahrungen über die menschliche Wahrnehmung sammeln und dabei selbst Teil der Illusion werden.

In der Illusionswelt habt ihr die Möglichkeit, spielerische Einblicke in verschiedene Kunstepochen, optische Täuschungen und Medienbildung zu bekommen. Eure Schüler:innen können sich zum Beispiel an optischen Täuschungen an einer Illusions-Lernwand versuchen, auf der ebenfalls Informationen zu den verschiedenen Phänomenen stehen. Die Illusionswelt Dresden lässt sich daher mit verschiedenen Fächern wie Literatur/Medien, Mathe, Informatik und Digitalisierung verknüpfen. Ein großer Pluspunkt, der euch die Arbeit ein bisschen erleichtert, ist, dass Handouts mit passenden Aufgaben bereitgestellt werden, die das von euch gewählte Themengebiet vertiefen. 

Der Eintritt für angemeldete Schulklassen beträgt 6,50 Euro pro Person, wobei pro zehn Schüler:innen eine Begleitperson kostenfrei teilnehmen kann. Ihr werdet bei der Ankunft empfangen und eure Schüler:innen können ihre Rucksäcke sicher in einem separaten Raum verstauen. Danach steht euch die Illusionswelt zur selbstständigen Erkundung bereit, wofür ihr etwa zwei Stunden einplanen solltet.

Die Illusionswelt ist bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Von Dresden Hauptbahnhof führt die Linie 66/B in etwa 20 Minuten zur Haltestelle Windbergallee, die nur wenige Minuten von der Illusionswelt entfernt liegt.

Trickys Alpakahof

(Quelle: pixabay)

Habt ihr Lust, mal etwas ganz anderes mit eurer Klasse zu erleben? Dann ist vielleicht ein Besuch auf Trickys Alpakahof in Geringswalde etwas für euch. Hier haben eure Schüler:innen die Möglichkeit, artgerechte Tierhaltung im Jahresverlauf kennenzulernen und dabei eine Vielzahl von Tieren zu entdecken, darunter Mini-Schweine, Hühner, Zwergziegen und natürlich die beliebten Alpakas.

Ihr erhaltet hier nicht nur einen Einblick in die Tierwelt, sondern habt auch die Möglichkeit, die Verarbeitung von Alpakawolle durch verschiedene Techniken selbst auszuprobieren. Vom Spinnen bis zum Filzen können eure Schüler:innen aktiv an handwerklichen Prozessen teilnehmen. Mit dem Programm werden auch die Themen Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung behandelt, insbesondere im Kontext von Umwelt und Natur. Die Aktivitäten eignen sich somit besonders für Fächer wie Biologie und Geografie. Durch das  geschulte Personal vor Ort wird der Besuch auf Trickys Alpakahof zu einem lehrreichen und unterhaltsamen Erlebnis. Um sicherzustellen, dass alles reibungslos verläuft, ist eine vorherige Anmeldung per Mail erforderlich. Der Kostenbeitrag beträgt 10 Euro pro Schüler:in.

Die Anfahrt zum Alpakahof ist je nach Richtung unterschiedlich: Aus Hartha kommend, folgt ihr der B175, biegt am Abzweig Talsperre Kriebstein links ab und fahrt direkt hinter dem Ortseingangsschild Altgeringswalde rechts auf den Bauernhof. Aus Richtung Mittweida kommend folgt ihr einfach dem Straßenverlauf der Hauptstraße in Altgeringswalde und biegt links hinter einem gelben Häuserblock ab.

Wie ihr seht, hat Sachsen einiges an Ausflugszielen zu bieten. Waren für euch interessante Ziele dabei oder habt ihr in unserer Auswahl welche vermisst? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

DPhV beglückwünscht Streichert-Clivot zur KMK-Präsidentschaft und mahnt: Erfahrene Lehrkräfte mit Anreizen im Dienst halten / Keine Zuverdienstgrenze für Pensionäre
Der Deutsche Philologenverband beglückwünscht Christine Streichert-Clivot zur KMK-Präsidentschaft und mahnt: Erfahrene Lehrkräfte sollten mit mehr Anreizen im Dienst gehalten werden und die Grenzen beim Zuverdienst für pensionierte Lehrkräfte wegfallen.
Von
Redaktion
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January 2024
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DPhV beglückwünscht Christine Streichert-Clivot zur KMK-Präsidentschaft und mahnt: Erfahrene Lehrkräfte sollten mit mehr Anreizen im Dienst gehalten werden / Keine Grenze beim Zuverdienst für pensionierte Lehrkräfte

Berlin, 12.01.2024 – Der Deutsche Philologenverband (DPhV) gratuliert der saarländischen Ministerin für Bildung und Kultur, Christine Streichert-Clivot, zur diesjährigen Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz (KMK). Die Bundesvorsitzende des DPhV, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, sagt: „Wir wünschen Christine Streichert-Clivot in ihrer neuen Funktion viel Erfolg. Dass sie Themen wie Lehrkräftegewinnung und -qualifizierung in den Blick nimmt, begrüßen wir. In diesem Zusammenhang fragen wir: Was kann es Wichtigeres in Zeiten von Lehrkräftemangel geben, als gerade die erfahrenen Lehrkräfte möglichst lange im Dienst zu halten? Setzen Sie sich in der KMK dazu konstruktiv mit unserem Vorschlag auseinander!“

Der Blick des DPhV fällt auf die erfahrenen Kollegen und Kolleginnen, u.a. auf die sog. „Babyboomer“, auf diejenigen, die das Bildungssystem stabilisieren, die solide ausgebildet wurden, die unterrichten können und die für die Schülerinnen und Schüler möglichst lange erhalten bleiben sollten – ebenso wie für die nachfolgenden Lehrkräfte, die sie unterstützen und beraten können, wenn ihnen die Gelegenheit dazu gegeben wird. Lin-Klitzing: „Es wäre geradezu fahrlässig, ihr Potential nicht länger auszuschöpfen!“ 

Deutschlandweit wurden zuletzt 17% der pensionierten Lehrkräfte wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand entlassen. 59% ließen sich vorzeitig pensionieren und nur 21% erreichten die gesetzliche Altersgrenze (laut Destatis). Damit der Großteil der Lehrkräfte länger im aktiven Dienst bleiben kann, müsse die Altersermäßigung deutlich erhöht werden, so Lin-Klitzing: „Wenn Lehrkräfte ab 55 Jahren zwei Stunden, ab 60 vier Stunden und ab 62 sechs Stunden Altersermäßigung bekämen, ist meine Hypothese, dass eine große Anzahl deutlich länger im Dienst bleiben würde. Wer also bis zur Regelaltersgrenze arbeitet, muss ab 63 für dasselbe Geld nur noch mit einem Dreivierteldeputat unterrichten.“

In der verbleibenden vollen Arbeitszeit sollen diese Lehrkräfte neue Kollegen und Kolleginnen, Quer- und Seiteneinsteiger unterstützen, immer noch nötige Verwaltungsaufgaben übernehmen oder beispielsweise Klassenreisen und Veranstaltungen vorbereiten. Jüngere Lehrkräfte bekämen dadurch mehr Zeit für ihre eigentliche Kernaufgabe: den Unterricht. 

Lin-Klitzing: „Darüber hinaus muss in Zeiten des Lehrkräftemangels den 21% der Lehrkräfte, die mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand versetzt wurden, die Möglichkeit eingeräumt werden, freiwillig weiter unterrichten zu können. Deshalb sollte es keine Höchstgrenze für Zuverdienst geben. Dementsprechend ist umgehend die Zuverdienstgrenze für pensionierte Lehrkräfte auszusetzen, damit diese mit genau dem Stundenmaß eingesetzt werden können, mit dem es ihnen selbst möglich und der aktuell notwendigen Unterrichtsversorgung dienlich ist, ohne dass die Pensionäre deshalb finanzielle Einbußen erleiden. Und selbstverständlich darf es keinen Ausschluss von Rentnern und Pensionären bei Sonderzahlungen für Lehrkräfte geben.“

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder sind Lehrkräfte an Gymnasien und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehrbeauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrkräftebildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im „dbb beamtenbund und tarifunion“ und im Deutschen Lehrerverband (DL).

Aller Anfang ist schwer: Hindernisse zum Start ins neue Jahr
Streiks, Proteste, Ausfälle und Co.: Welche Hindernisse machten sich in der ersten vollen Schulwoche des Kalenderjahres bemerkbar? Ein Überblick darüber, wie es der Bildungswelt beim Start ins Jahr 2024 erging
Von
Maria Ivanov
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January 2024
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Die Besinnlichkeit der Feiertage hielt nicht besonders lang an: Bereits zu Beginn des Jahres kommt man im Alltag um einige gesellschaftspolitische Themen nicht herum. Berichte zu Streiks, Protesten, Ausfällen und dergleichen – für manche sind es nur sich häufende Nachrichtenmeldungen, für andere durchaus frustrierende Behinderungen im Alltag. Auch vor dem Schulalltag machen die vielen sich momentan überlagernden Geschehnisse in Deutschland nicht halt. Heute schließt die erste Schulwoche im neuen Jahr ab, doch vielerorts konnte kein regulärer Unterricht stattfinden. Wir haben auf einen Blick zusammengefasst, vor welchen Hindernissen sich die Bildungswelt zum Start ins Jahr 2024 wiederfand.

Bauernproteste

Die Aktionswoche der deutschen Bauern fand in dieser Woche statt und war damit in aller Munde. Vor allem großflächig aufgezogene Proteste in Form von Blockaden des Straßenverkehrs sorgten nicht nur für Aufsehen, sondern vor allem im Schulkontext auch für Ausfälle: Der gewählte Startzeitpunkt 08.01. war nicht nur irgendein Montag, sondern für viele Bundesländer auch der erste Schultag im neuen Jahr. Wie Lehrer News bereits berichtete, stellten die Verkehrsbehinderungen vielerorts ein Problem für den Schulweg dar. Einige Schulen, die wegen der Protestaktionen nicht oder nicht rechtzeitig zu erreichen waren, legten ihren ersten Schultag ausnahmsweise ins digitale Klassenzimmer um oder sahen Schüler:innen bei Nicht-Erscheinen automatisch als entschuldigt an, so zum Beispiel in Rheinland-Pfalz

Bahnstreik

Den Weg versperrende Traktorenscharen sollten in dieser Woche nicht das einzige sein, das zwischen Mitgliedern der Schulfamilie und ihrem normalen Alltag stehen sollte. Mit den vorübergehenden Weihnachtsferien kam auch das Ende der noch im Vorjahr ausgerufenen Streikpause der Lokführergewerkschaft GDL. Ab dem 08. Januar durften deren Mitglieder offiziell wieder ihre Arbeit niederlegen, um zu streiken. Die Folge aus Sicht der Schulen: Nicht nur reguläre Pendler:innen können vielerorts nicht ihren Lern- oder Arbeitsplatz erreichen, sondern auch diejenigen, die aufgrund der Bauernproteste nicht die Straßen benutzen konnten, hatten keinen Zugriff auf den öffentlichen Schienenverkehr als Alternative. In Brandenburg beispielsweise wurde aus diesen Gründen die Präsenzpflicht für Schüler:innen aufgehoben, auch das Bildungs- und Schulministerium Nordrhein-Westfalen zeigte sich verständnisvoll: “Eltern können im Einzelfall selbst entscheiden, ob der Weg zur Schule für ihr Kind zumutbar ist und können ihr Kind gegebenenfalls vom Schulbesuch abmelden.” Im bayerischen Landkreis Ebersberg galt weiterhin die Prämisse, der Unterricht habe in Präsenzform stattfinden zu lassen: “Sollen es einzelne Schüler tatsächlich nicht oder zu spät zum Unterricht schaffen, müssen sie von ihren Eltern entschuldigt werden,” gab das dortige Landratsamt bekannt.

Auf Nachfrage über unseren Instagram-Kanal hat rund die Hälfte der Community angegeben, dass die Bahnstreiks den Schulalltag negativ beeinflusst haben. 70 Prozent von euch konnten ihren Unterricht dennoch pünktlich starten, und auch wenn es einige Verspätungen von euren Schüler:innen gegeben hat, gaben immerhin 59 Prozent an, dass die Streiks überhaupt keinen Einfluss auf ihren Unterricht gehabt hätten. In den Distanzunterricht wechselten etwa zehn Prozent der Abstimmenden. 

Wetterlage

Ein weiterer Grund, der den Einstieg in das neue Kalenderjahr bzw. die erste Schulwoche erschwerte, waren extreme Witterungsbedingungen. Ein erheblicher Kälteeinbruch sorgte für Glätte, die Schulwege für jedes Verkehrsmittel teils zu unsicher werden ließ. Auch für diesen Fall gab es, wie beispielsweise in NRW, kulante Ausnahmeregelungen für Schüler:innen, die dem Unterricht nicht beiwohnen konnten: “Ein nicht vorhersehbarer Grund für ein Schulversäumnis kann der plötzliche Eintritt extremer Witterungsverhältnisse [...] sein.” Verspätungen oder das Fernbleiben vom Unterricht seien in diesen Fällen entschuldigt gewesen.

Hochwasser

Nicht zuletzt sorgten neben all den bisher genannten Strapazen auch noch Hochwasser und Überschwemmungen für einen eher unangenehmen Start ins Kalenderjahr. Vor allem im Norden Deutschlands gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) Regenwarnungen bekannt. Laut dpa setzten einige Schulen im Grenzgebiet zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt deshalb  vorübergehend die Schulpflicht aus. 

Auch hier haben wir euch via Instagram befragt: In Abstimmungstools in unserer Story gaben nur neun Prozent an, dass ihr Schulalltag in dieser Woche vom Hochwasser beeinflusst worden wäre. Die Auswirkungen bei Betroffenen aus der Community verteilen sich auf das Fehlen einzelner Lehrkräfte sowie das Fernbleiben von bis zur Hälfte der Schulklasse. Gesamte Schulausfälle oder Umlagen auf den Distanzunterricht gab es nach euren Angaben jedoch keine.

Habt ihr in dieser ersten Schulwoche ähnliche Erfahrungen gemacht, oder lief vielleicht doch alles glatt? Lasst uns gerne einen Kommentar da!

KI in Schulen: Chancen erkennen, Zukunft gestalten, Verantwortung übernehmen
Sind Sie Lehrkraft und interessieren sich für die Integration von Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich? Der erste KI Summit für Lehrkräfte am 19. Februar 2024 in Hamburg, bietet Ihnen eine exklusive Gelegenheit zur Weiterbildung und Vernetzung.
Von
Redaktion
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January 2024
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Innovative Workshops, hochkarätige Keynote und Networking für Lehrkräfte am 19. Februar 2024 in Hamburg

Die Körber-Stiftung und App Camps präsentieren den ersten KI Summit für Lehrkräfte. Unter dem Motto "KI in Schulen: Chancen erkennen, Zukunft gestalten, Verantwortung übernehmen" bietet die Veranstaltung eine einzigartige Gelegenheit für interessierte Lehrkräfte, sich im Bereich Künstlicher Intelligenz weiterzubilden und neue Perspektiven zu gewinnen.

Das Event findet am Montag, den 19. Februar 2024, von 15:00 bis 19:00 Uhr in der Körber-Stiftung, Kehrwieder 12, 20457 Hamburg, statt. Lehrkräfte haben die Möglichkeit, an einer hochkarätigen Keynote von Hauke Pölert teilzunehmen, gefolgt von einem Gespräch mit Schulsenator Ties Rabe zum aktuellen Stand von KI & Schule.

Eine Pause zum Netzwerken bietet die Gelegenheit, Kolleg:innen zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. Anschließend gibt es die Möglichkeit, an einer Vielzahl von KI-Workshops teilzunehmen, die Einblicke in die Anwendung von KI im Bildungsbereich geben. 

Die Veranstaltung ist kostenlos, jedoch sind die Plätze begrenzt. Die Anmeldung ist bis zum 15. Januar 2024 möglich. Nach diesem Datum werden die Plätze vergeben.

Der KI Summit für Lehrkräfte markiert einen Meilenstein in der Fortbildung für Lehrpersonal und die Integration von Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich. Die Kooperation zwischen Körber-Stiftung und App Camps verspricht einen inspirierende Veranstaltung voller Erkenntnisse und Netzwerkmöglichkeiten zu werden.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme am ersten KI Summit für Lehrkräfte!

So könnt ihr euren Schüler:innen beim Schüler-BAföG helfen
Einige Schüler:innen haben die Möglichkeit Schüler-BAföG zu beziehen. Der Clou: Sie müssen davon nichts zurückzahlen. Die Antragstellung ist allerdings mit vielen Hürden und Kriterien versehen. Wir haben einen ersten Überblick erstellt.
Von
Justus Wolters
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January 2024
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Vielen Schüler:innen ist nicht bewusst, dass sie möglicherweise Anspruch auf das Schüler-BAföG haben. Ihr könnt ihnen helfen, indem ihr erstmal die Perspektive eröffnet, dass sie überhaupt die Chance auf Geld vom Staat haben. Das Schüler-BAföG funktioniert im Grunde wie das BAföG für Studierende mit dem entscheidenden Unterschied, dass Schüler:innen die Förderung nicht zurückzahlen müssen. 

Wer hat Anspruch auf Schüler-BAföG?

Das BAföG wäre nicht das BAföG, wenn es hier nicht schon kompliziert werden würde. Wer tatsächlich Anspruch auf die Förderung hat, ist abhängig von der besuchten Schulform, dem Wohnort, möglicher Vorbildung und einigen Sonderregeln. Für die Schüler:innen ist die Chance auf das Beziehen von BAföG je nach Schulform unterschiedlich:

1. Zunächst kommt das BAföG für Schüler:innen der Haupt-, Real-, Gesamt- und Berufsfachschule sowie des Gymnasiums in Frage. Schüler:innen müssen allerdings in der 10. Klasse oder einer höheren Stufe sein. Hierbei sind aber noch weitere Voraussetzungen zu erfüllen. Die Schüler:innen dürfen nicht mehr in ihrem Elternhaus leben und der Grund dafür muss sein, dass die Distanz zwischen Wohnort und Ausbildungsstätte nicht zumutbar gewesen wäre. Ist die Entfernung zwischen den beiden Orten so weit, dass die Schülerin oder der Schüler an drei Tagen in der Woche bei der Hin- und Rückfahrt insgesamt mindestens zwei Stunden unterwegs wäre, dann gilt die Strecke nicht mehr als zumutbar und das Bilden eines eigenen Haushalts als sinnvoll. Auch wenn man eigene Kinder hat oder verheiratet war oder ist, ist das Führen eines eigenen Haushalts legitim und ermöglicht das Beziehen von Schüler-BAföG. 

2. Auch Schüler:innen, die eine Fach- und Fachoberschule besuchen, die keine vorherige Ausbildung voraussetzen und zu keinem berufsqualifizierenden Abschluss führen, haben Chancen auf Schüler-BAföG. Auch hier gelten die Voraussetzungen, dass die Schüler:innen nicht mehr zu Hause wohnen dürfen, Kinder haben oder verheiratet sein müssen. 

3. Besuchen eure Schüler:innen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung  eine Berufsaufbauschule, Fachoberschule oder eine Fachschule, können sie ebenfalls Schüler-BAföG erhalten. 

4. Zu guter Letzt zählen auch die Schulen zu den qualifizierenden Bezugsgruppen, auf denen eure Schüler:innen ihren mittleren Abschluss nachholen können. Dazu zählen Abendhauptschulen oder Abendrealschulen. Auch Schüler:innen, die das Abendgymnasium besuchen, können Schüler-BAföG beziehen. Dieses kann sogar elternunabhängig beantragt werden. 

Es gibt noch weitere Kriterien bei der Vergabe des BAföGs, zum Beispiel die Staatsangehörigkeit. Grundsätzlich gibt es die Förderung nur für deutsche Staatsangehörige, es gibt aber Ausnahmen für Menschen mit anderen Staatsangehörigkeiten. Auch das Alter ist entscheidend. Die Altersgrenze liegt bei Antragstellung bei 45 Jahren. Auch hier gibt es Ausnahmen, etwa bei Bedürftigkeit oder besonders triftigen Gründen für einen nach hinten geschobenen Schulabschluss.

Wie hoch fällt das BAföG aus?

Wie viel Geld die Schülerin oder der Schüler bekommt, hängt von der Schulform und der individuellen Lebenssituation ab. Wer zum Beispiel eine abgeschlossene Berufsausbildung hat, bekommt mehr BAföG. Es wird auch berücksichtigt, ob der Schüler oder die Schülerin eine eigene Wohnung benötigt.

Dies führt dazu, dass Schüler:innen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, die eine Fachschule oder ein Abendgymnasium besuchen und einen eigenen Haushalt führen, potenziell Aussicht auf den höchsten BAföG-Satz haben. 

In die Berechnung des Satzes fließen dann noch das Einkommen und das Vermögen der Eltern mit ein. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung zeigt dies ganz anschaulich an verschiedenen Beispielen auf seiner Webseite auf. Der BAföG-Satz fällt höher aus, wenn eure Schüler:innen noch eigene Kinder betreuen. Hier ist es möglich, einen Kinderbetreuungszuschlag in Höhe von pauschal 160 Euro pro Kind zu erhalten. Wann eure Schüler:innen den BAföG-Antrag stellen, ist keineswegs irrelevant. Hier gilt, je früher, desto besser. Die Förderung wird nämlich frühestens mit dem ersten Monat der Antragstellung gezahlt. 

Durch die vielen unterschiedlichen Kriterien und Ausgestaltungen des Schüler-BAföGs reicht es erstmal aus, wenn ihr euren Schüler:innen die zentralen Punkte mit auf den Weg gebt: Die Förderung muss nicht zurückgezahlt werden, je nach Schulform ist es entscheidend, ob man noch bei den Eltern wohnt, Kinder hat oder verheiratet ist und die grundlegenden Voraussetzungen wie das Alter und die Staatsangehörigkeit müssen erfüllt sein. 

Bei der Beantragung werden mit Sicherheit viele weitere Fragen entstehen. Hierbei gibt es diverse Anlaufstellen, die ihr euren Schüler:innen mit an die Hand geben könnt. Dazu gehört zuallererst die allgemeine BAföG-Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Auch auf der Seite bafoeg-aktuell sind viele weitere hilfreiche Infos zu finden. Und auf Youtube informiert der Kanal meinBafoeg über die Antragstellung und Neuigkeiten rund ums BAföG. 

Habt ihr bereits Erfahrungen mit dem Schüler-BAföG gemacht und hat es euren Schüler:innen geholfen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

Outlook und Thunderbird: Diese E-Mail-Programme erleichtern den Arbeitsalltag
Thunderbird und Outlook sind Programme, die dabei helfen, den eigenen E-Mail-Verkehr gut und übersichtlich zu strukturieren. Mit einigen Funktionen können die Anwendungen so den Arbeitsalltag erleichtern.
Von
Jonas Schneider
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January 2024
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Der Schulalltag als Klassenlehrer:in ist mit jeder Menge Organisationsarbeit verbunden. Sichtbar wird dies unter anderem im regen E-Mail-Verkehr, der abgearbeitet werden will. Um dabei einen guten Überblick zu behalten, gibt es Programme, die euch mit nützlichen Funktionen unterstützen. Thunderbird und Outlook sind genau solche Dienste, mit denen ihr euren Mailverkehr und euren Kalender strukturieren könnt. Wir geben euch einen Überblick, weshalb sich die Nutzung für euch lohnen kann.

Warum sich ein E-Mail-Programm lohnt

Jeder Mail-Provider hat in der Regel eine eigene Webmail- oder Desktopanwendung, mit der ihr eure Mails verwalten könnt. Bei diesen wird oft Werbung geschaltet, wodurch es ihnen oft an Übersichtlichkeit mangelt. Genau deshalb gibt es professionelle Mail-Programme, die für den Arbeitsalltag optimiert sind. Diese ermöglichen euch, auch mehrere Mailadressen gebündelt zu verwalten. So könnt ihr beispielsweise private und berufliche Mails in einem Programm zusammenlaufen lassen, ohne dass diese verschmischt werden. Um eure Work-Life-Balance müsst ihr euch dahingehend nicht sorgen. Auch wenn ihr mal den Provider wechselt oder eine neue Adresse dazu kommt, bleibt ihr mit einem extra Programm bei eurem gewohnten Workflow.

Eine weitere Stärke von Outlook und Thunderbird ist die gut ausgearbeitete Kalenderfunktion. Diese könnt ihr entweder über die Mailadresse oder Lokal auf eurem PC verwalten. Ihr könnt innerhalb der Programme verschiedene Kalender anlegen und nach Bedarf anzeigen lassen. Das hilft euch dabei, private und berufliche Termine sauber zu trennen. Ihr könnt auch n zwischen unterrichtsrelevanten Terminen, Terminen mit dem Kollegium, Fortbildungen oder Korrekturphasen unterscheiden.

Ebenfalls hilfreich durch die Verknüpfung von Mail- und Kalenderfunktionen ist, dass ihr beispielsweise per Drag and Drop Mails in den Kalender verschieben und so eine Termin erstellen könnt. Das ist nützlich, wenn ihr etwa eine Anfrage für ein Elterngespräch habt, denn im Termin wird dann automatisch der Inhalt der Mail im Notizfeld eingefügt.

Die Unterschiede zwischen Outlook und Thunderbird

Die grundlegenden Vorteile eines Mail-Programms bieten sowohl Thunderbird als auch Outlook. Letzteres ist das weiter verbreitete, da es als Teil von Windows und Microsoft 365 im Paket mit den anderen Office-Anwendungen enthalten ist. Außerdem nutzen viele Unternehmen MS Office, weshalb viele an den Umgang damit gewöhnt sind. Thunderbird hingegen ist ein Open Source Programm von Mozilla und bietet ähnliche Funktionen. Im Gegensatz zu Outlook ist es uneingeschränkt kostenlos. Beide Programme erhalten regelmäßig Sicherheitsupdates und verfügen über Verschlüsselungen für Nachrichten. Damit ihr euch leichter entscheiden könnt, welches von beiden für eure Bedürfnisse besser geeignet ist, stellen wir euch die beiden Konkurrenten und ihre nützlichsten Funktionen einmal vor:

Outlook: Die Profi-Software

(Quelle: Wikimedia Commons)

Viele von Outlooks Stärken liegen darin begründet, dass es zu Microsoft Office gehört. Das Profi-Programm gibt es im Office Paket, das per Abonnement buchbar ist. Mit leicht eingeschränkten Funktionen ist Outlook kostenlos als Mobil- und Web-Version verfügbar. Gleiches gilt für eine Gratis-Version als Desktop Anwendung, die wiederum mit Werbung versehen ist. Durch die Kopplung an Windows findet es fast automatisch auf vielen PCs Verwendung und hat die Entwicklungs-Power eines großen Unternehmens dahinter. Außerdem ist die Software darauf ausgelegt, mit anderen Microsoft Anwendungen zu interagieren und bietet daher viele Möglichkeiten, wie beispielsweise die Verknüpfung mit Skype, Teams oder OneNote. Kern des Programms bleibt aber die Mail- und Kalenderfunktion, deshalb haben wir Anwendungstipps gesammelt, mit denen ihr eure Arbeit erleichtern könnt:

Tipps für Mail in Outlook:

  • Kategorisierung mit Labels: Mit einem Klick könnt ihr Mails ganz einfach mit einem farbigen Label versehen. Wenn ihr beispielsweise verschiedene Labels wie Schüler:innen, Eltern oder Kolleg:innen angelegt habt, sind diese mit einem Klick jeweils einer Farbe zugeordnet und helfen euch, den Überblick zu behalten.
  • Automatisierte Sortierung des Posteingangs: Unter ‘Regeln’ könnt ihr für eingehende Mails von einer bestimmten Domain oder Mailadresse eine automatische Zuteilung zu einem Ordner auswählen. So nimmt euch das Programm lästige Arbeitsschritte ab.
  • Betreff ändern: Mit Doppelklick auf die Betreffzeile einer eingegangenen Mail könnt ihr diese editieren. So lassen sich diese besser wiederfinden, ihr ergänzt eure To Dos oder tragt ein Datum ein, wann ihr die Mail beantworten/bearbeiten wollt.
  • Benachrichtigungen einschränken: Bekommt ihr ständig Benachrichtigungen, die euch von einer Unterrichtsvorbereitung ablenken, dann könnt ihr diese einfach ausschalten. Es ist auch möglich, Benachrichtigungen nur zu einer bestimmten Zeit (bspw. stündlich) zu bekommen oder für wichtige Kontakte, über deren Nachrichten ihr immer sofort informiert werden wollt, Ausnahmen hinzufügen.
  • Schnellbausteine: Müsst ihr in unregelmäßigen Abständen eine sehr ähnliche Mail schreiben, dann könnt ihr Textvorlagen anlegen. Wollt ihr für Einladungen zum Elternabend immer einen ähnlichen Textaufbau, lässt sich dieser Baustein abspeichern und bei Bedarf mit einem Klick in zukünftige Mails einfügen. Dann müsst ihr diese nur mit aktuellen Details ergänzen. Das spart Zeit bei lästigen, immer wiederkehrenden Mails.
  • Kontakte erstellen mit Drag and drop: Zieht ihr die Mailadresse aus einer Mail auf das Symbol für das Adressbuch, öffnet sich automatisch ein Fenster, mit dem ihr den entsprechenden Kontakt anlegen könnt.
  • Kennzeichnen: Ihr könnt Mails mit einem Fähnchen markieren, um sie als To-Do zu kennzeichnen. Dabei gibt es verschiedene Auswahlmöglichkeiten. Je nachdem welches Fähnchen ihr wählt, wollt ihr auf eine Mail (‘heute’, ‘morgen’, ‘bis Ende der Woche’ etc.) reagieren.

Tipps für den Kalender in Outlook

  • Kennzeichnung im  Kalender verwenden: Nutzt ihr die Markierung von Mails mit ‘Fähnchen’, könnt ihr in der Kalenderansicht auf Aufgaben klicken und die jeweiligen Nachrichten werden dort entsprechend eurer Auswahl angezeigt. So müsst ihr dafür keine separate Erinnerung in den Kalender eintragen.
  • Regeln für Termine: Ihr könnt Regeln aufstellen, nach denen Outlook zum Beispiel die Farbe eines Termins automatisch nach euren Einstellungen auswählt. So wird beispielsweise ein Termin im Kalender automatisch in eurer jeweils gewünschten Farbe angezeigt, sobald im Betreff/Titel ein von euch festgelegtes Wort (z.B. Unterricht oder Elterngespräch) vorkommt.

Wenn ihr Outlook bereits habt, hilft euch dieses Video beim Einrichten von Outlook. Auf dem Youtube Kanal “Digitale Profis” findet ihr auch weitere Anwendungstipps für Mail und Kalender erklärt.

Thunderbird: Kostenlose Opensource-Software auf hohem Niveau

(Quelle: Wikimedia Commons)

Was die Funktionen innerhalb des Programms angeht, kann Thunderbird mit Outlook mithalten. Die Einrichtung ist unkompliziert und ihr könnt euch schnell einen guten Überblick verschaffen. Es ist aber in einigen Funktionen etwas einfacher gehalten, was auch damit zusammenhängt, dass es nicht für die Verknüpfung mit den anderen Office-Anwendungen gestaltet ist. Das zeigt sich beispielsweise in der Kalenderfunktion, in die keine Verknüpfung zu einem Videocall-Programm integriert ist. Außerdem müsst ihr bei Thunderbird einige Funktionen wie die Signatur mittels Add-ons hinzufügen. Nach Add-Ons könnt ihr bei Thunderbird ganz einfach suchen und diese dann aktivieren. Etwas aufwendiger ist das Einrichten dadurch aber schon. Grundsätzlich ist die Software aber sehr praktisch, da sie mit Tabs arbeitet und somit ähnlich zu einem Browser aufgebaut ist. So könnt ihr für einzelne Mails die Kategorien Suchen, Einstellungen, Mail-Entwürfe und Ordner jeweils eigene Tabs offen halten. Das ermöglicht euch, im Workflow einfach zwischen den Fenstern hin und her zu klicken.

Tipps für Thunderbird

  • Ordner komprimieren: Habt ihr Ordner, die ihr nur noch selten braucht oder die nur als Archiv dienen, könnt ihr diese mit einem Rechtsklick ‘komprimieren’. So muss Thunderbird weniger Daten permanent abrufen und läuft schneller.
  • Schlagwörter: Mit den Zahlentasten 1-5 könnt ihr Mails mit nur einem Tastenklick einem Schlagwort (sieht aus wie ein Label/Etikett) zuordnen. Klickt ihr die Zahl erneut oder eine andere Zahl, ist die Zuordnung der Mail direkt wieder geändert. Voreingestellt sind ‘wichtig’, ‘dienstlich’, ‘persönlich’, ‘zu erledigen’ und ‘später’. Unter Einstellung könnt ihr diese, deren Farben und Namen aber jederzeit ändern oder noch weitere hinzufügen.
  • Lokale Ordner: Neben der normalen Ordnerstruktur ist es auch möglich, zusätzlich sogenannte ‘Lokale Ordner’ zu erstellen. Diese werden nicht im Mailserver eures Providers, sondern auf eurem Computer gespeichert. Es ist damit eine wertvolle Backup-Funktion für wichtige Mails.
  • E-Mail-Ansicht sortieren: Nützlich ist, dass ihr alle Mails, beispielsweise eines Ordners, wie in einem Laufwerk abrufen könnt. Um etwas leichter zu finden, könnt ihr die Ansicht so nach Absender, Datum, Betreff oder was für euch praktisch ist, sortiert anzeigen lassen, ohne dafür die Suchfunktion nutzen zu müssen.

Den Download von Thunderbird findet ihr hier. Die Einrichtung ist sehr intuitiv und viele Einstellungen werden automatisch getroffen. Hilfreich zum Einstieg ist aber auch dieses Video in englischer Sprache.

Fazit zum Vergleich

Dass Outlook etwas mehr Funktionen hat, liegt an der größeren Struktur, die dahintersteckt. Das könnt ihr auch an der Benutzeroberfläche sehen, die aufwändiger gestaltet ist. Für eine kostenlose Software sind aber auch die Möglichkeiten von Thunderbird sehr umfangreich. Wer sich gerne tief in eine Software einarbeitet, um die Arbeit zu optimieren, hat bei Thunderbird den Aufwand, zuerst Add-ons hinzuzufügen. Dafür hat man auf diese Weise auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten was Design und Features angeht. Für alle, die viel und auch privat mit den anderen Microsoft-Anwendungen arbeiten, ist Outlook sicher die richtige Wahl, weil in der Integration klare Stärken liegen. Beide Programme bieten euch eine gute Hilfe, um euch die organisatorische Arbeit für berufliche aber auch private Zwecke zu vereinfachen.

Wie schafft ihr es, eure Mails übersichtlich zu halten? Nutzt ihr vielleicht ein anderes Programm, das mit den beiden vorgestellten mithalten kann? Schreibt eure Erfahrungen gerne in die Kommentare!

Bauernproteste in Deutschland - Schüler:innen dürfen teilweise zu Hause bleiben
Die Bauernproteste sorgten am Montag in ganz Deutschland für Einschränkungen im Schulbetrieb. Schüler:innen und Lehrkräfte kamen teilweise verspätet oder gar nicht zum Unterricht. Auch in den kommenden Tagen ist mit Einschränkungen zu rechnen.
Von
Jessica Risi
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January 2024
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Aufgrund der Bauernproteste am Montag gab es vielerorts in Deutschland Beeinträchtigungen im Schulbetrieb. Schüler:innen und Lehrkräfte kamen teilweise verspätet oder gar nicht zum Unterricht. An 16 Thüringer Schulen ist der Unterricht ganz ausgefallen. Besonders in ländlichen Regionen habe es Probleme gegeben. An einer Schule seien nur 50 von 600 Schülern anwesend gewesen, so ein Sprecher des Bildungsministeriums. Für die restliche Woche sind weitere Protestaktionen geplant.

Als Reaktion auf die Einschränkungen hatten unter anderem Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Ausnahmeregeln angekündigt. Die Schulpflicht bleibe zwar bestehen, aber Schüler:innen dürfen dem Unterricht fernbleiben, wenn es keine Möglichkeiten gebe, zur Schule zu gelangen. Der Tag werde nicht als Fehltag gewertet. Jedes Fernbleiben solle aber unmittelbar an die Schule weitergegeben werden, heißt es vom dortigen Kultusministerium. Teilweise stiegen Schulen auf alternative Möglichkeiten wie Distanzunterricht um.

In Rheinland-Pfalz gibt es zusätzliche Bedenken hinsichtlich der noch anstehenden Proteste, da am Mittwoch landesweite Abiturprüfungen stattfinden. An diesem Tag ist eine Demonstration im Mainzer Regierungsviertel angekündigt. Das Bildungsministerium rief betroffene Schüler:innen dazu auf, Fahrgemeinschaften zu bilden und die Schule bei Verspätung rechtzeitig zu benachrichtigen. Wer nicht teilnehmen könne, müsse auf Ausweichtermine zurückgreifen. In einer Mitteilung appellierte die Landesschüler:innenvertretung (LSV) an die Beteiligten, eine gemeinsame Lösung zu finden, um negative Auswirkungen der Proteste zu vermeiden. “Es ist wichtig, dass allen Beteiligten die Tragweite der kommenden Demonstrationen in Bezug auf die stattfindenden Abiturprüfungen bewusst ist”, betont Emma Lucke, Pressereferentin der LSV.

In den nächsten Tagen ist mit weiteren Einschränkungen im Verkehr durch die Aktionswoche zu rechnen. Am Dienstagmorgen kam es vereinzelt erneut zu blockierten Straßen in Baden-Württemberg und Bayern. Welche Protestaktionen noch anstehen, könnt ihr hier für jedes Bundesland nachlesen.

Praxistipps fürs Referendariat - Interview mit Luisa von @kreide.und.kaffee
Ihr steht kurz vor eurem Vorbereitungsdienst und seid in vielen Dingen noch unsicher ? In diesem Interview mit der Influencerin Luisa sprechen wir über praktische Tipps für das Referendariat, die euch den Schulalltag erleichtern.
Von
Jessica Risi
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January 2024
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Steht ihr kurz vor dem Vorbereitungsdienst oder seid gerade hineingestartet und fühlt euch noch unsicher? Die ersten Unterrichtsstunden, der Kontakt zu Schüler:innen und anderen Lehrkräften – all das kann sowohl aufregend als auch ziemlich stressig sein. Nach dem theorielastigen Studium wird man als angehende Lehrer:innen regelrecht ins kalte Wasser geworfen. Hilfestellung hierfür bietet unter anderem Luisa auf ihrem Instagram-Account @kreide.und.kaffee. Luisa befindet sich selbst im Referendariat und teilt auf ihrem Kanal neben persönlichen Erfahrungen auch praktische Tipps.

Im Interview mit Lehrer News gibt sie Einblick in ihre Strategien zur besseren Bewältigung des Lehreralltags und Ratschläge für angehende Lehrer:innen.

Lehrer News: Könntest du dich kurz vorstellen und uns erzählen, warum du dich für den Lehrerberuf entschieden hast?

Luisa: Ich heiße Luisa, bin 25 Jahre alt und momentan Referendarin an einer Oberschule im Osten von Brandenburg. Mein Referendariat mache ich seit Februar 2023 und ich habe jetzt im Januar meine Prüfung. Mein Studienseminar ist in Cottbus und ich unterrichte die Fächer Deutsch und Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde in den Klassen 7-10 (Sekundarstufe 1). Ich habe mich für den Beruf entschieden, weil ich diesen unfassbar abwechslungsreich und erfüllend finde. Lehrkraft zu sein ist eine Berufung und ich möchte junge Menschen auf ihrem Weg bestmöglich begleiten, ihnen Werte vermitteln und für sie da sein.

Lehrer News: Vor Beginn des Referendariats sind viele besorgt und fühlen sich unsicher im Hinblick auf die bevorstehende Zeit. Welche Vorbereitungen haben dir geholfen, sicher ins Referendariat zu starten? 

Luisa (Quelle: privat)

Luisa: Die Sorge kann ich teilen. Darüber habe ich mir vor meinem Referendariat ebenfalls Gedanken gemacht. Dennoch bin ich „unvorbereitet“ in den Vorbereitungsdienst gestartet. Ich habe keine extra Literatur gelesen oder Workshops gemacht. Die einzige Vorbereitung, die ich hatte, waren mein Studium und meine Tätigkeit als Vertretungslehrkraft in der Zeit zwischen meinem Master und dem Ref. (4 Monate). Die Praxiserfahrung hat mir wirklich geholfen, da ich schon einige Erfahrungswerte hatte (z.B. Umgang mit Störungen), auf die ich zurückgreifen konnte. Lehren ist definitiv learning by doing.

Lehrer News: Welche Materialien und Utensilien, die du selbst regelmäßig benutzt, sollte jede:r Referendar:in haben?

Luisa: Da gibt es viele Sachen. Ich nutze sehr gern Fächermappen, in denen ich z.B. Materialien für die einzelnen Klassen aufbewahre. Sachen, die ich bewerte, sammle ich außerdem in einzelnen A4- Mappen, dass nichts verloren geht. Zudem habe ich an meinem Schlüsselbund einen AirTag. Ich arbeite digital und brauche deswegen ziemlich viele Adapter und ich habe eine Fernbedienung, mit der ich durch den Raum laufen und trotzdem die Präsentation steuern kann. In meinem Homeoffice habe ich außerdem einen Drucker. Manchmal muss man doch zu Hause drucken und ich bin sehr froh, dass ich mir diesen angeschafft habe. Genauso wie mein Laminiergerät. Eigentlich dachte ich, das sei nur etwas für die Grundschullehrkräfte, aber ich laminiere wirklich viel! Weiterhin nützlich: Korrekturstifte (es muss nicht immer rot sein!), Stempel, Sticker.

Lehrer News: Der Einsatz verschiedener digitaler Medien und Tools im Unterricht wird immer beliebter. Verwendest du selbst welche und wenn ja, wie integrierst du diese in deinen Unterricht?

Luisa: Ich bin ein absoluter Canva-Freak. Canva ist ein Tool, mit dem man alle möglichen Dinge erstellen kann: Präsentationen, Arbeitsblätter, Flyer, Social Media Posts (…). Ich erstelle jede Präsentation mit Canva. Die Plattform bietet viele tolle Vorlagen und man kann Videos, Grafiken, Fotos lizenzfrei nutzen. Alles sieht sehr professionell aus und es hat meine Unterrichtsvorbereitung auf ein neues Level gebracht. Im Deutschunterricht nutze ich außerdem gern Mentimeter und Learningapps.

Lehrer News: Eine ausgewogene Work-Life-Balance während des Referendariats aufrechtzuerhalten kann oft zum Problem werden. Was für Tipps hast du, um besser mit dem Stress umzugehen? Hast du Strategien oder Rituale, die dir persönlich im Alltag dabei helfen?

Luisa: Ja, ich mache viel Sport und merke auch, dass ich das im Alltag brauche, um wirklich abschalten zu können. Des Weiteren lese ich viel und das hilft mir jeden Abend beim Einschlafen. Man braucht meiner Meinung nach unbedingt einen Ausgleich, weil man gern mal Probleme aus der Schule mit nach Hause nimmt.

Lehrer News: Unterrichtsbesuche sind ein wichtiger Teil des Referendariats, für viele bedeuten sie aber viel Stress und Druck, wie vor einer Prüfung. Welche Ratschläge hast du, um die stressige Vorbereitung und die Unterrichtsstunde selbst gut zu bewältigen?

Luisa: Rechtzeitig mit der Planung anzufangen ist essenziell. Außerdem ist es gut, sich bei Hindernissen Feedback einzuholen, z.B. bei Mit-Refis oder Mentoren, aber Achtung zu viele Meinungen sind auch nicht unbedingt hilfreich.

Lehrer News: Manchmal kommt es vor, dass eine vorbereitete Unterrichtsstunde nicht wie geplant verläuft. Wie gehst du mit solchen unvorhergesehenen Situationen im Unterricht um? 

Luisa: In solchen Situationen kann man seine Flexibilität unter Beweis stellen und das sollte eine gute Lehrkraft können. Ich bin selbst ein ruhiger und geduldiger Mensch, daher zunächst: Ruhe bewahren. Keine Entscheidungen überstürzen. Wir arbeiten mit Menschen und da kann theoretisch alles passieren. Manchmal hilft es, kurz die Dinge anzusprechen oder sich mal eine ganze Stunde dafür Zeit zu nehmen.

Lehrer News: Welche Strategien hast du, um Schüler:innen zu motivieren, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen?

Luisa: Ich glaube, es ist wichtig, den Unterricht so lebensnah wie möglich zu gestalten und den Schüler:innen den Sinn hinter den Aufgaben/Themen etc. transparent aufzuzeigen. Eine positive Grundatmosphäre im Unterricht ist ebenfalls notwendig, denn die Schüler:innen sollen sich wohlfühlen, ausprobieren und Fehler machen können. Ich arbeite außerdem viel mit positiver Verstärkung, z.B. in Form von kleinen Lob-Zetteln. Ich versuche, kleine Erfolge zusammen mit den Schülerinnen und Schülern zu feiern.

Lehrer News: Als junge:r Referendar:in kann es schwierig sein, von den Schüler:innen als Respektsperson wahrgenommen zu werden. Was tust du, um ein respektvolles Klima im Klassenraum zu schaffen? Was kannst du anderen Referendar:innen raten, die dabei Probleme haben?

Luisa: Oh ja, das ist nicht immer einfach, aber mit der Zeit wird sich das bessern. Jetzt rückblickend habe ich das Gefühl, dass mich die Schülerinnen und Schüler erst richtig kennenlernen mussten und dann ging es. Ich habe vereinzelt immer noch Probleme damit, aber leider kein richtiges Rezept, um dem zu begegnen.

Lehrer News: Wenn du auf deine bisherige Zeit im Referendariat zurückblickst, welche gewonnenen Erkenntnisse würdest du gerne an dein früheres Ich weitergeben?

Luisa: In den vergangenen 12 Monaten habe ich richtig viel gelernt. Ich fand meinen Vorbereitungsdienst bisher wirklich toll und extrem lehrreich. Ich habe mich sehr stark weiterentwickelt und wurde dabei richtig gut vom Studienseminar begleitet. Ich habe gemerkt, dass nicht immer mein Unterrichtsstoff im Vordergrund steht. Manchmal geht es eher darum, Werte zu vermitteln oder Konflikte zu lösen. Der Stoff ist da zweitrangig und man kann diesen sowieso besser vermitteln, wenn man eine gute Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern aufgebaut hat.

Wollt ihr noch mehr hilfreiche Tipps? Dann schaut gerne bei Luisa auf Instagram unter @kreide.und.kaffee vorbei! Oder stöbert durch unsere Artikel zum Thema Referendariat, in denen wir unter anderem mentale Gesundheit ansprechen oder alles Wichtige zu Steuern und Versicherungen behandeln!


Neues Jahr, neue KMK-Präsidentin: Auf Christine Streichert-Clivot wartet eine Menge Arbeit
In Berlin wurde am 07. Dezember Christine Streichert-Clivot (SPD) zur neuen Präsidentin der KMK für 2024 gewählt. Ihre Präsidentschaft soll unter der Leitidee "Bildung in Zeiten des Wandels – Transformation mutig gemeinsam gestalten" stehen.
Von
Marie-Theres Carl
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January 2024
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Berlin. Am 07. Dezember wählte die Kultusministerkonferenz Christine Streichert-Clivot (SPD), Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes, zur neuen Präsidentin für das Jahr 2024. Sie übernimmt das Amt von Katharina Günther-Wünsch, der Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, die nun als 2. Vizepräsidentin fungieren wird. Zur 1. Vizepräsidentin wurde Ministerin Simone Oldenburg aus Mecklenburg-Vorpommern gewählt. 

Wer ist Christine Streichert-Clivot?

Christine Streichert-Clivot hat seit dem 18. September 2019 das Amt der Bildungsministerin im Saarland inne. Anders als die beiden KMK-Präsidentinnen vor ihr, Busse (SPD) und Günther-Wünsch (CDU), war sie zuvor nicht als Lehrkraft tätig. Ihre Ausbildung umfasst ein Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Volkswirtschaftslehre an der Universität Trier von 1999 bis 2006, das sie mit einem Magistra Artium abschloss. Zwischen 2001 und 2002 erweiterte sie ihre Kenntnisse am Institut d'Etudes Politiques (IEP) de Bordeaux. Von 2008 bis 2011 absolvierte sie einen Master of Arts in Erwachsenenbildung im Fernstudium an der Technischen Universität Kaiserslautern.

Seit 1999 ist Streichert-Clivot Mitglied der SPD. Dort ist sie seit 2021 in der Funktion der Co-Vorsitzenden ihres Kreisverbandes Saarpfalz tätig und war davor für zehn Jahre Fraktionsvorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion in Gersheim. Im Jahr 2022 zog sie als Abgeordnete in den saarländischen Landtag ein. Bereits seit 2012 ist sie für das Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes in verschiedenen Positionen tätig, ehe sie schließlich 2019 das Amt der Ministerin übernommen hat.

