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Das Startchancen-Programm von Bund und Ländern wird Kommunen und Schulen vor große Herausforderungen  stellen: 20 Milliarden Euro sollen von 2024 bis 2035 zielgerichtet, perspektivisch und bedarfsgerecht vor Ort  eingesetzt werden. Die Gründerin und Geschäftsführerin des sozialen Familienunternehmens »mizufa – Mission  Zukunft für alle«, Dr. Anne Werz, startet daher als Non-Profit-Initiative das »Bündnis Startchancen-Schulen«.  Sie lädt Bundes-, Landes- und Berufsverbände aus Bildung, Handwerk, Kultur, Wirtschaft und Industrie,  regionale und überregionale Vereine, Unternehmen, Gewerbe sowie Einzelpersonen vor Ort ein, ihre jeweiligen  Angebote, die zur Realisierung des Startchancen-Programmes dienen, auf der Informationsplattform  www.startchancen-schulen.de bekannt zu machen. Ziel ist es, dass die öffentlichen Träger und Schulen Ideen  und konkrete Handlungsoptionen aufgezeigt bekommen, wie und wer sie bei baulichen, personellen und  sonstigen Maßnahmen unterstützen kann. 

21. Februar 2024 

Das Startchancen-Programm – Es ist das größte bildungspolitische Programm in der Geschichte der  Bundesrepublik Deutschland: von 2024 bis 2034 werden von Bund und Ländern 20 Milliarden Euro investiert;  gefördert werden 4.000 Schulen im sozialen Brennpunkt; 1 Million Schülerinnen und Schüler werden profitieren. 

4.000 Schulen werden vom »Bündnis Startchancen-Schulen« profitieren. Alle Startchancen-Schulen, die im  Frühsommer 2024 bekannt gegeben werden, werden vor der Herausforderung stehen, die Fördermaßnahmen des  Startchancen-Programms umsetzen zu müssen. Schulleitungen und Kollegien haben meist bereits ihre  Belastungsgrenze überschritten und benötigen aktive Unterstützung bei einer nachhaltigen Realisierung der  Förderung.  

Es braucht den gemeinsamen Schulterschluss: Ministerien, Kommunen und Schulen sowie Unternehmen,  Einzelpersonen, Bildungseinrichtungen, Vereine und Betriebe müssen vor Ort (!) kooperieren und sich in einem  ersten Schritt finden. Hierfür müssen öffentliche Träger und Schulen ein Angebot aufgezeigt bekommen, wie und  wer sie in den verschiedenen Fördersäulen des Startchancen-Programms unterstützen kann. 

Informationsplattform mit Angeboten zu den verschiedenen Fördersäulen. Auf www.startchancen-schulen.de werden ab Juni/Juli 2024 Schulen, Kommunen und Ministerien Ideen und zugleich Kooperationspartner finden  können, die zur jeweiligen Schule und ihren Bedarfen passen können. Die verschiedenen Angebote werden von  den Mitgliedern des »Bündnisses Startchancen-Schulen« nach den Fördersäulen I–III kategorisiert und auf der  Informationsplattform so gegliedert sein. 

Aufruf an Verbände, Vereine, Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Einzelpersonen. Ob Spitzenverbände,  Vereine, Unternehmen oder Einzelpersonen – alle, die sich im Bereich der schulischen Bildung dafür einsetzen,  dass Schulen Orte der Bildung und Chancengerechtigkeit werden, können dem Bündnis kostenlos beitreten, um  auf der Informationsplattform über ihre Angebote zu informieren. Egal ob der deutschlandweit wirkende Verband  für Musikschulen, der auf Landesebene agierende Inklusionsverein, das regionale Nachhilfe-Institut oder die  Logopädin im benachbarten Stadtteil – für das Startchancen-Programm sollen Kräfte gebündelt und Vernetzung  geschaffen werden.  

Gründerin und Geschäftsführerin Dr. Anne Werz: „Das »Bündnis Startchancen-Schulen« vernetzt, macht Bildung  zum gesamtgesellschaftlichen Auftrag und trägt dazu bei, dass die 20 Milliarden Euro dort ankommen, wo sie  gebraucht werden: bei den Schülerinnen und Schülern der Startchancen-Schulen. Ich lade alle ein, die sich für  Teilhabe und Bildung engagieren und einsetzen, dass wir gemeinsam daran arbeiten, Zukunft für alle zu  ermöglichen.“  

Mehr Infos  

Wer über das »Bündnis Startchancen-Schulen« seine Angebote aufzeigen will, kann sich unter folgendem Link  registrieren: https://startchancen-schule.de/registrierung/. Ein Gremium befindet über die Aufnahme in das  Bündnis. 

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Berlin/Hanau, 20. Februar 2024 – Heute startet die Bewerbungsphase für den „Deutschen  Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ“ 2024 anlässlich der Bildungsmesse didacta in Köln.  Gesucht werden engagierte Lehrkräfte, Lehrkräfte-Teams und vorbildliche Schulleitungen aller deutschen Schulformen (auch im Ausland). Von heute an können Schülerinnen und Schüler der  Abschlussjahrgänge 2023/2024, Lehrkräfte-Teams und Kollegien ihre Vorschläge bzw. Bewerbungen unter www.lehrkraeftepreis.de bis zum 15.09.2024 einreichen. 

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes: „Es  ist uns ein besonderes Anliegen und eine große Freude in der 15. Wettbewerbsrunde des  Deutschen Lehrkräftepreises ausgezeichnete Lehrkräfte, innovative Unterrichtskonzepte sowie  vorbildliche Schulleitungen prämieren zu können – stellvertretend für viele Tausend andere hoch  engagierte Lehrkräfte. Damit würdigen wir nicht nur ihr herausragendes Engagement, wir  honorieren auch den enormen gesellschaftlichen Beitrag von Lehrkräften und Schulleitungen.  Sie eröffnen den Schülerinnen und Schülern dieses Landes kontinuierlich fachliche Expertise,  neue Wege und Perspektiven, sie sensibilisieren sie auch für die drängenden Fragen und  Herausforderungen der Gegenwart, prägen sie in der Ausgestaltung ihrer Lebensentwürfe und  Wertvorstellungen und wappnen sie somit nicht zuletzt für die Zukunft.“ 

Alexandra Heraeus, Vorstandsvorsitzende der Heraeus Bildungsstiftung: „Mit dem Deutschen  Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ zeigen wir, was Lehrkräfte und Schulleitungen täglich  leisten, welche Kompetenz und Kreativität in der Schule stecken und wo es leuchtende Modelle  und Beispiele zur Orientierung gibt. Wir stärken damit die großartigen Persönlichkeiten in der Schule – Lehrkräfte und Schulleitungen von der Grundschule über das Gymnasium bis hin zu  beruflichen Schulen.“ 

DIE WETTBEWERBSKATEGORIEN 

In der Kategorie „Ausgezeichnete Lehrkräfte“ sind Schülerinnen und Schüler der Abschlussjahrgänge 2023/2024 an weiterführenden Schulen aufgerufen, besonders engagierte und von  ihnen geschätzte Lehrkräfte vorzuschlagen, die sich für ein verantwortungsvolles Miteinander in  der Schule einsetzen. Für die Kategorie „Unterricht innovativ“ des Wettbewerbs können Lehrkräfte aus dem Sekundarbereich deutscher Schulen (auch im Ausland), die fächerübergreifend  unterrichten und im Team zusammenarbeiten, ihre zukunftsweisenden Projekte einreichen. Die  Kategorie „Vorbildliche Schulleitung“ bietet Kollegien die Möglichkeit, ihre engagierten Schulleitungen zu nominieren. 

DIE SONDERPREISE 

Der Sonderpreis „Umwelt und Nachhaltigkeit“, gestiftet vom langjährigen Wettbewerbspartner  Cornelsen Verlag, zeichnet Unterrichtsprojekte, Lehrkräfte oder Schulleitungen aus, die sich  besonders für Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Schule einsetzen. Die Kriterien dafür sind: Implementierung eines Themenschwerpunkts „Nachhaltigkeit, Umwelt und Klimaschutz“ mit außerschulischen Kooperationen, innovativen Ansätzen, Interdisziplinarität, Partizipation sowie  Übertragbarkeit in die Praxis. 

Der Sonderpreis „Kulturelle Bildung“, vergeben von der PwC-Stiftung, zeichnet Kooperationsprojekte von Schulen mit Kultureinrichtungen aus, die sich nicht in der Teilnahme von Schulklassen an Kulturveranstaltungen erschöpfen, sondern auf eine systematische und multiperspektivische Beschäftigung mit kulturästhetischen Fragestellungen abzielen. Die Auswahlkriterien lauten: Außerschulischer Lernort, kulturelles Erbe und kulturelle Vielfalt, Persönlichkeitsbildung, innovative Vermittlung, Partizipation und Interdisziplinarität. 

Die Jury der Wettbewerbsrunde 2024 

Über die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger des „Deutschen Lehrkräftepreises – Unterricht innovativ“ entscheidet nach einer intensiven Gutachterphase eine hochkarätig  besetzte Jury unter Vorsitz von Prof. Dr. David-S. Di Fuccia (Universität Kassel). Die Preisgelder  im Wert von rund 60.000 Euro (inkl. Teilnahme an einem jährlichen Exzellenzcamp) sind  zweckgebunden und sollen für Projekte im Unterricht verwendet werden. Darüber hinaus werden  alle Preisträgerinnen und Preisträger Alumni eines Exzellenz-Netzwerks. 

Neben dem Vorsitzenden Prof. Dr. David-S. Di Fuccia und vier Vertretungen aus der  Schülerschaft sind als Juroren vorgesehen: Florence Brokowski-Shekete, Fachbereichsleiterin  Sekundarstufe 1 am Staatlichen Schulamt Mannheim und Mitglied des Hochschulrates der  Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd; Prof. Dr. Kathrin Fussangel, Professorin für  Empirische Schulforschung an der Bergischen Universität Wuppertal, Institut für  Bildungsforschung (IfB); die Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2024 Christine Streichert-Clivot, Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes; Peter Haase, Schulleiter in Bremen  a.D.; Christine Hauck, Geschäftsführerin Didaktik & Content Cornelsen Verlag; Prof. Dr. Roland  Kaehlbrandt, Sachbuchautor, Sprachwissenschaftler und Honorarprofessor an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft; Prof. Dr. Dr. h.c. Eckhard Klieme, Research Fellow DIPF  | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation Frankfurt/Main; Andrej  Priboschek, Herausgeber von news4teachers; Julia Röhrich, Programmleitung Lernen &  Partizipation der Schöpflin Stiftung; Lutz Roschker, Vorstand PwC-Stiftung; Sylvia Ruppel,  Leiterin des Staatlichen Schulamts Hanau a.D.; Martin Spiewak, Mitglied der Redaktion Wissen  der Wochenzeitung DIE ZEIT. Darüber hinaus vertreten Martin Fugmann, Vorstand der Heraeus  Bildungsstiftung, sowie Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen  Philologenverbandes, die Träger des Wettbewerbs. 

Die Träger des Wettbewerbs, der Deutsche Philologenverband und die Heraeus Bildungsstiftung, wollen mit der Auszeichnung die Leistungen von Lehrkräften und Schulleitungen würdigen und in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rücken. Förderpartner der  Wettbewerbsrunde 2024 sind der Cornelsen Verlag, die PwC-Stiftung und die Schöpflin  Stiftung. Die Preisverleihung für die Wettbewerbsrunde 2023 findet am 29.04.2024 in Berlin  statt.

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Dobry dźeń! – Nah, erkennt ihr die Sprache? Falls ihr an Tschechisch oder Polnisch dachtet, liegt ihr gar nicht so falsch. Sorbisch ist allerdings eine eigene Sprache, die zu den autochthonen Minderheitensprachen in Deutschland gehört. Verwandt ist sie mit anderen slawischen Sprachen wie Tschechisch, Polnisch und Slowakisch. Der Fortbestand dieser einzigartigen Sprache und damit auch der ganzen sorbischen Kultur ist allerdings gefährdet. Immer weniger Menschen haben Sorbisch als ihre Muttersprache und an Schulen wird das Vermitteln der sorbischen Sprache durch Probleme wie den Lehrkräftemangel zunehmend schwieriger. Zum Tag der Muttersprache wollen wir einen Blick auf die sorbische Sprache werfen, wie und wo sie heute noch gesprochen wird und wie versucht wird, diese besondere Sprache mit all ihrer Geschichte und Kultur an die nächsten Generationen weiterzugeben und zu bewahren.

Wo kommt die Sprache her?

Sorben gehören zur slawischen Völkergemeinschaft. Vor rund 1.500 Jahren kamen slawische Stämme im Zuge der slawischen Völkerwanderung nach Mitteleuropa und besiedelten unter anderem den gesamten heutigen Osten Deutschlands. Die heutigen Sorben sind die Nachfahren der Stämme der Lusitzi und Milzener, die sich vor allem im Gebiet der Niederlausitz bzw. der Oberlausitz niederließen. Über Jahrhunderte hinweg haben die Sorben es geschafft, ihre Sprache und Kultur zu bewahren. Und das, obwohl sie in ihrer Vergangenheit viele Hindernisse überwinden mussten. Im 10. Jahrhundert verringerte sich durch Germanisierung, also die Verbreitung der germanischen Kultur und Sprache, das Siedlungsgebiet der Sorben erheblich. Darunter litt auch die Sprache, die durch viele Einwanderer aus anderen Gebieten immer weniger gesprochen wurde. Auch in der Weimarer Republik und im Dritten Reich wurde die sorbische Bevölkerung durch Sprachverbote und Einschränkungen öffentlicher sorbischer Veranstaltungen, wie Gottesdienste und Vereine, weiter zurückgedrängt. In der DDR wurde die Eigenständigkeit der Sorben im kulturellen, schulischen und wissenschaftlichen Bereich dann wieder gefördert, z.B. durch zweisprachige Orts- und Straßenschilder. Die Industrialisierung in der Lausitz führte jedoch zu vielen deutschsprachigen Zuwanderern, wodurch die Sorben in der Region bald in der Minderheit waren. Seit der deutschen Wiedervereinigung gewährleisten das brandenburgische Sorben/Wenden-Gesetz von 1994 sowie das sächsische Sorbengesetz von 1999 dem sorbischen Volk und ihrer Kultur einen besonderen Schutz und Förderung.

Die sorbische Sprache heute 

Heute leben die Sorben ausschließlich in der Oberlausitz (Sachsen) und der Niederlausitz (Brandenburg). Es gibt noch etwa 50.000 bis 60.000 Angehörige des sorbischen Volkes, davon leben ein Drittel in Brandenburg und zwei Drittel in Sachsen. Neben dem Begriff “Sorben” wird manchmal noch der Begriff “Wenden” als Bezeichnung verwendet. Dieser geht auf römische Geschichtsschreiber zurück, die unbekannte Stämme im Osten mit dem Begriff “Veneti“ bezeichneten, woraus später im Deutschen der Begriff “Wenden“ wurde. In der Oberlausitz wird der Begriff eher als abwertend befunden und wird nur selten als Selbstbezeichnung gebraucht. Sich selbst nennen Sorben in ihrer Muttersprache lieber “Serby”. 

Es gibt zwei sorbische Sprachen: Obersorbisch (hornjoserbšćina) und Niedersorbisch (dolnoserbšćina), mit vielen Dialekten. Die Grenze der Sprachgebiete verläuft etwa an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen. Das Sorbische gehört zu den westslawischen Sprachen und wird von rund 20.000 bis 30.000 Sorben noch aktiv gesprochen. Das Obersorbische ist dem Tschechischen und Slowakischen näher, während das Niedersorbische dem Polnischen ähnlicher ist. Wobei das Obersorbische von viel mehr Menschen noch aktiv gesprochen wird. In der Niederlausitz wird Niedersorbisch als “Sorbisch/Wendisch” bezeichnet, da dort der deutsche Name “Sorbsich” von der älteren Bevölkerung eher abgelehnt wird und “Wendisch” mehr Gebrauch findet.

(Quelle: Wiki Commons)

In der Lausitz ist das Sorbische aus dem Alltag nicht wegzudenken. Straßenschilder, Gebäudeschriftzüge und Tafeln sind in der Regel zweisprachig auf Deutsch und Sorbisch. Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung der sorbischen Kultur. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) produziert mit einem Team von über 30 Mitarbeiter:innen aus dem MDR-Studio in Bautzen ein obersorbisches Radio- und Fernsehprogramm. Das Radio Berlin-Brandenburg (RBB) sendet wöchentlich elfeinhalb Stunden lang ein niedersorbisches Radioprogramm aus dem RBB-Studio Cottbus. Auch im Fernsehen wird einmal im Monat für 30 Minuten die sorbische Nachrichtensendung "Wuhladko", was so viel heißt wie “Ausblick”, gezeigt. 

Die sorbische Sprache ist gefährdet

Seit 1999 werden das Obersorbische und das Niedersorbische offiziell als eigenständige Sprachen anerkannt, dank der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen. Trotzdem gelten die Sprachen als gefährdete Sprache (Obersorbisch) und als ernsthaft gefährdete Sprache (Niedersorbisch). Niedersorbisch ist eine der bedrohtesten Sprachen in der EU und steht kurz vor dem Aussterben. Im Alltag wird dem Sorbischen immer weniger Bedeutung zugeschrieben. Selbst in Regionen, in denen überwiegend Sorben leben, würde vieles nur auf Deutsch sein, wie Julian Nitzsche, Mitglied im Rat für sorbische Angelegenheiten, letztes Jahr vor dem Sächsischen Landtag betonte. Er fordert mehr Repräsentation, auch in anderen alltäglichen Situationen, wie Bahndurchsagen, Hinweisschildern und Behörden. Nicht zuletzt, weil es dadurch auch einfacher wäre, jungen Menschen die Relevanz der Sprache zu vermitteln. Besonders in den Medien sei eine Repräsentation wichtig. Die jetzigen Programme sieht er als zu wenig an.

Auch das Problem des Lehrkräftemangels ist an sorbischsprachigen Schulen zu spüren. Zwar wird versucht, Lehrkräfte aus dem Ausland zu gewinnen, jedoch müsse die Attraktivität des Berufs hier gesteigert werden, wie Petra Čagalj Sejdi (Bündnis 90/Die Grünen) vor dem sächsischen Landtag plädiert. Besonders die bürokratischen Hürden würden verhindern, dass Lehrkräfte an sorbische Schulen kämen, so Čagalj Sejdi. Auch die Landesregierung müsse mehr für die Unterstützung der Sprache, aber auch der Kultur als Ganzes tun. Sie sei auch Teil der sächsischen Kultur und würde diese bereichern. Čagalj Sejdi fordert deshalb eine Ausweitung der Förderung über das Siedlungsgebiet hinaus, da viele Sorben auch in Großstädten wie Leipzig, Dresden oder Chemnitz wohnen.

Sorbisch in der Schule

Umso wichtiger sind Verbände und Organisationen, die sich für die Weiterführung und Verbreitung der sorbischen Sprache engagieren. 1998 hat der Sorbische Schulverein e. V. (SVV), der unter dem Dachverband Domowina agiert, das Projekt WITAJ (sorbisch für Willkommen) ins Leben gerufen, mit dem Ziel, von der KITA bis zum Abitur eine zweisprachige Erziehung und Bildung zu ermöglichen. Dafür stellt das Programm Unterrichtsmaterialien sowie Lernkonzepte bereit und fördert Konzepte für den Erhalt der sorbischen Sprache und Kultur. Das Projekt hat zwei Sprachzentren eröffnet, eines in Bautzen für Obersorbisch und eines in Cottbus für Niedersorbisch.

Die Erlernung und Förderung der Sprache, sowohl für Muttersprachler als auch für sorbische Familien ohne Sprachkenntnisse, ist sogar im Gesetz der Länder festgehalten. Nach §5 des Brandenburgischen Schulgesetz und im sächsischen Schulgesetz nach §2 muss Kindern, die oder deren Eltern es wünschen, die sorbische Sprache zu erlernen, die Möglichkeit dafür gegeben werden und Fächer zweisprachig oder ganz in Sorbisch angeboten werden.

(Quelle: Witaj - Sprachzentrum)

Im sorbischen Siedlungsgebiet Sachsens sind daher Schulen mit zweisprachigem Unterricht ganz normal, also in denen sowohl auf Deutsch als auch auf Sorbisch unterrichtet wird. Daneben gibt es auch Schulen, an denen Sorbisch als Zweitsprache gelehrt wird. Manchmal werden ausgewählte Fächer sogar von zwei Lehrkräften unterrichtet. Das Projekt WITAJ hat dafür das Konzept 2plus, also “2” für die Sprachen Deutsch und Sorbisch und “plus” für weitere Fremdsprachen, entwickelt. Dabei sollen Schüler:innen nicht nur besser das Sprechen und Schreiben beider Sprachen lernen, sondern durch das deutsch-sorbisch geprägte Schulleben auch Toleranz und Verständnis gegenüber anderen Kulturen erfahren. Das wird in Sachsen an neun Grundschulen, sechs Oberschulen und einem Gymnasium gelehrt. Außerdem stehen in allen sächsischen Schulen sorbische Kultur und Geschichte auf dem Lehrplan. Auch schon in der Kita soll die Zweisprachigkeit gefördert werden, indem die Kinder sorbische Kitas, die ebenfalls von der Witaj eingeführt wurden, besuchen. Dadurch kommen die Schüler:innen früh intensiv mit Mehrsprachigkeit in Kontakt.

Auch im Siedlungsgebiet der Niederlausitz in Brandenburg fördert das Witaj mit dem Sprachzentrum in Cottbus den zweisprachigen Unterricht. An sechs Grundschulen, einer Oberschule und einem Gymnasium wird neben dem Deutschen teilweise oder vollständig in mindestens zwei Fächern auf Sorbisch/Wendisch gelernt. Auch hier wird in vielen Schulen außerhalb des Sprachgebiets Sorbisch/Wendisch als Fremdsprache und in Arbeitsgemeinschaften angeboten.

Beide Sprachzentren bieten in Bautzen und Cottbus auch sorbische Internate, in denen Kinder von der 5. bis zur 12. Klasse in einem sorbischen Umfeld lernen und leben können. Da die sorbischen Gymnasien nur in Innenstädten vorhanden sind, und viele Sorben in ländlichen Gegenden leben, sollen die Internate ein Zuhause bieten, in denen Schüler:innen das Sorbische in einem natürlichen Umfeld erleben können. Das Internat bietet auch Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen, damit die Schüler:innen aktiv in der sorbischen Gemeinschaft mitwirken und die Traditionen erfahren können.

Um eine gute Vermittlung der sorbischen Sprache zu gewährleisten, gibt es an der Universität Leipzig sogar den Studiengang Sorabistik. Er bildet nicht nur Lehrer:innen aus, sondern bringt auch Expert:innen für sorbische Kultur und Geschichte hervor. Diese Fachkräfte sind in verschiedenen Bereichen unverzichtbar. In sorbischen Medien können sie dazu beitragen, dass die Sprache präsent bleibt und neue Generationen von Sorbischsprachigen inspiriert. In Museen und Forschungsinstituten sorgen sie dafür, das kulturelle Erbe der Sorben zu bewahren und zu erforschen. Zudem können sie in sorbischen Organisationen und Behörden eine wichtige Rolle dabei spielen, die Interessen der sorbischen Gemeinschaft zu vertreten und den Erhalt der Sprache auf politischer Ebene zu unterstützen. Dadurch wird der Erhalt der Sprache gesichert, was letztendlich entscheidend ist, um die gesamte Kultur und Identität der sorbischen Bevölkerung zu bewahren.

Habt ihr schon Erfahrungen mit dem Sorbischen gemacht oder sprecht vielleicht selbst Sorbisch? Schreibt es uns in die Kommentare.

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Berlin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) wagt derzeit einen weiteren Vorstoß für mehr Mitspracherecht des Bundes in der Bildungspolitik. Dies könne ein möglicher Weg sein, die Bildung in Deutschland zu verbessern, so die Ministerin. Vor allem bei der Digitalisierung sehe sie durch eine veränderte Bildungspolitik großes Potenzial. "Wir brauchen mehr Tempo bei der Bildung. Bisher kann der Bund dabei immer nur in begrenztem Umfang mit allen Ländern zusammenarbeiten", sagte die FDP-Politikerin der Rheinischen Post.

Derzeit darf der Bund nur in Technik in den Schulen investieren. “Aber ein Gerät allein macht Unterricht noch nicht digital. Es wäre besser, wenn der Bund im Sinne einer nachhaltigen Wirksamkeit mehr mitreden könnte”, sagte sie im Interview. Indem sie diese Debatte rund um den Bildungsföderalismus wieder anschiebt, stellt sie sich in eine lange Tradition von Bildungsminister:innen, die das seit Jahrzehnten immer wieder versuchen. So startete etwa auch ihre Vorgängerin Anja Karliczek (CDU) vergeblich mehrere Anläufe, um das Bildungssystem in eine entsprechende Richtung zu verändern. 

Stark-Watzinger sieht allerdings den ganz aktuellen, dringenden Handlungsbedarf für eine Reform des Bildungssystems hin zu mehr Mitspracherecht des Bundes. Hintergrund sind zum Beispiel die schlechten Ergebnisse aus der letzten Pisa-Studie oder dem ICB-Bildungstrend. Außerdem sehe die Ministerin auch einen Wunsch danach in der Gesellschaft: "Die Umfragen sind eindeutig: Die Menschen wollen ein einheitlicheres Bildungssystem in unserem Land.”

In eine ähnliche Kerbe schlägt der kürzlich ausgeschiedene Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD). Bei einer OECD-Veranstaltung kritisierte er diverse aktuelle Probleme im deutschen Bildungssystem und warf einigen Länder-Regierungen vor, gar nicht wirklich zu wollen, dass die Bildung für Kinder und Jugendliche besser werde. Einige Länder hätten sich aus Rabes Ministerium beraten lassen, seine Fachleute seien aber aufgrund fehlender Bereitschaft für Veränderungen zum Teil frustriert zurückgekommen. Welche Länder er genau meine, sagte er nicht. Der Hamburger Schulsenator kann sich Kritik an anderen Ländern zumindest aufgrund seiner Erfolge leisten. Rabe hatte das Amt 13 Jahre lang inne. Die Lesefähigkeiten von Hamburgs Viertklässler, waren bei den Lesefähigkeiten seit 2011 im bundesweiten Vergleich vom drittletzten auf den dritten Platz vorgerückt, in Mathe verbesserten sie sich immerhin um sechs Plätze. Einen solchen Aufstieg hat kein anderes Bundesland geschafft. Der Bildungssenator ist nun aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. 

Stark-Watzingers Forderung nach mehr Mitspracherecht des Bundes offenbart nochmal die tiefen Gräben zwischen Bund und Ländern beim Thema Bildungspolitik. Diese hatten sich zuletzt sehr deutlich beim letzten  Bildungsgipfel 2023 gezeigt. Die Bildungsminister:innen und -Senator:innen der Länder hatten der Bundesbildungsministerin damals schlechte Kommunikation und unrealistische Erwartungen vorgeworfen. Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte damals, der Bund solle sich in die Angelegenheiten der Länder nicht einmischen und sie in Ruhe arbeiten lassen. Trotz großer Zustimmung in der Bevölkerung für Stark-Watzingers Forderung lässt sich derzeit kein schnelles Zusammenkommen von Bund und Ländern in der Bildungspolitik erkennen. 

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Als Europas führende Bildungsmesse bringt die didacta vom 20.-24. Februar 2024 unter dem Motto „Bildung mit Zukunft – Jetzt gestalten!“ die gesamte Bildungsbranche in Köln zusammen. Die Messe spannt den Bogen von der frühen Bildung über die schulische und außerschulische Bildung bis hin zur beruflichen Aus- und Weiterbildung/myQ-Qualifizierung. Rund 730 ausstellende Unternehmen präsentieren während der Messe eine große Vielfalt an innovativen pädagogischen Konzepten, Technologien und Dienstleistungen.

Als der größte und wichtigste Treffpunkt für Lehrkräfte, Pädagoginnen und Pädagogen, Unternehmen, Verbände, Politik und Wissenschaft fördert die didacta den direkten Austausch und Diskurs im gesamten Bildungsbereich. Mit fünf Foren, über 1.500 Vorträgen und Seminaren, die in diesem Jahr auf drei Hallen des Kölner Messegeländes verteilt sind, bietet die didacta ein vielfältiges Event- und Rahmenprogramm, das ihre Position als größter Weiterbildungskongress der Branche stärkt. Nicht nur der Didacta Verband als ideeller Träger der Messe hat hochkarätig besetzte Veranstaltungen im Angebot. Auch die ausstellenden Unternehmen bieten auf ihren Ständen und in der Speakers' Area Workshops, Panels und Vorträge zu aktuellen Themen. Das gesamte Event- und Rahmenprogramm der didacta 2024 ist auf der Messewebsite einsehbar.

Die Eröffnung durch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Hendrik Wüst am 20. Februar, um 10:00 Uhr, markiert den Beginn der fünftägigen Veranstaltung, die sowohl die wirtschaftliche als auch die gesellschaftliche Bedeutung der Bildung betont. Die Anwesenheit von Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller während der Messe unterstreicht das Engagement des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, das 2024 die Schirmherrschaft der didacta übernimmt.

Für seinen Einsatz im Bildungsbereich wird dieses Jahr Journalist, Autor und Moderator Mirko Drotschmann ausgezeichnet. Er ist auf YouTube als MrWissen2go bekannt und bringt dort Bildung und Wissen auf unterhaltsame Weise und journalistisch fundiert einer jungen Zielgruppe näher. Die Ehrung zum Bildungsbotschafter findet am 21. Februar 2024 auf der didacta statt.

Umfangreiches Event- und Rahmenprogramm mit interaktiven Sonderschauen

Verschiedene Sonderschauen rücken relevante Themen wie die Inklusionsarbeit in den Fokus und schaffen Raum, gemeinsam Ideen und Lösungen zu entwickeln. Im Rahmen der Inklusionssprechstunde vom Didacta Verband e. V. in Kooperation mit der Koelnmesse GmbH können Besuchende mit Expertinnen und Experten in den Dialog treten. In dem Vortrag „Zwischen Anspruch und Realität: Inklusion in der Schule“, berichten unterschiedliche Gäste von Erfolgen, Erfordernissen und Perspektiven dieser facettenreichen Arbeit.

Aktiv beteiligen können sich die Besucherinnen und Besucher der Bildungsmesse auch in der Sonderschau „Lernen zum Anfassen“, in dieser der Didacta Verband e. V. ein großes Spektrum an Mitmachangeboten präsentiert, die in den Schulunterricht integriert werden können und dem außerschulischen Lernen dienen.

Digitale Transformation in allen Bildungsbereichen meistern

Die Digitalisierung treibt die gesamte Bildungsbranche um. Digitale Tools und KI-basierte Anwendungen bieten große Chancen, um Fachkräfte zu entlasten. Gleichzeitig haben sie starke Auswirkungen auf administrative und finanzielle Aspekte des Bildungssektors. Die Fragestellungen und Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, werden im Zuge von Podiumsdiskussionen und Vorträgen von Vertretenden aller Bildungsbereiche auf der didacta beleuchtet.

Dazu zählt unter anderem die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zum Thema DigitalPakt Schule: „Anschluss verpasst? Wie die Digitalisierung in Schulen noch gelingen kann“. Vertretende aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sprechen darüber, wie eine erfolgreiche Digitalisierung der Schulen in Deutschland aussehen muss und wie diese umzusetzen ist.

Auch in der beruflichen Bildung ist das Thema Digitalisierung präsent. Die Gesprächsrunde zum Thema „Digitale Prüfungsvorbereitung in der beruflichen Bildung – wegweisend für andere Schularten?“ beleuchtet den aktuellen Stand und wirft einen Blick in die Zukunft.

Frühe Bildung im Wandel: Herausforderungen und Perspektiven

Im Bereich der frühen Bildung stehen Akteurinnen und Akteure ebenfalls vor Herausforderungen, insbesondere im Zuge des akuten Fachkräftemangels. Dieser belastet Kindertageseinrichtungen, sodass pädagogische Fachkräfte ihren Kernaufgaben immer weniger gerecht werden können. Dennoch herrscht eine spürbare Aufbruchsstimmung, die den Wunsch nach Erneuerung und aktiver Zukunftsgestaltung widerspiegelt. Einen ersten Einblick in diese Thematik gibt der Vortrag „Die pädagogische Fachkraft im Fokus: Ich bin – ich habe – ich kann – ich werde! - Gemeinsam Zukunft gestalten.“

Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, beleuchtet darüber hinaus im Gespräch mit weiteren Gästen das Thema „Sprachbildung und -förderung in Kitas“, welches die Fachkräfte seit zehn Jahren verstärkt begleitet.

Impulse für die schulische und außerschulische Bildung

Mit der Veröffentlichung der aktuellen PISA-Studienergebnisse zeigt sich erneut die Unabdingbarkeit und Bedeutung der didacta als Treffpunkt der Bildungsbranche - insbesondere für den schulischen und außerschulischen Bildungsbereich. Die Podiumsdiskussion „Rolltreppe abwärts? 20 Jahre nach dem PISA-Schock“ vom Didacta Verband e. V. zieht eine kritische Bilanz: Wie sehen die aktuellen Ergebnisse aus und welche Konsequenzen müssen jetzt folgen?

Die Diskussionsrunde „Ganztag in Kita und Schulen - Betreuung UND Bildung besser ausbauen“ setzt sich ebenfalls mit einer Thematik auseinander, die alle Beteiligten bereits seit mehreren Jahren umtreibt. Doch wie kann der Ausbau umgesetzt werden – finanziell und personell?

Auf der didacta finden auch akute Fragestellungen ihren Platz. Angesichts des aktuellen Nahostkrieges stehen Lehrende häufig vor der Herausforderung, den Konflikt im Unterricht zu behandeln. Der Didacta Verband e. V. stellt in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung im Vortrag „Konflikt ohne Ende? Der Nahostkonflikt als Thema der politischen Bildung“ Materialien und konkrete Beispiele vor.

Die Verknüpfung schulischer und außerschulischer Lernorte bereichert die Bildung ganzheitlich. Lehrkräfte fördern dabei den Transfer zwischen Theorie und Praxis sowie das fächerübergreifende Lernen nachhaltig. Die Diskussionsrunde „Ein Bund fürs Leben - Schulische und Außerschulische Lernorte effizient verknüpfen“, u. a. mit Jürgen Böhm, Bildungsstaatssekretär des Landes Sachsen-Anhalt, beschäftigt sich mit der stärkeren Verzahnung von schulischem und außerschulischem Lernen.

Tickets für die didacta – die Bildungsmesse 2024 sind im Ticket-Shop erhältlich.

Ideeller Träger der didacta – die Bildungsmesse ist der Didacta Verband e. V., Darmstadt.

Über die didacta

Als größte und wichtigste Bildungsmesse Europas präsentiert die didacta alle relevanten Bildungsthemen und fördert den Dialog in der Bildungswirtschaft. Die didacta bildet alle Segmente von der frühkindlichen über die schulische Bildung inklusive der außerschulischen Einrichtungen bis hin zur beruflichen Aus- und Weiterbildung ab. Damit fördert sie das lebenslange Lernen. Gleichzeitig fungiert die Messe als größte europäische Weiterbildungsveranstaltung und zentraler Branchentreffpunkt für pädagogische Fachkräfte, Bildungsanbieter, Entscheidungstragende sowie Interessierte, um gemeinsam die Zukunft der Bildung zu gestalten. Weitere Informationen dazu gibt es unter www.didacta-messe.de

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Neunzig Prozent der deutschen Lehrkräfte geben laut dem deutschen Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung an, dass ihr Kollegium hoch belastet ist, 2/3 leiden an körperlicher Erschöpfung und rund die Hälfte gibt stressbedingten Folgeerkrankungen an, die sich aufgrund von Überbelastung und Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen ergeben. Bereits seit vielen Jahren ist bekannt, dass LehrerInnen überdurchschnittlich oft – im Schnitt jede/r Zweite einmal während seiner Dienstzeit – an Burnout erkranken. Dazu kommen eine Reihe weiterer stressbedingter Folgeerkrankungen, wie Depressionen, Migräne, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Verdauungsbeschwerden oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 2/3 der Lehrkräfte sieht auch die psychische Gesundheit der Schüler:innen gefährdet.

Dennoch wird das System nicht entlastet sondern zusätzlich belastet: Coronareglements, Umstellung von G8 auf G9, Lehrermangel, Verwaltungsaufgaben, Inklusion und die zunehmenden Klassengrößen führen dazu, dass in Vollzeit arbeitende Lehrkräfte weit über 40 Wochenstunden arbeiten, um alle Aufgaben neben ihrem Kerngeschäft, dem Unterricht, zu bewältigen. Ein Dauerzustand der krank macht.

Die aktuell besorgniserregende Kündigungswelle der Lehrkräfte in NRW und vor allem im Ruhrgebiet, das durch Lehrermangel und ein anspruchsvolles soziales Milieu gekennzeichnet ist, ist auf diese Überbelastung zurückzuführen. Dieser Kausalzusammenhang wird von der NRW- Schulministerin Dorothee Feller (CDU) dahingehend negiert, dass dies eine unbedenkliche Entwicklung sei, die sich mit der sich verändernden Arbeitsmentalität der jungen Erwachsenen begründen ließe.

Infolge dieser und ähnlicher Reaktionen aus der Bildungspolitik, wie auch der von Andreas Schleicher angesichts der PISA-Ergebnisse, ist eine zeitnahe Entlastung der Lehrkräfte und eine Verbesserung der Schulorganisationsstrukturen, z.B. durch zusätzliche Sozialarbeiter, AlltagshelferInnen, Verwaltungskräften oder stoffreduzierte Lehrpläne nicht zu erwarten. Anstelle von Lösungsansätzen zur Entlastung, möchte man die Möglichkeit der Teilzeitbeschäftigung beschränken und verpflichten, weitere Inhalte zusätzlich zur Fakultas zu unterrichten, um den Lehrermangel auszugleichen. Ein Zeichen, das im Lichte der aktuellen Kündigungswelle sehr bedenklich wirkt, will man den Lehrermangel nicht zukünftig noch verstärken.

Wenn sich das System nur schleppend zugunsten der Lehrkräfte weiterentwickelt, stellt sich die Frage, wie Lehrkräfte weiterhin gesund und motiviert ihrer Berufung nachgehen können, ohne zum Systemaussteiger werden zu müssen, um sich vor Stress, Druck und Folgeerkrankungen zu schützen.

Eine Ansatz, um zumindest die zukünftigen Lehrkräfte zu schützen, wäre die Erweiterung des Curriculums in der Lehrerausbildung. Die Lehrergesundheit sollte stärker in den Fokus gerückt werden und die LehramtsanwärterInnen mit Hilfe geeigneter Konzepte zu Stressmanagement und Resilienz vorbereitet werden, um selbst gesund zu bleiben, als Schülervorbild gesundheitsorientiert handeln zu können und schulintern Verbesserungen initiieren zu können. Anbieten würden sich die Kernseminare in der Lehrerausbildung, die diese Themen aktuell nur oberflächlich integrieren.

Weiterhin gibt es eine Bandbreite an Fortbildungen zur Förderung der Lehrergesundheit, die über verschiedene Bildungsportale wie z.B. dem Bildungsportal NRW gebucht werden können. Inhaltlich geht es hier um Zeitmanagement, Resilienz, Achtsamkeit oder Salutogenese. Ansätze, die auf der Verhaltensebene ihre stressreduzierende Wirkung entfalten und nicht auf eine Verhältnisveränderung – im Sinne der Veränderung des Bildungssystems – angewiesen sind. So kann jede Lehrkraft an individuellen Stressfaktoren arbeiten und Stress resilienter entgegentreten. Nichtsdestotrotz bedarf es auch hier einem persönlichen Zeitinvestment oder einer Genehmigung, wenn die Fortbildung während der Arbeitszeit stattfinden soll.

Ein weiteres innovatives Konzept, das aktuell als schulinterne Fortbildung angeboten wird, verbindet die Verhaltens- und Verhältnisebene, um Stress ganzheitlich zu lösen. Während Achtsamkeits- oder Resilienztraining sich im Kern mit dem Individuum und der Verhaltensebene beschäftigen und aus einem bestimmten Blickwinkel auf Stress schauen, kombiniert der 4-Schritte-Plan von Stress/Less alle Ebenen des Stressmanagements: Mindset, Embodiment, Networking und Structure.

Mit Hilfe einer Eingangsdiagnose wird dieses Konzept an das jeweilige Kollegium (oder die Schülerschaft) und individuelle sowie schulinterne Stressfaktoren angepasst und über den 4-Schritte-Plan persönliche Resilienz, Selbstfürsorge und ein kollektives gesundheitsorientiertes Growth Mindset aufgebaut, das die Basis bildet für die Veränderung schulinterner (Organisations)Strukturen, Rückzugsorte- und Zeiten sowie Networkingstrategien für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und auch Abgrenzung. Ebenfalls kann es genutzt werden, um gesundheitsorientierte Schülerprojekte zu konzipieren, die von Lehrpersonen als Multiplikatoren umgesetzt werden. Ein individueller und ganzheitlicher (Schul)Weg hin zu mehr Zufriedenheit, Gesundheit und Erfolg im Lehrberuf.

Es bedarf aufgrund der langwierigen Veränderungsprozesse des Schulsystems und der fragwürdigen Einstellung der Bildungspolitik weiterhin viel Eigenengagement, um im Lehrberuf seine Berufung zu finden und dort zufrieden, gesund und erfolgreich zu bestehen. Aber es ist auch genau dieses Engagement, das von den Lehrkräften an die nächste Generation weitergegeben wird, um Gesellschaft, Bildung und Politik zu verändern.

Ein Gasteitrag von Janine Heisterman.

Unsere Autorin unterrichtet Biologie, Pädagogik und Sport am städtischen Einstein Gymnasium in Rheda-Wiedenbrück. Seit sechs Jahren gibt sie dort einen zweijährigen Wahlpflichtkurs für die Mittelstufe zu gesundheitlichen Themen wie Stress, Achtsamkeit, Salutogenese, Entspannungsmethoden uvm.

Das Thema Gesundheitsmanagement auf Lehrer- und Schülerseite liegt ihr besonders am Herzen, weshalb sie eine Reihe Fortbildungen und zwei halbjährige Seminare zu den Themen Lehrer:innengesundheit, Psychomotorik, Salutogenese, Achtsamkeit, Stimmschulung, Bewegung macht Schule, gute gesunde Schule und myofasziales Taping besucht hat.

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Kommt ihr aus Baden-Württemberg und plant Lehramt zu studieren, habt aber noch keine richtige Idee, was ihr für Möglichkeiten habt? Wir wollen euch das Lehramtsstudium in Baden-Württemberg vorstellen, wo ihr die in Deutschland einzigartigen pädagogischen Hochschulen besuchen könnt. Nachdem wir zuvor das Lehramtsstudium in Bayern unter die Lupe genommen haben, wollen wir euch in diesem Artikel Orientierungshilfe für Baden-Württemberg bieten. Welche Lehrämter und Unis gibt es und wie steht es im Südwesten um eure Zukunftschancen als Lehrkraft aus?

Seid ihr für den Beruf geeignet? Testet euch selbst!

Bevor ihr ein Lehramtsstudium beginnen könnt, müsst ihr eine Art Eignungstest abschließen, den Lehrerorientierungstest (Tour 1: „Soll ich ein Lehrerstudium beginnen?“). Die Teilnahmebescheinigung könnt ihr euch am Ende des Test herunterladen und müsst diese bei der Bewerbung für ein Lehramtsstudium vorlegen. Ihr seid euch noch nicht sicher, ob ihr für den Lehrer:innenberuf geeignet seid? Dann lohnt sich der Test ebenfalls. Er stellt Fragen zu euren Interessen, Charaktereigenschaften und Vorerfahrungen mit Kindern und prüft so, ob ihr günstige Voraussetzungen für den Beruf mitbringt. Außerdem gibt er euch Informationen über die Tätigkeit von Lehrer:innen.

Die gleiche Seite bietet euch außerdem Tests zur “Selbsterkundung”. Auch hier könnt ihr eure Interessen, Erfahrungen und Wünsche für den Beruf reflektieren. Natürlich dienen diese Tests nicht dazu, eure endgültige Eignung zum Lehrerberuf zu bestimmen. Sie können euch aber eine erste Hilfe sein, um euch damit auseinanderzusetzen, was es bedeutet, Lehrer:in zu sein und inwiefern eure persönliche Art dazu passt.

Die verschiedenen Lehramtstypen

Die Wahl des Lehramts ist eine der wichtigsten Entscheidungen in eurer Lehrkraftlaufbahn. Ihr habt fünf mögliche Lehrämter zur Auswahl: Grundschule, Sekundarstufe 1, Gymnasium, Sonderpädagogik und das höhere Lehramt an beruflichen Schulen. Die Sekundarstufe 1 umfasst die Werkreal-, Haupt- und Realschule. Das Grundschullehramt hat eine Regelstudienzeit von acht Semestern, die restlichen können in jeweils zehn Semestern abgeschlossen werden.

In den allgemeinen Schularten, also Grundschule, Sekundarstufe 1 und Gymnasium, werdet ihr in Bildungswissenschaften, schulpraktischen Studien und euren zwei gewählten Fächern ausgebildet. Im Grundschullehramt müsst ihr zwingend entweder Deutsch oder Mathe wählen, da ihr dort später als Klassenlehrer eingesetzt werdet.

Das Berufsschullehramt bietet euch in Baden-Württemberg drei Bereiche an, in denen ihr studieren könnt: Gewerbliche Schulen, kaufmännische Schulen und sozialpädagogische, pflegerische, hauswirtschaftliche und landwirtschaftliche Schulen. Welche berufliche Fachrichtung jeweils angeboten wird und an welchen Unis ihr was studieren könnt, könnt ihr hier nachschauen.

Im Sonderpädagogiklehramt habt ihr sowohl das grundbildende Fach Deutsch oder Mathe aus dem Grundschullehramt, ein Fach aus dem Sekundarstufenlehramt sowie  sonderpädagogische Grundlagen und Fachrichtungen. Euch stehen hier mehrere zur Auswahl, von denen ihr zwei wählen könnt. Welche es gibt, könnt ihr hier nachschauen.

Für welche Schulart ihr euch am Ende entscheidet, hängt davon ab, welche Altersgruppe ihr unterrichten wollt und was am Ende euer Ziel als Lehrer:in sein soll. Außerdem seid ihr später nicht gezwungen, auch im studierten Lehramt zu unterrichten. In Baden-Württemberg ist es beispielsweise für Gymnasiallehrer:innen möglich, unter bestimmten Umständen, auch für Sekundarstufe 1 bzw. Grundschule eingesetzt zu werden. Dazu benötigen sie eine Zusatzqualifizierung, die schulbegleitend durchgeführt wird.

Für alle wichtigen Informationen zu den einzelnen Lehramtsarten findet ihr hier ausführliche Merkblätter.

Fächerkombination

Welche Fächer ihr wählen könnt, solltet ihr immer an eurer zukünftigen Uni nachschauen, da nicht jede Uni alle Fächerkombinationen anbietet. Auf der Seite “Studieren in BW” findet ihr für jedes Lehramt Studienfächer, die ihr wählen könnt. Wählt einfach die gewünschte Lehramtsart an der Seite aus, dann findet ihr jeweils eine Grafik, mit allen Fächern und auch gleich wo ihr diese studieren könnt.

Das Kultusministerium hat eine “Most Wanted” Liste erstellt, mit Fächern, die besonders gefragt sind und für die dringend Lehrkräfte gesucht werden. Trotzdem solltet ihr eure Fächer in erster Linie nach eurer Präferenz auswählen.

Aufbau des Studiums 

Das Lehramtsstudium in Baden-Württemberg ist in zwei Stufen aufgeteilt. In der ersten Hälfte absolviert ihr einen Bachelorstudiengang, dem ein Masterstudiengang folgt. Am Ende des Studiums habt ihr den Abschluss ”Master of Education”. Die zweite Hälfte besteht aus dem 18 monatigen Referendariat, in dem ihr dann endlich praxisnah an einer Schule arbeiten werdet und eigenständig Unterricht übernehmt. Mehr zum Referendariat könnt ihr in unseren Artikeln zu dem Thema erfahren. 

Je nachdem welche Schulart ihr wählt, müsst ihr verschiedene Praktika absolvieren. In allen werden ein Orientierungspraktikum und ein Schulpraxissemester absolviert. Das Orientierungspraktikum, das in den ersten drei Semestern des Studiums stattfindet, gibt einen ersten Einblick in den Beruf und dauert drei Wochen. Der Zweck des Praktikums ist es, euch den Alltag des Berufs und die Eigenheiten der Lehramtsart aufzuzeigen. Ihr sollt diese Zeit also nutzen, um herauszufinden, ob ihr das richtige Lehramt gewählt habt, bzw. ob der Beruf euch zusagt. Später im Studium legt ihr das “Integrierte Semesterpraktikum” ab, das mindestens zwölf Wochen lang an einer Schule stattfindet. Ihr werdet hospitieren, also den Unterricht beobachten und auch selbst angeleitet unterrichten, um ein besseres Verständnis für die schulische Praxis zu entwickeln. Gegebenenfalls gibt es weitere Praktika. Dies hängt von der Uni ab.

Im Berufsschullehramt werdet ihr in der Regel noch ein Betriebspraktikum von mindestens einem Jahr absolvieren müssen. Dies muss in einem Betrieb passend zur Fachrichtung gewählt werden. Wenn ihr bereits eine Ausbildung abgeschlossen habt, kann diese das Praktikum ersetzen. Ein Schulpraxissemester muss trotzdem gemacht werden. 

Das Lehramt der Sonderpädagogik beinhaltet noch ein Blockpraktikum, in der Regel für vier Wochen, das ihr im Master macht. Auch hier habt ihr die Möglichkeit, noch weitere Praktika anzuhängen.

Wo kann ich in Baden-Württemberg studieren?

In Baden-Württemberg habt ihr die Möglichkeit, an vielen verschiedenen Universitäten zu studieren. Gymnasiallehramt kann an allen Universitäten sowie an Kunst- und Musikhochschulen studiert werden. Ein besonderes Merkmal ist, dass Baden-Württemberg das einzige Bundesland mit Pädagogischen Hochschulen (PH) ist, die speziell auf das Lehramtsstudium ausgerichtet sind. Hier könnt ihr Grundschule, Sekundarstufe 1 und Sonderpädagogik studieren. Berufsschullehramt könnt ihr sowohl an Unis als auch an PHs studieren sowie an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Eine Liste aller verfügbaren Hochschulen, nach Städten sortiert, findet ihr hier. Was die einzelnen Unis ausmacht, steht auch schon dabei. Übrigens ist Heidelberg der einzige Standort in Baden-Württemberg, der alle Lehramtsstudiengänge anbietet.