Neues Jahr, alte Probleme

Die Bildungslandschaft Deutschlands stand im Jahr 2023 vor erheblichen Herausforderungen, darunter alarmierende Ergebnisse in den großen Bildungsstudien, Probleme bei der Umsetzung des Startchancen-Programms, anhaltender akuter Lehrkräftemangel, vermehrtes Auftreten von Extremismus und Gewalt an Schulen sowie eine unsichere Zukunft des Digitalpakts. Diese Kernprobleme spiegeln sich in den bildungspolitischen Entwicklungen des Jahres wider und stellen weiterhin drängende Aufgaben für die Politik und Schulen dar. Eine ausführliche Darstellung dieser Herausforderungen findet sich im bildungspolitischen Jahresrückblick.

Streichert-Clivot präsentiert die Leitidee ihrer Präsidentschaft als “Bildung in Zeiten des Wandels – Transformation mutig gemeinsam gestalten”. Sie hob die Notwendigkeit für “ein System, das auf wissenschaftliche Expertise setzt, eigenes Handeln mutig und kritisch hinterfragt, und gute Formen des Miteinanders findet, ohne der Trägheit der Organisation zu erliegen.” 2024 soll der Fokus auf der Gewinnung und Qualifizierung von Lehrkräften liegen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zudem sollen digitale Transformation, pädagogische Weiterentwicklung und der Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Unterricht im Mittelpunkt stehen. Streichert-Clivot strebt eine vertiefte Kooperation mit der Jugend- und Familienministerkonferenz an, um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder umzusetzen und den Übergang von der Kita in die Schule zu verbessern.

Im Interview mit dem Handelsblatt lehnte Streichert-Clivot eine Grundgesetzänderung für mehr Mitsprache des Bundes in der Bildungspolitik ab, wie Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sie vorschlug. Sie betonte stattdessen die Innovationskraft des Föderalismus bei richtiger und kooperativer Nutzung und die Notwendigkeit gemeinsamer Programme ohne ständige Neuverhandlungen. Streichert-Clivot kritisierte Verzögerungen bei Gesprächen mit dem Bund, insbesondere beim Startchancen-Programm. Das von der KMK angestrebte Ganztagsschulangebot ab 2026 betrachtet sie als pädagogisch sinnvoll. 

Laut Streichert-Clivot ist eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Wirtschaft sinnvoll, um Schüler:innen mehr Berufsperspektiven aufzuzeigen und “mehr junge Leute in die Betriebe zu bringen“. Sie betonte die Bedeutung von multiprofessionellen Teams aus Lehrkräften, Sozialpädagog:innen und Sprachförderkräften an Schulen, wie es sie im Saarland bereits seit 2021 gäbe. Für Streichert-Clivot soll Sozialarbeit zukünftig ein fester Bestandteil deutscher Schulen werden.

DPhV-Vorsitzende formuliert Forderungen für das neue Jahr an die Kultuspolitik
Die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, formuliert in ihrem Gastbeitrag verschiedene Forderungen an die deutsche Kultuspolitik. Unter anderem rät sie davon ab, über ein Aus des Gymnasial-Systems zu diskutieren.
Von
Justus Wolters
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January 2024
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Den Jahreswechsel nehmen wir bei Lehrer News zum Anlass, einen Blick auf das kommende Jahr zu werfen: Was wird 2024 in der Bildung wichtig? Welche Themen sind gesetzt, was muss sich bewegen? Wir lassen die Verbände und Akteure selbst zu Wort kommen. In diesem Gastbeitrag der Bundesvorsitzenden des Deutschen Philologenverbandes Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. 

Forderungen an die Politik

In der Wahrnehmung vieler endete das Jahr 2023 mit einem Paukenschlag: PISA! Die Ergebnisse sind weltweit betrachtet so schlecht wie nie, die PISA-Forscher machen dafür u.a. Corona verantwortlich, und manch einer fordert in Deutschland mal wieder reflexhaft die vermeintlich ganz große Bildungsrevolution mit der immer gleichen „konstruktiven“ Forderung, die dann die Leistung aller Schülerinnen und Schüler verbessern soll, nämlich die nach der Abschaffung des Gymnasiums. Für diejenigen, die sich differenziert mit dem Bildungssystem und PISA beschäftigen, wäre ein versachlichter Umgang mit möglichen Konsequenzen aus den vorliegenden Daten schon ein echter Gewinn für das neue Jahr. 

Die Autoren der OECD-Studie äußern sich erfreulicherweise gleich selbst dazu in ihrem Berichtsband “PISA 2022 Ergebnisse” und weisen wissenschaftlich darauf hin, dass “12 Prozent der Varianz der Mathematikleistungen auf Unterschieden zwischen Bildungssystemen” entfallen (S. 71). Fast 90 Prozent der Unterschiede beruhen also auf anderen Faktoren. Da die geforderten Konsequenzen aus PISA in der Regel sowieso in einem zweifelhaften Zusammenhang mit PISA stehen, wären meine Forderungen für die Kultuspolitik eher folgende:

  1. Um guten Unterricht zu sichern, halten Sie die Mehrheit der Bestandslehrkräfte im System, und da diese in die Jahre gekommen sind, halten Sie diese u.a. mit deutlichen Altersermäßigungen, damit sie länger im System verbleiben. Doch dazu unten mehr und ausführlich. 
  1. Betreiben Sie keine Rosinenpickerei mit dem Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission zur Lehrkräftegewinnung und zum Lehrkräftemangel! Hier sehe ich gleich zwei dramatische Einfallstore. Das erste Einfallstor: Der Vorbereitungsdienst wird für die Referendarinnen und Referendare in manchem Bundesland gleich noch weiter gekürzt, weil dies für die dortige Realpolitik kurzfristig früher voll unterrichtende Lehrkräfte erbringt. Das zweite Einfallstor: Die vernünftige Zusammenschau aller drei Phasen der Lehrkräftebildung wird dazu führen, dass insbesondere die Fachwissenschaften in der ersten Phase an der Universität ausgedünnt - mit „Praxis“ für die Studierenden gefüllt, in Wirklichkeit aber für die Unterrichtsabdeckung genutzt  – und in die dritte Phase transferiert werden. Damit gingen sie dann angeblich nicht verloren. Dies wird als Erfolg gefeiert, weil nun endlich alle drei Phasen zusammengedacht werden, ohne zu bedenken, dass die dritte Phase der Lehrkräftebildung eine berufslange, sozusagen „unendlich“ lange Phase ist, die redlich nicht mit der Anteilen aus der zeitlich deutlich begrenzteren ersten Phase gefüllt werden kann. Aus meiner Perspektive führt eine solche nicht unwahrscheinliche Rosinenpickerei letztlich zu einer inhaltlichen Ausdünnung der fachlichen Lehrkräftebildung insgesamt, zusätzlich zu einer Verkürzung des Vorbereitungsdienstes.
  1. Führen Sie keine aus meiner Sicht unsinnige Schulart-Debatte, sondern schauen Sie als erstes u.a. differenziert auf die PISA-Daten, aber nicht nur auf sie, und verbessern Sie die Rahmen- und Arbeitsbedingungen für alle an Schule Beteiligten. Denn schlussendlich werden in PISA völlig unterschiedliche Schulsysteme (und auch Gesellschaften!) miteinander verglichen, die PISA-Aufgaben, an denen wir für Verbesserungen viel lernen könnten, sind größtenteils nicht einsehbar, und zudem fokussiert PISA auf ausgewählte Kompetenzen, bei denen – weil nicht intendiert –  eine individuelle Fortschrittsberichterstattung auf der Strecke bleibt. Und gerade diese wäre wichtig. Über die PISA-Fokussierung hinaus muss der bedrängende Lehrkräftemangel nachhaltig und qualitätsorientiert angegangen werden, und zwar ohne einen Verlust an fachlicher Bildung, Lehrkräfte müssen von unterrichtsfernen Aufgaben entlastet werden, qualifiziert fortgebildet und dafür freigestellt werden. Das Beherrschen der deutschen Sprache muss neu im Zentrum der Bildungspolitik stehen – für alle. 

U.a. Zeit-Online intonierte die Schulart-Debatte am 5.12.23 mit dem uns seit langer Zeit medial bekannten „Niedergang des Gymnasiums“. Betrachtet man nüchtern die in PISA untersuchten Kompetenzen in Abhängigkeit von der besuchten Schulart, erreichen die deutschen Schülerinnen und Schüler bei den mathematischen Kompetenzen am Gymnasium im Durchschnitt 546 Punkte und an den nicht-gymnasialen Schularten 438 Punkte. Die erreichten Mittelwerte in den die OECD-Skala anführenden drei Ländern betragen für Japan 536 Punkte, für Korea 527 und für Estland 510 Punkte. 

Bei den naturwissenschaftlichen Kompetenzen werden am Gymnasium im Durchschnitt 570 Punkte erreicht, an den nicht-gymnasialen Schularten 454 Punkte. Die erreichten Mittelwerte in den drei die OECD-Skala hier anführenden Ländern betragen für Japan 547 Punkte, für Korea 528 und für Estland 526 Punkte. 

Bei den Lesekompetenzen werden am Gymnasium im Durchschnitt 556 Punkte erreicht, an den nicht-gymnasialen Schularten 442 Punkte. Die erreichten Mittelwerte in den drei die OECD-Skala hier anführenden Ländern betragen für Irland 516 Punkte ebenso wie für Japan, und für Korea 515 Punkte.

Zusammenhängend betrachtet schneiden die hier untersuchten deutschen Gymnasiasten also nicht nur nicht schlechter als die Schülerinnen und Schüler der führenden OECD-Staaten ab, sondern in Teilen sogar besser. Dabei werden von mir die Durchschnittswerte aus den Gymnasien mit den Durchschnittswerten der führenden OECD-Staaten aller Schülerinnen und Schüler verglichen. Dabei ignoriere ich nicht, dass mit fokussiertem Blick nur auf das Gymnasien und unabhängig von den Zeitumständen, die Leistungen an den Gymnasien seit der letzten Erhebung gesunken sind. Und auch nicht, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den unteren Kompetenzstufen zugenommen hat. Aber zu erwarten wäre, dass in der losgetretenen Debatte die Relationen berücksichtigt werden: Im Vergleich zu den anderen Schularten ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den unteren Kompetenzstufen gering und die Leistungen der Gymnasien sind gemäß den PISA-Daten auf dem Niveau der OECD-Spitze. 

Ich glaube, wir haben insgesamt betrachtet dringendere Baustellen, als den „Niedergangs-Blick“ auf das Gymnasium zu kultivieren. Mein Blick fällt hier insbesondere auf die Mehrheit der Kollegen und Kolleginnen, die Babyboomer, auf diejenigen, die unser Bildungssystem stabilisieren, die solide ausgebildet wurden, die unterrichten können und die für die Schülerinnen und Schüler allein deshalb möglichst lange erhalten bleiben sollten, ebenso wie für die nachfolgenden Lehrkräfte, die sie unterstützen und beraten können, sofern ihnen dazu die Gelegenheit gegeben wird. Dazu ließe sich ein Impuls aus dem SWK-Gutachten positiv für alle erfahrenen wie zukünftigen Lehrkräfte aufgreifen: Wir brauchen nämlich mehr Anstrengungen für den Erhalt der Arbeitskraft erfahrener Lehrkräfte. Zudem wäre es fahrlässig, ihr Potential aus langjähriger Berufserfahrung nicht besser für die jungen Lehrkräfte auszuschöpfen. Deutschlandweit wurden 17% der pensionierten Lehrkräfte wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand entlassen. 59% ließen sich vorzeitig pensionieren und nur 21% erreichten die gesetzliche Altersgrenze.

Damit der Großteil der Lehrkräfte länger im aktiven Dienst bleiben kann, muss die Altersermäßigung deutlich erhöht werden. Wenn Lehrkräfte ab 55 Jahren zwei Stunden, ab 60 vier Stunden und ab 62 sechs Stunden Altersermäßigung bekämen, ist meine Hypothese, dass eine große Zahl deutlich länger im Dienst bleiben würde.

Wer also bis zur Regelaltersgrenze arbeitet, muss ab 63 Jahren für dasselbe Geld nur noch mit einem Dreiviertel-Unterrichtsdeputat unterrichten. Lehrkräfte werden dadurch länger im Dienst gehalten. In der verbleibenden vollen Arbeitszeit sollen diese Lehrkräfte neue Kollegen und Kolleginnen, Quer- und Seiteneinsteiger unterstützen, immer noch nötige Verwaltungsaufgaben übernehmen oder Reisen und Veranstaltungen vorbereiten. Jüngere Lehrkräfte bekommen mehr Zeit für ihre eigentliche Kernaufgabe: den Unterricht. Und die Kollegen und Kolleginnen bleiben im Schuldienst – statt (vorzeitig) zu gehen. Außerdem muss die Altersteilzeitregelung, die derzeit nur für Schwerbehinderte gilt, auf alle verbeamteten und Arbeitnehmer-Lehrkräfte ausgedehnt werden, um die vorzeitige Pensionierung aus gesundheitlichen Gründen zu verhindern.

Darüber hinaus muss in Zeiten des Lehrkräftemangels den 21% der Lehrkräfte, die mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand versetzt wurden, die Möglichkeit eingeräumt werden, freiwillig weiter unterrichten zu können. Deshalb sollte es keine Höchstgrenze für Zuverdienst geben. Dementsprechend ist umgehend die Zuverdienstgrenze für pensionierte Lehrkräfte auszusetzen, damit diese mit genau dem Stundenmaß eingesetzt werden können, wie es ihnen selbst möglich und der aktuell notwendigen Unterrichtsversorgung dienlich ist, ohne dass die Pensionäre deshalb finanzielle Einbußen erleiden. Und selbstverständlich darf es keinen Ausschluss von Pensionären bei Sonderzahlungen für Lehrkräfte geben. 

Last but not least: 

Die KMK sollte sich dazu durchringen, dass Deutschland sich an der TALIS-Studie beteiligt! (Dafür könnte man übrigens das Engagement in manch anderer Bildungsstudie überdenken) In der TALIS-Studie werden zahlreiche Lehrkräfte in OECD-Ländern über ihr Arbeitsleben in der Schule befragt. Die Erhebung untersucht viele Aspekte, angefangen bei den Rahmenbedingungen, beim schulischen Umfeld, der Art und Weise, wie Lehrkräfte untereinander Feedback geben, bis hin zu ihren Unterrichtsmethoden und ihrer Teilnahme an beruflicher Fort- und Weiterbildung. In der Vergangenheit sind viele Anstrengungen unternommen worden, die Leistungsentwicklung unseres Schulsystems für Schülerinnen und Schüler zu messen. Für Lehrkräfte war dies bisher leider kaum der Fall. Die TALIS-Studie bietet eine gute Möglichkeit, um den Ist-Zustand unseres Bildungssystems zu analysieren, bewährte Praktiken zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Lehrkräfte abzuleiten.

Hochqualifizierte und motivierte Lehrkräfte sind noch immer entscheidend für einen erfolgreichen Unterricht. Es wäre schön, wenn die Wertschätzung durch die Politik so groß wäre wie in weiten Teilen der Gesellschaft. Nicht nur finanziell, sondern auch im täglichen Umgang miteinander. Hätte ich nur einen Wunsch für 2024 frei – es wäre dieser. 

Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing für ihren Beitrag und möchten hinzufügen, dass der Inhalt des Artikels nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wiedergibt. 

Welt-Braille-Tag: 5 Fakten zur Brailleschrift
Heute ist Welt-Braille-Tag! 199 Jahre ist es her, dass Louis Braille eine neue Form der Blindenschrift entwickelte. Zu diesem Anlass haben wir euch fünf interessante Fakten zu Louis Braille und seiner Erfindung der Blindenschrift herausgesucht!
Von
Franka Versbach
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January 2024
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199 Jahre ist es her, dass Louis Braille eine Schriftform entwickelte, die seheingeschränkten Menschen das Lesen erleichtern sollte. Seitdem feiern wir am 4. Januar, dem Geburtstag von Louis Braille, jedes Jahr die Erfindung dieser international genutzten Schrift. Um diese Innovation gebührend zu feiern, möchten wir euch heute fünf spannende Fakten zur Brailleschrift zeigen.

1. Erfindung der Blindenschrift aus der Not heraus

Bei dem Erfinder der heute primär genutzten Blindenschrift handelt es sich beim Erfinder der Blindenschrift um den Franzosen Louis Braille. Dass ausgerechnet er die berühmteste und am meisten verwendete Blindenschrift erfand, entstand jedoch aus einer eigenen Not heraus. Im Jahr 1812 erlitt der damals Dreijährige eine folgenschwere Verletzung. Braille versuchte damals, mit einer Modellierspitze ein Stück Leder auszustanzen. Jedoch stieß er sich das Werkzeug dabei versehentlich ins rechte Auge. Aufgrund einer Entzündung der Wunde, wurde Braille kurz darauf auf diesem Auge blind. Die Infektion griff auf das andere Auge über, was zur Folge hatte, dass er zwei Jahre später, im Alter von fünf Jahren, komplett erblindete. In seiner Jugend besuchte er deswegen eine Blindenschule, deren Bücher und Schriften sich bis zu diesem Zeitpunkt der damals verwendeten Nachtschrift, entwickelt vom französischen Hauptmann Charles Barbier, bedienten. Bei dieser Schrift ertasten Soldaten mit den Fingern ins Papier eingeprägte Punkte, die für Silben oder Buchstaben stehen. So sollten auch bei Nacht Botschaften gelesen werden können, ohne eine Laterne anzünden zu müssen. Da diese Schriftform jedoch aufwendig war und ein einzelnes Buch oft nicht weniger als vier Kilo wog, begann Braille, sie zu vereinfachen. Er ersetzte die Silben durch Buchstaben und reduzierte die Anzahl von zwölf auf nur sechs Punkte. Als Braille gerade einmal 16 Jahre alt war, stellte er die Brailleschrift mit einem neuen Alphabet fertig. Jedoch dauerte es lange, bis diese Schrift auch anerkannt wurde. Der neue Direktor der Blindenschule von Braille verbot die Nutzung des neuen Alphabets, da er der Meinung war, dass Blinde sich durch eine Schrift, die Sehenden unbekannt sei, isolierten. Mit der Entwicklung neuer Punktesysteme und weiteren Möglichkeiten wie Darstellung von Notenschriften oder Zahlensystemen für Blinde, wurde die Schrift nach mehreren Jahren anerkannt und wird heute international verwendet.

2. Sechs Punkte und unzählige Möglichkeiten

Ein weiterer Fakt zur Brailleschrift ist, dass sie, im Gegensatz zur uns bekannten Schwarzschrift, aus nur sechs Punkten besteht. Dafür werden jeweils drei Punkte in die Höhe und zwei in die Breite verwendet. Es ergibt sich eine Kombinationsmöglichkeit aus 64 möglichen Zeichen, mit denen Buchstaben, Zahlen und Zeichen dargestellt werden können. Zudem sind sie nicht nur im Deutschen gültig, sondern können auch in anderen Sprachen abgebildet werden. Des Weiteren gibt es innerhalb der Brailleschrift spezielle Punktschriften von Musiknoten bis hin zu chemischen Formeln oder sogar Strickmustern. 

3. Blindenschrift auf Bargeld

Neben Blatt und Papier lassen sich weitere Formen der Blindenschrift auch auf Alltagsgegenständen finden. So auch auf handelsüblichen Euromünzen. Denn mit Einführung des Euros wurde auch an einer Möglichkeit nach Inklusion für Menschen mit Seheinschränkung gearbeitet. Aus diesem Grund sind die Münzen am Rand mit einer feinen Riffelung versehen. Dabei gilt: Je feiner und aufwendiger die Riffelung ist, desto wertvoller ist die Münze. Auch bei den Banknoten lässt sich die Wertigkeit des Scheins mit Hilfe erkennen. Bei den Euroscheinen der ersten Generation konnten die verschiedenen Scheine tatsächlich nur anhand der Größe unterschieden werden. Mit der Einführung der zweiten Generation bekamen die Scheine ebenfalls eine Riffelung. Achtet man bei Euroscheinen auf den linken Rand, so lässt sich, wie bei den Münzen, eine Riffelung erkennen. Dies hilft ebenfalls bei einer Differenzierung der Scheine. 

4. Keine Verwendung von Stiften 

Im Gegensatz zur Schwarzschrift wird beim Schreiben in Brailleschrift kein regulärer Stift verwendet. Wer Texte in Blindenschrift verfassen will, benötigt dafür eine Schablone und einen Griffel. Die Schablone besteht aus zwei Teilen, zwischen die ein Blatt Papier geklemmt wird. Auf der Vorderseite der Schablone sind rechteckige Löcher und auf der Gegenseite befinden sich sechs kleine Vertiefungen. Mithilfe des Griffels drückt man nun Punkte in diese Vertiefungen. Dabei müssen blinde Menschen aber spiegelverkehrt und von rechts nach links schreiben. Denn nur so kann nach dem Wenden des Papiers ein Text von links nach rechts tastend gelesen werden. Um unterschiedliche Papierformate abzubilden, sind die Schablonen in verschiedenen Größen verfügbar. Wer jedoch ohne Schablone und Griffel Texte formulieren möchte, kann alternativ aber auch wie bei der regulären Schwarzschrift eine Art Schreibmaschine benutzen.  

5. Verkürzung der Sprache 

Um Texte schneller lesbar zu machen und auch um Seiten einzusparen, kann die Schrift verkürzt werden. Denn im Gegensatz zu sehenden Leser:innen mit 250-300 Wörtern pro Minute, schaffen erfahrene Braille-Leser:innen 100 Wörter pro Minute. In der Basisschrift entspricht jeder Buchstabe einem Braillezeichen. Es wird weitestgehend auf die Unterscheidung von Groß- und Kleinschreibung verzichtet und bei Ziffern oder Akzentbuchstaben, wenn nötig, durch Voranstellen bestimmter Zeichen als solche gekennzeichnet werden. Mithilfe der Vollschrift lassen sich bereits 5 bis 10 Prozent an Text verkürzen. Hierbei werden Umlaute wie sch oder st durch eigene Braillezeichen ersetzt. Die Kurzschrift wiederum ermöglicht eine Text-Einsparung von etwa 30 bis 40 Prozent. Vergleichbar ist diese mit der Stenografie in der Schwarzschrift. Beispielsweise wird das Wort und einfach mit einem u dargestellt. Geübte Blinde können diese Kurzschrift fast im selben Tempo lesen wie Sehende Schwarzschrift.  

Die Brailleschrift war und ist also in vielen Bereichen eine große Revolution, wenn es um die Möglichkeit des Lesens für Sehbeeinträchtigte geht. Durch ihre Wandelbarkeit und Einfachheit ermöglicht sie trotz gerade einmal 64 Kombinationen dennoch eine umfangreiche Zeichenkombination und Einfachheit. Habt ihr bereits Erfahrungen mit dem Lesen oder Verfassen von Brailleschrift gemacht? Wie habt ihr diese wahrgenommen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Effektiv, einfach, organisiert: 6 Apps für die Selbstorganisation
Lehrer:innen haben oft einen stressigen Alltag - mit diesen sechs Apps könnt ihr eure Unterrichtseinheiten, To-do-Listen und euer Privatleben gut strukturieren und behaltet dabei stets den Überblick.
Von
Jenny Hedermann
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December 2023
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Von der Planung von Unterrichtseinheiten über die Organisation von Materialien bis hin zur Einhaltung von Fristen – Lehrer:innen stehen oft vor der Herausforderung, zahlreiche Aufgaben effektiv zu koordinieren. Dabei bieten Apps eine zeitgemäße Lösung, um den Arbeitsalltag zu strukturieren und die Produktivität zu steigern. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf sechs Apps, die speziell für die Selbstorganisation entwickelt wurden und euch dabei helfen können, eure Zeit effizient zu nutzen, Aufgaben zu organisieren und den Fokus auf das zu legen, was wirklich zählt: den Unterricht. 

Evernote

(Quelle: evernote)

Evernote ist das perfekte Tool, um Ordnung in eure Notizen und Aufgaben zu bringen. Wenn ihr in eurem Lehralltag mit einer Vielzahl an Aufgaben konfrontiert seid, kann diese App euch helfen, eure Notizen, Dokumente und Fotos sowohl nach euren eigenen Kriterien zu ordnen als auch leicht wiederzufinden. 

In eurem Konto habt ihr die Möglichkeit, verschiedene Notizen, Grafiken und Dokumente — egal ob Fotos, PDFs oder Word-Dateien — zu speichern. Außerdem könnt ihr euren Google-Kalender und handgeschriebene Notizen in eure Aufzeichnungen integrieren. Evernote ermöglicht euch dabei, alles nach euren eigenen Wünschen zu sortieren. Mithilfe der Suchfunktion könnt ihr nach Stichwörtern suchen und so die richtige Datei schnell wieder finden. Darüber hinaus zeigt die App euch eure ausstehenden Aufgaben an, was die Planung und Umsetzung von To-do-Tabellen sowie Checklisten erleichtert. Ihr könnt mit der App zum Beispiel die Noten eurer Schüler:innen verwalten, Exkursionsideen organisieren oder eure Unterrichtspläne digital erstellen, sodass ihr alles an einem Ort gebündelt griffbereit habt.

Ein besonders praktisches Feature dieser Anwendung ist die Möglichkeit, Aufgaben sowohl am Handy als auch am PC abzuarbeiten und jederzeit mobil darauf zugreifen. Dadurch habt ihr beim nächsten Einloggen stets im Blick, welche Aufgaben bereits erledigt wurden. Die App ermöglicht euch auch das Teilen von Notizen mit anderen Nutzer:innen, was die Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen und die Zusammenarbeit mit euren Kolleg:innen erleichtert. Ein Kritikpunkt ist, dass aufgrund dieser vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und Funktionen nicht alle Anwendungen völlig ausgereift sind. Wenn Die Grundversion von Evernote ist kostenlos verfügbar und beinhaltet bereits nützliche ihr zum Beispiel einen Punkt auf eurer To-do-Liste abhaken wollt, kann es schnell passieren, dass ihr stattdessen im Editier-Modus der Notiz landet.

Die kostenlose Version von evernote bietet euch Funktionen wie die Synchronisation auf zwei Geräten und einen Upload von bis zu 65 MB pro Monat. Für weitere Funktionen muss aber die Bezahlversion für ca. 11 Euro gekauft werden. Hier könnt ihr euch Evernote herunterladen.

Notion 

(Quelle: notion)

Notion ist ein wahres Allround-Talent für Strukturierung und Planung, das euch zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und Funktionen bietet. Mit dieser App könnt ihr nicht nur euren Lehralltag, sondern auch euer Schuljahr übersichtlich organisieren.

Eine der Funktionen von Notion ist die Möglichkeit, Übersichtsseiten zu erstellen — dies könnte sich zum Beispiel für jedes neue Schuljahr lohnen. Hier könnt ihr Stundenpläne, Kontaktinformationen und alle anderen wichtigen Informationen nach euren eigenen Wünschen übersichtlich ordnen. Durch einfaches Draufklicken öffnen sich weitere Reiter für Unterpunkte, die noch mehr Struktur innerhalb der Listen bieten.

Ihr könnt in dieser App nicht nur Textnotizen machen, sondern auch handschriftliche Notizen einfügen, Bilder hochladen und Links teilen. Notion wird so zu eurem digitalen Notizbuch und Planungstool in einem. Die To-Do-Listen-Funktion ist besonders vielfältig nutzbar und individualisierbar. Hier könnt ihr Fälligkeitsdaten festlegen, Prioritäten setzen und sogar Notizen oder Dateien anhängen. Durch die Verwendung von Tags und Kategorien könnt ihr eure Aufgaben auch nach euren eigenen Kriterien sortieren. Ihr wollt eine digitale Bibliothek für eure Schulmaterialien? Kein Problem! Notion ermöglicht das Speichern wichtiger Webseiten, Zusammenfassungen, Links und Zitate.

Und das Beste: Ihr könnt eure Notion-Seiten mit anderen teilen. Das ist perfekt für die Zusammenarbeit im Kollegium oder wenn ihr eure Ressourcen mit anderen Lehrer:innen teilen möchtet. Notion erleichtert euch den Einstieg mit bereits vorbereiteten Vorlagen, die ihr nach Belieben anpassen könnt. Die kostenlose Version ermöglicht Uploads bis zu fünf MB und die Teilnahme von bis zu zehn Personen. Aufgrund dieser zahlreichen Funktionen dauert es vielleicht ein bisschen, um sich in Notion einzuarbeiten, aber wenn ihr erst einmal den Dreh raus habt, werdet ihr feststellen: Notion ist ein vielseitiges Werkzeug zur Organisation, das euren Lehralltag auf ein neues Level heben kann. 

Trello

(Quelle: trello)

Trello ist ein leistungsstarkes Organisationstool, das sich auch für Lehrer:innen als äußerst nützlich erweisen kann. Mithilfe der übersichtlichen Boards könnt ihr eure Projekte mühelos verwalten und eure Aufgaben innerhalb der Kategorien "zu erledigen", "in Arbeit" und "erledigt" klar strukturieren. Auf diese Weise behaltet ihr stets den Überblick über den Fortschritt eurer Projekte, was die Anwendung besonders für die Organisation von Unterrichtsprojekten und Schulveranstaltungen empfehlenswert macht.

Darüber hinaus bietet Trello eine praktische Zeitleiste, die euch dabei unterstützt, die Planung eurer Projekte im Auge zu behalten. Die Möglichkeit zur Erstellung von Checklisten bietet die effiziente Gestaltung von To-do-Listen, das Kommentieren von Inhalten sowie das Anhängen von Dateien. Insbesondere für Lehrer:innen, die im Team arbeiten, stellt die Zuweisung von Aufgaben einen echten Mehrwert dar – sei es bei der Vorbereitung von Unterrichtseinheiten oder der Organisation von Schulveranstaltungen. Trello lässt euch auch dann nicht im Stich, wenn die Internetverbindung einmal ausfällt. Inhalte können offline bearbeitet werden und werden automatisch synchronisiert, sobald ihr wieder online seid.

Unabhängig davon, ob ihr Android-, iOS-, Windows- oder macOS-Nutzer seid, steht Trello für euch bereit. Die Grundversion ist kostenlos und ermöglicht die Nutzung von bis zu zehn Boards pro Arbeitsbereich. Wenn ihr Interesse an Premium-Features habt, könnt ihr euch hier über die genauen Kosten informieren und die App herunterladen.

Todoist

(Quelle: todoist)

Todoist eignet sich besonders gut dazu, Aufgaben und To-do-Listen effizient zu organisieren. Zu Beginn mag diese App noch recht simpel erscheinen: Ihr fügt Aufgaben hinzu und erledigt sie. Habt ihr euch jedoch erstmal mit den verschiedenen Funktionen von Todoist vertraut gemacht, könnt ihr auch wöchentliche Aufgaben planen, Erinnerungen für Abgaben setzen oder sogar eure E-Mails in Aufgaben umwandeln. Die App bietet euch außerdem die Möglichkeit, nicht nur Tasks zu benennen, sondern auch Unteraufgaben zu definieren, wodurch ihr zum Beispiel eure Lehrpläne in übersichtliche Abschnitte unterteilen könnt. Die App bietet euch die Möglichkeit, Zeitrahmen für eure Aufgaben festzulegen, wodurch ihr eure Arbeit effektiv planen könnt. Außerdem könnt ihr den einzelnen Tasks Prioritäten durch die Auswahl aus vier verschiedenen Stufen zuweisen. Die Funktion zur Einstellung von Erinnerungen sorgt dafür, dass keine wichtigen Termine oder Deadlines übersehen werden.

Die Möglichkeit, Datums- und Fristangaben für Aufgaben festzulegen, ist besonders nützlich für Lehrer:innen, die ihre Unterrichtsplanung im Voraus strukturieren müssen. Durch die Integration mit anderen Anwendungen, wie beispielsweise dem Google Kalender, wird Todoist zu einem nahtlosen Bestandteil des digitalen Lehreralltags. Die benutzerfreundliche und gut strukturierte Oberfläche von Todoist ermöglicht euch eine einfache Navigation und effiziente Nutzung der App. Darüber hinaus ist Todoist plattformübergreifend verfügbar, was bedeutet, dass ihr die App auf Android-, iOS-, Web-, Windows-, macOS- und Linux-Geräten nutzen könnt, um eure Aufgaben von überall aus zu verwalten.

Die Grundversion von Todoist ist kostenlos und erlaubt die Verwaltung von bis zu fünf Projekten. Falls ihr euch erweiterte Funktionen wünscht, steht eine Business-Version zur Verfügung, die für sechs Euro pro Monat erhältlich ist und die ihr euch hier herunterladen könnt.

 mindly

(Quelle: Google Play)

Mindly ermöglicht es euch, Aufgaben, Ideen und Anregungen in übersichtliche Strukturen zu integrieren und erinnert in ihrem Aufbau an Mindmaps. Die selbst erstellten Mindmaps dienen dabei als effektive Werkzeuge zur visuellen Organisation von Informationen.

Ihr könnt hier kreativ werden und bei der Erstellung eurer Übersichten verschiedene Farben, Symbole und Texte verwenden, um eure Inhalte zu sortieren und hierarchisch anzuordnen. Dies erleichtert nicht nur die Übersicht, sondern fördert auch ein besseres Verständnis der Zusammenhänge. Durch die verschiedenen Ebenen in mindly könnt ihr zum Beispiel Präsentationen, Zusammenfassungen und andere Inhalte erstellen und verwalten. Die Möglichkeit, Mindmaps als Bilddateien zu speichern, erleichtert das Teilen von Informationen mit Kolleg:innen oder Schüler:innen.

Mindly ist auf iOS- und Android-Plattformen verfügbar. Die Grundversion der App ist kostenlos.

toggl

(Quelle: toggl)

Toggl ist eine App, die speziell für das Zeitmanagement entwickelt wurde und euch dabei hilft, Fristen einzuhalten und den Stress bei der Aufgabenerledigung zu minimieren.

Diese Anwendung richtet sich an alle, die Schwierigkeiten haben, ihre Aufgaben rechtzeitig zu erledigen, und bietet eine effektive Lösung, um euer eigenes Zeitmanagement zu optimieren. In Toggl könnt ihr Projekte und Aufgaben eintragen, wobei die App misst, wie viel Zeit für die jeweilige Aufgabe benötigt wurde.

Durch einen einfachen Klick auf "Start" könnt ihr die Zeit erfassen, die ihr für eine bestimmte Aufgabe aufwendet. Die Möglichkeit, Aufgaben verschiedenen Projekten zuzuweisen, ermöglicht eine klare Zuordnung und Strukturierung eurer Arbeitszeit. Dies trägt dazu bei, realistische Zeitpläne zu erstellen und Aufgaben effizient zu bewältigen. Eine nützliche Erweiterung von Toggl ist der Pomodoro-Timer, der euch hilft, eure Arbeitszeit in kurzen, fokussierten Intervallen zu organisieren. Dies fördert nicht nur die Produktivität, sondern auch die Konzentration.

Die Grundversion der App steht euch kostenlos zur Verfügung und kann hier heruntergeladen werden. Für die Bezahlversion müsst ihr 20 Euro pro Monat bezahlen und habt hier die Möglichkeit, weitere AddOns dazuzubuchen.

Sind für euch nützliche Apps dabei? Oder nutzt ihr vielleicht ganz andere? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Berlins Bürgermeister Wegner sieht Reformbedarf für deutsche Schulen
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sieht Reformbedarf bei den föderalen Strukturen in Deutschland. Er fordert unter anderem eine Angleichung der Schulstrukturen. (Quelle: Frank Geath, Commons)
Von
Justus Wolters
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December 2023
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Berlin. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), fordert angesichts der schlechten Pisa-Ergebnisse Reformen im deutschen Bildungssystem. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa erläuterte er: "Wir müssen auch den Mut haben, uns wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren". Demnach sollten schulpolitische Entscheidungen einen stärkeren Fokus auf die Förderung der Kernkompetenzen der Kinder legen. Für Wegner gehören hierzu insbesondere Lesen, Schreiben und Rechnen. Um diesen Weg konsequenter zu verfolgen, müsse Deutschland sich stärker auf die frühkindliche Bildung konzentrieren. Er führt dabei an, dass bei den Pisa-Studien besonders die Länder gut abgeschnitten hätten, die in diesem Bereich stark aufgestellt seien. 

An diesem Rückschluss aus den Pisa-Ergebnissen auf fördernde Umstände für Schüler:innen gibt es immer wieder Kritik. Lehrer News hat berichtet

Neben der Forderung nach höheren Investitionen in frühkindliche Bildung übt Wegner Kritik an der unterschiedlichen Schulstruktur in den Bundesländern. In Berlin gibt es zum Beispiel die Integrierte Sekundarschule. In anderen Bundesländern existiert diese nicht. Wegner hat die Problematik im Interview anhand eines Beispiels erklärt: "Wenn Eltern aus Baden-Württemberg nach Berlin kommen, um hier zu arbeiten und ihre Kinder mitbringen, dann wissen sie nicht, was eine Integrierte Sekundarschule überhaupt ist." Deutschland brauche hier eine einheitliche Struktur. 

Der Regierende Bürgermeister von Berlin fordert ausdrücklich nicht die Abschaffung des Föderalismus. Er sieht lediglich Reformbedarf bei derzeit bestehenden Hürden wie etwa dem Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern. Dadurch würde etwa eine stärkere finanzielle Unterstützung der Länder von Seiten des Bundes möglich werden, die Wegner dringend für notwendig hält. Um eine bessere Förderung der Schüler:innen zu erreichen, hält Wegner auch eine Ausweitung der Befugnisse der Kultusministerkonferenz für sinnvoll. 

Auch in anderen Bundesländern setzen Regierungen nach den schlechten Pisa-Ergebnissen das Thema Bildung weit oben auf die Tagesliste. Die neue regierende Koalition aus SPD und CDU in Hessen widmet dem Themenkomplex 21 von 184 Seiten ihres Koalitionsvertrags. Die neue Regierung will dabei viele Probleme angehen, die auch in anderen Bundesländern derzeit akut spürbar sind: Lehrkräftemangel, marode Schulgebäude oder mangelnde Chancengleichheit. Bei der Ausgestaltung möglicher Maßnahmen bleibt der Koalitionsvertrag allerdings vage. 

Insgesamt zeigt sich derzeit, dass die Landesregierungen sich um den dringenden Handlungsbedarf im Schulsystem bewusst sind. Wie eine grundlegende und nachhaltige Verbesserung der Bildung in Deutschland erreicht werden kann, dabei ist man sich uneinig.

Bilanz 2023: Lehrkräftemangel, Chancengleichheit und KI an deutschen Schulen
Von alarmierenden Ergebnissen in Bildungsstudien, über den gescheiterten Start des Startchancen-Programms, politische Krisen bis hin zu ChatGPT und KI im Klassenzimmer — wir blicken zurück auf ein bewegtes Jahr 2023.
Von
Carolin Kunkel
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December 2023
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Das ereignisreiche Jahr 2023 geht zu Ende. Neben multiplen globalen Katastrophen, deren Auswirkungen bis in die Klassenzimmer der Bundesrepublik spürbar waren, macht sich auch eine weitere Krise in unserem Land bemerkbar — eine, die die Klassenzimmer unmittelbar betrifft: die Bildungskrise. Im Folgenden möchten wir die bildungspolitischen Ereignisse und Entwicklungen in einem Jahresrückblick noch einmal zusammenfassen.

Alarmierende Ergebnisse in Bildungsstudien: IQB, IGLU und Pisa

Gleich drei aktuelle Schulleistungsstudien, die sich auf verschiedene Altersgruppen und Kompetenzbereiche konzentrieren, zeichnen dieses Jahr ein besorgniserregendes Bild: Etwa 25 bis 30 Prozent der Schüler:innen in Deutschland erreichen nicht die Mindeststandards in Fächern wie Deutsch und Mathematik. Die Pisa-Studie 2022 zeigt besonders in Mathematik die schlechtesten Ergebnisse seit Beginn der Untersuchungen, mit einem Anstieg des Anteils der Leistungsschwachen im Vergleich zur letzten Studie und einem deutlichen internationalen Leistungsabfall. Die neuesten Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022 bestätigen einen Kompetenzrückgang im Fach Deutsch, insbesondere beim Lese- und Hörverständnis sowie in der Rechtschreibung. Nicht zuletzt verdeutlichte die IGLU-Studie, dass deutsche Kinder im Vergleich zu anderen EU-Ländern unzureichend auf den Schulstart vorbereitet sind, mit unterdurchschnittlichen Lese- und Schreibkompetenzen. Als mögliche Ursachen werden die Schulschließungen während der Pandemie genannt und die starken sozioökonomischen Unterschiede. Die verheerenden Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Chancengleichheit als oberstes Gebot in der Bildungspolitik zu verankern. Angesichts der schlechten Bildungsergebnisse seit 23 Jahren fordert Kai Gehring, Vorsitzender des Bundestagsbildungsausschusses, eine dringende Sonder-Ministerpräsidentenkonferenz. Bildung müsse höchste Priorität haben. SPD-Chefin Saskia Esken unterstützt die Ausweitung des Startchancen-Programms angesichts der PISA-Studie.

Fehlstart für Startchancen: Programm kämpft mit Uneinigkeit

Mit dem Ziel, Bildungsgerechtigkeit an Schulen zu fördern, wurde das Startchancen-Programm bereits 2021 im Koalitionsvertrag der Bundesregierung beschlossen. Geplant ist ein umfassendes Förderprogramm in einem Zeitraum von zehn Jahren, das über 4000 Schulen unterstützen soll, darunter zahlreiche, mit  sozial benachteiligten Schüler:innen. Ursprünglich sollte dieses im Schuljahr 2023/24 starten, doch Uneinigkeit über die Verteilung der Mittel und der Zuständigkeiten prägt die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern. Anfang 2024 soll die Vereinbarung offiziell unterzeichnet werden und voraussichtlich im Schuljahr 2024/25 seinen Anfang nehmen. 

Gutachten zum Lehrkräftemangel

Größere Klassen, eine Anpassung des Ruhestandseintritts, Hybridunterricht und Lehramtsstudierende in die Schulen: so lauteten einige Lösungsvorschläge zum akuten Lehrkräftemangel, die die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz bereits im Januar in einem Papier vorgestellt hatte. Auf die Vorschläge folgte Kritik. Sowohl von Seiten der Lehrkräfteverbände wie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) als auch von der Bertelsmann Stiftung wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen als zusätzliche Belastung für die Lehrkräfte gewertet. Im Dezember stellte die SWK nun ein elf Punkte umfassendes zweites Gutachten vor, das grundlegende Anpassungen im Ausbildungssystem bewirken soll und somit den Lehrberuf attraktiver machen könnte.

Wechsel der KMK-Präsidentschaft

Nach nur vier Monaten als Präsidentin der Kultusministerkonferenz wurde Astrid-Sabine Busse (SPD) von Katharina Günther-Wünsch (CDU) im Mai abgelöst. Grund für den Wechsel war die Wiederholung der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus,  die der Verfassungsgerichtshof aufgrund zahlreicher Pannen im September 2021 annullierte. Das neue Wahlergebnis führte zu einer schwarz-roten Koalition, die den rot-rot-grünen Senat ablöste, wobei auch das Bildungsressort nach 27 Jahren von der SPD zur CDU wechselte. Obwohl ein Wechsel innerhalb der einjährigen Präsidentschaft selten ist, kam dies jedoch in den vergangenen 50 Jahren bereits dreimal vor. Besonders ist allerdings der Wechsel der Parteizugehörigkeit. Auf der Agenda von Günther-Wünsch steht vor allem die Bekämpfung des Lehrkräftemangels.

Bedrohliche Kulisse: Extremismus, Rassismus und Gewalt an Schulen

Politische Bildung ist in diesem Jahr noch einmal verstärkt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Die jüngsten politischen Entwicklungen im Nahen Osten sorgten auch an deutschen Schulen für angespannte Situationen. Nicht nur Antisemitismus nahm in ihrer Folge zu, auch antimuslimischer Rassismus wurde laut der Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS) vermehrt gemeldet. An den Schulen kam es nach dem 7. Oktober teilweise zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Schüler:innen und Lehrkräften, wie etwa an einer Berliner Schule. Parallel dazu wurden rechtsextreme Vorfälle und Übergriffe an Schulen verstärkt bekannt. Im April machten zwei Lehrkräfte aus Brandenburg in einem Brandbrief auf Hakenkreuze auf Schulmobiliar, rechtsextreme Musik unter den Schüler:innen und demokratiefeindlichen Parolen auf den Schulfluren aufmerksam und kritisierten das Versagen der Schulleitungen. In der Folge forderten einige Eltern die Entlassung der Lehrkräfte und zudem soll sich ein Instagram-Account gebildet haben, der zur Jagd auf die beiden aufgerufen hätte. Kürzlich wurde eine brandenburgische Lehramtskandidatin wegen offensichtlicher Verbindungen in die rechtsextreme Szene aus dem Beamtenverhältnis entlassen. Außerdem verdeutlichen die Wahlen in Hessen und Bayern einen Anstieg von Erstwähler:innen der AfD. Gleichzeitig werden Lehrkräfte vermehrt zum Ziel von verbalen, physischen und sexuellen Übergriffen, besonders an Gesamtschulen, wie eine Umfrage des Deutschen Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen zeigt. Insgesamt verdeutlichen diese Entwicklungen den Bedarf an politischer Bildung. Dennoch waren Kürzungen im Bundeshaushalt 2024 für politische Bildung im Gespräch.

Bildungsgipfel-„Show“

Im März hatte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) einen Bildungsgipfel einberufen, der eigentlich die drängendsten bildungspolitischen Themen, wie den Lehrkräftemangel und die hohe Schulabbrecherquote, behandeln sollte. Aus diesem wurde jedoch eine dreistündige Veranstaltung bei einer Fachtagung, zu der nur wenige Landesvertreter:innen erschienen. Der Gipfel wurde daraufhin als „Show“ und unzureichend vorbereitet kritisiert. Stark-Watzinger stand dabei im Fokus der Kritik. 

ChatGPT und KI

Kaum ein Thema war dieses Jahr derart Dauerbrenner wie ChatGPT und Künstliche Intelligenz. Bereits im November 2022 war ChatGPT für die Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich gemacht worden. In den Schulen nahm das Thema dann ab Beginn dieses Jahres Fahrt auf. Während Schüler:innen die Plattform für Hausaufgaben nutzten, bekamen Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt offiziellen Zugang. Die Debatte um die Reform von Prüfungsmethoden, das Verbot und die gezielte Nutzung von KI in Klassenzimmern ist noch immer nicht abgeschlossen. Das Thema hat das Potenzial, auch die Bildung in den nächsten Jahren zu revolutionieren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellte außerdem seinen Aktionsplan Künstliche Intelligenz vor, laut dem in der laufenden Legislaturperiode über 1,6 Milliarden Euro in KI investiert werden sollen. Darüber hinaus sind auch andere Länder und deren KI-Systeme im Gespräch, die frühzeitig vor potenziellen Schulabbrüchen warnen. In Deutschland müssten diese jedoch weiterhin digitaler werden.

Kommt der Digitalpakt 2.0?

Obwohl der „Digitalpakt Schule“ im Mai 2024 ausläuft, ist die Fortsetzung, ein „Digitalpakt 2.0“, noch immer nicht gewiss. Erneut sind Geldfragen und die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern die Ursache für den Verhandlungsstau. Trotz des Versprechens einer Fortsetzung des Digitalpakts im Koalitionsvertrag kritisierten die Länder das Fehlen eines klaren Bekenntnisses seitens des Bundes. Angesichts der aktuellen Haushaltssituation könnte sich der Streit weiter hinziehen.

Im Jahr 2023 hat der Bildungsbereich zahlreiche Herausforderungen und Diskussionen hervorgebracht. Von alarmierenden Bildungsergebnissen über politische Spannungen bis hin zu technologischen Neuerungen — die Politik und die Schulen in Deutschland stehen 2024 weiterhin vor vielfältigen Aufgaben. Auch im kommenden Jahr wird die Frage nach einer nachhaltigeren und gerechteren Bildungspolitik im Fokus stehen. Das voraussichtlich anlaufende Startchancen-Programm im Schuljahr 2024/25 bietet die Möglichkeit, konkrete Schritte in Richtung Bildungsgerechtigkeit zu unternehmen. Zudem könnte ein gut vorbereiteter Bildungsgipfel Fortschritte in den zentralen bildungspolitischen Fragen fördern.

Der Präsident des deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, hat für Lehrer-News einen Blick in die bildungspolitische Zukunft geworfen. Für das Jahr 2024 skizziert er die wichtigsten Themen, die uns im kommenden Jahr bewegen werden.

Ein Alltagsthema für Vertretungsstunden: Knigge-Regeln
Das Thema Knigge-Regeln bietet für Kinder aller Altersklassen einen alltagsbezogenen Zugang. Damit ist es für eine Vertretungsstunde super geeignet. Wir haben uns angeschaut, wie ihr im Unterricht zu dem Thema arbeiten könnt.
Von
Jonas Schneider
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December 2023
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Wer kurzfristig als Vertretung einspringt, kann sich meist nur schlecht auf die Klasse vorbereiten. Deshalb hilft es, für solche Fälle praktische Themen in der Tasche zu haben, mit denen man eine Vertretungsstunde als fachfremde Lehrkraft sinnvoll gestalten kann. Genau für diesen Fall möchten wir euch hier einen passenden Vorschlag vorstellen: Eine Unterrichtseinheit zum Thema Knigge.

Viele Schüler:innen werden mit dem Begriff und den Knigge-Regeln schon etwas anfangen können. Sobald im Austausch die ersten Beispiele genannt werden, können sicher auch die anderen in ein erstes Brainstorming zum Thema einsteigen. Zu den Begriffen Höflichkeit, Benehmen, Gepflogenheiten und Etikette könnt ihr mit der Klasse erstmal alle Assoziationen zum Thema sammeln. Wenn ihr auf den Input der Schüler:innen eingeht, werdet ihr ein Gefühl dafür bekommen, welche Haltung sie dazu haben, also wie viel Wert sie auf ein  gutes Benehmen legen.

Ein kleiner historischer Exkurs zur Herkunft der Knigge-Regeln

Der Einstieg ist also bestimmt nicht schwer, aber sicher wird die Frage aufkommen: "Knigge", was heißt das eigentlich und wo kommt das her? Dass es die Regeln gibt, ist das eine, aber wer sie bestimmt hat, dazu bietet sich ein kleiner historischer Exkurs an. Adolph Freiherr von Knigge hat 1788 das Buch “Über den Umgang mit Menschen” veröffentlicht. Das Werk war sofort ein Bestseller und erhielt schnell neue Auflagen. Über die Jahre wurden unter dem Titel Knigge bis heute regelmäßig neu angepasste Verhaltensregeln veröffentlicht. Dadurch ist der Namensgeber Freiherr von Knigge vielerorts als “Anstandspapst” in Verruf geraten. Ein genauer Blick auf sein Werk zeigt aber, dass das weniger mit ihm als den späteren Interpretationen seines Buches zu tun hat.

Als Anhänger der Aufklärung wollte er einerseits die Bürger mit seiner Handreichung ermächtigen, sich am Hof zurechtzufinden und nicht zum Spielball des Adels zu werden. Von seinem eigenen Adelstitel machte er daher konsequenterweise auch keinen Gebrauch mehr. Andererseits war es ihm ein Anliegen, dass die Menschen gut miteinander umgehen. Ein Regelbuch stellte sein Werk aber nicht dar, schon gar nicht eine Handreichung, wie man das Besteck zu halten hat. Vielmehr leitete er aus seinen Beobachtungen der Menschen und deren Verhalten Empfehlungen ab, wie diese besser miteinander auskommen können.

Knigge im Alltag der Schüler:innen

Unter diesem Gesichtspunkt können auch die Schüler:innen einen guten Zugang zum Thema finden, indem sie sich selbst die Frage beantworten, was ihnen im Umgang miteinander wichtig ist und auf welche Regeln sie sich untereinander verständigen können. Online finden sich einige Knigge-Quizze. Hier solltet ihr aber aufpassen bzw. euch am besten schon vor der Stunde einmal durchgeklickt haben, da diese oft auf veralteten Rollenbildern basieren und mit dem Alltag von Kindern teilweise wenig zu tun haben.

Vielmehr lohnt es sich, mit den Schüler:innen der Frage auf den Grund zu gehen, warum der richtige Umgang miteinander wichtig ist. Worauf legen sie selbst Wert, wenn sie sich in die Position von Herrn Knigge versetzen und das Zusammenleben in unserer Gesellschaft beobachten? Gibt es da tatsächlich Unterschiede zwischen jung und alt, wie es ein häufiger Vorwurf ist? In einem weiteren Schritt können die Kinder die erarbeiteten Benimm- und Verhaltensregeln für sich, in der Gruppe oder der Klasse gewichten, beispielsweise mit Hilfe einer Pyramide. Allerdings sollte es bei dem Thema nicht darum gehen, dass die Schüler:innen individuell etwas falsch oder richtig machen können. Viel hilfreicher ist es, zu verstehen, was gute Grundlagen im Umgang miteinander sind und darauf aufbauend, wie man besonders aufmerksam, zuvorkommend oder höflich auftreten kann. So können die Schüler:innen etwas Positives aus der Bearbeitung des Themas mitnehmen.

Schwerpunkt je nach Klassenstufe

Für eine Vertretungsstunde ergibt sich je nach Klassenstufe die Möglichkeit, eine unterschiedliche Ausrichtung zu wählen. Geht es bei der Klasse auf den Abschluss oder ein Praktikum zu, könnt ihr bevorstehende Bewerbungsgespräche als Aufhänger für die Knigge-Regeln nutzen. Dabei könnt ihr entlang von Sprache, Kleidung und Verhalten den Umgang mit Fremden und Autoritätspersonen erarbeiten. Anstand, Höflichkeit und Auftreten finden einen praktischen Bezug und können in einem Rollenspiel ausprobiert und reflektiert werden.

Weil die Knigge-Regeln auch eher kleinteilige Themen wie die richtige Reihenfolge von Gläsern und Besteck auf dem Tisch beinhalten, könnt ihr das Thema aber auch etwas freier oder humorvoller aufgreifen. Im Alltag der Schüler:innen und im privaten Bereich der meisten Menschen haben viele der Regeln keine akute Anwendung. Dies bietet eine gute Grundlage, um über den Sinn und Unsinn mancher Knigge-Regeln zu diskutieren. Trotzdem lässt sich am Ende ein guter Bogen schlagen zu Regeln, die den Kindern selbst tatsächlich wichtig sind. Beispielsweise ist es den meisten Menschen am Tisch weniger wichtig, wie man das Besteck hält, als nicht zu schmatzen oder die Finger abzulecken.

Ein moderner Zugang zum Thema findet sich auch in der Betrachtung von  Umgangsformen in der Kommunikation am Beispiel von Internet und Social Media. Dort herrscht oft ein rauer Umgangston. Basierend auf den gemeinsam erarbeiteten Regeln im Umgang miteinander können die Schüler:innen analysieren, warum sich viele Menschen online anders verhalten und wieso auch hier die Regeln mehr Beachtung finden sollten. Außerdem bietet das Thema Smartphonenutzung allgemein eine Vergleichsmöglichkeit zwischen Knigge früher und heute. Dabei könnt ihr mit den Kindern darauf eingehen, wie diese Formen der Handynutzung auf Außenstehende wirkt: Kopfhörer tragen, in der Öffentlichkeit laut Musik hören oder den Klingelton anhaben, während einem Gespräch auf das Handy schauen, oder anderen lieber zu schreiben statt mit ihnen zu reden oder sie anzurufen.

Weiterführende Unterrichtsmaterialien

Wenn ihr also Lust habt, mit dem Thema in die nächste Vertretungsstunde zu gehen, dann findet ihr Infos und Arbeitsmaterialien zum Thema Knigge beispielsweise unter dem Oberbegriff Handeln auf lehrerfortbildung-bw.de. Auch das bayerische Angebot lehrplanPLUS hat Material bereitgestellt, das sich mit Benimmregeln auseinandersetzt. Dort findet ihr unter anderem Fallbeispiele, die ihr mit den Kindern besprechen könnt. Für die Berufsvorbereitung gibt es eine umfangreiche Broschüre des Berufsbildungszentrums der IHK Siegen. Darin sind für verschiedene Situationen sehr detaillierte Unterrichtseinheiten formuliert, aus denen ihr gut einzelne Aufgabenstellungen herauspicken könnt. Auch die DGUV hat in Azubi-Knigge eine gute Zusammenstellung zum Thema, die sich speziell auf den Berufseinstieg bezieht. Dieses Material eignet sich auch für die letzten Unterrichtseinheiten nach den Abschlussprüfungen.

Unter dem umfangreichen Begriff Knigge finden sich also viele Ansatzpunkte für eine bunte und lehrreiche Vertretungsstunde. Außerdem liegt dem Thema auch deshalb eine Lockerheit inne, da sich die Anstandsregeln in unserer Gesellschaft kontinuierlich wandeln und es sich bei dem Thema daher nicht um Schwarz-Weiß-Denken handelt. Seid ihr auf der Suche nach weiteren Alltagsthemen für eine Vertretungsstunde, ist vielleicht unser Vorschlag zum Thema AGB interessant. Hier findet ihr auch eine allgemeine Übersicht zu den vielfältigen Möglichkeiten, wenn ihr mal wieder als Vertretung einspringen müsst. 

Habt ihr noch weitere praktische Themen für Vertretungsstunden? Dann schreibt uns das gerne in den Kommentaren.

“Bildungsmärchen”: Wie ein Podcast Bildungsmythen widerlegt
Es gibt viele Bildungsmythen, die sich hartnäckig halten und weitergetragen werden. Der Podcast “Bildungsmärchen” versucht einige von ihnen wissenschaftlich zu widerlegen. Lehrer News hat mit einer der Macher:innen des Podcasts gesprochen.
Von
Justus Wolters
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December 2023
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Rund um die Themen Lernen, Lehren und Bildungssysteme schwirren seit jeher eine Menge Mythen. In der Ausbildung und auch später im Klassenzimmer sind Lehrkräfte immer wieder mit vermeintlich allgemeingültigen Lehr- und Lernansätzen konfrontiert. Viele solcher Mythen werden wissenschaftlich untersucht und teilweise auch widerlegt, doch die Ergebnisse erreichen längst nicht alle Lehrkräfte. Der Podcast “Bildungsmärchen” versucht das zu ändern. Julia Götzfried ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Schul- und Unterrichtsforschung an der Uni Kassel und Teil des Podcast-Teams. Lehrer News hat mit ihr über die Ziele und Vorgehensweise bei dem Projekt und natürlich auch über einige Bildungsmythen gesprochen. 

Lehrer News: Frau Götzfried, ein Podcast über Bildungsmythen klingt erstmal recht abstrakt. Können Sie uns zu Beginn direkt mal ein Beispiel geben, mit was für einer Art von Mythen Sie sich dabei auseinandersetzen?

Götzfried: Da können wir ein Beispiel nehmen, das sich schon sehr lange und extrem hartnäckig hält. Das sind die sogenannten Lerntypen. Viele haben bestimmt schon mal davon gehört, dass es angeblich auditive, visuelle oder haptische Lerntypen geben soll. Und viele Menschen glauben, dass man nur den eigenen Lerntypen beim Lernen berücksichtigen muss, um wirklich erfolgreich lernen zu können – dem ist aber leider nicht so. Kurz und knapp kann man sagen, dass es keine Lerntypen gibt. Und dass sie dementsprechend auch nicht den Lernerfolg beeinflussen. Selbst Lerntypentests sind noch immer recht weit verbreitet. Sie werden zum Beispiel von Lehrkräften mit der guten Absicht angewendet, danach besser auf die Lernbedürfnisse ihrer Schüler:innen eingehen zu können. Hier besteht aber das Risiko, auch Potenzial kaputt zu machen. Haben die Schüler:innen erst einmal ihren vermeintlichen Lerntypen herausgefunden, werden andere Lernstrategien vielleicht nicht mehr trainiert und stark vernachlässigt. 

Zunächst ist es erstmal richtig, dass Lernende unterschiedliche Sinneskanäle beim Lernen bevorzugen. Diese Präferenz hängt aber nicht zwangsläufig mit dem tatsächlichen Lernerfolg zusammen. Mittlerweile gibt es diverse empirische Studien dazu, die die Existenz der Lerntypen stark in Frage stellen. Lernprozesse sind deutlich komplexer, als dass man sie einzig über die Art der Sinneswahrnehmung beschreiben, geschweige denn ihren Erfolg daraus ableiten könnte. Wer sich noch genauer für die Widerlegung der Lerntypen interessiert, kann dazu mehr in unserer dazugehörigen Folge hören. 

Lehrer News: Es ist noch nicht selbstverständlich, dass aus der Hochschulwissenschaft heraus ein Podcast produziert wird. Wie ist die Idee dafür entstanden?

Götzfried: Die Idee dafür gibt es schon länger. Wir wollten Forschung und Wissenschaft in die Praxis bringen und sie stärker miteinander verzahnen. Ich selbst habe mich während meines Masterstudiums für empirische Bildungsforschung an der Uni Kassel sehr für die Konzeptwechselforschung interessiert. In diesem Bereich wird sich im Kern angeschaut, wie fehlerhafte Überzeugungen hin zu korrekten Überzeugungen verändert werden können. Forschungsergebnisse aus dem Bereich zeigen, dass falsche Glaubenssätze besonders dann aufgelöst werden können, wenn man sie einmal gezielt aufgreift und mithilfe von Wissenschaft und Forschung widerlegt. Bisher wurde dies häufig in Textform gemacht und wir haben gedacht, dass die Form des Podcasts sich aber auch sehr gut dafür eignen würde. Dazu haben wir einige Studien und Experimente durchgeführt und konnten herausfinden, dass auch Podcasts sehr gut geeignet sind, um falsche Überzeugungen bei Lehramtsstudierenden aufzulösen. Und Schritt für Schritt ist dann das Projekt Podcast in der Lehrer:innen-Bildung entstanden, welches von der Stiftung “Innovation in der Hochschullehre” gefördert wird. Und innerhalb des Projekts ist dann die Podcast-Reihe “Bildungsmärchen” entstanden. 

Lehrer News: Rund um Bildungsmythen gibt es ja schon ein breites Angebot, welches sich auch mit diesen befasst und sie widerlegt. Warum braucht es Ihren Podcast noch zusätzlich?

Götzfried: Weil Podcasts einfach ein super zugängliches Medium sind, um Wissen zu vermitteln. Das Ganze läuft auf zwanglose, verständliche, aber auch informative Weise. Mit unserem Projekt wollen wir auch dazu beitragen, dass Podcasts stärker in der Lehrer:innen-Ausbildung stattfinden. Es gibt unglaublich viele verschiedene Bildungsmythen und es ist sehr wichtig, diese Bildungsmythen aufzugreifen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es sie gibt. Wir möchten damit Lehrkräfte auch an die Hand nehmen, damit Bildungsmythen nicht immer wieder ihren Weg in die Praxis finden. 

Lehrer News: Wie sieht das größere Ziel hinter dem Podcast aus?

Götzfried: Das deckt sich noch immer mit unserer Anfangsidee hinter dem Projekt. Wir möchten Wissenschaft und Forschung stärker in die Praxis bringen. Für Lehrkräfte kann es sehr herausfordernd sein, Bildungsmythen als solche zu identifizieren. Indem wir mit unserem Podcast aufklären, möchten wir zu einer qualitativ höherwertigen Lehrkräfte-Ausbildung beitragen. Wir möchten ein Bewusstsein für Bildungsmythen schaffen, damit solche im besten Fall schon während des Lehramtsstudium aufgegriffen und widerlegt werden können. 

Lehrer News: Wie kann man sich die Arbeit hinter dem Podcast vorstellen?

Götzfried: Das variiert natürlich für jede Folge ein bisschen. Ich bin der Host des Podcasts. Das heißt, ich lese mich vorab schon in die Studienlage zum jeweiligen Bildungsmythos ein. Erstelle Fahrpläne mit Fragen für die unterschiedlichen Interview-Partner*innen. Vieles ergibt sich aber auch in den Gesprächen selbst. Ich mache den Podcast aber nicht alleine, da steht ein Team dahinter. Dazu gehören auch Lea Nemeth, Dr. Victoria Bleck und Prof. Dr. Frank Lipowskyi. Und das Projekt ist angesiedelt im Fachgebiet der empirischen Schul- und Unterrichtsforschung der Uni Kassel. 

Lehrer News: Können Sie uns noch ein weiteres Beispiel für die Lernmythen nennen, mit denen Sie sich beschäftigen?

Götzfried: In drei Folgen haben wir uns mit “wünschenswerten Erschwernissen” beim Lernen beschäftigt. Das klingt für viele vielleicht erstmal paradox, wenn man Lernen erschweren will. Aber “wünschenswerte Erschwernisse” sind Lernstrategien, die das Lernen erstmal herausfordernder und mühsamer machen, aber tatsächlich das langfristige Lernen fördern. Wir gehen in den Podcast-Folgen den Fragen nach, warum das Lernen nicht immer so leicht wie möglich gestaltet werden sollte. Und warum solche Herausforderungen und Erschwernisse durchaus auch lernförderlich sein können. Und dabei schauen wir uns drei gut erforschte Lernstrategien an. 

Lehrer News: Ist es möglich mit dem Team hinter dem Podcast Kontakt aufzunehmen und Anregungen zu geben für weitere mögliche Bildungsmythen?

Götzfried: Unbedingt, das ist uns auch sehr wichtig. Hörer:innen haben auf unserer Website und auf Spotify die Möglichkeit, uns Feedback zu geben oder Themenwünsche zu schreiben. Man kann uns auch per Mail erreichen unter bildungsmärchen@uni-kassel.de.

Lehrer News: Wie soll es mit dem Podcast-Projekt noch weitergehen?

Götzfried: Wir haben mittlerweile eine coole Community aufgebaut, die soll natürlich gerne noch weiter wachsen. Und es gibt noch wahnsinnig viele weitere Bildungsmythen. Also die Themen werden uns so schnell nicht ausgehen. Und wir freuen uns schon, im nächsten Jahr neue Interviews mit Expert:innen zu vielfältigen Bildungsmythen zu führen. Also es wird auf jeden Fall noch einige weitere Folgen geben. 

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

Der Podcast “Bildungsmärchen” ist auf der dazugehörigen Webseite der Uni Kassel und auf Spotify zu finden. Welche Bildungsmythen sind euch schon begegnet? Schreibt es uns gerne in die Kommentare. 

Kulturelle Brückenbauer: Die Deutsche Botschaftsschule Peking im Fokus
135 deutsche Auslandsschulen in 70 Ländern weltweit — damit möchte die Bundesrepublik den internationalen Bildungsaustausch fördern. Eine davon ist die Deutsche Botschaftsschule in der chinesischen Hauptstadt Peking. Nicolas Colsman im Gespräch mit der DSP.
Von
Carolin Kunkel
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December 2023
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Mit 135 deutschen Auslandsschulen in 70 Ländern weltweit will die Bundesrepublik den internationalen Bildungsaustausch fördern. Diese Schulen sind mehr als im Ausland ansässige Bildungseinrichtungen — vielmehr fungieren sie als kulturelle und gesellschaftliche Brücken zwischen dem deutschen Bildungssystem und ihren jeweiligen Gastländern. Ein spannendes Beispiel hierfür stellt die Deutsche Botschaftsschule in der chinesischen Hauptstadt Peking (DSP) dar, die das deutsche Schulwesen in die lebendige chinesische Gesellschaft einbettet und damit eine Schnittstelle für interkulturelle Begegnungen bildet. In unserer Serie über das Auslandsschulwesen am Beispiel der DSP stellen wir zunächst die Schule selbst vor. Vor Ort hat Nicolas Colsmann, Gründer der ZDB, exklusive Einblicke in ihr Konzept gewonnen und mit dem stellvertretenden Schulleiter Stefan Happel gesprochen. 

Die Lage der Deutschen Botschaftsschule Peking und Herausforderungen der Begriffsdefinition 

Im Herzen von Peking, im Stadtviertel Chaoyang, liegt die Deutsche Botschaftsschule Peking, umgeben von Botschaften wie der koreanischen oder der US-amerikanischen sowie diversen Wohngebäuden für die Botschaftsangehörigen. Obwohl es sich bei Chaoyang allgemein um ein Diplomatenviertel handelt und sich Botschaftsgelände in unmittelbarer Nähe befindet, hat die Schule nicht unbedingt denselben Status, auch wenn sich der Status als “botschaftsähnlich” beschreiben lässt. 

Im Gespräch mit Lehrer-News weist Happel darauf hin, dass nicht einmal die Botschaft selbst den Begriff „Botschaftsschule“ genau definieren könne. Das hänge vor allem von den chinesischen Regularien ab, die entweder nicht festgeschrieben seien oder, wenn sie es sind, einen gewissen Interpretationsspielraum lassen. „Was für uns wichtig ist als Schule: Wir werden nicht besucht. Wir können entscheiden, wer hier aufs Gelände kommt“, betont er. Konkret heiße das, dass beispielsweise in der Covid19-Pandemie die Umsetzung der von der chinesischen Regierung erlassenen Regeln für das Schulwesen nicht kontrolliert wurde. Auch müssen die verwendeten Schulmaterialien den chinesischen Kommissionen nicht vorgelegt werden, wie es an anderen Auslandsschulen in der Regel üblich ist. 

Der Grund hierfür sei die Gewährleistung deutscher Bildungsstandards. Damit solle den Schüler:innen eine reibungslose Eingliederung in das deutsche Bildungswesen ermöglicht werden. „Die meisten Familien sind Deutsche, die hierher kommen und dann wieder zurück nach Deutschland gehen“, sagt Happel. Besonders ihnen müsse versichert werden, „die Kinder haben nach deutschen Standards gelernt, ihre Kompetenzen entwickelt und können diese dann in Deutschland nahtlos ins Schulsystem einbringen“. 

Organisatorische Struktur im deutschen Stil und wachsender kultureller chinesischer Einfluss 

Auch in ihrer Organisation und Struktur orientiert sich die DSP grundsätzlich an deutschen Vorgaben. Happel beschreibt die Strukturierung folgendermaßen: „Auf der organisatorisch strukturellen Ebene könnte man fast sagen, das ist eine deutsche Schule, wie wir sie in irgendeinem Bundesland finden und dementsprechend hier in die Mitte von Peking setzen.“ So können Schüler:innen nach dem Besuch des Kindergartens und der Grundschule den Hauptschul-, den mittleren Schulabschluss oder das deutsche internationale Abitur ablegen. Die Schule richte sich dabei nach den Vorgaben der KMK, einen Einfluss durch China gebe es auf struktureller Ebene nicht. Happel weist jedoch darauf hin, dass vermehrt Kinder aus deutsch-chinesischen Ehen an die Schule kommen. Zwar mache die Mehrheit immer noch die deutsch-deutschen Expats aus, der Anteil der deutsch-chinesischen Kinder wachse aber. Dadurch vergrößere sich auch der kulturelle chinesische Einfluss. „Das stellt auch für uns als Schule bestimmte Herausforderungen, weil wir schauen müssen, dass diese Kinder das notwendige Deutsch-Niveau erhalten, um dann später das Abitur zu machen“, so Happel. Dadurch kommt der Schule eine bedeutende Rolle als Sprachvermittlerin zu. Oftmals sei es laut Happel so, dass in einem bilingualen Haushalt ein Elternteil oder beide arbeitstätig seien, sodass Deutsch in der Schule das einzige „Sprachbad“ für die Kinder darstelle, wodurch der Schule die wichtige Aufgabe zuteil wird, das Sprechen zu intensivieren und „die Begegnung der beiden Kulturen hier im Hause“ zu fördern.

Deutschförderung im multilingualen Umfeld

Daher hebt das Schulprogramm die Deutschförderung als Themenschwerpunkt hervor, und auch Happel betont diese, neben der Selbstregulierung bzw. Personalisierung und der Digitalisierung, als eins der drei zentralen Arbeitsfelder. Durch sprachsensiblen Unterricht, der die deutsche Sprache nicht nur als Unterrichtssprache integriert, sondern auch spezielle Arbeitsgruppen zur Förderung von „Deutsch als Zweitsprache“ einschließt, möchte die Schule sicherstellen, dass die vielfältigen Sprachperspektiven der Schüler:innen nicht als Hürden, sondern als Potenziale wahrgenommen werden können. Der Ansatz adressiert die sprachlichen Bedürfnisse der diversen Schülerschaft und fördert gleichzeitig die Integration in das deutsche Bildungssystem, da ein bestimmtes Augenmerk auf die chinesischen Erstsprachler:innen gelegt werde. Dadurch haben die Lehrkräfte die Möglichkeit, den Lernstand in Echtzeit mitzuverfolgen. 

Eine Herausforderung sei allerdings die Förderung des kulturellen Interesses und Verständnisses der deutschen Expats an ihrem Gastland. Zwar passiere dies bereits in den Klassen,aber Gruppierungen auf dem Pausenhof seien trotzdem noch häufig. Daher hat sich die Schule die interkulturelle Förderung zum Ziel erklärt, „auf das Gastland zuzugehen und sich auszutauschen“. 

Neben der Deutschförderung nimmt Englisch ab der Klasse 1 die Position der ersten Fremdsprache ein. Ab der sechsten Klasse können Schüler:innen Französisch als zweite Fremdsprache erlernen. Alternativ bietet die Schule Chinesisch als Landessprache an, für das allerdings ein gewisses Niveau nötig ist und somit vor allem für die zweisprachigen Kinder von Bedeutung ist. Eine Neuerung ist, dass Chinesisch auch als Abiturfach durchgängig belegt werden kann, was den Schüler:innen eine zusätzliche Option in ihrer akademischen Laufbahn eröffnet. 

Als Französisch- und Chinesischlehrer erhält Happel selbst einen tiefen Einblick in die Sprachbildung an der DSP. Er betont die realistische Betrachtung eines soliden Chinesisch-Niveau für Kinder aus deutschen Expat-Familien, die meist für etwa drei Jahre nach Peking kommen. In dieser vergleichsweise kurzen Zeitspanne gestaltet sich das Erlernen der chinesischen Sprache für die Kinder oftmals als anspruchsvoll. Die meisten Kinder können in dieser Zeit nicht die erforderlichen Sprachkenntnisse erwerben, da ihre Hauptpriorität auf anderen Aktivitäten liege. Trotzdem bietet die DSP Chinesischunterricht ab der ersten Klasse bis zur neunten Klasse als außerschulische Arbeitsgemeinschaft an. Allerdings stehen diese Stunden im Wettbewerb mit anderen Freizeitaktivitäten wie Tischtennis, Fußball, Basteln und Singen. Daher erkennt die Schule an, dass die Kinder Freiräume für Spiele und Aktivitäten benötigen und verpflichtet den Unterricht nicht.

Mit einem klaren Fokus auf die Förderung der Deutschkenntnisse und einer interkulturellen Ausrichtung zeigt die Deutsche Botschaftsschule Peking, wie sie eine Brücke zwischen dem deutschen Bildungssystem und der chinesischen Gesellschaft schlägt. Schüler:innen werden nicht nur deutsche Bildungsinhalte, sondern auch eine offene interkulturelle Haltung inmitten der chinesischen Hauptstadt vermittelt. In den folgenden Artikeln dieser Reihe möchten wir die beiden weiteren Schwerpunktfelder der DSP beleuchten. Neben der Schulentwicklung im Ausland soll auch die Digitalisierung genauer betrachtet werden. Im Kontrast zu der deutschen Auslandsschule Peking steht das chinesische Bildungssystem, mit dem sich Lehrer-News innerhalb der Reihe Bildungssysteme der Welt bereits auseinandergesetzt hat.

Wegen Verbindungen in die rechtsextreme Szene: Referendarin aus Beamtenverhältnis entlassen
Eine Lehramtsanwärterin aus Brandenburg wurde wegen ihrer Verbindungen zur rechtsextremen Szene aus ihrem Beamtenverhältnis entlassen. Bereits im Juli hatte der Verfassungsschutz das Ministerium über den Fall in Kenntnis gesetzt.
Von
Jessica Risi
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December 2023
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Potsdam. Eine 29-jährige Referendarin aus Brandenburg ist wegen ihrer Verbindungen zur rechtsradikalen Szene aus ihrem Beamtenverhältnis entlassen worden. Das Bildungsministerium habe der angehenden Lehrerin, die an einer Grundschule in Märkisch-Oderland tätig war, “das Führen der Dienstgeschäfte untersagt und einen Bescheid zur Entlassung aus dem ‚Beamtenverhältnis auf Widerruf‘ zugestellt“, wie Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld am Dienstagabend auf Anfrage des Tagesspiegel mitteilte.

Bereits im Juli hatte der Verfassungsschutz das Ministerium über den Verdacht auf rechtsextreme Verbindungen der Lehramtsanwärterin informiert. Die Fachabteilung im Ministerium hatte daraufhin ein Prüfverfahren eingeleitet und entschieden, zunächst keine dienstrechtlichen Konsequenzen zu ziehen. Erst nach erneuter Nachfrage des Tagesspiegels sei diese Entscheidung dem Bildungsminister Steffen Freiberg zugetragen worden. Daraufhin seien unmittelbar Konsequenzen gezogen worden, so Freiberg. Am 15. September wurde die angehende Lehrerin schließlich von ihrem Dienst freigestellt.

Den Recherchen des Tagesspiegel zufolge war die Frau bis Januar 2023 als Moderatorin eines Nachrichtenkanals des Compact-Magazins tätig gewesen. Dieses Magazin ist seit 2021 vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung eingestuft. Außerdem soll sie sich Anfang Juli auf einer Compact-Filmpremiere in Nauen mit Rechtsextremist:innen getroffen haben.

Nach Vorwürfen aus der Opposition, die Reaktion sei zu verspätet gekommen, gestand Freiberg Fehler im Umgang mit dem Fall ein. „Ich werde künftig sicherstellen, dass Verfahren, die aufgrund von Hinweisen des Verfassungsschutzes eingeleitet werden, unmittelbar der Hausspitze vorgelegt werden”, versicherte Freiberg im September vor dem Landtag. Erst im Mai wurde das Bildungsministerium in Brandenburg im Fall zweier Lehrer:innen kritisiert, die in Burg im Spreewald rechtsextreme Vorfälle offengelegt hatten. Nach ihrem Weggang an der Schule klagten sie über fehlende Unterstützung durch das Bildungsministerium.

Buchrezension: Mein ängstliches Kind – In 7 Schritten den Sorgenkreislauf durchbrechen und mutige, unabhängige Kinder erziehen
Alle Kinder machen sich Sorgen. Aber was tun, wenn Kinder bei alltäglichen Aktivitäten eine scheinbar übertriebene Ängstlichkeit aufweisen und diese das Leben der ganzen Familie bestimmt? Diesen Familien möchten die Autoren von “Mein ängstliches Kind” helfen.
Von
Clara Picha
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December 2023
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Alle Kinder machen sich Sorgen. Sie fragen sich, ob sie ihr Referat halten können, ohne zu stottern, ob sie ohne Heimweh zu bekommen bei einem Freund übernachten können, oder wie sie in einer neuen Schule Freunde finden werden. Und genauso machen sich auch die Erwachsenen im Leben eines Kindes Sorgen: Ist es wirklich sicher, wenn meine Tochter alleine mit der S-Bahn zur Schule fährt? Kommt er mit den schulischen Anforderungen zurecht, oder sollte er lieber auf eine andere Schule wechseln? Solche Ängste sind normal und sogar gesund, denn es ist genau diese nervige Angst, die uns zur Flucht drängt, wenn ein großer Hund auf uns zugelaufen kommt, oder uns die sekundenschnelle Reaktionsfähigkeit gibt, den Lenker umreißen, wenn wir mit dem Fahrrad auf einer eisigen Straße ausrutschen. Aber was tun, wenn Kinder bei alltäglichen Aktivitäten, wie zum Beispiel dem Schulbesuch oder einem Treffen mit Freunden, eine scheinbar übertriebene Ängstlichkeit aufweisen? Was tun, wenn solche Angstzustände das Leben des Kindes, seiner Eltern oder sogar seiner ganzen Familie negativ beeinflussen und bestimmen? 

Genau diesen Familien möchten die Autoren von “Mein ängstliches Kind: In 7 Schritten den Sorgenkreislauf durchbrechen und mutige, unabhängige Kinder erziehen” helfen. Dr. Reid Wilson ist Direktor des Anxiety Disorder Treatment Center in North Carolina und führt die kostenlose Selbsthilfe-Website anxieties.com. Lynn Lyons hat sich in ihrer privaten psychotherapeutischen Praxis in New Hampshire auf die Behandlung von Kindern, die unter Angstzuständen leiden, und deren Eltern spezialisiert. Beide Experten sind selbst Eltern und haben zusammen 50 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit ängstlichen Kindern und deren Familien gesammelt. Das englische Original “Anxious Kids, Anxious Parents” erschien bereits 2013, nun ist das Buch erstmals in deutscher Sprache zu lesen. 

"Mein ängstliches Kind" erschien 2023 im Mankau Verlag erstmals in deutscher Sprache. (Quelle: Mankau Verlag)

Wilson und Lyons plädieren bei der Behandlung von ängstlichen Kindern für eine holistische Herangehensweise, die auch die Eltern stark einbezieht. Denn: Studien haben gezeigt, dass ängstliches Verhalten in Kindern durch die Maßnahmen von Eltern, die eigentlich nur helfen wollen, oft verstärkt wird. Wenn ein Kind sich aus Angst, mit fremden Menschen auf engstem Raum zu sitzen, weigert, mit dem Bus zur Schule zu fahren, geben viele Eltern schnell nach und fahren ihr Kind selber zur Schule, denn wer will schon sein Kind leiden sehen? Doch Wilson und Lyons sehen solche Maßnahmen als ungesunde “Krücken”, die ängstlichen Kindern zwar kurzfristig ein Gefühl von Sicherheit geben, aber langfristig problematisch sind, da sie das Gefühl vermitteln, dass sehr starke, scheinbar übertriebene Angst akzeptiert wird. Solches Vermeidungsverhalten macht Kinder nur noch ängstlicher und sie “gehen nicht mehr aufs Leben zu”. Wird es nicht rechtzeitig korrigiert, sehen die Autoren in der Zukunft eines ängstlichen Kindes ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Drogenabhängigkeit. Eltern können die Angstzustände ihrer Kinder auch durch ihre eigene Ängstlichkeit unwissentlich verschlimmern. Lyons und Wilson erinnern daran, dass die Erwachsenen im Leben eines Kindes einen sehr großen Einfluss auf dessen Verhalten haben, denn “Kinder greifen auch die kleinsten Hinweise auf ängstliches Verhalten vonseiten der Eltern auf”.

Die Lösung sehen Wilson und Lyons darin, dass Kinder und Eltern sich dem Unbehagen von Angstgefühlen stellen müssen, anstatt ihnen immer aus dem Weg zu gehen. Ängstliche Kinder müssen nämlich lernen, dass das Leben nicht immer vorhersehbar und sicher sein kann, und erwerben so wichtige Problemlösungsfähigkeiten, die langfristig für ein selbstständiges Leben essentiell sind. Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich damit, dass Kinder und Eltern Angst verstehen, akzeptieren und sich vornehmen, die Angst auch mal so richtig zu fühlen. Im siebten Kapitel kommt dann das konkrete Handeln dazu, denn Übung ist notwendig, um das Gehirn umzuschulen, sodass nur noch gerechtfertigte Gefahrenmeldungen die Amygdala erreichen, und nicht schon ein Arztbesuch schwitzige Hände und einen trockenen Mund hervorruft. Kinder müssen laut Wilson und Lyons lernen, in einer unangenehmen stressigen Situation auszuharren, ohne sofort Bedrohungssignale durch das Gehirn zu jagen. Wilson und Lyons nutzen für diese konkrete Umsetzung des Gelernten ein Puzzle-Modell. Es besteht aus sieben Puzzleteilen, die den Leser:innen im Laufe des Buches einzeln vorgestellt werden. Dazu gehören beispielsweise “An frühere Erfolge anknüpfen” und “Mit Sorgen rechnen”. In den letzten zwei Kapiteln werden alle Teile zusammengesteckt und schließlich in die Tat umgesetzt. 

Um Eltern zu helfen, ihre Kinder für die bevorstehenden Veränderungen zu motivieren, erhalten Käufer:innen des Buches auch ein Passwort für einen kostenlosen Download des E-Books “Casey’s Guide”. Darin geht es auf etwa 150 Seiten um die fiktionale vierzehnjährige Casey, die selbst an einer Angststörung leidet, die Symptome aber mit der Hilfe ihrer Mutter in den Griff bekommen hat und jetzt ihr Leben wieder in vollen Zügen genießen kann. Ihre Erfahrungen und die Maßnahmen, die ihr bei der Konfrontation mit ihrer Angst geholfen haben, teilt sie hier spielerisch mit ihren jungen Leser:innen. Das E-Book ist in kinderleichter Sprache geschrieben und richtet sich an Kinder zwischen acht und 15 Jahren. Der Inhalt verläuft etwa parallel zu dem des Hauptbuches, sodass Eltern und Kinder die Thematik zusammen durcharbeiten können. Am Ende von “Mein ängstliches Kind” finden erwachsene Leser:innen Zusatzmaterial, das “Casey’s Guide” begleitet. Dort wird das E-Book kapitelweise zusammengefasst, bevor Verständnisfragen gestellt werden und Denkaufgaben, die Eltern mit ihren Kindern anhand des Inhalts jedes Kapitels diskutieren können. Hier finden sich auch einige leere Tabellen zum Ausfüllen, um sowohl Gelerntes als auch gewisse Vorhaben zu festigen. Diese interaktive Gestaltung regt zu sofortigen positiven Veränderungen an. 

Mit ihrer Mischung aus wissenschaftlich fundierter Information und konkreten Tipps sowie Übungen für den Alltag, begleiten die zwei Bücher Familien vom Anfang bis zum Ende ihres Kampfs gegen die Angst. Schon zum Ende jedes Kapitels im Hauptbuch kommt ein “Zeit zum Handeln”-Teil, der Eltern ermutigt, das gelernte Wissen aus dem Kapitel sofort in die Tat umzusetzen. So können sie ihre Kinder auf beiläufige Art schon an wichtige Konzepte und Veränderungen heranführen, noch bevor sie mit “Casey’s Guide” beginnen. Zum Beispiel wird hier der Tipp aufgeführt, seinem Kind gegenüber nebenbei zu erwähnen, dass man das Buch gerade liest und spannend findet. Am Ende des letzten Kapitels finden Leser:innen einen zusammenfassenden Aktionsplan, der zusammen mit dem Kind ausgefüllt oder abgeschrieben werden kann. Hier gibt es auch Casey’s Plan als Orientierungsbeispiel. 

Doch auch die inhaltlichen Teile des Hauptbuches sind alles andere als trocken. Obwohl Informationen an einigen Stellen durch wissenschaftliche Funde und Studien untermauert werden, um dem vermittelten Wissen zusätzliche Glaubwürdigkeit zu verleihen, behält der Text, wie in der Einleitung versprochen, seinen “zwanglosen und entspannten Ton”. Der wissenschaftliche Inhalt wird auch durch erzählerisch beschriebene fiktionale Beispiele von Casey oder aber echten Fällen aus dem Berufsleben der Autoren untermalt und aufgelockert. Des Weiteren ist zum Lesen kein psychologisches Vorwissen nötig, denn das Buch beginnt mit einer anschaulichen und simplen Erklärung, was Angst aus biologischer Sicht überhaupt ist, wie sie sich am Körper bemerkbar macht, und wieso Angst für uns Menschen nahezu lebensnotwendig ist – nur eben in einem gewissen Rahmen. Es fallen Fachbegriffe wie “Amygdala” und “präfrontale Kortex”, diese werden aber so erklärt, dass auch jemand, der sie zum ersten Mal sieht, inhaltlich mitkommt. 

Das Buch erwähnt zwar einige konkrete Diagnosen als Beispiele, es wird aber auf keine einzelne Phobie oder andere Form von Angststörung genauer eingegangen, denn die Autoren halten es für “eine vielseitigere und effektivere Strategie”, wenn man lernt, “wie man auf die Gemeinsamkeiten reagiert, und nicht auf die Unterschiede”. So kann das Buch bei jeglicher Form von Angststörung helfen, muss aber dafür Nuancen bezüglich bestimmten Diagnosen einbüßen. Des Weiteren wird sich mehrmals auf die Bezeichnung “normal” gestützt, um nicht-ängstliche Kinder von ängstlichen abzugrenzen. Beispielsweise hat Casey sich “vom überängstlichen Kind hin zur normalen, aufgeschlossenen Jugendlichen” verwandelt. Mag das Wort “normal” für viele ein neutraler Begriff sein, besteht die Gefahr, dass manche Leser:innen darin eine unterschwellige negative Wertung von ängstlichen Kindern sehen. Auch wurde das englische Original bereits 2013 veröffentlicht, lange vor der Coronapandemie. Da der Lockdown und die damit einhergehende soziale Isolation vieler Kinder und Jugendlicher nachweislich zu einer Zunahme von Angststörungen bei jungen Menschen geführt hat, fehlen dem Buch eventuell die neuesten Erkenntnisse der Forschung zu ängstlichen Kindern, die aus den Veränderungen der Coronapandemie hervorgingen. 

Das Buch ist zwar für Eltern geschrieben, aber auch Lehrkräfte, die ihre ängstlichen Schüler:innen besser verstehen wollen, können davon profitieren. Mit “Mein ängstliches Kind” können sie lernen, wie sie im Schulalltag am besten mit Kindern umgehen, die unter Angststörungen leiden, ohne ihnen unwissentlich problematische Krücken an die Hand zu geben. Besonders das Unterkapitel “Schule, Sonderregelungen und Krücken” ist hier zu empfehlen. Dabei geht es um Sonderregelungen, die Lehrkräfte oft in Zusammenarbeit mit Eltern einführen, um den Kindern im Schulalltag vermeintlich zu helfen. Als Beispiel wird hier genannt, dass eine Schülerin jederzeit zur Schulpsychologin gehen durfte, um sich auszuruhen, wenn ihr der Trubel in der Klasse zu viel wurde. Doch was passierte, als die Psychologin krankheitsbedingt einige Wochen nicht arbeiten konnte? Das Mädchen weigerte sich, zur Schule zu gehen, da sie sich ohne ihre Vertrauensperson dort nicht mehr sicher fühlte. Dieses Beispiel unterstreicht, wie Krücken oft nur problemverschiebend wirken, anstatt ängstlichen Kindern langfristig zu helfen. Die Autoren fordern Lehrkräfte und Eltern deshalb auf, nur Sonderregelungen für Kinder in der Schule einzuführen, wenn es auch von Anfang an einen Entwöhnungsplan gibt, damit Kinder sowohl zuhause als auch in der Schule lernen, sich ihren Ängsten zu stellen. Denn: Egal ob als Elternteil oder als Lehrkraft, am Ende des Tages bleibt es laut Wilson und Lyons das Ziel, ängstliche Kinder gezielt so zu unterstützen, dass sie zur Bewältigung des Alltags “äußere Krücken” durch “innere Fähigkeiten” ersetzen können. 

“Mein ängstliches Kind” kann hier direkt beim Mankau Verlag erworben werden. Als E-Book ist es hier erhältlich. 

Dr. Reid Wilson und Lynn Lyons: Mein ängstliches Kind. In 7 Schritten den Sorgenkreislauf durchbrechen und mutige, unabhängige Kinder erziehen; Mankau Verlag, Murnau a. Staffelsee, 2023; 238 S.; 22 Euro, als E-Book 16,99 Euro

“Schule der Zukunft”: Rheinland-Pfalz baut Förderprogramm weiter aus
Die rheinland-pfälzische Initiative “Schule der Zukunft” nimmt weitere Schulen in ihr Programm auf. Ziel ist das Fördern individuellen und schülerorientierten Lernens, um Schüler:innen besser auf die Hürden des modernen Alltags vorzubereiten.
Von
Maria Ivanov
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December 2023
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Mainz. Die landesweite Initiative “Schule der Zukunft” in Rheinland-Pfalz soll um mehr als 50 Schulen erweitert werden, wie der SWR berichtet. Damit befänden sich insgesamt über 100 Schulen in dem Projekt, das sich um die Erarbeitung eines zukunftsgerechteren Schulwesens dreht. 

Bei “Schule der Zukunft” handelt es sich um ein 2021 von der rheinland-pfälzischen Landesregierung angelegtes Langzeitprojekt, bei dem Schulen auf Eigenbewerbung hin multidimensionale Förderung und Begleitung im Transformationsprozess erhalten sollen. Das große Stichwort, nach dem das Projekt aufgezogen ist, lautet “Zukunftsfähigkeit.” Zugangsvoraussetzung ist dabei laut Website der Initiative lediglich ein nicht weiter spezifiziertes Entwicklungsvorhaben einer Schule, das dort mindestens von einem selbst gewählten Projekt getragen wird. Neben diesen beiden Kriterien der Förderung von Zukunftskompetenzen und dem Willen zur Transformation des Systems Schulgemeinschaft liegen vor allem Nachhaltigkeit und eine Vorbildfunktion für weitere Schulen im Fokus. Das große gemeinsame Ziel ist laut “Schule der Zukunft” dabei ein “fruchtbarer Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis, der die großen gesellschaftlichen Herausforderungen von heute und morgen aufgreift und in einen unmittelbaren Zusammenhang stellt zu den Herausforderungen, vor die Schulen sich gestellt sehen in ihrem täglichen Handeln wie auch bei einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Schulentwicklung.”

Dennoch gibt es auch Kritik am Projekt. Die GEW Rheinland-Pfalz beispielsweise prangert an, dass die Initiative zu wenig staatliche Förderung erhalten würde. So gehe nämlich keine personelle oder finanzielle Förderung bei den teilnehmenden Schulen ein, durch die die Initiative weitreichend unterstützt werden könnte.

Stand der Diskussion um gendergerechte Sprache in Schulen
Gendern an Schulen - ja, nein, vielleicht? Die Debatte lebte in den letzten Wochen wieder auf. Wir geben einen Überblick über die aktuellen öffentlichen Positionen zur Verwendung inklusiver Sprache. x
Von
Maria Ivanov
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December 2023
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Sternchen, Doppelpunkt, Unterstrich, Binnen-i – oder doch lieber gar nicht? Bei all den verschiedenen Formen des Genderns, die sich mittlerweile etabliert haben, kann es schon mal schwierig werden, den Überblick zu behalten. Ganz ähnlich sieht das auch bei Meinungen und Positionierungen öffentlicher Personen und Institutionen aus, deren Debattenkultur in den letzten Wochen wieder zunehmend Aufmerksamkeit generiert. Deshalb folgt hier ein kleiner Abriss dessen, wer gerade wie zu was steht – und was das jeweils mit Schulkindern zu tun hat.

Die wohl größten medialen Wellen schlägt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder mit seiner Forderung, das Gendern an bayerischen Schulen vollständig zu verbieten. Wie die dpa meldet, begründet er dieses Vorhaben mit dem Schlager aller Argumente: “Haben wir keine anderen Probleme in Deutschland?”. Und mit seinem Unmut ist er keineswegs alleine: Andere Bundesländer haben ebenfalls Verbote zum Verwenden geschlechtersensibler Sprache an Schulen in die Wege geleitet oder bereits eingeführt. So werden beispielsweise in Sachsen Genderformen als Fehler in Aufsätzen markiert, wie die dpa berichtet. Der sächsische Landesschülerrat (LSR) kritisiert dieses Vorgehen laut dpa als “falsch und unnötig” und weist auf akutere Baustellen im sächsischen Bildungssystem hin: “Man könnte die Schülerinnen und Schüler einfach gendern lassen und sich mit Problemen wie Digitalisierung, Lehrkräftemangel, psychischen Belastungen oder dergleichen befassen.” 

Es gibt auf höherer politischer Ebene auch Stimmen, die sich explizit für das gendern aussprechen. Zu denen gehört etwa Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg von den Grünen. Sie befürwortet es zum Beispiel, dass Lehrkräfte vor ihren Schüler:innen gendern, berichtet die Süddeutsche Zeitung. In Niedersachsen ist das Verwenden von Sternchen und Co. offiziell untersagt, jedoch wird Lehrer:innen hier die Freiheit eingeräumt, selbst über die Handhabung in der Notengebung zu entscheiden. In Baden-Württemberg gibt es bislang keine Gender-Verbote, auch wenn das Gendern an Schulen auch dort teils kritisch betrachtet wird: Laut dpa-Meldung hält der dortige Ministerpräsident “nichts vom Gendern”. Nach derselben Meldung steht das Bildungsministerium Nordrhein-Westfalen neutral bis positiv zur Verwendung inklusiver Sprache: Es “soll geschlechtsneutral oder in Paarformen, also weiblich und männlich, formuliert werden.”

Auf Bundesebene gibt es scharfe Kritik vom Deutschen Lehrerverband (DL), der das Gendern durch Lehrkräfte entschieden ablehnt. Das entspreche nicht dem amtlichen Regelwerk, an das sie sich halten müssten, so der ehemalige DL-Präsident Meidinger gegenüber der dpa. Darauf bezieht sich ebenso der Rat für Deutsche Rechtschreibung in einer Pressemeldung: “Hochschulen und Lehrende haben zu beachten, dass sie für die Bildung und Ausbildung der Lehrkräfte an öffentlichen Schulen Verantwortung tragen, in denen Schülerinnen und Schülern die Rechtschreibung nach dem Amtlichen Regelwerk zu vermitteln ist, auf das sich die zuständigen staatlichen Stellen der deutschsprachigen Länder verständigt haben.” Da Sonderzeichen bislang noch nicht in die offizielle deutsche Orthographie aufgenommen werden sollen, enthält dieses Regelwerk also auch keine gegenderten Formen. Darüber berichteten unter anderem die Zeit und Lehrer News. Dennoch seien insbesondere Sonderzeichen im Wortinneren zumindest als “Phänomen” wahrgenommen und in einer Ergänzung zum amtlichen Regelwerk festgehalten worden.

Der Rechtschreibrat verweist jedoch auf die Möglichkeit, in höheren Klassenstufen dennoch über gendersensible Schreibweisen zu sprechen, da das orthographische Grundwissen zu diesem Punkt bereits gefestigt sei. Eine ihrer Pressemeldungen liest sich der Idee gendersensibler Sprache gegenüber vergleichsweise offener: “Der Rat für deutsche Rechtschreibung wird die weitere Schreibentwicklung beobachten, denn geschlechtergerechte Schreibung ist aufgrund des gesellschaftlichen Wandels und der Schreibentwicklung noch im Fluss.”