Für die meisten Lehramtsstudiengänge an Unis und PHs ist die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) erforderlich. Mit einer Fachhochschulreife kann dagegen nur an Fachhochschulen studiert werden. Mit einer fachgebundenen Hochschulreife ist Studieren generell an allen Hochschulen möglich, allerdings seid ihr auf die Wahl der Studienfächer eingeschränkt. In Baden-Württemberg habt ihr aber mit der sogenannten Delta-Prüfung die Möglichkeit, auch ohne Abitur an Unis und PHs zu studieren. Wenn ihr also eine fachgebundene Hochschulreife oder eine Fachhochschulreife habt, könnt ihr damit diesen “Abstand” ausgleichen.

An der Pädagogischen Hochschule Heidelberg könnt ihr Grundschule, Sekundarstufe und Sonderpädagogik studieren. (Quelle: PH Heidelberg)

Normalerweise sind Studiengänge ohne Zulassungsbeschränkung, außer bestimmte, sehr nachgefragte Fächer. Ob dies der Fall ist, solltet ihr für die jeweilige Uni nachschauen. Da die Pädagogischen Hochschulen sehr beliebt sind, überschreiten die Bewerbungen regelmäßig die Zahl der verfügbaren Plätze. Daher sind diese für Grundschule, Sekundarstufe 1 und Sonderpädagogik zulassungsbeschränkt. Dann werden die Plätze in den meisten Fällen nach der Durchschnittsnote vergeben. Daneben können auch gesammelte praktische Erfahrungen, wie Ehrenämter, die Chancen erhöhen.

Für Musik, Kunst und Sport sind außerdem vorher Eignungsprüfungen abzulegen. Für die verschiedenen Religionsfächer (Islamisch, Katholisch, Evangelisch, Jüdisch) braucht ihr außerdem Nachweise über Sprachkenntnisse. Für Islamisch muss Arabisch nachgewiesen werden, für Jüdisch Hebräisch und für Evangelisch und Katholisch das Latinum und Griechisch.

Wollt ihr euch für einen Studienplatz bewerben, müsst ihr die Fristen beachten. Für zulassungsbeschränkte Studiengänge endet die Bewerbungsfrist für das Wintersemester am 15. Juli, für das Sommersemester am 15. Januar. Bei zulassungsfreien Studiengängen ist die Bewerbungsfrist für das Wintersemester der 15. September, für das Sommersemester der 15. März. Dabei kann es aber auch zu Abweichungen kommen. Es ist daher zu empfehlen, sich frühzeitig bei eurer Wunschhochschule über die genauen Termine zu informieren!

Lehrer:in sein in Baden-Württemberg: Zukunftsaussichten

Bevor ihr das Lehramtsstudium antretet, solltet ihr euch auch Gedanken darum machen, wie es um den Lehrer:innenberuf in Baden-Württemberg gestellt ist. Wir geben euch eine Auswahl an politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und Problemen, die im baden-württembergischen Bildungssystem existieren und euch als Lehramtsstudent:innen und später als Lehrer:innen betreffen würden.

Eine der größten Krisen des Bildungssystems ist der Lehrkräftemangel, der in ganz Deutschland und somit auch in Baden-Württemberg für viele Probleme sorgt. Für das neue Schuljahr konnten an den 4.500 Schulen im Land 565 Stellen nicht besetzt werden. Dies führte bereits wenige Wochen nach Schulbeginn dazu, dass an vielen Schulen kein Regelbetrieb möglich war. Umso wunderlicher ist der Umgang mit jungen Lehrkräften in Baden-Württemberg. Referendar:innen berichten davon, dass die Schulverwaltung ihre Wunschschule ablehne, weshalb teilweise lange Wege gependelt werden müssen. Das Kultusministerium erklärt dies damit, dass sie einen flächendeckenden Einsatz bräuchten. Deshalb würden viele Referendar:innen in dörfliche Gegenden versetzt werden. Knapp ein Viertel dieser konnte daher in den letzten fünf Jahren nicht an ihren Wunschorte unterrichten. SPD-Landesvorsitzender Andreas Stoch befürchtet, dass viele Referendar:innen dadurch in anderen Bundesländern ihren Dienst ableisten werden. Dies sei besonders im Kontext des Lehrkräftemangels fatal, wie die Landesvorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Monika Stein warnt. Sie fürchtet durch die mögliche Abwanderung noch mehr Unterrichtsausfälle. Auch die schlechtere Bezahlung könnte dazu führen, dass mehr Lehrkräfte das Land verlassen. Baden-Württemberg ist eines der drei Bundesländer, das ihre Grundschullehrer:innen und einen Teil der Haupt- und Werkrealschul-Lehrkräften nicht nach der Gehaltsgruppe A13/E13 bezahlt. Ein wenig Hoffnung gab es, nachdem sich die Grünen für eine bessere Bezahlung im Mai letzten Jahres einsetzten. Auch wenn dies laut Kultusministerin im Moment nicht im Budget liege, sieht die GEW dies als gutes Zeichen, da endlich mehr Druck ausgeübt werden würde. Lösungsansätze, um den Beruf attraktiver zu machen und den Lehrkräftemangel zu reduzieren, gibt es viele: mehr Studienplätze, kleinere Klassen und Qualifizierungsprogramme für Quereinsteiger:innen sind nur einige der Vorschläge der Bildungsverbände für die Regierung.

Auch das Studium selbst wird kritisiert. Schon seit Jahren fordern Studierende mehr Praxisphasen im Studium. „Die erste nennenswerte Praxiserfahrung machen wir leider erst im achten Semester derzeit”, sagt David Löwe, Sprecher der Studierendenvertretung an der PH Weingarten bereits 2018. Dementsprechend fordern viele auch die Rückkehr zum Staatsexamen. In 2015 wurde das klassische Lehramtsstudium, das mit dem ersten Staatsexamen endete, durch eine Bachelor- und Masterkombination ersetzt. Dadurch würden viel zu spät im Studium praktische Erfahrungen gemacht, die aber sehr entscheidend sind, um herauszufinden, ob der Beruf wirklich etwas für einen ist, so Löwe. 

Eine mögliche Lösung könnten die Modellversuche eines dualen Masterstudiums sein, die im Wintersemester 23/24 an mehreren Standorten in Baden-Württemberg starteten. Je 20 Studienplätze wurden an der PH Karlsruhe, der Universität Freiburg und der Universität Stuttgart eingerichtet. Im ersten Fach kann je nach Standort entweder Physik, Informatik und Elektro- oder Informationstechnik studiert werden, das zweite Fach ist Mathematik. Um die Attraktivität des Lehramtsstudiums zu erhöhen, verspricht das neue duale Studium mehr Praxiserfahrung, eine Vergütung bereits im Studium und eine Ausbildungsdauer, die das Masterstudium und den Vorbereitungsdienst auf drei Jahre reduziert. 

Möchtet ihr mehr über das Lehramtsstudium in Baden-Württemberg erfahren, findet ihr auf der Website der Kampagne #lieberlehramt viele Informationen oder ihr schaut auf dem Instagram-Kanal vorbei.

Plant ihr Lehramt zu studieren? Schreibt es uns in die Kommentare.

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Willkommen zum zweiten Teil unserer Reihe über die besten Literaturverfilmungen! Nachdem wir im ersten Teil einige herausragende Filme besprochen haben, die auf literarischen Meisterwerken basieren, freuen wir uns darauf, euch eine weitere Auswahl von Filmen vorzustellen, die es von Buchseiten auf die Leinwand geschafft haben. Literaturverfilmungen bieten nicht nur eine visuelle Interpretation von bekannten Geschichten, sondern ermöglichen es auch, tiefer in die Welt der Literatur einzutauchen und die Kraft der Erzählkunst sowohl im Buch als auch auf der Leinwand zu erleben. In diesem Artikel werden wir weitere Filme erkunden, die in ihren Adaptionen die Essenz der zugrunde liegenden Bücher einfangen und neue Perspektiven auf zeitlose Geschichten bieten.

Das Sams

(Quelle: Kinowelt Home Entertainment)

Das Sams erzählt die Geschichte von Bruno Taschenbier, einem Mann, der ein geordnetes Leben in einer Kleinstadt führt. Doch sein Alltag wird von seinem strengen Chef und seiner miesepetrigen Vermieterin, Frau Rotkohl, geprägt. Alles ändert sich jedoch, als das Sams in sein Leben tritt — ein merkwürdiges kleines Wesen mit Rüsselnase und roten Haaren, das frech, laut und unordentlich ist und nichts als Chaos stiftet. Herr Taschenbier entdeckt bald, dass er sich mit Hilfe des Sams alle Wünsche erfüllen kann, was sein Leben schlagartig verändert. Der Film, basierend auf den ersten drei Bänden der Kinderbuchreihe von Paul Maar, begeistert seit 2001 Zuschauer:innen und hat auch 16 Jahre später nichts von seiner Faszination eingebüßt. 

Das Sams bietet eine hervorragende Möglichkeit, verschiedene Aspekte im Unterricht zu behandeln. Durch das reichliche Vorkommen von Reimen im Sams könnt ihr die Sprachfertigkeiten euer Schüler:innen fördern. Darüber hinaus thematisiert der Film wichtige Werte wie Freundschaft, Mut und Anderssein, die in Diskussionen im Unterricht vertieft werden können. Hier findet ihr zum Beispiel Materialien, um euren Unterricht rund um den Film zu gestalten.

Der Film hat keine Altersbegrenzung und ist auf DVD und im Abo bei verschiedenen Streaming-Anbietern verfügbar.

Die Farbe Lila

(Quelle: Warner Bros.

Die Farbe Lila von 1985 erzählt die bewegende Geschichte einer jungen Afroamerikanerin, die Anfang des 20. Jahrhunderts in eine gewalttätige Ehe gezwungen wird. Über viele Jahre hinweg ist sie in der Ehe gefangen. Durch die Freundschaft und Liebe zu einer Sängerin beginnt sie sich zu emanzipieren. Diese Neuverfilmung des Romans von Alice Walker basiert auf einem erfolgreichen Bühnen-Musical und schafft so eine eindrucksvolle Verbindung aus harter Realität und emotionalen Musiksequenzen, die die Emanzipation der Hauptfigur verdeutlichen. 

Der Film behandelt die Probleme der Rassen- und Frauendiskriminierung und eignet sich besonders im Black History Month für euren Unterricht. Hier findet ihr einige Materialien, die sich auf das Buch beziehen, sich aber auch gut für die Behandlung des Films in eurer Klasse eignen. 

Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben und sowohl auf DVD als auch im Abo bei verschiedenen Streaming-Anbietern verfügbar. 

Wunder

(Quelle: Studiocanal)

August „Auggie“ Pullmann, 10 Jahre alt, witzig, intelligent und liebevoll ist der Hauptcharakter dieses Films. Aufgrund eines Gendefekts, welcher sein Gesicht betrifft, ist er seit seiner Geburt ein Außenseiter. Am liebsten versteckt er sein Gesicht unter einem Astronautenhelm. Als Auggie nun zum ersten Mal in die reguläre Schule geht, muss er lernen, sich alleine zu behaupten und mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Debütroman  von R.J. Palacio und erzählt eine herzergreifende Geschichte über Freundschaft und Toleranz, die ihr sehr gut in eurem Unterricht aufgreifen könnt. Auch die verschiedenen Charaktere und Perspektiven bieten euch reichlich Material. Hier findet ihr Ideen, wie ihr die Geschichte von Auggie für euren Unterricht nutzen könnt.

Der Film ist ab 0 Jahren freigegeben und sowohl auf DVD als auch im Abo bei verschiedenen Streaming-Anbietern verfügbar. 

Effi Briest

(Quelle: Constantin Film)

Effi Briest ist wohl das bekannteste Werk von Theodor Fontane und wurde in fünf verschiedenen Verfilmungen adaptiert, die jeweils die Kontexte ihrer Zeit widerspiegeln. Wir stellen euch die Version von Hermine Huntgeburth aus dem Jahr 2009 vor, die den Fokus auf die Emanzipation der Hauptfigur legt. 

Die 17-jährige Effi wird gegen ihren Willen mit einem älteren Baron verheiratet und ist in ihrer Ehe einsam und unglücklich. In ihrer Verzweiflung beginnt sie eine Affäre mit dem Major Crampas, was zwei Jahre später zu einem Duell zwischen dem Major und ihrem Ehemann führt.  Die Verfilmung bietet, vor allem vor dem Hintergrund der anderen Versionen, reichlich Material für Diskussion und Interpretationen über den freien Umgang mit Werken. Materialien dazu findet ihr zum Beispiel hier

Der Film hat keine Altersbegrenzung und ist sowohl auf DVD als auch im Abo bei verschiedenen Streaming-Anbietern verfügbar. 

Little Women

(Quelle: Sony Pictures)

Die Schwestern Jo, Meg, Beth und Amy teilen ihre Jugendfreuden und -sorgen miteinander, von ihren künstlerischen Interessen bis hin zu den gesellschaftlichen Erwartungen, die an junge Frauen im 19. Jahrhundert gestellt werden. Zwischen Etikette und dem Wunsch nach Selbstbestimmung navigieren sie durch das ländliche Massachusetts. 

Greta Gerwigs Adaption steht in einer langen Reihe von Verfilmungen des Romans von Louisa May Alcott. Das Drama wirft einen Blick auf die Rolle der Frau in einer gesellschaftlich festgelegten Ordnung. Für euren Unterricht lässt sich dieser nutzen, um zu zeigen, dass klassische Werke zeitlos sein können, aber auch von gesellschaftlichen Normen beeinflusst werden. Der Film bietet außerdem eine Grundlage, um Themen wie Frauenrechte und die Frauenbewegung zu diskutieren. Hier findet ihr einige Materialien dazu. 

Der Film ist ab 0 Jahren freigegeben und sowohl auf DVD als auch im Abo bei verschiedenen Streaming-Anbietern verfügbar. 

Habt ihr die Filme bereits mit eurer Klasse gesehen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Der Film “The Holdovers” ist mit vielen Vorschusslorbeeren in die deutschen Kinos gestartet. Von Kritiker:innen gelobt, auf Filmfestivals gefeiert und sogar in gleich fünf Kategorien für einen Oscar nominiert — sogar als “bester Film”. Der NDR schreibt vom “schönsten Lehrerfilm seit Club der toten Dichter”. Doch das große positive Echo in sozialen Netzwerken nach seinem Start in den deutschen Kinos ist ausgeblieben. Ist der Film vielleicht nur etwas für Kino-Liebhaber:innen, aber nicht für die breite Masse?

Disclaimer: Der Autor dieser Rezension ist kein ausgewiesener Filmexperte, sondern ein normaler Kinozuschauer und hat den Film mit der deutschen Synchronisation gesehen. 

Der grantige Lehrer und der unangepasste Schüler

Paul Hunham (Paul Giamatti) arbeitet seit Jahrzehnten an der Privatschule Barton als Geschichtslehrer. Er gilt dort als so etwas wie eine verhasste Institution. Das liegt vor allem an seiner strengen und zum Teil herablassenden Art, an der diverse Schüler der Jungenschule verzweifeln. Hunham ist ein Einzelgänger – an der Schule und auch im Privaten. Dies kompensiert er mit einem übermäßigen Hang zum Alkohol. Auch der Barton-Schulleiter kann den grantigen Lehrer nicht leiden und verdonnert ihn dazu, über die Weihnachtsferien die Jungen zu beaufsichtigen, die aus verschiedenen Gründen nicht zu ihren Eltern heimfahren können. Die Gruppe der Zurückgelassenen reduziert sich aber schnell und übrig bleiben zuletzt Lehrer Hunham, der aufmüpfige Schüler Angus Tully (Dominic Sessa), der sehr unter der Trennung seiner Eltern und dem Desinteresse seiner Mutter leidet, und die Köchin Mary Lamb (Da’Vine Joy Randolph), die um ihren im Krieg gefallen Sohn trauert. 

Der Film zeigt liebevoll, welche Päckchen die drei einzelnen Charaktere zu schleppen haben. Im Verlauf des Films nähern sie sich weiter an und bringen zusammen einen für alle heilsamen Weg hinter sich. Der Verlauf der Story ist nicht unheimlich originell, aber sie nimmt die Zuschauer:innen unaufgeregt an die Hand. 

Schnitt und Bild sind überragend

In den ersten Minuten des Filmes muss man sich tatsächlich kurz fragen, ob dieser Film nicht ein Original aus den 1970er oder 80er-Jahren ist. Regisseur Alexander Payne und sein Team haben es geschafft, eine perfekte Illusion eines “alten Streifens” zu erschaffen. Die leicht körnigen Aufnahmen, die unkonventionelle Art des Schnitts und natürlich inhaltliche Elemente, wie Kulisse und  Kleidung der Schauspieler:innen führen dazu, dass man sich dem Schein eines alten Klassikers hingeben kann. Die Oscar-Nominierung für “den besten Schnitt” ist absolut verdient.

Starke Schauspieler:innen ohne große Spannung

“The Holdovers” ist ein Film, der im Kleinen überzeugen kann. Kleine Gesten, starkes Mimikspiel und auch der Humor wird dezent eingesetzt, um in den richtigen Situationen die Szenen aufzulockern. Schauspiel-Urgestein Paul Giamatti ist die Rolle des grantigen und frustrierten Lehrers auf den Leib geschneidert. Man lernt ihn bereits in den ersten Minuten des Filmes innig zu hassen. Diese bewusst verspielte Sympathie erobert er sich nach und nach zurück, weil Giamatti die innere Zerrissenheit des Lehrers ganz wunderbar greifbar machen kann. Da’Vine Joy Randolph ist als die trauernde Köchin das Herz der Geschichte. Ihrer Figur hat das Schicksal übel mitgespielt, sie trägt den Kopf aber als Chefin in der Schulküche weiterhin erhoben. Ihre weichen Momente, ihre herzlichen Einwürfe in den Dialogen mit den anderen beiden Einzelgängern geben dem Film Innigkeit. Man mag sie im Filmverlauf ganz häufig fest in den Arm nehmen und gleichzeitig den eigenen Kopf an ihre starke Schulter anlehnen. Da’Vine Joy Randolph hat es geschafft, den aufgeschriebenen Facettenreichtum ihrer Rolle fühlbar zu machen. Und zuletzt liefert Dominic Sessa als verzweifelter Schüler Angus Tully ein starkes Filmdebüt. An einigen Stellen irritiert Sessa mit einer übertriebenen Darstellung, manchmal wirkt sein Spiel ungewöhnlich, aber es fügt sich im Ganzen trotzdem passend in die Figur des Angus Tully ein. Bei all dieser überzeugenden schauspielerischen Leistung bleibt nur ein Problem. Dem Film fehlt der Zug, die Spannung. Man möchte so sehr mit den stark interpretierten Figuren mitfühlen und sie auf ihrem Weg begleiten, doch ihre Reise ist so langsam wie die Entwicklung der Figuren. Somit packt einen der Film nie so ganz, sondern bleibt trotz einiger emotionaler Momente in gewisser Weise auf Distanz zu den Zuschauenden. Diese Umgangsweise mit der Dramaturgie des Films hätte die Möglichkeit, einen möglichst realistischen Eindruck der Interaktionen zu vermitteln. Aber auch das funktioniert nicht so richtig, weil die Dialoge mitunter verkopft wirken.

Lehrer Hunham ist der verkörperte Lehrkräfte-Frust

So stark die Antipathie für Lehrer Hunham auch zu Beginn des Filmes ist, so geht es doch recht schnell, dass man Verständnis für seine Handlungen entwickelt. Hunham ist mit Idealen in den Lehrkraft-Beruf gestartet und ist an der Realität gescheitert. In seinem eng gesteckten Rahmen kann er noch immer nach seinen Prinzipien unterrichten, doch das System vermag er nicht zu ändern. Diese frustrierende Situation können sicherlich viele Lehrkräfte nachfühlen. Den Kampf gegen Windmühlen, das Rennen gegen Mauern – exakt dieses Gefühl der Machtlosigkeit und der daraus resultierenden Resignation vermittelt “The Holdovers” sehr gut. Was der Film vielleicht sogar besser umsetzt, als der Lehrerfilm-Klassiker “Club der toten Dichter” und andere Filme mit einem ähnlichen Setting – er romantisiert nicht. Hunham wird nicht zum Liebling der Schule, gewinnt nicht die Herzen aller Schüler:innen für sich und kann das System auch nicht ändern, sondern sich nur mit ihm arrangieren oder mit ihm brechen. Es ist ein schönes Gefühl, hier keine verklärte Version der Realität serviert zu bekommen, sondern eine Geschichte zu erleben, die sich in dieser Hinsicht glaubhaft anfühlt. 

Ein “netter” Film mit dem Zeug zum Weihnachtsklassiker

Unverständlicherweise ist “The Holdovers” nicht zur Weihnachtszeit in den Kinos angelaufen, obwohl sowohl die Story als auch das Gefühl des Films super in diese Zeit gepasst hätten. Der Film hat aber das Zeug, sich zu einem Weihnachtsklassiker auf den Streamingplattformen zu entwickeln. Eine Beobachtung, die der Autor dieses Textes bei seinem Filmbesuch gemacht hat, fasst die abschließende Bewertung des Films recht gut zusammen. Eine Frau stand nach dem Film aus ihrem Kinosessel auf, streckte sich und sagte: “Endlich mal wieder so ein ganz netter Film.” So wie es diese Frau auch erlebt hat, lässt es sich bei “The Holdovers” gut entspannen, man kann sich in die wirklich gut gemachte Atmosphäre des Film einlassen, ohne dabei nervlich oder gedanklich besonders gefordert zu werden. Wer so ein Filmerlebnis, ohne das ganz große Drama, den überzogenen Witz oder die extreme Action sucht, der findet in “The Holdovers” viel “Nettes”.

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In den Vereinigten Staaten ist der Black History Month ein etablierter Bestandteil des kulturellen Kalenders, der jedes Jahr im Februar gefeiert wird. Ursprünglich ins Leben gerufen, um die historischen Errungenschaften und den Beitrag schwarzer Amerikaner:innen zu würdigen, hat dieser Monat auch über die Grenzen der USA hinaus einen bedeutenden Einfluss erlangt. Auch in Deutschland gewinnt der Black History Month zunehmend an Relevanz, da die Auseinandersetzung mit der Geschichte, den Erfahrungen und den Beiträgen schwarzer Menschen in der deutschen Gesellschaft immer mehr in den Fokus der Gesellschaft rückt..

Im ersten Teil haben wir uns mit der Lage des Rassismus an Schulen in den USA beschäftigt und wie ihr diese euren Schüler:innen vermitteln könnt. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Situation in Deutschland und geben euch Materialien für euren Unterricht mit an die Hand.

Der Black History Month in Deutschland

Der Black History Month ist eine jährliche Feier, die im Februar stattfindet und der Anerkennung der historischen Errungenschaften und den gesellschaftlichen Beiträgen von Afroamerikaner:innen gewidmet ist. Er wurde erstmals 1926 als "Negro History Week" von Carter G. Woodson ins Leben gerufen. Der Februar wurde gewählt, um die Geburtstage von Abraham Lincoln und Frederick Douglass zu ehren, zwei bedeutende Figuren in der Geschichte der Abschaffung der Sklaverei und im Kampf für die Rechte schwarzer Menschen in den USA.

In den 1970er Jahren wurde die "Negro History Week" schließlich zum Black History Month ausgeweitet, der in den Vereinigten Staaten durch verschiedene Veranstaltungen, Vorträge, Schulprojekte, Ausstellungen und andere kulturelle Programme gefeiert wird. Ziel ist es, die Kenntnis und Wertschätzung der schwarzen Geschichte und Kultur zu fördern sowie die fortgesetzte Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung zu unterstützen.

In Deutschland wird der Black History Month seit den 1990er Jahren gefeiert und will auch hier bundesweit mit verschiedenen Aktionen für mehr Sichtbarkeit Schwarzer Perspektiven sorgen. Eingeführt wurde er von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (IDS) und verfolgt das gleiche Ziel wie sein Vorbild: der Schwarzen Geschichte ein Gesicht geben und die Errungenschaften afrodeutscher Persönlichkeiten hervorheben. 

In Berlin haben sich 2019 verschiedene afrodeutsche Organisationen wie der ISD, Each One Teach One, Generation ADEFRA und die Werkstatt der Kulturen zusammengeschlossen, um wichtige Community-Events zu organisieren, die über afrodeutsches Leben informieren und diskutieren. Diese Veranstaltungen werden bundesweit vom ISD und anderen Schwarzen Organisationen organisiert und umfassen ein breites Angebot von Vernetzungstreffen, Diskussionen über Schwarzes und queeres Leben in Deutschland sowie Lesungen und Filmvorführungen mit prominenten Schwarzen Gästen.

Wichtige Stationen der afrodeutschen Geschichte

Trotz einiger Fortschritte ist Rassismus immer noch ein Problem in Deutschland. Besonders im Bildungssystem fehlen oft die Perspektiven schwarzer Menschen in Geschichtsbüchern. Das bedeutet, dass wichtige Teile der Geschichte und Kultur nicht ausreichend repräsentiert werden, was zu einem unvollständigen Verständnis der Vielfalt in Deutschland führen kann. Im Folgenden werfen wir einen kleinen Blick in die Geschichte mit Materialien für euren Politik- oder Geschichtsunterricht.

Kolonialgeschichte

Der deutsche Kolonialismus kennzeichnet eine Periode der Geschichte, in der das Deutsche Reich Kolonien in verschiedenen Teilen der Welt kontrollierte, beginnend gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914. Diese Kolonien erstreckten sich über Regionen wie Deutsch-Südwestafrika, Deutsch-Ostafrika, Kamerun, Togo und einige pazifische Inseln.

Der deutsche Kolonialismus war geprägt von imperialistischen Bestrebungen nach wirtschaftlichem Gewinn, territorialer Expansion und nationaler Macht. Dabei kam es oft zu rücksichtsloser Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung, was zu zahlreichen Konflikten und Aufständen führte und weitreichende Auswirkungen auf kulturelle, soziale und politische Strukturen hatte.

Obwohl die Behandlung der deutschen Kolonialgeschichte je nach Bundesland variiert und oft aus einer Täterperspektive betrachtet wird, ist es wichtig, verschiedene Perspektiven im Unterricht zu berücksichtigen und Kontroversen einzubeziehen. Der Bildungsserver bietet euch dazu einige Materialien. 

Dennoch ist es oft schwer, Material zu finden, das die Perspektive der kolonisierten Menschen darstellt. Im Unterricht wird Kolonialismus meist unter der Überschrift Imperialismus behandelt, wobei er den Fokus darauf legt, wie Afrika unter den Kolonialmächten aufgeteilt wurde. Dabei ist es auch entscheidend, vorhandenes Material kritisch zu betrachten und aus verschiedenen Blickwinkeln zu analysieren. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel der Podcast von SWR Wissen, in dem verschiedene Standpunkte aufgegriffen und kritisch betrachtet werden. Diesen könnt ihr mit euren Schüler:innen im Unterricht hören.  Auch der Verband Hessischer Geschichtslehrerinnen und -lehrer hat auf seiner Seite viele Materialien zusammengetragen, die den Kolonialismus aus verschiedenen Perspektiven aufarbeiten.

Weimarer Republik und NS-Zeit

Hierzulande organisierten sich schwarze Menschen erstmals in der Weimarer Republik 1918 wurde der Afrikanische Hilfsverein gegründet, um Unterstützung bei der Wohnungssuche, Arbeitssuche und im Kampf gegen Ausgrenzung und Rassismus zu bieten.

Im Jahr 1919 richtete eine Gruppe von ehemaligen Kolonialmigranten aus Kamerun und Deutsch-Ostafrika eine Eingabe an die Nationalversammlung in Weimar, in der sie gleiche Rechte und gleiche Gesetze für alle forderten. Ihr könntet diese Petition mit euren Schüler:innen lesen und in die historischen Kontexte einordnen. 

Trotz ihrer Bemühungen verschärften sich die rassistischen Anfeindungen und Diskriminierungen gegen schwarze Menschen nach dem Verlust der Kolonien erheblich. Viele verloren ihre Jobs und hatten kaum Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Der rechtliche Status der einstigen Kolonialmigranten verschlechterte sich dramatisch, und sie wurden praktisch staatenlos gemacht.

Mit der Machtergreifung Hitlers endete der politische Aktivismus schwarzer Menschen abrupt. Viele von ihnen flohen vor dem nationalsozialistischen Regime nach Paris, London oder zurück in ihre Herkunftsregion auf dem afrikanischen Kontinent, um dem rassistischen Terror zu entkommen. Die einzige Überlebensstrategie im nationalsozialistischen Deutschland war die des "Nichtauffallens".

Eine Möglichkeit für euren Unterricht wäre es, sich zum Beispiel mit einzelnen Biografien betroffener Menschen zu beschäftigen. Ein bekannter Fall ist Johny Vosté, der das KZ Dachau überlebte und dessen Schicksal gut dokumentiert ist. Auch das Buch Deutsch sein und Schwarz dazu: Erinnerungen eines Afro-Deutschen von Theodor Wonja Michael, wäre eine guter für euren Unterricht. Es ist eine Autobiographie von Wonja Michael, der als Kind in sogenannten “Menschenzoos” ausgestellt wurde, den Holocaust und dessen Folgen überlebte. 

Nach dem zweiten Weltkrieg

Erst Nach dem Zweiten Weltkrieg endete die offene Diskriminierung und Verfolgung der Afrodeutschen, jedoch blieben große Vorbehalte in der Bevölkerung gegenüber Schwarzen. Kinder aus afroamerikanisch-deutschen Beziehungen waren Diskriminierung ausgesetzt, und viele von ihnen wurden zur Adoption freigegeben.

In den 1980er Jahren entwickelte sich ein stärkeres Bewusstsein für Identität und gemeinsame Interessen unter Afrodeutschen, angeregt durch Aktivisten wie Audre Lorde. Die Neue Schwarze Bewegung entstand, um politisches und identitäres Bewusstsein sowie Netzwerke unter Schwarzen in Deutschland zu fördern. Die Aufarbeitung der afro-deutschen Geschichte spielte dabei eine zentrale Rolle und trägt bis heute dazu bei, die Erfahrungen und Herausforderungen Schwarzer Menschen in der Weimarer Republik und der NS-Zeit zu verstehen und anzuerkennen.

Eine Möglichkeit, euren Schüler:innen die afrodeutsche Geschichte näher zu bringen, ist die Dokumentation Schwarz und deutsch — Die Geschichte der Afrodeutschen, in der Frauen und Männer aus vier Generationen ihre bewegenden und stolzen Geschichten erzählen.

Auch die sozialen Medien bieten euch viele Möglichkeiten das Thema adäquat in euren Unterricht einzubauen — ihr könntet zum Beispiel einen Blick auf den Instagram-Kanal der Autorin Tupoka Ogette werfen, die sich mit Rassismus auseinandersetzt und die versucht, einen offenen Umgang zu etablieren.

Wie thematisiert ihr afrodeutsche Geschichte im Unterricht? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

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Frankfurt am Main. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Bundesregierung gewarnt, die geplante Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) ohne substanzielle Verbesserungen auf den Weg zu bringen. „Fast ein Dreivierteljahr hat die Bundesregierung über dem WissZeitVG-Referentenentwurf des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gebrütet. Nachdem sich Abgeordnete von SPD und Grünen anfangs von dem Papier distanziert und auf Nachbesserungen gepocht hatten, dürfen deren Ministerinnen und Minister den Entwurf im Kabinett jetzt nicht einfach durchwinken. Der Regierungsentwurf würde dann eins zu eins den Vorstellungen der Bundesforschungsministerin Bettina Stark Watzinger (FDP) sowie der in der Allianz der Wissenschaftsorganisationen zusammengeschlossenen Wissenschaftsarbeitgeber folgen, aber die Interessen der Beschäftigten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen ignorieren. Das Kabinett muss das verhindern und einen fairen Interessenausgleich statt eines Arbeitgeberdiktats durchsetzen“, sagte Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und -Hochschulexperte, mit Blick auf einen Bericht im Blog des Bildungsjournalisten Jan-Martin Wiarda.

Wiarda zufolge hätten sich die Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie Arbeit und Soziales darauf geeinigt, strittige Fragen wie die Befristung promovierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Postdocs) oder die Lockerung der Tarifsperre dem Parlament zu überlassen. „Dass Bundestag und Bundesrat einen Gesetzentwurf der Bundesregierung ändern können, ist ebenso trivial wie fatal. Wie sollen SPD und Grüne die FDP im Parlament überzeugen, wenn sich Forschungsministerin Stark-Watzinger im Kabinett durchsetzt? Es wäre eine Bankrotterklärung der Ampelkoalition, wenn der missglückte Referentenentwurf vom Juni 2023 unverändert auf den Weg gebracht würde. Die Abgeordneten von SPD, Grünen und FDP müssen sich jetzt ein Herz fassen und den Gesetzentwurf gründlich gegen den Strich bürsten“, mahnte Keller. Er erinnerte an den Vorschlag der GEW, Postdocs entweder Dauerstellen oder eine verbindliche Zusage zur Entfristung anzubieten, wenn sie festgelegte Kriterien erfüllen. Die Tarifsperre, die Gewerkschaften und Arbeitgebern verbietet, vom Gesetz abweichende Regelungen auszuhandeln, müsse ersatzlos gestrichen werden.

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Berlin. Deutschland hat mit 12 Prozent die vierthöchste Schulabbrecherquote in der EU. Das ergeben die aktuellen Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat aus dem Jahr 2022. Nur in Rumänien (15,96 Prozent), Spanien (13,9 Prozent) und Ungarn (12,4 Prozent) brechen noch mehr Kinder und Jugendliche die Schule ab. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Deutschland eine leichte Verbesserung um 0,3 Prozentpunkte verzeichnen. 

Die EU-weite Schulabbrecherquote sank allerdings auch von 10,5 Prozent (2018) auf 9,6 Prozent (2022). Deutschland liegt seit 2019 über dem EU-Durchschnitt, nachdem es 2018 noch darunter lag. In die Statistik der "frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger" werden Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren, die höchstens einen Abschluss der Sekundarstufe I haben und keine weiterführende Bildung verfolgen, einbezogen.

Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern scheint das Problem akut zu sein, was deutlich an den aktuellen Zahlen zu erkennen ist. In Sachsen-Anhalt erhielten 2022 11,8 Prozent der Schüler:innen keinen anerkannten Schulabschluss. Das Bundesland erzielte damit den schlechtesten Wert in ganz Deutschland. Darauf folgen Thüringen mit einer Quote von 9,5 Prozent und Sachsen mit 8,1 Prozent. Allerdings werden auch Förderschüler:innen mit in diese Statistik einbezogen, obwohl sie die Schule regulär verlassen. Dies kann zu einer Verzerrung der Daten führen. 

Es gibt eine große Anzahl an Programmen zur Verhinderung von Schulabbrüchen, die sich jedoch nicht gezielt an Förderschüler:innen richten, obwohl sie einen signifikanten Anteil der Schulabbrecher:innen ausmachen. Zudem erschweren der Lehrkräftemangel und finanzielle Engpässe die Umsetzung von Präventionsprogrammen, die möglicherweise einen positiven Einfluss auf die Schulabbrecherquote haben könnten.

Die Zahlen für 2023 liegen derzeit noch nicht vor. Jedoch können die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie voraussichtlich langfristige negative Folgen auf die Schulabbrecherquoten haben. Die Unterbrechungen im Unterricht, der Wechsel zum Fernunterricht und die sozialen Auswirkungen der Pandemie könnten zu einem Anstieg der Schulabbrecher:innen führen, der sich in den kommenden Jahren zeigen wird. 

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Berlin. Gute Bildung ist der nachhaltig wertvollste Beitrag für die Zukunft unserer Gesellschaft, der Demokratie und einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft. Die im Vorstand des Stifterverbandes engagierten Unternehmen haben daher die Gemeinschaftsinitiative Zukunftsmission Bildung gestartet. Ziel ist es, ein zukunftsfähiges Bildungssystem zu gestalten, das schnell mehr Menschen mit den notwendigen Kompetenzen aus- und weiterbildet - für Deutschland in einer Welt im Wandel. Die Initiatoren rufen alle Engagierten auf, die Zukunftsmission Bildung mitzugestalten und gemeinschaftlich weiterzuentwickeln.

Lehrkräftemangel bekämpfen, Bildungspotenziale heben, Fachkräfte sichern und Zukunftskompetenzen fördern - für diese gewaltigen Herausforderungen in der Schul- und Hochschulbildung gestaltet die Zukunftsmission Bildung Lösungswege. Um unser Bildungssystem wirkungsvoll zu verbessern, werden private Anstrengungen gebündelt und die Zusammenarbeit mit Politik und Bildungseinrichtungen gesucht.

Die Initiatoren der Zukunftsmission Bildung sind sich einig: Deutschland braucht dringend einen Aufbruch im Bildungsbereich. Es müssen mehr junge Menschen mit den Kompetenzen ausgestattet werden, die benötigt werden, um in einer Welt im Wandel orientierungs- und handlungsfähig zu sein. Bei allen aktuellen Krisen und Notlagen sei die Lösung der Probleme im Bildungsbereich der nachhaltig wertvollste Beitrag für die Zukunft unserer Gesellschaft und Wirtschaft, heißt es in dem Aufruf des Stifterverbandes "Deutschland braucht eine Zukunftsmission Bildung!", den die im Vorstand engagierten Unternehmen und Verbände unterzeichnet haben. "Deutschland hat Zukunftsmissionen für die Energie-, Klima- und Mobilitätswende. Gegen einen drohenden Bildungsnotstand brauchen wir aber auch eine Zukunftsmission Bildung", sagt Michael Kaschke, Präsident des Stifterverbandes. "Allein kann der Staat die gewaltigen Herausforderungen nicht lösen. Wir brauchen ein starkes, wirksames Engagement gesellschaftlicher Akteure für diese große Aufgabe. Deshalb wollen wir gemeinsam mit den Unternehmen, und Stiftungen im Stifterverband und unseren Partnern den Aufbruch in der Bildung gestalten."

In der Zukunftsmission Bildung koordiniert und unterstützt der Stifterverband vier starke Allianzen, die zentrale Herausforderungen im Schulsystem, in der hochschulischen und beruflichen Bildung angehen werden:

  • Allianz für Lehrkräfte: Lehrkräftemangel bekämpfen und digitale Kompetenzen bei Lehrkräften stärken
  • Allianz für Schule plus: Außerschulische Angebote systematisch in den Schulalltag integrieren, um Bildungspotenziale zu heben
  • Allianz für MINT-Fachkräfte: Mehr MINT-Fachkräfte für eine erfolgreiche Berufsausbildung und das Studium gewinnen sowie ausländische MINT-Absolventinnen und -Absolventen besser in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren
  • Allianz für Future Skills: Future Skills, insbesondere KI-Kompetenzen, stärken

Der Stifterverband ruft Unternehmen und Stiftungen auf, sich an der Zukunftsmission Bildung in den umsetzungsstarken Allianzen zu beteiligen. Ziel ist es, die vielen privaten Anstrengungen zur Förderung von Bildungsinstitutionen zu bündeln und einen orchestrierten Beitrag zu einer dringend benötigten nationalen Roadmap für ein zukunftsfähiges Bildungssystem zu leisten.

Wer sich für die Zukunftsmission Bildung engagieren will, kann sich an folgende E-Mail-Adresse wenden: zukunftsmission@stifterverband.de

Den Aufruf des Stifterverbandes "Deutschland braucht eine Zukunftsmission Bildung!" sowie weitere Informationen zur Zukunftsmission Bildung und die Liste aller Unternehmen und Verbände, die den Aufruf zur Zukunftsmission Bildung unterzeichnet haben, finden Sie unter: www.zukunftsmission-bildung.de

Der Stifterverband ist eine Gemeinschaft von rund 3.500 engagierten Menschen, Unternehmen und Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Ziel seiner Arbeit ist, Bildung und Wissenschaft neu zu denken und zu gestalten, um die Innovationskraft der Gesellschaft nachhaltig zu stärken. Als zentraler Impulsgeber analysiert er aktuelle Herausforderungen, fördert Modellprojekte und ermöglicht deren Verbreitung in vielfältigen Netzwerken. Er vernetzt Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, entwickelt gemeinsam Ideen und stößt politische Reformen an. In seinem Wirken konzentriert er sich auf zwei Handlungsfelder: Bildung und Kompetenzen sowie Kollaborative Forschung und Innovation. www.stifterverband.org

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Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen kündigen offenbar immer mehr Lehrkräfte ihren Job. Das geht aus einem Bericht des Westdeutschen Rundfunks (WDR) hervor. Demnach sei die Zahl der Lehrkräfte, die ihren Job aufgegeben haben, im Vergleich zum vergangenen Jahr nochmal um 16 Prozent gestiegen. Besonders eindrücklich zeigt sich die Lage der ausgestiegenen Lehrkräfte im Zehn-Jahres-Vergleich. 2013 verzeichnete das Land laut dem Bericht noch 299 Dienstaustritte von verbeamteten Lehrkräften und angestelltem Schulpersonal. 2023 lag die Zahl schon bei 930. Die Zahlen haben sich also verdreifacht.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) erkennt darin nur eine leichte Steigerung und findet die Zahlen nicht auffällig. Gegenüber dem WDR hat Feller mitgeteilt, dass es heute nun mal so sei, dass junge Menschen nicht auf Dauer bei einem Arbeitgeber bleiben würden. Diese Entwicklung sehe man auch in der Privatwirtschaft. Den Trend, den die Schulministerin hier aufzeigt, gibt es tatsächlich. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn sich diese gesellschaftliche Entwicklung auch bei Lehrkräften bemerkbar macht. Das Problem dabei: Das Land interessiert sich offenbar nicht für die genauen Beweggründe der kündigenden Lehrkräfte. Der WDR zeigt dies am Beispiel einer Lehrerin, die sich in ihrem Berufsalltag unter anderem mehr Unterstützung etwa durch Sonderpädagog:innen gewünscht hätte. Sie kann nicht nachvollziehen, warum Lehrkräfte, die diesen Beruf nicht weiter ausüben wollen oder können, nicht nach ihren Beweggründen für ihre Kündigung gefragt werden. 

Besonders viele Kündigungen hat es dem Bericht nach im Regierungsbezirk Düsseldorf gegeben, zu dem auch das Ruhrgebiet zählt. Dort hätten im letzten Jahr 278 Lehrkräfte gekündigt. Ein Grund dafür könnte sein, dass es in dem Bezirk viele Schulen in benachteiligten Stadtteilen gibt. Dort herrscht in Teilen besonders starker Lehrkräftemangel und dementsprechend eine hohe Belastung für die Lehrkräfte. 

Die anhaltend schwierige Situation und die hohe Zahl kündigender Lehrkräfte sorgt auch dafür, dass es Kritik an der Arbeit der NRW-Schulministerin gibt. Feller hatte zum Beispiel versprochen, dass insbesondere Grundschullehrer entlastet werden sollen. Dies solle auch durch Alltagshelfende erreicht werden. Von denen gibt es mittlerweile 1200 an Schulen in NRW, das sorgt aber wohl nur punktuell für Entlastung. Nicht mal jede zweite Grundschule hat bisher eine Alltagshelferin oder einen Alltagshelfer. Zudem müssten diese auch zunächst eingearbeitet werden, was zusätzliche Ressourcen in Anspruch nehme, bis sie tatsächlich eine Unterstützung im Alltag der Schule sein könnten. Auch von der Opposition in Nordrhein-Westfalen gibt es Kritik. Von der schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Franziska Müller-Rech, heißt es etwa: "Wie viele Lehrkräfte müssen noch ihren einstigen Traumberuf an den Nagel hängen, damit die NRW-Landesregierung reagiert?"

Vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) kommt Gegenwind für Fellers Relativierung der Zahlen. Die NRW-Vorsitzende Anne Deimel sagte gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: “Der Lehrerberuf ist einer der schönsten, und es ist fatal, dass Menschen, die bereits im System sind, das Handtuch werfen, weil die schlechten Arbeitsbedingungen und die Überlastung sie dazu nötigen.” Die Regierung dürfe den Verlust nicht “herunterspielen”. 

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Ihr seid gerade aus der Schule oder überlegt anderweitig, den Lehrer:innenberuf einzuschlagen? Dann seid ihr hier genau richtig, denn wir wollen euch in unserer neuen Reihe das Lehramtsstudium in den verschiedenen Bundesländern vorstellen. Heute geht es um das Studieren in Bayern. In unserem Artikel zeigen wir euch alles Wichtige, was ihr zum Lehramtsstudium wissen müsst und was ihr beachten solltet, falls ihr vorhabt, Lehrer:in in Bayern zu werden.

Die verschiedenen Lehramtstypen

Bevor ihr ins Studium starten könnt, müsst ihr die erste große Entscheidung treffen. Welches Lehramt möchte ich machen? In Bayern könnt ihr zwischen verschiedenen Lehramtstypen wählen: Grundschule, Mittelschule, Realschule, Gymnasium, berufliche Schule und Sonderpädagogik. Ihr seid euch noch nicht ganz sicher, welcher Weg zu euch passt? Die Seite des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. (BLLV) bietet euch persönliche Einblicke von Studierenden, um aus erster Hand Einsichten in die jeweiligen Typen zu erfahren. Denn: Es macht einen erheblichen Unterschied, an welcher Schulart ihr am Ende unterrichten werdet. Während ihr am Gymnasium die Schüler:innen auf das Abitur und damit auf eine akademische Laufbahn vorbereitet, werdet ihr beim Lehramt der Sonderpädagogik an einer Förderschule mit Kindern arbeiten, die eine geistliche oder körperliche Behinderung haben. Dort liegt der Fokus weniger auf der fachlichen Kompetenzvermittlung und mehr auf der pädagogischen Förderung der individuellen Entwicklung der Schüler:innen. Wollt ihr etwas praxisnaher arbeiten, mit Schwerpunkt auf Handwerkliches oder Technisches? Dann ist das Berufsschullehramt zu empfehlen. Hier könnt ihr beispielsweise den Studiengang Berufspädagogik mit den Richtungen Elektrotechnik und Informationstechnik oder Metalltechnik studieren (Friedrich-Alexander-Universität). Auf welche Schulart letztendlich eure Wahl fällt, hängt von eurer Präferenz ab, welche Altersgruppe ihr unterrichten wollt und was am Ende eurer Ziel als Lehrer:in sein soll. Was es bedeutet, die jeweiligen Schularten zu unterrichten und welche Anforderungen euch erwarten, könnt ihr auf der Seite des bayerischen Kultusministeriums nochmal genau nachlesen.

Zusätzlich könnt ihr euch einmal die Reihe “Lohnt sich das?” vom BR anschauen. Diese begleitet neben vielen anderen Berufen auch bayerische Lehrer:innen der Grundschule, Mittelschule, Realschule, und Berufsschule. Mit Fokus auf das Gehalt und Ausgaben der gezeigten Lehrer:innen gibt die Reihe auch Einblicke in die Tagesabläufe, die Arbeitsweise und die Schulen.

Übrigens ist es für euch auch später möglich, an einer anderen Schulart als eurer Lehramt zu arbeiten. Dafür müsst ihr euer Studium um Erweiterungsfächer ergänzen, beispielsweise können Mittelschullehrer:innen an Grundschulen arbeiten, falls sie zusätzlich das Fach “Didaktik der Grundschule” wählen.

Fächerkombinationen und Erweiterungsfächer

Die zweite wichtige Entscheidung ist die Fächerwahl. Im Grundschul- und Mittelschullehramt wählt ihr ein Unterrichtsfach, für das Realschul- und Gymnasiallehramt wählt ihr zwei Fächer. Im Berufsschullehramt müsst ihr eine berufliche Fachrichtung und ein allgemeinbildendes Unterrichtsfach auswählen. Studierende des Sonderpädagogiklehramts wählen zwei sonderpädagogische Fachrichtungen. Welche Fächerkombinationen für die jeweilige Schulart möglich sind, könnt ihr hier nachlesen. Trotzdem solltet ihr euch an eurer zukünftigen Uni erkundigen, welche Fächer angeboten werden, da nicht jede Uni jede Fächerkombination anbietet. Außerdem habt ihr noch die Möglichkeit, eure Fächer um ein weiteres Fach zu erweitern. Erweiterungsfächer sind sozusagen keine vollwertigen Unterrichtsfächer, die nur einen kleineren Umfang im Studium einnehmen. Eine Auswahl je nach Schulart findet ihr hier.

Aufbau des Studiums

Das Studium besteht hauptsächlich aus drei Bereichen: Erziehungswissenschaften, Fachwissen und Didaktik. Ihr beschäftigt euch während des Studiums inhaltlich intensiv mit den Fächern, die ihr ausgewählt habt, sowie mit den Besonderheiten eurer zukünftigen Schulform. Wie die jeweiligen Lehramtsstudiengänge aufgebaut sind, könnt ihr hier nachlesen. 

Die Regelstudienzeit für Grundschulen, Mittelschulen und Realschulen beträgt sieben Semester. Gymnasium sowie Sonderpädagogik können in neun Semestern abgeschlossen werden. Das Berufsschullehramt dauert in der Regel zehn Semester. Je nachdem, welche Fächerkombination ihr wählt, kann dies jedoch variieren. Nach dem sechsten Semester erhält man an manchen Universitäten nach Erwerb von 180 Leistungspunkten je nach Fachstudium einen Bachelorgrad, also z.B Bachelor of Arts, Science oder Education. Danach folgt die erste Staatsexamsprüfung oder im beruflichen Lehramt die Masterprüfung. Habt ihr die erfolgreich überstanden, ist damit euer Studium abgeschlossen. Für die weitere Ausbildung zum Lehrer:in folgt danach noch der zweijährige Vorbereitungsdienst, auch Referendariat genannt, in dem ihr endlich eigenverantwortlich an einer Schule unterrichtet. Mehr Einblicke ins Referendariat könnt ihr in unseren Artikeln zum Thema bekommen. Darauf folgt die zweite Staatsprüfung, die aus Lehrproben sowie mündlichen und schriftlichen Prüfungen besteht. Habt ihr diese bestanden, habt ihr eure Lehramtsausbildung abgeschlossen.

Praktika

Außerdem werdet ihr in eurem Lehramtsstudium mehrere Praktika absolvieren. Alle Lehrämter haben mindestens ein Betriebspraktikum in einem nicht-pädagogischen Rahmen von acht Wochen, ein Orientierungspraktikum von drei bis vier Wochen,  dass vor dem Studium stattfindet, ein Schulpraktikum von 150-160 Unterrichtsstunden sowie ein studienbegleitendes fachdidaktisches Praktikum abzuleisten.

Die Praktika dienen vor allem dazu, mehr Praxis in das Studium einfließen zu lassen, das durchaus theorielastig sein kann. Durch die vielen Praktika soll sichergestellt werden, dass sich die Student:innen genügend ausprobieren und auch in andere Bereiche schnuppern können. Allerdings werdet ihr in den Praktika, die in der Schule stattfinden, hauptsächlich beobachten. Ihr sitzt also die meiste Zeit im Klassenzimmer und schaut euch den Unterricht an. Ihr werdet aber auch die Möglichkeit bekommen, eigenständige Unterrichtseinheiten zu gestalten. Mehr Infos zu den verschiedenen Praktika findet ihr auf der Seite des bayerischen Philologenverbandes (bvp).

Wo kann ich auf Lehramt in Bayern studieren? 

In Bayern stehen euch viele verschiedene Universitäten zur Auswahl, an denen ihr Lehramt studieren könnt. Manche Unis bieten allerdings nicht alle Lehramtstypen an. Je nachdem, für welche Schulart ihr euch entscheidet, solltet ihr euch also vorher gut informieren. Förderschullehramt und Berufsschullehramt sind separat zu betrachten und nur an ausgewählten Unis verfügbar. Eine Liste der verfügbaren Unis, unterteilt nach Schulart, findet ihr hier. Zusätzlich zu den klassischen Universitäten, habt ihr auch die Möglichkeit, euer Studium an einer Musik- oder Kunsthochschule zu machen, wenn ihr entsprechend Musik oder Kunst als ein Fach unterrichten wollt. Die Akademie der Bildenden Künste München bietet beispielsweise die Fachrichtung Kunst im Doppelfach an. Allerdings muss ein solches Fachstudium auch von einem erziehungswissenschaftlichen Studiumsteil begleitet werden, der dann meistens an einer anderen Uni abgelegt wird. Alle näheren Informationen findet ihr dazu auf den jeweiligen Webseiten der Universitäten.

Auch für die Zulassungsvoraussetzungen solltet ihr euch je nach Uni vorher informieren. Generell sind die Studiengänge für Lehramt zulassungsfrei. Für manche Fächer gilt aber der Numerus Clausus, auch dies müsst ihr individuell für eure Uni und eure Fächer nachschauen. Für alle Lehramtsstudiengänge aber ist das Abitur bzw. die allgemeine Hochschulreife ein Muss. Auch mit der fachgebundenen Hochschulreife könnt ihr Lehramt studieren. Hier ist der Studiengang aber abhängig von den jeweiligen Ausbildungsrichtungen. Mehr dazu und welche Studiengänge euch dann offen stehen, findet ihr hier. Die Fachhochschulreife, die beispielsweise an Fachoberschulen oder Berufsoberschulen abgeschlossen wird, berechtigt dagegen nur zum Studium an Fachhochschulen, an denen in der Regel keine Lehramtsstudiengänge studiert werden können. Ausnahme ist das Berufsschullehramt, das beispielsweise auch an Fachhochschulen studiert werden kann, wenn anschließend ein Masterstudium an einer Universität abgeschlossen wird. Dies bietet beispielsweise die Technische Hochschule Amberg-Weiden im Studiengang Ingenieurpädagogik in Kooperation mit der Technischen Universität München an.

Außerdem gibt es für manche Fächer Eignungsprüfungen, die für die Zulassung zum Studium notwendig sind. Dies kann je nach Uni für die Fächer Sport, Kunst, Musik und in manchen Fällen auch für Englisch vorliegen.

Für mehr Informationen, sowie Tipps zum Unileben findet ihr auf der Seite des BLLV.

Arbeiten als Lehrkraft in Bayern: Zukunftsaussichten 

Falls ihr beschließt, Lehramt zu studieren, solltet ihr euch auch Gedanken darum machen, wie es in Zukunft um den Lehrerberuf und die Ausübung dessen in Bayern steht. Wir wollen euch nur eine kleine Auswahl an vergangenen und im Moment diskutierten Problemen und Änderungen geben, die das bayerische Schulsystem betreffen.

Erst kürzlich hatte Söder (CSU) massiv Kritik erhalten, nachdem er ankündigte, die Teilzeitquote bei Lehrkräften zu reduzieren (LehrerNews berichtete). Dieses Vorhaben würde die Attraktivität des Berufs schmälern, was vor allem in Zeiten des Lehrkräftemangels nicht von Vorteil wäre, wie Simone Fleischmann vom BLLV bemerkt.

Bundesweit stecken die Schulen in einer Krise: Neben der mangelnden Digitalisierung ist der Lehrkräftemangel auch in Bayern zu spüren. Der ehemalige Kultusminister Michael Piazolo bestätigte im September zwar, es wären genug Lehrkräfte für dieses Jahr eingestellt worden, trotzdem gab es von vielen Bildungsverbänden und der Opposition Kritik: Lehrer:innen würden verheizt, seien überlastet und könnten die vielen Aufgaben nicht angemessen erledigen. Dabei kommt es immer wieder zu Unterrichtsausfällen. Dieses Schuljahr starteten nochmals rund 30.000 Schüler:innen mehr als noch im vergangenen Jahr. Dazu kommen 30.000 ukrainische Kinder, die integriert werden müssen. Die bayerische Regierung plant den Mangel zum einen durch Quereinsteiger:innen zu reduzieren. Diese haben die fachliche Kompetenz aber müssen das pädagogische Studium per Crashkurs im Referendariat nachholen. Für das Schuljahr 23/24 werden ca. 330 Bewerbungen erwartet. Die andere Maßnahme ist die Nachqualifizierung von Hilfskräften, die also bereits an einer Schule arbeiten, allerdings nicht als Lehrer:in. Auch diese können nun durch eine nachträgliche Ausbildung den pädagogischen Teil nachholen. Auch Studierende sollen gegen den Mangel in Form eines Praxissemesters eingesetzt werden. Dies kann aber nur mit nötiger Betreuung funktionieren, wie die BLLV betont. Außerdem kündigte Söder im Januar 2023 an, Lehrkräfte aus anderen Bundesländern abzuwerben, indem man sie durch Prämien und ein besseres Gehalt locken könne. 

Dementsprechend gut sieht die Lehrerbedarfsprognose, die jedes Jahr vom  Kultusministerium veröffentlicht wird, eure Einstellungschancen an. Im Moment gibt es sehr gute Einstellungsaussichten für Lehramtsabsolvent:innen in allen Lehrämtern in den nächsten zehn Jahren. Laut GEW ist diese Prognose allerdings “meist ziemlich nutzlos”, da jedes Jahr die Rahmenbedingungen dafür verändert werden. Es kommt auch immer auf eure Fächerkombination und Schulart an. Je nachdem, was eher gebraucht wird, ist die Einstellungschance entsprechend höher.

Auch so einige politische Entscheidungen, werfen einen Schatten auf den Lehrberuf in Bayern. Das Gender-Verbot an bayerischen Schulen und Behörden hatte erst im Dezember zu großer Aufmerksamkeit geführt. Ministerpräsident Söder kündigte damals an: “(...) Mit uns wird es kein verpflichtendes Gendern geben. Wir werden das Gendern in Schulen und Verwaltungen sogar untersagen.“ Wann und in welcher Form das Gender-Verbot kommen soll, ist Stand Februar immer noch nicht bekannt. Kritik erfuhr diese Aussage damals von vielen Bildungsverbänden, besonders weil es dadurch zur weiteren Spaltung und Polarisierung in der Schulgemeinschaft kommen könne, wie der Vorsitzende Ulrich Babl der bvp erklärt hat.

Bayern gilt generell als Nachzügler in Bezug auf LGBTQIA+-Rechte, da es beispielsweise das einzige Bundesland ist, das noch keinen Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit erarbeitet hat, obwohl ein solcher von Söder versprochen wurde. Das Gender-Verbot sei bei der Umsetzung eines solchen Aktionsplan allerdings widersprüchlich, da die geschlechtliche Vielfalt ebenso in der Sprache ermöglicht werden müsse, wie Kai Kundrath, Geschäftsführer des Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrums München e.V. betont.

Auch das Studium selbst bleibt nicht von Kritik verschont. Eine Umfrage vom letzten Jahr unter 3.000 Student:innen zeigt einige Probleme auf. Dabei stehen vor allem die Praktika und die Betreuung in der Kritik der Befragten. Nur 20 Prozent sehen die Praktika als sinnvoll an, besonders das Berufspraktikum nehme zu viel Platz ein und hätte keinen Sinn. Des Weiteren seien die Lehrkräfte und Dozent:innen überarbeitet und fachfremd, antworten mehr als die Hälfte der Befragten. Auch das erste Staatsexamen sei laut Umfrage “völlig unangemessen und nicht zeitgemäß”. Außerdem beenden laut BLLV rund 40 Prozent der eingeschriebenen Studierenden das Studium nicht. Auch hier wird das Staatsexamen als Grund genannt, das eine zu große Hürde darstelle. Der Landesstudierenderant fordert deshalb eine Überarbeitung der Ausbildung, mitsamt Referendariat sowie des Staatsexamens.

Denkt ihr darüber nach Lehramt zu studieren? Schreibt es uns in die Kommentare.

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Also, wo geht's hier zur Toilette? Eine scheinbar einfache Frage, aber für manche ist die Antwort alles andere als klar. Auch die Stadt Hannover beschäftigt diese Frage: Vier der 31 Schulen in der Trägerschaft der Verwaltung haben geschlechtsneutrale Toiletten (Stand 2022). Dabei gibt es keine einheitlichen Vorgaben. "Soweit ein Bedarf an Gender-Toiletten entsteht, werden vorhandene Räumlichkeiten umgebaut beziehungsweise umgewidmet", äußerte sich die Region. Diese Entwicklung steht im Kontext einer breiteren Diskussion über Inklusion, Gleichberechtigung und des Respekts für die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten. Geschlechtsneutrale Toiletten, auch als genderneutrale oder unisex Toiletten bekannt, sind eine Antwort auf die Bedürfnisse von Schüler:innen und Lehrer:innen, die sich nicht in das traditionelle binäre Geschlechtssystem einordnen möchten oder können. Die Pro und Contra Argumente zur Debatte um geschlechtsneutrale Toiletten haben wir uns bereits in diesem Artikel angesehen. 

Im Bundesland Niedersachsen gewinnen geschlechtsneutrale Toiletten an Schulen zunehmend an Bedeutung. Während sie noch nicht flächendeckend eingeführt sind, werden sie in einigen Regionen bereits als Antwort auf die Bedürfnisse von Schüler:innen, die sich weder als männlich noch als weiblich identifizieren, angeboten. Es gibt noch keine einheitlichen Vorgaben. Insbesondere im Landkreis Harburg sollen Unisex-Toiletten bei Schulneubauten zur Regel werden, auch andere Kreise erwägen ähnliche Maßnahmen. „Die Stadt Hannover verfolgt das Ziel, bei allen Neubauten und größeren Sanierungsvorhaben grundsätzlich nur noch geschlechterneutrale WC-Anlagen zu errichten. Bei den laufenden Planungen wird dies bereits berücksichtigt“, so die Pressesprecherin der Stadt Hannover, Susanne Stroppe, auf Nachfrage von Lehrer News.

Die Anfragen nach geschlechtsneutralen Toiletten nehmen von Seiten der Schüler:innen zu. Niedersachsens Kultusministerin, Julia Willie Hamburg (Grüne), unterstützt die Initiative: „Wenn die Wünsche und Bedarfe vor Ort entsprechend sind, dann wollen wir das auch ermöglichen“.  Schulen, die geschlechtsneutrale Toiletten einführen wollen, werden dabei von der Stadt Hannover „beraten und unterstützt“, äußerte sich Stroppe. „Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten werden Umsetzungsmaßnahmen geprüft und durchgeführt.“ Diese Unterstützung kommt dabei aus verschiedenen Bereichen: „dem Gleichstellungsbüro — Referat für Frauen und Gleichstellung, Gleichstellungsbeauftragte und von den Beauftragten für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“, so Stroppe. Allerdings gebe es in einigen Kreisen wenig Interesse an der Einführung von Unisex-Toiletten. 

Ein weiteres Projekt, das parallel dazu läuft, ist die Bereitstellung kostenloser Hygieneartikel, das in vielen Städten und Kreisen positiv aufgenommen wird. Dazu wird nach einer einheitlichen Regelung gesucht, um die Produkte für die Schüler:innen verfügbar zu machen. Sie werden in den WC-Räumen kostenlos ausgelegt oder über Automaten bereitgestellt. Eine andere Möglichkeit, die einige Schulen anbieten, ist die Möglichkeit, Hygieneartikel an bestimmten Ausgabestellen, etwa im Sekretariat oder bei Sozialarbeiter:innen, zu erhalten. 

Auch andere Städte führten in den letzten Jahren Unisex-Toiletten in Schulen ein. In Darmstadt wurden geschlechtsneutrale Toiletten errichtet, nachdem die Stadtverordneten in einer Sitzung beschlossen haben, das Konzept an drei bis fünf Schulen versuchsweise umzusetzen. Dieses Konzept umfasst auch inklusive Schultoiletten sowie kostenfreie Hygieneartikel an Schulen. „Unhygienische Zustände, Schmierereien und Vandalismus an Schultoiletten haben wohl schon alle erlebt“, meint Schuldezernent Holger Klötzner (Volt). Unisex-Toiletten sollen dafür eine Lösung darstellen. Klötzner hebt außerdem hervor, dass diese Pilotprojekte eine neue Haltung zu Schultoiletten etablieren sollen, die als Blaupause für andere Schulen dienen können. In die Planung werden Schulleitungen, Elternvertretungen und der Stadtschüler:innenrat einbezogen, um Diskriminierungen zu beenden und Schultoiletten auf Unisex auszulegen.

Auf der anderen Seite wird betont, dass Toiletten auch Rückzugs- und Schutzräume sind, insbesondere für Menschen mit Menstruation. Das Frauenbüro schlägt vor, sowohl Unisextoiletten als auch getrennte Männer- und Frauentoiletten einzurichten, um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Aufgrund von Beschädigungen bei Pilotprojekten im Vorjahr mit Hygieneautomaten sollen individuelle Lösungen für die Bereitstellung von Hygieneartikeln gefunden werden.

Auch an der Sägefeldschule in Ulm wurde eine wegweisende Maßnahme umgesetzt: Statt getrennter Toiletten für Jungen und Mädchen gibt es nun eine gemeinsame Toilette für alle älteren Schüler:innen. Die Entscheidung wurde getroffen, nachdem der Zustand der bisherigen Schultoiletten als desolat beschrieben wurde. Die Einführung einer "Toilette für alle" sollte auch hier Lösungen für Probleme wie Beschädigungen und Vandalismus bieten. Die neu gestaltete Toilette verfügt ausschließlich über Kabinen. Die Waschbecken sind durch die bodentiefen Fenster gut einsehbar und die Toiletten wurden mit einem digitalen Zugangssystem ausgestattet, durch das Schüler:innen außerhalb der Pausen nur mit einem Chip Zugang zu den Toiletten haben.

Trotz anfänglicher Bedenken haben sich Schüler:innen und Lehrkräfte schnell an die neue Regelung gewöhnt und schätzen die verbesserte Ausstattung. Michael Mittelstaedt, Vorsitzender des Landeselternbeirats in Baden-Württemberg, sieht in Unisex-Toiletten einen „pragmatischen und wirtschaftlichen Ansatz“.

Geschlechtsneutrale Toiletten sind in Deutschland noch nicht weit verbreitet, aber es gibt zunehmende Forderungen nach ihrer Einführung. Cornelia Euchner, Schulleiterin der Sägefeldschule, ist überzeugt, dass sich die Gesellschaft in Richtung einer Toilette für alle entwickelt und betont, dass ihre Schule hier bereits Vorreiter ist.

Gibt es an eurer Schule geschlechtsneutrale Toiletten? Wie steht ihr dazu?

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Von Schüler:innen manchmal belächelt, aber auch hoch geschätzt als Abwechslung zum sonstigen Schulalltag, bietet der Sportunterricht Lehrkräften eine breite Palette an Möglichkeiten, um Dinge auszuprobieren und neue Wege zu gehen. Doch zum Teil ist es gar nicht so einfach, an Impulse und neue Ideen für die Konzeption des eigenen Sportunterrichts zu kommen. Im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Fächern etwa ist das Unterstützungsangebot im Bereich des Sportunterrichts häufig viel kleiner. Es gibt natürlich trotzdem Wege, wie ihr euren Sportunterricht weiterentwickeln und euren Schüler:innen Abwechslung bieten könnt. Wir haben euch einige Seiten und Anlaufstellen zusammengetragen, damit ihr frischen Wind in eure Sportklassen bringen könnt.

Die bewährte Bank

Für engagierte Lehrkräfte dürfte der Bildungsserver keine Neuigkeit mehr sein, aber der Vollständigkeit halber soll er auch in dieser Aufzählung nicht fehlen. Auch zum Sportunterricht finden sich auf dem Bildungsserver Materialsammlungen, gesamte Unterrichtskonzepte und Anregungen für ausgefallene Gestaltungsmöglichkeiten des Unterrichts. Sowie in anderen Fächern auch, ist der Bildungsserver nur eine Plattform, auf der Inhalte anderer Anbieter gesammelt werden. Die Seite greift auf Angebote anderer Webseiten zu und verlinkt diese. Die Auswahl findet in der Regel sehr sorgsam statt, aber dadurch, dass der Bildungsserver die Inhalte nicht selbst produziert und pflegt, hat er auch keinen Einfluss darauf, ob Inhalte aktuell gehalten werden. Für einen ersten Überblick zu verschiedenen Sportthemen lohnt sich der Klick auf den Bildungsserver aber in jedem Fall. 

Am Puls der Zeit 

Die Seite Wimasu setzt eher auf Qualität statt Quantität. Die Webseite ist übersichtlich und modern gestaltet und lässt sich ganz angenehm nutzen. Nach eigenen Angaben hilft Wimasu “Sportlehrkräften dabei, ihren Sportunterricht zu gestalten. Zudem werden neue und innovative Unterrichtsideen aufgegriffen und thematisiert”. Die Beiträge auf der Seite lesen sich frisch und nicht so, als ob der Sportlehrer oder die Sportlehrerin aus eurer eigenen Schulzeit sie geschrieben hat. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass die Unterrichtsplanung nicht bei der Auswahl von Spielen aufhört, sondern auf der Webseite auch thematisiert wird, wie man etwa Teams am besten einteilen sollte. Dieser Ansatz spricht für eine Awareness, die sich auf der Seite an verschiedenen Stellen immer wieder findet. 

Die Organisation arbeitet bei der Gestaltung ihrer Beiträge mit ansprechenden Grafiken, die Lust darauf machen, sich mit den Themen auseinanderzusetzen. Unter dem Reiter “Unterrichtsideen” kann man gezielt nach Kategorien filtern, die für einen selbst interessant sind. Die Ideen zur Unterrichtsgestaltung sind zum Teil unkonventionell und überraschend, was es gerade für ambitionierte Sportlehrkräfte spannend macht. Die Beschreibungen der Einheiten sind kurz, knapp und auf den Punkt formuliert. Hilfreich sind zudem auch die grafischen Darstellungen, wie zum Beispiel bei Spielen die Sporthalle aufgeteilt sein muss. Unter dem Punkt “Wissen” gibt Wimasu theoretischen Input, um sich mit etwas abstrakten Themen wie etwa “Fairness” zu beschäftigen. Wimasu betreibt auch einen eigenen Youtube-Channel, was es Lehrkräften noch leichter macht, neue Übungen und Spiele zu verstehen und sie dann besser umsetzen zu können. Außerdem  bietet euch die Seite Werkzeuge, die die Planung eures Sportunterrichts zusätzlich erleichtern können. Zum Beispiel könnt ihr mit dem Hallenplaner digital eure Sporthalle nachbauen und für die jeweiligen Einheiten planen, damit ihr für eure Stunden top vorbereitet seid. Was ihr unbedingt wissen solltet: Wimasu ist ein Unternehmen und möchte auch Geld verdienen. Viele der Materialien werden gratis zur Verfügung gestellt, aber Zusatzmaterialien, wie der Hallen-Planer, sehr ausgefeilte Unterrichtskonzepte oder  Fortbildungen bietet Wimasu gegen Geld an. 

Mit Personality

Viele von uns schätzen es mittlerweile sehr, wenn sie wissen, wer genau hinter Inhalten steckt. In sozialen Medien lässt sich dieses Bedürfnis gut befriedigen, weil hier Influencer:innen Beiträge kuratieren und ihre Follower:innen zum Teil sehr intensiv in Entwicklungsprozesse einbinden. Dies kann zum Beispiel dadurch passieren, dass man ihnen per Nachricht oder Kommentar Fragen zusendet und sie dann explizit darauf antworten können. Wir können hier nur einen kleinen Teil der Sportunterricht-Influencer:innen abbilden und nicht detailliert auf alle eingehen, aber vielleicht ergibt sich für euch ja hieraus die Möglichkeit, die Kanäle der vorgestellten Accounts genau abzuchecken. Ein Beispiel für einen solchen Kanal ist “bewegungserna”. Sie ist Lehrerin an einer Grundschule, kooperiert mit Wimasu und postet eher unregelmäßig neuen Content. “Sport_professor” stellt regelmäßig neues Material für Lehrkräfte online, einige Inhalte sind allerdings kostenpflichtig. Und auch die Plattform “Wimasu” hat einen sehr aktiven Instagram-Account, auf dem regelmäßig neue Ideen und hilfreicher Content platziert werden. Im Gegensatz zu anderen Fächern scheint der Sportunterricht bei Bildungs-Influencer:innen noch wenig besetzt zu sein. Solltet ihr euch dazu berufen fühlen, wäre hier auf jeden Fall die Möglichkeit, eine Nische zu besetzen, für die Bedarf und Interesse besteht. 

Hier lohnt sich das Suchen

Wenn es mal nicht ganz so schnell gehen muss, dann lohnt es sich, mal einen Blick auf lehrer-online.de zu werfen. Mit Hilfe der Filterfunktion lässt sich relativ gut Material finden, das auf die individuellen Wünsche passt. Es ist aber auch einfach empfehlenswert, mal durch das Angebot auf der Seite zu scrollen. Die Seite wartet mit einigen unkonventionellen Unterrichtsvorschlägen auf, die starre Sportunterrichtskonzepte durchbrechen können. Lehrkräfte bekommen dabei einen hilfreichen Input zur Planung der Stunden. Die Beschreibungen der Ideen sind kurz gehalten, aber an den meisten Stellen trotzdem gut verständlich. Das Angebot auf der Seite ist etwas kleiner als bei den anderen Anbietern, aber für nette Ideen reicht es allemal. Es gibt allerdings noch einen Haken: Um Zugriff auf alle Unterrichtsmaterialien zu erhalten, ist eine Premium-Mitgliedschaft notwendig. Diese kostet im günstigsten angebotenen Tarif 4,49€ im Monat. 

Der Evergreen

Eine absolut bewährte Größe in der Szene ist die Seite Sportunterricht.de. Ehrlicherweise wirkt die Webseite so, als wäre sie nie ganz im 21. Jahrhundert angekommen, aber dieser Eindruck spiegelt nicht das gesammelte Angebot wider. Denn in verschiedenen Kategorien finden sich auf der Seite Übungsbeispiele, Schaubilder, Apps und Querverweise zu anderen Anbietern entsprechender Infos. Nehmen wir zum Beispiel Aerobic. Diese Einheit gehört für viele Schüler:innen sicherlich nicht zu den beliebtesten Sportarten ihrer Sportunterricht-Karriere, dennoch wird sie in Teilen curricular vorgeschrieben und ist zudem auch einfach sinnvoll, um die Varianz von Sportarten im Unterricht abzubilden. Sportunterricht.de bietet auch einen Aufbau-, Organisations- und Taktikplaner, um Übungen und die Sporthallengestaltung möglichst effektiv machen zu können. Hier sind kostenfreie Versionen zu nutzen, die nicht besonders schön, aber nützlich sind. 

Um auf Material und Tipps zum Thema Aerobic zu kommen, verfolgt man auf der Seite einfach den Reiter “Bewegung, Spiel und Sport”. Darunter sind alle Sportarten, zu denen Material gesammelt ist, alphabetisch geordnet. Hier lässt sich die Unterseite “Aerobic / Aerobic in der Schule” öffnen. Zunächst werden dort Beiträge und Artikel zum Thema gesammelt. Diese lassen sich zum Beispiel dafür nutzen, um einen theoretischen Einstieg in den Unterricht zu schaffen. Zudem werden auch Praxisbeispiele gesammelt. Diese reichen von einfachen ersten Grundschritten über die Anleitung zur Erarbeitung einer eigenen Choreografie zur Erweiterung des klassischen Aerobics — etwa durch Drum Aerobic oder dem Einsatz von Bällen in Aerobic-Sessions. Und zum Teil gibt es auch Verweise auf Videos zu den Themen oder auf Bücher, die sich damit befassen. Alles in allem, lassen sich auf Sportunterricht.de viele hilfreiche Impulse finden. Das Nutzungserlebnis der Seite ist nur nicht besonders angenehm. Und es ist nicht immer deutlich, ob die gesammelten Materialien auf dem neuesten Stand sind oder sie vielleicht bereits als überholt gelten könnten. 

Mit Blick auf die Vielfalt der angebotenen Unterstützungsmöglichkeiten und Gestaltungsideen für den Sportunterricht, zeigt sich wieder, wie abwechslungsreich dieses Fach in der Schule sein kann. Mit etwas Hingabe und Recherche können eure Schüler:innen richtig viel aus dem Sportunterricht mitnehmen und ihn als so bereichernd erleben, wie ihr selbst dieses tolle Fach empfindet. Habt ihr noch andere hilfreiche Anlaufstellen für Unterrichtsmaterialien und Ideen für den Sportunterricht? Dann schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Moin! Hamburg, die beliebte Metropole an der Elbe, ist nicht nur für die leckeren Fischbrötchen und die Reeperbahn, die niemals schläft, bekannt. Für Schulklassen auf Entdeckungstour bietet die Hansestadt ebenso viele spannende Ausflugsziele. Von Hafenrundfahrten bis zu außergewöhnlichen Museumswelten – wir präsentieren euch vier Ausflugsideen, die nicht nur euren Bildungshorizont erweitern, sondern auch für jede Menge Spaß sorgen. Sucht ihr Ausflugsziele für andere Bundesländer? Hier könnt ihr mehr Ideen durchstöbern!

Hafenrundfahrt mal anders: Lernorte Hafenwelt

(Quelle: Pixabay)

Was in Hamburg auf gar keinen Fall fehlen darf: Der berühmte Hafen der Hansestadt! Anstatt aber eine durchschnittliche Hafenrundfahrt zu unternehmen, gibt es viel spannendere Möglichkeiten, den Hafen zu erkunden. Das Unternehmen Hafenkompass bietet seit zehn Jahren verschiedene Exkursionen für Schulklassen am Hamburger Hafen an. Zusammen mit Diplomgeographen entdeckt ihr den Hafen auf einer lehrreichen Orientierungstour. Ihr führt Experimente mit Karten, Kompass und GPS durch. Das heißt: Unbedingt warme, wasserfeste Kleidung und feste Schuhe! Das Angebot eignet sich für die 4. Klasse bis zur 13. Klasse, besonders in den Fächern Geografie und Technik. Ihr habt die Auswahl zwischen verschiedenen Exkursionen, die jeweils ca. drei Stunden dauern. Die Preise sind abhängig von der Teilnehmer:innenzahl und dem gewünschten Programm.

Die Exkursion für Schüler:innen der Klasse vier bis sechs bietet z.B. praxisnahe Lernmöglichkeiten. Die Tour führt euch von den Landungsbrücken durch Hafenkanäle, Brücken und Industriegebiete. Hauptaufgaben eines Hafens werden erläutert und der Umgang mit Karten und Kompass geübt. Ein Besuch in einer Schatzkammer mit Gewürzen, Kaffee und Kakao vermittelt geographisches Wissen über die Herkunftsländer der Waren und den Weg der Güter in den Hamburger Hafen. Vorab könnt ihr auch Expert:innengespräche vereinbaren. Mehr zu diesem Angebot Informationen findet ihr hier

Für Schüler:innen ab der 6. Klasse gibt es die Möglichkeit, den Seezollhafen als GPS-Tour zu Fuß zu entdecken. Die Klasse erkundet den Hafen durch Geocaching und lernt dabei die Arbeitsweisen des Hafens kennen. Außerdem werden die beruflichen Perspektiven des Logistikstandorts Hamburg vorgestellt und gezeigt. Mehr Infos findet ihr hier

Für die 10. - 13. Klassen könnt ihr euch für Exkursionen mit den Schwerpunkten auf Container und die Logistik der Hafenwirtschaft oder nachhaltiger Transport und Klima entscheiden. Mehr Details zu den einzelnen Exkursionen findet ihr hier.

Der Start aller Exkursionen ist die Stintfang Aussichtsterrasse in der Nähe der Landungsbrücken. Mit dem ÖPNV ist sie gut zu erreichen, der Bahnhof Hamburg Landungsbrücken mit U-Bahn und S-Bahn-Anbindung ist ganz in der Nähe. Von dort führt eine Fußgängerbrücke hinüber. Übrigens: Genau auf der Aussichtsplattform befindet sich die Jugendherberge „Auf dem Stintfang“. 

Ausstellung in völliger Dunkelheit: Dialog im Dunkeln

(Quelle: Dialoghaus Hamburg)

Wollt ihr mal ein etwas anderes Museumserlebnis? Die Ausstellung des Dialoghaus Hamburg “Dialog im Dunkeln“ bietet für Gruppen eine besondere Führung. Denn: Blinde oder sehbehinderte Guides führen euch in kleinen Gruppen durch die lichtlose Ausstellung, die mit verschiedenen Parcourabschnitten versehen ist. Nur mit einem Langstock ausgestattet, nutzt ihr die anderen Sinnesorgane und erfahrt die alltägliche Welt durch Tasten, Hören und Riechen. Dabei helfen euch die Guides, um die verschiedenen Stationen zu bewältigen. Im Preis inbegriffen ist das Dialog Lab, mit der Ausstellung „Mittendrin“, dass sich im Foyer des Museums befindet. Dort können die Schüler:innen in den Wartezeiten eigenständig Stationen mit dem Thema Barrierefreiheit erkunden. Am Ende der Tour gibt es noch die Möglichkeit in der Dunkelbar, in völliger Dunkelheit etwas zu bestellen und zu bezahlen. Dort können Schüler:innen dann auch in einer offenen Diskussionsrunde Fragen an ihre Guides stellen.

Das Check-in beginnt 20 Minuten vorher, die Tour dauert ca. 60 Minuten. Wichtig ist, dass keine Gegenstände mit in die Ausstellung genommen werden sollen. Diese können in die Schließfächer vor Ort eingeschlossen werden. Wenn ihr wollt, könnt ihr Geld für die Dunkelbar in die Hosentasche tun. Pro acht Personen kostet die Tour 128 Euro. Empfohlen ist die Tour ab der 2. Klasse, allerdings sollte vorher abgeklärt werden, dass die Schüler:innen keine Probleme haben, 90 Minuten in völliger Dunkelheit zu verbringen.

Die Ausstellung befindet sich in der Speicherstadt. Mit der U-Bahnlinie U1 ist es von der U-Bahnstation Meßberg ein ca. vier Minuten Fußweg bis zum Dialoghaus. Alternativ könnt ihr mit der Buslinie 3 an die Haltestelle Bei St. Annen fahren. Vom Hauptbahnhof ist es ca. zehn Minuten zu Fuß.

Übrigens gibt es gleich nebenan die Ausstellung “Dialog im Stillen“, bei der ihr in völliger Stille Einblicke in das Leben von gehörlosen Menschen gewinnen könnt.

Mehr Informationen zu den Ausstellungen findet ihr hier

Die grüne Oase Hamburgs: Gut Karlshöhe

(Quelle: Gut Karlshöhe)

Ihr habt Lust auf ein naturnahes Erlebnis? Das Umweltzentrum Gut Karlshöhe bietet auf dem rund neun Hektar großen Grundstück in Hamburg-Bramfeld eine riesige Erlebniswelt für einen besonderen Ausflugstag im Freien. Das Gut ist mit dem NUN-Zertifikat als Bildungszentrum für Nachhaltigkeit ausgezeichnet und bietet zahlreiche Bildungsangebote von der Vorschule bis zur Oberstufe. Ein Angebot ist zum Beispiel die KinderForscherWerkstatt, in der die Schüler:innen zu den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft selbst tüfteln und experimentieren können. Wenn ihr lieber etwas draußen unternehmen wollt, gibt es auch viele Kurse, die im Außengelände stattfinden.

Die meisten Kurse dauern zwischen zwei und drei Stunden. Je nach Kurs sind die Preise unterschiedlich, meistens kosten sie aber zwischen ca. 70 Euro und 200 Euro. Einige sind auch kostenlos. Welche Bildungsangebote es gibt, könnt ihr auf der Website nachschauen. Hier könnt ihr mithilfe von drei Filtern das passende Angebot aus der Liste finden. Zu den Angeboten gibt es Begleitmaterial und Infoblätter zum Ausdrucken, die ihr zur Vorbereitung oder zur Nachbesprechung im Unterricht verwenden könnt.

Ihr wollt auf eigene Faust das Grundstück und seine Natur erkunden? Dann lohnt sich der ca. 1 km lange “EntdeckerRundweg”. Auf diesem könnt ihr das Gelände spielerisch und durch Infotafeln an verschiedenen Stationen, wie den Bienenhäusern oder der Wetterstation, entdecken. Außerdem könnt ihr hier viele Tiere, z.B. die Schafe des Hofs, kennenlernen. Hierfür bietet das Gut auf ihrer Website einen Ralleybogen zum Ausfüllen an, den ihr vorher ausdrucken könnt. Der Rundweg ist kostenlos ganzjährig ab neun Uhr geöffnet. Auch für Stärkung ist auf dem Gut gesorgt. Auf dem Gelände gibt es ein Bistro und ein Restaurant.

Das Gut Karlshöhe liegt außerhalb Hamburgs und ist am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Vom Bahnhof-Barmbek im Norden Hamburgs fahrt ihr mit der Buslinie 17 bis zur Haltestelle Karlshöhe oder mit der 18 bis zur Haltestelle Am Stühn Süd. Von da ist es dann noch ein zehn Minuten Fußweg.

Wie ihr seht, bietet Hamburg viele spannende Exkursionen und Museumsbesuche, die den nächsten Schulausflug zu einem einzigartigen Ereignis machen! Habt ihr noch mehr Ideen für interessante Exkursionsziele in der Hansestadt?

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Berlin. Immer öfter kursieren im Internet und in den sozialen Medien falsche Informationen, die absichtlich und auch koordiniert verbreitet werden, um zu täuschen und zu manipulieren – sogenannte Desinformationen. Besonders häufig treten sie im Kontext von Wahlen auf, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und das Vertrauen in die Demokratie zu schwächen. Um dem entgegenzuwirken, haben die Bertelsmann Stiftung, die Amadeu Antonio Stiftung und der gemeinnützige Verein codetekt e.V. die Initiative „faktenstark“ in Sachsen gestartet, wo in diesem Jahr die Landtagswahl ansteht. „Wir wollen die Demokratie schützen und deshalb die Menschen im Umgang mit Desinformationen nicht allein lassen. Bei ‚faktenstark‘ erfahren Bürgerinnen, wie sie sich vor Manipulationen schützen und was sie tun können, wenn sie auf Desinformationen stoßen“, erklärt Julia Tegeler, Projektmanagerin bei der Bertelsmann Stiftung.

Dafür setzt das „faktenstark“-Team auf verschiedene Informations- und Bildungsangebote. Dazu gehören vor allem Workshops, die von April bis August online und in Sachsen vor Ort stattfinden. Sie richten sich an alle interessierten Bürgerinnen ab 18 Jahren, die in ihrem Beruf, ihrem Ehrenamt oder in ihrer Freizeit mit Desinformationen in Berührung kommen und sich dagegen wappnen möchten. Neben Hintergrundwissen vermitteln die Workshops konkrete Strategien für den Alltag, um Desinformationen zu erkennen und wirkungsvoll zu begegnen.

Niedrigschwellig an das Thema Desinformationen heranführen

Zudem entwickelt das „faktenstark“-Team zwei digitale Werkzeuge, um Nachrichtenkompetenz zu stärken. „Es ist nicht einfach, Behauptungen auf einzelne Fakten zu prüfen. Wir wollen daher niedrigschwellig an das Thema ‚Desinformation im Kontext von Wahlen‘ heranführen und Bürgerinnen dazu motivieren und befähigen, die allgemeine Vertrauenswürdigkeit von Nachrichten im Internet einzuschätzen – auch ohne fachliche Expertise und zeitaufwendige Recherche“, erläutert Christina Quast, Projektleiterin von „faktenstark“ bei codetekt. Die Werkzeuge werden auf der „faktenstark“-Website frei zugänglich sein. Fachkräfte der politischen Bildung und andere Multiplikatorinnen können sie mithilfe von Begleitmaterial in ihre Bildungsarbeit integrieren.

Als weiteres Informationsangebot startet im März der „faktenstark“- Podcast. Die Episoden vermitteln grundlegendes Wissen, aktuelle Informationen und praktische Tipps rund um das Thema Desinformation und Wahlen. Darüber hinaus hat das „faktenstark“-Team im Januar ein regelmäßiges Monitoring sozialer Medien gestartet. „Beim Monitoring nehmen wir demokratiegefährdende Desinformationen im Vorfeld der Landtagswahl in Sachsen systematisch unter die Lupe. Wir untersuchen, welche Desinformationen auf unterschiedlichen Plattformen wie Facebook, Instagram oder Telegram verbreitet werden, wer die Absender*innen sind, welche Strategien dahinterstecken und welche Trends es gibt. Gleichzeitig analysieren wir deren Wirkung, also die Debatten, die daraus in der digitalen Öffentlichkeit entstehen“, erklärt Una Titz, Projektleiterin von „faktenstark” bei der Amadeu Antonio Stiftung. Die Erkenntnisse des „faktenstark“-Monitorings werden auf der Website veröffentlicht und sollen auch in die Workshops, die digitalen Tools und in den Podcast einfließen.

„faktenstark“ ist Teil des umfangreicheren Projekts Upgrade Democracy der Bertelsmann Stiftung, das Lösungen erarbeitet, um Desinformation entgegenzuwirken und Demokratie im digitalen Raum zu stärken. Weitere Informationen zur Initiative gibt es auf www.faktenstark.de.

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Stuttgart. Die AfD bleibt im Südwesten ohne Einfluss auf die Landeszentrale für politische Bildung. Der Verfassungsgerichtshof Baden-Württemberg verkündete seine Entscheidung bezüglich der Besetzung des Kuratoriums der Landeszentrale für politische Bildung. Er kam zu dem Urteil, dass die AfD keinen Anspruch darauf hat, ihre Kandidat:innen in das Kuratorium zu entsenden. Seit Jahren versucht die AfD erfolglos, Mitglieder ihrer Fraktion in das Gremium wählen zu lassen.

Das Kuratorium der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ist ein Gremium, das die Überparteilichkeit ihrer Arbeit sicherstellen soll. Es ist für die Festlegung der Arbeitsschwerpunkte, die Aufstellung des Haushaltsplans und die Entgegennahme des Jahresberichts der Direktion verantwortlich. 24 Mitglieder hat das Kuratorium insgesamt, 17 davon sind Landtagsabgeordnete. Zuvor wurden die Landtagsfraktionen entsprechend ihrer Stärke im Kuratorium vertreten, demnach stünden der AfD-Fraktion zwei Sitze zu. Das Gremium hat sich inzwischen ohne die Vertreter der AfD konstituiert. 

Im November argumentierte die AfD, dass die Ablehnung ihrer Kandidat:innen für das Kuratorium ihr Recht auf Gleichbehandlung als parlamentarische Minderheit verletze. Sie betonte, dass die Ablehnung ihr die Möglichkeit einer effektiven Kontrolle der Regierung nehmen würde. Der Landtag vertrat den Standpunkt, dass der Grundsatz der Gleichbehandlung in diesem Fall nicht gelte, da es sich um ein außerparlamentarisches Gremium handle, in dem keine parlamentarische Arbeit stattfinde. Weiterhin beschränke sich das Recht auf Chancengleichheit lediglich auf das Vorschlagsrecht, welches der AfD gewährt wurde.

Malte Graßhof, Vertreter des Gerichts, betonte, dass politische Willensbildung nicht automatisch in Gremien wie dem Kuratorium stattfinde, selbst wenn Landtagsabgeordnete darin vertreten seien. Diese Entscheidung betrachte er als eine Grundsatzentscheidung für die Besetzung außerparlamentarischer Gremien und gelte nicht spezifisch der AfD, sondern für alle Fraktionen. 

AfD-Fraktionschef Anton Baron hingegen bezeichnete das Urteil als Demokratiebruch. Er argumentierte, dass eine effektive Kontrolle der Regierung durch die Ausgrenzung seiner Fraktion beeinträchtigt werde. Baron sieht darin eine Missachtung des Rechts auf gleichberechtigte und faire Mitwirkung von gewählten Abgeordneten, was seiner Ansicht nach grundgesetzliche Demokratieprinzipien verletzt. 

Die SPD in Baden-Württemberg begrüßte die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs. Sascha Binder, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, teilte mit, dass das Gericht ihr Vorgehen bestätigt und die Demokratie gestärkt habe. Er betonte, dass niemand den Abgeordneten vorschreiben könne, wen sie für das gesamte Parlament in Gremien entsenden sollten. Somit bleibe die AfD ohne Einfluss auf die Landeszentrale für politische Bildung, was aus Sicht der SPD richtig sei.

Der AfD ist es zum neunten Mal nicht gelungen, Vertreter für das Gremium wählen zu lassen. Bei der Abstimmung in der vergangenen Woche erhielten ihre Kandidaten Bernhard Eisenhut und Uwe Hellstern nicht genügend Zustimmung von den anderen Landtagsfraktionen. In der geheimen Wahl mit insgesamt 131 abgegebenen Stimmen erhielt Eisenhut 15 Ja- und 112 Nein-Stimmen, während Hellstern 14 Ja- und 113 Nein-Stimmen bekam. 

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Bei einer gemeinsamen Veranstaltung an der St. Felicitas Schule in Vreden gab die Bildungsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Dorothee Feller, gemeinsam mit SPLINT-Gründer Friedo Scharf den Startschuss für den Einsatz der Förderplanungs-App an Schulen in Nordrhein-Westfalen (Lehrer News berichtete).

7000 Lehrkräfte, die im Regierungsbezirk Münster tätig sind, können SPLINT in den nächsten zwei Jahren kostenlos nutzen.

"Der Förderbedarf an den Schulen ist riesig", betonte die Ministerin im Rahmen der gestrigen Auftaktveranstaltung.

Der Schulleiter der St. Felicitas Schule, Sven Kruse, stellte SPLINT vor: Die Entwicklung von individuellen Förderplänen und die Umsetzung der Maßnahmen wird durch SPLINT enorm vereinfacht und sorgt für zeitliche Entlastung bei den Lehrkräften. In Zeiten von Lehrkräftemangel ein wichtiger Faktor.

Außerdem gibt SPLINT auch Quereinsteiger:innen und Lehrkräften ohne spezielle Inklusionsausbildung Sicherheit beim Umgang mit den Kindern.

Am Ende ist aber nach Einschätzung der Ministerin vor allem wichtig, dass förderbedürftige Kinder in Zukunft eine Chance haben, an der Gesellschaft teilzunehmen. Ein ehrgeiziges Ziel, wie Dorothee Feller bei der Auftaktveranstaltung betonte, aber mit digitaler Unterstützung ist diese Herausforderung zu meistern.

Das Thema Inklusion ist natürlich auch in allen anderen Bundesländern von enormer Bedeutung. Bereits heute schreiben in Deutschland über 25.000 Pädagog:innen ihre Förderpläne mit Unterstützung von SPLINT. Durch die Einbindung in die Schulorganisationssoftware WebUntis ist die Inklusions-App für die meisten Lehrkräfte leicht zu erreichen. Alle anderen Interessierten, die SPLINT testen möchten, können sich jederzeit auf https://splint.schule/ informieren und die App sechs Wochen kostenlos in der Praxis ausprobieren.

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In den bunten Farben von Kostümen und Konfetti, begleitet von fröhlicher Musik und ausgelassener Stimmung, nähert sich die "Fünfte Jahreszeit" — der Karneval, auch unter den verschiedenen regionalen Namen wie Fastnacht, Fasnet, Fasching bekannt. Dieses traditionsreiche Fest, das vor der vierzigtägigen Fastenzeit gefeiert wird, hat in verschiedenen Regionen Deutschlands und darüber hinaus eine Vielzahl von Bräuchen und Traditionen hervorgebracht.

Karneval wird auf unterschiedliche Weise im gesamten deutschsprachigen Raum zelebriert. Vom rheinischen Karneval in den Städten Köln, Bonn, Aachen und Düsseldorf bis hin zu den Fastnachtsbräuchen in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Franken, Baden-Württemberg und Bayern — jede Region hat ihre eigene Art, diese Zeit zu begehen. Der Begriff "Fasching" hingegen wird vor allem in Bayern, Österreich und Sachsen verwendet, wobei er sich über die Jahrhunderte auch in Norddeutschland etabliert hat. Doch egal, ob Karneval, Fastnacht oder Fasching: Die Wurzeln dieser Bräuche liegen in der Vorbereitung auf die Fastenzeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt und auf das Osterfest hinweist.

Im schulischen Kontext nehmen die Feierlichkeiten eine besondere Form an, in der Lehrer:innen und Schüler:innen gleichermaßen in die festliche Atmosphäre eintauchen. Von Karnevalsumzügen und musikalischen Darbietungen bis hin zu farbenfrohen Kostümen und festlichen Masken spielen verschiedene Traditionen eine Rolle. In diesem Artikel wollen wir einige dieser schulischen Bräuche vorstellen und euch Ideen mit an die Hand geben, wie ihr mit euren Schüler:innen die Karnevalszeit gestalten könnt. 

Kostüme

Selbstverständlich steht der wohl bekannteste Brauch des Karnevals direkt vorne mit dabei – die kunterbunten Kostüme, die nicht nur das Klassenzimmer, sondern die gesamte Schule in ein farbenfrohes Spektakel verwandeln. Schüler:innen wie Lehrkräfte verwandeln sich in ihre Lieblingsfiguren, stellen historische Persönlichkeiten dar oder leben einfach ihre Fantasie in Form von farbenfrohen Verkleidungen aus.

(Quelle: Pixabay

Die Herstellung von Karnevalskostümen könnt ihr bereits im Unterricht als kreative Aktivität integrieren. Das gemeinsame Basteln fördert nicht nur handwerkliche Fähigkeiten, sondern ermöglicht euren Schüler:innen auch, ihre Fantasie auszuleben. Online lassen sich viele Anleitungen für einfache Kostüme finden. Zum Beispiel könnt ihr mit eurer Klasse zusammen ein Krokodilskostüm gestalten. Es sollten jedoch die jeweiligen Schulordnungen berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass keine unangemessenen Elemente, wie Waffen, verwendet werden.

Eine weitere Möglichkeit ist das Schminken von Tiergesichtern. Auch dafür stehen online zahlreiche Arbeitsblätter zur Verfügung, die ihr im Unterricht nutzen könnt. 

Die Kostüme entfalten ihre volle Pracht oft in Verbindung mit Faschingsumzügen. Einige Schulen nehmen aktiv an lokalen Umzügen teil, oder ziehen kostümiert durch die Straßen der Nachbarschaft. In vielen Schulen gehört eine Kostümparade und ein Wettbewerb zum festen Bestandteil der Karnevalsfeierlichkeiten. Schüler:innen sowie Lehrer:innen nehmen an einer bunten Parade durch die Schule teil, und oft gibt es einen Wettbewerb für das kreativste und originellste Kostüm.

Zusätzlich zu den Umzügen organisieren viele Schulen Faschingsfeiern im Klassenzimmer. Die Klassenräume und die Schulhalle werden festlich geschmückt, und es gibt Spiele, Musik, Tanz und nicht zuletzt süße Leckereien wie Krapfen, um die festliche Atmosphäre zu unterstreichen.

Schülerbefreiung

Der Gumpige Donnerstag, auch als "schmotziger Donnerstag" bekannt, ist im schwäbisch-alemannischen Raum ein Höhepunkt der Faschingszeit. Ein Element dieser Tradition ist die Schülerbefreiung, die zum Beispiel in Wangen im Allgäu mit dem Verteilen von Fasnetsbrezeln einhergeht.

Am Morgen dieses besonderen Donnerstags findet zunächst regulärer Unterricht statt, bis die Narren eintreffen. Viele Lehrer:innen nutzen diese Zeit für Faschingsfeiern, zu denen Schüler:innen und Lehrkräfte kostümiert erscheinen. Die Hästräger (Verkleideten) ziehen im Laufe des Vormittags von Schule zu Schule — mit Schellengeläut und Narrenrufen, stürmen sie die Schulen, um die Schüler:innen zu befreien. Der genaue Zeitpunkt des Eintreffens ist dabei nicht bekannt. Diese Überraschungsaktion, begleitet vom Lärm der Mäschkerle (Maskierte), sorgt für freudige Erwartung bei den Schüler:innen. In kleinen Gruppen werden die Klassen befreit, und als Belohnung erhalten die Schüler Fasnetsbrezeln aus den großen Körben der Narren. Die Schule ist damit offiziell beendet und für Schüler:innen und Lehrer:innen brechen die Ferien und die Fasnet an. 

Die Tradition des Brezelverteilens ist eine der ältesten Bräuche der Wangener Narrenzunft. Fest im Programm verankert, findet die Schülerbefreiung mit Brezelverteilen seit den 1950er Jahren nahezu unverändert statt. 

Gemeinsames Pfannkuchen/Berliner/Krapfen essen 

Das gemeinsame Essen von Pfannkuchen, Berlinern oder Krapfen während der Karnevalszeit ist in vielen Schulen ein Brauch, der auf verschiedenste Weise realisiert wird.

Ursprünglich sollten diese mit Puderzucker bestreuten oder mit Konfitüre gefüllten Köstlichkeiten den Abschied von üppigem Genuss vor der Fastenzeit symbolisieren. Heutzutage sind sie jedoch viel mehr als nur ein kulinarisches Statement — sie sind Ausdruck von Fröhlichkeit und Tradition.

(Quelle: Pixabay)

Jede Region pflegt ihre eigene Art, Pfannkuchen, Berliner oder Krapfen zuzubereiten. Ob mit Pflaumenmus, Aprikosenmarmelade oder einer leckeren Zimtfüllung – die regionalen Varianten spiegeln die Vielfalt der deutschen Küche wider. In einigen Gegenden werden sie sogar mit einem speziellen Faschingsmotiv, wie einem kleinen Faschingskrapfen, dekoriert.

Im schulischen Kontext bieten Pfannkuchen, Berliner oder Krapfen eine Möglichkeit, die Karnevalszeit zu zelebrieren. Ihr könnt beispielsweise eine Backaktion im Unterricht organisieren oder die Schüler:innen einladen, traditionelle Rezepte zu erkunden. 