Dass Sprachentwicklung auch beim Thema Gendern ein fortlaufender Prozess ist, ist wiederum die Basis der Kritik einiger hessischer Universitäten. Sie sind der Meinung, dass Gender-Verbote an Schulen ein falsches Sprachbild bestärken würden. Die germanistischen Institute der Unis stellen sich daher entschlossen gegen ein Streichen des Genderns aus dem Sprachgebrauch an Schulen, wie die Hessenschau berichtet. Eine hilfreiche Übersicht zu den verschiedenen Formen des Genderns mit entsprechenden Anwendungsbeispielen findet sich beispielsweise auf der Website der Universität Marburg.

Earth, Timelapse und Maps: So nutzt ihr Google-Kartenfunktionen in eurem Geographieunterricht
Google Earth bietet euch einige hilfreiche Tools, um euren Geographieunterricht noch interaktiver zu gestalten. Wir haben geschaut, wie ihr Google Earth, Timelapse und Maps im Unterricht einsetzen könnt.
Von
Justus Wolters
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December 2023
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Gestartet als Internet-Suchmaschine, bietet Google mittlerweile weit mehr Funktionen als einfache Sammlungen von Webseiten. Insbesondere für euren Geographieunterricht könnt ihr verschiedene Google-Funktionen nutzen, um abstrakte, theoretische Themen für eure Schüler:innen anschaulich zu machen. Allen voran bietet euch Google Earth zahlreiche Möglichkeiten, die meist nur in kleinen Teilen ausgeschöpft werden. In Verbindung zu Google Earth kann das Tool Timelapse eine Komponente hinzufügen, mit der eure Schüler:innen sich einen Entwicklungsverlauf vor Augen führen können. Und auch die bewährte Anwendung Google Maps bietet sich für den Geographieunterricht an. Hier könnt ihr eurer Klasse nützliche Tipps und Tricks mitgeben, die sie tatsächlich auch in ihrem Alltag gebrauchen können. 

Mit Google Earth die Welt erkunden

Google Earth stellt im Grunde einen virtuellen Globus dar. Genau wie ein tatsächliches Globus-Modell im Klassenzimmer sind die Kontinente mit ihren aufgezeichneten Ländergrenzen abgebildet. Einige Globus-Modelle bieten noch die Möglichkeit, andeutungsweise Höhenprofile zu erkennen. Google Earth kann das auch, die Funktionen des Programms hören hier aber noch lange nicht auf. Google Earth ist nach eigener Aussage “Der genaueste Globus der Welt”. Mit der Zoom-Funktion können die Schüler:innen beliebig tief in die globalen Regionen dieser Welt hineinzoomen. 

Durch die Einstellung unterschiedlicher Filter lassen sich verschiedene Perspektiven auf die Erde abbilden. So gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, Ländergrenzen anzuzeigen oder sie auszublenden – gleiches gilt auch für Ortsnamen. Ebenfalls vielen bekannt ist die Funktion Google Street View. Damit erhält man für ausgewählte Bereiche Aufnahmen, die Fahrzeuge der Google-Flotte von den Orten gemacht haben. Dies lässt sich zum Beispiel nutzen, um Infrastruktur, Architektur und biologische Beschaffenheiten länder- und kontinentübergreifend zu vergleichen. Soweit so gewohnt. Google Earth bietet aber noch weitere Funktionen, die die meisten nicht so selbstverständlich auf dem Schirm haben. Über den Auswahlpunkt “Ebenen”, der sich auf der Website links unten befindet, könnt ihr euch hier zunächst ausprobieren. Zusätzlich zu Street View bietet Google Earth nämlich auch die Funktion, Fotos anzuzeigen, die User von Orten gemacht haben. Diese ermöglichen einen genaueren, vielleicht auch ästhetischeren Blick auf Gebäude und Landschaften. Mit diesen Möglichkeiten von Google Earth lassen sich bereits erste spielerische Ansätze kombinieren. So könntet ihr euren Schüler:innen zum Beispiel ein grobes Ziel nennen, etwa einen Ort in Thailand. Die Aufgabe dazu lautet: “Trage so viele Informationen zu dem Ort zusammen, wie es mithilfe von Google Earth möglich ist.” Eure Schüler:innen müssten sich dann durch die verschiedenen Funktionen klicken und hätten dabei sogar eine kleine Challenge im Klassenverband, wenn man es darauf anlegt. 

Mit Street View schaut man in den meisten Fällen von außen auf Häuser und Landschaften – mit WindowSwap lässt sich das Ganze umdrehen. Auf dieser Seite findet ihr Aufnahmen aus der ganzen Welt, die Menschen meist aus ihren Fenstern hausgemacht haben. WindowSwap lässt sich nutzen, falls ihr spielerisch in ein Thema zu globalen Perspektiven einsteigen wollt. Es ist aber auch eine super Option, wenn ihr einfach mal ein bisschen prokrastinieren möchtet. Und für eine Vertretungsstunde bietet sich auch hier das einfache Spiel an, in Gruppen zu raten, an welchem Ort in der Welt die Szene aufgenommen worden ist.

Um Google Street View spielerisch einsetzen zu können, bietet sich die Seite GeoGuessr.com an. Mit einer kostenlosen Anmeldung lässt sich hier ein Spiel starten, bei dem eure Schüler:innen ihre geografischen Kenntnisse miteinander messen können. Bei dem Spiel werdet ihr an irgendeinem Ort der Welt “ausgesetzt” und könnt euch dort im Google Street Style umschauen. Anhand weniger Hinweise, wie der Straßenführung, der Bäume oder der zu sehenden Autos sollen eure Schüler:innen dann herausfinden, wo sie sich befinden. 

Ein weiteres, eher unbekanntes Tool von Google Earth ist der Flugsimulator. Dafür muss man zunächst Google Earth als Desktop-Version heruntergeladen haben. Die Nutzung ist relativ einfach und in verschiedenen How-to-Videos detailliert erklärt. Hier lassen sich ein Startpunkt und ein Ziel sowie eins von zwei Flugzeugmodellen einstellen, um eine Flugreise über ein Gebiet zu simulieren. Hierbei könnt ihr euren Schüler:innen verschiedene Aufgaben geben. Zum Beispiel lässt sich bei einem Simulationsflug die Bedeutung von Landwirtschaft für eine Region analysieren 

Google Timelapse zeigt euch die Entwicklung der Welt

Die Funktion Timelapse verdient in diesem Artikel nochmal besondere Aufmerksamkeit. Mit dieser könnt ihr geografische Entwicklungen sichtbar machen. Dafür braucht ihr nicht mal die installierte Version, ihr könnt die Funktion einfach unter den Ebenen auswählen. Timelaps zeigt dann die Entwicklungen des ausgewählten Bereichs seit 1884 mit Hilfe von Satellitenaufnahmen. Diese Technik bietet euch die Möglichkeit, an verschiedenen Themen zu arbeiten. Ihr könnt in einem frei wählbaren Bereich zum Beispiel schauen, wie sich Städte ausgedehnt haben, wie sich Wälder verkleinert haben oder sich die Läufe von Flüssen in Folge von Hochwassern verändert haben. Ihr könnt die Wiedergabegeschwindigkeit von Timelapse frei wählen und sie so euren Bedürfnissen anpassen. 

Für einige Themenbereiche hat Google bereits besonders anschauliche Beispiele vorbereitet. Auf der dazugehörige Engine-Website findet ihr zum Beispiel Entwicklungskarten zu Bewässerungsanlagen in Saudi-Arabien, zur infrastrukturellen Erschließung eines Waldgebietes in Brasilien oder zu Buschfeuern in Australien. Die vorgefertigten Karten eignen sich gut zum Einstieg in die Arbeit mit Timelapse. Das Tool ist aber so selbsterklärend zu nutzen, dass auch eure Schüler:innen sehr schnell Aufgaben damit lösen werden können. 

Google Maps zu nutzen lernen

Google Maps gehört zu den meistgenutzten digitalen Funktionen in Deutschland. Für viele gehört die Nutzung von Google Maps beim Navigieren durch den Verkehr mit dem Auto, der Bahn,zu Fuß oder mit dem Fahrrad selbstverständlich dazu. Dieser Umgang führt sogar dazu, dass immer mehr Menschen die Fähigkeit verlieren, sich gut eigenständig zu orientieren. Dieser Effekt wird umgangssprachlich auch Google-Maps-Syndrome genannt. Und genau hier könnt ihr ansetzen. In einer Ausprobierstunde können eure Schüler:innen die verschiedenen Funktionen von Google Maps testen. Für die meisten dürfte vieles davon selbstverständlich sein, aber ihr könnt die Einheit mit hilfreichen Insider-Infos aufpeppen. Viele gehen zum Beispiel davon aus, dass Google Maps ihnen immer die schnellste Route anzeigt. Das ist aber gar nicht der Fall. Maps zieht zur Empfehlung eines Weges noch deutlich mehr Variablen hinzu. Zum Beispiel die Umweltverträglichkeit des Fortbewegens, die Baustellenlage und einige weitere Kriterien, die aber nicht öffentlich bekannt sind. Viele dieser Variablen könnt ihr selbst in den Einstellungen setzen. Lasst eure Schüler:innen hier etwas experimentieren, um ihnen die Vielfältigkeit der Ergebnisse klar zu machen. Um das Ganze dann in die Praxis zu übertragen, könnt ihr euch für eure Schüler:innen einen Kurs überlegen, den sie in Gruppen aufgeteilt absolvieren sollen. Dabei kann man die Gruppen zum Beispiel in einem Rennen gegeneinander antreten lassen. Die Schüler:innen können dabei vorab ihre Route planen. Um erfolgreich zu sein, sollte es notwendig sein, dass sie verschiedene Verkehrsmittel miteinander kombinieren müssen. Für den Weg lassen sich noch Nebenaufgaben stellen, die die Gruppen lösen sollen. Denkbar wäre hier, Gruppenfotos vor bestimmten Gebäuden zu machen oder Fragen zu beantworten, die sie auf dem Weg mit Maps lösen können, etwa indem sie die Kommentare unter den Zielen aufmerksam lesen. Richtig umgesetzt, könnt ihr mit dieser kleinen Einheit dafür sorgen, dass eure Schüler:innen sich künftig sicherer im öffentlichen Verkehr bewegen werden. Das Ganze ließe sich auch gut als Vertretungsstunde umsetzen, wenn ihr motivierte Schüler:innen dafür habt. Für weitere Ideen für Vertretungsstunden, haben wir euch einen gesonderten Beitrag vorbereitet. 

Wir hoffen, ihr könnt ein paar unserer Impulse nutzen, um euren Geographieunterricht noch spannender zu gestalten. Haben wir vielleicht noch eine coole Funktion vergessen oder habt ihr zusätzliche Vorschläge? Dann schreibt sie gerne in die Kommentare!

Drei Sprachen, drei Bildungssysteme: Ein Einblick in die Schulvielfalt Belgiens
Belgiens drei Schulsysteme zeichnen sich durch frühkindliche Förderung und berufsvorbereitenden Unterricht aus. In unserer Serie Bildungssysteme der Welt richten wir heute den Fokus auf die Schulen der verschiedenen Sprachgemeinschaften.
Von
Jessica Risi
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December 2023
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Das belgische Bildungssystem ist auf den ersten Blick ziemlich komplex. Denn: Belgien ist seit 1970 in drei Sprachgemeinschaften aufgeteilt. Die flämische, französische und deutschsprachige Gemeinschaft. Diese Regionen unterscheiden sich nicht nur durch ihre Sprache, sondern verfügen auch jeweils über eigene Parlamente und sind eigenständig für verschiedene gesellschaftliche Bereiche verantwortlich. Neben kulturellen Angelegenheiten und dem Gesundheitswesen können sie auch ihre jeweiligen Bildungssysteme selbst gestalten. Trotzdem sind die drei Schulsysteme mit wenigen Ausnahmen ähnlich aufgebaut und zeichnen sich vor allem durch frühkindliche Förderung und berufsvorbereitende Unterrichtsfächer aus. Trotz dieser vielversprechenden Ansätze verzeichnet auch Belgien in den letzten Jahren schlechtere PISA-Ergebnisse. In unserer Serie Bildungssysteme der Welt werfen wir nun nach Ländern wie Japan, den USA und Polen einen genaueren Blick auf Belgiens Schulen.

Die Qual der Wahl: Ganztagsschulen und Homeschooling

In ganz Belgien gilt die Schul- bzw. Lernpflicht für Kinder von 5 bis 18 Jahren. Alle Kinder können ab einem Alter von zweieinhalb Jahren den Kindergarten bzw. die Vorschule besuchen. Bereits hier wird das Augenmerk auf Förderung und Bildung gelegt, weniger auf eine reine Kinderbetreuung. Spielerisch werden bereits Grundsteine für Lesen und Schreiben gelegt. Da Belgien drei Amtssprachen hat, lernen die Kinder auch früh Niederländisch oder Französisch. Ein Großteil der belgischen Kinder besucht die Vorschule, unter anderem weil diese komplett kostenlos ist. Vor- und Grundschule arbeiten eng zusammen und stehen in regelmäßigem Kontakt, um den Kindern eine persönliche Förderung zu ermöglichen, die ihre Stärken und Schwächen berücksichtigt.

Die Grundschule beginnt dann im Alter von fünf Jahren. Anders als an den meisten deutschen Schulen dauert die Grundschulzeit hier sechs Jahre. Die Schulen erhoffen sich dabei eine bessere Anpassung an die Fähigkeiten und Kenntnisse der unterschiedlichen Schüler:innen. Am Ende der Grundschule erhalten sie bereits ein spezielles Zertifikat, auf französisch Certificat d’Etudes de Base (CEB) genannt, das benötigt wird, um in die Sekundarstufe zu kommen. Dort haben die Schüler:innen dann eine große Auswahl an Bildungswegen, die sie einschlagen können. Diese bereiten sie entweder gezielt auf einen Beruf oder auf den Hochschulweg vor. 

In der Regel sind belgische Schulen Ganztagsschulen, deren Unterrichtszeit üblicherweise von 8:00 Uhr morgens bis 16:00 Uhr nachmittags reicht. Die meisten Schüler:innen nehmen am Mittagessen in der schuleigenen Mensa teil. Danach bieten viele Schulen nachmittags Betreuungsangebote an, die Hausaufgabenhilfe oder Freizeitaktivitäten für jüngere Kinder umfassen. Die Auswahl an Schulen und Kindergärten ist groß. Es gibt staatliche, private und subventionierte öffentliche Schulen. Ebenso gibt es zahlreiche katholische und jüdische Schulen. Viele davon sind darauf ausgerichtet, von der Grundschule bis zum Abschluss besucht zu werden. 

Noch eine Besonderheit: Laut belgischer Verfassung ist das Unterrichtswesen frei, das heißt, es gibt keine Schulpflicht im eigentlichen Sinne, lediglich eine Lernpflicht. Eltern müssen nachweisen, dass ihre Kinder Zugang zu Bildung haben, sei es durch den Besuch einer Schule oder durch Homeschooling. Bis zum Jahr 2023 wurden in der flämischen Gemeinschaft über 2.500 Kinder und Jugendliche zu Hause unterrichtet – das ist doppelt so viel wie noch 2017. Erst kürzlich wurde das Schulpflichtalter von sechs auf fünf Jahre herabgesetzt. Daher präferieren besonders Eltern von jüngeren Kindern Homeschooling gegenüber der Grundschule, um mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können. Auch Eltern von beispielsweise autistischen Kindern bevorzugen oft den Unterricht von zuhause. Allerdings wird das Homeschooling streng kontrolliert, um sicherzustellen, dass die Lernbedingungen vergleichbar mit denen in der Schule sind. Eine Schulinspektion kontrolliert regelmäßig die Haushalte, in denen Kinder von zuhause aus unterrichtet werden.

Die Sekundarstufe: Belgiens weiterführende Schulen

Unterschiede in den Schulsystemen finden sich spätestens in der Sekundarstufe. Diese beginnt für Kinder nach der Grundschule mit 12 Jahren. In den meisten Fällen besuchen sie diese Stufe, bis sie 18 Jahre sind. Sie ist unterteilt in drei Schulstufen à zwei Jahre. In der ersten Schulstufe haben alle Schüler:innen den gleichen Lehrplan. Interessant wird es, sobald Kinder in die zweite Schulstufe kommen, also mit ca. 14 Jahren. Dann können sie nach ihren Interessen und Zukunftswünschen zwischen verschiedenen Unterrichtstypen wählen. Diese besuchen sie dann bis zum Abschluss. Allerdings gibt es in Belgien auch die Möglichkeit, ähnlich wie in Deutschland, eine Berufsausbildung zu machen. Dies ist ab 15 Jahren möglich. Dann verlassen sie den Vollzeitunterricht und beginnen einen Teilzeitunterricht in einer Berufsschule. Nebenbei wird in einem Betrieb gearbeitet.

In der flämischen Gemeinschaft wird ab der zweiten Schulstufe folgender Unterricht angeboten:

  1. Der allgemeine Sekundarunterricht (ASO)

Dieser Unterricht bereitet die Schüler:innen für das Studieren vor und fokussiert sich auf eine allgemeine Wissensvermittlung.

  1. Der technische Sekundarunterricht (TSO)

Beim technischen Unterricht liegt der Fokus mehr auf dem Vermitteln bestimmter Fähigkeiten für einen Beruf, aber es werden trotzdem allgemeine Fächer unterrichtet, um auf eine Weiterbildung in Form eines Studiums vorzubereiten.

  1. Der kunstbildende Sekundarunterricht (KSO)

Dieser Weg hat viele Ähnlichkeiten mit dem TSO, mit dem Unterschied, dass künstlerische Fähigkeiten vermittelt werden. Später haben Schüler:innen die Möglichkeit, in diesen Bereichen zu studieren.

  1. Der berufliche Sekundarunterricht (BSO)

Dieser Weg ist für Schüler:innen, die kein Studium anstreben und den Hauptfokus auf das Erlernen eines Berufs legen wollen. Das Erlernen praktischer Fähigkeiten und Praktika nehmen mehr als die Hälfte des Lernplans ein. Die Auswahl an Berufen, auf die hier fokussiert werden kann, ist sehr vielfältig. Darunter zählen beispielsweise Berufe in der Pflege, im Verkauf oder handwerkliche Berufe. Eine komplette Auswahl aller berufsspezifischen Fächer könnt ihr hier nachlesen.

Auch in der französischen Gemeinschaft können Schüler:innen ab der zweiten Stufe zwischen vier Bildungswegen wählen: dem allgemeinen, dem technischen, dem künstlerischen und dem berufsbildenden Weg. Diese vermitteln ähnliche Lerninhalte wie in der flämischen Gemeinschaft. Der allgemeine Weg bereitet in erster Linie auf ein Studium vor, wohingegen der berufsbildende Weg auf ein direkteres Einsteigen in den Berufsmarkt ausgelegt ist.

Die deutschsprachige Gemeinschaft, mit Abstand die kleinste der drei, hat ein ähnliches Sekundarsstufensystem wie die Nachbarn. Ab der zweiten Stufe stehen aber, anders als im flämischen und französischen System, nur drei verschiedene Unterrichtsformen zur Wahl: der allgemeinbildende Unterricht, der technische Unterricht und der berufsbildende Unterricht. Auch hier wird entweder auf einen Beruf oder auf das Studium vorbereitet. Interessanterweise gibt es lediglich eine Hochschule in der deutschsprachigen Gemeinschaft, an der nur drei Studiengänge angeboten werden. Das heißt, die meisten Schüler:innen ziehen zum Studieren in die anderen Gemeinschaften oder ins Ausland.

In allen Gemeinschaften erhalten die Schüler:innen am Ende der dritten Schulstufe ein offizielles Abschlusszeugnis. In den allgemeinbildenden, den künstlerischen und den technischen Unterrichtsarten berechtigt dies dann zum Studium an Hochschulen und Universitäten. Im berufsbildenden Weg berechtigt das Zeugnis nur zur Berufsausbildung. Es besteht jedoch die Möglichkeit, ein zusätzliches Jahr in der Sekundarstufe zu verbringen und somit nach insgesamt sieben Jahren die Studienberechtigung zu erlangen.

Pisa-Schock auch in Belgien

Trotz der vielfältigen Bildungsmöglichkeiten und der frühen Förderung im belgischen Schulsystem bleiben schlechtere PISA-Ergebnisse nicht aus. Insbesondere in den Bereichen Lesen und Mathematik erzielten die belgischen Schüler:innen dieses Mal niedrigere Ergebnisse als die Jahre zuvor. Obwohl die Corona-Pandemie ein möglicher Grund zu sein scheint, fielen die Zahlen bereits vorher. Dennoch lagen die Ergebnisse in allen drei Kategorien immer noch über dem OECD-Durchschnitt. Im Vergleich zu Deutschland hat Belgien einen höheren Score in Mathematik und vergleichbare Werte im Lesen sowie in den Naturwissenschaften. 

Die Zahlen für Pisa wurden auch separat für die drei Gemeinschaften berechnet. In allen drei sind die Punktzahlen in sämtlichen Kategorien niedriger als zuvor. Insbesondere in der flämischen Gemeinschaft waren die Ergebnisse schlechter als bisher, mit einem Rückgang von 19 Punkten in Lesekompetenzen. Dennoch bleibt die flämische Gemeinschaft Spitzenreiter im Vergleich zu ihren zwei Nachbarn.

Erst kürzlich wurden in der flämischen Gemeinschaft neue Bildungsreformen vorgestellt, darunter standardisierte Tests für Primar- und Sekundarstufen in den Fächern Mathematik und Niederländisch, um ein besseres Verständnis für das Bildungsniveau der Schüler:innen zu erhalten. Zudem erfolgte eine Anpassung der Finanzierung. Allerdings räumt der flämische Bildungsminister Ben Weyts ein, dass die Reformen zu spät gekommen seien. Politiker:innen der Opposition kritisieren den Umgang der flämischen Regierung mit den Zahlen und werfen ihr vor, keine klaren Strategien oder Ideen für eine Verbesserung des Bildungssystems zu haben.

Auch die anderen Gemeinschaften bemühen sich um neue Ideen, um ihren Schüler:innen die beste Ausbildung und Betreuung zukommen zu lassen. Die französische Gemeinschaft führte beispielsweise 2022 einen neuen Schulkalender ein. Nun gibt es immer abwechselnd sieben Wochen Unterricht und zwei Wochen Ferien. Dadurch sind die Sommerferien zwei Wochen kürzer, jedoch haben die Schüler:innen dafür im Herbst und zu Fasching jeweils zwei Wochen frei. Dieser Rhythmus soll laut französischer Gemeinschaft besser auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten sein.

Was haltet ihr von den Möglichkeiten der belgischen Bildungssysteme? Würdet ihr eine verstärkte Ausrichtung auf Berufsorientierung bereits in den Oberstufen gut finden? Teilt uns eure Meinungen in den Kommentaren mit!

Planung ist alles: So gelingt die Vorbereitung auf euer Sabbatical
Das Sabbatical sollte eine Möglichkeit der Erholung sein, doch zwischen Versicherungen und Finanzierungsmodellen kann man schonmal den Überblick verlieren. Wir zeigen euch, welche Punkte ihr bei der Planung besonders berücksichtigen müsst.
Von
Jenny Hedermann
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December 2023
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Einfach mal Pause machen vom Schulalltag. Für viele Lehrkräfte klingt diese Vorstellung sehr einladend. Ein Sabbatical eröffnet euch  eine einzigartige Möglichkeit, nicht nur dem Klassenzimmer zu entfliehen, sondern sich in einem wohlüberlegten und geplanten Rahmen persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Ein Sabbatical ist mehr als eine Pause; es ist eine Investition in die eigene Zukunft. Von der Vorbereitungsphase bis zur Rückkehr in den Schulalltag spielt die Planung eine zentrale Rolle, um sicherzustellen, dass diese Auszeit nicht nur temporär ist, sondern einen nachhaltigen Einfluss auf euer Leben hat. Wie ihr dabei vorgehen könnt und auf welche Aspekte ihr dabei besonders achten müsst, zeigen wir euch in diesem Artikel.

Was ist überhaupt ein Sabbatical?

Das Sabbatical, auch als Sabbatjahr bekannt, hat sich auch bei Lehrer:innen als eine beliebte Möglichkeit etabliert, eine vorübergehende Auszeit vom täglichen Unterrichtstrubel zu nehmen. Die Beweggründe für ein Sabbatical sind dabei vielfältig. Besonders Lehrkräfte sind häufig von Burnout betroffen und nutzen diese Zeit, um der geistigen und körperlichen Erschöpfung vorzubeugen. Das Sabbatjahr dient jedoch nicht allein der Erholung. Es kann auch für die persönliche Weiterentwicklung, dem Erwerb neuer Fähigkeiten, für Reisen, Fortbildungen, soziales Engagement oder der Bewältigung privater Anliegen wie dem Hausbau oder familiären Angelegenheiten genutzt werden. Während des Sabbaticals bleibt ihr zwar weiterhin formell im Dienst, werdet jedoch von euren regulären Aufgaben im Klassenzimmer entbunden.

Diese vorher festgelegte Zeitspanne dauert in der Regel mindestens einen Monat, kann aber auch ein bis mehrere Jahre umfassen. Die Dauer könnt ihr dabei individuell mit eurem Arbeitgeber aushandeln. In der Phase vor eurem Sabbatjahr spart ihr das Geld für den unbezahlten Sonderurlaub an – dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Während dieser vordefinierten Pause vom Unterrichten wird die Bezahlung dann entsprechend reduziert.

Die Einführung des Sabbatjahres für Lehrer:innen hat in einigen Bundesländern bereits Ende der 90er Jahre stattgefunden, während andere erst in den 2000ern nachgezogen haben. Allerdings variiert das Ganze je nach Bundesland aufgrund der föderalen Struktur Deutschlands, ähnlich wie beim Sabbatjahr für die Beamten im öffentlichen Dienst. Daher ist es ratsam, vorher einen Blick auf die spezifischen Regelungen des eigenen Bundeslandes zu werfen. 

Im Gegensatz zu regulären Angestellten haben verbeamtete Lehrer:innen einen gesetzlich geregelten Anspruch auf ein Sabbatjahr von bis zu einem Jahr. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit auch mehrmals ein Sabbatical zu nehmen, da dafür keine gesetzlichen Vorgaben existieren. 

Die Vorbereitungsphase ist der Grundpfeiler für ein erfolgreiches Sabbatical, bei dem ihr die ersten Hindernisse bereits im Vorfeld aus dem Weg räumen könnt. Hierbei ist es entscheidend zu überlegen, welches Modell ihr wählen möchtet, und die Schulleitung entsprechend zu informieren. Es ist außerdem ratsam, rechtliche Aspekte zu klären. Zusätzlich sollte die Familie informiert werden, Absprachen getroffen und bereits die Rückkehr in den Beruf geplant werden. Damit euch die Flut an Informationen, Möglichkeiten und zu beachtenden Aspekten nicht überwältigt, haben wir für euch die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Wie finanziere ich mein Sabbatical?

Die Finanzplanung ist ein wichtiger Schlüsselaspekt. Lehrer:innen müssen Wege finden, ihre berufliche Auszeit zu finanzieren. Die Bildung von Rücklagen oder die Erkundung alternativer Finanzierungsmöglichkeiten sind hierbei entscheidend. Dies ermöglicht nicht nur die Deckung der Lebenshaltungskosten während des Sabbaticals, sondern eröffnet auch Raum für geplante Aktivitäten und Projekte. Dabei gibt es verschiedene Modelle, durch die das Sabbatical im Voraus finanziert werden kann.

Das Blockmodell

Das Blockmodell ist eine der bevorzugten Varianten, um sich ein Sabbatical zu finanzieren. Es ist weit verbreitet und in einigen Bundesländern sogar die einzige Möglichkeit. Hier verzichtet ihr über einen vorher festgelegten Zeitraum auf einen bestimmten Teil eures Gehaltes, um euch ein „Gehaltsguthaben“ anzusparen. Das wird euch dann während der Freistellungsphase als Gehalt ausgezahlt. Die Anwendung dieses Modells ist jedoch nicht in allen Bundesländern gleich geregelt: in einigen Regionen ist es auf Beamte beschränkt, während es in anderen für alle Lehrkräfte möglich ist. Sollte euch dieses Modell in eurem Bundesland nicht angeboten werden, habt ihr die Möglichkeit, individuelle Finanzierungsmöglichkeiten mit eurem Arbeitgeber zu treffen. Das Blockmodell zeichnet sich oft durch Lohnverzichtszeiträume von drei bis sieben Jahren aus, wobei das Sabbatical am Ende dieses Zeitraums genommen wird. Alternativ ist auch eine frühere Freistellung ab der Hälfte des Zeitraums möglich. 

Es gibt zahlreiche Variationsmöglichkeiten, wie ihr euch euer Sabbatjahr in diesem Modell ansparen könnt. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel eine sechsjährige Ansparphase, bei der ein Siebtel des Gehalts eingespart wird. Im siebten Jahr – dem Sabbatjahr – stehen euch somit sechs Siebtel eures Gehaltes zur Verfügung. Eine andere Option wäre es, zwei Jahre lang das Gehalt einer Teilzeitbeschäftigung zu erhalten, wobei ihr im ersten Jahr Vollzeit arbeitet und im zweiten Jahr dann freigestellt werdet.

Das Teilzeitmodell

Das Teilzeitmodell ermöglicht eine flexible Vereinbarung zwischen dem Arbeitgeber und der Lehrkraft. Ähnlich wie im Blockmodell reduziert sich euer Gehalt um einen vorher festgelegten Betrag. Ihr arbeitet während dieser Ansparphase jedoch weiterhin in Vollzeit. Die Überstunden, die während dieser Zeit anfallen, werden dann auf einem „Arbeitszeitkonto“ angesammelt. In der folgenden Freistellungsphase arbeitet ihr nicht, bekommt jedoch weiterhin das reguläre Gehalt, das sich aus den gesammelten Überstunden finanziert.

Das Fondssparmodell

Bei diesem Modell erhaltet ihr ein sogenanntes „Arbeitszeitkonto“. Dieses Konto ermöglicht die Ansparung von Urlaub, Überstunden und/oder Teilen des Gehalts. Der Arbeitgeber investiert das angesparte Geld in einen Fonds, aus dem während der Freistellungsphase euer Gehalt gezahlt wird. Diese Option ist jedoch ausschließlich für angestellte Lehrer:innen verfügbar.

Vorgezogener Ruhestand

Bei dem Modell des vorgezogenen Ruhestands kehrt ihr nach eurer Freistellung nicht in den aktiven Dienst zurück. Stattdessen könnt ihr das angesparte Zeitguthaben dazu nutzen, um eure Stunden zu reduzieren oder gleich ganz vorzeitig in den Ruhestand zu gehen.

Unbezahltes Sabbatjahr

Ein unbezahltes Sabbatjahr ist natürlich genauso möglich. Nach Absprache mit eurem Arbeitgeber könnt ihr eine längere, unbezahlte Auszeit nehmen und kehrt danach wieder in den Unterricht zurück. Eure Freistellungsphase finanziert ihr euch dann aus privaten Ersparnissen.

Neben der Festlegung der Dauer und des Modells sollten auch Fragen zur Rückkehr, zum Urlaubsanspruch und zur Verrechnung von Krankheitstagen im Gespräch mit eurem Arbeitgeber geklärt werden. Bedenkt dabei, dass die Schulleitung das Sabbatical auch ablehnen kann – daher solltet ihr gute Gründe parat haben. Dazu gehören beispielsweise die Verhinderung eines drohenden Burnout-Syndroms, das Bedürfnis, durch Reisen andere Länder und Kulturen kennenzulernen oder eine Sprache zu erlernen bzw. zu perfektionieren, sowie die Möglichkeit, Weiterbildungen ohne Zeitdruck zu absolvieren.

Welche Versicherungen muss ich auf dem Schirm haben?

Ein wichtiger Aspekt, den ihr während der Planung eures Sabbaticals nicht aus den Augen verlieren solltet, sind eure Versicherungen. Die Krankenversicherung, sowie die Überprüfung von Haftpflicht- und Reiseversicherungen sind dabei essentielle Schritte. 

Die Krankenversicherung

Wenn du dich in einem bezahlten Angestelltenverhältnis befindest, teilen du und dein Arbeitgeber die Kosten für deine Krankenversicherung, wobei die Beitragshöhe von deinem Verdienst abhängig ist.

Wenn du dein Sabbatical beginnst, gibt es zwei Situationen, in denen deine Krankenversicherung normal weiter läuft: Deine Auszeit dauert nicht mehr als vier Wochen, sodass dein Versicherungsschutz in der gesetzlichen Krankenversicherung bestehen bleibt. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn du ein unbezahltes Sabbatical nimmst. Oder du hast mit deinem Arbeitgeber ein bezahltes Finanzierungsmodell vereinbart. Hier erhältst du während deiner Freistellungsphase weiterhin dein Gehalt und deine Versicherungsabgaben laufen ganz normal weiter.

Solltest du ein unbezahltes Sabbatjahr nehmen, das länger als vier Wochen dauert, hast du die Möglichkeit, dich freiwillig gesetzlich oder privat zu versichern. Dabei werden die Beiträge auf Grundlage deiner Einnahmen berechnet und sind sowohl nach oben als auch nach unten gedeckelt (es gibt also sowohl einen Mindest- als auch einen Höchstbetrag).

Die Familienversicherung

Eine weitere Möglichkeit, während eures Sabbaticals weiterhin versichert zu sein, ist die Familienversicherung. Diese Option besteht, wenn euer Einkommen unter der Einkommensgrenze liegt (also weniger als 520 Euro) und ihr verheiratet seid.

Dafür müsst ihr beide gesetzlich versichert sein und euren Wohnsitz in Deutschland haben. Der große Vorteil der Familienversicherung besteht darin, dass nur einer zahlen muss und der Rest der Familie mitversichert sein kann. 

Die Rentenversicherung 

Die Bedingungen für die Rentenversicherung sind ähnlich wie bei der Krankenversicherung: Wenn eure Auszeit nicht länger als einen Monat geht oder ihr ein bezahltes Modell mit eurem Arbeitgeber vereinbart habt, werden die Versicherungsbeiträge weiterhin bezahlt.

Im Allgemeinen besteht die Option, auch während einer längeren Auszeit private Rentenbeiträge zu entrichten. Dabei gibt es sowohl vorgeschriebene Mindestbeiträge als auch maximale Höchstbeiträge. Es kann vorteilhaft sein, Mindestbeiträge einzuzahlen, insbesondere wenn ihr Unterbrechungen in eurem Versicherungsverlauf vermeiden möchtet. Da die Anforderungen für eine passende Lösung äußerst individuell sind, empfiehlt es sich, für eine umfassende Beratung direkt die Deutsche Rentenversicherung zu kontaktieren. Dort könnt ihr euch kostenfrei beraten lassen.

Welche Ziele verfolge ich in meinem Sabbatical?

Ein Sabbatical, das ohne klare Ziele angegangen wird, verliert schnell seinen Zweck, da die wertvolle freie Zeit so nicht effektiv für die persönliche Weiterentwicklung genutzt werden kann. Lehrer:innen sollten sich die Zeit nehmen, klare persönliche und berufliche Ziele zu formulieren. Ein Fokus auf die berufliche Entwicklung trägt dazu bei, dass diese Auszeit einen nachhaltigen Effekt auf die Karriere hat. Dies kann die Teilnahme an Fortbildungen, das Erlernen neuer Fähigkeiten oder die Arbeit an persönlichen Projekten umfassen. Aber auch, wenn ihr die Zeit zur Erholung nutzt, solltet ihr euch Ziele setzen und nicht einfach in den Tag hineinleben. 

Die Gestaltung des Sabbatical-Programms sollte euren individuellen Interessen und Leidenschaften entsprechen. Ob Fortbildungen, Reisen oder Projekte – die geplanten Aktivitäten sollten gezielt zur persönlichen Entwicklung beitragen. 

Ihr könnt auch bereits vor dem Sabbatical über eure eigene Motivation reflektieren. In diesem Artikel findet ihr bereits einige Tipps, wie die berufliche Weiterentwicklung bei euch aussehen könnte.

Und was passiert danach?

Auch über eure Rückkehr solltet ihr euch rechtzeitig Gedanken machen, da diese eine ebenso durchdachte Planung erfordert wie die Vorbereitung. Vorkehrungen für eine reibungslose Rückkehr und die Reflektion der gemachten Erfahrungen helfen dabei, die gewonnenen Erkenntnisse erfolgreich in den Schulalltag zu integrieren. Einige Fragen, über die ihr euch Gedanken machen könntet, sind:

  • Will ich in Voll- oder Teilzeit wieder einsteigen?
  • Möchte ich an meine alte Schule zurückkehren?
  • Möchte ich überhaupt wieder an die Schule zurückkehren oder wage ich einen Neuanfang?

Wenn feststeht, dass ihr in euren Beruf zurückkehrt, wäre es zum Beispiel eine Möglichkeit, einen sanften Übergang zu planen, damit sich die vorherige Erholung nicht sofort wieder auflöst. Ihr könntet zunächst an einigen Konferenzen teilnehmen, um den Kontakt zur Schule wieder aufzubauen oder zu halten. Aber auch Gespräche mit Kolleg:innen sind eine gute Möglichkeit für einen lockeren Wiedereinstieg.

Ein Sabbatical ist mehr als nur eine Pause. Eine gründliche Planung, angefangen bei der Vorbereitungsphase bis zur Rückkehr, macht diese berufliche Auszeit zu einer wertvollen Investition in die eigene Entwicklung. Lehrer:innen, die ein Sabbatical absolvieren, können diese Auszeit aktiv gestalten und die vielfältigen Chancen dieser besonderen Phase nutzen. Die sorgfältige Planung ermöglicht nicht nur einen reibungslosen Ablauf, sondern schafft auch Raum für die Entfaltung neuer Potenziale und die Verwirklichung individueller Ziele.

Wir hoffen, wir konnten euch einige hilfreiche Ratschläge mit an die Hand geben. Habt ihr vor, ein Sabbatjahr zu machen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Bildungsforscher warnen: Deutsche Kinder unzureichend auf Schulstart vorbereitet
Viele deutsche Kinder starten unzureichend vorbereitet in die Schule, wie Bildungsforscher:innen im Rahmen der IGLU-Studie festgestellt haben. Im EU-Vergleich schneidet Deutschland bei der Lesekompetenz schlecht ab.
Von
Jessica Risi
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December 2023
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Dortmund. Ein Großteil der Kinder in Deutschland startet nicht ausreichend vorbereitet in die Schule. Diese Erkenntnisse schließt das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Uni Dortmund aus einer aktuellen Auswertung der Daten der IGLU-Studie von 2021. Im Vergleich zu anderen EU-Teilnehmerländern schneiden die Lese- und Schreibkompetenzen unterdurchschnittlich ab. „Wir stellen fest, dass in keinem anderen Land in der EU Kinder so schlecht vorbereitet in die Schule starten wie in Deutschland“, sagt Dr. Rahim Schaufelberger, Mitarbeiter der IGLU-Studie.

Bereits im Mai hatte das IFS zentrale Ergebnisse der Studie vorgestellt. Nun wurde ein weiterer Aspekt herausgearbeitet und sich mit der Frage beschäftigt, wie gut Kinder in Deutschland auf den Schulanfang vorbereitet sind. Für die repräsentative Studie wurden 252 ausgewählte Grundschulen in Deutschland und 4.611 Kinder mit ihren Eltern befragt. 

Laut den Befunden der Studie geben 77,6 Prozent der befragten Schulleitungen an, dass weniger als jedes vierte Kind über grundlegende Lese- und Schreibkompetenzen verfügt, wenn es in die erste Klasse eintritt. Im EU-Durchschnitt dagegen wird diese Angabe von 40,9 Prozent der Schulleitungen gegeben. Auch die Eltern wurden befragt. Demnach schätzen nur neun Prozent die Lesefähigkeiten ihrer Kinder mit „sehr gut“ ein. Das sei unter allen EU-Teilnehmerländern der niedrigste Wert. Ebenso geben 67 Prozent der Eltern an, dass die Lesefähigkeit ihrer Kinder nicht gut ist. 

Das IFS betont die Bedeutung von lernförderlichen Aktivitäten, die bereits vor Einschulung wichtige Grundsteine für ein erfolgreiches Lernen legen. Zu lernförderlichen Aktivitäten zählen unter anderem Vorlesen, Lieder singen oder Wortspiele. Etwa 60 Prozent der befragten Familien geben an, dass sie zu Hause nur manchmal, nie oder fast nie leseförderliche Aktivitäten durchführen. Die Studie zeigt zudem, dass Kinder, die häufiger diesen Aktivitäten nachgehen, später auch eine höhere Lesekompetenz aufweisen. Vor diesem Hintergrund seien die Angaben der Eltern bedenklich, wie Schaufelberger unterstreicht. 

Die Lesegewohnheiten der Eltern beeinflussen laut IFS auch die Lesekompetenz der Kinder. Innerhalb aller EU-Teilnehmerstaaten zeigt sich, dass Kinder von Eltern, die das Lesen mögen, am Ende der vierten Klasse eine bessere Lesekompetenz haben als andere Kinder. In Deutschland geben ein Drittel der befragten Eltern an, gerne zu lesen, während ein Fünftel angibt, das Lesen nicht zu mögen. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern befindet sich Deutschland dabei im Mittelfeld.

Aufgrund dieser Ergebnisse sind laut IFS Maßnahmen nötig. Dr. Nele McElvany, deutsche Leitung der Studie, fordert einen verstärkten Fokus auf die Schulvorbereitung. Sowohl der familiäre Kontext als auch die Förderung in KITAs seien dabei entscheidend. “Insbesondere sollten die grundlegenden Fähigkeiten, die die Lesekompetenz anbahnen, stärker systematisch gefördert werden“, betont McElvany.

Es weihnachtet sehr: Ideen für eure Vorweihnachtsstunde
Ebenso sinnvoll wie besinnlich: Hier kommen fachbezogene Ideen für den Unterricht am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien. Damit könnt ihr die Klasse bei ihrer Vorfreude auf die Festtage abholen, ohne Zeit zur Stoffvermittlung zu verlieren
Von
Maria Ivanov
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December 2023
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Schüler:innen freuen sich auf Geschenke und Plätzchen, Lehrer:innen können die lange Weihnachtspause kaum noch erwarten, und alle zusammen hören aus der Ferne schon das Treiben des nächstgelegenen Weihnachtsmarktes – dass das nicht die besten Voraussetzungen für durchzubringenden Schulstoff sind, ist altbekannt. Um Frust über zu unkonzentrierte Schüler:innen zu vermeiden und ein kleines Goodie in den letzten Schultag vor den Ferien einzubauen, rollt deshalb oft einfach der Fernsehwagen ins Klassenzimmer. Dabei könnte man die Vorweihnachtszeit in der Schule auch dafür nutzen, die Klasse bei ihrer Vorfreude auf die Festtage abzuholen und gleichzeitig dafür zu begeistern, wie anwendbar ihr erlernter Stoff tatsächlich sein kann. Wir haben eine Sammlung an Ideen zusammengestellt, wie ihr eure Vorweihnachtsstunde je nach Fach gestalten könntet.

Deutsch

Ein bedeutender Literat: Wolfgang Borchert (Quelle: Commons)
  • Vor allem in jüngeren Jahrgangsstufen bietet es sich an, “Elfchen” schreiben zu lassen. Die Gedichtform ist sehr leicht verständlich und perfekt integrierbar in eine etwas lockerere Deutschstunde: Nach einer kurzen Einführung können eure Schüler:innen sich dank der Vielseitigkeit des Formats jedem beliebigen Thema – also auch Weihnachtsmann und co. – widmen und direkt in das Verfassen eigener Lyrik einsteigen. Weiterführende Tipps könnt ihr zum Beispiel auf YouTube finden.
  • Klassenstufen, die bereits erfahrener im Arbeiten mit Literatur sind, könnten an das Genre der Kurzgeschichte herangeführt werden, zum Beispiel anhand der Kurzgeschichte “Die drei dunklen Könige” von Wolfgang Borchert. Sie ist sehr schnell gelesen (oder vorgelesen), wodurch viel Raum zur Diskussion, dem Bezug zum Weihnachtsfest und der Vorstellung des wichtigen Schriftstellers bleibt.

Christliche Religionslehre

  • Dass man an Weihnachten die Geburt Jesu feiert, gehört zum Grundwissen. Doch wie historisch ist dieser allgemein bekannte Fakt tatsächlich? Dieser Frage könnte man mithilfe von Dokumentationen nachgehen, oder aber man konzipiert zusammen mit den Historikern aus dem Lehrerkollegium eine fächerübergreifende Stunde zu diesem Thema
  • Falls es noch keinen Platz in eurem Religionsunterricht gefunden hat, könntet ihr auf die Bedeutung der Gaben der Heiligen Drei Könige eingehen: Warum waren es denn genau Myrrhe, Weihrauch und Gold?
  • Sind eure Schüler:innen alt genug, um Ironie und Parodien zu verstehen, wäre Monty Pythons “Das Leben des Brian” (1979) eine erheiternde Abwechslung zum üblichen Unterricht. Derzeit steht der Film auf Netflix zum Streamen zur Verfügung.

Ethik

  • Im Fach Ethik setzt man sich ohnehin mit verschiedenen Weltreligionen auseinander, daher bietet es sich an, einen Blick darauf zu werfen, ob und wie diese das Weihnachtsfest feiern oder anerkennen, oder ob es vielleicht vergleichbare Äquivalente dazu gibt. 

Geschichte

  • Im Fach Geschichte bietet sich natürlich ein historischer Abriss dessen an, wie die anstehenden Feiertage überhaupt zu ihrer heutigen hohen kulturellen und traditionellen Stellung gekommen sind. Die Stunde könnte als Erweiterung zu dem dienen, was Schüler:innen bereits aus der Religionslehre oder dem Ethikunterricht mitbringen.
Eine ikonische Abbildung von Nikolaus von Myra aus dem 13. Jahrhundert (Quelle: snl.no)
  • Wer ungern von der kleinen Schultradition des Filmeschauens abweicht, könnte mit “Merry Christmas” (2005) gut bedient sein. Der Film behandelt die “Christmas Truce” von 1914, wobei an der Front des Ersten Weltkriegs in Frankreich über die Weihnachtsfeiertage eine Waffenruhe ausgerufen wurde.
  • Eine weitere Idee für eine Exkurs-Stunde vor den Ferien wäre eine Erarbeitung dessen, wer eigentlich die historische Person hinter der Nikolausfigur war.

Sozialkunde/Politik

  • Hier könnte man abdecken, was eigentlich hinter gesetzlichen Feiertagen steht und was diese mit den Schulferien der Schüler:innen zu tun haben. Damit geht ihr auf die Institution Staat ein, und deckt gleichzeitig die Differenzen im Bildungssystem auf Landesebene ab. 
  • Eine weitere Idee wäre das Eingehen auf den Themenkomplex soziale Ungleichheit. Hier könntet ihr am Beispiel Weihnachten darauf eingehen, dass sich Traditionen, das Schenkverhalten u.s.w. trotz einer gemeinsamen Religion noch einmal je nach sozialem Milieu voneinander unterscheiden. 

Psychologie

  • Warum finden wir es so toll, zu schenken und beschenkt zu werden? Anlässlich der anstehenden Feiertage würde es gut passen, sich in einer der letzten Unterrichtsstunden beispielsweise damit zu befassen, wie die Mechanismen des Verlangens/Begehrens überhaupt funktionieren und warum sich Geschenke zu bekommen anfühlen kann wie Bedürfnisbefriedigung.
  • Behandelt ihr eventuell gerade das Thema Statistik(en), bietet es sich an, soziale Phänomene abzudecken, die an bestimmte Ereignisse gekoppelt sind. Für eine konkrete Stunde könnte man beispielsweise der Frage nachgehen, ob es um die Weihnachtszeit herum zu besonders vielen Scheidungen kommt. Das eröffnet eine interessante Diskussionsrunde über eventuelle Gründe dafür.

Englisch

Ein Klassiker für die Jüngsten (Quelle: Amazon)
  • Im Fach Englisch liegt es nahe, einen Blick darauf zu werfen, wie Weihnachten und Neujahr in englischsprachigen Ländern gefeiert wird. So deckt ihr weltweite Differenzen in Kultur, Tradition und Religion ab und setzt euch gleichzeitig mit aktuellen Themen auseinander, die eure Schüler:innen beschäftigen.
  • Als Alternative dazu dennoch ein altbewährter Filmvorschlag: Die Weihnachtsgeschichte (“A Christmas Carol”) von Charles Dickens, zu der es bisher zahlreiche Verfilmungen gibt. Für untere Klassenstufen empfehlen sich zum Beispiel die Disney-Version “Eine Weihnachtsgeschichte” (2009) oder “Micky’s Weihnachts-Erzählung” (1983).

Weitere Fremdsprachen

  • Ähnlich wie im Fach Englisch bietet es sich natürlich auch für weitere Fremdsprachen an, für das Stoffgebiet Landeskunde die Gewohnheiten rund um die Feiertage für die entsprechenden Länder durchzunehmen. Um die Stunde etwas aufzulockern, könntet ihr beispielsweise in Französisch Crêpes backen, falls ihr ein Gerät dafür besitzt.
  • Für höhere Klassenstufen könnte es auch interessant sein, den Zusammenhang der Kolonialgeschichte mit den heutigen Gepflogenheiten rund um Weihnachten und Neujahr zu beleuchten.