Das Prinzenpaar 

In vielen Schulen wird die Wahl eines schuleigenen Prinzenpaares gefeiert. Die Karnevalsprinzessin und der Karnevalsprinz üben dann eine symbolische Regentschaft über die Schule aus. Sie haben das Privileg, an Schulsitzungen teilzunehmen und bei schulischen Veranstaltungen wie Faschingsfeiern oder Umzügen im Mittelpunkt zu stehen. 

Die Idee der Faschingsprinzen und -prinzessinnen hat historische Wurzeln im Karneval. Ursprünglich geschaffen, um den Karneval zu personifizieren, repräsentierten sie die lebendige Tradition und den Frohsinn der fünften Jahreszeit. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 entwickelte sich aus dem ursprünglichen Helden Karneval der "Prinz Karneval". Diese Symbolfiguren stehen heute nicht nur für Jugendlichkeit, Zukunft, Veränderung und Hoffnung, sondern sind auch das Herzstück des modernen Karnevals.

Welche Bräuche feiert ihr in eurer Schule zum Karneval? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Die German Toilet Organization (GTO) ruft gemeinsam mit der Bundesschülerkonferenz und dem Bundeselternrat einen neuen bundesweiten Wettbewerb für bessere Schultoiletten aus. Schulen, die am Wettbewerb teilnehmen, winkt ein doppelter Gewinn: nachhaltig verbesserte Schultoiletten und dazu Preise im Gesamtwert von 50.000 Euro. Zur Teilnahme aufgerufen sind alle Schulen in Deutschland. Einsendeschluss ist der 23. April 2024.

Kein Toilettenpapier, üble Gerüche, verschlossen Klokabinen und keine Möglichkeit sich die Hände abzutrocknen. Das ist weiterhin die Realität an vielen Schulen, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie der GTO und des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn belegten. Eine Mehrheit der Schülerinnen und Schüler meidet den Gang zur Schultoilette, und mehr als ein Viertel trinkt und isst deswegen weniger, mit drastischen Folgen für die Gesundheit und die Konzentration im Unterricht.

Der neue bundesweite Schulwettbewerb Toiletten machen Schule® soll nun Schulen darin befähigen, ihre Situation rund um die Schultoiletten- und Waschräume langfristig und nachhaltig in den Griff zu bekommen, denn die wissenschaftliche Studie zeigte auch, dass eine nachhaltige Verbesserung der Situation erreicht werden kann.

Im Rahmen des Wettbewerbs werden teilnehmende Schulen in 4 Schritten angeleitet ein Team zu gründen, eine Bestandsaufnahme und Problemanalyse durchzuführen und auf dessen Basis nachhaltige Ideen und Aktivitäten zu entwickeln und umzusetzen. Um diesen Prozess so einfach wie möglich zu gestalten, wurde eigens ein Webportal (toiletten-machen-schule.de) programmiert, über das Schulen ihr Konzept digital bearbeiten und einreichen können. „Das neue Wettbewerbsportal ist einzigartig in Deutschland. Die angebotenen Methoden, Tipps und Ratschläge werden auch über die Laufzeit des Wettbewerbs hinaus angeboten, damit Schulen endlich die Hilfestellung bekommen, die sie benötigen“, sagt Thilo Panzerbieter, Geschäftsführer der GTO.

Welche Bedeutung das häufig tabuisierte und von der Politik oft vernachlässigte Thema für Schüler*innen und ihre Eltern hat, zeigt die Beteiligung der Bundesschülerkonferenz und des Bundeselternrats am Wettbewerb. „Die Schultoiletten sind ein Spiegelbild unserer Prioritäten im Bildungssystem. Sie sind kein Nebenschauplatz, sondern ein integraler Bestandteil eines schulischen Umfelds, das die physische und mentale Gesundheit sowie die Lernfähigkeit unserer Schülerinnen und Schüler maßgeblich beeinflusst“, so der Vorsitzende des Bundeselternrats Dirk Heyartz im Rahmen der Pressekonferenz zum Start des Wettbewerbs am 10. Januar in Berlin. Florian Fabricius, Generalsekretär der Bundeschülerkonferenz, betonte die Relevanz der Einbindung der Schülerinnen und Schüler in Entscheidungsprozesse: „Unsere Schulen stecken in einer chronischen Toilettenkrise und wir Schüler sind diejenigen, die darunter leiden. Es ist höchste Zeit, uns in Entscheidungen mit einzubeziehen und mit an Bord zu holen. Schultoiletten können nur dann zu echten Wohlfühlorten werden, wenn wir Schüler mitgestalten und mitentscheiden dürfen.“

Engagierte und Schulen, die am Wettbewerb teilnehmen möchten, können sich ab jetzt unverbindlich über das Webportal registrieren. Der Einsendeschluss für die Konzepte der Schulen ist der 23. April 2024. Eine unabhängige Jury wird die Qualität der Lösungsansätze bewerten und darauf achten, ob sich eine breite Basis von Unterstützerinnen und Unterstützern an den Schulen findet. Zu gewinnen sind Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von 50.000 Euro.

Weitere Infos

www.toiletten-machen-schule.de

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Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 spielen soziale Netzwerke eine bedeutende und vielfach unterschätzte Rolle bei der Verbreitung von Terrorpropaganda, Falschinformationen, Israelhass, Antisemitismus und Verschwörungsnarrativen.

Die Bildungsstätte Anne Frank fasst in diesem Report, der im Februar 2024 publiziert wurde, die Beobachtungen relevanter Plattformen aus den ersten drei Monaten nach dem Terroranschlag in einer ad-hoc-Analyse zusammen.

Der Report legt den Schwerpunkt auf TikTok – das unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebteste und reichweitenstärkste Netzwerk– und schildert die drastischen Auswirkungen des TikTok-Konsums auf die politische Meinungsbildung der jungen Zielgruppe. Unser Report kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

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Der Weg für das milliardenschwere Startchancen-Programm für Schulen ist frei. Die Kultusministerkonferenz hat den Plänen jetzt zugestimmt. Ziel des Programms ist es, sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen bessere Bildungschancen zu ermöglichen. Der Bund will dafür jährlich bis zu einer Milliarde Euro geben, die Länder sollen sich jeweils anteilig in gleicher Höhe beteiligen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren wären das 20 Milliarden Euro, die Schulen in schwierigen sozialen Lagen zur Verfügung gestellt werden sollen. 4000 Schulen und damit rund eine Million Schüler:innen sollen insgesamt von der zusätzlichen Förderung profitieren. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat die Pläne als “das größte und langfristige Bildungsprojekt der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland” bezeichnet. Kritiker:innen finden aber, dass längst nicht genügend Kinder und Jugendliche von dem Programm profitieren würden. 

Das Programm war bereits im Koalitionsvertrag festgeschrieben: “Mit dem neuen Programm Startchancen wollen wir Kindern und Jugendlichen besser Bildungschancen unabhängig von der sozialen Lage ihrer Eltern ermöglichen”. Die Auswahl der entsprechenden Schulen werden die Länder vornehmen. Dazu schreibt das Bundesbildungsministerium: “Die Auswahl der Startchancen-Schulen erfolgt auf Basis wissenschaftsgeleiteter und an der Zielsetzung des Startchancen-Programms ausgerichteter Kriterien durch die Länder. Dabei soll mindestens der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die von Armut betroffen sind oder eine Migrationsgeschichte haben, berücksichtigt werden. Die Wissenschaft hat hier einen Zusammenhang mit Bildungsteilhabe und Bildungserfolg ermittelt. Länder, die bereits eigene Sozialindizes entwickelt haben, sollen diese nutzen können.”

Wie das Geld investiert werden soll, ist bereits genau geregelt. Dies soll sich an drei Programmsäulen orientieren. 40 Prozent der Mittel sollen für “eine bessere und damit lernförderlichere Infrastruktur und Ausstattung der Schulen eingesetzt werden”. 30 Prozent der Förderung soll “in bedarfsgerechte Maßnahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung”, beispielsweise zusätzliche, gezielte Lernförderung in den Kernfächern Deutsch und Mathematik fließen. Und 30 Prozent sollen für multiprofessionelle Teams eingesetzt werden. Damit wäre es zum Beispiel möglich, “allein aus Bundesmitteln jeder Schule in sozial schwieriger Lage eine volle Stelle für schulische Sozialarbeit zuzuweisen”. Die Orientierung an den drei Programmsäulen stellt eine Abkehr von der Verteilung nach dem Königsteiner Schlüssel dar, der sonst in der Regel bei solchen Förderprogrammen Anwendung findet. Dieser Schritt findet unter politischen Akteur:innen Zustimmung. „Bei der Abkehr vom Königsteiner Schlüssel ist uns etwas Großes gelungen“, sagte etwa die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag, Ria Schröder, gegenüber der taz. Bei der Auswahl der Schulen sollen die Länder Sozialkriterien gemäß der Programmvorgaben festlegen. Bis zum 1. Juni dieses Jahres sollen die Schulen feststehen. Die Vereinbarung zwischen Bund und Ländern sowie die Finanzhilfevereinbarung sollen nun an die Regierungen der Länder verschickt und von Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger unterzeichnet werden. Damit das Programm am 1. August 2024 starten kann, muss das Finanzausgleichsgesetz geändert werden.

Der Fokus des Programms soll auf der Förderung der Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen liegen. ICB-Bildungstrend und Pisa-Studie haben zuletzt bestätigt, dass in diesen Bereichen offenbar enormer Nachholbedarf in Deutschland besteht und gerade das Problem der ungleichen Voraussetzungen zu steigender Bildungsgerechtigkeit führt. 

Über die Einigung fürs Startchancen-Programm von Bund und Ländern haben sich verschiedene Akteur:innen und Organisationen aus dem Bildungssektor sehr erfreut gezeigt, an der geplanten Ausgestaltung des Programms wird allerdings Kritik geübt. Das zeigt sich auch am Beispiel der Gewerkschaft Erziehung und Bildung (GEW). Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern zeigte sich im Grunde erfreut über die Nachricht der Einigung: “Es ist gelungen, dass ein Teil der Gelder nach Sozialindex verteilt wird. Das ist im Vergleich zur Vergangenheit und der Mittelvergabe nach dem ‚Königsteiner Schlüssel‘ ein echter Durchbruch. Endlich kann ein Teil der Gelder zielgerichtet dort eingesetzt werden, wo er am meisten benötigt wird: in armen Stadtvierteln und Regionen, für arme Familien“. Aber sie schob auch direkt Kritik nach: “Das Startchancenprogramm erreicht nur rund zehn Prozent aller Schülerinnen und Schüler. Gut 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind jedoch arm beziehungsweise armutsgefährdet. Zudem beträgt allein der Sanierungsstau an Schulen rund 45 Milliarden Euro. Um diesen ernsthaft anzugehen, brauchen wir einen eigenständigen Finanzierungstopf. Das Startchancenprogramm kann nur ein Einstieg in eine dauerhafte, solide Finanzierung benachteiligter Schulen sein. Es muss über die zehnjährige Laufzeit hinaus verstetigt und besser ausfinanziert werden”, sagt Finnern.

Aus den Reihen der Schüler:innen gibt es ebenfalls eine zwiespältige Reaktion. Der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Florian Fabricius, sagte, dass das neue Programm ein “Gamechanger” sein könne, weil erstmals zielgerichtet Geld verteilt werde an Schulen, die dies besonders nötig hätten. Er kritisiert aber gleichzeitig, dass die Investitionen nicht in dringend notwendige Sanierungs- und Instandsetzungen gehe. Das sei absurd, weil diese Reparaturen am nötigsten seien. Zudem könne das Programm nichts am Lehrkräftemangel oder den Problemen mit der Digitalisierung ändern. 

Einige kritisieren, dass nicht genügend Kinder und Jugendliche von den Investitionen profitieren würden. Zu ihnen gehört auch Daniela Ludwig, Berichterstatterin für Schulbildung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Sie sagte: “Nur jeder elfte Schüler wird von dem Startchancen-Programm überhaupt profitieren. Das ist zu wenig.” Sie bezeichnet die Pläne als “Tropfen auf dem heißen Stein”.

Aber nicht die gesamte CDU kritisiert das Programm so scharf. Karin Prien, Kultusministerin von Schleswig-Holstein, hat an den Plänen mitgearbeitet und wirkt optimistischer: “Wir haben etwas konzipiert, von dem wir ausgehen, dass es wirklich etwas verändern kann. Und wir haben gezeigt: Der Bildungsföderalismus funktioniert.”

Die Vorsitzende der SPD, Saskia Esken, unterstützt das Programm an sich auch, aber hält eine Erweiterung für nötig: “Es wäre notwendig, das Programm auf zumindest die Hälfte der Schulen auszuweiten. Die Finanzierung wäre zweifellos ein Kraftakt, von dem aber unsere Volkswirtschaft als Ganzes profitieren würde.”

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Wahrscheinlich hattet ihr in eurem Lehrberuf auch schon mindestens einmal mit dem Nachteilsausgleich zu tun. Dieser Mechanismus funktioniert allerdings zum Teil sehr individuell, deshalb wollen wir ihn hier nochmal grundlegend erklären und euch die Vielfalt der Auslegungs- und Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen. Im Kern soll dieser Mechanismus sicherstellen, dass Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen oder individuellen Beeinträchtigungen die gleichen Bildungschancen haben wie ihre Mitschüler:innen. Der Nachteilsausgleich soll bestehende Benachteiligungen kompensieren und eine inklusive Bildung fördern. Zum Beispiel können Schüler:innen mit Dyskalkulie durch zusätzliche Lernhilfen bei der Bearbeitung von mathematischen Themen unterstützt werden. 

Am Prinzip des Nachteilsausgleichs gibt es auch immer mal wieder Kritik. Das Leistungsprinzip würde hiermit verwaschen werden. Wichtig dabei zu beachten ist, dass der Nachteilsausgleich nicht dazu dient, die Anforderungen an die Bildung zu senken, sondern vielmehr darauf abzielt, gleiche Chancen und Zugangsmöglichkeiten zu gewährleisten. 

Welche Schüler:innen haben Anspruch auf einen Nachteilsausgleich?

Der Nachteilsausgleich ist für Schüler:innen gedacht, die es aufgrund ihrer physischen oder psychischen Voraussetzungen schwerer haben, am Unterricht teilzunehmen oder zu lernen. Zu körperlichen Beeinträchtigungen können etwa Muskelerkrankungen gehören, die die Mobilität der Schüler:innen einschränken. Genauso können Hör- und Sehschwierigkeiten die Kriterien für einen Nachteilsausgleich erfüllen. Und auch chronische Krankheiten können hierzu zählen, wenn sie etwa dazu führen, dass die Schüler:innen eine höhere Zahl an Fehltagen haben. 

Zu den weiteren Gründen für einen Nachteilsausgleich gelten Diagnosen von Lernschwierigkeiten wie Legasthenie oder Dyskalkulie. Auch psychische Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Angststörungen oder ADHS können dazu führen, dass Schüler:innen einen Nachteilsausgleich zugesprochen bekommen. Dabei bleibt immer zu beachten, dass die Absprache, Antragstellung und Ausgestaltung des Nachteilsausgleichs immer auch ein stark individueller Prozess sind. Eine Übersicht zu einer möglichen Diagnostik bei Schüler:innen bietet unter anderem das Bildungsministerium für Mecklenburg-Vorpommern.

Wie wirkt sich der Nachteilsausgleich aus?

Hier gibt es ganz unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten. Es ist möglich, den betreffenden Schüler:innen zusätzliches oder speziell angepasstes Lernmaterial zur Verfügung zu stellen, mit dem sie besser am Unterricht teilnehmen können. Die Aufgaben in Klausuren können angepasst und auch die Unterrichtsmethoden können für die betreffenden Schüler:innen bedürfnisorientierter zugeschnitten werden. 

Wie wird der Nachteilsausgleich in Zeugnissen behandelt?

Der Nachteilsausgleich wird nicht auf dem Zeugnis vermerkt. Im Feld Bemerkungen wird allerdings notiert, wenn bei der Leistungsbewertung von der Norm abgewichen wurde. Ein Nachteilsausgleich kann auch damit verbunden sein, dass ein Notenschutz angewendet wird. Dieser bewirkt, dass Schüler:innen zwar benotet werden, ein bestimmtes Gebiet aber nicht in die Gesamtnote eines Fachs einbezogen wird oder dies anders gewichtet wird. Der Notenschutz kann zum Beispiel bei Legasthenie greifen. Hierbei fließt dann in verschiedenen Fächern die Rechtschreibung weniger stark oder gar nicht in die Benotung ein. Bei Schüler:innen, die etwa Probleme dabei haben, Worte zu finden oder sich sprachlich verständlich mitzuteilen, nimmt die Bedeutung von mündlichen Prüfungen bzw. einer mündlichen Beteiligung ab oder wird angepasst. 

Wie wird der Nachteilsausgleich beantragt?

Erziehungsberechtigte können den Nachteilsausgleich für ihr Kind bei der Schule oder der Ausbildungsstätte beantragen. Das Vorgehen unterscheidet sich dabei von Bundesland zu Bundesland ein wenig. Der Antrag kann zum Teil einfach mündlich mit der Direktorin oder dem Direktor vereinbart besprochen werden, empfehlenswerter ist aber ein formloser schriftlicher Antrag, um das Verfahren festhalten, um etwas vorweisen zu können, falls es zu juristischen Auseinandersetzungen kommen sollte. Die Entscheidung über den Antrag fällt dann das zuständige Schulamt. Im formlosen Antrag sollten einige entscheidende Punkte unbedingt enthalten sein. Zunächst empfiehlt es sich, den Wunsch auf Gewährung eines Nachteilsausgleichs zu formulieren. Der Grund dafür sollte ausführlich beschrieben sein und die Art der gewünschten Unterstützung sollte ebenfalls schon so genau wie möglich im Schreiben enthalten sein. Es gilt: je detaillierter die Beschreibung ist, desto gezielter können Maßnahmen geplant werden. Dem Antrag muss in den meisten Fällen auch ein medizinisches Attest hinzugefügt werden. 

Wie lässt sich der Nachteilsausgleich in der Klasse thematisieren?

Um diese Frage zu klären, haben hat Lehrer News Friedo Scharf gefragt. Er ist Sonderpädagoge und Entwickler der SPLINT-App für die kollaborative Förderplanung. Er antwortet darauf:

“Dass Kinder einen Nachteilsausgleich (NTA) haben und bekommen, ist in erster Linie etwas, dass niemand sonst wissen muss. Wenn Fragen kommen oder Unverständnis von anderen Kindern geäußert wird, ist es völlig ausreichend, darauf zu verweisen, dass es immer und überall Unterschiede gibt und es auch absolut in Ordnung ist, dass nicht alle immer die gleichen Aufgaben bekommen oder die gleichen Rahmenbedingungen haben. In Absprache mit dem Kind kann man sich natürlich entscheiden, das Thema auch mit der Klasse zu besprechen. Mir ist es dann immer besonders wichtig gewesen, hervorzuheben, dass es beim NTA darum geht, vergleichbare Voraussetzungen zu schaffen. In Absprache mit dem Kind, kann man z.B. ein paar Infos zu dem Grund des NTAs zu referieren. Z.B. ein kleiner Vortrag zu LRS und wie sich diese auswirkt. Auf dieser Grundlage kann man dann recht einfach erklären, warum es einen NTA gibt. Kindern fällt die Wichtigkeit des NTAs oft leichter zu verstehen, wenn es um sichtbare und offensichtliche Beispiele geht. "Wenn wir in einem Leichtathletik-Wettkampf einen Athleten in einem Rollstuhl im gleichen Rennen starten lassen, wie einen Athleten, der gehend und voll austrainiert ist - wer würde am Ende gewinnen? Empfindest du es als fair, die beiden gegeneinander starten zu lassen? Wenn wir dieses Rennen fair gestalten wollten, was müssten wir dann machen?" Die Antworten dieser Fragen führen oft sehr einfach und für jeden nachvollziehbar zu einem NTA.”

Sonderpädagoge Friedo Scharf setzt bei Bedarf darauf, bei den Kindern Verständnis für den Nachteilsausgleich zu schaffen. (Quelle: Stephanie Göbel/Inklusion-Digital GmbH)

Mit Hilfe des Nachteilsausgleichs kann mehr Inklusion und individuelle Förderung erreicht werden. Die Kommunikation innerhalb einer Klasse, in der es Schüler:innen gibt, die einen Nachteilsausgleich bekommen, sollte transparent und offen sein. Die Mitschüler:innen haben auch einen Anspruch darauf zu wissen, warum es eine unterschiedliche Behandlung innerhalb einer Klasse gibt. Vielleicht bietet das  Thema einen tollen Anlass dafür, über den Nutzen und Funktionsweise von Inklusion im Unterricht zu sprechen. 

Wie sind eure Erfahrungen mit dem Nachteilsausgleich? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Berlin. Die Ampel-Fraktionen haben ihre Verhandlungen über das geplante Cannabis-Gesetz abgeschlossen. Wie die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Maria Klein-Schmeink, am Freitag in Berlin erklärte, könne das Gesetz zum 1. April in Kraft treten. Der Bundestag muss über den Entwurf noch abstimmen. Als Zeitraum für die Verabschiedung durch das Parlament nannte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Woche vom 19. bis 23. Februar, auch der Bundesrat muss sich mit den Plänen noch befassen.

Die Vize-Fraktionschefs Konstantin Kuhle (FDP), Maria Klein-Schmeink (Grüne) und Dagmar Schmidt (SPD) erklärten gegenüber der dpa: "Die Regelungen sind ein echter Meilenstein für eine moderne Drogenpolitik, mit der die Prävention gestärkt und der Gesundheits-, Kinder- und Jugendschutz verbessert werden." Darüber hinaus würden Konsumentinnen und Konsumenten entkriminalisiert sowie der Schwarzmarkt effektiv bekämpft.

Die Auswirkungen des Gesetzes auf den Kinder- und Jugendschutz sowie auf die organisierte Kriminalität sollen "zeitnah" evaluiert werden. Dabei werde auch die Expertise des Bundeskriminalamts einbezogen (Lehrer News berichtete).

Inhaltlich soll es gegenüber den bereits angekündigten Plänen keine größeren Änderungen mehr geben. Demnach wird  Cannabis von der Liste der verbotenen Substanzen des Betäubungsmittelgesetzes gestrichen. Der Anbau und Besitz bestimmter Mengen soll für Volljährige ab dem 1. April möglich sein. Ab dem 1. Juli sollen sich Clubs für den gemeinsamen Anbau und Abgabe an Mitglieder konstituieren können.

Kritik an dem Gesetz wurde insbesondere mit Blick auf den Jugendschutz laut. Die Freigabe für Erwachsene führe dazu, dass auch Minderjährige leichter an die Droge kommen, kommentierte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll. Ob sich unter eine Gruppe volljähriger Schüler:innen auch Minderjährige mischen würden, werde nicht überprüft. Düll zu Folge stelle sich die Frage, wer vorgesehene Schutzabstände von 200 Metern etwa um Schulen kontrolliere.

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) sind die Bedenken unter Eltern groß. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren befürchten, dass die Hemmschwelle Minderjähriger sinkt, wenn Kiffen für Erwachsene legal wird. 73 Prozent der Eltern befürchten Gehirnschäden beim Nachwuchs, wenn dieser Cannabis konsumiert. Fast ebenso vielen (70 Prozent) machen mögliche psychische Auffälligkeiten wie Stimmungsschwankungen oder Angstzustände Sorgen. Immerhin 69 Prozent der Eltern fürchten, dass ein häufiger Konsum von Cannabis Kinder und Jugendliche abhängig macht, 64 Prozent denken an einen Leistungsabfall in der Schule.

Für die Untersuchung befragte das Meinungsforschungsinstitut vom 2. bis 16. Januar online und repräsentativ bundesweit 1.000 Elternteile mit Kindern unter 18 Jahren. 

Auch aus der Forschung kamen mahnende Stimmen mit Blick auf den Jugendschutz. Hirnforscher Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig erklärte, Cannabinoide wirkten sich besonders auf den Stirnlappen aus, einen wichtigen Teil des Frontalhirns: “Diese Hirnregion verleiht uns die Fähigkeit, Handlungen zu planen, Probleme zu lösen und Impulse zu kontrollieren. Wenn Jugendliche regelmäßig kiffen, riskieren sie eine Minderung dieser Fähigkeiten, sie reagieren impulsiver und können sich schlechter auf eine Aufgabe konzentrieren. Insgesamt lässt die geistige Leistungsfähigkeit nach.”  Außerdem könne starker Cannabis-Konsum Regionen im Gehirn aktivieren, die Halluzinationen auslösen und zu psychotischen Symptomen führen können.

Bayern plant indes, mit neuen Onlinekursen die Präventionsarbeit zu stärken. "Schulen spielen bei der Prävention eine ganz besondere Rolle", erklärte die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). "Mit unserem neuen Online-Angebot wollen wir Lehrkräfte, regionale pädagogische Fachkräfte für Suchtprävention und Fachkräfte der Jugend- und Schulsozialarbeit für den Umgang mit Cannabis fit machen." Ziel sei es, das Angebot im Sommer 2024 bundesweit zur Verfügung zu stellen.

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Bonn. Mit einer neuen Marketingkampagne macht die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) seit dem 1. Februar 2024 Interessierte auf den Bundesfreiwilligendienst (BFD) im THW aufmerksam. Ziel der neuen, multimedial angelegten Kampagne ist es, die allgemeine Bekanntheit des BFD im THW zu steigern, über dessen vielfältige Betätigungsfelder, die der Unterstützung des Ehren- und Hauptamtes im THW dienen – etwa bei Ausbildungen und Übungen, bei der Öffentlichkeitsarbeit oder auf Messen – zu informieren und qualifizierte Bewerbungen zu generieren.

„Bei Uns Findest Du Immer…“ – Der bereits bekannte Werbeslogan für den BFD im THW bleibt auch in der neuen BFD-Kampagne erhalten. In dem verheißungsvollen Teilsatz verbirgt sich deren zentrales Motiv: Die einzelnen Anfangsbuchstaben neu zusammengesetzt ergeben das Schlüsselwort „BUFDI“ – die Abkürzung für Bundesfreiwilligendienstleistende. Neu ist nun, dass die bisher beworbenen Kategorien Technik, Medien, Menschen und Verwaltung aufgebrochen werden, um den mannigfaltigen Betätigungsfeldern, mit denen THW-Bufdis in den bundesweiten Einsatzstellen betraut werden, gerecht zu werden. Zu diesem Zweck wurden fünf neue Claims und dazugehörige Motive entwickelt:

Aufgaben, die etwas bewegen
Hier wird angepackt: Als Bufdi unterstützt du die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden des THW in ihren vielfältigen Betätigungsfeldern. Dich erwarten Aufgaben, die nicht nur Muskeln, sondern die Welt bewegen.

Neue Skills, die dich weiterbringen
Erkunde spannende Berufsfelder und stärke deine sozialen Kompetenzen. Das hilft dir dabei, deine eigenen Talente zu entdecken oder auch Entscheidungen für deinen zukünftigen Beruf oder deine Ausbildung zu treffen.

Vielfalt und Team-Spirit
Zusammenhalt und Toleranz stehen im THW an erster Stelle. Erlebe eine Gemeinschaft, in der unterschiedliche Stärken und Interessen geschätzt werden. Deine Einzigartigkeit ist hier genau richtig!

Projekte, die dich inspirieren
Langeweile war gestern! Tauche ein in spannende Projekte, die nicht nur deine Kreativität anregen, sondern auch einen positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft haben.

Begeisterung für die gute Sache
Dein Einsatz zählt! Mit deinem Engagement stärkst du den Zivil- und Katastrophenschutz und damit das Allgemeinwohl in Deutschland. Erlebe, wie deine Motivation und Hingabe Positives bewirken.

Passend zu den neuen Claims sind bei einem dreitägigen Dreh und Fotoshooting im THW-Ausbildungszentrum in Hoya fünf neue Motive entstanden, die Bufdis in beispielhaften Arbeitssituationen zeigen. Die Kampagne umfasst neben kurzen Werbespots auch Bildmaterial für Druck- und Online-Werbung. Interessierte können sich auf der Webseite www.thw-bufdi.de informieren oder gleich für ein BFD-Jahr im THW bewerben. Auch auf dem Instagram-Account @thw_bufdi lassen sich seit dem 1. Februar die neuen Motive und Slogans bestaunen.

Eine Bewerbungsfrist für den BFD im THW gibt es nicht. Interessierte können sich jederzeit über das auf der Webseite bereitgestellte Online-Formular bewerben. Das Startdatum für das BFD-Jahr wird mit der jeweiligen Einsatzstelle abgestimmt.

Das THW ist die ehrenamtlich getragene Einsatzorganisation des Bundes. Das Engagement der bundesweit rund 88.000 Freiwilligen bildet die Grundlage für die Arbeit des THW im Bevölkerungsschutz. Mit seinen Fachleuten, seiner Technik und seinen Erfahrungen ist das THW im Auftrag der Bundesregierung weltweit gefragt, wenn Notlagen dies erfordern. Neben bilateralen Hilfen gehören dazu auch technische und logistische Aufgaben im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union sowie im Auftrag von VN-Organisationen. Mehr Informationen zum Engagement des THW im In- und Ausland finden Sie hier: www.jetzt.thw.de.

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Jedes Jahr wird der Februar zum Black History Month erklärt. In den USA und Kanada werden in diesem Monat die historischen Leistungen, kulturellen Beiträge und Errungenschaften von afroamerikanischen Menschen gefeiert und gewürdigt. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist dabei ein wichtiger Teil und bietet sich für eine Aufarbeitung im Unterricht an. Nach Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1865 folgte für die afroamerikanische Bevölkerung, besonders in den Südstaaten, eine Zeit, die durch institutionellen Rassismus, systematische Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit gekennzeichnet war. Auch in Bildungseinrichtungen war dies spürbar, denn schwarze und weiße Schüler:innen mussten in vielen Staaten auf getrennte Schulen gehen. In diesem Kontext wollen wir euch in diesem Artikel Materialien an die Hand geben, die ihr im Unterricht benutzen könnt, um die Geschichte des Rassismus an amerikanischen Schulen zu behandeln.

Primärquellen und Kontext: So findet ihr Material zum Thema 

Für eine thematische Auseinandersetzung mit der Rassentrennung an Schulen macht es Sinn, sich zuerst mit der geschichtlichen Entwicklung des Rassismus in den USA zu beschäftigen. Nach dem Bürgerkrieg wurden mehrere Gesetze verabschiedet, um die Rechte der befreiten Sklaven zu schützen und sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die sogenannten Recronstruction Acts wurden jedoch mit der Einführung der Jim Crow-Gesetzen in den Südstaaten der USA wieder aufgehoben. Diese Gesetze waren darauf ausgerichtet, die Rassentrennung zu institutionalisieren und in alle öffentliche Einrichtungen zu bringen. Wollt ihr diese Gesetze näher besprechen, um ihre Inhalte und Auswirkungen zu diskutieren, findet ihr hier eine Auflistung einiger. Um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, was diese Gesetze im Alltag bedeuteten, können Archivmaterialien wie Fotografien und Zeitungsartikel aus dieser Zeit gezeigt werden. Diese visuellen Quellen bieten Einblicke in die Vorurteile und Stereotypen, die während der Rassentrennung weit verbreitet waren. Fotografiesammlungen aus dieser Zeit könnt ihr ganz einfach online finden. Auch Artikel und Anzeigen aus lokalen Zeitungen können bei der Vermittlung helfen, hier findet ihr Auschnitte aus verschiedenen Zeitungen der Stadt Ypsilanti, die stark von institutionellem Rassismus und der Diskriminierung geprägt war.

Für einen allgemeinen geschichtlichen Einstieg bietet die Seite StudySmarter eine übersichtliche Einorndung zum Thema Rassentrennung, wobei wichtige Meilensteine und Begriffe erläutert werden. Für jüngere Schüler:innen bietet sich das Video von MrWissen2Go auf YouTube an, das die geschichtliche Entwicklung mit dem Beginn der Sklaverei und die Zusammenhänge zu heute in einfacher Sprache erläutert.

“Seperate but equal” an den Schulen

Durch die Doktrin "Separate but equal", die durch den Fall Plessy v. Ferguson von 1986 des Obersten Gerichtshofs legalisiert wurde, waren getrennte Einrichtungen für Weiße und Schwarze rechtlich zulässig, solange sie als vergleichbar angesehen wurden. Das heißt also, obwohl die Einrichtungen durch eine Einteilung nach “Rassen” getrennt waren, sollten sie dennoch den gleichen Standard an Bildung oder Dienstleistungen anbieten.

Dies wurde aber in der Praxis nur selten umgesetzt, denn viele Einrichtungen für Afroamerikaner:innen waren von schlechterer Qualität und Ausstattung. Auch in Schulen waren diese Unterschiede zu spüren, die zu einer erheblichen Ungleichheit der Bildungschancen führten. Afroamerikanische Schulen waren unterfinanziert und in schlechtem Zustand. Dagegen hatten weiße Schulen bessere Lehrmaterialien, Einrichtungen und Lehrkräfte. Wie diese Ungleichheit aussah, könnt ihr beispielsweise anhand dieser Fotos zeigen. Daran könnt ihr die Schüler:innen erläutern lassen, welche Unterschiede sie zwischen den Schulen ausmachen können und welche Auswirkungen diese auf die Bildung der Kinder auf den Bildern haben könnten. Näheres zu den Bildern und mögliche Diskussionsansätze findet ihr hier.

Um näher auf die Situationen der Schulen, die von Rassentrennung betroffen waren, einzugehen, können durch konkrete Fallbeispiele die Auswirkungen auf die Schüler:innen und Lehrkräfte aufgezeigt und diskutiert werden. Beispielsweise könntet ihr hier die Little Rock Central High School in Arkansas behandeln. Diese Schule wurde 1957 zum Symbol für den Kampf gegen die diskriminierende Trennung, als neun afroamerikanische Schüler, bekannt als die "Little Rock Nine", versuchten, die Schule zu besuchen. Ihr Eintritt wurde von der Nationalgarde und einem aufgebrachten weißen Mob blockiert, was zu einer nationalen Kontroverse führte, sodass sogar Präsident Eisenhower eingreifen musste. Eine Übersicht über die Ereignisse findet ihr vom WDR aufgearbeitet und im Podcast “ZeitZeichen”. 

Das Ende der Rassentrennung in Schulen

Das Ende der Rassentrennung in den USA leitete das Urteil Brown v. Board of Education  des Obersten Gerichtshof aus dem Jahr 1954 ein. Die Klage wurde im Namen von Linda Brown eingereicht, einem schwarzen Mädchen, das in Topeka (Kansas) zur Schule gehen wollte, dort aber aufgrund ihrer Hautfarbe abgewiesen wurde. Das Gericht entschied einstimmig, dass die Rassentrennung in öffentlichen Schulen gegen den 14. Verfassungszusatz der Vereinigten Staaten verstößt, der allen Bürger:innen den gleichen Schutz vor dem Gesetz garantiert. 

Brown v. Board of Education war ein Meilenstein im Kampf für Bürgerrechte in den Vereinigten Staaten und leitete eine Ära des Wandels in Bezug auf die Rassentrennung ein. Jack Greenberg, einer der Anwälte im Fall Brown, sagte später "Brown war das Aufbruchssignal für die Sit-ins und die Märsche der Bürgerrechtsbewegung". Martin Luther Kings ziviler Widerstand gewann dadurch ebenfalls an Einfluss. Mehr zu Kings Jr. Werdegang und Materialien für den Unterricht über ihn könnt ihr in unserem Artikel nachlesen. Mit dem Civil Rights Act von 1964 wurde die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder nationaler Herkunft in öffentlichen Einrichtungen, am Arbeitsplatz und im Bildungseinrichtungen schließlich verboten. 

Passend dafür bietet BR radioWissen eine Sendung über die Bürgerrechtsbewegung und die Civil Rights Act mit Arbeitsblättern an, die zur Nachbearbeitung der Sendung ausgefüllt werden können. Außerdem findet ihr dort ein Glossar mit wichtigen Begriffen zur Bürgerrechtsbewegung. Auf dieser Seite findet ihr außerdem Arbeitsblätter und Unterrichtsmaterialien, um sich mit dem Thema Rassismus und dem Civil Rights Movement mit den wichtigsten Akteur:innen auseinanderzusetzen. Die Materialien sind ab der 9. Klasse empfohlen und eignen sich für Geschichte, Englisch, Politik und Ethik.

Trotz des Urteils von Brown v. Board of Education und den Civil Right Acts ist die Gleichstellung von Schwarzen und Weißen in vielen Bereichen, auch der Bildung, auch heute noch nicht erreicht. Schüler:innen geraten oftmals in eine Negativspirale. Anschaulich wird diese Problematik in diesem kurzen Video der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erklärt. Wie die Trennung weißer und schwarzer Menschen von damals bis heute Auswirkungen hat, wird in diesem englischen Video gezeigt. Darin werden durch Grafiken die bis heute noch getrennten Nachbarschaften dargestellt, die sich durch die geschichtliche Segregation der Arbeits- und Wohnsituation entwickelt haben. Im Dossier “Getrennte Klassenzimmer” von der bpb wird zusätzlich ein geschichtlicher Überblick über die Rassentrennung an Schulen und die bis heute spürbaren Auswirkungen gegeben.

Besprechung von Zeitzeugenberichten

Sinnvoll ist es ebenso, Zeitzeugenberichte und Betroffenenaussagen in den Unterricht einzubauen. Sie geben authentische Einblicke in historische Ereignisse und vermitteln die Gedanken und Erfahrungen derjenigen, die sie erlebt haben, eindringlich. Besonders im Kontext der Rassentrennung an amerikansichen Schulen ermöglichen Zeitzeugenberichte den Schülern:innen ein tiefes Verständnis für die Auswirkungen, indem sie die persönlichen Geschichten und Erlebnisse der Betroffenen aus erster Hand erfahren. Ihr könnt zum Beispiel Ausschnitte aus Büchern nehmen und diese dann besprechen.

Hierfür eignen sich die Memoiren von Melba Pattillo Beals “Warriors Don't Cry”, die eine der "Little Rock Nine" war. Das Buch ist auf deutsch und englisch verfügbar, ihr könnt es also im geschichtlichen Kontext verwenden, oder auch für eine Analyse im Englisch-Unterricht. 

Ein weiteres Buch ist “Brown Girl Dreaming”, in dem die Kindheitserinnerungen der Autorin Jacqueline Woodson erzählt werden. Es bietet Einblicke in ihre Erfahrungen mit Rassentrennung und Diskriminierung unter anderem in der Schule während der 1960er und 1970er Jahre durch die Jim-Crow-Laws. Passagen aus den Memoiren findet ihr kostenlos online. Die Uni Gießen bietet für den Roman Arbeitsblätter und Unterrichtsmaterialien an, die sich für Englisch, Ethik, Geschichte und Politik eignen. 

Auch einige Dokumentarfilmen, die sich mit der Geschichte der Rassentrennung in den USA befassen und Interviews mit Zeitzeugen enthalten, eignen sich für eine Besprechung im Unterricht. So zum Beispiel der Dokumentarfilm "I Am Not Your Negro" aus dem Jahr 2016, basierend auf dem Manuskript "Remember This House" von James Baldwin. Aus der Sicht Baldwins wird der Rassismus in den USA gezeigt, indem er Leben und Tod von Bürgerrechtsaktivisten wie Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King Jr. beleuchtet. Der Film enthält viele Archivaufnahmen und Ausschnitte aus Reden, Nachrichten und Fernsehsendungen. Der Film ist kostenlos online verfügbar. Die bpb stellt euch Arbeitsblätter auf deutsch und englisch bereit und gibt Vorschläge zum Einsatz im Unterricht. 

Habt ihr das Thema Rassismus in den USA schon mal im Unterricht behandelt und wenn ja, wie seid ihr dabei vorgegangen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

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Eine Recherche von netzpolitik.org und BR Data hat im Januar offengelegt, dass Deutschlands wichtigster und einzig anerkannter Jugendschutzfilter JusProg nicht zuverlässig funktioniert. In zahlreichen Fällen wurden Aufklärungsseiten zu sensiblen Themen wie etwa NS-Zeit, Verhütung oder Coming-Out fälschlicherweise als "ab 18" eingestuft und somit blockiert, darunter auch Angebote von öffentlichen Stellen.

Was ist JusProg?

Das Jugendschutzprogramm, kurz JusProg, ist eine vom gemeinnützigen Verein JusProg e.V. entwickelte Jugendschutzsoftware, die Kinder und Jugendliche im Internet schützen soll. Es handelt sich um das derzeit einzige in Deutschland offiziell anerkannte Filterprogramm für Internetseiten. Die kostenlose Software, die sowohl für Windows, MacOS als auch für Mobilgeräte mit Android und iOS verfügbar ist, soll Webseiten nach Altersgruppen kategorisieren und es Eltern und Lehrkräften ermöglichen, den Zugang zu nicht altersgerechten Inhalten zu kontrollieren.

Wie JusProg funktionieren sollte

JusProg klassifiziert Webseiten in verschiedene Altersgruppen, um den Internetzugang für Kinder und Jugendliche zu regulieren:

  • Ab 0 Jahren: Es werden hauptsächlich Webseiten angezeigt, die auf der Whitelist der Kindersuchmaschine fragFINN verzeichnet sind, sowie einige Ergänzungen, die JusProg intensiv geprüft hat.
  • Ab 6 Jahren: Angezeigt werden alle Websites der Whitelist der fragFINN-Kindersuchmaschine, von der ergänzenden JusProg-Filterliste mit Altersstufe 6 sowie von der Eltern-Whitelist und Websites mit Anbieter-Kennung „ab 6“ und darunter.
  • Ab 12 Jahren: Alle nicht bekannten/blockierten Webseiten sind freigegeben. Blockiert werden die Webseiten von der Eltern-Blacklist in der JusProg-Software, Webseiten mit der Anbieter-Kennung höher als 12 Jahre sowie alle Webseiten, die auf der JusProg-Filterliste stehen mit Altersstufen höher als 12 Jahre.
  • Ab 16 Jahren: In dieser Einstellung sind alle nicht blockierten Webseiten freigegeben. Die Blockierung erfolgt ähnlich wie bei der Altersstufe 12, nur eben mit der Altersstufe 16.
  • Ab 18 Jahren: In dieser Einstellung sind alle nicht blockierten Webseiten freigegeben. Lediglich die in Deutschland absolut verbotenen Webseiten, wie zum Beispiel solche mit Kinderpornografie, werden gesperrt.

Welche Seiten dennoch betroffen sind

Zusätzlich wird ein automatisiertes System genutzt, das Webseiten auf Wortebene bewertet, um sie in die verschiedenen Altersgruppen einzuteilen. Es stellte sich heraus, dass häufig Webseiten mit dem Wort “queer” und auch “quer” fälschlicherweise als jugendgefährdend eingestuft wurden. Darüber hinaus wertete Softwareentwicklerin Lilith Wittmann mehr als vier Millionen Domains aus und fand dabei 25.211 Seiten mit einem Mindestalter von 18 Jahren und 10.957 Seiten mit einem Mindestalter von 16 Jahren. Zu den blockierten Seiten gehörten unter anderem die Webangebote der KZ-Gedenkstätten Kaltenkirchen und Osthofen. Die Aufklärungsseiten hessen-ist-geil.de (Präventionsprojekt der Aidshilfe in Hessen) und wissen-verdoppeln.hiv (Informationsseite über HIV unter Therapie) waren ebenfalls betroffen, worüber sich die Deutsche Aidshilfe bestürzt zeigte.

Auch BayernWLAN, ein öffentliches WLAN-Netz, das vom Freistaat Bayern finanziert und von Vodafone technisch umgesetzt wird, nutzt JusProg. Der Filter ist an mehr als 44.000 Hotspots aktiv und verwehrt nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen den Zugang zu bestimmten Webseiten, wenn JusProg diese für 18 Jahre und älter einstuft. Obwohl das bayerische Finanzministerium für das BayernWLAN verantwortlich ist, hat es keinen Einfluss auf die Funktionsweise des Filters. Vodafone hält den Einsatz eines Jugendschutzfilters für unerlässlich, um Kinder und Jugendliche vor schädlichen Inhalten im Internet zu schützen. Die Filterliste wird jedoch ausschließlich vom Verein JusProg verwaltet, so Vodafones Jugendschutzbeauftragte Endemann, ebenfalls Vorstandsmitglied bei JusProg.

Kritik

Kritik an JusProg gibt es seit langem, mehr dazu bei taz, schau-hin und heise. Neben “Overblocking” im großen Stil wird vor allem mangelnde Transparenz kritisiert. Wittmann stellt unter dem Titel “JugendschutzSchutzProgramm” nun ein Werkzeug zur Verfügung, um die Einstufung von Webseiten selbstständig abzufragen. Zudem hat JusProg selbst auch mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen: “Während meiner Recherche ist mir aufgefallen, dass ich wiederholt beim Aufsuchen des Onlineangebot des Jugendschutzprogrammes auf eine Scam-Webseite weitergeleitet wurde. Das liegt daran, dass die Webseite auf Basis von Wordpress sowie veralteten Wordpress-Plugins entwickelt wurde und Betrüger eine Sicherheitslücke fanden, um die Webseite zu übernehmen”, so Wittmann in ihrem Beitrag. JusProg räumte ein: “Wir dachten, wir haben alle Schadsoftware gefunden und das System ist wieder sicher, aber leider war das offenbar nicht so”. Man bemühe sich aber um mehr Sicherheit und wolle JusProg weiter verbessern.  

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Bonjour, comment allez-vous?

Die französische Sprache, oft als die "Sprache der Liebe" bezeichnet, ist mit 280 Millionen Sprecher:innen unter den Top 5 der am häufigsten gesprochenen Sprachen der Welt. Frankreich hat einen enormen kulturellen Reichtum: Die französische Kultur hat einen enormen Einfluss auf Kunst, Mode, Kochkunst und Philosophie. Von den Boulevards von Paris bis zu den sonnenverwöhnten Lavendelfeldern der Provence bietet die Sprache eine reiche kulturelle Erfahrung.

Für euch als Lehrkraft ist es eine besondere Herausforderung, nicht nur die Grammatik und Vokabeln, sondern auch die kulturelle Tiefe dieser Sprache zu vermitteln. Deshalb stellen wir euch in diesem Artikel einige YouTube-Kanäle vor, die euch dabei helfen, eure Liebe zum Französischen zu vertiefen und diese Begeisterung auf eure Schüler:innen zu übertragen. 

Jicki 

(Quelle: YouTube)

Auf dem Kanal von Jicki erwartet euch ein bunter Mix aus Sprachen und um euch in diesem vielfältigen Angebot zurechtzufinden, empfehlen wir die Playlist-Funktion, die alle französischen Videos gebündelt präsentiert. Die Französisch-Lernvideos sind der ideale Startpunkt für Anfänger:innen und bieten eine gut durchdachte Herangehensweise, um die Grundlagen der Sprache zu erfassen. Ihr habt hier die Möglichkeit, gezielt die Lektionen auszuwählen, die am besten zu euren Interessen und Bedürfnissen passen.

In der ersten Folge der Playlist werdet ihr Schritt für Schritt durch den Prozess geführt, in dem euch der Aufbau und die Vorgehensweise der Videos erklärt wird. Hier werden die Grundlagen vermittelt und der Weg für ein erfolgreiches Sprachabenteuer geebnet. Besonderes Augenmerk legt Jicki darauf, euch die korrekte Aussprache französischer Wörter beizubringen. Durch Hervorheben von Sätzen in den Videos wird sichergestellt, dass ihr nicht nur versteht, sondern auch authentisch sprechen könnt.

Für diejenigen unter euch, die es eilig haben, hat Jicki auch YouTube-Shorts im Angebot. Diese kurzen, knackigen Lernhäppchen eignen sich perfekt für unterwegs und bieten eine schnelle Möglichkeit, die Sprachkenntnisse zu vertiefen. Die ausführlicheren Erklärvideos von Jicki gehen in die Tiefe, was insbesondere für euch als Lehrkraft sehr wertvoll sein kann. Hier werden komplexe Themen gründlich behandelt, was euch dabei unterstützen kann, euren Schüler:innen ein solides Verständnis zu vermitteln. 

Comme une Française

(Quelle: YouTube)

Der Kanal Comme une Française eignet sich vor allem für diejenigen, die im Französischen schon etwas fortgeschrittener sind. Géraldine, eine waschechte Pariserin, nimmt euch dabei mit auf eine spannende Reise durch die französische Kultur. Bei ihren Videos steht nicht unbedingt die Sprache im Mittelpunkt, sondern vor allem die faszinierende Welt der französischen Kultur, Sitten und kulinarischen Genüsse. Dabei lernt ihr vieles über die Verhaltensregeln bei Dinnerpartys über Smalltalk bis zur Etikette bei Besuchen. Die Videos von Comme une Française bieten euch Insider-Einblicke in die vielfältige französische Lebensart. 

Mit ihrer humorvollen Art hilft euch Géraldine, Alltagssituationen zu meistern. Ein kleiner Haken ist, dass die Videos an ein englischsprachiges Publikum gerichtet sind — ihr solltet also auch in dieser Sprache relativ fit sein. Für euren französisch Unterricht eignen sie sich dennoch sehr gut, um euren Schüler:innen einen ersten Vorgeschmack auf die französische Kultur zu vermitteln.

Français avec Pierre

(Quelle: YouTube)

Haben eure Schüler bereits erste grundlegende Kenntnisse im Französischen, ist auch der Kanal von Français avec Pierre etwas für euch. Die Videos auf seinem Kanal sind komplett auf französisch, aber Pierre spricht dabei sehr langsam und deutlich, sodass eure Schüler:innen ein erstes Gefühl für den Klang der Sprache bekommen können. Dadurch eignen sich seine Videos auch sehr gut, um euer Sprachgefühl zu vertiefen und das Verständnis zu festigen.

Dabei geht Français avec Pierre nicht nach Schema F vor, sondern hat auf seinem Kanal verschiedene Playlists mit Interviews und Dialogen zu den verschiedensten Themen zusammengestellt, wodurch ihr die Vokabeln in unterschiedlichen Bereichen festigen könnt. Der Fokus von Pierre liegt nicht nur auf Aussprache und Grammatik, sondern darauf, typische Fehler zu verstehen und somit die Nuancen der französischen Sprache zu beherrschen.

Für euren Unterricht könnt ihr die Videos zum Beispiel nutzen, indem ihr eure Schüler:innen Diktate schreiben lasst, um so ihre Hör- und Schreibfähigkeiten zu verbessern. Eine andere Möglichkeit wäre auch, eigene Sätze zu den behandelten Themen zu verfassen. Außerdem gibt es eine Playlist mit Französisch-Tests, die Kenntnisse in Grammatik und Orthografie abfragen und die ihr sowohl für eure Schüler:innen verwenden könnt oder selbst euer Wissen überprüft. 

NormanFaitDesVidéos

(Quelle: YouTube)

Der französische Komiker Norman Thavaud betreibt den Kanal NormanFaitDesVidéos und bietet darauf eine etwas andere und humorvolle Art des Französisch Lernens. Der Kanal spielte eine Schlüsselrolle beim Start von Norman Thavauds Karriere, mit dem er sich zu einem der beliebtesten französischen Video-Blogger auf YouTube entwickelt hat.

NormanFaitDesVidéos teilt in seinen Videos Gedanken zu verschiedenen Aspekten des alltäglichen Lebens und nutzt dabei vor allem die französische Umgangssprache. Mit einem Fokus auf neuen Slang-Wörtern bietet der Kanal euch somit eine lehrreiche, aber keineswegs trockene Lernmethode. Ihr könnt also nicht nur eure eigenen Sprachkenntnisse und die eurer Schüler:innen fördern, sondern auch das Verständnis von kulturellen Nuancen und Witzen.

Da die Videos von NormanFaitDesVidéos komplett auf französisch sind, eignet sich der Kanal besonders gut für etwas fortgeschrittenere Lernende. Falls ihr dennoch Probleme beim Verstehen des Gesagten haben solltet, gibt es auch hier die Möglichkeit, englische Untertitel einzuschalten. Für euren Unterricht könnt ihr die Videos von Norman nutzen, indem eure Schüler:innen zum Beispiel bestimmte Ausdrücke oder Witze identifizieren und erklären müssen und somit ein besseres Verständnis für die französische Alltagssprache erhalten. 

Würdet ihr YouTube im Unterricht nutzen? Und haben wir Französisch-Kanäle vergessen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

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Frankfurt. Der Pädagoge Luca S. ist am Mittwoch vom Frankfurter Landgericht unter anderem wegen Landfriedensbruch zu sieben Monaten Bewährungsstrafe verurteilt worden. Nach dem gestrigen ersten Urteil gingen sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Verteidiger von Luca in Berufung. Das Frankfurter Landgericht hat daraufhin nicht nur das Urteil des Amtsgerichts bestätigt, sondern es sogar durch die Verschärfung mit einer siebenmonatigen Bewährungsstrafe intensiviert. Deshalb wird Luca nun der Einstieg in sein Referendariat verwehrt und die Rufe, die dem Staat die Durchführung von Berufsverboten vorwerfen, werden laut.

In den Fluren der Bildungseinrichtungen, wo das Streben nach Wissen und Offenheit gegenüber verschiedenen Perspektiven im Mittelpunkt stehen sollte, verweilt noch immer der Schatten einer dunklen Vergangenheit. Der Griff zu "Berufsverboten" war in der Geschichte Deutschlands keine unbekannte Maßnahme, besonders im Kontext des Radikalenerlasses von 1972. 

Berufsverbote bezeichnen staatliche Maßnahmen, die bestimmten Personen den Zugang zu bestimmten Berufen untersagen. In der deutschen Geschichte ist vor allem der Radikalenerlass von 1972 bekannt, der darauf abzielte, vermeintlich extremistische Personen aus dem öffentlichen Dienst, vor allem dem Bildungsbereich, auszuschließen. Dies führte dazu, dass einige Personen aufgrund politischer Überzeugungen oder Aktivitäten ihre berufliche Tätigkeit verloren oder gar nicht erst antreten konnten. Die Frage nach der Legitimität und Anwendung solcher Berufsverbote gibt bis heute Anlass zu Diskussionen. Aber ist das nur ein vergessenes Kapitel oder hat dieser Schatten immer noch Einfluss auf die Lehrerzimmer von heute?

Der Fall Luca

In den Räumen einer Gesamtschule in Frankfurt am Main wirft der Fall des 27-jährigen Pädagogen Luca Fragen auf. Trotz Wertschätzung seitens der Schüler:innen und Kolleg:innen, sieht sich Luca mit einer Ablehnung für das Referendariat konfrontiert. Der Grund hierfür ist eine rechtskräftige Verurteilung zu einer hohen Geldstrafe, resultierend aus einem Vorfall während einer Demonstration am 1. Mai 2021.

Luca bestreitet diese Anschuldigungen vehement und gibt an, er habe lediglich einer verletzten Person helfen wollen. Die Polizei habe nach dem Zünden von Böllern massiv interveniert, woraufhin Luca Rauchtöpfe beiseite warf, jedoch nicht gezielt auf die Polizisten. Der Vorwurf lautete, dass Luca einen Rauchtopf gezielt auf einen Polizisten geworfen haben soll. „Der Vorwurf ist, meiner Meinung nach, eine komplette Konstruktion", erklärt Luca im Gespräch mit Lehrer News. „Dass ich einen, von mir nicht entzündeten, nicht von mir mitgebrachten Rauchtopf weitergekehrt habe, ohne überhaupt zu sehen, wo ich den hinrolle.“ 

Das Gericht folgte jedoch der Darstellung der Polizisten, die von einem Angriff auf ihren Kollegen sprachen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), deren Mitglied Luca ist,  wirft ebenfalls Fragen auf, da der vernommene Polizist in Widersprüche verwickelt scheint und das Bildmaterial der Demonstration den erhobenen Tatvorwurf nicht eindeutig unterstützt. „Der Landeort ist auf dem Video nicht zu sehen und der Zeuge widerspricht sich wiederholt“, beschreibt Luca. Trotz dieser unklaren Beweislage wird ihm der Eintritt in den Vorbereitungsdienst mit Verweis auf mangelnde Eignung verwehrt.

Obwohl das Urteil zu dem Zeitpunkt noch nicht rechtskräftig war, trägt Luca den Stempel der Vorbestrafung und die Geldstrafe wurde bereits in seinem Führungszeugnis vermerkt. Die Behörde verweigerte daraufhin seine Übernahme ins Referendariat. Sie stützt sich dabei auf das belastende Urteil und begründet die Ablehnung mit seiner mangelnden Eignung. „Ich bin mittlerweile zweimal vom Kultusministerium abgelehnt worden“, erklärt Luca. „Allerdings  nicht, wie im Falle der historischen Berufsverbote, auf Grundlage einer Organisationszugehörigkeit, sondern auf dem klassischen Weg: auf Grundlage der Annahme einer Vorstrafe“.

Luca wurde letztendlich zu einer Geldstrafe verurteilt. Am 31. Januar findet sein Berufungsverfahren statt und ihm droht eine Erhöhung der Strafe. Das widersprüchliche an Lucas Fall ist, dass er zur Zeit dennoch an einer Schule lehren darf. „Ich arbeite mit einem TV-H-Vertrag fast Vollzeit. Das Schulamt scheint es also nicht zu stören“.

Auf die Frage, ob Luca etwas an seinem politischen Engagement ändern würde, antwortet er: „Ich habe eher die umgekehrte Erfahrung gemacht, dass ich jetzt angefangen habe, nochmal stärker politisch zu wirken. Ich würde auch nichts an meinem Verhalten auf einer Demonstration ändern, in meinem Fall kam dies nur dazu, weil ich einer schwerverletzten Person helfen wollte“.

Mit der Verschärfung des Urteil auf eine siebenmonatige Haftstrafe verringert sich die Wahrscheinlichkeit immens, dass Luca noch Lehrer werden kann. Trotz der Gerichtsentscheidung hat Luca angekündigt, in Revision zu gehen. Gegenüber Lehrer News sagte er: „Mich bekommt niemand klein“.

Auch die GEW Hessen stimmt Luca in seiner Ansicht zu und schreibt in einem Dringlichkeitsantrag an die Landesdelegiertenversammlung: „Gerade im Schuldienst, wo Kinder und Jugendliche zu Demokratie, Kritikfähigkeit und Meinungsfreiheit erzogen werden sollen, braucht es politisch engagierte Lehrkräfte, die genau das auch leben und nicht nur lehren. Es ist scheinheilig, die Politikverdrossenheit junger Menschen zu beklagen, wenn man ihnen gleichzeitig immer wieder mit Instrumenten wie dem Berufsverbot vor Augen führt, dass politisches Engagement nur in engen Grenzen zulässig ist, und bestraft wird, sobald eine grundlegende gesellschaftliche Kritik enthalten ist“.

Doch woher kommt diese Praxis eigentlich? Ein Blick in die Geschichte hilft, die Ursprünge und die Entwicklung dieser Praxis zu verstehen.

Der Radikalenerlass gestern und heute

In der deutschen Geschichte sind Berufsverbote, insbesondere im Kontext des Radikalenerlasses (auch bekannt als Extremistenbeschluss) von 1972, als staatliche Maßnahmen bekannt, die darauf abzielt, vermeintliche Verfassungsfeinde insbesondere aus dem linken politischen Lager, vom öffentlichen Dienst auszuschließen. Diese Maßnahmen wurden unter Anwendung des §35 Beamtenrechtsrahmengesetz (BRRG) durchgeführt, der Beamt:innen zur Verfassungstreue verpflichtete. Besonders betroffen war der Bildungsbereich, und der Erlass hatte weitreichende Auswirkungen auf die Berufstätigkeit von Lehrkräften.

Der Radikalenerlass wurde von der Regierungskoalition aus SPD und FDP erlassen und führte dazu, dass Personen, die bestimmten politischen Überzeugungen zugeordnet wurden, ihre berufliche Tätigkeit verloren oder gar nicht erst antreten konnten. Dies geschah durch die Einführung von Regelanfragen beim Verfassungsschutz vor Einstellung oder während bestehender Dienstverhältnisse. Dadurch wurden Bewerber:innen aus dem Dienst entlassen oder nicht eingestellt, wenn sie als verfassungsfeindlich eingestufte Aktivitäten entwickelten. Im Rahmen dieses Erlasses wurden 1250 als linksextrem bewertete Lehrer und Hochschullehrer nicht eingestellt, und etwa 260 Personen wurden entlassen.

Eine politische Übereinstimmung über den Erlass bestand nicht mehr und der Unmut in der Bevölkerung darüber wuchs zunehmend, was 1979 zu seiner einseitigen Aufkündigung führte. Die SPD-regierten Länder hoben den Erlass im Laufe der Jahre stückweise auf. Erst ab 1985 wurde die Regelanfrage komplett abgeschafft, zuletzt 1991 in Bayern. Trotzdem hinterließ der Erlass tiefe Spuren, und die Frage nach der Legitimität und Anwendung solcher Berufsverbote wird bis heute kontrovers diskutiert. 

Die GEW Hessen kommentiert: „Auch für die aus den 70er Jahren betroffenen Kolleg:innen ist das Thema weiter aktuell: Ein öffentliches Eingeständnis, dass der Radikalenerlass Tausenden von Menschen die berufliche Perspektive genommen und sie in schwerwiegende Existenzprobleme gestürzt hatte, ist bis heute unterblieben. Eine materielle, moralische und politische Rehabilitierung der Betroffenen hat nicht stattgefunden. Eine politische Auseinandersetzung über die schwerwiegende Beschädigung der demokratischen Kultur durch die Berufsverbotspolitik steht bis heute aus“.

In den meisten Bundesländern wird heute eine sogenannte Bedarfsanfrage beim Verfassungsschutz durchgeführt, wenn sich Zweifel daran ergeben, ob der Bewerber jederzeit für die freiheitliche und demokratische Grundordnung eintreten wird. Im Fall von Luca handelt es sich also nicht um einen klassischen Fall von Berufsverboten, „weil es eben diesen Umweg über den Zivilprozess gibt“, erklärt Luca. „Das ist zumindest ungewöhnlich, aber nicht ganz: zehn bis zwanzig Prozent der früheren Berufsverbotsfälle seit den 1970ern fanden auch auf diesem Weg statt.“ Dennoch hat es für Luca den Eindruck, dass es hier um das gleiche geht: „Um die Ausschaltung von missliebigen Stimmen, die einfach viel Kritik an unserem Bildungssystem haben“.

Auch andere Beispiele wie der Fall von Michael Csaszkóczy, dem aufgrund seiner Mitgliedschaft in einer antifaschistischen Initiative die Einstellung als Lehrer verweigert wurde, oder der von Kerem Schamberger, der aufgrund seiner politischen Haltung als Kommunist keine Stelle als Doktorand erhielt, verdeutlichen, dass das Thema Berufsverbote weiterhin präsent ist. Diese Fälle zeigen auf, dass politische Überzeugungen und Aktivitäten auch heute noch Einfluss auf berufliche Perspektiven im Bildungsbereich haben können.

Die Frage nach der Legitimität und Anwendung von Berufsverboten bleibt somit ein aktuelles und kontrovers diskutiertes Thema, insbesondere in Zeiten des Lehrermangels. Die Debatte darüber, inwieweit politisches Engagement und persönliche Überzeugungen die berufliche Eignung beeinflussen sollten, ist nicht nur in der Vergangenheit relevant, sondern prägt auch die gegenwärtige Bildungslandschaft. Der Frage, wie politisch Lehrkräfte sein dürfen, gehen wir auch in dem Artikel Proteste gegen Rechts: Wie neutral müssen Lehrkräfte sein? nach. 

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Berlin. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) spricht sich für eine Umgestaltung der Lehrer:innenausbildung aus. Auf einer Fachtagung am Montag haben Vertreter:innen der Gewerkschaft die wichtigsten Eckpunkte einer solchen Reform vorgestellt. Demnach fordert die GEW vor allem den Ausbau der Ausbildungskapazitäten, bessere Studien- und Arbeitsbedingungen sowie die verstärkte Förderung und Weiterbildung von Quereinsteiger:innen und Berufseinsteiger:innen. 

Schon seit vielen Jahren macht die GEW auf die reformbedürftige Lehrer:innenausbildung aufmerksam. Mittlerweile wird die Debatte um einen verschärften Lehrkräftemangel ergänzt. Auf der Tagung betont die GEW die Wichtigkeit einer Reform der Lehrerausbildung, da diese unmittelbar mit dem verschärften Lehrkräftemangel zusammenhänge. “Es kann nicht sein, dass die Länder einerseits den Lehrkräftemangel beklagen, andererseits Studienberechtigte am Numerus clausus scheitern und Studierende ihr Studium wegen schlechter Rahmenbedingungen abbrechen“, betont Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender. 

Einen zentralen Grund für den Lehrkräftemangel sieht die GEW unter anderem in den schlechten Arbeitsbedingungen. Durch Maßnahmen wie kleinere Klassen, Aufgabenentlastung und bessere Vergütung nach mindestens A13 bzw. E12 soll der Lehrerberuf attraktiver gestaltet werden. Auch das Lehramtsstudium soll durch Reformen mehr Student:innen ansprechen. Um die Ausbildungskapazität auszubauen, sollen “Zulassungsbeschränkungen per Numerus clausus […] überwunden, Zugangsbeschränkungen beim Übergang zum Masterstudium abgeschafft werden”. Die GEW fordert außerdem von den Ländern eine Offenlegung der Berechnungen für den Bedarf an Lehrkräften, um den langfristigen Ausbau an Studienplätzen zu gewährleisten. Weitere Maßnahmen, die das Studium attraktiver gestalten können, beinhalten individuelle Beratungsangebote, die Reduzierung der Prüfungslast sowie eine BAföG-Reform.

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Reform ist laut GEW die Weiterentwicklung des Vorbereitungsdienstes. Neben einer deutlich erhöhten Vergütung und der Vermeidung von Wartezeiten nach dem Studium durch mehr Kapazität soll das Referendariat wieder mehr Fokus auf die Ausbildung der angehenden Lehrkräfte legen. Er solle “nicht zur Bedarfsdeckung missbraucht werden”, so die GEW in ihren Forderungen.

Zusätzlich spricht sie sich für die Einleitung von Modellversuchen für ein einphasiges duales Masterstudium mit integriertem Vorbereitungsdienst aus. Bereits 2022 hatte die GEW ähnliche Konzepte für die Ausbildung von Lehrkräften an berufsbildenden Schulen befürwortet. Jetzt sollen sie für alle Lehrämter eingeleitet werden. “Wenn die Qualität und Wissenschaftlichkeit des Studiums gesichert, Theorie- und Praxisanteile systematisch verzahnt sind und die Gleichwertigkeit der Abschlüsse mit den herkömmlichen Staatsexamina gewährleistet ist, sollten entsprechende Modellversuche auch für andere Lehrämter gestartet werde“, sagt Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied für Berufliche Bildung und Weiterbildung.

Weitere Maßnahmen sollen laut GEW die Beschleunigung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse sowie die Einführung einer mehrjährigen Berufseinstiegsphase sein. Außerdem müssten Quereinsteiger:innen gezielte Nachqualifizierung und Fortbildungsangebote erhalten, um eine gleichwertige Ausbildung wie auf dem Regelweg zu garantieren. Quereinsteiger:innen seien zwar essentiell für den Lehrkräftemangel, aber “die Sicherung der Unterrichtsversorgung darf nicht auf Kosten der Unterrichtsqualität gehen”, wie Anje Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied, betont.

Alle Forderungen könnt ihr hier nachlesen.

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Ob alte Klassiker oder moderne Abenteuergeschichten: Bücher faszinieren uns auf vielfältige Weise. Kein Wunder, dass sich Filmemacher oft Geschichten aus Büchern zum Vorbild nehmen, wobei sich mal mehr, mal weniger an die Vorlage gehalten wird. Vor allem die Buchkenner kommen dann oft zum Ergebnis: Das Buch ist besser als der Film. Allerdings gibt es neben den altbekannten Adaptionen, die nicht mehr aus der Popkultur wegzudenken sind, durchaus zahlreiche Buchverfilmungen, die mühelos mit ihrer literarischen Vorlage mithalten können.

Auch im Unterricht kann das Einsetzen von Buchverfilmung sinnvoll sein. Als Abschlussstunde nach dem Lesen der Lektüre oder für eine Diskussion Buch vs. Film – Buchverfilmungen können auf vielfätige Weise in den Unterricht integriert werden. Vielleicht könnt ihr euren Schüler:innen damit sogar Lust machen, das Buch zu lesen.

In diesem Artikel präsentieren wir euch sechs Buchverfilmungen, die sich nicht nur ideal für einen gemütlichen Filmabend zuhause eignen, sondern auch den Unterricht bereichern und aufwerten können. Von spannender Verbrecherjagd bis zu bedrohlicher Dystopie ist für jede Altersgruppe etwas dabei.

Rico, Oskar und die Tieferschatten (2014)

(Quelle: Fox Deutschland)

Die beliebte Kinderbuchreihe “Rico und Oskar" wurde schon in drei Filmen adaptiert. Die erste Verfilmung “Rico, Oskar und die Tieferschatten" von 2014 basiert auf dem ersten Band der beliebten Kinderbuchreihe von Andreas Steinhöfel. Die Geschichte handelt von den Freunden Rico, der sich selbst als “tiefbegabt” bezeichnet, und dem hochbegabten Oskar, die in Berlin wohnen und gemeinsam Abenteuer erleben. Zusammen lösen sie Kriminalfälle und gehen auf Verbrecherjagd. Dabei geraten sie allerdings immer wieder in Schwierigkeiten, denn eines Tages verschwindet Oskar spurlos und Rico muss sich auf die Suche nach seinem Freund machen. Die Geschichte ist besonders für junge Kinder ansprechend, da sie von Freundschaft und Vertrauen handelt und durch die Dynamik der jungen Schauspieler absolut authentisch wirkt. Der Film bietet eine gelungene Mischung aus Spannung, Humor und Emotionen, wobei die Handlung geschickt inszeniert wird, um sowohl junge als auch erwachsene Zuschauer anzusprechen. Dabei bleibt der Film aber der Atmosphäre und dem Charme der Buchreihe treu. Falls ihr das Buch in der Schule lest, lohnt sich der Film als Ergänzung optimal. Der Film hat keine Altersbeschränkung und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.

Tschick (2016)

(Quelle: StudioCanal Deutschland)

Der Film "Tschick" ist die Adaption des gleichnamigen Romans des Autors Wolfgang Herrndorf von 2010. Der Film wurde 2016 unter der Regie von Fatih Akin veröffentlicht. Die Handlung dreht sich um die beiden jugendlichen Hauptcharaktere Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow, genannt "Tschick". Gemeinsam begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise durch Deutschland, wobei sie in einem gestohlenen Lada Niva unterwegs sind. Auf dem Weg begegnen sie verschiedensten Menschen und treffen unter anderem die obdachlose Jugendliche Isa, die sie auf ihrem Trip begleitet. Die Coming-of-Age-Geschichte zeichnet sich besonders durch die Darstellung der Jugendlichen aus, die lernen müssen, wie sie auf sich alleine gestellt neue Herausforderungen meistern müssen. Auch die Bildsprache fängt das Gefühl eines Road-Trips perfekt ein und trägt durch die Landschaften und den Soundtrack zur besonderen Atmosphäre bei. Der Film ist eine gelungene Adaption des Buches und schafft es, die Kernthemen des auf humorvolle und authentische Weise darzustellen. Er ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.

Sonne und Beton (2023) 

(Quelle: Constantin Film)

Der Film “Sonne und Beton” (2023) basiert auf dem autobiografischen Roman des Comedians Felix Lobrecht. Die Coming-of-Age-Geschichte spielt im Hochsommer 2003 in Neukölln und erzählt aus dem Leben der vier jungen Protagonisten Lukas, Julius, Gino und Sanchez. Die Ereignisse sind teilweise eins zu eins aus Lobrechts Leben wiedergegeben, teilweise frei erfunden. Wie Lobrecht wachsen die Jugendlichen in Berlin-Gropiusstadt im Plattenbau auf. Ihr Alltag ist von Drogen, Schlägereien und Mädchen geprägt. Auch zuhause haben die Jungs Probleme. Nach einer Schlägerei gerät Julius in Schwierigkeiten und muss seine Freunde um Hilfe bitten.Nicht nur die autobiografische Natur, sondern auch die glaubwürdigen Dialoge sowie die vier jungen Schauspieler lassen die Geschichte real und authentisch wirken. Besonders die Dynamik zwischen den Freunden macht den Film für ein junges Publikum ansprechend. Auch die Musikauswahl passt perfekt zu den 2000ern und wird durch alte und neue Hip-Hop-Tracks ergänzt. Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und zum Kauf auf Streaming-Diensten verfügbar.

Die Welle (2008)

(Quelle: Constantin Film)

Das Buch “Die Welle” von Morton Rhue, das 1981 erschienen ist, ist eine der klassischen Schullektüren. Die deutsche Adaption von 2008 zeigt die Geschichte eines Schulprojekts, das als Experiment zum Thema Autokratie startet und am Ende völlig aus dem Ruder läuft. Der Film begleitet die verschiedenen Schüler:innen und Lehrer Herrn Wenger in den folgenden Projekttagen und zeigt, wie ihnen die Welle mit jedem Tag mehr entgleitet. Im Gegensatz zum Buch, das in den USA spielt, findet die Handlung des Films an einer deutschen Schule statt. Somit wird ein besonderer Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus aufgebaut. Während die amerikanische Klasse im Buch durch KZ-Aufnahmen schockiert ist, sind die deutschen Schüler:innen der Meinung, bereits ausreichend aufgeklärt zu sein. Sie sind dem Thema überdrüssig und gehen davon aus, dass sich ein Drittes Reich in der heutigen Zeit nicht wiederholen könne. Dabei setzt der Film die Prämisse zeitgemäß um. Beispielsweise gründen die Schüler:innen Gang-ähnliche Gruppierungen, versprühen Graffitis, verteilen Sticker und verbreiten die Welle im Internet. Der Film schafft sich dadurch von der Vorlage abzuheben und ist eine moderne Adaption, die sich auch perfekt zum Schauen im Unterricht eignet. Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.

The Hate U Give (2018)

(Quelle: 20th Century Studios)

“The Hate U Give” basiert auf dem 2017 erschienenen gleichnamigen Jugendroman von Angie Thomas. Die 16-jährige Highschool-Schülerin Starr navigiert zwischen zwei Welten: Zuhause im überwiegend von Afroamerikaner:innen bewohnten Stadtviertel Garden Heights und ihrer Schule in einem reichen, weißen Stadtviertel. Für beide Welten spielt sie ”Rollen”, um Konflikte mit der jeweiligen anderen zu vermeiden. Nach einem traumatischen Erlebnis bei einer Polizeikontrolle versucht sie, die Rollen normal weiterzuspielen, allerdings beginnen sich die beiden Welten zu vermischen. Der Film behandelt aktuelle Themen wie Rassismus, Racial Profiling und Polizeigewalt gegen Afroamerikaner:innen in den USA. Die teilweise gewaltsamen Konflikte werden aus den Augen der Teenagerin gezeigt. Der Film schafft es dadurch, die alltägliche Realität ungeschönt zu zeigen und die damit verbundenen Ängste, Frustration und den Unmut der schwarzen Community aufgrund der systematischen Unterdrückung einem jungen Publikum näher zu bringen. Nicht zuletzt durch die überzeugenden jungen Schauspieler:innen und die glaubwürdigen, zugänglichen Dialoge schafft der Film einen effektiven Zugang zu diesen teils komplexen Themen. Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.

1984 (1984)

(Quelle: Virgin Films)

Die im Jahr 1984 erschienene Version des Films “1984“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von 1949 ist auch heute noch ein Paradebeispiel einer dystopischen Welt. Der Film stellt fesselnd den totalitären Überwachungsstaat dar, den der Autor George Orwell damals schuf. Durch raffinierte Kamerabilder und die Verwendung von grauen und tristen Filtern fängt er geschickt die unterdrückende und kontrollierende Macht des fiktiven Staates Ozeanien ein. Der Film bleibt dem Originalwerk eng verbunden und präsentiert den Zuschauer:innen eindringlich die einschüchternden und beklemmenden Situationen, die der Protagonist Winston innerhalb dieser dystopischen Gesellschaft durchlebt. Durch Voiceovers ermöglicht er den Betrachter:innen einen Einblick in Winstons inneren Monolog und vermittelt so die Wiedersprüche, die er in dieser totalitären Welt vorfindet. Wie das Buch erzeugt auch der Film ein beklemmendes Gefühl und ist daher eher für ältere Schüler:innen zu empfehlen, die sich mit anspruchsvollen Themen auseinandersetzen können. Trotzdem ist der Film eine gelungene Adaption, die perfekt die besondere Atmosphäre des Buches einfängt. Der Film ist ab 16 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und zum Kauf auf Streaming-Diensten verfügbar.

Was sind eure liebsten Buchverfilmungen? Schreibt es uns in die Kommentare!

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Der Arbeitsalltag als Lehrkraft ist stressig. An manchen Tagen bleibt zwischen Lehrerzimmer und Unterrichtsstunden kaum Zeit zum Verschnaufen. Richtig stressig wird es dann, wenn auch noch eine Vertretungsstunde ansteht und die freie Stunde wegfällt. Dann besteht die Gefahr, dass keine Zeit zum Essen bleibt. Eine einfache Lösung für diesen Fall sollen Trinkmahlzeiten bieten. Leckere Shakes, die versprechen, euch satt zu machen und in kurzer Zeit alle notwendigen Nährstoffe zu liefern? Doch halten sie wirklich, was sie versprechen? Wir haben uns einmal angeschaut, ob sie eine gesunde Option für einen vollgepackten Schultag darstellen. 

Das Versprechen einer vollwertigen Mahlzeit

In den letzten Jahren hat sich ein immer breiteres Angebot an Trinkmahlzeiten im Handel zusammengefunden. In den Supermarktregalen versprechen uns Marken wie yfood, HUEL, Ehrmann, Saturo oder nupo eine vollwertige Mahlzeit, verpackt in meist 500ml Plastikflaschen oder Tetrapaks. Für in der Regel drei bis vier Euro sollen euch die Drinks ausreichend Proteine, Vitamine, Ballaststoffe und Mineralien liefern. Mit wenigen Schlucken werdet ihr satt, seid gut genährt und könnt damit euer Essen ersetzen, so das Werbeversprechen.

In den Onlineshops der Hersteller erhaltet ihr auch kostengünstigeres Pulver in großen Verpackungen, um die Drinks in einem Shaker ganz einfach selbst zusammen zu rühren oder eben zu schütteln. Das erfordert zwar etwas Vorplanung, wenn ihr sie in die Schule mitnehmen wollt, dafür spart ihr  etwas Plastikmüll und könnt für euch die richtige Menge abfüllen. Egal welche Variante ihr wählt, verglichen mit Kochen oder Essen gehen/holen, sind Trinkmahlzeiten der wesentlich schnellere Weg. Sie eignen sich damit gerade an den Tagen, an denen euch als Vertretung oder Pausenaufsicht einfach die Zeit und Ruhe zum Essen fehlt. Auch preislich geht das Angebot an Nährstoffen in Ordnung und ihr könnt leicht überblicken, wie viele Kalorien ihr zu euch genommen habt.

Gerade wenn es euch schwer fällt, in stressigen Phasen ans Essen zu denken, können die Drinks eine hilfreiche Lösung sein. Sie sind auch gesünder, als auf Fastfood zurückzugreifen oder sich mit Snacks wie Schokoriegeln durchzufuttern. Geschmacklich sind die meisten Produkte mit Milchshakes vergleichbar und durch klassische Geschmacksrichtungen wie Schoko, Vanille und Erdbeere sehr beliebt. Einige Hersteller haben dazu noch exotischere Sorten im Angebot, nur herzhafte Varianten gibt es keine.

Vorsicht vor der Zuckerfalle

Die meisten Produkte werden mit dem Label “ohne Zucker(-zusatz)” beworben, damit ist dann gemeint, dass kein raffinierter Zucker zugesetzt wurde. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe verrät allerdings, dass in den Kohlenhydraten natürlicher Zucker enthalten ist. Dieser ist nicht kennzeichnungspflichtig. Dafür ist bei den Herstellern das Süßungsmittel Sucralose sehr beliebt. Es schmeckt im Verhältnis 400-mal süßer als Zucker und wird deshalb oft gering dosiert eingesetzt, um der Flüssignahrung den süßen Geschmack zu verleihen. Das Mittel gilt in diesen Mengen zwar als gesundheitlich unbedenklich, es besteht allerdings der Verdacht, dass es unseren Hunger auf Süßes anfeuert. Die Falle für euch wäre, dass ihr nach der Trinkmahlzeit zusätzlich zu Süßigkeiten greift, um diesem Bedürfnis nachzugeben. Gesund ist die Ernährung mit Trinkmahlzeiten in Summe dann nicht mehr. 

Auch Maltodextrin ist ein häufig genutzter Inhaltsstoff und eine Zuckerart, die aus Stärke gewonnen wird. Er ist vor allem bei Sportler:innen als schneller Energielieferant beliebt. Wenn ihr diesen Zucker nach dem Verzehr aber nicht in Bewegung setzt, wirkt er wie raffinierter Zucker und ist genauso ungesund. Eine Alternative stellt laut Vergleichstest von FAZ.NET die Bio-Trinkmahlzeit von Bertrand, die ohne Süßstoffe und ohne künstliche Zusätze auskommt. Mit den vielfältigen süßen Geschmacksrichtungen können sie aber nicht mithalten, bieten dafür aber etwas Crunch durch enthaltene Mandelstückchen.

Sind Trinkmahlzeiten eine gesunde Alternative?

Um zu sagen, wie gesund die Drinks tatsächlich sind, braucht es eine differenzierte Betrachtung. Theoretisch würden sich die Trinkmahlzeiten dazu eignen, die Ernährung langfristig zu decken, sagt Ernährungswissenschaftler Achim Sam gegenüber ikk-classic. Auch in einem Selbstexperiment vom BR-Format PULS Reportage, bei dem die Reporterin eine Woche täglich zwei Mahlzeiten durch solche Drinks ersetzt, bestätigen dies die Blutwerte.

Trotzdem raten Ernährungsexpert:innen nur zum gelegentlichen Konsum der Produkte. Ein Argument ist, dass unser Körperauf feste Nahrung eingestellt ist. Kauen und die Enzyme im Speichel zerlegen unser Essen so, dass es besser vom Körper aufgenommen und verdaut werden kann. Außerdem haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass Kauen die Durchblutung im Kopf fördert, sich positiv auf das Nervensystem auswirkt, Stress abbaut und sogar beim Abnehmen helfen kann. Zudem handelt es sich schlicht um verarbeitete Produkte, bei denen beispielsweise gesunde sekundäre Pflanzenstoffe verloren gehen, so Sam. Er weist auch darauf hin, dass natürliche Vitamine und Mineralstoffe vom Körper besser verwertet werden können. Auch unser Magen ist darauf ausgelegt, die Nahrung erst zu zerkleinern und mit Verdauungssäften zu durchmischen. Bei der Flüssignahrung fehlt die Zeit für diesen Verdauungsprozess, weil die Magenentleerung schneller beginnt.

Als Mahlzeitersatz-Produkte unterliegen die Drinks der Diätverordnung, weshalb sie sogar alle essentiellen Nährstoffe enthalten müssen. Paradoxerweise können sie dadurch das Gegenteil eines Diätziels bewirken, da sie zu Überernährung verführen. Trinkmahlzeiten sollten euer Essen daher für die jeweilige Mahlzeit ersetzen und nicht als Ergänzung zwischendurch, schluckweise gesnackt werden. Wenn ihr aber mehrere eurer täglichen Mahlzeiten durch Drinks ersetzen würdet, wären einzelne Nährstoffe möglicherweise überdosiert. Über einen längeren Zeitraum kann das für den Körper ungesund sein. Greift ihr auf  Trinkmahlzeiten zurück, solltet ihr also im Blick behalten, wie sich das mit eurer sonstigen Ernährung ergänzt.

Es gibt auch noch einen weiteren Grund, warum sich Zeit für richtiges Essen zu nehmen, wertvoll ist. Das Beißen und der Geschmack verschiedener Lebensmittel ist gut für den Kopf, weil es die Sinne anregt. Zwar ist die Flüssignahrung sättigend, aber es kann sein, dass euch das feste Essen fehlt und ihr zusätzlichen Heißhunger bekommt. Essen ist schließlich auch ein Genuss und die Lebensmittelvielfalt ist eben viel größer als die einer Flüssigkeit mit ein paar verschiedenen Aromen.

Wann und wie es trotzdem eine Option ist

Dauerhaft ersetzen können Trinkmahlzeiten eine gesunde und ausgewogene Ernährung nicht. Zumindest bei langfristiger, regelmäßiger Einnahme gibt es gesundheitliche Bedenken. Hin und wieder ist es aber kein Problem, wenn ihr in stressigen Phasen auf die Flüssignahrung zurückgreift. Es lohnt sich jedenfalls, einen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen – je weniger Zucker und Süßungsmittel, desto besser. Und ihr solltet darauf achten, dass ihr wirklich eine Mahlzeit damit ersetzt und die Flüssignahrung nicht als zusätzlichen Snack konsumiert. Ob der süße Geschmack für euch das Richtige ist, oder ihr davon noch mehr Lust auf ungesunde Süßigkeiten bekommt, müsst ihr selbst rausfinden. Letztlich ist es wie bei fast allem: Die Menge macht's. Eine gute ausgewogene Ernährung besteht nicht nur aus einem Nahrungsmittel, auch wenn die Drinks ausgewogen zusammengestellt sind. Und wenn ihr euch die Zeit nehmt, etwas Festes zu essen, dann verschafft ihr euch damit auch eine Pause. In euren Arbeitsalltag tut die Ruhephase oder der sich ergebende Austausch mit Kolleg:innen sicher gut.

Findet ihr an euren Arbeitstagen die Zeit, um in Ruhe zu essen? Oder habt ihr schon mal auf eine Trinkmahlzeit zurückgegriffen? Schreibt uns dazu gerne in die Kommentare.

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Nach den jüngsten Äußerungen des Koordinators der PISA-Studien, Andreas Schleicher, fordert der Deutsche Philologenverband (DPhV) die KMK auf, weitere Teilnahmen Deutschlands an PISA auszusetzen, solange Andreas Schleicher der internationale PISA-Koordinator ist.

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Keine Bildungsstudie wird in Deutschland so öffentlichkeitswirksam rezipiert wie PISA. Deren Koordination und Kommunikation geht mit einem hohen Maß an Verantwortung einher. Wir haben kein Vertrauen mehr in die seriöse Interpretation der PISA-Daten durch deren internationalen Koordinator Andreas Schleicher. Mit seinen Äußerungen, dass der Lehrerberuf intellektuell nicht anspruchsvoll sei, Lehrkräfte ‚Befehlsempfänger´ seien und sich ein Beispiel an China nehmen sollten, wird er seiner Verantwortung nicht gerecht.“

Die den Lehrkräften von ihm zugeschriebene Aufgabe, dass die Schule die Probleme der Gesellschaft lösen solle, könne keine Lehrkraft und keine Schule erfüllen. Zusammen mit Schleichers fortgesetztem Lob der Schulsysteme undemokratischer Staaten könnte man zudem annehmen, dass der PISA-Koordinator dem Missbrauch schulischer Bildung durch totalitäre Systeme nachgerade das Wort rede.

„Ob sich die seriöse empirische Bildungsforschung von dem Schaden und Vertrauensverlust erholt, den Andreas Schleicher ihr in Deutschland zufügt, bezweifeln wir. Es liegt nun in der Verantwortung der KMK, ob sie sich vor ihre Lehrkräfte stellt oder weiter zusehen will“, so Lin-Klitzing, die damit die KMK zum Handeln auffordert.

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Schnaufen, schmatzen, fauchen und markerschütternde Schreie — welches Tier kommt euch hier in den Sinn? Ein Tiger, Löwe oder Esel? Bestimmt nicht der Igel, aber um genau den soll es heute gehen. Über diese kleinen süßen Tiere gibt es viel zu wissen und lernen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass die 8.000 Stacheln der Igel hohl sind? Oder dass Igel laktoseintolerant sind und Milch für sie giftig sein kann?

In Zusammenarbeit mit Pro Igel e.V. zeigen wir euch in diesem Artikel, wie ihr den Lebensraum der Igel zusammen mit euren Schüler:innen naturnah gestalten könnt. 

Die Tiere sind nicht nämlich nur süß anzusehen, sondern spielen auch eine zentrale Rolle in unserem Ökosystem, da sie Insekten, Würmer, Larven und Schnecken fressen und den Garten somit von Schädlingen befreien. Jedoch nimmt der Bestand der Igel ab, und in einigen Ländern werden sie sogar als vom Aussterben bedroht eingestuft. Modernisierte Land- und Forstwirtschaft haben dazu geführt, dass ihre Lebensräume schwinden, weshalb es immer wichtiger wird, sich aktiv für den Schutz dieser faszinierenden Tiere einzusetzen. Pro Igel e.V. schätzt die Situation der Igel ebenfalls als prekär ein: „Der Lebensraum des Igels ist schon lange nicht mehr in Ordnung. Haus- und Kleingärten, sowie Parks und öffentliche Grünanlagen sind fast die letzten Rückzugsräume des Wildtiers in unserer Nachbarschaft. Doch dort schwinden Lebensraum und insbesondere deren Qualität.“

An dieser Stelle könnt ihr Initiative ergreifen, indem ihr zum Beispiel den Schulgarten zusammen mit eurer Klasse igelfreundlicher gestaltet, ein Bewusstsein schafft und eure Schüler:innen für die Bedeutung des Igels sensibilisiert.

Der Verein für integrierten Naturschutz Deutschland e.V., Pro Igel, engagiert sich bundesweit für den Schutz der Igel. Die Organisation informiert die Öffentlichkeit über die Probleme der Igel und fördert Maßnahmen zu ihrem Schutz. Darüber hinaus unterstützt er Vorhaben zur Erforschung von Verhalten, Biologie und Lebensräumen der Tiere. Der Verein setzt sich für die qualifizierte Betreuung notleidender Igel ein, sammelt und vermittelt relevante Informationen.

Tipps für einen igelfreundlichen Schulgarten

„Ohnehin werden Lebensräume für Igel qualitativ immer schlechter und kleiner. Es kann durchaus helfen, Schulhöfe oder Schulgärten so zu gestalten, dass Igel sich von selbst dort einstellen und möglicherweise in der Dämmerung dort auch beobachten lassen“, sagen Heike Philipps und Ulli Seewald, Vorsitzende und Geschäftsführer, von Pro Igel e.V. im Gespräch mit Lehrer News. Und Schulhöfe eignen sich perfekt dafür, da deren Fläche „in Deutschland insgesamt gesehen sehr groß [ist], jedoch überwiegend versiegelt, lieb- und baumlos.“ Phillips und Seewald sehen in den Schulhöfen jedoch ein großes Potential, da deren Fläche kaum wirklich genutzt wird – während der Ferien zum Beispiel gar nicht. „Solche Flächen zu entsiegeln und aufzuwerten nützt allen Lebewesen und ermöglicht Schülerinnen und Schülern den Blick auf die Natur quasi vor der Schultür, besonders denen, die genau das vor der eigenen Haustür kaum mehr erfahren.“

Wir geben euch Tipps, was ihr für einen igelfreundlichen Schulgarten beachten solltet und wie ihr diesen gestalten könnt.

Zum einen ist die naturnahe Gestaltung des Gartens essenziell. Dadurch werden den Igeln fast automatisch Nahrung, Unterschlüpfe und Nistmöglichkeiten geboten. Dies könnt ihr mit einfachen Mitteln erreichen, indem ihr den Garten für Igel zugänglich macht. Die Freizügigkeit der Tiere ist enorm begrenzt, da „Menschen alles dicht machen“, sagen Phillips und Seewald, „Vielerorts ist am Gartenzaun Endstation: Kleinsäuger, Kröten und Jungvögel kommen gar nicht mehr rein.“ Dies könnt ihr umgehen, indem ihr Hecken und Lattenzäune als Abgrenzung nutzt und auf Drahtzäune verzichtet. Denn wenn diese bis zum Boden reichen, können sich die Igel sehr leicht darin verfangen.

Indem ihr einheimische Pflanzen in eurem Schulgarten pflanzt, könnt ihr den Lebensraum der Igel ebenfalls naturnah gestalten. Einheimische Pflanzen sind besser an die Böden und das Klima in Deutschland angepasst und bieten einen Lebensraum für Insekten, Vögel und eben auch Igel. Exotische Pflanzen mögen zwar schön aussehen, sind jedoch wenig nützlich für die einheimische Tierwelt. 

Zudem könntet ihr natürliche Unterschlüpfe durch dichte Hecken und Laubhaufen schaffen, in denen sich die Igel zurückziehen können. Natürliche Unterschlüpfe wie zum Beispiel Baumwurzelhöhlen solltet ihr ebenfalls unbedingt erhalten. Im Herbst ist es sinnvoll, sich mit Aufräumarbeiten zurückzuhalten und das Laub unter Büschen und Hecken liegen zu lassen, da Igel diese ebenfalls als Unterschlupf nutzen. Außerdem freuen sich die Tiere, wenn ihr ihnen ermöglicht, eine Stelle zum Trinken zu finden. „Igel und Co. haben kaum noch Zugang zu öffentlichen Wasserstellen“, sagen Phillips und Seewald. „Deshalb solltet ihr einen Teich, wenn er vorhanden ist, unbedingt beibehalten. Ein flacher Uferbereich hilft Igeln in trockenen Sommern, zu überleben.“ Da ein Teich nicht immer vorhanden ist und Risiken für Schüler:innen birgt, könnt ihr auch auf Schalen mit frischem Wasser zurückgreifen. 

Lebensraumaufwertung im Schulgarten

Habt ihr bereits einen igelfreundlichen Schulgarten, könnt ihr diesen mit einfachen Hilfsmitteln weiter aufwerten, indem ihr zum Beispiel auf umweltfreundliche Pflegepraktiken zurückgreift. Verwendet keine Pestizide oder Unkrautvernichter,  um so die Nahrungskette der Igel zu schützen. Sollten die Schädlinge im Schulgarten jedoch überhand nehmen, setzt lieber auf ökologisch verträgliche Methoden. Düngen könnt ihr auch mit Rindenmulch oder Komposterde — ihr müsst also nicht auf Kunstdünger zurückgreifen.

Auf kurzgemähtem Rasen finden Igel leichter Nahrung, zum Beispiel Würmer und Insekten. An den Gartenrändern und im Gebüsch solltet ihr jedoch höchstens zwei Mal im Jahr mähen, damit ihr den Lebensraum der Igel nicht zerstört. Und vergesst nicht, vorher gründlich zu untersuchen, ob sich vielleicht gerade ein Igel darin aufhält!

Ihr könnt zudem auch gezielt Bereiche schaffen, in denen sich die Igel zum Nisten und Ruhen aufhalten können. Dazu könnt ihr unter anderem Igelhäuser anbieten: selbstgebaute oder gekaufte Igelhäuser bieten zusätzlichen Schutz für die Igel. Pro Igel e.V. stellen auf ihrer Seite Anleitungen für verschiedene Igelunerschlüpfe zur Verfügung, die ihr so mit eurer Klasse zum Beispiel im Werkunterricht nachbauen könnt. Künstliche Unterschlüpfe sollten jedoch einmal jährlich nach dem Winterschlaf gesäubert und mit neuem Nistmaterial befüllt werden.

Wenn ihr den Igeln Futter zukommen lassen wollt, rät Pro Igel e.V. von einer ganzjährigen Fütterung ab, da es für die natürliche Nahrung noch keinen vollwertigen Ersatz gibt: „Die Fütterung von Igelpfleglingen geht nicht mal eben mit billigem Discounter-Katzenfutter, sondern muss in der Zusammensetzung den Bedürfnissen des Wildtiers entsprechen – das ist auch kein Nebenschauplatz.“ Die Fütterung sollte also nur im Notfall passieren und sowohl zeitlich als auch mengenmäßig begrenzt sein. Ihr könnt zum Beispiel im Herbst eine abendliche Futterstelle einrichten — dabei solltet ihr maximal über drei Wochen zwei bis drei Esslöffel artgerechtes Futter bereitstellen. Die zeitliche Begrenzung ergibt sich daraus, dass Igel Winterschlaf halten und nicht künstlich wach gehalten werden sollten. Diese Tatsache lässt sich auch gut in den Biologieunterricht integrieren, wenn ihr den Winterschlaf der Tiere thematisiert.

Des „Igels „Lebensmotto“ ist: Nisten – fressen – sich verstecken – und sich fortpflanzen“, sagen Phillips und Seewald. „Also kann nur die Schaffung und Erhaltung von durchgängigem Lebensraum für Igel & Co. nachhaltige Hilfe bedeuten. So lässt sich auch die Zahl in Not geratener Tiere minimieren. Vorbeugen ist besser als helfen und heilen!“

Einbeziehung und Sensibilisierung der Schüler:innen

„Menschen entfernen sich immer mehr von der Natur - hier sind Bemühungen wichtig, Schulkinder wieder an die Natur heranzuholen, ihnen zu zeigen, dass Blätterhaufen, Hecken und Bäume nicht nur für Tiere, sondern auch für Menschen und damit auch auf dem Schulhof wichtig und nützlich sind“, erklären Phillips und Seewald im Gespräch mit Lehrer News. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel die Gründung einer Igel-AG, die euch und euren Schüler:innen den Raum gibt, zu lernen und einen Lebensraum zu gestalten. Ihr könnt die AG nutzen, um die Igel gemeinsam mit den Schüler:innen in der Dämmerung zu beobachten. Phillips und Seewald schlagen zudem vor, dass: „Schulkinder einen künstlichen Bachlauf oder eine Vogelbadewanne modellieren könnten, zudem ließe sich eine Schüler-AG anregen, die Igelunterkünfte im Werkunterricht baut, die sich beim Sommerfest oder beim Tag der offenen Tür verkaufen lassen.“ Eure Schüler:innen können so ein tiefes Naturverständnis entwickeln und ein starkes ökologisches Bewusstsein aufbauen.

Die Igelthemen können auch in den regulären Schulunterricht integriert werden. Fächer wie Biologie, Umweltkunde oder Ethik bieten die ideale Plattform, um das Wissen über Igel zu vertiefen und mit dem AG-Geschehen zu verbinden. Auf der Seite von Pro Igel e.V. findet ihr reichlich Materialien, wie Flyer und Merkblätter, die ihr euch herunterladen könnt. Zudem gibt es dort weitere Veröffentlichungen, die noch weiter in die Tiefe gehen und die ihr euch (kostenpflichtig) als Unterstützung für euren Unterricht bestellen könnt. 

Wichtige Hinweise zur Pflege gefundener Igel: Expertenrat ist unerlässlich

Die Begegnung mit einem hilfsbedürftigen Igel im Schulgarten ist zweifellos eine bewegende Situation. Doch bevor ihr euch selbst an die Pflege dieser faszinierenden Tiere wagt, ist es ratsam, Rat von Expert:innen einzuholen. Ihr könnt euch dafür an eine nahegelegene Igelstation oder Tierexperten wenden. Durch diese Kooperation sichert ihr nicht nur das Wohl der Igel, sondern auch die Beachtung ihrer spezifischen Bedürfnisse und die Einhaltung aller notwendigen Pflegestandards.

„Es muss nicht Fridays for Future und laut sein, es geht schon im Kleinen. Kinder sollen, ja müssen wieder lernen, Natur als Wert zu erkennen und damit Nachhaltigkeit zu fördern!“, sagen Phillips und Seewald im Gespräch mit Lehrer News. „Wildtiere von den Bienen bis zu den Igeln kann man ansiedeln helfen. Beeren, Salat und Erbsen kann man anpflanzen und ernten, nicht nur im Supermarkt kaufen.... um nur weniges praktisch zu nennen. Und dann macht das alles den jungen Menschen auch noch Spaß!“

Habt ihr im Unterricht schon mal Igel behandelt? Und habt ihr sogar einen igelfreundlichen Schulgarten? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

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Die Rolle von Lehrer:innen hat sich in den letzten Jahren entscheidend verändert, da digitale Werkzeuge nicht nur Einzug in den Unterricht, sondern auch in die Verwaltung von Schülerdaten gefunden haben. In diesem Zusammenhang gewinnt der Datenschutz eine herausragende Bedeutung, die weit über die bloße Einhaltung gesetzlicher Vorschriften hinausgeht. Die Einführung digitaler Technologien im Klassenzimmer ermöglicht nicht nur innovative Lehrmethoden, sondern eröffnet auch den Zugang zu einer Fülle von Ressourcen. Gleichzeitig steigt jedoch die Verantwortung der Lehrer:innen, sensibel mit personenbezogenen Daten umzugehen.

Der 28. Januar ist der europäische Datenschutztag, der das Ziel verfolgt, das Bewusstsein der Menschen in Europa für die Erhebung und Verarbeitung ihrer persönlichen Daten zu schärfen. Die Sensibilisierung soll nicht nur das Verständnis darüber fördern, welche Daten von wem und zu welchem Zweck gesammelt werden, sondern auch die eigenen Rechte im Umgang mit diesen Daten verdeutlichen. 

Deshalb schauen wir uns heute an, welche Aspekte für euch als Lehrkräfte in Bezug auf den Datenschutz im Schulalltag relevant sind. Dabei gibt es viele Punkte, die zu beachten sind, um die Integrität und den Schutz von Schülerdaten zu gewährleisten.

Datenschutz in der Schule

Datenschutz in der Schule bedeutet, dass ihr sicherstellt, dass die persönlichen Informationen aller Beteiligten, einschließlich Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern, geschützt und verantwortungsbewusst gehandhabt werden. Das Hauptziel dabei ist es, die Vertraulichkeit und die Kontrolle über persönliche Informationen zu wahren.