Musik

  • Abgesehen vom Anhören bekannter Weihnachtslieder könnte man sich in einer Musikstunde die Frage stellen, warum diese immer einen ganz bestimmten Klang haben, bzw. wie wir den Klang von Glöckchen, Rasseln und co. automatisch und ausschließlich mit etwas so spezifischen wie Weihnachten in Verbindung bringen. 

Kunst/Werken

Beschäftigung im Unterricht und hübsche Deko für zu Hause (Quelle: Canva)
  • Für die kreativen Fächer sollte es mit am einfachsten sein, die Feiertage mit in den Unterricht einzubeziehen. Ihr könnt die Schüler:innen beispielsweise selbst Christbaumkugeln basteln oder bemalen lassen. Auch das Ausschneiden von Schneeflocken aus gefaltetem Papier ist ein bewährter Klassiker, der auch Jahre später noch an die Schulzeit um Weihnachten herum erinnern wird.

Chemie

  • In den Naturwissenschaften wird es schon etwas schwieriger, einen Bezug zu den Feiertagen herzustellen. Eine Idee wäre es, eine Stunde zum Thema Duftstoffe oder Geschmäcker damit einzuleiten, ein kleines Duftpaket mit Zimt, Anis und Lebkuchen herumreichen zu lassen. Dabei könnte man auch die kurze Frage in den Raum werfen, womit die Schüler:innen diese spezifischen Düfte verbinden und wie es sein kann, dass die Antwort einstimmig “Weihnachten” sein wird.
  • Wer es etwas lockerer und vielleicht auch praktischer mag, könnte mit der Klasse zum Beispiel Waffeln oder Crêpes backen. Das ganze wird verbunden mit dem Erkunden von Aggregatzuständen: Der flüssige Teig wird im Waffeleisen zum festen Gebäck 😉

Physik

  • Weihnachtliche Anwendungsideen für Übungsaufgaben zu bereits behandelten Stoffgebieten in der Physik wären beispielsweise: Würde der Weihnachtsmann tatsächlich durch den Schornstein passen?, Wie viel Zeit hat er für jedes zu beschenkende Kind übrig? (Noch kniffliger, wenn man Zeitzonen mitbedenkt), Würde er die Fliegkraft des Schlittens aushalten können?, Wie viel Lumen geht in einer Großstadt/dem eigenen Ort/der Welt von der Weihnachtsbeleuchtung aus?

Biologie

  • Auch in Biologie sind Anwendungsbeispiele für Übungsaufgaben wohl immer noch besser, als den Stoff ohne Rücksicht auf die Feiertagslaune durchzunehmen. Man könnte beispielsweise überlegen, warum ausgerechnet die Tanne als der typische Weihnachtsbaum gilt und welche ihrer Beschaffenheiten sie dafür gut geeignet machen.
  • Für das Thema Ernährung und Verdauung könnt ihr die Klasse überlegen lassen, wie nährstoffreich eine Dose Plätzchen wohl ist oder wie viele man davon ca. essen könnte, bevor ein Völlegefühl eintritt.

Geographie

  • In Geographie bzw. Erdkunde könnte man in der Vorweihnachtsstunde der Frage nachgehen, wie wahrscheinlich eine weiße Weihnacht in diesem Jahr sein wird. Dabei können auch leicht historische Vergleiche mit Statistiken zu Schnee in den Vorjahren gezogen werden.
  • Beim Thema Klimazonen wäre es auch eine scherzhafte Untersuchung wert, was der Weihnachtsmann am Nordpol so für Lebensbedingungen hat.

Mathe

Die Nordmann-Tanne gilt als der Weihnachtsbaum schlechthin (Quelle: Canva)
  • Mathematische Fähigkeiten könnt ihr in der Vorweihnachtsstunde noch einmal mit erheiternden Anwendungsbeispielen einüben, bevor es in die Ferien geht. So könnt ihr die Schüler:innen beispielsweise den Flächeninhalt eines gezeichneten Weihnachtsbaums errechnen lassen, oder diese Aufgabe für die Oberstufe ins Dreidimensionale verlegen und das Volumen eines Schneemanns bestimmen.
  • Eine fächerübergreifende Idee wäre die Kombination des Vorschlags aus der Geographie, nämlich die Wahrscheinlichkeit weißer Weihnachten für dieses Jahr zu berechnen. 
  • Auch denkbar wäre es, die Geschenke unterm Weihnachtsbaum als Urnenmodell zu betrachten und sich zu überlegen, wie wahrscheinlich man sein eigenes Geschenk aussuchen wird, wenn keines mit Namen beschriftet ist.

Wirtschaft/Recht

  • An Weihnachten gibt es Geschenke, das ist wohl für die meisten eine Regel. Aber gehören die Geschenke auch rechtlich mir, wenn jemand anderes dafür bezahlt hat? Im Rahmen der Weihnachtsfeiertage könntet ihr eure Schüler:innen so an das Konzept des Schenkungsvertrags heranführen. 
  • Auch das Rückgaberecht könnte für heimlich unliebsame Geschenke interessant sein.

Mit dieser Fülle an Ideen seid ihr hoffentlich gut gerüstet für die letzte Schulwoche vor den großen Ferien. Wie nutzt ihr eure Vorweihnachtsstunde? Oder übernehmt ihr vielleicht eine unserer Ideen dafür? Lasst uns gerne einen Kommentar da!

Schul-Digitalisierung auf dem Prüfstand: Wissenschaftler fordern Aufschub
Über 40 Wissenschaftler:innen fordern einen Aufschub der Schul-Digitalisierung in Deutschland, insbesondere für Grundschulen. Sinkende Lernleistungen sowie negative Einflüsse auf die Schüler:innen sind unter anderem Gründe für den Aufruf der GBW.
Von
Jessica Risi
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December 2023
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Berlin. Mehr als 40 Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen fordern vom Bundeskultusministerium einen Aufschub der Digitalisierung an Schulen, insbesondere für Schüler:innen von der Grundschule bis zur 6. Klasse. In dem Schreiben der Gesellschaft für Bildung und Wissen (GBW) wird sich für ein Umdenken im Einsatz neuer Technik im Unterricht eingesetzt. "Es geht nicht um ein Verbot der digitalen Technik, sondern um eine Rückbesinnung auf die Aufgabe des Unterrichts", sagt Ralf Lankau, Professor für Medientheorie und Erstunterzeichner im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Gründe für die Petition, die unter anderem von Pädagog:innen und  Ärzt:innen unterschrieben wurde, sind Befürchtungen hinsichtlich negativer gesundheitlicher Folgen und sinkender Lernleistungen. Außerdem betonen die Unterzeichnenden, dass es keine ausreichenden Belege für einen Mehrwert bei der Nutzung digitaler Medien im Unterricht gebe. Dabei stützen sie sich auf die Stellungnahmen verschiedener Akteure, einschließlich des Ethikrats. Dieser hat Bedenken zum Einsatz künstlicher Intelligenz bei jungen Schüler:innen geäußert. Die Unterzeichnenden beziehen sich auch auf den 2023 veröffentlichten UNESCO-Bericht. Darin wird kritisiert, dass bei der Einführung neuer Technologien oft wirtschaftliche Interessen vor dem pädagogischen Nutzen stünden.

Einige Expert:innen sehen Probleme in der Aufforderung, die Digitalisierung an Schulen aufzuschieben. So Ralf Capary, Bildungsexperte des SWR, der darin eine veraltete, medienkritische Botschaft sieht, die der ohnehin mangelnden Digitalisierung an deutschen Grundschulen nicht zugutekomme. Es wäre ein Aufschub, den sich die Gesellschaft nicht leisten könne, sagt Capary. Außerdem betont der Experte die Vorteile, die der Unterricht bringen kann. Richtig eingesetzt, könnten digitale Medien im Unterricht durchaus sinnvolle und vorteilhafte Auswirkungen haben, so der Experte. 

Auch in anderen Ländern wird intensiv über den Nutzen digitaler Medien im Unterricht diskutiert. Neben den Debatten über ein mögliches Smartphoneverbot an Schulen in England und der Umsetzung eines solchen Verbots in den Niederlanden überdenken weitere Staaten ihre Digitalisierungsmaßnahmen. Zuletzt hatte die schwedische Regierung nach Empfehlungen einiger Expert:innen den Einsatz von Tablets an Vor- und Grundschulen gestoppt, um wieder zu Schulbüchern zurückzukehren.

Urteil aus Straßburg: Streikverbot für verbeamtete Lehrkräfte bleibt
Das Streikverbot für verbeamtete Lehrkräfte ist rechtmäßig. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am Donnerstag sein Urteil verkündet. Für die Kläger:innen ist damit der Rechtsweg, ein Streikrecht zu erwirken, endgültig ausgeschöpft.
Von
Jonas Schneider
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December 2023
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Straßburg. Das Streikverbot für verbeamtete Lehrkräfte ist laut Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) rechtmäßig. Vier betroffene Lehrkräfte hatten dort Klage eingereicht, nachdem sie in Deutschland 2018 in letzter Instanz vor dem Bundesverfassungsgericht abgewiesen worden waren. Am Donnerstag hatte das Straßburger Gericht entschieden , dass das Streikverbot für Beamte in Deutschland mit der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) vereinbar ist.

Die Bildungsgewerkschaft GEW hatte die vier Beamten bei der Klage unterstützt. In einer Pressekonferenz am Abend erklärte die Gewerkschaftsvorsitzende Maike Finnern: “Natürlich akzeptieren wir das Urteil der Straßburger Richter:innen, obwohl wir uns eine andere Entscheidung gewünscht hätten und nach der bisherigen Rechtsprechung des EGMR auch erwartet hatten.” 

Die Kläger:innen hatten sich Zuspruch vom Gerichtshof erhofft, weil dieser 2009 in einem ähnlichen Fall über ein Streikverbot im öffentlichen Dienst in der Türkei bereits entsprechend geurteilt hatte. Damals wurde entschieden, dass Beamte streiken dürfen, wenn sie keine hoheitlichen Aufgaben bei den Streitkräften, der Polizei oder in der Staatsverwaltung wahrnehmen. In Bezug auf die Bundesrepublik fällt das Urteil der Straßburger Richter:innen anders aus: Das Recht auf Vereinigungsfreiheit würde nicht verletzt. Und das allgemeine Streikverbot für alle Beamten werfe zwar menschenrechtliche Fragen auf, allerdings gebe es für verbeamtete Lehrkräfte durch die Gewerkschaften noch genügend Möglichkeiten, sich an der Festlegung der Arbeitsbedingungen zu beteiligen.

“Damit ist der Rechtsweg ausgeschöpft”, stellte die GEW-Vorsitzende Finnern klar.  Dennoch sieht sie in der Urteilsbegründung auch eine Aufforderung an Bund und Länder enthalten, “sich mit den Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes an einen Tisch zu setzen und über eine demokratische Fortentwicklung zu einem zeitgemäßen Beamtenrecht in Deutschland zu sprechen.” Für die vier klagenden Lehrer:innen ist der jahrelange Versuch, ein Streikrecht für Beamte zu erwirken, beendet. Nachdem sie 2009 und 2010 für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt hatten, wurden gegen sie Disziplinarmaßnahmen verhängt. Infolgedessen klagten sie durch die Instanzen, bis das Bundesverfassungsgericht 2018 das Streikverbot für Beamte schließlich bestätigte. Das Beamtenverhältnis fuße auf einem wechselseitigen System von Rechten und Pflichten, es gelte besondere Treuepflicht gegenüber dem Staat, hieß es damals. Anschließend zogen die Kläger:innen vor den EGMR. 

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) begrüßt das Urteil. „Das ist ein Glück für den Bildungsstandort Deutschland – und eine krachende Niederlage für die GEW“ erklärte die Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing und impliziert damit auch Kritik am Vorgehen der Bildungsgewerkschaft. Der Philologenverband unterstreicht die Wichtigkeit des besonderen Beamtenverhältnisses und sieht darin laut Lin-Klitzing „die beste Voraussetzung für eine objektive und sachgerechte Amtsführung der hoheitlichen Aufgaben.“ Der Staat habe dadurch „die Möglichkeit, die Lehrkräfte in den Schulen verlässlich einzusetzen", so die DPhV-Vorsitzende weiter.

Der EGMR mit Sitz im französischen Straßburg gehört zum Europarat und ist von der EU unabhängig. Erstmals seit langer Zeit hat sich in einer Klage gegen Deutschland die Große Kammer am Gerichtshof damit befasst. Dies wurde als Zeichen gesehen, dass der Frage ein hoher Stellenwert beigemessen wurde. Das Urteil des EGMR kann zwar die Urteile von deutschen Gerichten nicht aufheben, allerdings hat Deutschland die Europäische Menschenrechtskonvention unterzeichnet, weshalb das Urteil bindend ist.

Die kommenden Themen der Bildung: Was wird 2024 wichtig?
Das Jahr 2023 nähert sich seinem Ende. Ein turbulentes Jahr, auch für die Bildung, bei der viele Hausaufgaben unerledigt bleiben. Grund genug für uns bei Lehrer News einen Blick auf das kommende Jahr zu werfen: Was wird 2024 in der Bildung wichtig? 
Von
Stefan Düll
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Das Jahr 2023 nähert sich seinem Ende. Ein turbulentes Jahr, auch für die Bildung, bei der viele Hausaufgaben unerledigt bleiben. Grund genug für uns bei Lehrer News einen Blick auf das kommende Jahr zu werfen: Was wird 2024 in der Bildung wichtig? Welche Themen sind gesetzt, was muss sich bewegen? Wir lassen die Verbände und Akteure selbst zu Wort kommen. Den Anfang dieser Reihe macht der Präsident des deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll:

Schulische Bildung und Erziehung sind wichtige Voraussetzungen für ein selbstverantwortetes Leben mit kultureller Teilhabe. In Kitas und Schulen werden die Grundlagen für unsere freiheitliche demokratische Gesellschaft gelegt. Doch gerade im Bereich der Bildung blicken wir auf eine lange andauernde Mangelsituation – personell und materiell. Der Forschungs- und Innovationsstandort Deutschland wird damit ebenso gefährdet wie der soziale Zusammenhalt.

Die Ergebnisse der IQB-Leistungsstandards und der OECD-PISA-Vergleichsstudie zeigen die Baustellen auf allen Ebenen des Schulwesens auf:  

Sprachförderung: Wir brauchen verpflichtende Sprachstandstests in den Kindertagesstätten, ggfs. verbunden mit verpflichtenden Vorschuljahren sowie gezielter Sprachförderung im gesamten Bildungsverlauf für eine gelingende Bildungsbiographie. Bevor an den Grundschulen Englisch gelernt wird, müssen Kinder die deutsche Sprache beherrschen.

Schülerschaft: Sie wird immer noch heterogener. Das gilt für alle Schulformen, von der Grundschule über die weiterführenden Schulen bis zum beruflichen Schulwesen. Fehlende oder mangelnde Deutschkenntnisse, Leserechtschreibstörung, AD(H)S, Körperbehinderung, Autismus, Schulverweigerung, Respektlosigkeit begegnen einem in Klassen, die zudem vielfach zu groß sind. Förderschulen als besondere Inklusionsoption sind notwendig.  

Zumutung: Die jungen Menschen können mehr leisten als wir ihnen vielfach zutrauen oder abverlangen. Schon am zweiten Tag des Grundschulbesuchs alleine dorthin gehen, ist eine machbare Zumutung, die zugleich Alltagskompetenz schult. Wir Älteren müssen Vorbild sein. Weniger Anspruchsdenken, dafür Verzichtsfähigkeit und Frustrationstoleranz sowie Akzeptanz des allgemeinen Lebensschicksals.  

Lehrkräfte: Sie wollen diagnostizieren und individuell fördern. Dafür benötigen sie Entlastung durch flankierendes Personal in den Bereichen pädagogische Assistenz, Schulpsychologie, Jugend-/Sozialarbeit und (IT-)Administration. Technische Lösungen müssen den Datenschutz vereinfachen, Lizenzen für KI-Anwendungen die Unterrichts- und Prüfungsvorbereitung. Dann steht das Kerngeschäft wieder im Mittelpunkt: Unterricht, Projekte, Fahrten.

Lehrkräftegewinnung: In Zeiten hoher Bewerberzahlen wurde nur das Minimum an Lehrkräften eingestellt. Lehrernachwuchs lässt sich durch gesellschaftliche Wertschätzung gewinnen. Auch die Einstellung von qualifizierten Quer- und Seiteneinsteigenden ist sinnvoll. Sie müssen auf gemeinsamen hohen Qualitätsstandards der Länder fachliche Kenntnisse sowie die didaktischen und pädagogischen Werkzeuge haben, die es für wirksame Vermittlung und eine lange und gesunde Berufstätigkeit braucht.

Schulgebäude: Schulen müssen allseits attraktive Arbeitsorte sein. Laut KfW beläuft sich der Sanierungsstau auf 50 Milliarden Euro. Gebäude, die halbwegs in Schuss sind, bilden vielfach überholte pädagogische Bedürfnisse ab. Neben Flächen für ergänzende Lernformen braucht es nachhaltige und sparsame Lüftungs-, Heizungs- und Kühlsysteme, die ganzjährig die Konzentrationsfähigkeit fördern.  

Digitalausstattung: Kontinuierliche Erneuerung von Hard- und Software ebenso wie die Finanzierung von IT-Administratoren schaffen die notwendige digitale Infrastruktur. Eine durchschnittliche Schule hat den Geräte- und Softwarebedarf eines mittleren Unternehmens. Das ist nicht von Lehrkräften in einigen wenigen Anerkennungsstunden zu leisten. Der Bund muss den Digitalpakt Schule 2.0 liefern für die nahtlose Anschlussfinanzierung der IT-Ausstattung.  

Digitale Bildung: Die Welt ist zunehmend von digitalen Anwendungen und Vorstellungen geprägt. In den Schulen muss die (selbst)kritische Anwendung geschult und fächerübergreifende Medienbildung betrieben werden. Der Informatikunterricht lehrt die hinter den Apps und KI-Systemen stehenden Prinzipien und Algorithmen. Kinder haben aber auch ein Recht auf eine analoge Kindheit, ohne permanentes Wischen und zappeliges Warten auf irgendwelche Antworten. Digitale Geräte ermöglichen ein anderes Lernen, aber nicht per se ein schnelleres oder leichteres Lernen.

Gesellschaft: Oft werden Schulfächer oder fächerübergreifende Aufträge neu gefordert. Lehrkräfte vermitteln schon jetzt neben Fachinhalten auch Medienbildung, demokratische Grundwerte und Sozialverhalten. Sie stellen sich auch bereitwillig den vielen gesellschaftlichen Fragen, die ihre Klassen bewegen. Lehrkräfte diskutieren, informieren, klären auf. Häufig sind sie die ersten Ansprechpersonen bei persönlichen Problemen – in der Schule, in der Familie oder im Freundeskreis. Sie widmen sich Inklusion und Integration. Für zusätzliche Aufgaben wird flankierendes Personal benötigt. Ansonsten werden die Lehrkräfte im Spagat Fachunterricht und zusätzliche Aufgaben zerrieben, was viele in die Teilzeit flüchten lässt.  

Eltern: Schulen und Lehrkräfte können nicht alles auffangen. Für eine gelungene Bildungsbiographie ist eine Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Schule wichtig. Kinder und Jugendliche sollten Grundlagen des sozialen Verhaltens mitbringen, der Emotionsregulation, des Belohnungsaufschubs, eine ausreichende Aufmerksamkeitsspanne, bestimmte motorische Fähigkeiten. Hierauf können Lehrkräfte und Gesellschaft, auch Institutionen wie Sportvereine, Musikschulen, Jugendclubs, religiöse Gemeinschaften nach dem Prinzip „Fördern und Fordern“ aufbauen. - Eltern müssen hier in die Pflicht genommen werden. Zuwanderer müssen rasch Deutsch lernen. Allgemein gilt, gemeinsames Lesen und Rechnen sollten selbstverständlich sein ebenso wie das Erklären von alltäglichen Verrichtungen und Vorgängen, möglichst auf Deutsch. Informelles Lernen in der Familie und in familiengestützter Freizeit ist wichtig.

Berufung Lehrkraft: Es bereitet Freude, junge Menschen ihren Anlagen gemäß zu fördern, sie zu erziehen, sie zu bilden, ihnen Wissen, Werte und Haltung zu vermitteln auf ihrem Weg hin zu emanzipierten Erwachsenen, die ihren Platz in Familie, Beruf und Gesellschaft finden. Damit die Lehrkräfte dieser erfüllenden Berufung mit voller Kraft nachgehen können und nicht im Burn-Out landen, braucht es die Unterstützung und Wertschätzung der Gesellschaft und die Investitionen auf allen politischen Ebenen.

Sondervermögen: Für die nächsten zehn Jahre braucht es 200 Mrd. Euro zu gleichen Teilen von Bund und den Ländern. 50 Mrd. Sanierung, 10 Mrd. Digitalpakt 2.0, 130 Mrd. neues Lehr- und flankierendes Personal. Für Schulneubau verblieben dann noch 9 Mrd.

Zum Autor: Stefan Düll ist seit Juni 2023 Präsident des deutschen Lehrerverbands. Geboren wurde er 1964 in Mindelheim. Er hat die Fächer Deutsch, Englisch und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien an der LMU München, der George-Washington-University, Washington, D.C., und der Universität Augsburg studiert. Ehemals Stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung und der Fulbright-Kommission. Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes DPhV, Mitglied im Hauptvorstand des Bayerischen Philologenverbandes bpv, Mitglied im dbb-Bundeshauptvorstand, Mitglied im Hauptausschuss des Bayerischen Beamtenbundes BBB; Schulleiter und Seminarvorstand am Justus-von-Liebig-Gymnasium Neusäß, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft höherer Dienst AhD.

Fünf Word-Hacks für Lehrkräfte
MS Word ist mittlerweile aus dem Lehralltag nicht mehr wegzudenken. Viele Lehrkräfte verbringen täglich mehrere Stunden in der Applikation, denn das Planen von Unterrichtseinheiten, das Verfassen von Skripten und andere schreiberische Tätigkeiten können richt
Von
Clara Picha
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14
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December 2023
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Microsoft Word ist mittlerweile aus dem Lehralltag nicht mehr wegzudenken. Mit der Textverarbeitung können Unterrichtseinheiten geplant, Skripte verfasst und zahlreichen weiteren schreiberischen Tätigkeiten nachgegangen werden. Viele Lehrkräfte verbringen täglich mehrere Stunden in der Applikation, denn diese Aufgaben können oft richtige Zeitfresser sein. In diesem Artikel geben wir euch 5 Tipps mit, um eure Arbeit mit Word effizienter und schneller zu machen.  

1. Die nützlichsten Shortcuts auf einen Blick: Shortcuts alleine können einem die Arbeit mit Word schon erheblich erleichtern. Es ist nämlich nicht nur aus ergonomischer Sicht sinnvoll, die Computermaus so wenig wie möglich zu benutzen und damit Handgelenks- und Unterarmbeschwerden zu vermeiden, sondern ihr könnt mit Shortcuts auch Zeit sparen. Die paar Klicks, die durch die Nutzung eines Shortcuts wegfallen, scheinen erstmal relativ unbedeutend, doch diese zusätzlichen Sekunden können sich auf Dauer zu mehreren verschwendeten Minuten addieren. Auf der Lernplattform Studyflix findet ihr ein nützliches Video zu den wichtigsten Tastenkombinationen für Word.

Die Lernplattform Studyflix hat die nützlichsten Shortcuts für Windows und MacOS zusammengefasst. (Quelle: Studyflix)

Wenn euch diese Shortcuts aber nicht reichen, könnt ihr auch ganz einfach eigene Shortcuts für eure meistgenutzten Funktionen einrichten. Dazu geht ihr auf Datei > Mehr > Optionen > Menüband anpassen und wählt dort neben “Tastenkombinationen” unten links den Button “Anpassen” aus. Hier könnt ihr dann in den oberen zwei Kästen so gut wie jeden beliebigen Befehl auswählen und eine Tastenkombination dafür einstellen. Diese speichert ihr mit dem Button “Zuordnen”. 

2. Kopierte Inhalte mit Shortcuts einheitlich formatieren: Wer kennt es nicht: ihr erstellt euer Skript für die nächste Unterrichtsstunde, kopiert dazu Inhalte aus dem Netz oder anderen Dokumenten in ein Word Dokument und schon ist euer übersichtliches Layout komplett zerstört – einige Zeilen sind fett geschrieben, andere in einer kaum lesbaren Schriftart, und manche Absätze sehen jetzt durch scheinbar willkürlich gesetzte Umbrüche aus wie Gedichte. Doch das ist kein Grund zur Panik, denn mit dem Shortcut Strg+Umschalt+N (Cmd+Umschalt+N für MacOS) wendet ihr auf einen markierten Text die Formatvorlage “Standard” an und könnt so im Handumdrehen Schriftart und -größe innerhalb eines Dokuments vereinheitlichen. Die Standard-Formatierung legt ihr unter dem Pfeil rechts unten im “Schriftart” Menü fest, indem ihr die gewünschten Einstellungen auswählt und dann auf “Als Standard festlegen” klickt. 

Wenn ihr in einem markierten Textabschnitt Schriftschnitt und -farbe anpassen und jegliche Links entfernen wollt, nutzt ihr den Shortcut Strg+Leertaste (dieser Shortcut funktioniert nur an Windows-Geräten). Letztlich könnt ihr ungewollte Absätze, die oft beim Kopieren von Texten aus PDF-Dokumenten entstehen, mit der “Suchen und Ersetzen”-Funktion (bei Windows und MacOS auch über den Shortcut Strg+H abrufbar) beseitigen. Dazu gebt ihr unter dem Reiter “Ersetzen” im oberen Feld ^p ein und lasst das untere Feld leer. Dann klickt ihr “Alle ersetzen” und die Zeilenumbrüche im markierten Textabschnitt verschwinden. 

3. Funktionen, um den Überblick über lange Dokumente zu behalten: Vor allem beim Verfassen längerer Texte in Word wie Protokolle oder ausführliche Unterrichtsskripte verliert man leicht den Überblick. Doch auch hier könnt ihr euch das Leben mit ein paar Hacks ein wenig erleichtern, zum Beispiel mit der “Teilen” Funktion, die ihr im Menüband unter dem Reiter “Ansicht” findet. Diese ermöglicht es, gleichzeitig zwei Stellen im Dokument übereinander anzuzeigen und sogar zu bearbeiten. So könnt ihr im direkten Vergleich überprüfen, ob sich innerhalb des Dokuments Informationen doppeln oder widersprechen, Informationen aus einer Textstelle in eine andere übertragen oder einfach an zwei Stellen im Text arbeiten, ohne ständig hin und her scrollen zu müssen. 

Auch mit Umschalt+F5 könnt ihr leicht an mehreren Stellen zeitnah arbeiten. Durch diesen Shortcut könnt ihr mit eurem Cursor an die letzten vier Positionen zurückkehren, an denen Änderungen vorgenommen wurden, und spart euch so das lästige Suchen nach einer Textstelle, an der ihr doch gerade noch gearbeitet habt. Letztlich kann euch auch die Gliederungs-Ansicht unter dem Reiter “Ansicht” einen besseren Überblick über lange Dokumente geben. Diese blendet Bilder und Grafiken aus und strukturiert den Text eines Dokuments mit hierarchischen Überschriften in Stichpunkte. Auch die Umstrukturierung eines Textes wird in dieser Ansicht erleichtert, da die einzelnen Stichpunkte sehr einfach verschoben werden können. 

4. Autokorrektur für effizientes Tippen ausnutzen: Wenn ihr in eurem Lehralltag viel tippen müsst, empfiehlt es sich, die Autokorrektur von Word so zu programmieren, dass sie Abkürzungen automatisch für euch ausschreibt, damit ihr schneller und effizienter schreiben könnt. Die Autokorrektur-Einstellungen öffnet ihr unter Datei > Mehr > Optionen > Dokumentprüfung > AutoKorrektur-Optionen. Hier gebt ihr dann unter “Ersetzen” eine Abkürzung ein und unter “Durch” die ausgeschriebene Version. Hier könnt ihr so allgemein oder individuell vorgehen, wie ihr möchtet. So kann “zb” entweder zu “zum Beispiel” ausgeschrieben werden, oder eben auch zu “Zauberbuch” – ganz so, wie es für euch im Alltag am nützlichsten ist. 

5. Verknüpfte Präsentationen immer zur Hand haben: Standet ihr schon mal zu Unterrichtsbeginn vor eurer Klasse und konntet die Präsentation für die Stunde in eurem eigenen Dokumentenchaos einfach nicht finden? Mit diesem simplen Hack passiert euch das garantiert nie wieder! Über die Funktion “Objekt” unter dem Reiter “Einfügen” könnt ihr nämlich PowerPoint-Präsentationen in ein Word Dokument – in diesem Fall euer Unterrichtsskript – einbetten und könnt so zu jeder Zeit aus dem Skript auf die Präsentation zugreifen. Auch wenn ihr danach die Präsentation nochmal ändert, aktualisiert sich die eingebettete Version durch einen Rechtsklick und das Auswählen von “Verknüpfung aktualisieren”. Auch Excel-Tabellen und PDFs können auf diese Art eingebettet werden. 

Wir hoffen, wir konnten euch einige nützliche Tipps für die Arbeit mit MS Word mit an die Hand geben. Kennt ihr noch weitere Hacks, die wir vergessen haben? Schreibt sie uns gerne in die Kommentare!  

“Mit Geld und Verstand”? BMBF-Strategie zur Finanzbildung nimmt (langsam) Konturen an
Die Initiative finanzielle Bildung macht Fortschritte. Auf der Konferenz “finanzielle Bildung für das Leben” wurden nun erste Meilensteine des gemeinsamen Projekts von Bundesfinanz- und Bildungsministerium vorgestellt.
Von
Franka Versbach
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December 2023
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Berlin. Die zu Anfang des Jahres von den Bundesministerien für Bildung und Finanzen gemeinsam auf den Weg gebrachte Initiative „finanzielle Bildung“ macht nun offenbar Fortschritte in der Umsetzung. Teil der Pläne ist unter anderem der Start der Webseite mitgeldundverstand.de, die kürzlich online gegangen ist und zur Bündelung, Vernetzung und Sichtbarmachung von verschiedenen Angeboten zur finanziellen Bildung dienen soll. Die Stärkung der finanziellen Bildung ist die Hauptaufgabe der Initiative. Erreicht werden soll dies neben der dafür geschaffenen Plattform auch durch die Ausarbeitung einer nationalen Finanzbildungsstrategie in Zusammenarbeit mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

In einer zweitägigen Konferenz wurden nun unter Beteiligung der Minister:innen Bettina Stark-Watzinger und Christian Lindner die konkreten Inhalte der OECD-Strategie festgelegt und weitere Impulse für das Voranschreiten der Initiative erarbeitet. 

Zusätzlich haben das BMBF und BMF in einem Bühnengespräch die ersten Meilensteine der Initiative präsentiert. Dazu gehört die Förderrichtlinie von Projekten der finanziellen Bildung. Mit ihrer Hilfe soll die Forschungs- und Datengrundlage in Deutschland verbessert und Erkenntnisse gewonnen werden, um die finanzielle Kompetenz in allen Bildungsbereichen und in jedem Lebensalter in Deutschland zu stärken. Die Forschungsprojekte in diesem Bereich sollen im kommenden Jahr beginnen.

Ein weiterer Meilenstein ist die eingangs erwähnte Finanzbildungsplattform “Mit Geld und Verstand”. Diese Plattform soll dazu dienen, die verschiedenen öffentlichen Angebote im Bereich der finanziellen Bildung, wie von der Deutschen Bundesbank, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, der Rentenversicherung sowie zahlreicher Bundes- und Landesministerien zu bündeln und sie anschließend für unterschiedliche Zielgruppen aufzubereiten und sichtbar zu machen. 

Mittels dieser Maßnahmen zur finanziellen Bildung wollen die beiden Ministerien mehr Chancen zur Teilhabe sowie für mehr Wachstum und Wohlstand schaffen. Kritik zum Projekt kommt unter anderem von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. „Wir brauchen eine kritische Verbraucherbildung, statt ein bloßes ‚Fit-Machen‘ künftiger Konsument:innen auf den Finanzmärkten.“ äußerte sich GEW-Vorsitzende Maike Finnern zu der Initiative. Dem Konzept liege nur ein reduziertes Bildungsverständnis zugrunde.

In weiteren interaktiven Themenforen der Konferenz griffen die Teilnehmenden noch sieben weitere Themen auf. Darunter die Finanzbildung im Internet, Verbraucherschutz und finanzielle (Grund-)Bildung, Finanzbildung und lebenslanges Lernen, Finanzkompetenz und Gender Gaps, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Sustainable Finance, Erfahrungen bei der Entwicklung einer nationalen Finanzbildungsstrategie sowie Finanzbildung für Jugendliche. Diese Themenbereiche wurden diskutiert und verschiedene Strategien ausgearbeitet.

Die Konferenz Anfang Dezember hat zunächst mal eine erste Richtung zur Entwicklung der Initiative “finanzielle Bildung” vorgegeben. Wie es mit der Umsetzung und weiteren Fortschritten schlussendlich vorangeht, wird sich erst im kommenden Jahr zeigen.

Greenscreens nutzen: Ein Guide für euren Unterricht
Greenscreen ist ein spannender Effekt, der viele Möglichkeiten bietet, mit Schüler:innen ein Thema kreativ zu erarbeiten. Wir zeigen, was ihr dazu braucht und wie ihr den Unterricht damit gestalten könnt.
Von
Jonas Schneider
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December 2023
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Ihr seid auf der Suche nach Abwechslung im Unterricht und eure Schüler:innen haben Freude an technischen Herausforderungen? Dann empfehlen wir euch die Arbeit mit einem Greenscreen auszuprobieren. Eure Schüler:innen erlernen dabei technische Kompetenzen und haben einen Raum, kreativ zum aktuellen Thema zu arbeiten. Das Beste daran: Ein Greenscreen-Video zu erstellen ist gar nicht so schwer. Wir geben euch einen Überblick, was ihr dafür braucht und wie ihr den Greenscreen in euren Unterricht einbauen könnt.

Vor über 80 Jahren wurde der sogenannte Chroma-Key-Effekt erstmals im Film eingesetzt. Heute ist die Technik in Film, Fernsehen und Social Media nicht mehr wegzudenken. Das Grundprinzip ist simpel. Eine Person oder ein Objekt wird vor einer grünen Fläche gefilmt. Mit Hilfe einer passenden Software kann man mit wenigen Klicks alle grünen Bereiche aus der Aufnahme entfernen. Was übrig bleibt, ist die gefilmte Person oder das Objekt, das man vor einem beliebigen anderen Hintergrund einfügen kann. Früher war der Hintergrund in der Regel blau, heute ist er grün. Diese Farbe ist deshalb besonders geeignet, weil sie in der Regel nicht am Menschen vorkommt und deshalb einfach vom Programm aus dem Bild entfernt werden kann. Die Software macht das ganz automatisch, weshalb es auch nicht viel Know-how braucht, um im Unterricht mit Greenscreen zu arbeiten.

Mit dem Effekt können sich Schüler:innen mit wenigen Klicks in eine ganz andere Umgebung zaubern. Das Prinzip lädt zum spielerischen Umgang ein. Hat man noch etwas grünen Stoff, ist es auch möglich, einzelne Körperteile verschwinden zu lassen, indem man diese damit bedeckt. Der Kreativität sind beim Ausprobieren kaum Grenzen gesetzt. Die Schüler:innen können schauspielerisch mit dem virtuellen Hintergrund interagieren oder die Positionierung der freigestellten Aufnahme im Bild kann lustige Situationen ermöglichen. Auch mehrere Personen oder andere Objekte, getrennt vor Greenscreen gefilmt, können später in einem Video zusammengefügt werden. Außerdem kann eine Person, die in verschiedene Rollen schlüpft, in einem Film mit sich selbst spielen und interagieren.

Was für ein Greenscreen Video benötigt wird

Wenn ihr diese Technik also mit eurer Klasse ausprobieren wollt, dann braucht ihr Folgendes zum erstellen eines Greenscreen Videos:

  • Ein grüner Hintergrund, der sogenannte Greenscreen. Am besten eignet sich ein Tuch aus nicht reflektierendem Stoff. Es kann aber auch mit Pappe klappen. Einen Greenscreen für Ganzkörperaufnahmen gibt es schon ab ca. 30€ zu kaufen. Vielleicht findet sich ein solcher schon im Fundus eurer Schule, beispielsweise von der Film-AG. Unser Schul-Tipp: Das Tuch um eine Stange wickeln und an Kartenständern befestigen. Je weniger der Hintergrund reflektiert, desto besser. Achtet darauf, dass er wenige Falten oder Knicke hat, also keine Schatten wirft, denn dann ist der Hintergrund auf der Aufnahme gleichmäßig und wird vom Programm einfacher erkannt.
  • Die Kamera. Je höher die Auflösung der Kamera, desto besser das Ergebnis. Es reicht im Prinzip ein Smartphone oder ein Tablet. Da die Szene an einem festen Ort aufgenommen wird, empfehlen wir für eine gute Aufnahme, dabei ein Stativ zu verwenden.
  • Eine Greenscreen Software. Besonders geeignet für die pädagogische Verwendung ist die App “Green Screen By Do Ink” für iOS, sie kostet 3,49 Euro. Diese ist sehr simpel und speziell für die Nutzung im Unterricht durch oder mit Kindern gestaltet. Wie diese sich für die Verwendung im Unterricht eignet, zeigt ein Tutorial der “filmothek der jugend NRW”. Auf iOS und macOS bietet auch iMovie die Greenscreen-Funktion (Tutorial) gratis. Für Windows stellt das kostenlose Programm “VSDC” den entsprechenden Effekt (Tutorial auf Englisch).
  • Für ein gutes Ergebnis hilft es, zwei Lichtquellen mit Streulicht aufzustellen. Das sind zwei Lampen, bei denen nicht ein Punkt, sondern eine große Fläche leuchtet. Damit könnt ihr Schatten auf dem Greenscreen vermeiden, was dem Programm das Freistellen ebenfalls leichter macht. Ist das technisch für euch an der Schule nicht möglich, achtet zumindest darauf, dass ihr in einem hellen Raum, unter gutem Licht von allen Seiten filmt.
"Green Screen by Dot Ink" ist eine App speziell für den pädagogischen Einsatz mit Schüler:innen. (Quelle: doink.com)

Überprüft bei euch an der Schule, was an Equipment bereits vorhanden ist. Sprecht mit euren Kolleg:innen über die Idee, denn wenn mehrere Lehrkräfte damit arbeiten, lohnt sich die Anschaffung der Software und des Greenscreens für eure Schule mit Sicherheit. Aber auch ohne großen Greenscreen könnt ihr im kleineren Format mit der Technik arbeiten. Für viele Aufnahmen reicht ein Ausschnitt, bei dem nur der Oberkörper im Bild ist. Mit einem grünen Plakat als Hintergrund können die Schüler:innen auch in Verbindung mit gebastelten Figuren, Hand- oder Fingerpuppen bereits kreativ werden. Vor allem jüngere Kinder werden auch damit schon ihre Freude haben.

So gestaltet ihr den Unterricht mit Greenscreen

Habt ihr euch für den Unterricht mit Greenscreen entschieden, startet am besten mit einem kleinen Einstieg zum Prinzip hinter dem Chroma-Key-Effekt. Sammelt gemeinsam mit der Klasse Beispiele, wo die Technik verwendet wird. Die Schüler:innen kennen den Effekt bestimmt aus verschiedenen Medien wie der Tagesschau, Fantasy- und Science-Fiction-Filmen oder TikTok. Ihr könnt auch Ideen zusammentragen, welche Situationen ihr mit Hilfe von Greenscreen erzeugen könnt.

Anschließend gebt ihr den Kindern eine Aufgabenstellung passend zum Unterrichtsthema. Wie haben hier einige Ideen für euch:

  • Im Geschichtsunterricht: Eine historische Szene nachspielen oder präsentieren, indem die Schüler:innen an den Ort des Geschehens reisen. Im Rahmen einer Nachrichtensendung könnten sie Liveschalten zu historischen Ereignissen in der Vergangenheit simulieren.
  • Für den Geographieunterricht: Expertenschalten an verschiedene Orte auf der Welt. Themenschwerpunkte können das Wetter, Natursysteme, Vegetation oder Länderkunde sein.
  • Fremdsprachen: Eine Schalte zu Landeskorrespondent:innen; Berichterstattung von landesspezifischen Kulturveranstaltungen, Traditionen oder Sehenswürdigkeiten. Schüler:innen können in die Rolle von Einheimischen schlüpfen.
  • Mathe: Szenisch nachspielen, wo mathematische Aufgaben im realen Leben vorkommen und zeigen, wie die Mathematik dort praktisch Anwendung findet.
  • Interviews führen: Zu einem Thema werden Fragen überlegt und aufgenommen. Aus recherchierten Videos werden die Interviewpartner mit passenden Antworten rausgesucht. 
  • Führungen durch Städte, Zeiten, Szenerien, Natur etc.
  • Reportagen zu einem Fachthema (z.B.: Klimawandel, Finanzwelt/Wirtschaft, berühmte Mathematiker:innen), in der jede Gruppe eine Expertise einbringt.
  • Fiktionale Ereignisse unter dem Motto “was wäre wenn?” spielen. Historische Ereignisse mit anderem Ausgang, naturwissenschaftliche Effekte und wie die Welt ohne sie aussähe, gesellschaftliche/politische Verhältnisse und wie die Gesellschaft alternativ aussehen könnte
  • Klassische Präsentationen im normalen Unterrichtskontext erhalten ein spannendes Element, weil die Präsentierenden mit dem entsprechenden Bild im Hintergrund interagieren können.
  • Erklärvideos/Tutorials erstellen: Mitschüler:innen etwas erklären, bspw. digitale Tools oder Ähnliches.

Teilt die Klasse in Gruppen ein und lasst sie mit der Recherche starten. Diese können dann eine kleine Projektplanung durchführen: Ein Drehbuch oder ein Skript für die Szene schreiben, die Kulisse, also die Hintergründe raussuchen und sich Kostüme (diese sollten nicht grün sein) überlegen. Das Material für die Hintergründe können die Kinder je nach Aufgabenstellung auch selbst aufnehmen. Für die eigentliche Aufnahme ist es gut, wenn die Gruppen sich mit der Technik vertraut machen können. Sicher gibt es in den meisten Klassen zahlreiche Kinder, die ganz ohne Aufgabenstellung jede Menge Freude dabei haben, die Technik einfach mal auszuprobieren und drauf loszufilmen. Plant dafür also etwas Zeit ein oder schiebt dieses Element ein, bevor die Gruppen in die Recherche und Planung gehen. Nach der Vorbereitung und dem Proben der Szenen können die Gruppen nacheinander ihre Aufnahmen machen.

Schüler:innen können mit dem Greenscreen kreativ werden. (Quelle: commons.wikimedia.org)

Dann geht es in die sogenannte Postproduktion, also die Bearbeitung des Videomaterials in der App oder im Programm. Ihr könnt gemeinsam mit der Klasse ein Tutorial anschauen und anschließend am Beamer die Funktion einmal gemeinsam durchsprechen. Danach können die Kinder einfach loslegen und ihr Material zu einem Video zusammenfügen. Sind alle Clips fertig, könnt ihr gemeinsam eine Filmvorschau machen. Je nach Thema könnte das dann eure eigene Sendung sein, für die die Schüler:innen auch noch ein passendes Intro und Outro erstellen, welches alle Videos miteinander verbindet. Die Ergebnisse der Gruppen sind bestimmt sehr vielfältig und bieten vielleicht auch hier und da Gelegenheit über die Einfälle der einzelnen Gruppen zu stauen und zu lachen.

Damit bietet die Arbeit mit Film und Greenscreen eine interessante methodische Abwechslung. Es ist eine spielerische Präsentationsmethode, die Lerneffekte im Umgang mit der Technik und eine künstlerisch kreative Themenarbeit miteinander verbindet. Sie lädt die Schüler:innen dazu ein, ihre eigenen Ansätze, Interessen und Ideen zu entwickeln, um das vorgegebene Thema zu bearbeiten. Einerseits wird die Medienkompetenz gestärkt und andererseits kann die Klasse durch das interaktive, vielseitige Arbeiten mit dem Unterrichtsthema dieses gut verinnerlichen.

Habt ihr noch Vorschläge für die Verwendung von Greenscreen im Unterricht? Dann teilt eure Ideen gerne in den Kommentaren.

Unterstützung auf Instagram: Vier Accounts, die gegen Depressionen kämpfen
Instagram als Unterstützung bei Depressionen? Klingt unwahrscheinlich, doch wir stellen euch in diesem Artikel vier Accounts vor, die zeigen, dass es möglich ist, soziale Medien als Hilfe heranzuziehen.
Von
Jenny Hedermann
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12
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December 2023
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Depressionen sind eine allgegenwärtige Realität, die oft im Verborgenen bleibt. Millionen von Menschen weltweit kämpfen mit dieser ernsten psychischen Erkrankung. Die Idee, dass ein Instagram-Channel als Unterstützung gegen Depressionen dienen kann, mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, aber bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass gerade diese Plattform es schafft, Informationen und Hilfestellungen kompakt und ansprechend zu präsentieren.

Obwohl soziale Medien nicht unbedingt dafür bekannt sind, einen positiven Einfluss auf unsere Psyche zu haben, sind sie dennoch Plattformen auf denen Gemeinschaften entstehen und sich entwickeln können. Insbesondere inmitten der visuellen Ästhetik von Instagram finden sich einige Kanäle, die eine unterstützende und einfühlsame Gemeinschaft für diejenigen schaffen, die mit Depressionen kämpfen. Diese Accounts bieten nicht nur einen Raum für den Austausch von Erfahrungen, sondern auch für Empathie, Verständnis und gegenseitige Unterstützung. Die Plattform ermöglicht es den Betroffenen, sich auszudrücken, ohne das Stigma, das oft mit mentalen Gesundheitsproblemen einhergeht, zu fürchten.

In diesem Artikel stellen wir euch vier Instagram-Channel vor, die sich genau das vorgenommen haben: informieren, entstigmatisieren, verbinden und Betroffenen helfen.

Wenn euch das Thema beschäftigt, guckt doch auch mal in unserer Themenwoche zu Stress und Depressionen vorbei, in der wir euch viele Tipps an die Hand gegeben haben: von Büchern über Podcasts bis hin zu allgemeinen Hilfestellungen. 

@erklaerungsnot

(Quelle: @erklaerungsnot)

Der Name „Erklärungsnot“ sagt bereits viel über das  zentrale Anliegen des Accounts aus: Die Schwierigkeiten, die Menschen mit psychischen Erkrankungen haben, wenn es darum geht, ihre Gefühle und Erfahrungen zu erklären —  also ihre Erklärungsnot — sollen hier verstanden und reduziert werden.

Dinah, Psychologin und selbst mit psychischen Herausforderungen konfrontiert, betreibt den Account seit 2019 und teilt ihr Wissen mit ihrer Community. Auf @erklaerungsnot werden euch nicht nur Fakten geliefert, sondern auch persönliche Einblicke von Dinah, die ihre eigenen Erfahrungen mit mentaler Gesundheit teilt. Ein Hauptziel von @erklaerungsnot ist es, das Stigma, das an psychischer Gesundheit haftet, zu bekämpfen. Dinah setzt sich leidenschaftlich dafür ein, indem sie über verschiedene Krankheitsbilder und Störungen aufklärt. Dabei werden nicht nur die Mythen rund um Psychotherapie entlarvt, sondern auch der Zusammenhang zwischen Alkoholabhängigkeit und psychischen Erkrankungen sowie Themen wie Traumafolgestörungen behandelt.

Die Community spielt eine entscheidende Rolle bei @erklaerungsnot. Regelmäßig werden Community-Beiträge eingebunden, um eine breite Perspektive und einen unterstützenden Raum für den Austausch von persönlichen Erfahrungen zu schaffen. Diese gemeinschaftsorientierte Herangehensweise trägt dazu bei, das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu schärfen und eine inklusive Umgebung zu fördern.

Insgesamt bietet @erklaerungsnot eine integrative Plattform, die nicht nur Informationen vermittelt, sondern auch das Ziel verfolgt, das Verständnis für psychische Gesundheit zu vertiefen und Betroffenen eine unterstützende Gemeinschaft zu bieten. Die Perspektive von Dinah als Psychologin und Betroffene verleiht dem Account eine besondere Authentizität und ermutigt Menschen dazu, offen über ihre eigenen Herausforderungen zu sprechen.

@stark_gegen_depression

(Quelle: @stark_gegen_depression)

Der Instagram-Account @stark_gegen_depression ist eine Initiative der Stiftung Deutsche Depressionshilfe e.V., in Zusammenarbeit mit FIDEO (Fighting Depression Online), einem online Informationsangebot für Jugendliche und junge Erwachsene, die mit psychischen Erkrankungen leben. FIDEO ist ein Portal, auf dem Betroffene nicht nur umfassende Informationen zu Depressionen erhalten, sondern auch die Möglichkeit haben, sich über dieses oft tabuisierte Thema mit Gleichgesinnten auszutauschen.

An dieser Stelle setzt auch das Instagram-Profil des Projekts an. Der zentrale Fokus von @stark_gegen_depression liegt auf der Sensibilisierung für die Erkrankung Depression sowie dem Abbau von Stigmata. 

Dazu nutzt die Seite einfach gestaltete und kompakte Beiträge, die Informationen und Hilfsangebote bereitstellen. Die inhaltliche Vielfalt des Profils ist dabei beachtlich und umfasst Definitionen, Erkennungsmerkmale von Depressionen, Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote. Ein herausstechendes Merkmal von @stark_gegen_depression ist die aktive Förderung des Austauschs zwischen Betroffenen. Das Instagram-Profil schafft eine virtuelle Gemeinschaft, in der junge Menschen die Möglichkeit haben, sich über ihre Erfahrungen mit Depression auszutauschen. Diese Gemeinschaftsorientierung trägt dazu bei, das Gefühl der Isolation zu durchbrechen und betont, dass niemand allein ist.

@freundefuersleben_eV

(Quelle: @freundefuersleben_eV)

Der Instagram-Account des Vereins „Freunde fürs Leben e.V.“ ist eine Informationsquelle, die sich intensiv mit den Themen Suizid und Depressionen auseinandersetzt. Das zentrale Anliegen des Accounts ist es, nicht nur Betroffene, sondern auch Menschen aus deren Umfeld zu informieren, um Hilferufe zu erkennen und geeignete Ansprechpartner zu vermitteln.

Zum Beispiel teilen Betroffene, darunter auch bekannte Persönlichkeiten wie Podcaster Lars Tönsfeuerborn oder Sängerin Mia Morgan, ihre persönlichen Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen. Dabei wird nicht nur sensibilisiert, sondern auch über die Unterschiede zwischen verschiedenen Therapieformen und Krankheitsbildern aufgeklärt.

Die Inhalte des Accounts variieren zwischen informativen Videos, Slides mit fundierten Informationen und Hinweisen auf den hauseigenen Podcast. Hierbei steht der Gedanke im Vordergrund, Interessierten tiefergehende Informationen zu bieten. 

Mit kreativen Projekten und gezielten Kampagnen strebt @freundefuersleben_eV danach, mehr Aufmerksamkeit und Akzeptanz für die Tabuthemen Depression und Suizid in der Gesellschaft zu erzeugen. Die Mission des Accounts geht nach eigenerAussage über die reine Aufklärung hinaus, er strebt eine Gesellschaft an, in der offen über psychische Erkrankungen gesprochen wird, Betroffene schnell Hilfe finden können und junge Menschen über gesundheitsfördernde Faktoren informiert sind. 

@depridisco

(Quelle: @depridisco)

Der Account @depridisco wird von Eva, einer erfahrenen Illustratorin, betrieben und stellt eine einzigartige Perspektive auf den Umgang mit Depressionen dar. Durch ihre kreative Expertise setzt @depridisco auf Handlettering, Texte und Illustrationen, um die Komplexität der Erkrankung verständlich zu machen. Der Fokus liegt dabei auf Posts, die nicht nur informativ, sondern auch visuell ansprechend gestaltet sind. In ihren Beiträgen verwendet Eva kurze Sprüche und Aussagen, die teils humorvoll, die Gedanken einer depressiven Person aufgreifen. Dadurch ist ihr eine leichtere Annäherung an das Thema möglich. Durch vielseitige Texte, die sowohl informative als auch emotionale Aspekte abdecken, schafft sie eine breite Palette an Inhalten, die verschiedene Facetten der Depression beleuchten.

@depridisco betont stets die Wichtigkeit, nachsichtig mit sich selbst zu sein und sich nicht zu überfordern. Das Ziel ist, ein Gefühl des Verstandenseins zu vermitteln und die Community zu kleinen Fortschritten zu motivieren.

Insgesamt bietet @depridisco eine inspirierende und ästhetisch ansprechende Plattform, die nicht nur informiert, sondern auch dazu ermutigt, mitfühlend mit sich selbst umzugehen. Evas einzigartige Herangehensweise an die Thematik macht ihren Account zu einer wertvollen Ressource für diejenigen, die von Depressionen betroffen sind oder das Verständnis dafür vertiefen möchten.

In den sozialen Medien gibt es eine vielfältige Community, die sich intensiv mit Themen wie Depressionen und psychischen Erkrankungen auseinandersetzt. Wir hoffen, dass wir euch mit unserer Auswahl einige hilfreiche, informative und unterhaltende Accounts mitgeben konnten. Haben wir einen Account vergessen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

DPhV würdigt Tarifabschluss im öffentlichen Dienst: Länder müssen Vereinbarungen jetzt zeitnah umsetzen
Zum am Wochenende in Potsdam erreichten Tarifabschluss im öffentlichen Dienst der Länder sagt die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV), Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing: „Wir haben jetzt ein durchaus gutes Ergebnis..."
Von
Redaktion
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December 2023
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Berlin, 12.12.2023 – Zum am Wochenende in Potsdam erreichten Tarifabschluss im öffentlichen Dienst der Länder sagt die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV), Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing: „Wir haben jetzt ein durchaus gutes Ergebnis. Es ist dringend notwendig, dass das Engagement der Lehrkräfte in Zeiten von Mehrbelastung und gestiegener Inflation auch finanziell wertgeschätzt wird. Wir appellieren jetzt an die Bundesländer, die Vereinbarungen auch auf die Landesbeamten und Landesbeamtinnen sowie Pensionäre und Pensionärinnen zu übertragen – und zwar überall und umgehend! Hier gibt es regional immer noch Unterschiede. So können weitere Arbeitskampfmaßnahmen und Unruhe bei den Lehrkräften verhindert werden. Die Entgeltordnung für Lehrkräfte muss überdies ausgebaut werden, um die Professionalität unserer Lehrtätigkeit auch künftig zu sichern.“

Die für Gymnasiallehrkräfte relevanten Inhalte der Einigung sind:

  • Ein steuer- und sozialabgabenfreier Inflationsausgleich in Höhe von 3.000 Euro (stufenweise Auszahlung ab Dezember 2023).
  • Ab dem 1. November 2024 Erhöhung der Tabellenentgelte um 200 Euro (Sockelbetrag) und ab dem 1. Februar 2025 um 5,5 Prozent (Anpassung des Erhöhungsbetrags auf 340 Euro, wo dieser Wert nicht erreicht wird).
  • Ausbildungs- und Praktikantenentgelte werden zu den gleichen Zeitpunkten um insgesamt 150 Euro erhöht.
  • Vertragslaufzeit: 25 Monate.

Lin-Klitzing: „Vor dem Hintergrund des Lehrkräftemangels sind die nun erreichten Entgelte ein notwendiges Signal für die Rahmenbedingungen im Bildungsbereich, die zu verbessern sind. In den vergangenen Wochen haben die Mitglieder der Verbände und Gewerkschaften in unserem Dachverband dbb unsere Erwartungen auf zahlreichen Mahnwachen und Demonstrationen deutlich gemacht.“

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder sind Lehrkräfte an Gymnasien und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehr­beauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrkräftebildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im „dbb beamtenbund und tarifunion“ und im Deutschen Lehrerverband (DL).

Dual-Monitor Setup für Lehrkräfte: So holt ihr das Beste aus eurem Arbeitsplatz
Studien zeigen, dass die Arbeit mit mehreren Monitoren bis zu 42 Prozent produktiver ist als mit einem einzelnen. In diesem Artikel geben wir euch einige Tipps für eine technisch und ergonomisch ideale Einrichtung und zeigen euch, wie ihr als Lehrkraft am best
Von
Clara Picha
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December 2023
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Als Albert Einstein sagte: “Man muss sich die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher”, hat er bestimmt nicht an die überlasteten Lehrkräfte des 21. Jahrhunderts gedacht, die trotz des Lehrkräftemangels und der schleppenden Digitalisierung versuchen, Kinder und Jugendliche bestmöglich auf ihre Zukunft vorzubereiten. Dennoch passt das Zitat gut, denn als Lehrer:in ist man ständig auf der Suche nach Hilfestellungen, die den Arbeitsalltag erleichtern – allerdings ohne die Arbeitsqualität negativ zu beeinflussen. Zeitmanagement und ein adäquater Arbeitsplatz sind dabei das A und O. Da Lehrkräfte für Unterrichtsvorbereitungen, Organisatorisches und Co. täglich viel Zeit am Rechner verbringen, zeigen wir euch in diesem Artikel, wie ihr euch mit einem Dual-Monitor Setup die Arbeit im Homeoffice erleichtern könnt. 

Weniger ist nicht immer mehr: Wieso zwei Bildschirme besser sind als einer 

Die einfachsten Argumente für die Arbeit mit mehreren Monitoren kommen aus der Wissenschaft. Das Fraunhoferinstitut für Arbeitswirtschaft und Organisation fand bereits 2009 in einer Labor-Studie heraus, dass bei der Arbeit mit mehreren Monitoren die Produktivität um bis zu 35 Prozent gegenüber der Arbeit mit einem Monitor gesteigert wird. Diese Ergebnisse wurden 2017 von einer Studie aus den USA bestätigt, die bei der Arbeit mit mehreren Bildschirmen eine Produktivitätssteigerung von bis zu 42 Prozent feststellte. Dieser Erfolg liegt darin, dass wir bei der Arbeit am PC meist nicht nur ein Dokument, ein Programm oder eine Webseite gleichzeitig benötigen. Das ständige Suchen und hin und her Klicken an einem einfachen Monitor kostet nicht nur Zeit und Konzentration, sondern führt auch zu Frust. 

Diese Probleme kommen bei der Arbeit mit mehreren Monitoren gar nicht erst auf, da man seinen Arbeitsplatz maximal übersichtlich gestalten kann, sodass alle relevanten Fenster stets sichtbar und sofort zur Hand sind. Mit mehreren Monitoren behält man auch einen besseren Überblick über alle geöffneten Fenster, da man sie nicht doppelt und dreifach übereinander stapeln muss, sondern geordnet nebeneinander platzieren kann. Natürlich können auch an einem einzelnen Bildschirm mehrere Fenster gleichzeitig geöffnet werden, allerdings liegt der Vorteil von einem Multi-Monitor Setup in der erweiterten Bildschirmfläche, sodass Schrift und Bilder größer dargestellt werden. Dadurch wird die Arbeit leichter und effizienter. 

Technik und Ergonomie: Tipps für die Nutzung eines Dual-Monitor Setups 

Es gibt einiges, was ihr bezüglich technischer Ausstattung und Ergonomie beim Einrichten von mehreren Monitoren beachten solltet. Diese Tipps richten sich vor allem an Nutzer:innen von zwei Bildschirmen, doch viele können auch auf die Nutzung von drei Bildschirmen übertragen werden.  

  • Ergonomie sollte bei einem Dual-Monitor Setup definitiv berücksichtigt werden, denn die erhöhte Produktivität wird durch Rückenschmerzen und überlastete Augen leicht zunichte gemacht. Die Bildschirme sollten möglichst gleich groß sein, um einen geraden Blickwinkel zu ermöglichen. So müsst ihr euren Kopf und Nacken nicht bewegen, wenn ihr hin und her schaut, und vermeidet Nacken- und Augenbeschwerden. Sind eure Monitore unterschiedlich groß, beispielsweise bei der Nutzung eines Laptops und eines externen Bildschirms, achtet darauf, dass zumindest die Mitte der Bildschirme auf gleicher Höhe liegt. Wenn die Monitore nicht höhenverstellbar sind, könnt ihr die Höhe durch Laptopständer und Monitorarme anpassen. 
  • Platziert die Bildschirme so nah aneinander wie möglich, am besten Rand an Rand. Das erlaubt einen möglichst fließenden Übergang von Fenstern und Maus zwischen den Monitoren. Dazu sollten sich die Bildschirme auch in Qualität, Auflösung, Helligkeit und Farbgebung so wenig wie möglich unterscheiden. Wenn möglich, nutzt ihr deshalb zwei identische Monitore. Ansonsten könnt ihr die Einstellungen der Monitore aneinander anpassen. 
  • Die Ränder der Monitore sollten möglichst dünn sein, um einen dicken Streifen in der Mitte eurer Arbeitsfläche zu vermeiden. Unterschiedlich-dicke oder -farbige Ränder können beim Blick von einem zum anderen Bildschirm ebenfalls ablenken. 
  • Letztlich solltet ihr auf den horizontalen Betrachtungswinkel achten. Am besten ist es, die Bildschirme in einem 15 Grad Winkel zueinander aufzustellen. Im Idealfall könnt ihr so alles sehen, was auf den zwei Bildschirmen angezeigt wird, ohne euren Kopf drehen zu müssen.

Bevor ihr euch zwei Bildschirme einrichtet, evaluiert euren Arbeitsstil und überlegt euch, ob ihr lieber mit einen Hauptbildschirm arbeitet, den ihr intensiver nutzt, und einem Nebenmonitor, an dem ihr sekundäre Aufgaben wie Recherchen ausübt, oder ob ihr eine gleichmäßige Nutzung beider Bildschirme bevorzugt. Entscheidet ihr euch für letztere Variante, sollten die Innenkanten der beiden Monitore genau mittig vor euch liegen. Wenn ihr aber mit den beiden Bildschirmen unterschiedlich viel arbeiten wollt, richtet ihr den Hauptbildschirm – das ist der, an dem ihr schreibt oder Dokumente ausfüllt – genau mittig vor euch aus. Positioniert auch eure Maus so, als hättet ihr nur einen einzelnen Bildschirm. Der Nebenmonitor wird dann wieder in einem etwa 15 Grad Winkel daneben aufgestellt. 

Um herauszufinden, auf welcher Seite der Nebenmonitor platziert werden sollte, identifiziert ihr euer dominantes Auge. Dazu stellt ihr eure Zeigefinger und Daumen in eine Rautenform und wählt ein Objekt aus, das etwa 6 Meter von euch entfernt ist. Dann haltet ihr eure Hände so vor euer Gesicht, dass das ausgewählte Objekt genau mittig in der Raute zu sehen ist. Schließt nacheinander jeweils das rechte und dann das linke Auge. Das offene Auge, bei dem das Objekt mittig in der Raute bleibt, ist euer dominantes Auge. Auf dieser Seite solltet ihr euren Nebenmonitor platzieren. 

So kann ein Dual-Monitor Setup im Lehralltag helfen

  • Unterrichtsvorbereitung: Die Arbeit mit zwei Monitoren ermöglicht das Übertragen von Informationen aus dem Netz oder anderen digitalen Quellen – durch Kopieren, Abschreiben oder sogar Rüberziehen – in ein Dokument, das ihr dabei stets geöffnet halten könnt. Auch das gleichzeitige Zusammentragen von Informationen aus mehreren Quellen wird erleichtert. So könnt ihr einfacher Präsentationen und Skripte für euren Unterricht erstellen. Auch Videos und andere Medien könnt ihr leicht in eure Unterrichtsplanung einbauen, indem ihr auf einem Monitor das Video abspielt und währenddessen auf dem anderen beispielsweise spannende Diskussionspunkte für den Unterricht notiert. Die Überarbeitung von alten Unterrichtsplanungen und Präsentationen wird mit zwei Bildschirmen ebenfalls erleichtert, denn ihr könnt auf einem das veraltete Dokument öffnen, während ihr auf dem anderen Monitor eine Kopie überarbeitet. Dabei könnt ihr die zwei Versionen stets vergleichen und sehen, wo noch Verbesserungsbedarf liegt. 
  • Korrektur und Bewertung: Ein Dual-Monitor Setup eignet sich vor allem für die Korrektur von digitalen Leistungserhebungen. So könnt ihr beispielsweise auf einem Monitor die Musterlösung öffnen und diese direkt mit den Lösungsversuchen eurer Schüler:innen auf dem anderen vergleichen. Auch bei längeren Aufsätzen, für die ihr euren Schüler:innen individuelle Feedbackzettel verfassen möchtet, eignen sich zwei Monitore, denn ihr könnt die Anforderungen der Leistungserhebung oder einen abgegebenen Aufsatz auf einem Bildschirm öffnen, während ihr auf dem anderen schreibt. Durch die zusätzliche Bildschirmfläche, die ihr gewinnt, könnt ihr auch große Excel-Tabellen in ihrer vollen Breite einsehen und behaltet so einen besseren Überblick über Notenverteilungen innerhalb einer Klasse, ohne beim Scrollen in der Zeile zu verrutschen. 
  • Kommunikation: E-Mails, für die ihr Informationen aus Dokumenten oder dem Netz benötigt, lassen sich mit zwei Monitoren besser schreiben. Dazu öffnet ihr die Informationsquelle auf einem Bildschirm und das E-Mail-Textfeld auf dem anderen und müsst so nicht dauernd zwischen Programmen wechseln. Auch während der Unterrichtsplanung und Korrekturtätigkeiten möchten viele Lehrkräfte stets erreichbar bleiben. Dazu empfiehlt es sich, auf einem Hauptmonitor zu arbeiten, während euer E-Mail-Programm oder andere berufliche Kommunikationstools auf dem Nebenmonitor geöffnet sind, um dringende Nachrichten immer sofort im Auge zu haben. 
  • Distanzunterricht: Auch nach der Corona-Pandemie müssen Lehrkräfte ab und zu wieder zu Distanzunterricht zurückkehren, beispielsweise bei wetterbedingten Einschränkungen des Schulbetriebs. Auch hier erleichtert ein Dual-Monitor Setup die Arbeit. So könnt ihr beispielsweise auf einem Monitor den digitalen Klassenraum in Zoom oder Alphaview geöffnet halten, während ihr euer Skript auf dem anderen ablesen könnt, ohne dabei eure Schüler:innen aus den Augen zu verlieren. Für andere berufliche Remote-Meetings, in denen ihr wichtige Informationen schnell zur Hand haben wollt, kann so eine Einteilung ebenfalls nützlich sein. 

Wir hoffen, unsere Übersicht  hat euch bei der Einrichtung eurer Bildschirme geholfen und wir konnten euch einige nützliche Tipps für die Nutzung als Lehrkraft an die Hand geben. Habt ihr schon Erfahrungen in der Arbeit mit mehreren Monitoren und wann ist ein Dual-Monitor Setup für euch am nützlichsten? Schreibt es uns in die Kommentare!

Reaktion auf Pisa-Studie: Stark-Watzinger will Reform des Bildungsföderalismus
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger schlägt eine Änderung des Grundgesetzes vor, um unter anderem mehr Tempo in die Bildungspolitik zu kriegen. Damit reagiert sie auf die schlechten Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie
Von
Justus Wolters
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December 2023
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Berlin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat auf die historisch schlechten Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie mit einem Vorstoß für eine Grundgesetzänderung reagiert. Dazu erklärte sie in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: “Ich würde mir wünschen, dass das Grundgesetz uns eine Zusammenarbeit zwischen dem Bund und einem Teil der Bundesländer erlaubt, ich nenne das eine Koalition der Willigen. So könnte man schneller Projekte anstoßen.”

Die FDP-Politikerin unterstreicht damit die Bestrebungen des Bundesbildungsministeriums, stärker in die Bildungspolitik der Bundesländer eingreifen zu dürfen. Laut Grundgesetz ist die schulische Bildung in Deutschland Ländersache. Der Bund darf die Länder zwar bei der Durchführung von Programmen mit Geld unterstützen, die Handlungsspielräume der Bundesregierung sind hier aber sehr begrenzt. Im Einzelfall werden zwischen Ländern und Bund Verträge ausgehandelt, wie Kooperationen durchgeführt werden können. Diese Vorgänge sind häufig kompliziert und langsam, was man zum Beispiel an der Debatte um die Anschlussfinanzierung des Digitalpakts Schule sieht. Stark-Watzinger will hier für mehr Tempo sorgen. “Wir müssen schneller handeln können, um Bildung gut zu organisieren. Pisa zeigt, dass die Zeit drängt”, sagte sie der FAZ.

Die Bundesbildungsministerin schlug in dem Interview noch weitere Reformen des Bildungssystems vor. Zum Beispiel die Kompetenzverschiebung der Zuständigkeit für Kitas. Aktuell ist diese in den Familienministerien angesiedelt, sinnvoller wäre dies allerdings in den Kultusressorts, so Stark-Watzinger. 

Darüber hinaus griff die FDP-Politikerin das Problem der Chancenungleichheit von Schüler:innen mit Migrationshintergrund auf. Hier brauche es laut Stark-Watzinger eine offene Debatte über Bildungspolitik in einem Einwanderungsland. Es helfe niemanden, dieses Thema zu tabuisieren oder in eine populistische Ecke zu stellen. Man müsse gezielt fördern und vor allem dort unterstützen, wo es am dringendsten gebraucht werde – wo zu Hause eben kein Bücherschrank stehe oder nicht ausreichend Deutsch gesprochen werde, so die Bildungspolitikerin. In diesem Zusammenhang fügte sie hinzu, dass das geplante Startchancen-Programm im kommenden Jahr genau an diesem Punkt ansetze. 

Stark-Watzinger steht nach den enttäuschenden Ergebnissen der Pisa-Studie deutlich unter Druck. Diverse prominente Stimmen aus Verbänden, Gewerkschaften, Wissenschschaft und Politik hatten sich nach der Veröffentlichung der neuen Daten zu Wort gemeldet und zum Teil das Bundesbildungsministerium direkt für das Debakel verantwortlich gemacht. 

Was haltet ihr von den neuen Vorschlägen der Bundesbildungsministerin? 

Wenn die Chemie stimmt: Vier hilfreiche Instagram Kanäle mit Material für euren Chemieunterricht
Experimente und deren chemische Abläufe zu verstehen, kann häufig eine Herausforderung sein. Damit euch bei komplizierten Themen geholfen ist, stellen wir euch heute vier Instagramkanäle für das Fach Chemie vor!
Von
Franka Versbach
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December 2023
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Naturwissenschaften können Schüler:innen oft vor Herausforderungen stellen. Wo in anderen Fächern Vokabeln gelernt oder Texte verfasst werden müssen, muss man sich bei MINT-Fächern an festgelegte Regeln und Formeln halten. In anderen Artikeln haben wir euch bereits Instagram Kanäle für Physik und Mathe vorgestellt. In diesem Artikel möchten wir euch Instagram Kanäle zeigen, die euch und möglicherweise auch euren Schüler:innen im Fach Chemie eine Hilfe sein können.

@ms.science_

Das erste Profil, das euch bei der Gestaltung des Physikunterrichts unterstützen kann, ist der Account @ms.science_. Hinter dem Account steckt Lara, eine Referendarin an einem Gymnasium in Bayern, die mit ihren Postings schwerpunktmäßig Tipps und Ideen für den Biologie- und Chemieunterricht geben will. Ihren Instagram Account nutzt sie hauptsächlich, um ihr Unterrichts- und Übungsmaterial vorzustellen, welches auf eduki.de verfügbar ist. Neben ihrem eigenen Lern- und Unterrichtsmaterial stellt sie auch jeden Mittwoch unter dem Motto “Methoden Mittwoch” mithilfe eines anderen Lehrer Accounts Übungen vor, die ihr in euren Unterricht integrieren könnt. Dabei handelt es sich beispielsweise um Klammerkarten, die zur Wiederholung von Fachbegriffen genutzt werden können oder um die Busstopmethode. Ihr wollt wissen, was man unter diesen Methoden verstehen kann? Dann schaut gerne mal bei @ms.science__ vorbei! 

(Quelle: @ms.science__)

@biochemtastisch 

Ein weiterer Account, der sich mit dem Unterricht von naturwissenschaftlichen Fächern auseinandersetzt, ist unter dem Namen @biochemtastisch auf Instagram erreichbar. Elena, eine Lehrerin aus Stuttgart, sammelt alle möglichen Methoden und Quellen für gutes Unterrichtsmaterial sowie Abbildungen für die Fächer Biologie und Chemie. So stellt sie beispielsweise neue Apps oder Methoden der Woche vor. Besonders hilfreich sind ihre Anweisungen und Tipps für bestimmte Themeneinstiege, die Lehrkräften die Behandlung mancher Bereiche erleichtern sollen. Zudem sind ihre selbst erstellten Arbeitsblätter kostenlos als PDF-Download verfügbar, es kann sich also wirklich lohnen, mal bei ihr vorbeizuschauen.

(Quelle: @biochemtastisch)

@frau.scr

Beim Betrachten des Profils von @biochemtastisch fiel auf, dass es viele gemeinsame Themenreihen mit dem Account @frau.scr gibt. Auch dort könnt ihr Übungsmöglichkeiten, Methoden oder Modelle zu bestimmten Themen in der Chemie finden. Da es sich bei ihr um eine Lehrerin handelt, die in Bayern unterrichtet, orientiert sich ihr Inhalt mehr am bayerischen Lehrplan, als der von @biochemtastisch. Außerdem findet sich bei ihrem Autorenprofil auf eduki.de  weiteres Lernspielmaterial, welches ihr für eure Klasse verwenden könnt. Damit könnt ihr euren Schüler:innen manche Bereiche der Chemie spielend näherbringen!

(Quelle: @frau.scr)

@anni.teaching.science

Wer auf Instagram die experimentelle Seite der Chemie, besonders für die  8. und 9. Klasse, ein wenig genauer unter die Lupe nehmen möchte, wird bei Anja sicher fündig. Sie ist Lehrerin in Biologie und Chemie in der ersten Sekundarstufe. Auf ihrem Instagramaccount zeigt sie viele Experimente und chemische Reaktionen. Zudem nimmt sie ihre Follower:innen in der Instagram Caption immer mit durch das Experiment und erklärt die chemischen Abläufe dahinter. Wenn ihr also nicht die eigenen Mittel für bestimmte Experimente habt, euren Schüler:innen aber trotzdem bestimmte Experimente zeigen wollt, könnt ihr euch mal den Account von Anja anschauen. 

(Quelle: @anni.teaching.science)

Ihr seht also, mithilfe von passenden Instagramkanälen, könnt ihr ein bisschen frischen und digitalen Wind in euren Chemieunterricht bringen. Ihr seid auf der Suche nach Instagramkanälen für andere Fächer? Dann schaut euch hier unsere ganze Reihe an! Nutzt ihr Instagramaccounts als Hilfe für euren Unterricht und haben wir einen Account vergessen? Dann schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Tag der Bildung: Optimismus beim Arbeitsmarkt, schlechte Noten für die Chancengleichheit
88 Prozent der Kinder und Jugendlichen blicken optimistisch auf ihre berufliche Zukunft, allerdings stellen 56 Prozent den Schulen beim Thema Berufsvorbereitung ein schlechtes Zeugnis aus. Zum Tag der Bildung 2023 hat die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
Von
Clara Picha
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December 2023
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Berlin. 88 Prozent der Kinder und Jugendlichen blicken optimistisch auf ihre berufliche Zukunft, allerdings stellen 56 Prozent den Schulen beim Thema Berufsvorbereitung ein schlechtes Zeugnis aus. Zum Tag der Bildung 2023 hat die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) am Freitag zusammen mit der Bertelsmann Stiftung die Ergebnisse einer neuen Jugendbefragung zum Thema Übergang von der Schule in den Beruf veröffentlicht. 

Die Umfrage wurde vom Medienforschungsinstitut forsa durchgeführt. Dazu wurden 1.075 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 21 Jahren befragt. Die diesjährige Problemstellung stellen die Ergebnisse des Berufsbildungsberichts 2023, dem zu Folge mehr als ein Drittel der 20- bis 34-Jährigen mit einem Hauptschulabschluss keine berufliche Qualifikation haben – bei jungen Erwachsenen ohne Schulabschluss liegt die Zahl bei fast 75%. Wer keine Berufsausbildung hat, läuft ein sechsmal höheres Risiko, im Laufe des Lebens arbeitslos zu sein. Auch Chancenungleichheit spielt beim Übergang von der Schule in den Beruf eine Rolle, denn noch immer hängt der Bildungserfolg in Deutschland stark von der Herkunft eines Schülers oder einer Schülerin ab. Die Jugendbefragung soll diese Missstände im Bildungssystem aufdecken und für die deutsche Bevölkerung und Politik sichtbar machen. Am Freitagvormittag wurden die Ergebnisse in einer Web-Konferenz vorgestellt und diskutiert. 

Die Hälfte der Befragten glaubt, dass eine abgeschlossene Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium im Arbeitsmarkt der Zukunft noch wichtiger werden wird. Diese Einschätzung wird von Expertenmeinungen unterstützt. Die Ergebnisse zeigen auch, dass der Großteil (88 Prozent) der jungen Leute in Deutschland ihrer eigenen beruflichen Zukunftsperspektive positiv oder eher positiv entgegenblicken. Allerdings scheint nicht die Schule für diesen Optimismus verantwortlich zu sein, denn 56 Prozent der Befragten gaben an, dass es den Schulen nur weniger gut gelingt, ihnen das für den beruflichen Erfolg nötige Wissen und Können zu vermitteln. 11 Prozent gaben sogar an, dass es den Schulen gar nicht gelinge, während nur knapp ein Drittel der jungen Leute mit der schulischen Vermittlung von berufsrelevanten Kompetenzen und Kenntnissen zufrieden war. 

57 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen gab an, dass mehr Unterstützung für Schüler:innen nötig sei, um den gewünschten Schulabschluss zu bestehen, während gut ein Drittel (36 Prozent) das aktuelle Angebot für genug halten. Auf die Frage, was für Maßnahmen nötig seien, um die Übergangschancen ins Berufsleben zu verbessern, wurde eine Mobilitätsförderung, die einen Umzug für einen Ausbildungs- oder Studienplatz finanziell unterstützt, von 90 Prozent der Befragten als entweder sehr wichtig oder wichtig eingestuft, flexiblere Ausbildungs- und Studienangebote von 74 Prozent und zusätzliches Coaching von 63 Prozent. Clemens Wieland, Experte der Bertelsmann Stiftung für berufliche Bildung, fordert deshalb mehr individuelle Berufsberatung und -begleitung. Junge Leute könnten “gut einschätzen, welche Anforderungen die Arbeitswelt an sie stellen wird”, würden sich jedoch “angesichts der Fülle an beruflichen Möglichkeiten" oft überfordert fühlen. 

Was die Chancengleichheit im Bildungssystem betrifft, gab nur knapp ein Drittel (32%) an, dass die soziale und kulturelle Herkunft in Deutschland die Bildungschancen nicht wesentlich beeinflussen. Bei den jüngeren Jugendlichen wurde der größte Glaube (43 Prozent der 14 bis 16-Jährigen) an die Chancengleichheit gemessen. 64 Prozent aller Befragten sind der Ansicht, dass Bildungschancen in Deutschland nicht gerecht verteilt sind. Diese Zahl hat sich seit 2022 nicht verändert und stellt mit die größte Unzufriedenheit mit der Chancenverteilung im deutschen Bildungssystem dar, die im Rahmen der Erhebungen zum Tag der Bildung je gemessen wurde. 

Aus den Ergebnissen wurden drei Ansatzpunkte für die Verbesserung des deutschen Bildungssystems gezogen. Erstens soll dafür gesorgt werden, dass jede junge Person die gleiche Chance auf einen Berufsabschluss hat, um den Optimismus der Befragten gegenüber ihrer eigenen beruflichen Zukunft zur Realität zu machen. Des Weiteren müssen Bildungschancen auch mit Betracht auf Schüler:innen mit Migrationshintergrund oder Beeinträchtigungen fair verteilt werden. Als letztes müssten junge Leute in die Lösungsfindung der Politik auch jenseits von Umfragen mit einbezogen werden, denn “sie wissen am besten, was sie an Unterstützung benötigen und wie sie mit Angeboten, beispielsweise zur Berufsorientierung, erreichbar sind”, so die Experten der Bertelsmannstiftung und der DKJS. 

Anlässlich des Tags der Bildung fanden gestern weitere Aktionen statt. In Berlin hat die Spendenorganisation Stiftung Bildung zur Verleihung des Förderpreises “Verein(t) für gute Kita und Schule” und des youstartN-Preises in das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eingeladen. Erfolgreiche Bildungsprojekte aus ganz Deutschland sollten insgesamt mit einer Preisgeldsumme von 29.000 Euro geehrt werden. In Kiel lud die Bürgermeisterin und Bildungsdezernentin Renate Treutel Schüler:innen der 9. Klasse zur Bildungskonferenz JUGEND ins Kieler Rathaus ein. Hier sollten die Jugendlichen in Workshops “ihre Perspektive für eine nachhaltige Entwicklung der Zukunft” erarbeiten. Die Ergebnisse sollten im Anschluss vorgestellt und mit anwesenden Gästen unter anderem aus der kommunalen Bildungspolitik diskutiert werden. 

Die bayerische Staatsministerin für Unterricht und Kultus, Anna Stolz, hatte im Voraus an den Tag der Bildung erinnert und betonte die wichtige Rolle von Bildung als “Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft”, der “Türen zu persönlichem Erfolg und gesellschaftlichem Fortschritt und Wohlstand” öffnet. 

Der Tag der Bildung wird in Deutschland seit 2015 jährlich am 8. Dezember von der DKJS durchgeführt. Ziel der Initiative ist es, in der Gesellschaft ein Verständnis für Bildung zu schaffen, das weit über “klassische Wissensvermittlung” hinausgeht, und die Fähigkeit von Bildung hervorzuheben, als Schlüssel für Persönlichkeitsentwicklung, Selbstbewusstsein und Sozialkompetenz zu dienen und damit gesellschaftliche Chancengleichheit zu schaffen.

Von “toter Sprache” zu lebendigem Lernen: Neun Ressourcen für euren Lateinunterricht
Latein muss sich bei der Fächerwahl in der Schule oft rechtfertigen. Wer möchte schon eine “tote Sprache” lernen? De facto ist Latein allerdings sehr lebendig. Um den Lateinunterricht wieder aufregend zu gestalten, stellen wir euch hier neun Ressourcen vor.
Von
Carolin Kunkel
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December 2023
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Während Fremdsprachen wie Französisch oder Spanisch ihre bedenkenlose Daseinsberechtigung  im Lehrplan haben, muss sich Latein bei der Fächerwahl oft rechtfertigen. Wer möchte schon eine “tote Sprache” lernen? De facto ist Latein allerdings sehr lebendig. Allein in der Weihnachtszeit begegnet uns die Sprache immer wieder, denn der Adventskalender kommt beispielsweise von “Adventus” für “Ankunft”. Außerdem ist das Deutsche von der grammatikalischen Struktur des Lateinischen stark beeinflusst, wie man an den Fällen Genitiv, Dativ oder Akkusativ sehen kann. Laut einem Bericht des SWR konnten erste Praxistests sogar belegen, dass Latein beim Sprachverständnis von Deutsch hilft, besonders Kindern, deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Latein trotz seines schlechten Rufs zu erlernen, kann also durchaus sinnvoll sein. In diesem Artikel stellen wir euch neun nützliche Kanäle, Plattformen und Tools vor, die den Status quo eures Unterrichts in der antiken Sprache auf moderne Standards hebt.

Magistri Latinitatis in Youtube (Lateinlehrer:innen auf Youtube)

Youtube ist längst nicht nur ein reines Unterhaltungsmedium, sondern wird von vielen Schüler:innen in Ergänzung zum Unterricht als Nachhilfe und Lernunterstützung herangezogen. Wir möchten euch drei Kanäle vorstellen, die Latein-Themen behandeln und eure Lateinstunde ergänzen können.

Ein großer Unterschied zwischen Latein und den Sprachen Spanisch oder Französisch ist, dass erstere im Unterricht nicht gesprochen wird. Zwar werden Originaltexte vor der Übersetzung vorgelesen. Zwischen Grammatik, dem schriftlichen Übersetzen und Geschichtswissen zur Antike findet die korrekte Aussprache jedoch kaum Beachtung. Falls ihr euren Schüler:innen die Lebendigkeit der Sprache in Form ihrer Mündlichkeit näherbringen wollt, könnt ihr auf dem Kanal Dein Lateinlehrer vorbeischauen. Dieser stellt in seinem Video die wichtigsten Regeln zur Aussprache vor. Außerdem findet ihr auf seinem Channel einige Videos zur Grammatik für Anfänger:innen und dem Lateinstoff in der Oberstufe. 

Für die Motivierten und Sprechbegeisterten gibt es zwei Youtube-Kanäle, auf denen beinahe ausschließlich Latein gesprochen wird. Bei Satura Lanx achtet Irene auf Beginnerfreundlichkeit und stellt neben Lektionen auch vereinfachte Texte in der Originalsprache vor. Zusätzlich erklärt sie in einem Video, wie sie sich das Lateinsprechen beigebracht hat. Auf dem Kanal Latinitium werden Witze erzählt, Halloween Specials vorbereitet und antike Geschichten erzählt – alles auf Latein. Diese Videos könnten für eine Abwechslung im Unterricht sorgen oder sogar als Grundlage für eine besondere Stunde herangezogen werden. Die Schüler:innen danken es sicherlich, wenn sie statt Cicero Witze in einer entspannten Stunde übersetzen dürfen.

 

Auf dem Kanal Der Lehrer werden grammatikalische Themen anschaulich erklärt und in verschiedenen Playlists zusammengefasst. Neben Videos zum Gerundium, den Partizipien oder den Tempora bietet Der Lehrer auch Übungen in Videoform, in denen Schüler:innen Schritt für Schritt an die Hand genommen werden.

Auch der Channel Otia Mea bietet nützliche Videos zur Grammatik und Übersetzungstechniken sowie zur Metrik an, damit auch die, die mit ihrem Latein am Ende sind, wieder Lust am Lernen gewinnen. Daneben hält der Kanal auch ein Audiobook und sogar die berühmte Rede des ehemaligen US-Präsidenten J. F. Kennedy in lateinischer Sprache parat. Diese Videos eignen sich, um wieder Abwechslung in den Unterricht zu bringen.

Über diese spannenden Youtube-Kanäle hinaus gibt es auch einige Social-Media-Kanäle, die sich rund um den Lateinunterricht drehen. Wenn euch diese interessieren, schaut bei unserem Artikel vorbei. Dort stellen wir euch fünf aufregende Kanäle vor.

Utilia instrumenta ad Latinitatem docendam (Nützliche Tools für den Lateinunterricht)

Neben Videoplattformen existieren heutzutage auch viele Tools, die frischen Wind in die verstaubte Lateinstunde bringen und den Unterricht bereichern können. In diesem Abschnitt stellen  wir euch vier hilfreiche Plattformen vor.

Navigium, zu Deutsch “Schiff”, ist eine umfangreiche Plattform, die sowohl ein Wörterbuch, das deklinierte und konjugierte Formen übersetzen und benennen kann, als auch eine Online-App für den Unterricht zur Verfügung stellt. Die App lässt sich gut in den Unterricht integrieren. So können Schüler:innen die Fotofunktion nutzen, um eine Vokabelliste hochzuladen. Diese wird nun individuell abgefragt, wobei ausgewählt werden kann, ob die Abfrage mündlich, schriftlich, in Multiple-Choice-Form oder zum Ausdrucken erfolgen soll. Dabei lassen sich Wortarten oder Stammformen spezifisch abfragen. Alles Nichtgewusste kommt daraufhin in eine Übungsbox, die beliebig wiederholt werden kann. In der App können sich Schüler:innen auch für das klassische Karteikastenlernen entscheiden. Bilder und Visualisierungen helfen dabei, sich die Vokabeln besser einzuprägen. Bei der Textanalyse hilft ein Programm in der App. Anders als reine Übersetzer vermeidet dieser das bloße Wiedergeben des Inhalts, sondern möchte das eigenständige Lernen fördern, indem Hilfestellungen zum Text gegeben und Wörter in ihrer Grundform dargestellt werden. Mit einem Grafen lassen sich Lernfortschritte festhalten, um so die Motivation der Lateinschüler:innen zu steigern. Das Lehrbuch Pontes ist dabei schon in die App integriert. Einen Haken gibt es jedoch. Die Online-App von Navigium ist kostenpflichtig. Mit einer Test-Schullizenz von sechs Monaten kann die App zuerst kostenfrei eingesetzt werden. Danach kostet die App 2,5–7 Euro pro Schüler:in pro Jahr, je nach Anzahl der Nutzer:innen.

Auf der Plattform Lateinon können Schüler:innen Kurse zur lateinischen Grammatik durcharbeiten. Hierbei bietet jeder Kurs verschiedene Lektionen in verschiedenen Kategorien an. Darunter fallen Grundlagen und Deklinationen, Verben und Konjugationen, Adjektive und ihre Steigerung und der lateinische Konjunktiv. Das Besondere daran ist, dass die Kurs nach Anmeldung auf der Seite kostenlos und dabei trotzdem sehr umfangreich aufgestellt sind. Alle Kurse sind nach ihren Niveaustufen eingeteilt. So eignen sich einige besonders für Anfänger:innen, andere eignen sich für alle Stufen und manche werden für Fortgeschrittene empfohlen. Daneben werden Übungen, ein Wörterbuch und kulturelles Wissen, wie zum Leben in Rom und den antiken Göttern, vermittelt.

Für Arbeitsblätter oder deren Inspiration sind die Seiten Übungskönig und LernWolf geeignet. Auf Übungskönig können Schüler:innen auf Origialtexte von Catull, Caesar, Nepos, Martial oder Ovid zugreifen. Zu jedem Text wird eine entsprechende Lösung angeboten, die beim Verständnis und der Übersetzung Hilfestellung leisten oder zur Überprüfung dienen kann. In Sachen Grammatik, Kulturwissen und Übungstexten können Lehrkräfte zwischen den beiden Niveaustufen 6./7. Klasse und 8. Klasse wählen. Außerdem bietet die Seite eine Zusammenfassung von berühmten Sprüchen und Zitaten in der Originalsprache an. Jedes Arbeitsblatt kommt mit einer Lösung, die separat heruntergeladen wird.

LernWolf dagegen bietet kostenlose Arbeitsblätter zum G9 und LernplanPlus an, die sich besonders für die Schulaufgabenvorbereitung und zum Üben eignen. Alle Arbeitsblätter sind mit einer Musterlösung versehen und ergänzen besonders den Unterricht im ersten Lernjahr Latein.

 

In der Welt des Lateinunterrichts eröffnen sich durch moderne Kanäle und innovative Tools spannende Möglichkeiten, die scheinbare “tote Sprache” wieder lebendig werden zu lassen. Von Youtube-Channels über unterhaltsame Sprechübungen bis hin zu umfassenden Online-Plattformen – es gibt mittlerweile zahlreiche Ressourcen, die den Lateinunterricht zeitgemäß ergänzen und bereichern können. Trotz mancher Vorbehalte gegenüber der antiken Sprache zeigt sich: Latein hat mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick vermuten würde, und daher unterstützen moderne Möglichkeiten dabei, das Interesse an dieser zeitlosen Sprache bei den Schüler:innen wieder neu entfachen zu können.

Lehrer sein: Aufgeben oder weitermachen? 10 Fragen zur Selbstreflexion
Lehrer:in sein – ist das wirklich was für mich? Keine verwerfliche und schon gar keine seltene Überlegung. Wir haben für euch eine Liste an Fragen erstellt, mit denen ihr eure berufliche Lage regelmäßig reflektieren könnt.
Von
Maria Ivanov
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December 2023
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Lehrer:in sein – ist das wirklich was für mich? Keine verwerfliche und schon gar keine seltene Frage, die sich Personen in allen Stadien des Berufs auftut. Klarheit schafft nur ein gesundes Abwägen und Reflektieren darüber, ob man für die Realität dieses Berufes geeignet ist, oder umgekehrt, ob der Beruf und der zugehörige Ausbildungsweg dem entspricht, was man sich darunter vorgestellt hatte. Wir haben deshalb einige Impulse für euch gesammelt, die ihr euch als den Anfang einer kritischen Selbstreflexion nehmen könnt.

Zunächst ist eines klarzustellen: Die eigene Lebens- und berufliche Lage zu überdenken ist nichts Schlechtes! Ganz im Gegenteil. Es bedeutet nicht, etwa das Handtuch schmeißen zu wollen oder auf irgendeine Weise schwach zu sein, sondern kann eine sehr gewinnbringende Beschäftigung sein, der ihr beispielsweise im regelmäßigen Turnus von einem Jahr nachgehen könnt. Dafür könnte man sich ein festes Set an Fragen überlegen, die man jedes Jahr aufs Neue beantwortet. So könnt ihr über die Jahre vergleichen, wie ihr zu bestimmten Aspekten in eurer Berufswelt steht und auf ein Protokoll über positive und negative Entwicklungen zurückblicken. Vielleicht fallen in einer so direkten Auseinandersetzung auch Probleme auf, die einem bis dato noch gar nicht so bewusst waren – oder ihr merkt, dass sich ehemalige Knotenpunkte mittlerweile doch schon etwas gelockert haben. Wir geben euch ein paar Ideen für Fragen, mit denen ihr so eine Reflexion durchführen könnt:

  1. Welche Erinnerungen aus dem Schulalltag des letzten Jahres haben mich besonders mit Freude erfüllt?

Zum Einstieg etwas Leichtherziges: Eine Rückbesinnung auf das Feiern gemeinsamer Erfolge mit Schüler:innen und Kolleg:innen, eine gelungene Weihnachtsfeier oder das Entlassen eines altbekannten Abschlussjahrgangs haben genauso ihren Platz im Schulleben wie der reguläre Unterricht. Noch einmal kurz darüber nachzudenken, schiebt vielleicht für den Anfang die schweren Wolken des Alltagsstresses beiseite, von denen diese Ereignisse nur allzu schnell verdeckt werden. 

  1. Woran konnte ich im vergangenen Schuljahr wachsen – persönlich und professionell?

Das aktive Nachdenken darüber kann multidimensional wirksam sein: Erstens führt ihr euch eure letzten kleinen und großen Erfolge vor Augen und könnt auf jeden Fall stolz darauf sein! Und zweitens gewinnt ihr durch die intentionale Trennung von persönlich und professionell Erkenntnisse darüber, ob ihr bestimmte Dinge genau wie erwartet zuordnen würdet, nicht ganz sicher seid welchen Bereich sie betreffen oder vielleicht sogar zu beidem zuordenbar sind, oder vielleicht berührt euch ein professionell gedachter Fortschritt doch am stärksten auf persönlicher Ebene?

  1. Der Montagmorgen steht an: Welche Bilder schießen mir dazu als erstes in den Kopf?

Diese Frage kann besonders aufschlussreich sein: Sie bildet den Alltag ab, den ihr in eurem Job oder der Ausbildung durchlauft, und ruft dabei eure am stärksten verankerten Assoziationen hervor. 

  1. Was war meine anfängliche Motivation, Lehrer:in zu werden? Hat sie sich bisher gehalten oder geändert? Ist sie überhaupt noch greifbar?

Hierbei ganz wichtig: Die Hintergründe des eigenen Ansporns geändert zu haben, heißt keineswegs, sein jüngeres Ich zu enttäuschen. Wir alle wachsen an und mit unserem Umfeld!

  1. Würde ich als Schüler:in gerne meinen eigenen Unterricht besuchen?

Ein Perspektivwechsel hat noch nie geschadet. Vor allem für Lehrer:innen, die schon länger im Beruf sind, könnte dieses Gedankenexperiment hilfreich sein.

  1. Gibt es Probleme in meiner Work-Life-Balance?

Ob mit Freude oder Frust: Neben der Arbeit sollte das Privatleben nie komplett untergehen. Findet man hier doch einige Defizite, sollte man versuchen, am eigenen Zeitmanagement zu arbeiten, damit man im nächsten Jahr hoffentlich  eine erfreulichere Antwort auf die Frage geben kann.

  1. Welche Änderung meiner Arbeitsbedingungen würde meine momentane Lebensqualität am meisten steigern?

Eine relativ selbsterklärende Frage, die wohl in den meisten Fällen mit der vorigen einhergehen wird.

  1. Welche Vorteile und Freuden bringt mir mein Beruf, die nicht formaler Natur sind? Würde ich auch lehren, wenn diese anders aussähen?

Mit dieser Frage macht ihr euch kurz ganz bewusst blind für die wohl gängigsten “Benefits”, die mit dem Lehrerberuf (vor allem im klassischen Modell der Verbeamtung) einhergehen. Das kann ein Offenlegen dessen erleichtern, was den Beruf für euch abseits von Privater Krankenversicherung und co. im Kern ausmacht. Dazu könnt ihr eine unkomplizierte Auflistung von uns als Impuls hernehmen.

  1. (Wie) spreche ich mit meinem privaten Umfeld über meinen Beruf?

Ein Austausch über die Arbeitswelt im Privaten ist wichtig. So kann man zum einen Vergleiche dazu ziehen, wie es in anderen Branchen aussieht, und kann im Idealfall auch auf ein Sicherheitsnetz zurückgreifen, bei dem man ohne Konsequenzen auch einfach mal Dampf ablassen kann. Der Beruf, bei dem man niemals eine gewisse Frustration erreicht, muss schließlich wohl noch erfunden werden. Auch das sollte man sich jedoch bewusst machen: Spreche ich ausschließlich negativ? Vergesse ich dadurch vielleicht sogar selbst, dass es gar nicht immer so stressig ist, wie ich das Bild male?