In der Schule fallen viele Arten von persönlichen Daten an, wie zum Beispiel Noten, Kontaktdaten, Gesundheitsinformationen und Fotos. Es ist wichtig, dass ihr diese Daten vor unautorisiertem Zugriff schützt und sie ausschließlich für schulische Zwecke verwendet.

Der Datenschutz in der Schule beinhaltet nicht nur das Befolgen von Gesetzen, sondern auch das Beachten von ethischen Grundsätzen. Achtet darauf, dass Schüler:innen, Eltern und andere Beteiligte darüber informiert sind, wie ihre Daten verwendet werden, und dass ihr dafür deren Zustimmung einholt, insbesondere bei sensiblen Informationen.  

Verantwortlichkeiten und Meldepflichten

Die Verantwortlichkeiten in der Schule sind dabei in der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) klar aufgeteilt: Der Schulträger ist für die IT-Ausstattung verantwortlich, während die Schulleitung für interne Schulangelegenheiten und den Datenschutz zuständig ist. Zudem sollte jede Schule einen Datenschutzbeauftragten bestellen, der die Leitung bei ihren Aufgaben unterstützt. 

Es ist wichtig zu betonen, dass der IT-Admin und der Datenschutzbeauftragte nicht dieselbe Person sein sollten, um mögliche Interessenkonflikte zu vermeiden. Der Datenschutzbeauftragte sollte außerdem nicht mit Tätigkeiten betraut werden, die zu Interessenkonflikten führen könnten. Im Gespräch mit dem deutschen Schulportal sagt Schulrechtsexperte Tomas Böhm: „Solche Interessenkonflikte kann es bei der gleichzeitigen Wahrnehmung der Aufgaben als IT-Admin und Datenschutzbeauftragter nach meiner Auffassung geben.“

Zustimmung und Informationspflicht

Als Lehrkraft ist es wichtig, dass ihr die Einwilligung der Schüler:innen oder ihrer Eltern für die Verarbeitung bestimmter Daten einholt. Die Einwilligung sollte freiwillig erfolgen, und die Betroffenen müssen über den Zweck, die Übermittlung und die Möglichkeit des Widerrufs informiert werden. Es ist empfehlenswert, dass ihr die Einwilligung schriftlich einholt. Diese gilt bis zum Ende der Schulzeit und kann jederzeit widerrufen werden. Schüler:innen gelten als einwilligungsfähig, sobald sie 16 Jahre alt sind. Generelle Einwilligungen für mehrere Jahre sind nicht zulässig, und Einwilligungen für Fotos müssen zweckgebunden sein. An dieser Stelle zeigen wir euch, wie ihr in einigen exemplarische Situationen vorgehen solltet:

Fotos von Schüler:innen:

Für das Veröffentlichen und Schießen von Fotos von Schüler:innen ist die Einwilligung der Erziehungsberechtigten erforderlich. Ab 14 Jahren ist zusätzlich die Einwilligung der Jugendlichen selbst notwendig. Auch der Schulfotograf benötigt eine Einwilligung. Bei Schulfesten dürfen Eltern für das Familienalbum fotografieren, jedoch ist die Veröffentlichung in sozialen Medien untersagt. Die Schule muss die Teilnehmer:innen informieren und den Verwendungszweck sowie die Informationspflichten angeben.

E-Mails an die Eltern:

Das Versenden von E-Mails an die Eltern ist natürlich ohne Einwilligung legitim. Achtet jedoch darauf, vertrauliche E-Mails an einen geschützten E-Mail-Verteiler zu senden. Eine Möglichkeit wäre es, die Empfänger-Adressen per bcc, also als Blindkopie, zu versenden. 

Übermittlung von Kontaktdaten an den Elternbeirat

Die Kontaktdaten der Erziehungsberechtigten dürfen durch die Schulverwaltung erst an die Elternvertretung weitergegeben werden, wenn die Eltern vorher ihre Einwilligung gegeben haben. Die Kontaktdaten könnt ihr am besten direkt beim Klassenpflegschaftsabend erheben.

Weitergabe von Schülerdaten:

Jegliche Weitergabe von Schülerdaten an Dritte, einschließlich Privatpersonen und Stellen außerhalb des öffentlichen Bereichs, ist untersagt. Eine Einwilligung oder Schweigepflichtentbindung ist erforderlich, wenn eine Weitergabe an Schulbegleitungen oder Betreuungspersonen erfolgen soll.

Was darf ich und was darf ich nicht?

Als Lehrer:in ist es wichtig, sensibel mit der Erfassung und Verarbeitung von Schülerdaten umzugehen. Schulinterne Systeme, Software und Plattformen sollten dabei verantwortungsbewusst genutzt werden. Was ihr über die Weitergabe bestimmter Daten im Schulkontext wissen solltet, zeigen wir euch an dieser Stelle.

In Bezug auf Vertretungsplan

Die Online-Einsicht in den Vertretungsplan ist zulässig, jedoch abhängig von verschiedenen Faktoren. Zum einen sollte der Zugang beschränkt und nicht für alle Schulangehörigen einsehbar sein. Außerdem sollten die übermittelten Daten keine sensiblen Informationen enthalten. „Unterlassen sollte man möglichst auch die Angabe von Namen, es genügt, wenn deutlich ist, welches Fach entfällt und ob es eine fachbezogene Vertretung gibt oder stattdessen ein anderes Fach unterrichtet wird“, rät Böhm.

Der Vertretungsplan sollte keinen Namen enthalten. (Quelle: pixabay)

Im Klassenzimmer

Das namentliche Aufrufen von Schüler:innen bei Ordnungsmaßnahmen ist nicht erlaubt. Stattdessen müsst ihr diese persönlich ansprechen.

Auch die Noten dürft ihr nicht laut im Klassenzimmer vortragen, stattdessen ist eine persönliche Mitteilung erforderlich, um die Privatsphäre der Schüler:innen zu schützen.

Veröffentlichung von Daten auf der Schulhomepage

Bei der Veröffentlichung von personenbezogenen Daten auf der Schulhomepage solltet ihr stets beachten, dass diese im Internet veröffentlicht werden und somit weltweit jeder Zugang zu diesen Informationen hat. Deshalb ist bei der Veröffentlichung von Namen und/oder Bildern stets die Einwilligung von Eltern und Schüler:innen notwendig.

Ein anderer Fall ist es bei Mitgliedern der Schulelternvertretung und der Schülervertretung — diese dürfen ohne Einwilligung genannt werden. (Bei Klassensprecher:innen ist dies jedoch nicht der Fall). Berichtet ihr auf der Schulhomepage über besondere Ereignisse, dürft ihr die Namen der Teilnehmer:innen nur dann ohne Einwilligung nennen, wenn diese Person in ihrer Funktion als Vertreter:in der Schule an dem Ereignis teilgenommen hat.

Datenschutz bei Heimarbeit und privaten Geräten

Die Nutzung privater Geräte für schulische Zwecke gestaltet sich in den meisten schwierig, ist jedoch grundsätzlich erlaubt. Es gibt jedoch einige Aspekte, die ihr dabei beachten solltet.

Zum einen bedarf es der Genehmigung der Schulleitung, solltet ihr ein privates Gerät für den Schulalltag nutzen wollen. Bezüglich des Datenschutzes bei der Heimarbeit gelten für euch die gleichen Regeln wie auch für die analoge Datenverarbeitung. „Die Verarbeitung muss zur Erfüllung schulischer Aufgaben erforderlich sein“, sagt Böhm und gibt auch den Tipp, dass Lehrkräfte „darauf bestehen, dass ihnen ein dienstliches Gerät zur Verfügung gestellt wird.“  Grund dafür sind die vielen Vorgaben und technischen Voraussetzungen, die gesetzlich vorgeschrieben sind und teils nur schwer zu erfüllen sind.

Private Geräte müssen von der Schulleitung genehmigt werden. (Quelle: pixabay)

Auch für Leihgeräte gibt es Verträge, in denen Regelungen formuliert sein sollten, wie zum Beispiel die Haftung und Verbote für bestimmte Inhalte: „Zu den Nutzungsbedingungen gehört zum Beispiel das Verbot, verfassungsfeindliche, rassistische, gewaltverherrlichende oder pornografische Inhalte abzurufen, zu speichern oder zu verbreiten“, spezifiziert Böhm.

Was passiert, wenn gegen den Datenschutz verstoßen wurde?

Eine Datenschutzverletzung liegt vor, wenn Schüler-, Lehrer-, oder Elterndaten ohne (wirksame) Einwilligung erhoben, gespeichert oder verarbeitet werden. Auch die Nutzung unsicherer Software oder ungeschützter Übermittlungswege stellt eine Datenschutzverletzung dar. Sollte dies passiert sein, solltet ihr sofort handeln und diese umgehend an die Aufsichtsbehörde melden. 

Schwere Datenschutzverletzungen müssen von euch gemeldet werden, da Verstöße als Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten geahndet werden können. Dabei sind Geldbußen bis in Millionenhöhe oder Freiheitsstrafen bis zu drei Jahre möglich. 

Zu eurer Beruhigung: Gegenüber Lehrkräften und Schulleitungen können Bußgelder im Normalfall nicht verhängt werden, da euch dafür ein vorsätzliches Handeln nachgewiesen werden muss. Böhm findet ebenfalls beruhigende Worte: „Schulleitungen und Lehrkräfte erfüllen sicherlich nicht die Voraussetzungen für Verstöße gegen den Datenschutz, die mit einer Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe geahndet werden. Sie müssten dann beispielsweise gewerbsmäßig handeln oder gegen Entgelt oder in der Absicht, sich zu bereichern oder andere zu schädigen.“

In der Praxis reagiert die Schulaufsicht in der Regel mit Hinweisen und Weisungen, nur bei schwerwiegenden Fällen und Uneinsichtigkeit können disziplinarrechtliche Maßnahmen ergriffen werden.

Die Sensibilisierung für Datenschutzbestimmungen, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und die ethisch verantwortungsbewusste Handhabung persönlicher Informationen sind eine herausfordernde Aufgabe, bei der viel zu beachten ist. Hattet ihr schon Kontakt mit datenschutzrechtlichen Problemen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

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Heute gedenken wir der Opfer des Holocaust. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit. Die Nationalsozialisten ermordeten dort zwischen 1942 und 1944 über eine Million Menschen. Gerade in Zeiten, in denen ein Rechtsruck in ganz Europa erlebt wird, ist es wichtig, zu erinnern – an all die Leben, die der NS-Völkermord nahm und an das, was Rassismus anrichten kann. Anlässlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust werfen wir einen Blick auf den Stand der Wissensvermittlung und Bildungsarbeit rund um das Thema. 

Erinnerungskultur neu denken

Die Berichte von Zeitzeugen sind von unermesslichem Wert für sowohl Bildungsarbeit als auch Geschichtsschreibung, denn ein akkurates Abbild der Zeit und der Geschehnisse können wir nicht erlangen. Einen kleine Auswahl online einsehbarer Zeitzeugenberichte findet sich beispielsweise in diesem Slidepost der Deutschen Welle. Doch 80 Jahre nach Kriegsbeginn bleiben immer weniger Holocaust-Überlebende, die über die Jahre vor 1945 berichten können. Einige Projekte und Institutionen haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, das Erinnern fortzuführen und auf moderne Art zu präservieren.

Abgesehen davon, den letzten Überlebenden Gehör zu verschaffen, liegt die greifbarste Möglichkeit des Erinnerns in der Begehung der Orte, von denen sie erzählen. Der Besuch von Konzentrationslagern ist ein essenzieller Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur. Die Gedenkstätte Bergen-Belsen hat als eines der zentralsten ehemaligen Konzentrationslager eine besondere Initiative ins Leben gerufen, die Besucher:innen um ein Vielfaches näher an die Geschichte des Ortes bringt: Hier kann man mit VR-Brillen (Virtual Reality) mittels Augmented Reality entdecken, wie das Gelände und die dortigen Gebäude ursprünglich ausgesehen haben. In einem kurzen Projektfilm des BR sind Eindrücke der zugehörigen Augmented Reality-App zu finden.

Auch das Konzentrationslager Sachsenhausen setzt auf die Möglichkeiten der VR: Hier kann man dem jüdischen Zeitzeugen Ernst Grube “gegenübertreten”. Das ganze funktioniert mit einem volumetrischen Interview. In der Pressemitteilung des KZ Sachsenhausen heißt es dazu: "Der 'begehbare Film' lädt nachfolgende Generationen auf einzigartige Art und Weise dazu ein, sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Das virtuelle Zeitzeugenprotokoll leistet somit einen wertvollen Beitrag zur Erinnerungskultur."

Schüler:innen Zugang verschaffen

Der klassischste Berührungspunkt für Schüler:innen ist seit Generationen der gemeinsame Besuch einer Gedenkstätte bzw. eines ehemaligen KZ. Umfragen zufolge sind Besuche von Gedenkstätten jedoch meistens noch nicht verpflichtend. Um die Erinnerungskultur der NS-Zeit trotz dieser Entwicklung auch für jüngere (Schüler-)generationen am Leben zu halten, ist beispielsweise der Bildungsreferent Christoph Mauny in der Bildungsarbeit zur Thematik aktiv. Mit innovativen Projekten zur Erinnerung an den Holocaust möchte er Jugendliche aktiv miteinbinden. 

Ein weiterer, etwas unkonventioneller Zugang zur Erinnerungskultur ist das PC-Spiel “Through the Darkest of Times.” Es handelt sich dabei laut Watson.de um ein interaktives Computerspiel, bei dem man sich auf der Seite des Widerstands durch die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs kämpft. Vor einer Empfehlung an jugendliche Schüler:innen solltet ihr euch jedoch erst selbst einen Überblick über das Spiel verschaffen, sowie dieses unbedingt mit der Klasse vor- und nachbesprechen, wie ein Historiker auch dem Spiegel gegenüber rät.

Ähnlich nah an der Lebensrealität von Schüler:innen angesiedelt ist die TikTok-Shoah-Bildungsinitiative: Die Initiative möchte mit verschiedenen Workshopreihen in Zukunft näher auf Schulen zugehen, um in Zusammenarbeit mit mittlerweile 14 Holocaust-Gedenkstätten “neue Zielgruppen zu erreichen und die notwendige Erinnerungskultur über Generationen hinweg weiterzutragen,” wie einer Meldung des TikTok-Newsroom entnommen werden kann. Das Projekt und vor allem die Plattform TikTok als eher unerwarteter Kooperationspartner schlägt bereits Wellen, die Optimismus zum gemeinsamen Vorhaben offenlegen: Israels Botschafter zeigt sich “beeindruckt, mit welchem Engagement TikTok und alle Beteiligten der Initiative diese riesige Plattform nutzen, um über den Holocaust aufzuklären und zu erinnern. Museen und Gedenkstätten erreichen damit junge und ganz neue Zielgruppen. Für die Weitergabe der Erinnerung an die Shoah ist dies ungeheuer wichtig. Dafür bin ich Ihnen allen sehr dankbar.”

Auf der Website des Deutschen Bildungsserver sind außerdem einige Materialien und Arbeitsblätter zu finden, die euch bei der Behandlung des heutigen Gedenktag der Opfer des Holocaust in eurem Unterricht unterstützen. Auch auf Lehrer-News findet sich bereits eine Sammlung an Ressourcen zur Holocaustvermittlung im Unterricht. Verknüpft zu diesem Themenblock und der derzeitigen gesellschaftlichen Brisanz sei an dieser Stelle auch auf das politische Neutralitätsgebot hingewiesen, das für euch als Lehrkräfte besteht. Näheres dazu, wie aktiv ihr beispielsweise in den “Protesten gegen rechts” sein dürft, findet ihr in unserem Artikel dazu.

Nicht zuletzt ist noch einmal ein kleiner Appell dazu sehr wichtig: Als Lehrkräfte seid ihr in den meisten Fällen die ersten Personen, die junge Schüler:innen in Kontakt mit diesem Teil der Geschichte bringen. Auch wenn es zum Standardrepertoire einer umsichtigen Unterrichtsführung gehört, kann es besonders bei dieser Thematik daher nicht schaden, ein genaues Auge auf die Emotionen und Fragen eurer Schüler:innen zu haben – die Art, wie ihnen hierbei begegnet wird, kann prägend dafür sein, wie sie im weiteren Verlauf von Schulkarriere und Leben die Wichtigkeit einer lebendigen Erinnerungskultur erachten. Das berühmte Zitat des Überlebenden Max Mannheimer wird für immer treffend bleiben: "Ihr seid nicht für das verantwortlich, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon."

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Der Lehrermangel ist eines der größten Probleme im deutschen Bildungssystem und fast alle Menschen im Land sind sich dessen bewusst. Zumindest sagen das die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des NDR, bei der 89 Prozent dieses Thema als ein Kernproblem ausmachen. Wir wollen die wichtigsten Erkenntnisse aus der Befragung zum Mangel, der Gewinnung und Überlastung von Lehrkräften aufgreifen. Etwas Hoffnung macht eine Info der Bertelsmann Stiftung, die prognostiziert, dass die Demografie das Personaldefizit zumindest an den Grundschulen bald erledigen könnte.

Der Lehrkräftemangel beschäftigt alle befragten

Für sein Format “#NDRfragt” hat der öffentlich-rechtliche Sender über 17 Tausend Personen nach ihrer Einschätzung zum Schulbetrieb in ihren Bundesländern befragt. Die Ergebnisse beziehen sich nur auf Norddeutschland und die Umfrage ist auch nicht repräsentativ, jedoch wurde versucht, Verzerrungen sofern möglich heraus zu rechnen. Ein interessantes Stimmungsbild kann die Befragung auf jeden Fall bieten. Immerhin 40 Prozent gaben an, Kinder, Enkel oder nahe Verwandte zu haben, die Schüler:innen sind und weitere 10 Prozent sind oder waren Lehrer:in bzw. gehen noch selbst zur Schule.

Tatsächlich war bei den befragten Lehrer:innen der Lehrkräftemangel mit 17 Prozent die meistgenannte “größte Herausforderung” im Beruf. Im Vergleich entfielen auf den Mangel an Sozialarbeit/Förderpädagogen noch 14 Prozent und die Themen Bürokratie, Integration, das Verhalten der Schüler:innen sowie Leistungsunterschiede/Überforderung in der Klasse jeweils 10 Prozent. Einig waren sich die Lehrkräfte selbst darüber, eine eher hohe (38%) oder sehr hohe (56%) Arbeitsbelastung zu verspüren. Dieses Ergebnis zeigt, dass der Handlungsbedarf hoch ist.

Lehrkräfte müssen schnell entlastet werden

Die hohe Belastung im Beruf ist nämlich auch der Grund, weshalb viele Lehrkräfte nur Teilzeit arbeiten möchten. In der Sendung “NDR Info - Redezeit” spricht auch Kathrin Langel, stellvertretende Vorsitzende des Landeselternrats Niedersachsen, diesen Punkt an: “Was Sorge machen sollte, ist der Anteil an jungen Lehrkräften die gar keine Familie haben und trotzdem Stunden reduzieren, weil sie eben sagen, sie sind überlastet, überfrachtet mit Aufgaben”. Dies zeigt, dass die Debatte darum, diesen das Recht auf Teilzeit einzuschränken, wie es unter anderem Markus Söder kürzlich tat (Lehrer-News berichtete), nicht zielführend ist. “Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, um nicht vor die Hunde zu gehen”, erklärt Kerstin Felgner nüchtern ihre Entscheidung für eine Teilzeitstelle in einem TV-Beitrag von NDR Info.

Schüler:innen und Eltern nehmen deutlich wahr, wie die Lehrer:innen unter den Umständen leiden: “Die Lage ist prekär. Viel zu wenig Lehrer, viel zu viel Bürokratie”, erklärt Claudia Langula im Fernsehbeitrag über die Schule ihrer Kinder. ”Manchmal ist es auch so, dass die Lehrer zwei Klassen zu betreuen haben. (...) Der Lehrer rennt dann immer von einer Klasse zur anderen”, schildert sie ihre Erfahrungen. Auch die Schülerin Emma Hansen sieht eine große Belastung in der Vertretungsarbeit, die Lehrer:innen leisten müssen: “Dadurch kommen wir in einen Teufelskreis. Weil die werden dann auch krank, bleiben dann auch länger weg”, schildert sie in der “Redezeit”-Sendung. Großes Verständnis zeigt sie in diesem Zusammenhang für ihre Lehrer:innen: “Da steht auch ein Mensch vor mir, der auch ausgelaugt ist, der gerade vielleicht an seinem oder ihrem Limit ist und trotzdem hierhin geht und versucht, uns was beizubringen”, zeigt sie sich besorgt. Deutlich wird bei diesen Aussagen, dass es letztendlich sofort Entlastung für diejenigen braucht, die täglich an ihrer Schule kämpfen, um den Mangel aufzufangen. 

Der NDR hat auch danach gefragt, wie man die Pädagog:innen im Berufsalltag kurzfristig entlasten könnte. Die Wunschlösung für 64 Prozent der Betroffenen selbst wären demnach kleinere Klassen, für die es aber Personal bräuchte. Auch externe Vertretungspersonen mit Fachkenntnis (44%), mehr Entscheidungsfreiraum in Bezug auf den Lehrplan und Prüfungen (35%) und bessere technische/digitale Ausstattung (21%) würden den Stress für die Lehrer:innen entlasten. Doch es stellt sich die Frage, woher die benötigten Lehrkräfte kommen sollen, damit sich die Lage nachhaltig verbessert.

Was gegen den Lehrkräftemangel helfen könnte

Eine viel diskutierte Lösung ist es, mehr Quereinsteiger:innen für das Lehramt zu gewinnen, um den Mangel zu bekämpfen. Über 80 Prozent aller Befragten sehen diesen Ansatz positiv und befürworten Quereinsteiger:innen grundsätzlich im Schuldienst. Etwas mehr als ein Viertel sieht im erleichterten Einstieg von Quereinsteiger:innen auch tatsächlich den richtigen Lösungsansatz, knapp vor der höheren Attraktivität von Studium/Referendariat (24%) und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen (19%). Die Lehrkräfte selbst sehen in letzterem den viel wichtigeren Punkt, wenn es darum geht, neue Menschen zum Schuldienst zu begeistern. Jede:r zweite von ihnen nennt bessere Arbeitsbedingungen als beste Maßnahme, die erleichterte Zulassung für Quereinsteiger:innen nur 11 Prozent. Daher ergibt sich das logische Ziel, mehr Menschen für den Beruf zu begeistern und ins Lehramt zu bringen. 58 Prozent aller Teilnehmenden waren sich einig, dass man mehr Lehrkräfte einstellen müsse. Mit Quereinsteiger:innen alleine ist dem großen Bedarf aber kaum nachzukommen.

Eine bessere Bezahlung sehen die wenigsten Befragten (5%) als wichtigen Ansatz bei der Lehrkräftegewinnung. Auch Anna, eine 42-jährige Lehrerin aus Schleswig-Holstein macht dies im Rahmen der Befragung deutlich: “Natürlich wäre ein höheres Gehalt in Fächern mit Lehrermangel zunächst eine Verlockung. Allerdings löst das Gehalt die Probleme nicht. Lehrer müssen bei uns zu viele andere Aufgaben übernehmen. Hier sollte Entlastung stattfinden”. Diese wäre sowohl für das vorhandene Personal dringend notwendig, als auch ein Argument, wenn es darum geht, mehr Menschen in den Schuldienst zu bringen.

Bertelsmann Studie gibt Entwarnung für Lehrkräftemangel an Grundschulen

Eine aktuell veröffentlichte Prognose der Bertelsmann Stiftung stellt zumindest für Grundschulen ein baldiges Ende in Sachen Lehrermangel in Aussicht. Schon ab dem kommenden Schuljahr stünden demnach etwa 2300 Grundschullehrer:innen mehr als Stellen zur Verfügung. Bis 2035 könnten es laut Einschätzung der Experten sogar über 45 Tausend fertig Ausgebildete sein. Grund dafür ist die demografische Entwicklung, so die Herausgeber. Weil in den letzten beiden Jahren wieder weniger Kinder geboren wurden als noch bis 2021, unterscheidet sich die neueste Prognose deutlich von älteren Vorhersagen. Erst Ende letzten Jahres hatten die Berechnungen der Kultusministerkonferenz einen Überschuss von nur 6300 Absolventen im Primarbereich ergeben. Dirk Zorn, Co-Autor der Bertelsmann Studie, nennt die Ergebnisse einen “Lichtblick” für die sonst eher düstere Lage im deutschen Bildungswesen. Dennoch weist er darauf hin, dass sich der Effekt je nach Bundesland unterschiedlich schnell bemerkbar mache und eine Überversorgung in der Großstadt keinen Mangel im ländlichen Raum ausschließe.

Trotz der positiven Nachricht, warnt der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, vor voreiligen Schlüssen und mahnt an, dass die Bedarfszahlen sich nur am Status Quo orientieren würden: “Die Prognosen müssen sich endlich an den tatsächlichen Aufgaben (...) orientieren. Inklusion, Ganztag und die zunehmende Heterogenität stellen Anforderungen an Lehrkräfte, die nicht allein zu stemmen sind”. Auch Klassengrößen zu verringern sei ein dringender Schritt, so Brand. “Jetzt ist es an der Zeit, sie zu entlasten”, fordert er von der Bildungspolitik eine Aufstockung des Personals, auch mit Verweis darauf, wie viel Lehrkräfte krankheitsbedingte Abwesenheiten von Kolleg:innen auffangen müssten. Auch die Studienherausgeber haben ihre Veröffentlichung mit dem Verweis versehen, man solle das Personal unter anderem für den Ausbau von Ganztagsangeboten nutzen, sozial benachteiligter Schüler:innen gezielter zu fördern und das Schulsystem resilienter für beispielsweise große Fluchtbewegungen machen. 

Das Bild von Deutschen Schulen bleibt verheerend

Dennoch, “vor allem in den nicht-gymnasialen weiterführenden Schulen sowie in den MINT-Fächern herrscht noch auf absehbare Zeit ein großer Mangel an Lehrkräften”, so die Verfasser der Studie. Diesen Handlungsbedarf unterstreicht auch das Bild, das die sonstige Befragung des NDR ergeben hat. 62 Prozent sind der Meinung, es wird an Schulen insgesamt zu wenig Wissen vermittelt, 17 Prozent davon empfinden es sogar als “viel zu wenig”. Ähnlich ernüchternd zeigt sich auch welche Schulnoten die Befragten den Schulen generell gegeben haben: Die meisten Antworten entfielen auf "befriedigend" (31%) oder “ausreichend” (30%) und noch jede:r Fünfte gab ein “mangelhaft”. Für “gut” (8 Prozent) und “sehr gut” (0%) wurden die Schulen kaum befunden.

Sicherlich stehen die Umfrageergebnisse auch unter dem Eindruck der schlechten Pisa-Ergebnisse. Eine große Zahl an Problemen im Bildungssektor und besonders der Mangel an Lehrkräften scheint jedoch den meisten Menschen sehr bewusst zu sein. Egal welchen Weg die Politik gehen möchte, um dieses Defizit zu beheben, es braucht große Investitionen in unser Schulsystem. Vielleicht können zumindest die Grundschulen schon bald von einer indirekten Personalaufstockung profitieren.

Welche Ergebnisse der Umfrage haben euch überrascht? Und was sollte eurer Meinung nach dringend getan werden, um Lehrkräfte zu entlasten? Schreibt es uns in die Kommentare!

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Deutschlandweit gehen derzeit Hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Die genauen politischen Ziele und Haltungen innerhalb der losen Protestbündnisse sind dabei ganz divers und schwer zusammenzufassen. Das führt auch dazu, dass Menschen aus fast allen Milieus und gesellschaftlichen Gruppen an den Protesten teilnehmen – natürlich auch Lehrkräfte. Auch von Verbandsseite kommt Rückendeckung für die Proteste. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, sagte dazu: “Die verbale Aufrüstung führt zu immer schärferen Debatten und auch Diskursverschiebungen. Es wird offen darüber gesprochen, was undenkbar bleiben muss. Dass die Menschen in Deutschland sich so zahlreich an Demonstrationen für die Demokratie beteiligen, setzt ein notwendiges und richtiges Zeichen. Das unterstützen wir.” 

Doch welche Regeln gelten hier eigentlich für Lehrkräfte? Und welcher Umgang etwa mit Fotos von Demonstrationen in sozialen Medien empfiehlt sich? Wir haben einen Blick auf die rechtliche Lage geworfen.

Rechtliche Voraussetzungen

Zunächst haben Lehrkräfte in Deutschland grundsätzlich das Recht auf Meinungsfreiheit und das Recht, sich politisch zu engagieren. Diese Rechte sind im Grundgesetz, zum Beispiel in Artikel 5, verankert. Aus ihrer beruflichen Rolle heraus ergeben sich aber Einschränkungen und Pflichten, denen sie gerecht werden müssen. 

Für Lehrkräfte gelten innerhalb und außerhalb der Schule jeweils nicht die gleichen Regeln. Für den direkten Kontakt mit Schüler:innen ist im Beamtenrecht der Grundsatz verankert, dass sie “bei politischer Betätigung diejenige Mäßigung und Zurückhaltung zu wahren [haben], die sich aus ihrer Stellung gegenüber der Allgemeinheit und aus der Rücksicht auf die Pflichten ihres Amtes ergibt". Das bedeutet keineswegs, dass Lehrkräfte im Unterricht keine politische Meinung vertreten dürfen oder kontroverse politische Diskussionen begleiten dürfen. Im Gegenteil: Im staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag ist sogar als Ziel schulischer Bildung festgehalten, dass ein Demokratieverständnis von Schüler:innen gefördert werden soll. Dafür ist es notwendig, die politische Diversität und das persönliche Vertreten politischer Meinungen auch im Unterricht zu thematisieren. Das häufig hervorgebrachte Argument eines Gebots zur völligen politischen Neutralität von Lehrkräften hat keine rechtliche Grundlage. 

Die im Beamtenrecht festgehaltene “Mäßigung” hat einen abgesteckten Rahmen, der zum Beispiel die Formulierung eigener politischer Meinungen nicht verhindert. Allerdings müssen weitere Voraussetzungen erfüllt sein, um dem Grundsatz der “Mäßigung” gerecht zu werden. Das Gebot der politischen Neutralität wird zum Beispiel verletzt, wenn Lehrkräfte vor und mit ihren Schüler:innen ausschließlich einseitige politische Positionen vertreten oder etwa für eine Partei Werbung machen. Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt dazu: “[Das] gilt auch dann, wenn sie Anti-Werbung gegenüber Parteien betreiben, die dem demokratischen Spektrum angehören, oder diese gezielt diffamieren.” Im Falle der Thematisierung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) gilt dies im ersten Schritt ebenfalls, da die Partei demokratisch gewählt wurde. Die AfD bildet aber auch eine Grauzone. Kritiker:innen und Politikwissenschaftler:innen stellen in Frage, ob eine Partei überhaupt demokratisch sein kann, wenn sie im Kern antidemokratische Ziele verfolgt.

Wenn Lehrkräfte sich an den aktuellen Protesten gegen Rechtsextremismus beteiligen, bewegen sie sich dabei innerhalb des legalen Rahmens. Rechtliche Konsequenzen für ihre Arbeit drohen Lehrkräften erst, wenn sie öffentlich menschen- oder verfassungsfeindliche Positionen vertreten. Das gilt übrigens auch für die angestellten Lehrpersonen, die nicht verbeamtet sind. 

Thematisierung der AfD

Schüler:innen haben rund um die Proteste gegen Rechtsextremismus zum Teil viele Fragen bezüglich der AfD (für Lehrkräfte gilt das natürlich ebenfalls), gegen die in diesem Zusammenhang auch explizit demonstriert wird. Einige häufig gestellte Fragen, wollen wir hier kurz aufgreifen, um euch Möglichkeiten aufzuzeigen, wie ihr darauf reagieren könnt. Dabei bleibt zu beachten, dass die juristischen Bewertungen einer Partei dynamisch sind und sich durch aktuelle Vorgänge stetig ändern können, außerdem werden die Antworten auf die Fragen hier kurz gehalten, um die Aussagen übersichtlich zu halten :

Ist die AfD rechtsextrem?

Teile der AfD gelten als gesichert rechtsextrem. Dazu gehören etwa der AfD-Landesverband in Sachsen oder die Landesverbände der Jugendorganisation Junge Alternative. Diese Einschätzung haben Bundesverfassungsschutz-Behörden der Länder vorgenommen. Es gibt aber durchaus auch Organisationen, die die gesamte AfD als rechtsextrem bezeichnen. 

Ist die AfD verfassungsfeindlich?

Teile der AfD verfolgen gesichert verfassungsfeindliche Ziele. Auch hier lässt sich der Landesverband in Sachsen als Beispiel hinzuziehen. Laut dem Verfassungsschutzpräsident von Sachsen, Dirk-Martin Christian, hätte eine mehrjährige juristische Prüfung "unzweifelhaft" ergeben, dass der AfD-Landesverband "verfassungsfeindliche Ziele" verfolge.

Ist die AfD menschenfeindlich?

Der Begriff “menschenfeindlich” ist schwer eindeutig zu fassen. Grundlegend werden so Handlungen und Denkweisen bezeichnet, die gegen die grundlegenden Bedürfnisse von Menschen gerichtet sind. Zum Beispiel schafft das Asylrecht die rechtliche Voraussetzung, um Menschen ein sicheres Leben zu ermöglichen. Das neue “Rückführungsverbesserungsgesetz” verschärft das Asylrecht. Kritiker:innen bezeichnen dies schon als menschenfeindlich. Die AfD bezieht deutlich extremere Positionen gegen bestimmte Menschengruppen, weshalb der Begriff “menschenfeindlich” argumentativ haltbar angebracht werden kann. AfD-Politiker:innen reicht der verschärfte Kurs bei Abschiebungen, den die Regierung derzeit fährt, noch nicht aus.

Kann die AfD verboten werden?

Hier gibt es einfache Antwort: Ja. Die AfD kann vom Bundesverfassungsgericht verboten werden. Die Grundlage dafür bildet folgender Passus im Grundgesetz: “Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig.” Politiker:innen und die Justiz müssen diese Entscheidung aber wohlüberlegt treffen, denn das Verbot einer Partei ist ein großer Einschnitt ins demokratische Geschehen. Die Folgen eines solchen Verbots sind zudem nur schwer absehbar. 

Die Antworten auf diese Fragen sind sehr verkürzt dargestellt, um eine schnelle Hilfe zu geben. Zu jeder der Fragen empfiehlt es sich, sich weiter mit der Materie zu beschäftigen und sich eine individuelle Position zu dem Thema zu erarbeiten. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lehrkräfte sich unbedingt politisch engagieren sollten und ihre politische Meinung auch im Unterricht offen zeigen dürfen. Voraussetzung dafür ist allerdings immer, dass sie sich im demokratischen und verfassungsgemäßen Rahmen bewegen und im Unterricht zwingend Platz für die Entfaltung weiterer politischer Meinungen ihrer Schüler:innen lassen. Für die aktuellen Proteste gegen Rechtsextremismus und Faschismus bedeutet das, dass Lehrkräfte sich definitiv an ihnen beteiligen dürfen.

Wie stark zeigt ihr eure politische Meinung im Diskurs mit euren Schüler:innen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Berlin. Die Bundesländer stehen vor der Herausforderung, eine neue Vereinbarung für den Digitalpakt Schule zu treffen, da die bisherige Regelung Mitte des Jahres ausläuft. Bundesbildungsministerin formuliert dafür ihre Forderungen. Der Digitalpakt Schule hat das Ziel, flächendeckend digitales Lehren und Lernen zu fördern, um die schulischen Leistungen zu steigern. Aktuell profitieren rund 28.000 Schulen deutschlandweit von diesem Programm, das bis Mai 2024 läuft. Sollte der Digitalpakt 2.0 ausbleiben, stünde Schulen kein weiteres Geld für neue Vorhaben im Bereich der Digitalisierung zur Verfügung.

Der ursprüngliche Digitalpakt für deutsche Schulen sah sieben Milliarden Euro vor, wovon der Bund fünf Milliarden Euro und die Länder eine halbe Milliarde Euro bereitstellten. Während der Pandemie erhöhte der Bund seinen Anteil um weitere 1,5 Milliarden Euro. Die Gelder wurden für die Anschaffung digitaler Endgeräte, Cloud-Diensten oder einer WLAN-Verbindung bereitgestellt. Obwohl die Bundesregierung trotz haushalterischer Rahmenbedingungen einen "Digitalpakt 2.0" plant, gibt es Diskussionen über die Fortführung des Digitalpakts über 2024 hinaus. Die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen fordern eine solche Fortführung.

Das Bundesbildungsministerium in Berlin unterstützt den Digitalpakt 2.0 und gibt an, dass bis Juni 2023 insgesamt 2,3 Milliarden Euro Bundesmittel für den Digitalpakt 1 abgeflossen sind. Die Gewerkschaft GEW betont jedoch, dass die Anschaffung von Geräten allein nicht als Digitalisierung betrachtet werden kann. Trotz 95 Prozent verplanter Mittel gibt es weiterhin Herausforderungen, wie fehlende Administration für Endgeräte und Mangel an Unternehmen für Internetanschlüsse und Technikeinrichtungen. Sachsens Bildungsminister Christian Piwarz (CDU) erklärte gegenüber MDR AKTUELL: „Wir etablieren an Schulen schrittweise eine Kultur der Digitalität, stemmen eine Generationenaufgabe und bestimmen die Grundstruktur der Schule für die kommenden Jahrzehnte, führen grundlegend neue Arbeitsmethoden ein. Das muss sich auch in einem Digitalpakt 2.0 abbilden." In Thüringen und Sachsen geben die Ministerien an, im Plan zu sein und die Gelder aus dem ersten Digitalpakt voll auszuschöpfen. 

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) knüpft die Fortschreibung des Digitalpakts an Bedingungen. Sie bekennt sich zum Digitalpakt 2.0 ab 2025, fügte jedoch im Gespräch mit dem RND hinzu: „Bevor wir als Bund neues Geld in die Hand nehmen, müssen die Mittel aus dem ersten Digital­pakt genutzt werden“. Stark-Watzinger betont die Notwendigkeit einer unbürokratischen Umsetzung des neuen Digitalpakts, außerdem solle er „die Kommunen miteinbeziehen und auch die Fortbildung der Lehrer und die Wartung der Geräte berücksichtigen“.

Nach Angaben des Bildungsministeriums sind von den 6,5 Milliarden Euro des Digitalpakts I noch 4,2 Milliarden Euro nicht abgeflossen, Anträge können bis Mai gestellt werden. Stark-Watzinger fordert weiterhin eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern angesichts schlechter Pisa-Ergebnisse. Der Bund müsse mit einer Gruppe von Ländern als einer "Koalition der Willigen" schneller zusammenarbeiten können

Die Ministerin betont die Wichtigkeit frühkindlicher Bildung und kritisiert, dass in einigen Bundesländern noch immer keine verpflichtenden Sprachtests in Kitas durchgeführt werden. „Es muss etwas passieren, wir brauchen eine bildungs­politische Trendwende“, sagte Stark-Watzinger und mahnte die Länder vor einer Verzögerung des geplanten Start­chancen-Programms für Schulen in sozial schwierigen Lagen. „Es war vereinbart, dass Bund und Länder bis Ende des Monats zu einer abschließenden Verständigung kommen. Es darf jetzt keine große Verzögerung seitens der Länder geben“, forderte sie.

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Lernen befähigt die Menschen, ihre eigene Zukunft und die unserer Gesellschaft zu entwickeln und zu verbessern. Hunderte Millionen von Kindern weltweit können nicht zur Schule gehen, doch auch in das deutsche Bildungssystem muss dringend investiert werden, um zukunftsfähig zu sein. Am 24. Januar will die UNESCO mit dem Internationalen Tag der Bildung auf das Thema Aufmerksam machen. Er dient dazu, die Weltgemeinschaft an einen wichtigen Teil der UN-Nachhaltigkeitsagenda 2030 zu erinnern. Nämlich das Ziel, bis zu jenem Jahr “eine hochwertige, inklusive und chancengerechte Bildung für Menschen weltweit und ein Leben lang sicherzustellen”. Wir möchten zum Aktionstag daher den Nachholbedarf der deutschen Schulpolitik in den Fokus nehmen und einen Blick darauf werfen, wie es weltweit um die Bildungsziele der Vereinten Nationen steht.

Woran es im deutschen Bildungssystem am meisten krankt

Es braucht keine niederschmetternden Pisa-Ergebnisse, um zu erkennen, dass in der deutschen Bildungspolitik Handlungsbedarf herrscht. Deutschlands Lehrkräfte sind überlastet und machen größtenteils Überstunden. Einer der vielen Gründe dafür ist schlicht die Masse an Aufgaben, die erledigt werden müssen. Es braucht mehr flankierendes Personal, beispielsweise in der Schulpsychologie und -sozialarbeit, um den komplexen Problemen von Kindern gerecht werden zu können. Außerdem müssen dringend zeitaufwändige Verwaltungsaufgaben und Datenschutzanforderungen vereinfacht werden. Diese nehmen zu viel Zeit in Anspruch, weshalb sich die Pädagog:innen zu wenig auf ihre Stärken und Aufgaben im Unterricht konzentrieren können. Ein weiterer Grund ist der Lehrkräftemangel. Dabei würde es schon helfen, die Arbeitsumstände für diesen Beruf durch die genannten Punkte zu verbessern. Aber auch gesellschaftliche und politische Wertschätzung ist dringend erforderlich, damit sich junge Menschen für ein Lehramtsstudium entscheiden. Da hilft es eben nicht, wenn der Pisa-Chef heftige Kritik an Lehrkräften übt oder Markus Söder diesen zu viel Teilzeitarbeit vorwirft und so ein negatives Bild der Berufsgruppe zeichnet.

Auch die marode Infrastruktur darf nicht länger für Ablenkung und Belastung im Schulalltag sorgen. Vergangenes Jahr betrug der Sanierungsstau an deutschen Schulen laut KfW rund 50 Milliarden Euro. Zu wenig Platz, heruntergekommene Klassenräume und Turnhallen oder Schimmel in den Toiletten. Überall machen sich fehlende Investitionen bemerkbar. Ebenso verhindert eine mangelhafte technische Ausstattung effizientes Lehren, Digitalisierung im Unterricht und damit auch die Vermittlung von Medienkompetenz an die Kinder. Trotz des Digitalpakts und den Planungen für einen Digitalpakt 2.0 fehlt es hier schlicht an Tempo. Es kommt auf die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen an, damit Investitionen nicht durch Zuständigkeits-Streitereien verschleppt werden.

All diese Defizite verhindern, dass unser Bildungssystem angemessen auf die unzähligen Herausforderungen im Schulalltag eingehen kann. Denn so können Lehrkräfte mit der Integration von Geflüchteten, Lernrückständen aus der Pandemie, wachsenden Unterschieden im Bildungsniveau abhängig von der sozialen Herkunft und weiteren Problemen nicht gerecht werden. Der internationale Tag der Bildung ist ein guter Anlass, um die Gesellschaft eindringlich darauf aufmerksam zu machen. Die UNESCO möchte die Mitgliedstaaten damit direkt daran erinnern, ihren Verpflichtungen in diesem Bereich nachzukommen. Doch woher kommt der Tag eigentlich?

Wie es um die UN-Agenda Bildung 2030 steht

Im September 2015 haben die Vereinten Nationen 17 Nachhaltigkeitsziele ausgegeben. Unter der sogenannten Agenda 2030 formulierten sie einen “Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten”. Bildung ist dabei das vierte Nachhaltigkeitsziel, um allen Menschen “Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung" sowie die “Möglichkeiten des lebenslangen Lernens” zu gewährleisten, so die UN. Wie der SDG-Fortschrittsbericht 2023 des UN-Generalsekretärs António Guterres zeigt, geht es beim Erreichen der Ziele in vielen Ländern zu langsam voran. Auch 2030 würden demnach “etwa 84 Millionen Kinder und Jugendliche (...) noch keine Schule besuchen, und etwa 300 Millionen Schülerinnen und Schüler werden nicht über die für den späteren Erfolg im Leben notwendigen Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen verfügen”, lautet die erschreckende Erkenntnis im Bericht.

Zum internationalen Tag der Bildung legt auch Bildungsinfluencer Nico Colsmann, Gründer der Zukunft Digitale Bildung gGmbH (ZDB), den Finger in die Wunde: “Jedes Kind hat das Recht auf eine Schulausbildung und jeder Mensch ein Anrecht darauf, seine Lernbedürfnisse zu befriedigen”. Diese Rechte würden verletzt, wenn heute 250 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zur Schule gehen können und 763 Millionen Erwachsene noch Analphabeten seien, wie Colsmann in seinem Statement erklärt. “Jeder Tag ohne Bildung ist ein Schritt zurück”, bringt der Experte das Problem auf den Punkt.

„Lernen für dauerhaften Frieden“ als diesjähriges Motto

Für den Aktionstag in diesem Jahr hat die UNESCO das Motto “Lernen für dauerhaften Frieden” ausgerufen. Die Organisation begründet dies in einer “Welle gewaltsamer Konflikte”, die die Welt erlebe und zeigt sich alarmiert vom damit einhergehenden Anstieg von “Diskriminierung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hassrede”. Konkret adressiert die UNESCO mit ihrem Motto den Anstieg an Hassbotschaften im Netz. Weil man den Kampf dagegen nur mit Bildung gewinnen könne, erklärt sie: 

“Lernen für den Frieden muss transformativ sein und dazu beitragen, den Lernenden das notwendige Wissen, die Werte, Einstellungen sowie Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu vermitteln, damit sie in ihren Gemeinschaften zu Friedensstiftern werden können.”

Wenn in diesen Tagen Hunderttausende Menschen auf die Straße gehen, um gegen “Rechts” und damit gegen Fremdenhass, Rassismus und Diskriminierung zu demonstrieren wird sichtbar, wie aktuell dieses Thema in Deutschland ist. Auch durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Eskalation im Nahostkonflikt hat die Polarisierung in öffentlichen Debatten zugenommen. Kinder werden damit früh konfrontiert, weshalb hier die Bildung in die Verantwortung rückt. Wie ihr schwierigen Themen in eurem Unterricht begegnen könnt, haben wir für die Lage in Israel in einem Artikel erklärt. Die Schule ist der Ort, an dem alle Kinder, unabhängig von ihrem sozialen, religiösen oder politischen Umfeld, die Chance erhalten, sich ein Wissen aufzubauen, um damit umgehen zu können.

Das sieht auch ZDB-Gründer Colsmann so, der in seinem Statement ebenfalls erklärt: “Es ist die kollektive Pflicht aller Bürger, jeden Alters zu befähigen, Hass zu dekonstruieren und eine Grundlage für eine integrative, demokratische und gerechte Gesellschaft zu legen”. Er weist in diesem Zusammenhang auch direkt auf die Menschen hin, die bei dieser Herausforderung den Unterschied machen. “An vorderster Front stehen Lehrende”, zeigt er auf und führt aus: “Ihnen steht bei der Überwindung dieser Problematik die größte Aufgabe zu, Hass durch Bildung zu unterbinden”. Dass diese Aufgabe gerade für Lehrkräfte auch in einem reichen Land wie Deutschland eine Herausforderung ist, zeigt der Blick, den wir eingangs auf unser Schulsystem geworfen haben.

Was sind eurer Meinung nach die dringendsten Baustellen der deutschen Schulpolitik? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

Wenn ihr noch mehr darüber lesen wollt, wo die deutsche Bildungspolitik dringend ansetzen sollte, dann sind vielleicht die Gastbeiträge von Stefan Düll, dem Präsidenten des deutschen Lehrerverbandes und von Susanne Lin-Klitzing vom Deutschen Philologenverband interessant. Lehrer-News hat die Beiden zum Jahreswechsel gebeten, ihre Forderungen für 2024 auszuführen.

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Als Lehrkraft kennt ihr das bestimmt: Ihr kommt morgens in eure Klasse und bemerkt, dass sich die Atmosphäre von einem Tag auf den anderen geändert hat. Irgendetwas scheint nach der Schule passiert zu sein. Bei Nachfrage stellt sich heraus: Im Klassenchat hat sich gestern so einiges abgespielt.

Heutzutage enden Konflikte nicht mit dem Ertönen des Schulgongs, vielmehr werden sie dann an einen anderen Ort verlagert: den Klassenchat. Egal, ob es um Hausaufgaben, die nächste Klausur oder die Wochenendpläne geht – der Klassenchat ist für viele Schüler:innen ein unverzichtbarer Ort, um in Verbindung zu bleiben und sich auszutauschen. Als Lehrer:in hat man oft wenig Einfluss auf das, was innerhalb dieses Chats passiert, was Situationen, wie die anfangs beschrieben, schwieriger zu meistern macht. 

Auch viele Lehrkräfte greifen auf Messenger-Dienste oder sogar soziale Netzwerke zurück, um mit ihren Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers zu kommunizieren. Meistens gründen die Schüler:innen aber trotzdem einen eigenen Klassenchat. Beliebt ist hierbei vor allem WhatsApp. Obwohl laut Nutzungsbedingungen die App erst ab 16 Jahren zulässig ist, nutzen es auch viele jüngere Kinder. Laut der KIM-Studie 2022 sind 58 Prozent der Schulkinder, die WhatsApp benutzen, in einer Gruppe mit ihren Mitschüler:innen.

In diesem Artikel zeigen wir euch, was ihr über die Kommunikation via Klassenchat wissen müsst, welche Alternativen es gibt und wie ihr zumindest etwas Einfluss auf den gemeinsamen Chat eurer Schüler:innen nehmen könnt.

Darf ich mit meinen Schüler:innen über WhatsApp und Co. kommunizieren?

Falls ihr einen Klassenchat in Messenger-Apps wie WhatsApp plant oder über andere soziale Medien mit euren Schüler:innen kommunizieren wollt, müsst ihr euch an die Vorgaben der jeweiligen Bundesländer halten. Die Verwendung von Social Media im schulischen Rahmen ist Ländersache und wird von jedem Bundesland anders geregelt. In einigen Bundesländern, wie beispielsweise Baden-Württemberg ist es Lehrkräften prinzipiell nicht gestattet, mit Schüler:innen gemeinsam über soziale Medien oder Messenger-Dienste zu kommunizieren. Grund hierfür ist der oftmals mangelnde Datenschutz der Dienste. Daher ist von der Nutzung solcher Apps oder Netzwerke zu dienstlichen Kommunikationszwecken abzusehen, sofern diese den geltenden Standards der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) nicht entsprechen. In anderen Ländern wird davon abgeraten, prinzipiell ist es aber erlaubt. Übrigens: Der Messenger-Dienst Signal ist einer der Dienste, die datenschutzkonform agieren und eine gute Alternative zu WhatsApp.

Wenn ihr einen solchen Kommunikationsweg plant, solltet ihr euch vorher gründlich über die Regelungen für euer Bundesland informieren, viele stellen hierfür Handreichungen zur Verfügung. Gegebenenfalls könnt ihr auch bei eurer Schule nachfragen. 

Wenn ihr also einen Klassenchat erstellen oder über andere soziale Dienste kommunizieren wollt, müsst ihr neben den rechtlichen Regelungen vorher einige Dinge beachten:

  • Wenn Materialien oder Informationen über die Plattformen geteilt werden, sollte vorher sichergestellt werden, dass keine Nachteile für diejenigen Schüler:innen entstehen, die keinen Zugang zu diesen Plattformen haben. 
  • Alle sollten mit der Gruppe einverstanden sein. Niemand sollte dazu gezwungen werden, sich extra einen Account zu erstellen/eine App zu laden.
  • Die Gruppe sollte nur für schulische Angelegenheiten sein. Freundschaftlicher Austausch oder persönliche Inhalte wie Bilder sollten vermieden werden.
  • Zusätzlich zu beachten ist, dass die außerschulische Kommunikation Druck aufbauen kann, da nun das Gefühl vermittelt wird, auch in der Freizeit erreichbar zu sein. Hierbei bietet es sich an, Uhrzeiten auszuwählen, an denen ihr “aktiv” seid.
  • Vorher sollten unbedingt die Eltern informiert werden. Stellt den Eltern vor, z. B. während eines Elternabends, welche Inhalte kommuniziert werden sollen, welche Regeln ihr plant oder wann ihr erreichbar sein werdet.

Der Umgang mit Klassenchats im Unterricht

Wenn ihr mit euren Schüler:innen keine gemeinsame Klassengruppe habt, empfiehlt es sich trotzdem, gemeinsam über die schülereigene Gruppe zu sprechen. Dies bietet sich zum Beispiel zu Beginn des Schuljahres für die fünfte Klasse an, wenn sich die Klasse neu zusammengestellt hat. Es lohnt sich aber noch darüber zu reden, wenn eure Schüler:innen bereits einen Klassenchat haben und in höheren Klassen sind. Dies lässt sich gut in Form einer Unterrichtseinheit gestalten. 

Wenn die Chatgruppe noch nicht erstellt wurde, kann es vorab hilfreich sein, dass die Schüler:innen sich zuerst einigen, für welchen Zweck die Klassengruppe verwendet werden soll. So können sie vorher schon entscheiden, ob in der Gruppe z. B. nur schulische Angelegenheiten besprochen werden sollen. Sollten die Schüler:innen sich auch über andere Dinge austauschen wollen, kann eine zweite Gruppe aufgemacht werden, die für private Gespräche und das Teilen von Memes etc. benutzt werden kann. 

Anschließend könnt ihr mit euren Schüler:innen gemeinsam Regeln für die Gruppe erstellen. Dabei könnt ihr euch auch an bereits bestehenden Klassenregeln orientieren. Weitere könnt ihr dann gemeinsam erörtern, dies lässt sich auch als Gruppenarbeit einbauen. Die Schüler:innen sollen sich dann überlegen, was ihnen in einer gemeinsamen Gruppe wichtig wäre und was sie nicht haben wollen. Da vielleicht einige jüngere Schüler:innen noch wenig Erfahrung mit Chatgruppen und sozialen Medien haben, macht es Sinn, vorher zusätzlich über Themen wie Datenschutz und Cybermobbing aufzuklären. Die gemeinnützige Organisation Digitale Helden hat für die Vorbereitung einer Unterrichtseinheit zu verschiedenen Themen der Mediennutzung kostenlose Kurse zur Verfügung gestellt.

Wichtig ist auch das regelmäßige Nachfragen, ob die Regeln noch eingehalten werden, was gut läuft und was die Schüler:innen in ihrer Gruppe nervt. Somit können auch im Laufe des Schuljahres bzw. im nächsten neue Regeln aufgestellt werden und gegebenenfalls alte erneuert oder entfernt werden. Das ist auch eine gute Gelegenheit, gleich bestehende Konflikte und problematische Entwicklungen unter den Mitschüler:innen zu besprechen und nochmals auf Grenzen aufmerksam zu machen. Bei der Besprechung des Regelwerks ist es wichtig, den Schüler:innen genug Chancen zu geben, selbst Vorschläge zu geben, da die Regeln eher akzeptiert werden, wenn sie eigenständig entwickelt wurden.

Welche Regeln sind sinnvoll?

Als Starthilfe, haben wir euch einige wichtige Punkte zusammengefasst, die eure Schüler:innen für ihre Klassengruppen übernehmen können:

  • Niemand sollte ausgeschlossen werden
  • Keine Beleidigungen
  • Keine Fotos/Videos weiterleiten (hierbei vor allem auf das “Recht am eigenen Bild” eingehen)
  • Keine persönlichen Daten weitergeben, wie Adressen oder Telefonnummern
  • Private Gespräche/Streits nicht im Gruppenchat austragen
  • Fragen sollten beantwortet werden
  • Keine doppelten Fragen und Antworten
  • Kein Spam/Kettenbrief

Sinnvolle App-Einstellungen

Zusätzlich zu den Regeln könnt ihr euren Schüler:innen auch einige App-Einstellungen an die Hand geben, um den Umgang mit dem Klassenchat zu erleichtern.

  • Gruppe stumm schalten: Hierbei können verschiedene Zeiten eingestellt werden, bei WhatsApp beispielsweise acht Stunden stumm, eine Woche, oder immer. Ihr könnt den Schüler:innen raten, abends und nachts die Benachrichtigungen der Gruppe oder das Handy generell auszustellen. Das geht ganz einfach, indem man in der Auflistung von WhatsApp den Chat auswählt und dann im oben erschienenen Menü das Lautsprecher-Icon und dort die gewünschte Dauer auswählt.

Unter dem Reiter “Datenschutz”:

  • “Zuletzt online“ deaktivieren: Diese Funktion zeigt an, wann eine Nachricht geschickt wurde. Hier empfiehlt sich, “meine Kontakte” einzustellen oder, wer will, kann dies auch ganz ausstellen.
  • Gruppeneinladung: Unter dem Reiter “Gruppen” kann eingestellt werden, von wem der/die Schüler:in in eine Chatgruppe eingeladen werden kann. Hier sollte auch “Meine Kontakte” eingestellt werden.
  • Auto-Downloads abstellen: WhatsApp speichert alle verschickten Bilder und Videos automatisch ab. Wer seine Fotogalerie nicht mit ungewollten Bildern verstopfen will, kann in den Einstellungen unter “Speicher und Daten” den automatischen Download von Fotos, Videos, Dokumenten und Audiodateien ausstellen.

Alternative Kommunikationsplattform: Moodle

Eine gute Alternative zu den gewohnten Apps und sozialen Netzwerken ist die datenschutzfreundliche Online-Lernplattform Moodle. Moodle ist eine Plattform für E-Learning, die von Lehrer:innen, Dozent:innen und Bildungseinrichtungen genutzt wird, um Online-Kurse zu erstellen und zu verwalten. Mit Moodle können Lehrer:innen Lernmaterialien hochladen, Aufgaben verteilen, Foren für Diskussionen einrichten und vieles mehr.

Moodle bietet euch daneben auch die Möglichkeit an, einen Gruppenchat für eure Klasse zu erstellen. Ähnlich wie bei WhatsApp könnt ihr hier Informationen und Ankündigungen austauschen.

Falls ihr bereits Moodle benutzt und Kurse schon angelegt habt, geht ihr bei der Erstellung eines Gruppenchats wie folgt vor:

  1. Zuerst wählt ihr im Dashboard den gewünschten Kurs aus, für den ihr den Chat erstellen wollt.
  2. Dort geht ihr auf den Reiter “Teilnehmer:innen”, dort dann auf das Zahnrad-Icon und dann “Gruppen”.
  3. Unter “Gruppe anlegen” könnt ihr dann eurer Gruppe einen Namen geben, sowie eine Beschreibung. Weiter unten solltet ihr den Reiter “Gruppenmitteilungen” auf “Ja” stellen. Speichert dann diese Änderungen.
  4. Danach könnt ihr über “Nutzer:innen verwalten” der Gruppe Teilnehmer:innen hinzufügen. Euch selbst müsst ihr hier natürlich auch hinzufügen.
  5. Nun seht ihr in euren Mitteilungen (die Sprechblase neben eurem Profil) die neu erstellte Gruppe. 

Wichtige Informationen können so direkt an die Klasse weitergegeben werden. Die Schüler:innen können auch direkt darauf antworten, wenn z. B. Fragen bestehen. Damit die Schüler:innen die Nachrichten auch rechtzeitig empfangen, können sie sich die Moodle-App auf das Smartphone laden. Auch hier sollte vorher alles mit den Schüler:innen abgeklärt werden, damit sich niemand gezwungen oder unter Druck gesetzt fühlt. Für den Moodle-Chat ist es sinnvoll, die bereits genannten Regeln einzuführen.

Falls ihr Moodle noch nicht nutzt, hat die Seite Lehrerinnenfortbildung Baden-Württemberg für euch die ersten Schritte zur Installation und Einrichtung übersichtlich erklärt. Mehr hilfreiche Nutzungsmöglichkeiten für Moodle findet ihr außerdem in unserem Artikel dazu.

Habt ihr einen Klassenchat mit euren Schüler:innen oder nutzt ihr andere Wege, um mit eurer Klasse zu kommunizieren? Schreibt es uns in die Kommentare.

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Bereits im März 2023 startete das Startup LearnMate in Zusammenarbeit mit dem Verein ROCKID.one ein erstes KI-Projekt mit einem Chatbot, um Grundschulkinder langsam und behutsam an das Thema künstliche Intelligenz (KI) heranzuführen. Unter anderem lernten die Kinder, den Nutzen von KI zu verstehen und vor allem die Unterschiede zwischen Mensch und Technologie sowie die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten zu erkennen. „Es ist äußerst wichtig, dass wir Kindern den Zugang zu sicheren KI-Umgebungen ermöglichen, die sie fördern und ihnen gleichzeitig ein Verständnis für den zukünftigen Einsatz von KI in ihrer Lebens- und Arbeitswelt vermitteln“, so Payman Supervizer, Mitgründer von LearnMate.

Die Kinder nutzten die Plattform im Rahmen des Projektes „Azubis an Schulen“, in dem der Verein ROCKID.one gemeinsam mit Azubis ortsansässiger Unternehmen, Lehrkräfte unterstützt, digitale Bildung und Medienkompetenz an die Kinder zu vermitteln. Aus den ersten Projektschritten, wo die Kinder sensibel an das Thema KI herangeführt wurden, lernten sie nicht nur die Anwendung und Nutzung des Chatbots, sondern auch damit verbunden, dessen Informationen kritisch zu hinterfragen und auf Fakenews zu prüfen.

Nächster Schritt: Einbindung in das Lernverhalten

Mit der nächsten Weiterentwicklung des Chatbots sollen die Kinder nun individuell die Möglichkeit haben, sich selbst, z. B. in Mathe weiterzuentwickeln. „Dazu können sie dann selbstständig an ihren Fähigkeiten feilen“, so Mario Schwarz, 1. Vorsitzender vom Verein ROCKID.one.

Durch die Einbindung von LearnMate in das Projekt ROCKID.one soll die Anwendung optimiert und weiterentwickelt werden, die Kindern hilft sich bildungsgerecht entfalten zu können und deren Eltern dabei aus der Position der Lehrkraft herausnimmt, das dies häufig ein Grund für Stresssituationen beim Lernen ist. Darüber hinaus können die Kinder bei Stundenausfall trotzdem fachbezogen lernen und Lehrkräfte erhalten mehr Freiraum für pädagogische Aspekte, wie z. B. der Unterstützung und Motivation der Kinder.

Am 28. Und 29. Feb. 2024 sowie am 1. März 2024 finden jeweils 2 Informations-Webinare statt zu denen sich jeder Interessierte unter info@learnmate.ai oder info@rockid.one anmelden kann. Die Uhrzeiten sind: 28.2 um 14 und 16 Uhr, 29.2 und 1.3 jeweils um 13 und 15 Uhr.

„LearnMate soll sich zu einer anwendernahen Lernplattform entwickeln, die sowohl in der Schule als auch z. B. Nachhilfe und als Unterstützung für Lehrkräfte eingesetzt werden kann“, erläutert Payman Supervizer.

Über LearnMate

LearnMate ist eine interaktive Bildungsplattform, die personalisiertes und unterhaltsames Lernen für SchülerInnen anbietet. Die KI-Nachhilfe-App der Plattform erstellt individuelle Lernkonzepte, die sich an Wissen, Fähigkeiten und Lernstil des Kindes anpassen und kontinuierlich an dessen Bedürfnisse und Lerntempo angepasst werden. Verfügbar rund um die Uhr, ermöglicht sie flexibles Lernen zu Hause oder unterwegs auf verschiedenen Geräten.

Über Rockid.One

Der ROCKID.one e.V. wurde im Sommer 2021 gegründet und hat sich mit dem Projekt „Azubis an Schulen“ zum Ziel gesetzt, bundesweit Grundschüler:innen hinsichtlich digitaler Bildung und Medienkompetenz zu fördern. Im gleichen Zuge sollen Grundschulen dort unterstützt werden, wo Ressourcen in den Bereichen wenig oder gar nicht vorhanden sind. Durch die Kooperation mit Unternehmen und deren Azubis entstehen Vorteile für alle Beteiligten, die das Projekt skalierbar machen. Aktuell sind wir in 30 Städten tätig und betreuen rund 80 Schulen und mehr als 6.500 Schüler:innen mit 260 Azubis.

Zusätzlich entwickelt der Verein auch Konzepte für Digi-Labs oder Makerspaces – einer davon wurde z. B. in einem Förderprojekt 2022 gemeinsam mit der Stadtbibliothek Leverkusen umgesetzt. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.rockid.one

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Mit harten Worten hat Prof. Andreas Schleicher die deutschen Lehrkräfte für die schlechten Pisa-Ergebnisse verantwortlich gemacht. In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung (StZ) bemängelt der Bildungsdirektor der OECD die Haltung der Lehrer:innen, welche “in keinem anderen Job akzeptiert” würde. Seine provokanten Äußerungen sorgten in den vergangenen Tagen für große Aufregung und riefen harsche Kritik von den Verbänden hervor.

Pisa-Chef hat kein Verständnis für Lehrkräfte

Vergangenen Freitag hat die StZ ihr Interview mit dem Pisa-Chef veröffentlicht. Vor allem seine Aussagen zu den Lehrer:innen schlugen in der Folge hohe Wellen. Er habe “wenig Verständnis für Lehrer, die nur darauf pochen, dass sie überlastet seien“, sagte er und verwies auf eine sehr gute Bezahlung im internationalen Vergleich. “Lehrkräfte können sich nicht einfach darauf zurückziehen, dass sie viel zu tun haben”, fordert Schleicher mehr Engagement ein und unterstellte Lehrer:innen die Ausrede, dass diese sich “deshalb nicht gemeinsam mit Kollegen treffen könnten, um bessere Unterrichtskonzepte zu entwickeln“. Außerdem kritisierte er die gesamte Berufsgruppe für ihre Einstellung: „Zu viele Lehrer sehen sich in erster Linie als Befehlsempfänger, die im Klassenzimmer statisch einen Lehrplan abarbeiten müssen.“

Zwar sehe er viel Verbesserungsbedarf im Arbeitsalltag der Lehrer:innen und sei dafür, deren Zeit “anders zu organisieren und sie insbesondere von Verwaltungsaufgaben zu entlasten”. Doch zeigt sich in dem Interview auch ein verklärtes Bild von der Berufsrealität , wenn Schleicher davon erzählt, wie “ein guter Lehrer” auch den Eltern als Bezugsperson zur Seite stehen müsse: “Er kennt die Eltern und besucht sie, wenn nötig, zu Hause.”

Verbände kritisieren “Lehrerbashing” und “Ratschläge aus dem Elfenbeinturm”

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, zeigte sich gegenüber dem Spiegel verärgert darüber, dass der Pisa-Chef die Realität des Schulalltags in Deutschland derart verkenne. “Das sind schöne, nette Gedanken”, sagt Düll gegenüber dem Magazin und erklärt: “Lehrer betreuen meist aber mehrere Klassen. Wenn die Klassen kleiner sind, kann man das vielleicht machen”. Der Verbandspräsident kritisiert die destruktive Haltung Schleichers. “Das ist Lehrerbashing, das führt uns nicht weiter", mahnte er und verglich “die Mär von den wehleidigen Lehrkräften” mit “Stammtischparolen”.

Ins gleiche Horn bläst auch der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, indem er sich zynisch “bei Andreas Schleicher für die weisen Worte und Ratschläge aus dem Elfenbeinturm” bedankt. Mit seinen Äußerungen leiste dieser “dem Berufsbild einen absoluten Bärendienst”. Brand forderte ihn daher auf, “über seinen Tellerrand hinauszuschauen und sich mit Belastungsstudien von Lehrkräften zu befassen, die wissenschaftlich fundiert zu völlig anderen Aussagen kommen”. 

Darauf verweist auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die sich ebenfalls zu einer Reaktion auf das Interview verpflichtet sah. „Wer ausblendet, dass in Deutschland der größte Lehrkräftemangel in der Geschichte herrscht, der die Lehrerinnen und Lehrer seit Jahren ans Belastungslimit bringt und die notwendigen Reformen blockiert, argumentiert nicht seriös”, sagte die Gewerkschaftsvorsitzende Maike Finnen mit Verweis auf die “Arbeitszeit- und Belastungsstudien", die “belegen, dass der Lehrberuf extrem herausfordernd ist”. Attraktive Arbeitsbedingungen seien wichtig, um dem größten Lehrkräftemangel in der Geschichte zu begegnen, erklärt sie in der Pressemitteilung der GEW. Schleichers Aussagen hingegen bezeichnet Finnen als “kontraproduktiv”, da diese “am Alltag der Lehrkräfte völlig vorbei” gingen. Es sei realitätsfern “jetzt Lehrkräfte-Bashig zu betreiben” und “diejenigen zum Buhmann” zu machen, die “wichtige Motoren” seien, wenn es darum gehe, Deutschlands Schulsystem zu entwickeln.

Schleicher versuchte zwar auch, sich mit einem konstruktiven Appell an die Lehrkräfte zu richten: „Machen Sie sich auf den Weg! Schauen Sie nicht nach oben, sondern im Lehrerzimmer direkt zur Kollegin oder zum Kollegen neben sich. Lehrer können gemeinsam an Schulen viel zum Guten verändern. Dafür braucht es keinen Erlass aus dem Kultusministerium“. Dieser positiv formulierte Ansatz dürfte jedoch zwischen all seinen provokanten Aussagen untergehen. Es scheint schwer vorstellbar, dass er mit seiner im Interview gezeigten Haltung und Wortwahl bei den Lehrkräften überhaupt Gehör findet.

Was haltet ihr von den Aussagen des Pisa-Chefs? Schreibt uns dazu gerne eure Meinung in die Kommentare.

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Schönes Wetter, Fußball und die herzliche Bevölkerung — diese Dinge  fallen  wohl den meisten ein, wenn sie an Portugal denken. Aber wie sieht es aus mit dem portugiesischen Bildungssystem? Hinter den malerischen Kulissen des Landes verbirgt sich ein Bildungssystem, das die kulturellen Werte und die geschichtliche Entwicklung der iberischen Nation widerspiegelt. Portugals Bildungssystem durchlief in den letzten Jahrzehnten einen erheblichen Wandel, geprägt von Reformen und Anpassungen, um den wachsenden Anforderungen der globalisierten Welt gerecht zu werden. 

Wie das portugiesische Bildungssystem jetzt aussieht, schauen wir uns in diesem Artikel genauer an. Wenn ihr Interesse habt, könnt ihr euch auch gerne in unseren anderen Beiträgen dieser Reihe über die Bildungssysteme in Schweden, Vietnam, Belgien, Kuba oder Polen vorbeischauen.

PISA-Erfolg trotz turbulenter Geschichte 

Die allgemeine Schulpflicht wurde in Portugal erst in den 1970er Jahren eingeführt. 55 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren können keinen Abschluss einer weiterführenden Schule vorweisen. Dazu kam die Eurokrise im Jahr 2009: Die daraus resultierenden Sparmaßnahmen hätten eine noch größere Gefahr für Portugals Bildung werden können. Aber statt alle Ausgaben zu reduzieren, traf Portugals Regierung wichtige Entscheidungen, die in der Bevölkerung nicht immer gut ankamen: zum Beispiel erhöhte sie die allgemeine Klassengröße. 

Seit der neuen Regierung unter Antonio Costa (Partido Socialista) investiert Portugal wieder zunehmend mehr in die Bildung. Mit 5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegt Portugal damit sogar über dem EU-Durchschnitt. Hinzu kommen weitere Maßnahmen, wie kostenlose Schulbücher oder der Ausbau kostenloser Vorschulen, die Portugals Bildungssystem zu einem Aufschwung verhelfen, der sich auch in den Ergebnissen der PISA-Studien der letzten Jahre zeigt. 

Im Jahr 2000 fand sich Portugal noch am unteren Ende der PISA-Liste wieder, doch bis 2018 verzeichnete es einen Anstieg auf 492 Punkte, leicht über dem OECD-Durchschnitt von 489 Punkten und sogar über dem reicheren Nachbarn Spanien, der 481 Punkte erreichte. Diese positive Entwicklung bezeichnet OECD-Direktor Andreas Schleicher als die "größte Erfolgsgeschichte" der PISA-Studie in Europa. Die Schulabbrecherquote, die 2002 noch bei über 40 Prozent lag, ist auf bemerkenswerte 11,8 Prozent gesunken, während der EU-Durchschnitt bei 10,6 Prozent liegt.

Diese Fortschritte sind umso beeindruckender, wenn man historische Herausforderungen berücksichtigt, wie beispielsweise einen hohen Analphabetismus im Jahr 1974 von 45 Prozent. Heute verfügen fast alle Lehrer:innen in Portugal über einen Masterabschluss. Die Bildungsreformen zielen darauf ab, sozialen Aufstieg durch eine starke öffentliche Bildung zu fördern.

Ein weiterer Schritt in Richtung Gleichstellung war die Schließung von privaten, staatlich finanzierten Schulen zugunsten des öffentlichen Schulsystems. Die Schülerzahlen für staatliche Privatschulen haben sich dadurch auf nur noch vier Prozent reduziert. Diese Entwicklungen unterstreichen nicht nur den Bildungswandel in Portugal, sondern auch das Engagement des Landes für eine nachhaltige und integrative Bildungspolitik.

Das aktuelle Bildungssystem 

Das portugiesische Bildungssystem wird durch das Bildungsministerium reguliert, während das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Hochschulbildung (Ministério da Ciência, Tecnologia e Ensino Superior – MCTES) die Politik und Budgets für die Hochschulbildung überwacht. Das Bildungswesen ist dabei in vier Stufen unterteilt: Educação Pré-escolar (Vorschulbildung), Ensino básico (Grund-/Erstbildung), Ensino secundário (Sekundarschulbildung) und Ensino superior (Hochschulbildung). Schüler:innen vom sechsten bis zum achtzehnten Lebensjahr unterliegen in Portugal der Schulpflicht. Nach der neunten Klasse folgen drei weitere Pflichtjahre, in denen die Schüler:innen das Abitur oder eine Berufsausbildung anstreben können. 

Das Bildungssystem Portugals weist eine vielfältige Struktur auf, wobei staatlich finanzierte Privatschulen etwa vier Prozent ausmachen, öffentliche Schulen knapp 83 Prozent und die verbleibenden 13 Prozent auf private Einrichtungen entfallen, für die ausschließlich die Eltern bezahlen. Interessanterweise unterhält die römisch-katholische Kirche in Portugal Hunderte Schulen und bietet gemäß dem Konkordat von 2004 auch Religionsunterricht in öffentlichen Schulen an, jedoch nur mit Zustimmung der Eltern. 

Vorschulbildung: Educação Pré-escolar

Die Vorschulbildung in Portugal, auch bekannt als Educação Pré-escolar, wird für Kinder unter drei Jahren durch das Ministerium für Arbeit, Solidarität und Soziale Sicherheit (Ministério do Trabalho, Solidariedade e Segurança Social) reguliert. Eltern haben die Möglichkeit, zwischen Kindergärten (creches) oder Tagesmüttern (amas) zu wählen, um die Bedürfnisse ihrer Kleinkinder zu erfüllen.

Für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren steht die Vorschule zur Verfügung, auch wenn der Besuch nicht verpflichtend ist. Dennoch wird sie von vielen berufstätigen Eltern als eine wertvolle Option wahrgenommen. Sowohl öffentliche als auch private Vorschulen bieten ihre Dienste an, wodurch Eltern je nach ihren Präferenzen und Bedürfnissen die geeignete Einrichtung für ihre Kinder auswählen können. 

Grundschulbildung: Ensino Básico

Die Grundschulbildung (Ensino Básico) ist in Portugal von sechs bis fünfzehn Jahren obligatorisch. Dieser Bildungsabschnitt ist in drei Zyklen unterteilt: der erste Zyklus von Klassenstufe eins bis vier, der zweite Zyklus von der fünften bis zur sechsten Klasse) und der dritte Zyklus geht von der siebten bis zur neunten Klasse.

Im ersten Zyklus werden Schüler:innen in den Fächern Mathematik, Portugiesisch, Englisch (als erste Fremdsprache), Kunst und Sport unterrichtet. Zusätzlich bietet der öffentliche Grundschulbereich in Portugal weitere Pflichtstunden, darunter Studienhilfe und Aufgabenbetreuung.

Im zweiten Zyklus werden die Schüler:innen auf einer Skala von eins bis fünf bewertet. Dabei ist die fünf (excelente), im Gegensatz zum deutschen Notensystem, die beste Note, die Schüler:innen bekommen können und eine eins (fraco) bedeutet ungenügend. 

Zu den Fächern des ersten Zyklus kommen weitere Naturwissenschaften, Geschichte und Geografie, Musik sowie Moral- oder Religionsunterricht und Informatik hinzu. Zudem ist jede öffentliche Schule verpflichtet, eine bestimmte Anzahl von Stunden für Hausaufgabenbetreuung anzubieten.

Im dritten Zyklus wird das Angebot durch eine zweite Fremdsprache ergänzt, die frei wählbar ist (z.B. Spanisch, Französisch, Deutsch), sowie Fächer wie Physik und Chemie. Diese Struktur stellt sicher, dass die Schülerinnen und Schüler eine breite Grundbildung erhalten und gleichzeitig die Möglichkeit haben, ihre Interessen zu vertiefen und ihre Fähigkeiten in verschiedenen Disziplinen zu entwickeln.

Sekundarschulbildung: Ensino secundário

Die Sekundarschulbildung in Portugal erstreckt sich von fünfzehn bis achtzehn Jahren und ist verpflichtend. Während dieser Phase haben die Schüler:innen die Möglichkeit, verschiedene Ausrichtungen zu wählen, die ihren Interessen oder beruflichen Zielen entsprechen. Die öffentliche Sekundarschulbildung in Portugal ist nicht nur kostenlos, sondern auch qualitativ hochwertig. Daneben gibt es private Schulen, oft katholische Einrichtungen, internationale Schulen und Internate, die alternative Bildungsmöglichkeiten anbieten.

Von der zehnten bis zur zwölften Klasse ist die Sekundarschulbildung anders organisiert. Studierende müssen ein Profil wählen und können zwischen verschiedenen Optionen entscheiden:

  1. Cursos Científico-Humanísticos (Wissenschaftlich-humanistische Kurse)
  2. Cursos com Planos Próprios (Kurse mit eigenen Plänen)
  3. Cursos Artísticos Especializados (Spezialisierte Kurse für Künstler)
  4. Cursos Profissionais (Professionelle Kurse)
  5. Ensino Secundário na Modalidade de Ensino Recorrente (Sekundarschulbildung im Wiederholungsmodus)
  6. Cursos Vocacionais (Berufliche Kurse)

Die Bewertung erfolgt nun auf einer linearen Skala von 1 bis 20, wobei auch Dezimalwerte wie 10,1 oder 18,3 verwendet werden können. Um die Sekundarschule abzuschließen, müssen Schüler:innen alle Fächer bestehen, und es gibt verpflichtende Prüfungen am Ende der elften und zwölften Klasse.

Kindern aus einkommensschwachen Familien stehen finanzielle Unterstützung und Stipendien zur Verfügung. Außerdem können Eltern finanzielle Hilfe über Ação Social Escolar (ASE) beantragen. Diese Unterstützung erstreckt sich auch auf Kinder mit Behinderungen. Portugal strebt ein inklusives Bildungssystem (educação inclusiva) an, und die meisten Regelschulen bieten Programme für besondere Bildungsbedürfnisse (SEN) an. 

Hochschulbildung: Ensino superior 

Die Hochschulbildung in Portugal umfasst staatliche und private Universitäten sowie Fachhochschulen. Studiengebühren sind üblich, wobei die Kosten an staatlichen Einrichtungen tendenziell niedriger sind als an privaten, und zudem je nach Fachrichtung variieren. Der Abschluss der Hochschulreife allein reicht für den Zugang zu einer Hochschulbildung nicht aus, da das Bewerbungsverfahren dabei in der Hand der Hochschulen liegt.

Das portugiesische Bildungssystem zeigt eine beeindruckende Entwicklung und Anpassung an die Herausforderungen der globalisierten Welt. Von historischen Herausforderungen wie einem hohen Analphabetismus bis hin zu aktuellen Reformen und Investitionen hat Portugal erfolgreich seinen Weg zu einem Bildungssystem geebnet, das nicht nur nationale kulturelle Werte widerspiegelt, sondern auch international Anerkennung findet. Die Fortschritte, insbesondere im Rahmen der PISA-Studien, unterstreichen die Erfolgsgeschichte und das Engagement Portugals für eine inklusive, nachhaltige Bildungspolitik. Mit einem Fokus auf sozialen Aufstieg, Gleichstellung und vielfältige Bildungsmöglichkeiten zeigt Portugal, dass Bildung der Schlüssel zu einer vielversprechenden Zukunft ist. 

Was haltet ihr vom portugiesischen Bildungssystem? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Berlin. Das Bundesbildungsministerium hat einen ersten Entwurf für eine Bafög-Reform vorgelegt, der auf deutliche Kritik gestoßen ist. Der Entwurf sieht aktuell nicht vor, die BAföG-Sätze an sich anzuheben. Das Bundesbildungsministerium hält das laut einer Sprecherin derzeit nicht für notwendig: “Studien zufolge gibt ein großer Teil der Studierenden im Schnitt lediglich 986 Euro monatlich aus”. Voll geförderte Studierende mit Kindergeldanspruch bekommen laut Bundesbildungsministerium monatlich bis zu 1184 Euro an staatlicher Unterstützung. 

Hauptpunkt der BAföG-Reform ist eine Starthilfe-Zahlung von einmalig 1000 Euro an bedürftige Studierende. Von dieser dürfte aber nur ein sehr begrenzter Kreis von Betroffenen profitieren. Weitere Reformpunkte betreffen etwa die Studienzeit oder die Wahl des Studienfachs. Für Studierende würde das bedeuten, dass sie ein Semester länger BAföG beziehen und flexibler das Studienfach wechseln könnten. Zudem soll die Verdienstobergrenze von Eltern von Studierenden, Schüler:innen und Fachschüler:innen angehoben werden. Der BAföG-Satz richtet sich unter anderem nach dem Einkommen der Eltern. 

Kritik an den Reformvorschlägen kommt von verschiedenen Seiten – auch aus der Regierung selbst. Der SPD-Bildungspolitiker Oliver Kaczmarek erklärte, der Entwurf enthalte viele gute Elemente. “Wenn jetzt noch eine Anpassung der Bafög-Höhe an gestiegene Lebenshaltungskosten und ein Mechanismus zur regelmäßigen Anpassung des Bafögs hinzukommen, dann ist das Bild aus Sicht der SPD vollständig”, sagte der SPD-Politiker.

Aber auch von der Opposition gibt es Kritik – Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) sagte: “Der vorliegende Entwurf geht völlig an der Lebensrealität der Studierenden vorbei und ist nichts als Augenwischerei. Statt die Bedarfssätze endlich deutlich anzuheben, versteckt man sich hinter bürokratischen Vorschlägen, die am Ende nichts bringen werden”.

Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen, Ina Brandes (CDU), legt in ihrer Kritik den Fokus auf den bürokratischen Akt hinter der Reform: “Die geplante BAföG-Reform bedeutet großen Verwaltungsaufwand und kaum Hilfe für Studentinnen und Studenten. Die geplante Reform geht an der Lebenswirklichkeit der Studentinnen und Studenten völlig vorbei.”

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kritisiert die “BAföG-Nullrunde”. Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender, sagte dazu: „Das Papier ist ein Schlag ins Gesicht aller Studierenden, die nicht mehr wissen, wie sie die explodierenden Mietpreise und Lebenshaltungskosten bezahlen sollen. Das Ministerium will den Studierenden nicht einmal einen Inflationsausgleich zahlen, sondern verordnet ihnen eiskalt eine Nullrunde. Die BAföG-Strukturreform, die die Ampelkoalition 2021 versprochen hat, fällt aus. Das ist verantwortungslos.”

Der Dachverband der Studierendenvertretung fordert umfassendere Reformen. Zum Beispiel solle ein Mechanismus eingeführt werden, der die Sätze automatisch an die Lebenshaltungskosten anpasst. 

Das Bundesbildungsministerium wird nach dem ersten Vorschlag seine Ideen nochmal überarbeiten müssen. Die Umsetzung der Reformen soll im Wintersemester 2024/25 erfolgen. 

Bildung in Krieg und Krise
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Die erschütternden Nachrichten über schwere Erdbeben in türkischem und syrischem Gebiet im Februar 2023 liegen mittlerweile fast ein Jahr zurück. Über 15 Millionen Menschen sind oder waren laut einem Bericht von UNICEF direkt davon betroffen. Unzählige Wohnhäuser, Dörfer und die zugehörige Infrastruktur wurden in Mitleidenschaft gerissen, und auch finanziell hinterließ diese Naturkatastrophe ein riesiges Loch – neben viel zu vielen Todesopfern und Verletzten als größten Verlust der Tragödie. Unter den Überlebenden finden sich auch zahlreiche Kinder, die oftmals sowohl ihr Zuhause, als auch ihre Schulen und Teile der Schulgemeinschaft verloren haben. Sie müssen nun mit massiven Einschnitten in diesen beiden zentralen Bereichen ihres Lebens ihren Weg zurück in einen (kindgerechten) Alltag finden. Zum Abschluss der Themenwoche “Bildung in Krieg und Krise” werfen wir einen Blick darauf, wie es circa ein Jahr nach dem Erdbeben um Schulen in der Region steht, welche Formen der Hilfeleistung und Selbstorganisation sich herausbilden konnten, und in welchen Bereichen es noch erhebliche Defizite auszugleichen gilt.

Das Erdbeben 

Abbildung der seismischen Aktivität des Erdbebens am 06.02.2023 (Quelle: Wikimedia Commons)
  • Das betroffene Gebiet erstreckt sich über elf türkische Provinzen und den Norden Syriens, als “moderat” bis “leicht” klassifizierte Wellen ließen sich über das gesamte syrische Gebiet feststellen. Dabei wurde die Landoberfläche so stark verschoben, dass es laut Tagesschau zu Verwerfungen von bis zu sechs Metern kam. 
  • Über 15 Millionen Menschen sind oder waren laut einem Bericht von UNICEF direkt vom Erdbeben betroffen. Die Zahl der Todesopfer beläuft sich auf über 57.000, sowie mindestens 120.000 Verletzte (lt. Auswärtigem Amt, Stand August 2023). 
  • Unter den Betroffenen fanden sich laut UNICEF mindestens 5,4 Millionen Kinder, von denen circa 2,5 Millionen sofortige humanitäre Hilfe benötigten. Zudem wurden über 1.360 Kinder ohne verbleibende Begleitung verzeichnet.

Was waren die Folgen für Schulen und Kinder?

Der UNICEF-Bericht legt offen, dass der Zugang zu Bildung durch die Folgen des gravierenden Erdbebens für mindestens vier Millionen Kinder im Gebiet behindert wurde – beinahe so viele, wie insgesamt als vom Erdbeben betroffen verzeichnet wurden. Darunter befanden sich auch 350.000 Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die sich beispielsweise aufgrund des andauernden Krieges in Syrien in der Türkei befanden. Der Beginn des neuen Schuljahres wurde daher in den betroffenen türkischen Provinzen auf den 01. März 2023 verschoben.

Neben der Verlagerung in temporäre Unterbringungszentren wurden zahlreiche Schüler:innen auf die übrigen 71 Provinzen des Landes aufgeteilt, um die dortigen Schulen besuchen zu können. Da jedoch schon vorauszusehen war, dass auch dieser Ansatz die dortigen Kapazitäten sprengen würde, antizipierte die UNICEF bereits im Februar 2023 “vorhersehbaren Lernverlust, Schulabbrüche und psychosoziale Not” unter Schüler:innen. Der Bedarf an finanzieller und humanitärer Hilfeleistung ist sehr groß: Allein für die ersten drei Monate legte UNICEF die Erfordernis von 196 Millionen USD offen, um damit circa drei Millionen Menschen in der Erdbebenregion erreichen zu können. 

Zwei junge Schülerinnen berichten in einer Episode des Podcasts “The Take” davon, seit dem Erdbeben jegliche Form der Stabilität verloren zu haben: Familienmitglieder, Schule, ihr Zuhause und jedes einzelne Kuscheltier wurden für sie ausgetauscht durch das ständige Umziehen von einer Übergangsunterkunft in die nächste. Immer mit dabei: das Trauma, das diese Überlebenden davongetragen haben, und die Suche nach Bewältigungsmechanismen für ebendieses. Die Stimmen betroffener Kinder gleichen sich alle in ihren Aussagen, zum Beispiel: “Hätte ich einen Zauberstab, würde ich ein neues Leben wollen. Ich würde wollen, dass all die Gebäude wieder intakt sind, um wieder zu den alten Zeiten zurückzugehen.”

Wie ist der Stand an dortigen Schulen heute?

Der arabische Nachrichtendienst Aljazeera berichtet im eben genannten Podcast davon, wie Schüler:innen nach dem Disaster langsam wieder ihren Weg zurück in die Schulen finden. In der Podcastfolge zu Gast ist Ceyda Yelkalan, Sprecherin der Organisation Save the Children. Sie berichtet davon, dass mit der Arbeit von Kinderpsycholog:innen bereits Besserungen in der mentalen Gesundheit von Schüler:innen beobachtbar sind. Dafür wurden “kinderfreundliche Bereiche” eingerichtet, in denen auf kindgerechte Weise aktive Traumaverarbeitung genauso gefördert wird wie die Möglichkeit, einfach mal wieder ein Kind sein zu können: Spielen, Lernen, und Tools zum Umgang mit ihren Erfahrungen der letzten Monate erlernen gehen hier Hand in Hand. “Ich fühle mich hier so, also hätte ich das Erdbeben fast vergessen. Nach dem Erdbeben können wir Kinder jetzt [wieder] Spiele spielen, hier Zeit verbringen und diese schlimmen Dinge einfach vergessen,” erzählt ein junger Schüler, der in einem der Zentren Obhut gefunden hat. 

Einzelne Schulen in der Türkei haben die Naturkatastrophe trotz geographischer Lage in der Erdbebenregion gut überstanden, wie einem kurzen Beitrag der Global Facility for Disaster Reduction and Recovery (GFDRR) entnommen werden kann. Erst jüngst seien dort Schulgebäude errichtet worden, die resistent gegen seismische Aktivität sind. Durch das Wegfallen von “herkömmlichen” Schulen, die vom  Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen wurden, sind diese besonderen Schulgebäude daher immerhin zu einigen wenigen Zentren der sicheren Unterkunft geworden, für Schüler:innen, Lehrkräfte sowie bedürftige Familien. Der türkische Bildungsminister Umut Gür zeigt sich dankbar um diese verbleibenden Anlaufstellen: “Es gab keinen ernsten Schaden an unseren Schulen. Ich kann sogar sagen, dass sie so gut wie gar nicht von den Erdbeben berührt worden sind. Natürlich ist das kein Anlass zur Glücklichkeit für uns, aber nach diesem riesigen Desaster und dem großen Schmerz, ist es dennoch ein echter Trost.” Diese Schulen konnten damit gleichzeitig zu Orten des Unterrichts auch Verteilungszentren für humanitäre Hilfsgüter werden – ein wahrer Lichtblick für die Familien, die in diesen Gebäuden sichere Häfen finden konnten. “Wir haben Horror erfahren, doch wir sind dankbar dafür, dass wir am Leben sind, dass unsere Kinder am Leben sind,” erzählt im Bericht eine Mutter, die in einer der Schulen einen sicheren Ort für die Übergangszeit gefunden hat.

Leider ist ein so positives Bild und ein normalisierter (Schul-)alltag noch immer nur die Ausnahme für Kinder und Schulen, die inmitten der Folgen des Erdbebens im letzten Jahr leben. Kontakte vor Ort berichten uns von den momentanen Entwicklungen auf Schulebene – als Lehrer:innen direkt in der Erdbebenregion der Türkei können sie ein besonders akkurates Bild der Lage wiedergeben. Viele Menschen in der Region leben demnach noch immer in den Zelten oder temporär aufgestellten Notfallunterkünften, die direkt nach dem Erdbeben etabliert wurden. Auch der Schulalltag laufe deshalb noch zu großen Teilen in ebendiesen Zelten oder Containern ab. Als Übergangslösung wären mittlerweile auch Container-Camps für Lehrkräfte errichtet worden, in denen sie zu zweit oder zu dritt untergebracht seien. Lediglich Lehrer:innen mit Ehepartnern und/oder Kindern bekämen separate Container gestellt. Für das Vorhandensein dieser Container als Räumlichkeiten für sowohl den Unterricht als auch private Zwecke gebe es jedoch kaum staatliche Hilfe – es liege an den Lehrkräften selbst, sie zu organisieren oder für ihre Klasse zu beanspruchen.

Lehrkräfte vor Ort fordern natürlich einen schnellen Wiederaufbau zertrümmerter Schulgebäude und zugehöriger (Infra-)strukturen, doch nach Angaben unserer Kontakte sei die Aufarbeiten der türkischen und vor allem der syrischen Regierung nicht fokussiert genug auf die Bedürfnisse des Bildungssystems und dessen benötigte Stabilisierung und Unterstützung. Auch in logistischer Hinsicht habe sich die Lage seit unmittelbar nach der Umweltkatastrophe kaum verändert: Alle möglichen Wege waren selbsterklärend von Trümmern übersät oder anderweitig unbenutzbar, weshalb sowohl Baumaßnahmen an zerfallenen Gebäuden als auch das Durchdringen mit Hilfsgütern und ähnlichem noch immer eine “Mammutaufgabe” darstellen würden.

Es bleibt demnach zu hoffen, dass humanitäre Hilfsorganisationen wie UNICEF oder Save the Children weiterhin einen Beitrag zur Besserung der Situation vor Ort leisten können. Auch der Wiederaufbau von Schulgebäuden sowie Akkomodationsbauten zur privaten Unterbringung von Familien und Lehrkräften ist weiterhin eine dringliche Forderung an die Regierungen der beiden betroffenen Staaten des schweren Erdbebens, um die sichere Zukunft und Bildung der Jüngsten des Landes sicherstellen zu können.

Bildung in Krieg und Krise
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Seit Beginn des aktuellen Gaza-Krieges tauchen die Schulen in Gaza und dem Westjordanland wieder häufig in den Schlagzeilen auf. Zumeist sind es Berichte über Zerstörung, Bombenangriffe, Beschuss und Anschläge von und auf palästinensische Schulen und Bildungseinrichtungen, die oftmals zahlreiche Opfer fordern. Obwohl Bildung ein grundlegendes Menschenrecht darstellt, das maßgeblich zur persönlichen Entwicklung und zum gesellschaftlichen Fortschritt beiträgt, bleibt dieses Recht in von Krieg und Besatzung geprägten Regionen allzu oft verwehrt. In unserer Themenwoche “Bildung in Krieg und Krise” richten wir den Blick auf das Bildungssystem in den palästinensischen Gebieten und gehen der Frage nach, inwiefern das Schulsystem während des Krieges funktioniert und vor welchen Herausforderungen die Bildungslandschaft in Palästina steht.

Geschichtlicher Kontext zum Bildungssystem

Das moderne Bildungswesen im Westjordanland und Gaza hat seine Wurzeln im Osloer Abkommen, das im September 1993 unterzeichnet wurde und in dessem Rahmen die Verwaltung des Bildungssystems an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) übertragen worden ist. In Folge dessen  gründete die PA im Jahr 1994 das erste palästinensische Ministerium für Bildung mit Sitz in Ramallah. Neben der Regierung spielt vor allem das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Geflüchtete im Nahen Osten (UNRWA) eine bedeutende Rolle im Bildungsbereich, das Bildungseinrichtungen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Autonomiegebiete für palästinensische Geflüchtete betreibt. Daher existieren drei Schulformen in Palästina: 1.474 staatliche, 147 private, meist von kirchlichen Trägern, und 253 von der UNRWA gegründete Schulen. Während die Schulen im Westjordanland der PA-Verwaltung unterstehen, kontrolliert im Gazastreifen seit 2006 die islamistische Hamas das Bildungswesen.

Heutzutage tragen in den PA-Gebieten laut der Palästinensischen Mission in Deutschland drei Ministerien  die Verantwortung für die Verbesserung der bildungsrelevanten Infrastruktur, die Schulung und Weiterbildung von Lehrkräften, die Standardisierung der Lehrpläne  sowie für die Etablierung eines umfassenden Bildungssystems in Palästina: das Ministerium für Bildung, das Ministerium für Höhere Bildung (Hochschulwesen) und das Ministerium für Arbeit. Zwischenzeitlich wurden das Ministerium für Bildung und das Ministerium für Höhere Bildung zusammengeführt und zuletzt 2019 wieder getrennt. Zusätzlich existiert ein Zentrum zur Entwicklung des Curriculums, und im palästinensischen Legislativrat wurde ein Ausschuss gebildet, der sich unter anderem mit bildungsrelevanten Gesetzen befasst. 

Sowohl die diplomatische Vertretung Palästinas in Deutschland als auch das katarische  Medium Al-Jazeera betonen die zwangsläufig erfolgten Schulschließungen durch die israelische Armee während der beiden Intifadas (1987 und 2000), die den Zugang zu Bildung für Palästinenser:innen versperrte und zu entschlossenen Reaktionen der Bevölkerung in Form von privaten Initiativen und Nichtregierungsorganisationen führte, die sich bis heute für verbesserte Bedingungen in der Bildung einsetzen.

Aufbau des palästinensischen Schulsystems 

In Palästina gilt eine allgemeine Schulpflicht für Kinder im Alter von sechs bis 15 Jahren. Im Unterschied zu Deutschland, wo ein dreigliedriges Schulsystem besteht, gibt es in Palästina bis zur zehnten Klasse eine einheitliche Schulausbildung. Der weitere schulische Werdegang hängt vom Notendurchschnitt ab, der darüber entscheidet, ob die Jugendlichen eine weiterführende Schule besuchen dürfen. Dort absolvieren sie innerhalb von zwei Jahren das Abitur, auch als Tawjihi bekannt.

Das Abitur in Palästina ist vielfältig gestaltet. Neben dem allgemeinen “akademischen” Abitur, das sich auf Natur- oder Literaturwissenschaften konzentriert, besteht die Möglichkeit, ein Fachabitur in Bereichen wie Wirtschaft, Industrie, Landwirtschaft oder Gesundheitspflege zu absolvieren. Schüler:innen, die das “akademische” Abitur erwerben, können sich im Anschluss an Universitäten einschreiben, während das Fachabitur den Zugang zu einem College-Studium ermöglicht. Seit dem Schuljahr 1994/95 werden die Abiturprüfungen von den zuständigen palästinensischen Behörden durchgeführt.

Ein Schuljahr beginnt immer Ende August oder Anfang September und endet im Mai des folgenden Jahres. Dadurch umfasst das Unterrichtsjahr entweder 210–215 Schultage (mit einem freien Tag in der Woche) oder 175–180 Schultage (mit zwei freien Tagen).

Bildungsinhalte und Kritik

Im palästinensischen Curriculum von 1998, wie in einem UNESCO-Bildungsbericht über Palästina von 2011 festgehalten, wird die Notwendigkeit für Bildungsinhalte betont, die die palästinensische Identität widerzuspiegeln. Es legt außerdem Wert auf die islamische Zugehörigkeit, strebe die Einheit der arabischen und islamischen Welt an und setze sich für die Freiheit Palästinas ein. Der Gebrauch der arabischen Sprache als Kommunikationsmittel werde als grundlegend betrachtet, während auch die Lehre von Fremdsprachen betont wird. Die Auswahl von Wissen, Kultur und Wissenschaft stehe im Fokus, insbesondere in Bereichen wie Technologie, Ökologie und Demografie. Die Ausbildung ziele darauf ab, kritisches Denken zu fördern und ausgewogene Persönlichkeiten zu fördern.

Jedoch kritisierte die israelische NGO IMPACT-se den palästinensischen Lehrplan für das Schuljahr 2020/21. Die Vorwürfe betrafen antisemitische Inhalte, die Ablehnung des Friedens mit Israel und das Fehlen von Toleranz und Koexistenz. Kritiker:innen bemängeln stereotype Darstellungen von Jüdinnen und Juden als korrupt und kontrollierend sowie die Verherrlichung von Personen mit antisemitischen Ansichten. Zudem wird die Förderung von Märtyrertum und dem Dschihad in Gedichten und Texten kritisiert. Die Einbindung von Gewaltdarstellungen in naturwissenschaftliche und mathematische Unterrichtsinhalte wird als unangemessen und politisch motiviert betrachtet. Insgesamt wecken die Vorwürfe Bedenken hinsichtlich der politischen Beeinflussung und des Mangels einer ausgewogenen und friedlichen Lernumgebung. Es sei jedoch angemerkt, dass auch israelische Schulbücher bereits in der Kritik standen, Vorurteile gegenüber der palästinensischen Bevölkerung zu verbreiten, deren Vertreibung 1948 zu verschweigen und diese als Terroristen zu brandmarken. 

Die Komplexität und die eigene Betroffenheit spiegeln sich unvermeidlich in den Bildungssystemen der beiden Konfliktparteien wider. Die Herausforderung besteht einerseits darin, einen Ausgleich zu finden, der  Frieden, Verständnis und Respekt fördert. Auf der anderen Seite verhindern und erschweren die täglichen Herausforderungen durch den allgegenwärtigen Krieg das Lernen.