  1. Gibt es Differenzen zu der Weise, wie ich tatsächlich darüber denke?

An dieser Stelle ist es hilfreich, noch einmal zu differenzieren, wie man seinen Beruf nach außen darstellt, und wie man ihn ganz ehrlich und privat selbst bewertet. Nach allen vorhergehenden Fragen könnt ihr  hier ein Resümee ziehen und hoffentlich ein ebenso reflektiertes wie gewinnbringendes Fazit darüber ablesen, wie zufrieden ihr in eurem Lehrerjob seid, und wie man dieses Level aufrechterhalten oder sogar ausbauen könnte – oder ob der berufliche Weg euch vielleicht in eine ganz andere Richtung führt.

Buchrezension: Das krisenfeste Kind. Lernen für die Welt von morgen
Wie macht man Kinder fit für die Zukunft? In ihrem im September erschienenen Buch “Das krisenfeste Kind” gibt die Psychologin Verena Friederike Hasel gewinnbringende Impulse für einen bedachten Umgang mit Kindern in der Schule und zu Hause
Von
Maria Ivanov
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8
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December 2023
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Gesellschaftliche Krisen, umweltpolitische Debatten, Künstliche Intelligenz – und mittendrin der ganz normale Schulalltag. In ihrem neuen Buch  “Das krisenfeste Kind”, das im September im Kein & Aber Verlag erschienen ist,  gibt die Psychologin und Journalistin Verena Friederike Hasel gewinnbringende Impulse für einen bedachten Umgang mit Kindern in der Schule und zu Hause, um sowohl ihnen als auch den heutigen Zeiten gerecht begegnen zu können. Die Kombination ihrer Studienabschlüsse, Drehbuch und forensische Psychologie, sowie die Reporter- und Autorinnentätigkeit für renommierte deutsche Zeitungen dürften die Lektüre dieses Sachbuchs spannend werden lassen.

Die Autorin spricht verschiedenste Felder an, die auf das Heranwachsen junger Schüler:innen Einfluss nehmen. Dabei prangert sie an, dass es bisher in Deutschland, oder zumindest im deutschen Bildungssystem, noch nicht wirklich angekommen sei, den Kindern im Umgang mit all diesen Einflüssen auf Augenhöhe zu begegnen. Hasel stellt deshalb in ihrem Buch pädagogische Konzepte und methodische Grundlagen vor, die sie auf ihren Reisen durch deutsche und finnische Schulen dokumentieren konnte. Dabei ist das Ziel jedoch keineswegs, durch stumpfe Gegenüberstellungen die Defizite des deutschen Bildungssystems anzuprangern. Stattdessen stellt sie klar: „Ich erzähle Geschichten vom Gelingen, denn negative kennen wir alle zu Genüge.“

Ganz konkret spricht Hasel von einem großen Bedarf, Kinder nachhaltiger auf die Zukunft vorzubereiten. Damit ist nicht nur die überfällige Überarbeitung von Lehrplänen gemeint: „Ich [zeichne] in diesem Buch ein sehr konkretes Bild davon, wie Lehrer:innen, Mütter und Väter Fähigkeiten wie Selbstregulation, Empathie, Resilienz und Gemeinschaftsgefühl fördern können.“ Ein stärkerer Fokus auf das „Denken, Reden und Handeln“ könne Wege eröffnen, Kinder sowohl schulisch als auch sozial und emotional besser für ihre Zukunft zu wappnen. Ein weiterer Fokus müsse laut Hasel auf Künstliche Intelligenz gelegt werden, insbesondere darauf, dass diese im Laufe der Zeit immer mehr Aufgaben übernehmen wird und Kinder deshalb auf eine Form des gesellschaftlichen Lebens vorbereitet werden müssen, die adhoc noch gar nicht vorliegt. Dieses Vorhaben mag für einige übermotiviert oder ungreifbar klingen, doch die Perspektivierungen der Autorin zeigen auf, wie nah das Morgen tatsächlich ist – und dass wir es daher auch genau so behandeln sollten. 

Die Kinder von heute werden ihr Erwachsenenleben in einer extrem schnelllebigen Gesellschaft verbringen. Dabei kann man nur schwer von einem „Vorbereiten“ sprechen, als wäre der erste Lebensabschnitt in der Schule isoliert vom gesellschaftlichen Wandel, und das echte Leben gehe erst am Tag nach dem Schulabschluss los. Kinder haben ohnehin keine Vergleichswerte vom „Alten“; was Erwachsene als Wandel und Neuerungen ansehen, ist für sie von Anfang an gesetzt. Schüler:innen sollten daher mit Neuerungen durchs Schulsystem geleitet werden, anstatt erst veraltete Lehrmethoden zu verinnerlichen, um dann zu hören, was es mittlerweile theoretisch schon für tolle Konzepte gibt. Das könne zum Beispiel durch den aktiven und stets aktualisierten Einsatz digitaler und technischer Innovation im Unterricht sichergestellt werden. 

Das Buchcover des Sachbuchs "Das krisenfeste Kind" (Quelle: Zeit)

Das ist keineswegs eine neue Forderung. Die Digitalisierung voranzutreiben ist schließlich in aller Munde. Die Autorin schafft dennoch eine Perspektivierung, die so simpel klingt, dass festgefahrene deutsche Schulen womöglich schon erzürnt ihre „Wie stellen Sie sich das denn vor“-Leitfäden im Glaskasten vorm Lehrerzimmer aushängen: Was wäre denn, wenn wir mit dem (weiter-)arbeiten was wir eh schon haben, anstatt es zu bekämpfen? Warum hören wir nicht auf, die Handys von Schüler:innen als den größten Feind des Unterrichts anzusehen, und nutzen ihren im privaten Umfeld ohnehin schon erlernten Umgang damit? Das ist tatsächlich keine Forderung nach uneingeschränktem Medienkonsum, auch keine nach der Auslagerung von Stoffvermittlung auf Social Media, sondern vielmehr eine gewinnbringende Grundlage modernen Unterrichts. Wäre das Einbinden der privaten Medienwelt von Schüler:innen kein besonderes Moment, das den getakteten Plan der Lehrkraft stört, sondern ein integrativer Bestandteil des Unterrichts, könnten sich beispielsweise solche Situationen zutragen: Eine Bemerkung der Lehrkraft während der Stoffvermittlung erinnert ein Schulkind an ein Video auf der Plattform TikTok, das es zuhause angesehen hat. Der Link dazu erreicht sofort alle Mitschüler:innen, sodass es im Klassenverbund diskutiert und auf das momentane Thema bezogen werden kann. Hasel plädiert dafür, dass solche Situationen nicht als Einschub zwischen den „eigentlichen“ Unterricht angesehen werden sollten, oder gar als Zeitverschwendungen im Lehrplan, sondern genau das ist, wo der Unterricht stattfinde. Schließlich eignen sich Schüler:innen genau so unzählige Prozesse an, die tatsächliche Praxis verlangen: Verbindungen erkennen, Rückschlüsse ziehen, Recherchefähigkeiten optimieren, Inhalte filtern, die Qualität des gefundenen Inhalts bewerten, Medienkompetenz schulen, und fast als würde es nebenbei passieren, den eigentlichen Stoff erlernen.

Damit so eine Art des Lernens funktionieren kann, brauche es ein flexibleres System, das vor allem auch fächerübergreifend fungieren kann. Kommen im Deutschunterricht durch Google-Suchen zum Thema Literaturgeschichte tiefer bohrende Fragen zu spezifischen politischen Ereignissen auf, müsste nicht gesagt werden „Fragt das am besten euren Geschichtslehrer, wir müssen weitermachen“, sondern dann wäre das eben der Weg, den diese Unterrichtsstunde heute geht. Natürlich ist die praktische Durchführbarkeit eines so fluktuierenden Lehrsystems derzeit etwas anzuzweifeln, doch die Autorin liefert mit Erzählungen von finnischen Schulen einige Beispiele, in denen das schon sehr gut zu funktionieren scheint. Auch ein wachsender Fokus auf individualisiertem Lernen ist an dieser Stelle ein wichtiger Impuls, den die Autorin auf den Weg bringt. Ein weiteres Positivbeispiel bringen finnische Schulen im Umgang mit dem Umgehen selbst: „Sozioemotionales Lernen“ ist dort an einigen Schulen ein Pflichtfach. Interessierte finden bei der Zeit eine eindrückliche Leseprobe zu diesem Thema.

Durch das malerische Einbringen zahlreicher Geschichten von ihren Reisen durch die Schulsysteme legt Verena Friederike Hasel offen, dass Schule keineswegs so bleiben muss, wie wir sie kennen und wie sie größtenteils heute immer noch ist – und zeigt, dass Änderungen an bestehenden Systemen keine Einbußen in der Wissensvermittlung bedeuten müssen. Wer schlicht interessiert an der theoretischen Abhandlung bestimmter pädagogischer Konzepte oder wissenschaftlicher Grundlagen ist, ist bei diesem Buch aber vermutlich aus mehreren Gründen fehl am Platz. Erstens finden sich diese Konzepte sehr wohl sowohl in der Theorie als auch praktisch umgesetzt wieder, doch gerade durch diese Natur des Erzählens von der Praxis liest sich das Buch eher wie eine ausgeschmückte Erlebniserzählung als ein Fachlexikon. Zweitens würde die Absicht, Konzepte und Impulse ohne jeden Kontext vorfinden zu wollen, ein bisschen darauf schließen lassen, dass man den Punkt verfehlt hat: Es gibt nach der Message des Buches nämlich keine Blaupause, keinen Plan A, keinen brandneuen jetzt-ist-aber-wirklich-alles-drin-Lehrplan.

Hasel schafft es, nicht nur durch bloße Worte ihre Vision für den Umgang mit Kindern zu vermitteln, sondern bildet mit der Struktur ihres Buches die Verworrenheit all dieser angesprochenen Punkte ab. Man kann die Theorie hinter brillanten finnischen Lehrmethoden nicht vom Ergebnis ihrer praktischen Anwendung trennen, die Art der Wissensvermittlung nicht von der Atmosphäre, die in diesem spezifischen Klassenzimmer herrschte und so erst zu diesem Ergebnis führen konnte, und ebenso wenig ist der Input von Schule und Zuhause trennbar vom späteren Umgang mit allen Herausforderungen des Lebens: „Wie wir jetzt mit unseren Kindern umgehen, entscheidet darüber, wie sie später zurechtkommen; was sie heute lernen, prägt die Welt von morgen“. Hasels Anregungen kann als utopischen Idealismus abstempeln, wer davon überzeugt ist, sein Großvater hätte in der Schule nicht über Emotionen reden müssen und hätte es trotzdem zu etwas gebracht  – alle anderen finden hierin den Versuch, Kinder angemessen auf dieses Morgen vorzubereiten, und dafür müssen sie vor allem eins sein: „Krisenfest“.

“Eine Bildungskatastrophe nach der anderen”: Wie die Reaktionen auf die Pisa-Studie aussehen
Das frappierende deutsche Abschneiden bei der Pisa Studie führt zu lautstarken Reaktionen aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Viele schlagen in die gleiche Kerbe: Im Bildungssystem muss sich schnell etwas ändern.
Von
Justus Wolters
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7
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December 2023
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In Deutschland sprechen verschiedene Medien nach der Veröffentlichung der aktuellen Pisa-Studie von einem neuen “Pisa-Schock”. Dabei kommen die schlechten Ergebnisse (Lehrer News berichtete) der Schüler:innen laut Expert:innen überhaupt nicht überraschend. Die plötzliche Umtriebigkeit der Politik in Folge der Studie wird von vielen Akteuren angesichts der seit Jahren aufgezeigten Missstände und knappen Mitteln für Bildung und Integration als scheinheilig angesehen. Wir haben für euch die wichtigsten Reaktionen aus Politik, Wissenschaft und der Lehrkräfte-Community auf die schlechtesten Pisa-Ergebnisse seit 23 Jahren zusammengefasst.

Politiker:innen nutzen den Moment für Forderungen

Die Veröffentlichung neuer Pisa-Studien wird alle drei Jahre von Politiker:innen zum Anlass genommen, um längst überfällige Forderungen für das deutsche Bildungssystem zu stellen. Das Bundesbildungsministerium selbst hat schnell auf die neuen Ergebnisse der Pisa-Studie reagiert und damit gezeigt, dass die Regierung die Pisa-Studie ernst nimmt. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Katharina Günther-Wünsch (CDU), sagte dazu: „Die Ergebnisse der PISA-Studie 2022 sind besorgniserregend [...]. Eine zunehmend heterogene Schülerschaft stellt das Schulsystem und auch die Lehrkräfte vor enorme Herausforderungen. Zudem zeigen sich weiterhin die Auswirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen und Schulschließungen. Und wir stehen vor der Herausforderung, sicherzustellen, dass jede Schule die notwendigen Mittel erhält, um eine hochwertige Bildung zu gewährleisten. [...] Die KMK schärft derzeit ihre Empfehlungen für die Grundschulen und bereitet eine deutliche Stärkung des Deutsch- und Mathematikunterrichts vor. Wir brauchen insbesondere eine gezielte Sprachförderung, die in der Frühen Bildung ansetzt und die Lernenden länger begleitet. Die Ergebnisse verdeutlichen zudem, dass die Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund, besondere Unterstützung benötigen”. 

Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (SPD) sprach sich dafür aus, Bildung bundespolitisch höher zu priorisieren und als Bund die Länder "massiv zu unterstützen". "Der Handlungsbedarf im Bildungssystem könnte größer nicht sein", so die Ministerin.

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sieht „dringenden Handlungsbedarf", sagte sie im Deutschlandfunk. “Es ist ein miserables Ergebnis und das muss nicht nur nüchtern analysiert werden, sondern auch Konsequenzen haben“, so Prien. Sie fordert, dass die basalen Kompetenzen stärker gefördert werden müssten, auch schon in der Kita.

Weitere Reaktionen auf die neue Pisa-Studie kommen auch aus anderen Bundesländern. Die Kultusministerin von Baden-Württemberg, Theresa Schopper, hat dazu ein Statement rausgegeben. Sie sieht in den neuen Ergebnissen bestätigt, dass Deutschland bei der Digitalisierung hinterherhinkt. Die Corona-Pandemie hätte hier zwar “einen regelrechten Online-Booster” ausgelöst. Nun sei es wichtig, diesen Schwung auch beizubehalten. Hier seien Bund, Länder und Kommunen gemeinsam gefragt. Dafür fordert sie, dass der Digitalpakt fortgesetzt werden müsse. Dessen Anschlussfinanzierung steht immer noch in Frage

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen verwies in seiner Reaktion besonders auf Jugendliche mit Migrationshintergrund und zog hierzu seine eigene Geschichte heran. Ihm hätte beispielsweise ein bedingungsloses Grund­einkommen und damit Geld für seine Eltern nicht geholfen, so der Grünen-Politiker, der ein Kind türkischer Arbeiter ist. „Was uns aber geholfen hätte, wären eine Kita und eine Ganztags­schule gewesen, die den Namen verdient, mit einem gesunden und vollwertigen Mittagessen”, sagte Özdemir gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland

Der Vorsitzende des Bundestagsbildungsausschusses, Kai Gehring (Grünen), fordert eine Sonder-Ministerpräsidentenkonferenz der Länder einzuberufen, um schnell Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Auch von Gewerkschaften und Interessenverbänden gibt es kritische Reaktionen auf die Veröffentlichung der neuen Pisa-Ergebnisse. Wie die aussehen, könnt ihr hier bei Lehrer News nachlesen

Resignation von Seiten der Wissenschaft 

Der Soziologe Aladin El-Mafaalani zeigt sich wie viele seiner Kolleg:innen wenig überrascht von den Ergebnissen der neuen Pisa-Studie. Gegenüber dem Stern sagte er: "Diesen Trend beobachten wir seit rund zehn Jahren. Corona hat ihn lediglich verstärkt. Das deutsche Schulsystem ist heruntergewirtschaftet, es fehlen Fachkräfte. Und die Migration hat zugenommen. In den Ballungsräumen hat mittlerweile die Mehrheit der Kinder in Kitas und Grundschulen einen Migrationshintergrund. Dort werden in den Grundschulen 20 verschiedene Sprachen gesprochen. Wir brauchen so etwas wie ein Sondervermögen für die Bildung von 100 Milliarden Euro."

„Die schlimmste Nachricht ist, dass dieses Ergebnis niemanden mehr überrascht“, kommentierte Stefan Spieker, Geschäftsführer von Fröbel Bildung und Erziehung, gegenüber dem Tagesspiegel. Er hält die Reaktionen der Politik auf die jüngsten Pisa-Meldungen für scheinheilig und stellt die Frage, warum „ein Bundesprogramm wie die Sprach-Kitas gestoppt und nicht etwa ausgebaut“ wird.

Im Zuge der neuen Erkenntnisse des OECD steht auch das Pisa-Studiensystem an sich wieder in der Kritik. Hier werden die unzureichende Vergleichbarkeit zwischen den Ländern, die intransparente Vorgehensweise des OECD und der eingeschränkte Fokus auf die drei Bereiche Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften genannt. Es gibt dieser Tage aber auch Stimmen, die sich explizit für die Nützlichkeit der Pisa-Studien aussprechen. Zu ihnen gehört Bildungsforscher Kai Maaz vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt. Der Vorteil sei gerade der internationale Vergleich, den PISA alle drei Jahre ermögliche, der Blick über Deutschland hinaus und die Feststellung, wo wir da gerade stünden. Das Monitoring sei durchaus spannend, allerdings sollte man da dann nicht stehenbleiben. Er meint, dass jetzt gefragt werden muss, wie man an dieser Stelle gelandet ist und wo das nun hinführe. Dabei sei es durchaus hilfreich zu sehen, wie andere OECD-Länder mit ähnlichen Problemen darauf reagierten.

Ein Ansatz, der in der neuen Pisa-Studie als erfolgreicher Weg anderer Länder, wie etwa Estland, angesehen wird, ist ein konsequenter und angemessener Weg bei der Digitalisierung. Pisa-Studienleiterin Doris Lewalter zeigt hier das Ungleichgewicht beim Thema auf: "Die Zeitkontingente für die entsprechende Unterrichtsvorbereitung und das Personal für den technischen Support liegen an deutschen Schulen deutlich unter dem OECD-Durchschnitt. Unterm Strich wird das potenzielle Angebot an vielfältigen digitalisierungsbasierten Lernformen im Unterricht kaum ausgeschöpft. In ihrer Freizeit nutzen die Fünfzehnjährigen digitale Medien zum Teil in sehr hohem Umfang auch für lernbezogene Aktivitäten. Im Vergleich zum OECD-Durchschnitt schätzen die Schülerinnen und Schüler ihre Selbstwirksamkeit im Umgang mit digitalen Medien jedoch deutlich niedriger und ihre Motivation, mehr über digitale Medien lernen zu wollen, signifikant höher ein”, sagte sie dem Magazin Campus Schulmanagement

Lehrkräftecommunity sieht sich in andauernder Kritik bestärkt

Bildungsinfluencer Bob Blume zeigte sich im Interview bei Deutschlandfunk Nova vom schlechtesten Abschneiden deutscher 15-Jähriger seit Beginn der Pisa-Studien in Deutschland geschockt. Gleichzeitig führt er aus, dass man in Deutschland “eine Bildungskatastrophe nach der anderen erleben” würde. Er fordert eine Kehrtwende in der deutschen Bildungspolitik. Blume stellt die Ergebnisse in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang. Die Ergebnisse wären hierzulande besonders heftig, weil Deutschland als rohstoffarmes Land nichts anderes hätte, als die Bildung. Um die größer werdende Bildungsungerechtigkeit zu bekämpfen, die auch die Pisa-Studie nochmal bestätigt hat, fordert Blume Maßnahmen im frühkindlichen und Grundschulbereich. Das Startchancen-Programm der Bundesregierung, welches im nächsten Jahr starten wird, sei ein guter Ansatz. Die angesetzten Investitionen würden aber nicht ausreichen. 

Unter unseren Beiträgen zur Pisa-Studie bei Instagram haben verschiedene Mitglieder der Community kommentiert und Forderungen für das deutsche Bildungssystem und Kritik an der Pisa-Studie an sich geteilt. “Lehrer4u” stellt in Reaktion auf die Kritik des Philologenverbandes beispielsweise die Frage, ob “der Fokus auf mehr Fachunterricht” wirklich das sei, was man brauche. “Waldschrat_taunus” sieht die strukturellen Probleme vor allem in der Struktur des deutschen Bildungsföderalismus: “Schafft endlich diesen Unsinn von 16 Kultusministerien ab und steckt das dann zur Verfügung stehende Geld direkt in die Schulen.” Instagram-User “der_laehrer” findet den Fokus auf die 15-jährigen Schüler:innen bei den derzeitigen Meldungen in deutschen Medien unangemessen. “Nicht Schüler/15-Jährige schneiden schlecht ab, sondern das deutsche Bildungssystem. Ein Bildungssystem, das seit Jahren kaputt gespart wird.”

Die hier aufgelisteten Reaktionen sind nur eine kleine Auswahl. In ganz Deutschland haben sich noch deutlich mehr Menschen und Organisationen zu der neuen Pisa-Studie geäußert. Dieser Artikel hat lediglich den Anspruch, einen kleinen Überblick über die sich jetzt anschließende Diskussion zu dem Thema zu geben. Was haltet ihr von den Ergebnissen – und der laufenden Debatte? Kommentiert gerne unter diesem Beitrag!

Das Warten hat ein Ende: Digitalplattform für Baden-Württembergs Schulen bald startklar
Nach vielen Jahren Arbeit geht 2024 eine digitale Bildungsplattform für Baden-Württembergs Schulen an den Start. Sie ist Teil der neuen Digitalisierungsstrategie und soll alle digitalen Arbeitsbereiche an Schulen bündeln.
Von
Jonas Schneider
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December 2023
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Stuttgart. Nach vielen Jahren der Vorbereitung soll in Baden-Württemberg endlich eine digitale Bildungsplattform an den Start gehen. Ab 2024 werde das Portal “Schule@BW” ausgerollt und bis Sommer allen öffentlichen Schulen zur Verfügung gestellt, hat das Kultusministerium Anfang der Woche mitgeteilt. Gleichzeitig kündigte das Ministerium eine neue Digitalisierungsstrategie an, die vom Grün-schwarzen Kabinett beschlossen wurde. 

Die neue Bildungsplattform mit dem Namen “SCHULE@BW” stellt einen zentralen Baustein der Strategie dar. Sie soll den Einsatz von digitalen Medien im Schulalltag zentral bündeln. Teil davon sind die Lernmanagementsysteme Moodle und itslearning, die von den Schulen bereits benutzt werden. Außerdem erhalten Lehrkräfte einen sogenannten digitalen Arbeitsplatz und damit auch erstmals flächendeckend eine dienstliche E-Mail-Adresse. Die Testphase sei erfolgreich gewesen, weshalb man nur noch auf die letzten Vertragsabschlüsse warten müsse, wie Staatssekretärin Sandra Boser erklärte. 

Vergangene Woche hatte die Landesregierung extra das Schulgesetz angepasst, um die Plattform auf eine sichere Grundlage zu stellen. Schon seit 2015 hatte die damalige rot-grüne Regierung in Baden-Württemberg den Beschluss für ein solches Portal mit dem Namen “ella” gefasst. Wegen technischer Mängel wurde es kurz vor dem Start im Jahr 2018 allerdings komplett gestoppt. Mit “Schule@BW” scheint das Vorhaben einer Digitalplattform für Schulen nun endlich zu gelingen. “Der Einsatz digitaler Geräte und Programme im Unterricht ist richtig und wichtig: für die Qualität des Unterrichts, für die digitale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler sowie für das Lernen außerhalb des Unterrichts” erklärt Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) und sieht seine Regierung auf dem richtigen Weg. 

Zur Digitalisierungsstrategie gehört außerdem, digitalen Kompetenzen mehr Fokus in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften zu geben. Des Weiteren soll in den Bildungsplänen der Einsatz digitaler Medien vermehrt integriert sowie die Verwaltung und Kommunikation an Schulen mehr digitalisiert werden. Das 31-Seitige Strategiepapier der baden-württembergischen Landesregierung zur Digitalisierung öffentlicher Schulen findet ihr hier als PDF.

Studie: Warum Schulen Digitalkompetenzen unterschiedlich gut vermitteln
Die Gesellschaft ist sich weitgehend einig, dass es wichtig ist, Schüler:innen Digitalkompetenzen zu vermitteln. Wir erklären, was es dafür braucht und warum es manchen Schulen besser gelingt als anderen.
Von
Jonas Schneider
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7
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December 2023
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Die Anforderung den Schüler:innen einen sicheren Umgang mit digitalen Technologien zu vermitteln, stellt Schulen vor große Herausforderungen. Besonders dort, wo viele Kinder aus sozial benachteiligten Familien kommen, zeigen sich Defizite. Doch unter den betroffenen  Schulen gibt es positive Ausnahmen, mit denen sich Studien genauer beschäftigt haben. Darin wird sichtbar, dass die richtige Einstellung der Lehrkräfte ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg sein kann.

Dass Fortschritte im Unterricht mit digitalen Medien dringend notwendig sind, wurde während der Corona-Krise besonders deutlich. Auch knapp 80 Prozent der Eltern finden es wichtig, dass ihre Kinder umfangreiche Digitalkompetenzen erlernen, wie Umfrageergebnisse der Vodafone-Stiftung zeigen. Doch die Realität an den Schulen sieht oft ernüchternd aus. Mit dem “DigitalPakt Schule” haben Bund und Länder finanzielle Mittel auf den Weg gebracht, um die digitale Infrastruktur an deutschen Schulen zu verbessern. Damit sich die Digitlalkompetenzen der Schüler:innen verbessern, braucht es aber mehr als Smartboards und Tablets in den Klassenzimmern. Hardware allein reicht eben nicht, wie Studienergebnisse zeigen.

Gute Ausstattung muss auch sinnvoll genutzt werden

Die Investitionen in die technische Ausstattung sind dennoch wichtig. Noch immer gibt es zahlreiche Schulen, an denen es an technischen Geräten für Lehrer:innen wie für Schüler:innen fehlt, oder der Internetanschluss unzuverlässig ist. Doch auch bei Schulen, denen es nicht an der Infrastruktur aus Hardware und Software mangelt, ist der Unterricht mit digitalen Medien kein Selbstläufer. Zwar kann es sinnvoll sein, Arbeitsblätter zu digitalisieren, doch Digitalkompetenz zu vermitteln bedeutet mehr als Tafelanschrieb am Smartboard und Abschrieb auf dem Tablet statt im Heft. Damit sich die Ausstattung lohnt, müssen Lehrkräfte die Technik regelmäßig, zielgerichtet und vielfältig in den Unterricht einbauen.

Dafür brauchen Lehrkräfte die Fähigkeiten, um sicher mit den Geräten umgehen zu können, damit ein reibungsloser, digitaler Unterricht gelingen kann. Technische Probleme führen zu weniger Aufmerksamkeit bei den Schüler:innen und auch zu weniger Begeisterung und Motivation Digitalkompetenzen zu erlernen. Deshalb braucht es ausreichend Fortbildungen für Lehrkräfte, in denen sie das Unterrichten mit digitalen Hilfsmitteln lernen und verbessern können. 

Wie eine Studie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gezeigt hat, fordern viele Lehrkräfte diese Fortbildungen schon lange selbst ein. 2020 haben über die Hälfte der Befragten in den vorangegangenen zwei Jahren eine entsprechende Fortbildung besucht, aber nur 18 Prozent fanden das Angebot groß genug. Außerdem fehlt manchen schlicht die Zeit, die wenigen Angebote anzunehmen. Deshalb wäre es wichtig, dem Bedürfnis der Lehrer:innen nachzukommen. Denn wer sich sicher fühlt, kann diese Sicherheit auch weitergeben.

Die Lehrkräfte können den Unterschied machen

Die Grundlage für viele Untersuchungen zur Digitalkompetenz an Schulen bildet die internationale Vergleichsstudie ICILS 2018 (International Computer and Information Literacy Study). Mit diesen Ergebnissen haben zwei Bildungsforscherinnen an der Uni Paderborn im Auftrag der Vodafone-Stiftung Sekundäranalysen durchgeführt, um genauere Erkenntnisse zu gewinnen. In der untersuchten Altersgruppe, der achten Klasse, haben Gymnasien bei der ICILS 2018 durchschnittlich besser abgeschnitten als die nicht rein gymnasialen Schularten. Von den Nicht-Gymnasien konnten jedoch etwa zehn Prozent das gleiche Niveau erreichen. Diese sogenannten digitalen Optimalschulen, haben die Paderborner Forscherinnen genauer untersucht.

Zentrale Erkenntnis ist, dass die Lehrkräfte an den Optimalschulen mit der gleichen vorhandenen Ausstattung zufriedener sind. Daraus ergibt sich eine höhere Motivation, mit digitalen Technologien zu unterrichten. Außerdem setzten die Lehrkräfte diese effektiver, vielfältiger und auch häufiger ein. Sie nutzen die digitalen Medien auch, um einzelne Schüler:innen oder Kleingruppen individueller und gezielter zu fördern. Gleichzeitig zeigen sie sich bemüht, die eigenen Fähigkeiten stets zu verbessern und versuchen, den Einsatz zielgerichtet und intensiv weiterzuentwickeln.

Durch diesen erkennbaren Mehraufwand im Bereich des digitalen Unterrichts, schaffen es die Optimalschulen, Pädagogik und Technik miteinander zu verknüpfen. Dieses Gelingen führt dann dazu, dass ihre Schüler:innen bei der Digitalkompetenz mit der an Gymnasien mithalten können. Dass es im Durchschnitt aber eine Diskrepanz zwischen den Schulformen gibt, hat Gründe.

Soziale Ungleichheiten sorgen für Unterschiede in der Digitalkompetenz

Die ICILS Ergebnisse zeigen nämlich, dass es den meisten Schulen schwerer fällt, digitale Kompetenzen an sozial benachteiligte Schüler:innen zu vermitteln. Grund dafür sind verschiedene Umstände in der familiären Situation. Kinder aus sozial schwachen Familien haben oft weniger technische Geräte zur Verfügung, müssen sich diese beispielsweise mit Geschwistern teilen. Während sozial privilegierte Kinder digitale Geräte häufiger zu Informations- und Lernzwecken nutzen, zeigen die sozial Benachteiligten eine eher unterhaltungsbezogene oder sozial-interaktive Nutzung. Beides führt dazu, dass privilegierte Kinder durch ein vielfältiges Nutzungsverhalten digitaler Medien mehr Erfahrungen im Umgang damit sammeln. Durch diese Umstände haben sozial benachteiligte Kinder oft eine geringere Digitalkompetenz.

Von der Schule gestellte Endgeräte, die auch zuhause benutzt werden dürfen, können hier Abhilfe leisten. Sind diese mit guter Software und Materialien ausgestattet, können sie die Schüler:innen zur lernbezogenen Nutzung anregen. In Hamburg ist gerade an zwölf Schulen ein solches Modellprojekt gestartet. Alle Schüler:innen wurden mit einem Tablet ausgestattet, um zu arbeiten und zu lernen. Zudem verfügen die Projektschulen über flächendeckendes W-Lan sowie gemeinsame Kommunikations- und Lernplattformen. 

Verteilt über alle Bezirke und Sozialindizes wurden dafür sechs Grundschulen, vier Stadtteilschulen und zwei Gymnasien ausgewählt. Damit der Unterricht gelingt, sollen die Lehrkräfte mehr Zeit für zusätzliche Fortbildungen und Konzeptarbeit bekommen. Das gesamte Projekt ist für eine Dauer von zwei Jahren angesetzt. Ziel dabei ist, herauszufinden, wie die digitalen Geräte möglichst sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden können und wie Digitalisierung im Schulalltag aussehen kann. Laut Schulbehörde ist Hamburg im Ländervergleich vorne mit dabei, dennoch ist auch hier der Weg zur Implementierung digitaler Medien im Schulalltag noch weit. Bis sich aus dem Projekt gesicherte Erkenntnisse und eine flächendeckende Grundlage für alle Schulen entwickelt, wird es noch eine Weile dauern.

Warten auf neue Erkenntnisse

Die Corona-Pandemie hat uns allen die Dringlichkeit des Themas vor Augen geführt. Dennoch braucht es neue Studien und neue Erkenntnisse, die dabei helfen, eine sinnvolle Digitalstrategie für die Schulen zu entwickeln. In diesem Jahr hat bereits die Datenerhebung der ICILS 2023 begonnen. Doch auch auf Basis der 2018er Studie sind neue Beobachtungen zu machen. Innerhalb der Schulen mit sozial herausfordernden Bedingungen haben immerhin 6 Prozent überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Im Projekt „UneS – Unerwartbar erfolgreiche Schulen im digitalen Wandel” arbeiten die Forscher:innen der Uni Paderborn noch bis Ende diesen Jahres an einer Studie, um von diesen Schulen zu lernen.

Sicherlich ist es hilfreich, dass es mehr und mehr Modellschulen und -klassen wie in Hamburg gibt. Aber vier Jahre nach Veröffentlichung der ICILS 2018 fehlt es immer noch an einer zielgerichteten Strategie, die Digitalkompetenz der Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Trotzdem zeigt ein abschließender Blick auf die bisherigen Erkenntnisse: Lehrkräfte sollten sich nicht von Mängeln in der Ausstattung entmutigen lassen. Vielleicht können sie gerade auch mit erfolgreichem multimedialen Unterricht die Wichtigkeit der Thematik unterstreichen. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Politik endlich Wege findet, ihren Pädagoginnen und Pädagogen die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, damit Schüler:innen sicher mit digitalen Technologien arbeiten können.

Reaktionen auf Pisa: Verbände fordern Konsequenzen für die Bildungspolitik
Die jüngsten Ergebnisse der Pisa-Studie zeichnen ein düsteres Bild vom Stand des deutschen Bildungssystems. Gewerkschaften und Verbände fordern, jetzt dringend Konsequenzen zu ziehen. Ein Überblick zu den ersten Reaktionen.
Von
Marcel Kunzmann
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December 2023
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Die jüngsten Ergebnisse der Pisa-Studie zeichnen ein düsteres Bild vom Stand des deutschen Bildungssystems (Lehrer News berichtete). Gewerkschaften und Verbände fordern, jetzt dringend Konsequenzen zu ziehen. Ein Überblick.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt mit Blick auf die ernüchternden PISA-Befunde dringend eine konsequente individuelle Förderung der Kinder und jungen Menschen an. Dafür müssten die Anstrengungen, den Lehr- und Fachkräftemangel effektiv zu bekämpfen, deutlich erhöht werden. Zudem schlägt die GEW einen Masterplan gegen Bildungsarmut und soziale Ungerechtigkeit vor. Dass sich die Abhängigkeit der schulischen Leistungen der Kinder und Jugendlichen vom Elternhaus seit über 20 Jahren nicht verringert hat, bezeichnete die Bildungsgewerkschaft als „Skandal“.

„Die PISA-Ergebnisse sind für die Lebens- und Berufschancen vieler Schülerinnen und Schüler sehr problematisch, für die Schulpolitik beschämend“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Dienstag in Frankfurt a.M. „Deutschland hat seit Jahrzehnten sowohl ein Leistungs- als auch ein eklatantes Gerechtigkeitsproblem. Fatal ist: Nach einigen leichten Verbesserungen in den PISA-Runden in den 2000er-Jahren sind wir ungebremst wieder auf dem Niveau von vor 22 Jahren angekommen. Das ist eine schulpolitische Bauchlandung.“ Bensinger-Stolze schlug unter anderem eine durchgängige Förderung der Grundkompetenzen vor, die weder nach der Grundschule noch vor dem Schultor aufhöre, und verlangte, soziale Hürden im Schulsystem abzubauen.

„Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat – als Reaktion auf die erste PISA-Studie im Jahr 2001 – den Fokus zu sehr auf das Thema ‚Qualitätsentwicklung und Standardisierung‘ gelegt und viel zu wenig auf andere Handlungsfelder wie die Sprach- und Leseförderung, die wirksame Unterstützung benachteiligter Kinder und die Ganztagsschulentwicklung gesetzt“, erläuterte die GEW-Schulexpertin.

„Anstatt immer wieder die Alarmglocken neu zu läuten und das ‚Scheitern‘ von Schülerinnen und Schülern zu beklagen, müssen wir die Fehler im System analysieren – und beheben“, betonte Bensinger-Stolze. Mit Blick auf die frühe Selektion, die sozial ungerechte Finanzierung des Schulsystems und den eklatanten Personalmangel unterstrich sie: „Der ‚Output‘ wird nicht besser, wenn der ‚Input‘ nicht stimmt. Die Schülerleistungen werden sich nie in der Breite verbessern, wenn wir die Kinder weiterhin so früh auf hierarchische Schulformen aufteilen. Es ist ein Fehler zuzulassen, dass sich soziale und personelle Probleme in bestimmten Schulen stark konzentrieren. Wer hier zu wenig unternimmt oder gar spart, muss sich nicht wundern, dass so viele Schülerinnen und Schüler durchs Netz fallen und später Fachkräfte fehlen“, sagte die GEW-Expertin. Das Startchancenprogramm der Bundesregierung sei nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“, wenn es nicht verstetigt und Teil des Systems werde.

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) sieht “im Schlechten durchaus auch Positives”, so die DPhV-Vorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. Zum einen sei es gelungen, trotz der Schwierigkeiten während der Corona-Krise den Anteil der Schülerinnen und Schüler in den niedrigsten Kompetenzstufen in allen Kompetenzbereichen unter dem OECD-Durchschnitt zu halten. Gleichzeitig sind z.T. sichtbar mehr Schülerinnen und Schüler als im OECD-Durchschnitt in den obersten Kompetenzstufen, so z.B. im Bereich der Naturwissenschaften. Dabei sei die Leistungsschere nicht weiter aufgegangen, der Abstand zwischen den leistungsstärksten und -schwächsten Schüler:innen veränderte sich im jüngsten Zeitraum nicht signifikant.

Lin-Klitzing dankt vor diesem Hintergrund den engagierten Lehrkräften in Deutschland. „Es ist angesichts der vielen belastenden Bedingungen beeindruckend, was unsere Lehrkräfte tagtäglich leisten. Das äußert sich nicht zuletzt auch in den zusätzlichen Unterstützungsangeboten, die die große Mehrheit der Schüler und Schülerinnen ihren Lehrkräften etwa im Mathematik-Unterricht bescheinigen.“

Selbstverständlich könne man zum anderen mit der Leistungsentwicklung über die Zeit betrachtet überhaupt nicht zufrieden sein. Lin-Klitzing: „Obwohl die Studie schulische Bildungsziele als Gesamtheit nicht ausreichend abbildet, bestätigt sie doch insgesamt leider negative Trends, die wir seit Jahren beobachten.“ Laut PISA fielen 2022 die Durchschnittsergebnisse in Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften bei den getesteten 15-Jährigen schwächer aus als 2018. Zudem handelt es sich dabei in allen drei Kompetenzbereichen um die niedrigsten Werte, die jemals im Rahmen von PISA gemessen wurden.

Die Gründe für die nicht zufriedenstellenden Ergebnisse sind laut Lin-Klitzing dabei z.T. hausgemacht. So litten die Lernergebnisse vieler Schüler:innen auch unter den derzeit sehr herausfordernden Rahmenbedingungen für das System Schule insgesamt und für die Lehrkräfte. Lin-Klitzing: „Es ist es wichtig, dass die Politik den Fachunterricht wieder zur Priorität erklärt. Lehrkräfte müssen umgehend und nachhaltig von unterrichtsfernen Aufgaben entlastet werden – sie sind weder Hilfskräfte in der Verwaltung, Sozialarbeiter noch Reiseverkehrskaufleute. Sie sind Fachleute für die Vermittlung ihrer Fächer – die brauchen wir, wie die fachlichen Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler in PISA zeigen, heute mehr denn je. Und wir müssen dafür sorgen, dass Lehrkräfte das auch in Zukunft bleiben. Deswegen müssen die Fachwissenschaften in der ersten Phase der Lehrkräftebildung erkennbar gestärkt werden, statt sie zu Gunsten wechselnder gesellschaftlicher ‚Reparaturaufgaben‘ immer weiter an den Rand zu drängen.“

Scharfe Kritik kam vonseiten des Generalsekretärs der Bundesschülerkonferenz, Florian Fabricius. “Wir kämpfen mit einem gravierenden Lehrermangel, Schulen sind nicht ausreichend digitalisiert, Mitschüler haben psychische Probleme und Klassenzimmer mit Schimmel zu kämpfen”, so der 18-jährige Abiturient. Chancengerechtigkeit im Klassenraum lasse weiter auf sich warten. „Jeden Tag erlebe ich, wie viele meiner Mitschüler von Depressionen, Zukunftsängsten und Stress geplagt werden. Wir haben es mit einer Epidemie psychischer Krankheiten in unseren Schulen zu tun“, sagt Fabricius. Angesichts dieser handfesten Bildungskrise überraschten die Ergebnisse überhaupt nicht, so Fabricius. 

Die Bundesschülerkonferenz fordert unter anderem ein 10-Milliarden-Sofortprogramm zur Schulsanierung und eine “180 Grad Wende” beim Thema mentale Gesundheit, die in den Schulen derzeit im Gegensatz zur physischen Gesundheit eine zu niedrige Priorisierung genieße. Während es an jeder Schule Erste-Hilfe-Stationen gebe, lasse die Ausstattung mit Schulpsycholog:innen und Sozialarbeiter:innen stark zu wünschen übrig, kritisiert Fabricius. Auch die Bildungsgerechtigkeit sei ein zunehmendes Problem in Deutschland. Startchancen-Programm und Schüler-BAföG, müssten ausgeweitet und institutionalisiert werden.

DigiBitS-Fachtag: Schulen gegen Desinformationen im Netz stärken
Am 28. November fand im Berliner Museum für Kommunikation der Fachtag „Schule gegen Fake News“ des DsiN-Bildungsprojekts Digitale Bildung trifft Schule (DigiBitS) statt. Die Initiative will Kompetenzen von Lehrkräften im Kampf gegen Fakenews stärken
Von
Redaktion
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December 2023
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Berlin, 04.12.2023 – Fake oder Fakt? In Zeiten großer Aufregung sowie Krieg und Krisen eine schwierige Frage. Mehr als 80 Prozent der 12- bis 19jährigen sind laut JIMPlus-Studie des mpfs (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest) mit Desinformationen im Netz konfrontiert und verunsichert. Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen gibt an, dass an ihrer Schule über den Umgang mit Fake News im Netz nicht gesprochen wurde.

Auf dem DigiBitS-Fachtag „Schule gegen Fake News – Medienkompetenz statt Desinformation“ wurde deutlich, dass Schulen in der aktuellen Herausforderung keine ausreichende Unterstützung erfahren.  

Dr. Robert Reinermann, Sprecher der Geschäftsführung der VdS Schadenverhütung und DsiN-Vorstandsmitglied hebt hervor, dass Medienkompetenzen kein Nice-to-have mehr sind, sondern ein absolutes Muss: „Für mittelständische Unternehmen haben wir bei VdS einen Standard entwickelt, der alle relevanten Handlungsfelder umschließt. Im Bildungssektor stehen vor allem Medienkompetenzen im Fokus. Sie sind der Schlüssel für Cyber-Resilienz, die Fähigkeit, sich sicher im Netz zu bewegen. Dazu gehört auch, Desinformationen souverän zu begegnen. Um Lehrkräfte und junge Menschen auf ihrem Weg zu mehr Cyber-Resilienz zu begleiten, braucht es außerschulische Unterstützungsangebote.“

Auf dem DigiBitS-Fachtag wurden konkrete Hilfestellungen diskutiert, die mit der Initiative DigiBitS und ihren Partnern bundesweit jeden Tag in Schulen zum Tragen kommen.

Marlene Schönberger, Mitglied der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, sieht für den Ausbau solcher Initiativen die Politik in der Pflicht: „Desinformationen und Verschwörungsideologien zersetzen unsere Demokratien. Es braucht keine Kürzungen, sondern einen Ausbau der Förderung von politischer Bildung, die Kompetenzen zu journalistischem und wissenschaftlichem Arbeiten sowie Kenntnisse zu antidemokratischen Ideologien vermittelt. Um Schüler:innen resilient gegen Desinformationen zu machen, müssen wir auch den Blick auf die Förderung der Aus- und Weiterbildung von Pädagog*innen richten, vor allem auch im Hinblick auf den Digitalpakt 2.0.“

Jedoch wurde auch die Wirtschaft in die Pflicht genommen. Sascha Novoselic, Public Affairs Manager bei Huawei, gab dazu konkrete Hinweise: „Unternehmen sind bei der Förderung von Medienkompetenzen an Schulen stark involviert, teilen nicht nur Geräte, auch Wissen, Ideen und Erfahrungen. Jedem Unternehmen muss klar sein, dass die Unterstützung von Bildungslandschaften keine Werbemaßnahmen ist, sondern eine Pflicht, um Verantwortung zu übernehmen, für die Zukunft junger Menschen – weltweit. Gleichzeitig braucht es für Kooperationen mit Unternehmen mehr Offenheit an Schulen.“

Dr. Kai Unzicker, Ko-Projektleiter von „Upgrade Democracy“ bei der Bertelsmann-Stiftung hob hervor, dass die Kompetenzförderung von jungen Menschen an Schulen allein nicht ausreiche. Ein großes Problem seien oft auch Erwachsene, die allzu schnell von Desinformationen oder Verschwörungserzählungen in die Irre geführt oder gar verführt werden. Entsprechend braucht es auch Angebote für das lebenslange Lernen, bis in den Kleingartenverein, so Unzicker.

Deutschland sicher im Netz bietet gute Möglichkeiten dafür, beispielsweise mit dem DsiN-Digitalführerschein, der im Anschluss an die Panel-Diskussion, im World Café des Fachtags präsentiert wurde. Mit dem DiFü kann jede:r von 14 bis 99 Jahren Digital- und vor allem auch Informationskompetenzen erwerben, ausbauen und zertifizieren lassen – auch Lehrkräfte.  

Bilanz zur Zusatzstunde in Sachsen-Anhalt: Einschätzung des Kultusministeriums in der Kritik
Bilanz nach acht Monaten der verpflichtenden Zusatzstunde für Lehrkräfte: Das Bildungsministerium in Sachsen-Anhalt zieht positive Schlussfolgerungen. Der Landeselternrat und die Lehrergewerkschaft GEW kritisieren die Erfolgsmeldung.
Von
Carolin Kunkel
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December 2023
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Magdeburg. Acht Monate nach Einführung der Zusatzstunde für Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt zieht das Landesbildungsministerium eine positive Bilanz. Die sogenannte Vorgriffsstunde war im April dieses Jahres verpflichtend eingeführt worden, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. Seit Ende der Osterferien muss das Lehrpersonal wöchentlich eine Stunde mehr unterrichten. Beim Landeselternrat und der Bildungsgewerkschaft GEW stößt diese Einschätzung auf Kritik.

Lehrkräfte sollen sich die Zusatzstunde als Ausgleich auszahlen oder auf ihrem Arbeitszeitkonto gutschreiben lassen können. Die GEW hatte bereits im Februar gegen die verpflichtende Zusatzstunde geklagt. Zu den Kritikpunkten gehört unter anderem, dass die Lehrkräfte nicht in den Entscheidungsprozess mit einbezogen worden waren.

Nun zieht das Ministerium in Sachsen-Anhalt positive Schlüsse. Gemäß dem Ministeriumssprecher Elmer Emig gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung wurden bereits 500 zusätzliche Stellen durch die Einführung der Vorgriffsstunde eingespart. Die Berechnung basiert darauf, dass laut des Ministeriums eine Vollzeitlehrkraft pro Schuljahr insgesamt etwa 1.000 Unterrichtsstunden leistet. Durch den verpflichtenden zusätzlichen Arbeitsaufwand konnten bisher etwa eine halbe Million Schulstunden abgesichert werden. 

Bildungsministerin Eva Feßner (CDU) teilte der Mitteldeutschen Zeitung mit, dass sie die erreichten Ergebnisse als erfreulich erachte. Sie betonte, sowohl das Ministerium als auch die nachgeordneten Behörden könnten „stolz darauf sein, dass viele Punkte des bildungspolitischen Dialogs bereits umgesetzt oder auf den Weg gebracht wurden“. Aktuell arbeite das Ministerium weiter „an der Stabilisierung und Verbesserung der Situation im Land“. 

Vonseiten des Landeselternrats wurden jedoch Zweifel an der Erfolgsmeldung aufgrund eines Mangels an belastbaren Zahlen geäußert. Laut Thomas Senger vom Landeselternrat könne man bisher noch nicht gesichert feststellen, dass die Vorgriffsstunde zu einer Reduzierung der Unterrichtsausfälle geführt habe. Jedoch würde man auch nicht die Zahlen der ausgefallenen Stunden kennen, wenn es die Zusatzstunde nicht gegeben hätte.

Die GEW kritisierte die positive Bilanz als „Fake“. Ihrer Einschätzung zufolge liegt die Unterrichtsversorgung an vielen Schulen, besonders an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen, nicht einmal bei 90 Prozent. Zudem prognostiziert die GEW, dass die Schülerzahl in den nächsten zehn Jahren weiter steigen wird. Daher werde die bestehende Vorgriffsstunde aktuellen Anforderungen nicht gerecht, und die Arbeitsbedingungen hätten sich aus Sicht der GEW verschlechtert. Die Landesvorsitzende, Eva Gerth, äußerte am Donnerstag gegenüber dem MDR, dass die Vorgriffsstunde als eine Missachtung der Leistung der Lehrkräfte verstanden wird.

Auch die Partei Die Linke beharrt weiter auf ihrer Kritik an der zusätzlichen Stunde. Co-Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag, Eva von Angern, betonte, dass Lehrkräfte zu den Hauptleidtragenden unter dem Lehrkräftemangel gehörten. Sie sehe die Interessen und Probleme der Lehrkräfte nicht genügend berücksichtigt. Ihrer Ansicht nach sollte alles daran gesetzt werden, Lehrkräfte im Bildungssystem zu halten. Dies erfordere jedoch eher Motivation und Unterstützung statt restriktiver Maßnahmen.

Im September war einer Grundschullehrerin nach fast 40 Jahren im Dienst fristlos gekündigt worden, weil sie sich weigerte, die zusätzliche Pflichtstunde zu leisten (Lehrer-News berichtete). Daraufhin hatte sie vor dem Arbeitsgericht Stendal Klage auf Wiedereinstellung eingereicht. Bei einem Gütetermin im November konnten sich die Parteien laut MDR noch nicht einigen. Im kommenden Februar sollen die Hauptverhandlungen beginnen. Die Klage der Lehrerin stellt einen Präzedenzfall dar, der in Zukunft Klarheit über den verpflichtenden Arbeitsumfang von Lehrkräften in Sachsen-Anhalt bringen wird.

Pisa-Studie: Deutschland schneidet schlechter ab als jemals zuvor
Die deutschen Schüler:innen haben bei der neuen Pisa-Studie schlechter abgeschnitten als jemals zuvor. Die Ergebnisse geben Grund zur Sorge. Aber es gibt auch generelle Kritik an den Pisa-Studien an sich.
Von
Justus Wolters
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December 2023
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Die deutschen Schüler:innen haben bei der Pisa-Studie 2022 schlechter abgeschnitten als je zuvor. Das gilt für alle getesteten Bereiche. Sowohl beim Lesen als auch in Mathe und den Naturwissenschaften erreichten die erfassten 15-jährigen Schüler:innen die niedrigsten Werte, die seit dem Pisa-Start im Jahr 2000 in Deutschland gemessen wurden. Das hat die für die Pisa-Studien verantwortliche Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bei der Veröffentlichung der neuen Studie mitgeteilt. Der Abwärtstrend der Ergebnisse zeigt sich aber nicht nur in Deutschland. International sei laut OECD die durchschnittliche Leistung der Schüler:innen drastisch gesunken. 

Die deutschen Ergebnisse im Detail

In Deutschland stürzten die Ergebnisse der 15-Jährigen im Vergleich zur letzten Erhebung 2019 besonders im Fach Mathematik ab. Die Schüler:innen erreichten einen Wert von 475. Bei der vorherigen Pisa-Studie waren es noch 500 Punkte. Im Bereich Lesen erreichte Deutschland 480 Punkte – 18 Punkte weniger als im Jahr 2019. Und auch bei den Naturwissenschaften sind die Ergebnisse schlechter geworden. Hier kamen die deutschen Schüler:innen auf 492 Punkte. 2019 waren es hier noch 503. 

Alarmierend ist der Umstand, dass der Anteil der besonders Leistungsschwachen nochmals größer geworden ist. Fast jeder dritte 15-Jährige verfügt in mindestens einem der drei Testbereiche über deutliche Defizite. Der Anteil der als besonders leistungsschwach beschriebenen Schüler:innen ist im Fach Mathematik am größten. Dort machen sie in der neuen Studie 30 Prozent aus, beim Lesen 26 Prozent und in den Naturwissenschaften 23 Prozent. 

Deutschland setzt damit einen negativen Trend fort. Nachdem 2001 die Veröffentlichung der Studie zum sogenannten “Pisa-Schock” geführt hatte, konnte Deutschland zunächst seine Ergebnisse etwas verbessern und auf hohem Niveau halten. Seit einigen Pisa-Runden verschlechtern sich die Testergebnisse der deutschen 15-Jährigen allerdings fortlaufend. 

Mögliche Gründe für die negative Entwicklung

Wie nach jeder neu veröffentlichten Pisa-Studie wird nun eine öffentliche Diskussion darüber geführt, warum deutsche Schüler:innen derartige Ergebnisse erzielen. Aus der Studie lassen sich einige Erklärungsansätze ableiten. So gehen die Studien-Autor:innen davon aus, dass die Schulschließungen während der Corona-Pandemie einen negativen Effekt auf das Lernen der Schüler:innen hatten. In Deutschland wurde weniger Distanzunterricht mit Hilfe digitaler Medien abgehalten als im OECD-Durchschnitt. Gleichzeitig zeigt die Studie aber auch keine systematischen Zusammenhänge zwischen der Dauer der Schulschließungen und den Leistungsrückgängen auf. Um die schlechten Ergebnisse im Bereich Mathematik zu erklären, könnte laut der Autor:innen der Zusammenhang zwischen den Kompetenzen der Jugendlichen und dem sozioökonomischen Status der Familien hinzugezogen werden. Dieser Zusammenhang scheint in Deutschland weiterhin stark ausgeprägt. Für die deutsche Bildungspolitik könnten die Ergebnisse als Fingerzeig in Richtung Chancengleichheit gelesen werden. Auch die innere Einstellung der 15-Jährigen hat sich in Bezug auf Mathematik verschlechtert. Im Vergleich zum Jahr 2012 ist die Freude und das Interesse der Jugendlichen an Mathematik gesunken, die Angst vor dem Fach aber gestiegen. 

Der internationale Vergleich

Weltweit haben es nur wenige Staaten geschafft, ihre Leistungen zu verbessern. Herausragend sind dabei die Ergebnisse aus Japan. Hier haben sich die 15-Jährigen sowohl im Bereich Lesen als auch in den Naturwissenschaften verbessern können. Und auch Italien, Irland und Lettland konnten sich zumindest im Bereich Naturwissenschaften einen positiven Trend erarbeiten. Japan steht bei allen drei abgedeckten Leistungsbereichen vorn an der internationalen Spitze. Das japanische Bildungssystem gilt allerdings auch als extrem fordernd, wie ihr in unserem Artikel zu dem Thema nachlesen könnt. 

Auch in anderen Ländern Europas sorgen die schlechten Ergebnisse für Aufregung. So haben sich zum Beispiel die im Bildungsbereich traditionell vorbildhaften Länder Norwegen und Island im Bereich Mathematik genauso stark verschlechtert wie Deutschland. Auch sie büßen in diesem Fach 25 oder mehr Punkte im Vergleich zu 2018 ein.

Kritik an der Pisa-Studie

Die Pisa-Studie gehört international zu den meist beachteten Bildungspublikationen weltweit. Ihre Ergebnisse geben Anlass, um ganze Schulsysteme zu verändern. Trotz ihrer Wirkmacht steht die Pisa-Studie aber gerade wissenschaftlich betrachtet stark in der Kritik. Der Vorwurf: Die Daten der Studien seien nur zum Teil einsehbar, die Arbeitsweisen der Beteiligten nicht transparent und die Fokussierung der Studie zu eindimensional. 

Die Pisa-Studie wird jedes Jahr von der OECD (Organization for Economic Co-operation and Development) entworfen. Sie ist eine internationale Organisation, die sich nach eigenen Angaben der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Mitgliedsländer verpflichtet fühlt. So wie andere Leistungsvergleichsstudien auch, ist das vorgegebene Ziel der Pisa-Studie, den politischen Entscheidungsträger:innen der Länder Daten für Handlungsstrategien zu geben. Hierin liegt aber auch ein wichtiger Knackpunkt des Problems. Falsche Rückschlüsse können zu unüberlegten Übersprungshandlungen führen, was Auswirkungen auf Bildungssysteme ganzer Länder hat. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) führt hier ein Beispiel an. Nach den Ergebnissen der Pisa-Studie haben alle Länder, die bei der Studie gut abschneiden, zentrale Abschlussprüfungen. Der Rückschluss, den man daraus ziehen könnte, wäre, dass Deutschland auch zentrale Abschlussprüfungen braucht, um sein Bildungssystem zu verbessern. Hier empfiehlt sich ein genauerer zweiter Blick, denn es gibt Ausnahmen, wie die bpb in ihrem Artikel schildert: “So erzielen finnische Schülerinnen und Schüler hohe Leistungen ohne zentrale Prüfungen, und in Frankreich führen auch zentrale Prüfungen nicht zu überdurchschnittlich hohen Leistungen.”

Verschiedene politische Akteur:innen streben eine enge Beziehung zwischen Forschung und Politik an. Im Bildungszusammenhang wird hier von evidenzbasierter Bildungspolitik gesprochen. Der vielversprechende Ansatz kann aber auch Tücken mit sich bringen. Die Forschung liefert den Politiker:innen nämlich nicht nur die Problemanalysen, sondern auch die passenden Lösungsvorschläge. Dieser Umstand, verbunden mit dem sehr starken medialen Druck, der nach der Veröffentlichung der Pisa-Studien entsteht, führt bei einigen Politiker:innen zu unüberlegten Entscheidungen. Die bpb nennt hier ein weiteres Beispiel: “Obwohl im Jahr 2001 die vorliegende Forschung keine gesicherten Erkenntnisse über gesteigerte Leistungen in Ganztagsschulen vorweisen konnte, wurden mit dem Verweis auf Pisa dennoch viele neue Ganztagsschulen eingerichtet.” Diese Entscheidung kann darauf zurückgeführt werden, dass der mediale Druck auf die Regierung nach dem “Pisa-Schock” 2001 sehr groß war und sich die Politiker:innen gezwungen sahen, etwas zu tun – auch wenn dies nicht wissenschaftlich unterlegt war.

Verschiedene Akteur:innen aus dem Bildungsbereich fordern auch, dass das deutsche Bildungssystem sich freimachen sollte von den Pisa-Studien. Bildungsexperte und Gründer der gemeinnützigen Initiative Zukunft Digitale Bildung, Nicolas Colsman, zeigt dabei einen alternativen Ansatz auf. Demnach solle bei der Leistungsüberprüfung eher auf Dauermonitoring über Echtzeit-Daten aus LernApps gesetzt werden. Die Schüler:innen würden bereits über diese Apps lernen und die Daten wären verfügbar. Sie müssten nur noch konsolidiert werden. Auch aus der Datenschutz-Perspektive wäre dies ein möglicher Weg. Die Informationen wären einfach zu anonymisieren und damit Datenschutzkonform. Dafür müsse jedoch der Lehrermangel entschieden bekämpft und Lehrkräften breite Fortbildungsangebote auf der Höhe der Zeit zur Verfügung gestellt werden, so Colsman.

Die Ergebnisse der neuen Pisa-Studie sind mit Vorsicht zu genießen und trotzdem geben sie Anlass dazu, über Bereiche des Bildungssystems genauer nachzudenken. Im Bereich Digitalisierung sind sich zum Beispiel die Pisa-Studie und Kritiker:innen der Studien praktisch einig. Hier besteht Nachholbedarf. Was haltet ihr von den neuen Ergebnissen der neuen Pisa-Studie? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Tag des Ehrenamts: So motiviert ihr eure Schüler für Freiwilligendienste
Rund 56 Prozent der jungen Leute in Deutschland können sich vorstellen, einen Freiwilligendienst zu absolvieren. Doch viele wissen nicht genug über die verschiedenen Angebote, die Bewerbung und den Ablauf Bescheid. Wir zeigen euch, wie ihr Freiwilligendienste
Von
Clara Picha
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December 2023
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Im Jahr 2019 konnten sich 56 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 27 Jahren in Deutschland vorstellen, einen Freiwilligendienst zu leisten. In der Folgeumfrage 2022 blieb die Engagementbereitschaft junger Leute “ungebrochen hoch”. Dennoch nimmt die Zahl der Absolventen seit dem Schuljahr 2016/2017 konsequent ab. Leisteten damals noch gut 108.000 junge Leute einen Freiwilligendienst, war diese Zahl bis 2020/2021 um knapp 10 Prozent auf 97.500 gesunken. Neben “andere Sachen sind wichtiger” war der am häufigsten genannte Grund gegen einen Freiwilligendienst, dass die Befragten nicht wissen, welche Möglichkeiten es zum ehrenamtlichen Engagement überhaupt gibt. Sie sind sich unsicher, wie genau freiwillige Tätigkeiten ablaufen, wie viel Zeit und Energie erbracht werden müssen und was sie selbst überhaupt positiv beisteuern können. 

Heute, am Internationalen Tag des Ehrenamts, möchten wir euch deshalb dazu aufrufen, ehrenamtliche Arbeit im Unterricht in den Mittelpunkt zu rücken und eure Schüler:innen dazu zu motivieren, zur Verbesserung der Gesellschaft im Kleinen beizutragen. Dazu findet ihr hier die wichtigsten Informationen und Ressourcen rund um Freiwilligendienste, mit einem besonderen Fokus auf solchen im Bereich Bildung und Kultur. 

Was ist ein Freiwilligendienst? 

Der Freiwilligendienst ist ein ehrenamtliches Engagement in einem festen Rahmen, bei dem Ort und Dauer vorgegeben sind. Absolventen unterstützen dabei Organisationen und Einrichtungen, die zum allgemeinen Wohl der Gesellschaft beitragen. Die Dauer des Einsatzes liegt in der Regel bei 12 Monaten, kann bei Bedarf aber auf sechs Monate verkürzt oder auf 18 bzw. 24 Monate erweitert werden. Die meisten Stellen sind auf Vollzeit ausgelegt, beim Vorliegen eines anerkannten Grundes kann die Arbeitszeit in Einzelfällen reduziert werden, beispielsweise wenn Absolventen für die Pflege Angehöriger zuständig sind. Freiwilligendienste werden meistens im Inland geleistet, es gibt aber auch Einsatzstellen im Ausland. 

Viele Leute absolvieren ihren Freiwilligendienst direkt nach dem Schulabschluss, wenn sie noch nicht wissen, was der nächste Schritt in ihrem Leben ist, oder weil sie sich nicht bereit fühlen, direkt ihren Bildungsweg fortzusetzen oder ins Berufsleben einzusteigen. Allerdings stehen manche Freiwilligendienste auch älteren Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, offen (siehe unten). Voraussetzung ist lediglich der Abschluss der neun- bzw. zehnjährigen Vollzeitschulpflicht. 

Wieso sollte man einen Freiwilligendienst absolvieren? 

Freiwillige bekommen als ehrenamtlich Tätige kein Gehalt, sondern ein Taschengeld, das je nach Einsatzstelle im Inland bis maximal 438 Euro ausfallen kann. Die Sozialversicherung wird übernommen und für einen 12-monatigen Einsatz stehen Freiwilligen  mindestens 20 Urlaubstage zu. Je nach Einsatzstelle werden die Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Anreise oder Arbeitskleidung übernommen. Absolventen unter 25, die noch keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, behalten zusätzlich Anspruch auf Kindergeld. 

Freiwilligendienste sind an erster Stelle durch ihr Versprechen auf persönliche und berufliche Entwicklung attraktiv. Der Freiwilligendienst kann beispielsweise zur Berufsorientierung genutzt werden, da Freiwillige an ihrer Einsatzstelle verschiedene Berufe und Aufgabenbereiche kennenlernen und ausprobieren können. Im Rahmen ihres Einsatzes sind Absolventen dazu verpflichtet, selbständig an eigenen Projekten zu arbeiten. So lernen sie, im Arbeitsleben selbstbewusst aufzutreten und auf ihre eigenen professionellen Fähigkeiten zu vertrauen. Auf sogenannten Bildungstagen tauschen sich Freiwillige, die sich in ähnlichen Fachbereichen engagieren, regelmäßig über ihre Tätigkeiten und Erfahrungen aus. So ist ein Freiwilligendienst nicht nur aus sozialer Hinsicht fördernd, sondern er bietet die Möglichkeit, von den verschiedensten Menschen zu lernen. Während des Dienstes ermöglicht der kostenlose Freiwilligenausweis im Alltag Zugriff auf zahlreiche Rabatte und nach Beendigung des Engagements können Absolventen mit dem abschließenden Zeugnis in ihrer weiteren Berufs- und Bildungslaufbahn ihren Lebenslauf aufpolstern und mit den erworbenen Kompetenzen für sich werben.   

Freiwilligendienste in Kultur und Bildung 

Die Einsatzorte des Freiwilligendienstes Kultur und Bildung umfassen die Bereiche Kultur, Bildung und Politik und lassen sich grob in drei Kategorien teilen: 

  • Darunter fallen einerseits kulturelle Einrichtungen wie Theater, Museen und Büchereien. Freiwillige können hier nach Wahl in verschiedenen Bereichen mithelfen, zum Beispiel bei der Öffentlichkeitsarbeit oder ihren eigenen kreativen Input bei der künstlerischen Gestaltung einbringen. Tätigkeiten können von Regiehospitanz, über den Entwurf von passendem Arbeitsmaterial für Kinderführungen bis hin zur Mithilfe bei der Organisation von Lesungen reichen. 
  • Auch politische Einrichtungen fallen unter den Freiwilligendienst Kultur und Bildung. Politisch interessierte Absolventen können auf verschiedenen Stufen der Politik mitwirken, entweder in Parteifraktionen oder anderen parteipolitischen Einrichtungen. Auch außerparteiliche politische Bildungseinrichtungen wie Gedenkstätten, Gewerkschaften und Jugendverbände bieten Freiwilligenstellen an. Hier können Freiwillige unter anderem Bürgeranfragen beantworten, Social-Media-Inhalte erstellen und ausspielen und die aktuelle Presselage auswerten. 
  • Vielleicht seid ihr als Lehrkraft in eurem eigenen Berufsalltag auch schon Freiwilligen über den Weg gelaufen, denn auch Schulen können als Einsatzstelle dienen. Absolventen unterstützen Lehrer:innen im Unterricht und engagieren sich in der Ganztagesbetreuung, zum Beispiel durch Hausaufgaben- und Lernbetreuung und die Durchführung von spielerischen Aktivitäten mit den Kindern. 

FSJ oder Bundesfreiwilligendienst? 

In einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) – oder einem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) – können sich junge Leute zwischen 16 und 26 engagieren. Der Dienst beginnt in der Regel am 1. September und jede Person kann nur ein FSJ oder FÖJ mit einer maximalen Laufzeit von 18 Monaten leisten. Die Bewerbung für ein FSJ läuft über sogenannte Träger, die für die Einsatzstellen in ihrer Region zuständig sind. Das FSJ in den Bereichen Kultur und Bildung ist noch ein recht junges Angebot. 2001 wurde der erste Jahrgang des FSJ Kultur eingeführt, 2007 das FSJ Schule und 2009 das FSJ Politik. Allerdings unterscheidet sich das Angebot je nach Bundesland sehr. Beispielsweise ist das FSJ Schule momentan nur in Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein verfügbar. 

Der Bundesfreiwilligendienst (BFD), der 2011 als Nachfolger des Zivildienstes eingeführt wurde, kann auch von Engagierten über 27 Jahren absolviert werden – und das sogar mehrmals. Allerdings greifen bei älteren Freiwilligen andere Rahmenbedingungen, wie beispielsweise ein alternatives Bildungstagesprogramm. Für einen BFD bewirbt man sich direkt bei der Einsatzstelle. 

Ressourcen und weitere Informationen 

  • Bundesagentur für Arbeit:Die Arbeitsagentur bietet umfassende Ressourcen für Unentschlossene. Die zahlreichen Möglichkeiten des Freiwilligendienstes werden vorgestellt. Die Informationen sind dabei nicht auf den Bereich Kultur und Bildung beschränkt und betreffen auch Angebote wie den Freiwilligen Wehrdienst und Freiwilligendienste, die nur im Ausland absolviert werden können, wie das Europäische Solidaritätskorps
  • Freiwilligendienste Kultur und Bildung:Diese Webseite ist die Anlaufstelle für alle, die sich über einen Freiwilligeneinsatz im Bereich Kultur und Bildung informieren möchten. Darunter fallen das FSJ Kultur, das FSJ Schule, das FSJ Politik und das BFD Kultur und Bildung. Neben persönlicher Beratung, der Stellensuche und einem unterstützenden Fragebogen findet sich hier eine Liste der Träger im Inland und links zu Anbietern, die Plätze im Ausland haben.
  • jugendfreiwilligendienste.de:Wer sich schon für ein FSJ oder ein FÖJ entschieden hat, findet auf der Webseite der Jugendfreiwilligendienste weitere Ressourcen zur Unterstützung bei der Stellensuche und der Bewerbung. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMSFJ) hat hier eine Liste der FSJ-Träger im Inland nach Bundesland aufgeschlüsselt veröffentlicht. Auch Anlaufstellen für ein FSJ oder FÖJ im Ausland sind hier gelistet. Zusätzlich gibt es hier Informationen zum Internationalen Jugendfreiwilligendienst, der im Ausland stattfindet. 
  • bundesfreiwilligendienst.de: Wer einen BFD leisten möchte, findet auf der Webseite der Bundesfreiwilligendienste eine Stellensuche und zahlreiche Dokumente zum Downloaden mit wichtigen Informationen zum Ablauf und der Organisation eines BFD. 

Habt ihr schon mal in der Schule mit Freiwilligen zusammengearbeitet? Oder habt ihr vielleicht sogar selber einen Freiwilligendienst absolviert? Teilt eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren! 

Politik im Ohr: 6 Politik-Podcasts für euch und eure Schüler:innen
Politik-Podcasts können uns dabei helfen, einen Überblick über die Nachrichtenlandschaft zu behalten. Welche Formate ihr privat nutzen könnt und welche sich für den Unterricht anbieten, erfahrt ihr in unserem neuen Artikel.
Von
Justus Wolters
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December 2023
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Nicht nur Politik-Lehrkräfte müssen wissen, was gerade in den Nachrichten los ist. Für alle Lehrkräfte ist es empfehlenswert, sich über das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der Welt auf dem Laufenden zu halten. Ein hilfreiches Mittel dabei sind Podcasts. Sie lassen sich leicht auf dem Weg zur Arbeit, neben Haushaltsarbeiten oder beim Spazieren gehen hören. Wenn ihr eure Liste informativer  Podcasts erweitern wollt, dann haben wir einige Empfehlungen für euch. Von Nachrichten-Häppchen über umfassende Hintergrund-Berichte bis hin zu Grundlagen-Formaten, die ihr auch euren Schüler:innen empfehlen könnt - wir stellen euch sechs politikbezogene Podcasts vor, die verschiedenste Bedürfnisse abdecken und auf gängigen Streaming-Plattformen zugänglich sind.

Für den schnellen Überblick

Um im Klassenzimmer oder im Gespräch mit den Kolleg:innen nachrichtlich up to date zu sein, braucht es einen allgemeinen Überblick über die aktuelle Nachrichtenlage. Hier reichen schon wenige Minuten, um zumindest Eckdaten über Nachrichtenthemen parat zu haben. Für den ganz schnellen News-Snack bietet sich der Podcast “Tagesschau in 100 Sekunden” an. Im Tagesschau-typischen Stil werden darin die Schlagzeilen des Tages vorgetragen. Das Ganze lässt sich vergleichen mit klassischen  Radionachrichten, nur dass die Meldungen jeder Zeit on demand verfügbar sind. 

Der Nachrichten-Podcast der Zeit, “Was jetzt?”, erweitert das Ganze noch etwas. Auch hier präsentieren die Hosts die wichtigsten aktuellen Themen des Tages im Kurzmeldungsformat. Dazu vertiefen sie ausgewählte Themen noch weiter, was mehr Hintergrundwissen liefert. Die Folgen sind etwa zehn Minuten lang und werden täglich morgens und abends veröffentlicht. Die Sprechhaltung ist etwas lockerer als im Tagesschau-Podcast. Beide Podcast-Formate könnt ihr auch euren Schüler:innen empfehlen. Die Länge der Folgen dürfte die meisten von ihnen nicht überfordern. 

Richtig tief eintauchen

Was bedeutet diese nachrichtliche Meldung im Gesamtzusammenhang? Wie kann der Konflikt gelöst werden? Und ist das alles überhaupt gesetzlich vereinbar? Der Podcast “Lage der Nation” nimmt sich in jeder Folge eine Handvoll Themen vor und vertieft diese umfassend. Der Journalist Philip Banse und der Richter und Bürgerrechtler Ulf Buermeyerbringen spannende Expertise aus ihren Arbeitsfeldern in den Podcast ein. Zunächst werden dabei aktuelle Themen nachrichtlich erklärt, im Anschluss fließt aber auch die Meinung der beiden Hosts ein, um das Ganze im größeren Gesamtkontext einzuordnen. Dadurch erhält der Podcast eine persönliche Note. Die Folgen können bis zu zwei Stunden dauern und sind nichts zum Nebenbei-Hören. Dafür ist man am Ende mit hilfreichem Hintergrundwissen zu Themen ausgestattet, die einem im Alltag immer wieder begegnen. 

Kompakt mit Hintergründen

Einige Politik-Podcasts versuchen den Spagat zwischen Hintergrundberichterstattung und dem allgemeinen Nachrichtenüberblick. Dem Zeit-Podcast “Das Politikteil” gelingt das meist sehr gut. Der renommierte Podcast verfügt über eine ausgewogene Themenauswahl. Die Folgen sind etwa eine Stunde lang und schaffen es, dass man sich nach dem Hören umfassend informiert fühlt und sogar noch einige tiefere Infos on top parat hat. Der Höreindruck ist eher etwas älter, das könnte euch und eure Schüler:innen etwas abschrecken. Allerdings kann diese zurückgenommene Herangehensweise auch beruhigend beim Hören wirken. 

Ähnliches gilt für den Deutschlandfunk-Podcast “Der Politikpodcast”. Die Folgen muten an wie Sendungen aus den Radio-Formaten des Deutschlandfunks. Verantwortlich für die Umsetzung sind die Journalist:innen des Hauptstadtstudios. Die Politik-Diskussionsrunden dauern meist zwischen 30 Minuten und einer Stunde. Eine professionelle, zurückgenommene Sprechhaltung macht das Hören angenehm, aber schafft auch eine gewisse Distanz zum Format. Die aktuellen politischen Themen und Zusammenhänge werden im Podcast ausführlich behandelt und mit interessanten Hintergrundinfos bestückt. Beide Formate eignen sich, um sich über die aktuellen politischen Geschehnisse in Deutschland richtig gut informiert zu fühlen. 

Lockerer mit mehr Meinung 

Wenn ihr auf der Suche nach einem Podcast seid, den ihr euren politik-interessierten Schüler:innen empfehlen könnt, dann ist “Jung und Naiv” vielleicht das Richtige. Der Podcast, der auch auf YouTube ausgestrahlt wird, hat sich selbstironisch den Beinamen “Politik für Desinteressierte” gegeben. Zu Gast sind verschiedene Persönlichkeiten aus der Politik-Szene und Menschen, die nicht regelmäßig im Spotlight stehen, aber interessante Geschichten oder Expertisen beizutragen haben. “Jung und Naiv” versucht, politische Themen niedrigschwellig zu erklären, Meinungen abzubilden und Fragen zu stellen, die sich auch Menschen interessieren, die sich nicht rund um die Uhr mit Politik auseinandersetzen. Um die gesamten Folgen anzuhören, muss man allerdings Zeit einplanen. Die Folgen dauern meist zwischen drei und vier Stunden. 

Unterhaltsam sind die Gespräche zwischen Ex-Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und dem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der Linken, Gregor Florian Gysi. Im Podcast “Gysi gegen Guttenberg – der Deutschland-Podcast” unterhalten sich die beiden über aktuelle Themen aus Deutschland und der Welt. Guttenberg steuert dabei in vielen Fällen seine eher konservative Meinung bei, Gysi bringt seine links-progressive Sichtweise dazu. Das bringt auch kontroverse Auseinandersetzungen mit sich, doch die beiden zeigen im Podcast, wie man konstruktiv miteinander diskutieren kann. Um euren Schüler:innen diese produktive Form des Streitens zu zeigen, bietet sich der Podcast absolut an. Allerdings erfordert es meist etwas mehr politisches Grundwissen, um bei den Diskussionen der beiden mithalten zu können. Die Folgen dauern meist zwischen 30 und 50 Minuten und lassen sich damit einfach im Alltag unterbringen. 

Die Bundesregierung plaudert aus dem Nähkästchen

Informationen aus erster Hand gibt es im Podcast der Bundesregierung, “Aus Regierungskreisen”. Etwa alle zwei Wochen nehmen hier Politiker:innen zu aktuellen Themen Stellung. In den 30 bis 60 Minuten langen Folgen kommen auch andere wissenschaftliche oder aktivistische Expert:innen zu Wort, um die verschiedenen Meinungen zu den Themen abzubilden. Der Podcast ist hochwertig produziert, die Gesprächsdynamik hängt allerdings stark von den Gästen ab. Einige Politiker:innen bleiben sehr in ihrem trockenen Politiker-Sprech hängen, was das Hör-Vergnügen deutlich trübt.x Der Podcast kann sich gut dafür eignen, das Format im Unterricht zu besprechen und über Agenda-Setting und PR in der Politik zu diskutieren.

Englische Nachrichten aus aller Welt

Nachrichten-Podcasts gibt es weltweit und in allen möglichen Sprachen. Solltet ihr gerade eine neue Sprache lernen, ist es sehr empfehlenswert, sich mit thematischen Podcasts in der neuen Sprache auseinanderzusetzen. Hiermit bildet man sich einerseits zum Beispiel politisch weiter, andererseits erweitert man seine Sicherheit im Umgang mit der neuen Sprache. Für euch und eure Schüler:innen ist vielleicht ein englischer Podcast ein guter Start. Zum Beispiel bietet sich “The Daily” von The New York Times an. Die Folgen erscheinen täglich, umfassen etwa 30 bis 60 Minuten und widmen sich meist einem aktuellen Thema genauer. Die Themen sind in der Regel vielfältig gewählt, sodass sich nicht so schnell eine Überdrüssigkeit einstellt. 

Die hier vorgestellten Podcasts sind natürlich nur eine kleine Auswahl von Nachrichtenpodcasts mit Politik-Bezug, die es derzeit auf dem Podcast-Markt gibt. Wir haben uns für den Artikel auf einige der Größten beschränkt und versucht euch eine Bandbreite aufzuzeigen. Schreibt uns gerne, welche Podcasts auch noch in diese Reihe passen würden.

Schneechaos in Bayern legt Unterricht lahm
Der starke Wintereinbruch sorgt im Süden Bayerns für Unterrichtsausfälle. Weil die Schneemassen den Verkehr lahm legen, bleiben Schulen geschlossen. An manchen Orten wurde auf Distanzunterricht umgestellt.
Von
Jonas Schneider
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December 2023
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München. In Oberbayern und Schwaben hat der Wintereinbruch am Montag für Ausfälle und Einschränkungen im Schulbetrieb gesorgt. Durch den extremen Schneefall am vergangenen Freitag und Samstag konnten zahlreiche Schüler:innen wegen Verkehrsbeeinträchtigungen und Zugausfällen nicht zur Schule kommen. Teilweise wurde auf Distanzunterricht umgestellt.

Weil am Wochenende der Wintereinbruch für enorme Schneemassen gesorgt hat, war am Montag, in Bayern vielerorts kein normaler Schulbetrieb möglich. Besonders betroffen war der Landkreis Starnberg, wo die Schulen vorerst weiter geschlossen bleiben. Für die Klassenstufen 1 bis 6 wurden Angebote zur Notbetreuung eingerichtet. In den Sekundarstufen ist es den Schulen überlassen, ob der Unterricht vorerst entfällt oder auf Distanzunterricht umgestellt wird. Diesen hatte der Landkreis Mühldorf für Montag sogar flächendeckend angeordnet. Durch die starken Schneefälle mussten auch in Augsburg 20 Schulen ganz oder teilweise geschlossen bleiben. Grund dafür sei die Schneelast auf den Dächern. Diese sei so hoch, dass die Statik der Gebäude nach dem Räumen des Schnees überprüft werden müsse. 

Vielerorts sind witterungsbedingte Verkehrseinschränkungen Schuld an der Störung des Schulbetriebs. Der Zugbetrieb der Bayerischen Regiobahn bleibt vorerst komplett eingestellt. In München mussten zwar keine Schulen geschlossen bleiben, es waren jedoch alle Kinder entschuldigt, die wegen der Witterungsbedingungen nicht oder erst verspätet zum Unterricht kommen konnten. Der Betrieb der S-Bahn-Linien bleibt für Montag weitgehend eingestellt, Straßenbahnen fahren keine. Auch im Busverkehr kommt es noch zu Ausfällen und Verzögerungen. Im Zugverkehr sei laut der Deutschen Bahn noch bis Wochenmitte mit starken Einschränkungen zu rechnen.

Grün und Geschichte: Vier Exkursionsideen in Thüringen
Erlebt Thüringen hautnah: Von den historischen Gemäuern der Wartburg bis zu kosmischen Abenteuern im Zeiss-Planetarium. Eine Bildungsreise durch Geschichte, Mahnungen, Wissenschaft und Natur für unvergessliche Lernerlebnisse.
Von
Jenny Hedermann
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December 2023
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Willkommen in Thüringen, wo jede Ecke ein Geschichtsbuch und jeder Wanderweg eine lebendige Chronik ist! Dieses Bundesland, reich an Kultur und Natur, ist nicht nur der Geburtsort von Goethe und Schiller, sondern auch der perfekte Schauplatz für Schulausflüge, die weit über die Schulbücher hinausgehen. Wir stellen euch vier Ziele vor, die ihr mit eurer Klasse besuchen könnt.

Die Wartburg – ein Tauchgang in die Vergangenheit

(Quelle: pixabay)

Eines ist klar: Die Wartburg, eine der bekanntesten Burgen Deutschlands, darf in unserer Auflistung nicht fehlen, weshalb wir auch gleich mit diesem historischen Juwel starten. Sie ist nicht nur UNESCO-Weltkulturerbe, sondern auch die erste und einzige Burg, die auf der Welterbeliste als „ideale Burg“ geführt wird.

Diese Burg, die majestätisch über Eisenach thront, bietet Schulklassen eine einzigartige Gelegenheit, in die Tiefen der Geschichte einzutauchen. Hier lebte nicht nur die Heilige Elisabeth, sondern auch Martin Luther, der hier das neue Testament ins Deutsche übersetzte. Mit diesem faszinierenden historischen Hintergrund eignet sie sich daher besonders für euren Geschichts- oder Religionsunterricht als Exkursionsziel.

Auf der Webseite der Wartburg könnt ihr speziell auf eure Klasse zugeschnittene Führungen und Workshops auswählen. Die Themen reichen vom Alltag im Mittelalter über Martin Luther bis zu einem umfassenden Überblick über die Geschichte der Wartburg. Ihr habt hier die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Klassenstufen, dem Alter und dem gewünschten Angebotsumfang zu wählen. Zum Beispiel könnte eine 5. Klasse das fesselnde Thema "Martin Luther" mit dem Workshop  Tintenfleck und Federkeil erleben.

Die Dauer, der Umfang und die empfohlene Gruppengröße sind bei den verschiedenen Angeboten klar angegeben. Besonders hilfreich sind die Lehrplanbezüge für das Bundesland Thüringen, sodass der Ausflug perfekt in den Schulstoff integriert werden kann. Auf der Webseite werden zu den einzelnen Angeboten für euch verschiedene Materialien bereitgestellt, die sowohl das Fach und den Lernbereich als auch das jeweilige fachspezifische Thema aufschlüsseln. Weiterhin ist auf der Webseite ein Programmheft mit Lehr-Lernzielen, Methoden und Inhalt zu finden, welches auf die jeweiligen Angebote zugeschnitten ist. Und vergesst nicht, euch spätestens zwei Wochen im Voraus anzumelden, um sicherzustellen, dass eure Klasse dieses außerschulische Lernabenteuer voll ausschöpfen kann.

Der Eintrittspreis beträgt fünf Euro pro Schüler:in und zwölf Euro für Erwachsene, leider sind keine Gruppentickets verfügbar. Die Anfahrt zur Wartburg gestaltet sich flexibel – egal, ob mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem eigenen Pkw, dem Fahrrad oder zu Fuß. Auch für Reisebusse stehen Parkplätze zur Verfügung. Es kann ein Shuttle-Pendelverkehr genutzt werden, der jedoch kostenpflichtig ist. Der Fußweg vom Parkplatz beträgt allerdings nur 500 Meter. So wird der Weg zur Burg bereits zu einem Teil des Abenteuers.

Gedenkstätte Buchenwald: Mahnende Erinnerungen

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Ein Besuch der Gedenkstätte Buchenwald ist ebenfalls ein spannendes Exkursionsziel und eine tiefgründige Begegnung mit der Geschichte. Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager Deutschlands und wurde zwischen 1937 und 1945 als Haftstätte zur Zwangsarbeit betrieben. Bis heute ist es ein Symbol für die Terrorherrschaft des Nationalsozialismus und erinnert zugleich an den selbstorganisierten Widerstand der Gefangenen, die sich mit vielfältigen Aktionen gegen die Herrschaft der Nationalsozialisten wehrten.

Die Gedenkstätte bietet eine große Palette an verschiedenen Angeboten, darunter geführte Rundgänge mit einführenden Gesprächen, Studientage mit Tagesprojekten und mehrtägige Seminare. Es stehen auch Online-Bildungsangebote zur Verfügung, die flexibel in die Schulstunden eingebaut werden können. Neben den geführten Rundgängen und den Museen, die zusätzlich etwa eine Stunde in Anspruch nehmen, könnt ihr zwischen verschiedenen Workshops wählen. Für einen intensiven Studientag solltet ihr mindestens sechs Stunden einplanen, es besteht aber auch die Möglichkeit, für zwei bis sieben Tage vor Ort zu übernachten, um das Erlebnis zu vertiefen.

Eine Exkursion zur Gedenkstätte Buchenwald könnt ihr für verschiedene Fächer nutzen. Besonders eignet sich ein Ausflug im Geschichtsunterricht, da der Besuch einen einzigartigen Einblick in die Zeit des Nationalsozialismus bietet und das Verständnis für historische Ereignisse fördert. Bei einem Besuch solltet ihr die angemessene Vor- und Nachbereitung nicht unterschätzen, um Schüler:innen auf die emotionalen Herausforderungen vorzubereiten. Auf der Webseite werden euch dazu Materialien zur Verfügung gestellt, um diese Prozesse zu unterstützen und die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus zu einer nachhaltigen Bildungserfahrung zu machen. 

Das Besondere an der Gedenkstätte ist, dass sie sowohl selbstständig besichtigt als auch mit einem Rundgang erkundet werden kann. Unterstützende Apps und Broschüren helfen dabei, die historischen Ereignisse besser zu verstehen. Es gibt Ausstellungen und einen kostenlosen Einführungskurs von 30 Minuten. Der Besuch der Gedenkstätte sowie der Ausstellungen ist kostenfrei, lediglich für zusätzliche Bildungsangebote ist eine Gebühr erforderlich.

Ihr könnt die Gedenkstätte bequem mit der Buslinie 6 vom Goetheplatz in Weimar oder dem Hauptbahnhof erreichen, wobei die Fahrtzeit etwa 20 Minuten beträgt. Um sicherzustellen, dass die Linienbusse nicht überlaufen sind, bietet die Gedenkstätte Schulen die Option, den städtischen Verkehrsbetrieb vorab zu informieren und zusätzliche Busse einzusetzen. Dies gewährleistet einen besonnenen und reibungslosen Besuch, bei dem die ernste Thematik angemessen behandelt werden kann.

Zeiss-Planetarium Jena: Eine Reise durch die Sterne

(Quelle: Zeiss-Planetarium Jena)

Das Zeiss-Planetarium ist das älteste seiner Art weltweit. Es wurde bereits 1926 eröffnet, nachdem das Unternehmen Carl Zeiss ein Gerät entwickelte, um den Sternenhimmel zu projizieren. Noch immer in Betrieb, wird hier das Lernen zu einer kosmischen Reise, bei der eure Schüler:innen die Sterne, Planeten und die unendlichen Weiten des Universums entdecken können.

Das Planetarium bietet verschiedene Bildungsprogramme an. In Unser Weltall werden euch zum Beispiel Sternenbilder, Planeten und unsere gesamte kosmische Umgebung gezeigt und auf leicht verständliche Art erklärt. In dem Programm Planeten hingegen können sich eure Schüler.innen selbst wie Astronauten fühlen und die Landschaften und Naturwunder der verschiedenen Planeten hautnah erleben. Insgesamt stehen euch elf faszinierende Programme zur Verfügung, aus denen ihr wählen könnt. Besonders beeindruckend ist, dass der Sternenhimmel direkt an die Kuppel des Gebäudes projiziert wird, was die Vorstellung zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.

Das Planetarium bietet eine ideale Exkursionsmöglichkeit für euren Physikunterricht. Hier können eure Schüler:innen grundlegende Konzepte der Optik und Lichtlehre erleben, die Bewegung von Planeten und Sternen im Kontext der Mechanik erforschen und ein Verständnis für astronomische Phänomene sowie die Struktur des Weltraums entwickeln.

Für Schulklassen gibt es ermäßigte Gruppenpreise, bei denen jede 16. Eintrittskarte frei ist, sodass Lehrer:innen die Vorstellung kostenlos besuchen können. Es besteht außerdem die Möglichkeit, einen exklusiven Vortrag über die Technik und Geschichte des Planetariums dazu zu buchen. Sollte euch ein Programm besonders interessieren, zeitlich jedoch nicht möglich sein, könnt ihr euch ab einer Gruppengröße von 20 Personen das gewünschte Programm auch anlegen lassen. 

Die Anfahrt gestaltet sich bequem mit zahlreichen Parkplätzen in der Nähe und einer guten Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel. Der zentrale Bahnhof Teichgraben ist nur zehn Minuten Fußweg entfernt.

Biosphärenreservat Thüringer Wald: Natur hautnah erleben

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Taucht ein in die beeindruckende Natur des UNESCO-Biosphärenreservats Thüringer Wald, das seit über 40 Jahren mit seinen weiten Wäldern, klaren Bächen und blütenreichen Wiesen einen Ort der Entschleunigung, Stille und besondere Naturmomente bietet. Das Biosphärenreservat ist Teil des weltweiten Netzwerks der UNESCO-Biosphärenreservate, zu dem auch die Rocky Mountains in den USA oder der Sambesi-Fluss in Simbabwe zählen und ein beeindruckendes Ziel für eure nächste Exkursion mit euren Schüler:innen!

Verschiedene Angebote ermöglichen es eurer Klasse, die Natur vor der eigenen Haustür intensiv zu erleben und sich für eine vielfältige und nachhaltige Umwelt einzusetzen. Das Biosphärenreservat bietet dazu verschiedene Lernorte an. Ein Beispiel ist der Lernort Natur, der in verschiedene Themen, wie Bach, Wald, Wiese und Moor unterteilt ist.  Zum Thema Bach können eure Schüler:innen beispielsweise am Bergbach Sinneserfahrungen sammeln, die Untergrundbeschaffenheit und Strukturen erkunden und Bachtiere und Pflanzen bestimmen. Dieses Modul nimmt etwa drei Stunden in Anspruch. Die jeweiligen Bildungsprogramme für die einzelnen Themen stehen euch auf der Webseite zum Download zur Verfügung.

Der Lernort Infozentrum dient als idealer Ausgangspunkt für Schulausflüge, bietet interaktive Ausstellungen und ermöglicht einen umfassenden Einblick in die Welt der Wälder, Moore, Wiesen und Bäche des Biosphärenreservats. Die Ranger stehen bereit, um gemeinsam mit Schulklassen die Verbindung der Region zur UNESCO zu entdecken und Einblicke in laufende Projekte mit Modellcharakter zu geben.

Die Exkursion in den Thüringer Wald könnt ihr zum Beispiel für den Biologieunterricht nutzen. Eure Schüler:innen können aktiv die Artenvielfalt in den Wäldern, Bächen und Wiesen erforschen. Durch die Bestimmung von Tieren und Pflanzen entwickeln sie ein tieferes Verständnis für ökologische Zusammenhänge und erleben die Vielfalt der Natur hautnah. Die Exkursion eignet sich aber auch für den Geografieunterricht: Eure Schüler:innen haben die Möglichkeit, Landschaftsstrukturen zu erkunden und das Biosphärenreservat in globale Umweltschutzkontexte einzuordnen. 

Die Anreise ist dank der zentralen Lage des Biosphärenreservates und der guten Erreichbarkeit über den ICE-Knoten Erfurt überregional möglich. Ein tägliches umfangreiches ÖPNV-Netz in der Region sowie der RennsteigShuttle an Wochenenden und Feiertagen und eine direkte Zugverbindung von Erfurt über Ilmenau zum Bahnhof Rennsteig, machen die Anreise unkompliziert und bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Natur und Kultur dieser einzigartigen Region zu entdecken

Ihr seht, Thüringen hat einiges an interessanten Ziele zu bieten. Neben eindrucksvollen Burgen und Wäldern, habt ihr auch die Möglichkeit, spannende Museen zu erforschen, in denen ihr nicht nur Schilder lesen müsst.

Waren interessante Ziele für euch dabei? Wenn ihr an Exkursionen außerhalb Thüringens interessiert seid, könnt ihr auch gerne bei unseren anderen Artikel vorbeischauen!

Zu wenig Lehrer, gestresste Schüler: Alarmierende Bestandsaufnahme des Philologentags in Niedersachsen
Der Philologenverband Niedersachsen formulierte am Philologentag am vergangenen Mittwoch Kernforderungen bezüglich der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften sowie der sich allgemein verschlechternden Situation an allen Schularten.
Von
Maria Ivanov
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December 2023
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Hannover. Der Vorsitzende des Philologenverbands Niedersachsen, Christoph Rabbow, äußert sich besorgt über aktuell wachsende Zahlen unbesetzter Lehrerstellen an Schulen. Grund dafür seien hauptsächlich immer wieder neu eintretende gesellschaftliche Krisen und Ausnahmezustände, wie etwa die Corona-Pandemie und diverse Kriege. Es brauche daher “eine Entlastung der Pädagogen von Bürokratie, mehr Gesundheitsbildung für Schülerinnen und Schüler sowie größere Anstrengungen zur Gewinnung angehender Lehrerinnen und Lehrer”, erklärte Rabbow gegenüber der dpa.

Träger der Philologentags: der Philologenverband Niedersachsen. (Quelle: Homepage)

Im Rahmen des Philologentags haben sich vergangenen Mittwoch wichtige Akteure der niedersächsischen Bildungslandschaft unter dem Motto “Mit Entlastung und Wertschätzung gesunde Schule gestalten” versammelt, um die aktuelle Lage und Perspektiven von  Lehrerkräften und Schule  zu diskutieren. Dort wurden insgesamt vier Resolutionen aufgestellt, die “die aktuellsten Themen und drängendsten Probleme an den Schulen abbilden”, wie der zugehörigen Pressemeldung des Philologenverbands selbst entnommen werden kann.

Zu den festgehaltenen Problemen im Schulalltag zähle vor allem Personalmangel, der erhöhten Druck bei den verbleibenden Lehrkräften bewirke, so zu einem hohen Krankenstand führe und daher den ursprünglichen Personalmangel noch weiter verschlimmere. Hinzu kommen Abgänge von Lehrer:innen, die sich Jobs in der freien Wirtschaft suchen. Der Verbandsvorsitzende hält fest: “Lehrkräfte ergreifen die Flucht. Das beobachten wir zunehmend”, so Rabbow.  Der Mangel an Lehrkräften führe wiederum dazu, dass beispielsweise die naturwissenschaftlichen Fächer in Niedersachsen zu einem einzigen zusammengefasst werden müssen: dem Fach “NaWi”. Niedersächsische Unternehmen berichten als Folge des ausbleibenden bzw. unzureichenden Chemieunterrichts bereits davon, dass beispielsweise Betriebe aus der chemischen Industrie weniger Nachwuchs fänden, weil das Interesse speziell für Chemie nicht in der Schule geweckt werde. 

Konkrete Zahlen zur Unterrichtsversorgung des aktuellen Schuljahres liegen noch nicht vor, im September 2022 sei der Wert jedoch bereits so niedrig gewesen wie noch nie, nämlich bei nur 96,3 Prozent.

Weitere alarmierende Tendenzen an Schulen seien wachsende Zahlen an Kindern und Jugendlichen, die durch extremen Stress unter mentalen Problemen leiden: Krankenkassen melden steigende Fallzahlen für Depressionen, Angst- und Essstörungen unter Jugendlichen, vor allem Mädchen seien davon betroffen. Außerdem wurde kritisiert, dass es kein zusätzliches Personal für geflüchtete Schüler:innen gebe. Rabbow stellt klar: “Wir machen das gerne, aber es ist ein zusätzlicher Aufwand".

Neben wachsender Anerkennung für die Arbeit von Lehrer:innen wurden vor allem auch konkrete Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen gefordert, die aus Sicht des Philologenverbands jedoch nicht den erwünschten Anklang finden konnten: “Die inhaltlichen Diskussionen und Appelle machten deutlich, dass insbesondere die Bestrebungen der Landesregierung die Schulstruktur langfristig zu verändern auf klare Ablehnung stoßen”, ziehen sie in ihrer Pressemeldung zum Philologentag Bilanz.