Kein Unterricht mehr in Gaza 

Seit mehr als sieben Jahrzehnten befinden sich Israel und Palästina in einem Konflikt, der sich nicht nur in den Bildungsinhalten abzeichnet. Auch auf dem täglichen Schulweg, bei der Beschaffung von Unterrichtsmaterialien und Schuluniformen sowie in den unsicheren Schulgebäuden müssen die Kinder, Eltern und Lehrkräfte teilweise beschwerliche Strapazen auf sich nehmen. Schon seit Jahren bedeutet der jährliche Schulbeginn eine Herausforderung für alle Beteiligten, da beispielsweise die Eltern teuren Schulbedarf und Uniformen beschaffen und die Schulen mit den vom Krieg traumatisierten Kindern umgehen müssen. 

Durch die jüngsten Entwicklungen seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober hat sich die Situation noch verschärft. Laut UNICEF sind derzeit alle Schulen in Gaza geschlossen. Viele dieser Schulen dienen jetzt als Notunterkünfte für Geflüchtete, statt Unterricht wird gekocht und geschlafen. Ein weiterer problematischer Aspekt ist die Nutzung der Bildungseinrichtungen von der Hamas als Waffenverstecke und Stützpunkte, was von Israel kritisiert wird. Die Kinder und Jugendlichen sind nach wie vor die Hauptleidtragenden des Konflikts, da ihnen das grundlegende Recht auf Bildung verwehrt wird, und sie gleichzeitig unter der konstanten psychischen Belastung und dem Stress durch die anhaltenden Konflikte leiden. 

Das Bildungssystem in den palästinensischen Gebieten ist heute mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Diese stammen nicht nur aus den strukturellen Belastungen des Schulsystems unter dem politischen Druck, sondern spiegeln auch die politischen und sozialen Realitäten der Region wider. Denn schon vor dem aktuellen Krieg galt: Ein palästinensischer Abschluss, egal ob in Gaza oder im Westjordanland, ist aufgrund der Staatenlosigkeit der Bevölkerung und der ruinösen wirtschaftlichen Situation nicht viel wert. Im Jahr 2017 lag die Jugendarbeitslosigkeit in Gaza bei 60 Prozent. Die fehlende berufliche Perspektive zählt zu den größten strukturellen Problemen der Bildungslandschaft in den besetzten Gebieten. 

Trotz der Bemühungen der PA, der UNRWA und anderer Akteure, Bildung weiterhin zugänglich zu machen, stehen die Kinder und Jugendlichen vor gravierenden Schwierigkeiten. Der andauernde Krieg  erschwert nicht nur den Schulalltag, sondern beeinträchtigt auch die psychosoziale Entwicklung der Schüler:innen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die internationale Gemeinschaft, lokale Akteure und die Konfliktparteien selbst verstärkt den Schutz und die Förderung des Bildungswesens trotz widriger Umstände in dieser Region einsetzen.

Bildung in Krieg und Krise
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Im Schulkontext stehen Lehrer:innen vor immer mehr Herausforderungen: Kriege, Naturkatastrophen und traumatisierende Erfahrungen prägen sowohl Schüler:innen als auch Lehrer:innen. Um eine sichere Lernumgebung zu schaffen, ist es wichtig, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Im Rahmen unserer Themenwoche Bildung in Krieg und Krise haben wir mit Ina Bagdenand gesprochen, die von ihren Erfahrungen und Einschätzungen als Lernbegleiterin berichtet. Nach einem Bachelor in Erziehungs- und Geschichtswissenschaften konnte sie auch viele Erfahrungen in dem berufsbezogenen Master in Beratungswissenschaften sammeln, in welchem sie sich auf die Begleitung von Bildungseinrichtungen spezialisierte. Zahlreiche Kenntnisse erlangte sie auch im Regionalzentrum für demokratische Kultur und in der Ausbildung von Lehrkräften. 

Lehrer News: Wie gehen Sie damit um, wenn Sie feststellen, dass ein:e Schüler:in möglicherweise traumatisiert ist?

Bagdenand: Wenn ich das Gefühl habe, dass es jemandem mit einem Thema nicht gut geht, versuche ich, mit der Person ins Gespräch zu kommen. Das beschäftigt mich zunehmend, besonders da wir auch in den Medien mit Trigger-Meldungen konfrontiert sind. Da ich unter anderem viel mit der Thematik Diskriminierung zu tun habe, habe ich darüber nachgedacht, vorab darauf hinzuweisen, dass es eine Möglichkeit gibt, bei Bedarf persönlich mit mir zu sprechen. Das wäre eine erster Schritt – ein Gespräch anbieten.

Ina Bagdenand (Quelle: privat)

Lehrer News: Der Unterricht und die Schule sind ein großer Bestandteil des Lebens der Schüler:innen. Welche Möglichkeiten gibt es, den Unterricht an die Bedürfnisse von geflüchteten/traumatisierten Schüler:innen anzupassen?

Bagdenand: Ich würde diesen Raum sogar noch weiter öffnen und sagen, dass sich die Schule noch stärker den Gegebenheiten der Schüler:innen anpassen müsste. Meiner Meinung nach ist das aktuelle Schulsystem zu starr und gibt vielen Schüler:innen nicht genug Möglichkeiten, ihren Raum zum Lernen zu finden. Sobald wir aber eine Öffnung innerhalb der Schule haben und uns mit Individualität beschäftigen, müssen wir auch die Biografien der Menschen in unserem Umfeld berücksichtigen. Die gesamte Struktur müsste dafür aber grundlegend anders sein. Jeder Mensch hat seine Biografie und diese sollte ihren Platz bekommen.

Lehrer News:  Welche Fächer oder Themen eignen sich besonders, um einen sicheren Lernraum zu schaffen und welche Herausforderungen sehen Sie in diesem Zusammenhang?

Bagdenand: Alle! Ich würde da kein Fach ausschließen. Die Herausforderung besteht darin, dass ich keine Annahmen darüber machen kann, was traumatisierend sein könnte oder was eine traumatisierte Person ansprechen könnte. Ich stelle mich damit schon wieder eine Stufe höher, weil ich das ja gar nicht beurteilen kann. Es liegt immer beim Individuum selbst. Und es können Situationen sein, die für mich erstmal ein bisschen komisch wirken: Nehmen wir mal ein Beispiel: Ich frage mich: „Wieso ist das denn jetzt so doof für die Person? Das verstehe ich gar nicht.“ Aber ich muss nicht verstehen, warum es so ist, sondern Raum für die Person schaffen und respektieren, dass es für sie schwierig ist, unabhängig vom Fach.

Lehrer News: Geflüchtete und/oder traumatisierte Schüler:innen haben häufig verschiedene kulturelle Hintergründe. Wie können diese Unterschiede den Lernprozess beeinflussen und wie können Lehrer:innen darauf eingehen?

Bagdenand: Ich würde dazu tendieren, das gar nicht so voneinander zu trennen, da jeder Mensch seinen eigenen kulturellen Hintergrund hat. Ich könnte auch das Nord-Süd/Ost-West-Gefälle in Deutschland nehmen – auch hier gibt es bereits Unterschiede. Wenn ich nun den Fokus auf einen kulturellen Unterschied außerhalb von Deutschland richte, habe ich das Gefühl, dass ich wiederum dazu neige, in gewisser Weise zu kategorisieren: Was aus Deutschland kommt, wird als normal betrachtet, während das Andere als nicht normal erscheint. Es ist wichtig, sich auf die individuellen Bedarfe in einer Klasse einzustellen, unabhängig davon, ob sie aus verschiedenen Kulturen innerhalb oder außerhalb Deutschlands stammen. Kulturelle Unterschiede existieren überall, und ich muss immer darauf achten, welche Bedarfe die Schüler:innen haben und was sie mitbringen, sodass ich vorab gar nicht sagen könnte, was ich wie machen würde. Das kommt immer auf die Situation an. 

Lehrer News: Oft ist es schwer zu erkennen, was Schüler:innen gerade durchmachen und erlebt haben. Wie erkennen Sie individuelle Bedürfnisse Ihrer Schüler:innen?

Bagdenand: Das hat viel mit einem sorgfältigen Beobachten und Wahrnehmen zu tun – dann auch wiederum mit einem sensiblen Umgang des Ansprechens. Aber dieses Ansprechen sollte immer von meiner persönlichen Wahrnehmung ausgehen. Zum Beispiel: "Ich habe das Gefühl“ oder „Ich spüre, dass es dir nicht so gut geht, aber vielleicht irre ich mich auch." Es ist wichtig, einfühlsam vorzugehen und sich selbst als Ausgangspunkt zu nehmen.

Lehrer News: Neben der Schule ist auch das persönliche Umfeld der geflüchteten Schüler:innen maßgeblich. Wie beziehen Sie die Eltern oder Erziehungsberechtigten in den Bildungsprozess mit ein?

Bagdenand: Klar, gehört das Umfeld dazu, aber auch da gilt, dass ich immer sensibel damit umgehen muss. Wenn ich eine:n Jugendliche:n anspreche, frage ich die Person, inwieweit es für sie in Ordnung ist, und beziehe sie mit ein. Bei jüngeren Kindern ist es ein anderer Modus: Hier ist es schwieriger, die Entscheidung dem Kind zu überlassen, ob man mit der Familie in Kontakt tritt oder nicht. Hier würde ich mir Unterstützung von Fachexpert:innen holen, die sich bereits lange mit solchen Themen auseinandersetzen und da sicherlich auch wichtige Erfahrungen gesammelt haben.

Lehrer News: Es gibt viele verschiedene Herangehensweisen, um traumatisierten Schüler:innen zu begegnen. Welche pädagogischen Ansätze würden Sie empfehlen, um diese Schüler:innen in den Unterricht zu integrieren und ihre individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen?

Bagdenand: Das ist ein bisschen schwierig. Pädagogische Konzepte sind wichtig und man kann in unterschiedlichen Einrichtungen mit verschiedenen Konzepten arbeiten, aber ich denke, dass es letztendlich auf meine Haltung, Werte und Einstellung zum Thema ankommt. Das setzt natürlich voraus, dass ich mich mit politischen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetze und dazu eine Haltung entwickle. Deshalb kann ich das nicht auf ein spezielles Konzept übertragen. Außerdem muss ich in der Lage sein, zu reflektieren. Das bedeutet auch, dass ich nicht immer alles „richtig“ mache,  sondern auch reflektiere, wenn ich das Gefühl habe, dass im Unterricht etwas vielleicht nicht passend war. Ich würde nicht sagen, dass es da ein spezielles Konzept gibt. Es hängt von meiner Sensibilität, Reflexionsfähigkeit und Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen ab. Es gibt keine spezifische Lösung, sondern es ist situativ und erfordert ständige Reflexion.

Lehrer News: Traumatisierende Erfahrungen von Schüler:innen können auch für Lehrkräfte ein belastendes Thema sein. Wie können Lehrer:innen, die sich mit diesen Themen konfrontiert sehen, selbst damit umgehen? 

Bagdenand: Die Schulkultur müsste sich stark ändern, weil ich es wichtig finde, dass  pädagogische Fachkräfte regelmäßig Supervision, auch Einzelsupervision, erhalten sollten. Es ist wichtig, dass ein solches Kulturverständnis im Schulalltag präsent ist. Ich finde  es auch sehr wichtig, dass die pädagogischen Fachkräfte sich untereinander austauschen können. Aber leider gibt es dafür überhaupt kein Zeitfenster: Die Lehrpläne und die Abschlüsse, die erreicht werden müssen, das ist alles so eng gestrickt und so voll. Leider ist durch dieses begrenzte Zeitfenster und die Fülle an Lehrstoff für dieses Innehalten, in Austausch gehen und reflektieren oft keine Zeit. 

Lehrer News: Und welche Unterstützung können sie dabei von Schulen oder anderen Organisationen erhalten? 

Bagdenand: Fortbildungen sind eine Option, aber auch dafür brauche ich Zeit.  Ich muss mir überlegen, wie ich das Wissen integrieren und mit in die Schule bringen kann. Verbände und staatliche Institutionen bieten viel an, aber es bedarf einer intensiven Aktivität seitens der Lehrpersonen. Ein Netzwerk von Institutionen um die Schulen, wie es in den skandinavischen Ländern der Fall ist, unterstützt durch Verbände und staatliche Institutionen, könnte hier einen positiven Beitrag leisten. 

Der Umgang mit traumatisierten und/oder geflüchteten Schüler:innen ist ein herausforderndes Thema. Wie man sensibel damit umgehen könnte, hat uns Ina Bagdenand im Interview erklärt. Dennoch gibt es viel Handlungsbedarf, insbesondere in den Strukturen der Schulen, die oftmals nicht genug Zeit einräumen, um den Schüler:innen gerecht zu begegnen. Habt ihr bereits Erfahrungen in diesem Bereich gemacht? 

Bildung in Krieg und Krise
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Weltweit bekommen Menschen die Auswirkungen des sich verändernden Klimas zu spüren. Während an einigen Orten auf der Welt die Bedingungen zunehmend lebensfeindlich werden, sind extremere Wettersituationen und sich häufende Naturkatastrophen fast überall eine Folge dieser Entwicklung. Eindrücklich für Deutschland wurde dies im Juli 2021, als es in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu extremen Niederschlägen kam, die in einer Flut endeten. Besonders betroffen davon war das Ahrtal, wo die Folgen dieses Ereignisses an den Schulen noch heute omnipräsent sind. Wir sprechen mit Betroffenen aus der Region und blicken darauf darauf, was die Folgen von Naturkatastrophen für das Bildungssystem auch bei uns bedeuten können.

Zwei Schulleiter über den Unterricht nach der Flut

Erst vor einigen Tagen riefen die Überschwemmungen im Norden Deutschlands wieder Erinnerungen an Geschehnisse aus der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 und deren Folgen hervor. Zweieinhalb Jahre ist es her, als das Ahrtal von unvorstellbarem Starkregen überrascht wurde, der in rasendem Tempo die Flussläufe füllte, sodass die Ahr meterhoch über die Ufer trat. Menschen starben, verloren ihr Zuhause und eine ganze Region hat ein Trauma erlitten und stand vor riesigen Trümmerhaufen. Auch an einigen Schulen vor Ort sind die Folgen der Katastrophe überall sichtbar und spürbar. Die Bilder davon haben uns in Deutschland gezeigt, dass unsere Schulen nicht sicher sind, in Anbetracht dessen, dass sich extreme Wetterereignisse durch den Klimawandel auch hierzulande häufen werden. Denn die Schäden des Unglücks sind dort noch lange nicht behoben, die Instandsetzung von Unterrichtsräumen und Turnhallen wird noch andauern und viel Geld kosten. 

Um zu sehen, wie genau die Situation an den Schulen im Ahrtal heute ist, haben wir mit zwei Schulleitern aus Bad-Neuenahr Ahrweiler gesprochen. Einer davon ist Marco Bastiaansen von der Erich-Kästner-Realschule plus (EKS): “Schüler und Lehrkräfte sind besonders in der ersten Zeit nach der Flut über sich hinaus gewachsen. Das “Wir-Gefühl”, besser bekannt als “SolidAhrität” hat die Schulgemeinschaft zusammenwachsen lassen. Davon profitieren wir noch heute. Wir konnten zwischenzeitlich wieder einige schulische Einrichtungen z.B. die Mensa der Ganztagsschule in Betrieb nehmen und auch Fachräume stehen wieder zur Verfügung. Dies ist für jeden sichtbar und vermittelt einen positiven Eindruck. Die Menschen bleiben zuversichtlich und sehen an vielen Stellen Licht am Ende des Tunnels.”

Dr. Klaus Müller ist Lehrer an der Berufsbildenden Schule des Landkreises (BBS) und seit August letzten Jahres kommissarischer Schulleiter. Dort wurden von der Flut zwei Drittel der Klassenräume sowie Räumlichkeiten für die Ausbildungsberufe zerstört. “Unserer Schule geht es eigentlich gut, in dem Sinne, dass wir uns mit der Flut arrangiert haben. Wir haben in den letzten zwei Jahren Provisorien erhalten. Das sind drei Hallen mit jeweils 20 Klassenräumen. Dazu haben wir seit diesem Schuljahr eine Halle mit vier Werkstatträumen, die in Betrieb, sodass wir auch den fachpraktischen Unterricht wieder anbieten können”, beschreibt Müller die aktuelle Situation. “Wir sind froh über die Räume, weil anders könnten wir den Schulunterricht nicht fortführen”, führt er weiter aus. Denn seine Schüler:innen mussten zwischenzeitlich an sechs Standorte verteilt werden und dafür bis zu zweistündige Schulwege in Kauf nehmen.

Die Auswirkungen der Katastrophe bleiben noch lange spürbar

Müller verdeutlicht jedoch, dass der Schulalltag an der BBS trotzdem noch lange Zeit mit einer Mehrbelastung verbunden sein wird: “Diese Hallen bestehen aus 60 Millimeter dünnen Sandwichpaneelen, aus Blech und Bauschaum. Das heißt, selbst Unterricht bei normaler Lautstärke ist im Nachbarraum hörbar. Das ist für die Schülerschaft und die Kolleginnen und Kollegen natürlich sehr anstrengend. Die Schulgemeinschaft hat sich daran weitestgehend gewöhnt, aber es ist natürlich eine Belastung. Jetzt kommt die Marathonstrecke”, findet Müller ein Bild, um die Situation zu beschreiben. Denn der Wiederaufbau des Schulgebäudes wird erst für die Planung ausgeschrieben. Bis alle Räumlichkeiten wieder bezugsfertig sind, wird es noch lange dauern.

Auch wenn die Flut im Ahrtal (noch) ein Ausnahmeereignis  darstellt, wird deutlich, wie wichtig die Sicherheit unserer Infrastruktur ist. Auch bei den Wiederaufbaumaßnahmen an den beiden Schulen findet der Hochwasserschutz eine besondere Beachtung, wie Marco Bastiaansen erklärt: “Bei allen Bemühungen des Aufbaus und der Gestaltung steht das Nachhaltigkeitsprinzip an oberster Stelle. Es wird gründlich abgewogen und mit vielen Stellen und Beteiligten entschieden, wie gebaut werden soll. Die Hochwassersicherheit steht an oberster Stelle. Der Beteiligungsprozess kann mehr Zeit in Anspruch nehmen, dafür steht am Ende eine qualitativ hochwertige und dauerhafte Lösung, die noch dazu modernen Ansprüchen gerecht wird”. Für den Hochwasserschutz gibt es verschiedene Richtwerte. Einer davon ist  die HQ100-Linie, die anzeigt, mit welchem Pegelstand einmal alle 100 Jahre zu rechnen ist. Müller  erklärt, was das für seine Schule bedeutet: “Das hatte schon zur Folge, dass die letzten Provisorien Gebäude bereits auf ein Meter hohen Stelzen errichtet worden sind. Auch beim Wiederaufbau müssen die Richtlinien berücksichtigt werden. Naturwissenschaftliche Räume sind jetzt im ersten Stock neu errichtet worden, um Räume mit kostbarer Einrichtung, auch Computerräume, zu schützen. Wie das für die Werkstätten und Großküchen wird, muss die Zukunft zeigen und die Aufgabe der Planer und Architekten.”

Doch es wird wichtig sein, dass die Kommunen bundesweit bei zukünftigen Baumaßnahmen und Investitionen in die Infrastruktur den Katastrophenschutz mehr berücksichtigen. Schließlich handelt es sich dabei um langfristige Investitionen, die sich in Jahrzehnten bei den zunehmenden Extremwetterlagen auszahlen könnten.

Zwischen Verarbeitung und Optimismus

Auch die psychische Belastung infolge der Katastrophe ist im Ahrtal noch immer spürbar. Erst im November berichtete der SWR, dass die Anfragen für Therapieplätze sogar weiter anstiegen. Die Nachfrage nach psychotherapeutischen Beratungsterminen im Traumahilfezentrum des Ahrtals sei noch immer größer als das Angebot. Ende 2021 war das Zentrum eröffnet worden und hat seither nach eigenen Angaben weit über 300 Kinder betreut und beraten. Ähnlich groß sei weiterhin auch die Inanspruchnahme von Hilfe direkt an der Schule. Die beiden Schulleiter aus Bad-Neuenahr Ahrweiler zeigen dankbar für jene psychologische Betreuungsangebote und die Sozialpädagog:innen an ihrer Schule, die vieles auffangen würden. 

Doch Bastiaansen und Müller schaffen es, auch positiv in die Zukunft zu blicken. “Die Schulgemeinschaft ist seit der Flut besonders zusammengerückt, das Bewusstsein über das gemeinsame Schicksal ist in der gesamten Schulgemeinschaft sehr präsent. Schüler und Lehrkräfte identifizieren sich mehr denn je mit der Schule", beschreibt Bastiaansen. “Die selbstlose Hilfe für andere, oftmals fremde Menschen, wirkt auf mich noch immer sehr beeindruckend. In unserer Schule treffe ich auf freundliche, offene und auch dankbare Kinder, die sich bei uns sichtlich wohl fühlen und eine positive Schulatmosphäre prägen.” Auch Müller zeigt sich hoffnungsvoll, weil “die meisten Menschen einfach positiv herangehen, mit einem ‚Wir schaffen das‘. Viele sind selbst betroffen gewesen, konnten nicht mehr in ihren Wohnungen und Häusern wohnen. Und die Leute haben den Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern haben gesagt: Es muss weitergehen. Das hat mich unglaublich beeindruckt und ich glaube, es gibt auch vielen Leuten Kraft für die Zukunft.”

Wie aus einer Klimakrise eine Bildungskrise wird

Während Deutschland von unregelmäßigen Extremen betroffen ist, leben laut den Ergebnissen des UNICEF-Klima-Risiko-Indexes weltweit eine Milliarde Kinder in einem Land, das aufgrund der Klimakrise extrem stark gefährdet ist. Das Kinderhilfswerk bemüht sich schon lange, Druck auf die relevanten Akteur:innen aus Wirtschaft und Politik auszuüben, indem sie darauf hinweist, dass Kinder besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden. Es zitiert seine ehemalige Exekutivdirektorin Henrietta Fore (201 8-2021 im Amt) in einer Pressemitteilung dazu: “Wenn wir den Zugang von Kindern zur Grundversorgung verbessern, beispielsweise zu Wasser und sanitären Einrichtungen, zu Gesundheitsversorgung und Bildung, kann sich auch ihre Fähigkeit, Klimagefahren zu überleben, erheblich verbessern”. UNICEF hat bezogen auf die Bildung weiterführend eine klare Forderung formuliert. Man müsse “Kindern Kenntnisse im Bereich Klima und Umweltschutz vermitteln”. Dies sei entscheidend “für die Anpassung an und die Vorbereitung auf die Auswirkungen des Klimawandels” der Kinder. 

Welche Verknüpfungen dazu führen, dass im globalen Süden vielerorts auch die Bildung unter der Erderwärmung leiden, erklärt die Österreichische Entwicklungsorganisation Jugend eine Welt anschaulich: “Überschwemmungen zerstören Schulen, Stürme zwingen Menschen zur Flucht, Dürren führen dazu, dass Kinder weite Wege zurücklegen müssen, um Wasser zu holen oder Tiere zu versorgen. Folglich bleibt weniger Zeit für wichtige Schulbildung oder noch schlimmer: Familien können es sich schlicht nicht mehr leisten, ihre Kinder in die Schule zu schicken.” Daraus ergibt sich ein Problem, denn Bildung hilft Menschen dabei, sich aus der Armut zu befreien. Doch wenn arme Menschen besonders unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden und dadurch deren Kindern der Zugang zu Bildung verwehrt bleibt, dann lässt sich daraus eine Negativspirale ableiten.

Naturkatastrophen zerstören notwendige Infrastruktur

Ein weiteres Problem in vielen betroffenen Regionen ist, dass die Infrastruktur extrem gefährdet ist. Dort werden Naturkatastrophen zunehmend zur Regel und so müssen die Menschen mit Wechseln von Dürre und Starkregen umgehen. Diesen Umständen können die Schulen teilweise nicht mehr standhalten, wie UNICEF an einem Beispiel aus Malawi in Südostafrika schildert: Im ersten Halbjahr 2023 konnten die Schüler:innen der Chikuli Primary School im Süden des Landes für längere Zeit nicht zur Schule gehen, weil die Gebäude während des Zyklons, einem schweren Tropensturm im Februar, geschlossen waren oder als Auffanglager für diejenigen dienten, die ihr Zuhause verloren haben. Doch auch die Schulen selbst nehmen Schaden, wenn beispielsweise sanitäre Anlagen von den Fluten mitgerissen und Wassersysteme zerstört werden. Solche Probleme sorgen dafür, dass sich Infektionskrankheiten schneller verbreiten können. In Malawi war dies ein Mitgrund zu einem Ausbruch von Cholera, weshalb viele Schulen für einige Zeit erneut schließen mussten.

Besonders Mädchen sind die Leidtragenden unter diesen Umständen. Aufgrund der Armut ihrer Familien werden sie oft sehr früh verheiratet, um von den Eltern nicht mehr selbst versorgt werden zu müssen. Das bedeutet in der Regel, dass sie nicht mehr zur Schule gehen dürfen, falls sie das überhaupt durften. Wie UNICEF in ihrem Beispiel aus Malawi hinweist, sind Mädchen auf Sanitäranlagen und eine Wasserversorgung angewiesen, da sie sonst “während ihrer Menstruation nicht in die Schule gehen können”. Das Kinderhilfswerk baut in einem Projekt Wassersysteme in Malawi, von denen die Dörfer und Schulen profitieren. Besonders jedoch die weibliche Bevölkerung, da in den Haushalten die Frauen und an den Schulen die Schüler:innen für das Wasserholen zuständig waren, was bis zu drei Stunden in Anspruch genommen hat. 

Bildungseinrichtungen sind kritische Infrastruktur

Wenn Naturkatastrophen diese Infrastruktur zerstören, werden die Fortschritte zunichtegemacht, allen Kindern ihr Grundrecht auf Bildung zu ermöglichen. Das ist besonders in den Ländern tragisch, die hier ohnehin die größten Defizite haben. Es sind arme Regionen, im globalen Süden, die besonders unter der Klimakrise leiden.

Am Beispiel Ahrtal zeigt sich, wie wichtig ein gutes Bildungsangebot für das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen ist. Die beiden Schulleiter, die wir interviewt haben, machten genau diesen Punkt deutlich. “Wir bemühen uns, den schulischen Alltag wie vor der Flut aufrechtzuerhalten und den Kindern ein Stück ‘Normalität’ anzubieten. Bildung steht dabei absolut im Zentrum. Wir nutzen dazu alle pädagogischen Spielräume und suchen Lösungen, die dem einzelnen Schüler gerecht werden”, macht Bastiaansen die Herangehensweise seiner Schule deutlich. “Das waren auch unsere Erlebnisse direkt nach der Flut”, bestätigt Müller diesen Aspekt. “Unsere Schüler sagten, wir sind froh, dass wir Unterricht haben, wir sind froh, dass wir Normalität haben, dass wir herkommen können und wissen, es geht hier weiter in der Berufsausbildung” sagt er und bezieht sich dabei sogar auf die Zeit als seine Schüler:innen noch auf weit entfernte Standorte verteilt waren. Umso wichtiger ist es, dass Schulen als kritische Infrastruktur anerkannt werden und Kindern ihr Grundrecht auf Bildung auch im Krisenfall erhalten bleibt.

Bildung in Krieg und Krise
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Eines von zehn Kindern weltweit muss arbeiten, anstatt zur Schule zu gehen. Diese erschütternde Statistik legt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) als Teil der Vereinten Nationen (UN) offen. In konkreten Zahlen seien es circa 160 Millionen Kinder, die einer Form der entlohnten Arbeit nachgehen, anstatt die Schule zu besuchen – genaueren Erhebungsverfahren in Zusammenarbeit mit UNICEF zufolge leben über die Hälfte davon in Afrika südlich der Sahara. Die Gründe dafür differieren stark. Im Rahmen unserer Themenwoche “Bildung in Krieg und Krise” beleuchten wir einen Blickwinkel auf Schule und Kinder, der hierzulande nur allzu leicht übersehen wird.

Eines von unzähligen Beispielen: Ein zwölfjähriger Junge aus dem Jemen, der davon berichtet, täglich elf Stunden lang schwere körperliche Arbeit zu verrichten. In einem kurzen Reportageclip legt er einem Team der UNICEF auch die Gründe dafür offen: Sein Vater sei bereits verstorben, und seine Familie habe keine andere Möglichkeit, finanziell zurechtzukommen. Deshalb arbeite er seitdem in einer Eisenwerkstatt unter Bedingungen, die nicht annähernd genug Schutz bieten können. Dass seine schulische Bildung darunter leidet, darüber wirkt der junge Anas ebenso reflektiert wie entschieden: “Ich gehe nicht mehr zur Schule, weil meine Familie keinerlei Unterstützung hat. Deshalb schicke ich stattdessen meine Brüder in die Schule, damit sie zur Universität gehen und danach Arbeit finden können”, führt er mit einer solchen Entschlossenheit aus, die fast vergessen lässt, dass ein Kind in die Kamera spricht. Nicht nur ist er sich demnach der Wichtigkeit schulischer Bildung bewusst, sondern auch der Hierarchie, in der sich diese befindet und dem Privileg, das es braucht, um ihr nachgehen zu können. 

Kinderarbeit: Wie kommt es dazu?

Anas’ Lebensrealität spiegelt einen der häufigsten Gründe für Kinderarbeit auf der ganzen Welt wieder. Die finanzielle Abhängigkeit von Familien zu ihren Kindern als bezahlte Arbeitskräfte ist ein globales Problem, das obendrein nur bedingt in Zahlen zu fassen ist. Zwar existiert nach dem bereits erwähnten Bericht von 2021 der Wert von etwa 160 Millionen arbeitenden Kindern auf der Welt, die in ihrem Alter eigentlich ihrer schulischen Bildung nachgehen müssten. Doch wie Aussagen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) entnommen werden kann, werden beispielsweise Hilfsarbeiten für die Arbeitsverhältnisse von Eltern im Agrarsektor offiziell nicht als Kinderarbeit gewertet. Da laut FAO einerseits fast 70 Prozent der bereits erfassten Kinderarbeit in landwirtschaftlilchen Tätigkeiten verrichtet wird, und andererseits die gesamte Statistik von Kinderarbeit derzeit zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder einen Anstieg erlebt, liegt es sehr nahe, dass auch die verrichteten “Hilfsarbeiten” in unsicheren und körperlich überfordernden Umgebungen der globalen Landwirtschaft eine viel zu hohe Zahl schwer arbeitendener Kinder hervorbringen. 

Der globale Trend: Kinderarbeit nimmt seit 2016 erneut zu (Quelle: ILO)

Dennoch kann Eltern in einer solchen Armut kaum vorgeworfen werden, sie seien Schuld an den Verhältnissen, in denen ihre Familien leben. Der Generaldirektor der ILO, Gilbert Houngbo, äußerte sich dazu am diesjährigen Welttag gegen Kinderarbeit: “Kinderarbeit gibt es nur seltenst weil Eltern schlecht in ihrer Rolle sind, oder sich nicht um ihre Kinder sorgen. Vielmehr rührt sie von einem Mangel an sozialer Gerechtigkeit.” Geeignete Lösungen seien für ihn solche, die die Wurzel des Problems anpacken und es schmälern. Familien in größter Armut ist nicht geholfen durch ein Verbot von Kinderarbeit, sondern durch sozial gerechte Systeme, die Eltern nicht die Entscheidung treffen lassen müssen, die Bildung und Kindheit ihrer Kinder für winzig ausbezahlte Überlebenschancen einzutauschen.

Vier Ansätze gegen Kinderarbeit

Die Organsation Compassion International stellt auf YouTube vier große Ansatzpunkte vor, deren Inangriffnahme bzw. Umsetzung die die Basis für den Kampf gegen Kinderarbeit bilden sollen:

1. Gesetzgebung: Es brauche eine bestimmtere Haltung des Gesetzes gegen Kinderarbeit. Je nach Land bedeutet das, dass bereits bestehende Gesetze angepasst und ihre Nichteinhaltung stärker sanktioniert werden muss – oder aber, dass überhaupt erst Gesetze zum Verbot der Kinderarbeit verabschiedet werden müssen.

2. Zeit und Geld: Bei Problemen solcher Reichweite helfen individualistische Ansätze nur bedingt. Deshalb ist es für die Bekämpfung und Prävention von Kinderarbeit wichtig, bereits im Feld agierende NGOs und Nonprofit-Organisationen zu unterstzützen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Sowohl Zeit als auch Geld sind wertvolle Ressourcen, die Organisationen maßgeblich in ihrer Arbeit unterstützen und voranbringen. Durch finanzielle Unterstützung können sie, wie im Videobeitrag aufgezeigt, beispielsweise die Schulgebühren für Kinder übernehmen, deren Familien andernfalls keine andere Alternative hätten, außer sie mit arbeiten zu lassen.

3. Bewusster Konsum: Unsere Kaufentscheidungen stehen oft in Verbindung zu industriellen Prozessen, die auf Kinderarbeit beruhen – sehr wahrscheinlich öfter, als man als Laie vermuten würde. Sich vor seinem Kauf also darüber zu informieren, wo Konsumgüter genau herkommen und wie die Umstände ihrer Produktion aussehen, ist ein wichtiger erster Schritt, um die Unterstützung des Systems auf ein Minimum zu reduzieren.

4. (Weiter-)bildung: Auch den Impact, den wir auf unsere Umwelt und Mitmenschen haben, sollte nicht unterschätzt werden. Sich selbst immer weiter dazu zu informieren,wie Kinderarbeit funktioniert und an welchen Faktoren man auch als Privatperson beteiligt ist, ist ein Schritt in die Richtung eines größeren, kollektiven Bewusstseins für die Problematik und all ihren kleinen Fäden. Genauso kann jedes Gespräch mit Mitmenschen schon einen kleinen Unterschied bewirken, und auch das aktive Ansprechen von Unternehmen, die ihre Ressourcen aus den Händen von Kindern beziehen, kann in der Häufung etwas bewirken. Wie Compassion International es treffend festhält: “Je besser wir die Problematik verstehen, desto besser sind wir darauf vorbereitet, zu handeln”.

Wie vermittle ich das Thema Kinderarbeit in meinem Unterricht?

Der wichtigste Punkt bei der Behandlung der Thematik ist es, Schüler:innen bewusst zu machen, dass es tatsächlich ein Privileg ist, überhaupt die Schule besuchen zu können. Dabei geht es natürlich nicht darum, ein schlechtes Gewissen zu predigen, sondern vor allem um die Vermittlung des Wissens darüber, dass es viele Kinder auf der Welt und in ihrem Alter gibt, deren Lebensrealität ganz anders aussieht als die eigene. Ein geeignetes Einstiegsthema dafür wären beispielsweise die geltenden Kinderrechte nach der UN-Kinderrechtskonvention. Darin verankert findet sich das Recht auf Bildung. Ihr könntet also eure Schüler:innen daran heranführen, dass manche Kinder einen ganz anderen Alltag haben, als sie selbst – weil sie nämlich arbeiten müssen. Dabei unterscheidet sie sonst gar nicht so viel von eurer Schulklasse, wozu im Klassenverband einige Ideen gesammelt werden können. Schließlich wirft man das weitere verbindende Element zwischen euren Schüler:innen und Kindern, die nicht zur Schule können oder dürfen, nämlich ihr gemeinsames Recht auf Bildung. Unterstützendes Material findet sich beispielsweise in Form von kurzen Reportagen zum Thema (z.B. von BBC oder UNICEF), womit etabliert werden kann, wie man sich arbeitende Kinder überhaupt vorstellen muss. Eine kindgerechte Einführung zur Problematik der Kinderarbeit findet sich in Videoform auf dem YouTube-Kanal von Brot für die Welt. Auch die Bundeszentrale politische Bildung (bpb) hat eine Überblicksseite zum Thema, mit der ihr gleichzeitig thematisch tiefer einsteigen und Quellenarbeit einüben lassen könnt. Solltet ihr etwas mehr Zeit zur Verfügung haben, bietet sich auch diese 25-minütige ARTE-Reportage an, die Kinderarbeit in der syrischen Ölindustrie thematisiert.

Die gesamte Thematik rund um Kinderarbeit, Armut und soziale Ungerechtigkeit ist natürlich weder leichte Kost, noch sind all diese verwobenen Probleme schnell und einfach lösbar. Mit dem gemeinsamen Besprechen im Unterricht kann aber zumindest etwas Bewusstsein dafür geschaffen werden, sodass eure Schüler:innen sich vielleicht beim nächsten Handykauf daran erinnern, wie die meisten Lithiumbatterien produziert werden, und kommen mit Freunden oder ihren Eltern darüber ins Gespräch. Welche Fäden der im Unterricht vermittelte Inhalt später spinnen wird, kann man ohnehin nie wissen – und vielleicht werden sich zukünftige Aktivist:innen einmal noch ganz genau an eure Stunde zum Thema Kinderarbeit erinnern. Und auch wenn nicht: Bildung und miteinander ins Gespräch kommen sind, wie oben bereits erwähnt, essenzielle Schritte im Kamp gegen Kinderarbeit. Lasst uns also mehr darüber reden und Schritt für Schritt darauf hinarbeiten, dass Kinder auf der ganzen Welt eine angemessene Schulbildung genießen dürfen.

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München. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder plant einen Stellenabbau im Öffentlichen Dienst: „Bis 2035 könnten insgesamt bis zu 5000 Stellen eingespart werden“, sagte Söder im Gespräch mit dem Münchener Merkur.  Dies soll vor allem die Verwaltung betreffen. Die Sparmaßnahmen sollen durch den Abbau von Bürokratie, die Reduzierung von Gesetzen und verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz realisiert werden. Söder betont, dass die angekündigten zusätzlichen Stellen bei Polizei, Justiz und Lehrern erhalten bleiben sollen.

Der Bayerische Beamtenbund (BBB) äußert seine Verwunderung gegenüber Söders Vorstoß, insbesondere angesichts der bevorstehenden Schaffung neuer Stellen in anderen Bereichen. Weiterhin betont der BBB, dass künstliche Intelligenz als Arbeitserleichterung noch eine unsichere Möglichkeit sei und für deren Einführung eigentlich mehr Personal und nicht weniger nötig sei. Der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl äußerte dazu: „Es ist mindestens seit der Corona-Pandemie allgemein bekannt, dass vor allem die Verwaltung im Öffentlichen Dienst mit der Arbeit nicht hinterherkommt".

Besondere Kritik entzündet sich an Söders Ankündigung, die Teilzeitquote bei Lehrkräften zu reduzieren.  "Wir könnten überlegen, Familienarbeitszeit auch an das Alter der Kinder zu knüpfen. Es ist schon ein Unterschied, ob ein Kind noch in die Kita geht oder volljährig ist." Weitere Vorschläge Söders sind eine Höchstdauer von Teilzeitjahren oder dass Lehrkräfte zunächst eine gewisse Zeit in Vollzeit arbeiten. 

Lehrerverbände sehen dies als Gefahr für die Attraktivität des Berufsstandes. „Wenn man jetzt weniger Anreize für Teilzeit schafft und gleichzeitig die Attraktivität dieses Berufs erhöhen möchte, dann muss mir mal einer erklären, wie das zusammenpasst", bemerkte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann. Zudem erklärte sie, dass die hohe Teilzeitquote auf Arbeitsbelastung und Lehrermangel zurückzuführen sei. „Was wir daher brauchen, ist massive Entlastung statt neuer Belastung der Schulen: Bürokratie abbauen, Unterstützungskräfte einstellen und ein Stopp bei neuen Konzepten, Vorhaben und Projekten – zumal in Zeiten von Lehrermangel!“, kommentierte bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl die Aussagen Söders.

Die Oppositionsparteien und Gewerkschaften fordern stattdessen konkrete Sparpläne und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst. Söders Pläne stoßen insgesamt auf breite Kritik, die vor allem auf die aktuellen Herausforderungen und die Notwendigkeit der Attraktivitätssteigerung im Berufsstand hinweist.

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Wegen intensiver Schneefälle und Blitzeisgefahr werden am heutigen Mittwoch in verschiedenen Regionen Deutschlands äußerst riskante Straßenbedingungen entstehen. Um das Sicherheitsrisiko für Schülerinnen und Schüler zu minimieren, haben einige Landkreise in West- und Süddeutschland bereits am Dienstag Schulunterrichtsausfälle bekanntgegeben. Insbesondere in Bayern wird es zu Ausfällen kommen. Der Deutsche Wetterdienst warnt für weite Teile des Landes vor Glatteisgefahr.

Wie das bayerische Kultusministerium in München am Mittwochmorgen mitteilte, betrifft der Schulausfall folgende Regionen: den gesamten Bezirk Mittelfranken sowie die Städte Aschaffenburg, Amberg, Landshut, Regensburg, Straubing, Schweinfurt, Weiden in der Oberpfalz und Würzburg. Außerdem die Landkreise Altötting, Amberg-Sulzbach, Aschaffenburg, Bad Kissingen, Cham, Ebersberg, Erding, Forchheim (Nachmittagsunterricht entfällt), Freising, Haßberge, Kelheim, Kitzingen, Landsberg am Lech, Landshut, Main-Spessart, Miltenberg, Mühldorf am Inn, Neumarkt in der Oberpfalz, Neustadt an der Waldnaab, Regensburg, Rhön-Grabfeld, Rottal-Inn, Schwandorf, Schweinfurt, Straubing-Bogen, Tirschenreuth, Würzburg sowie Weißenburg-Gunzenhausen.

In Baden-Württemberg soll der Präsenzunterricht trotz Blitzeisvorhersage wie gewohnt stattfinden. Ungeachtet eventueller Auswirkungen auf den Verkehr und den Schülertransport findet in Baden-Württemberg am Mittwoch, 17. Januar 2024, regulärer Unterricht statt“, so das Kultusministerium. Schülerinnen und Schüler, die aufgrund von Störungen im öffentlichen Nah- oder Fernverkehr nicht am Schulunterricht teilnehmen können und keine alternativen Beförderungsmöglichkeiten haben oder aufgrund der Witterungsbedingungen nicht sicher zur Schule gelangen können, dürfen in Ausnahmefällen dem Präsenzunterricht fernbleiben. Es ist jedoch erforderlich, die Schule umgehend darüber zu informieren.

In Hessen entscheiden die Schulen selbst, wie angesichts der Wetterlage vorgegangen werden soll. Es wird nur mit vereinzelten Ausfällen gerechnet, Eltern sollen sich direkt bei den Schulen informieren. In folgenden Landkreisen dürfe Schüler:innen allerdings zu Hause bleiben: Darmstadt (Stadt), Groß-Gerau, Lahn-Dill-Kreis, Limburg-Weilburg und Offenbach.

In Nordrhein-Westfalen stand bereits am Dienstagabend fest, dass einige Schulen heute nicht öffnen werden. So wurde für die Stadt Aachen, die Stadt Bonn, die Städteregion Aachen, den Kreis Düren, den Kreis Euskirchen, den Kreis Heinsberg, den Hochsauerlandkreis, den Märkischen Kreis, den Oberbergischen Kreis, den Kreis Olpe, den Rhein-Erft-Kreis, den Rheinisch-Bergischen Kreis, den Rhein-Sieg-Kreis und den Kreis Siegen-Wittgenstein entschieden, dass der Präsenzbetrieb an den Schulen wegen der Gefahr des Auftretens von starkem Schneefall ruhen wird. In Köln und Leverkusen entscheiden die Schulleitungen in Absprache mit den Schulträgern eigenverantwortlich, ob der Präsenzunterricht ausgesetzt wird oder nicht. Im Regierungsbezirk Düsseldorf dürfen die Eltern selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken.

In den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen wurden am Dienstag noch keine flächendeckenden Schulausfälle bekannt gegeben.


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Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Christine Streichert-Clivot (SPD), hat das Ausscheiden von Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) und Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) aus dem Ländergremium bedauert und ihre Verdienste gewürdigt. Für die KMK sei es ein herber Verlust, an einem Tag beide Koordinatoren von A- und B-Seite zu verlieren, sagte die saarländische Kultusministerin am Montag. Ties Rabe und Alexander Lorz haben über ein Jahrzehnt im Amt die Geschicke der KMK entscheidend mitgeprägt.

Zuvor hatte Rabe, der in der KMK die Interessen der SPD-geführten Länder koordiniert hat, nach 13 Jahren seinen Rücktritt als Hamburgs Schulsenator aus gesundheitlichen Gründen erklärt. Lorz, bisher in der KMK Koordinator der unionsgeführten Länder, wechselte als Minister vom hessischen Kultus- ins Finanzministerium.

„Mit Ihrer Arbeit als A- und B-Koordinatoren haben Sie immer wieder gezeigt, mit welcher Leidenschaft sie Bildungspolitik gestalten. Hart in der Sache debattieren, aber immer wieder auch Kompromisse schließen können, immer orientiert an gemeinsamen, länderübergreifenden Handeln - das hat ihre Arbeit ausgezeichnet“, erklärte die KMK-Präsidentin.


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Am 6. Februar 2024 findet der Safer Internet Day statt. Dazu bietet "BR macht Schule" zusammen mit "so geht MEDIEN" Schüler-Webtalks für alle Schularten an, um das Bewusstsein für die Gefahren im Internet zu schärfen und Medienkompetenz zu fördern. Unsere erfahrenen Medienprofis vermitteln Hintergrundwissen auf Augenhöhe und reflektieren mit den Schülerinnen und Schülern eine bewusste Nutzung von Medien.

Wir begeben wir uns auf die Spur von Fake News, überlegen, ab wann man von Handysucht sprechen und was man dagegen tun kann, zeigen, wie man Soziale Medien verstehen und verantwortungsbewusst nutzen kann und checken Fakten in Kriegszeiten. Mehr Informationen zu allen Themen finden Sie auf unserer Homepage. Melden Sie sich jetzt an und machen Sie mit beim Safer Internet Day 2024!

Hier geht es zur Anmeldung: BR macht Schule zum Safer Internet Day 2024: Mit Medienkompetenz gegen die Gefahren im Internet

Bildung in Krieg und Krise
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In Ländern, die von Kriegen und politischer Unruhe geprägt sind, ist der Zugang zu Bildung für junge Menschen eine enorme Herausforderung. Die Auswirkungen solcher Konflikte sind deutlich sichtbar: Zerstörte Schulen, vertriebene Lehrkräfte und eine Generation von Schüler:innen, die keinen sicheren Unterricht besuchen können. Neben der ukrainischen Schulsituation werfen wir auch einen Blick auf den Zustand des Bildungswesens im Jemen und in Afghanistan, das nach Übernahme der Taliban weitreichende Änderungen erlebte. Welche Herausforderungen Lehrkräfte und Schüler:innen in diesen Regionen tagtäglich überwinden müssen und wie geholfen wird, schauen wir uns heute für unsere Themenwoche an.

Ukraine: Beschädigte Schulen und geplünderte Klassenzimmer

Seit der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 leiden nach UNICEF-Schätzungen etwa 5.3 Millionen ukrainische Schulkinder unter den verheerenden Auswirkungen des Konflikts. Über 3.700 Bildungseinrichtungen wurden beschädigt, mehr als 300 komplett zerstört. Häufig sind diese Ziel von Angriffen oder werden von Truppen für militärische Zwecke genutzt. In Oblast Kiew beispielsweise besetzten russische Truppen eine Schule, richteten sie als Stützpunkt ein und hinterließen bei ihrem Abzug zerstörte Räume und mit Hassnachrichten beschmierte Wände. Was nicht zerstört wurde, wurde von den Soldaten mitgenommen, darunter wertvolle Ausstattung wie Computer und Fernseher.

Umso wichtiger sind die Bemühungen vieler Organisationen wie der UNO, die in enger Kooperation mit der Europäischen Union arbeiten, Schulen wieder aufzubauen und zu reparieren. Dies hat dazu beigetragen, viele Gebäude wieder sicher und betretbar zu machen, wodurch der Unterricht vor Ort an vielen Schulen mittlerweile wieder möglich ist. Zudem werden alternative Lösungen geschaffen, wie etwa modulare Schulen, die als Übergangslösung eine sichere Umgebung für die Kinder bieten. 

Zurück in den Online-Unterricht

Durch die beschädigten Schulen müssen viele Kinder neue Schulen besuchen oder ihren Unterricht von zu Hause aus fortsetzen. Laut UNICEF sind rund ein Drittel der Schulkinder vollständig auf Online-Unterricht angewiesen, während ein weiteres Drittel nach einem Hybrid-Modell unterrichtet wird. Doch selbst der Online-Unterricht steht vor erheblichen Herausforderungen.

Angriffe auf die wichtige Kommunikations- und Energieinfrastruktur führen zu massiven Stromausfällen, die den Online-Unterricht stark beeinträchtigen. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Ausstattung. Viele Familien können sich keine Tablets oder Laptops leisten, was den Zugang zum Online-Unterricht weiter einschränkt und die Qualität des Unterrichts vermindert, da häufig nur ein Smartphone für mehrere Kinder zur Verfügung steht. Um diesem Hindernis entgegenzuwirken, bemühen sich Hilfsorganisationen wie UNICEF um Lösungen. Seit Beginn des Krieges wurden bereits 20.000 Tablets und Laptops an Schulkinder in der Ukraine verteilt. Darüber hinaus werden Schulmaterialien wie Ranzen, Stifte, Bücher und Hefte bereitgestellt, um den Schüler:innen die Möglichkeit zu geben, trotz der schwierigen Umstände ihre Bildung fortzusetzen.

Auch viele geflüchtete Kinder bleiben im Ausland weiter in ukrainische Schulen eingeschrieben und nehmen dann online am Unterricht teil. Ein Grund hierfür ist die Angst der Eltern, dass ihr Kind wegen Sprachbarrieren und unterschiedlicher Schulmentalitäten in den Schulen vor Ort nicht zurechtkommen könnte.

Unterricht im Luftschutzbunker

Auch das ukrainische Bildungsministerium verfolgt trotz der anhaltenden Kriegshandlungen weiterhin das Ziel, an möglichst vielen Schulen wieder Präsenzunterricht einzuführen oder aufrechtzuerhalten. Stand Mai 2023 ist Vollzeitunterricht allerdings nur bei rund 25 Prozent der ukrainischen Schulen möglich. Gerade in frontnahen Gebieten mache dies laut stellvertretendem Bildungsminister Staschkiw keinen Sinn, da es dort Gegenden gebe, die unter ständigem Beschuss stehen. Diese Schulen müssen daher ebenfalls auf Hybrid- oder Online-Unterricht zurückgreifen.

Eine wichtige Voraussetzung für Präsenzunterricht an einer Schule ist das Vorhandensein eines Luftschutzbunkers. Diese müssen bestimmte Vorschriften erfüllen und groß genug sein, damit jeder Platz hat. Viele Luftschutzbunker wurden mithilfe der Unterstützung von Organisationen wie UNICEF in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union gebaut. Andere benutzen dafür den bereits vorhandenen Keller der Schule.

In Schulen, die einen Luftschutzbunker besitzen und damit Präsenzunterricht durchführen, ist Luftalarm mittlerweile eine alltägliche Routine geworden. Sobald die Sirene ertönt, muss der Unterricht unterbrochen und im Bunker weitergeführt werden. Dadurch wird das Einhalten eines geregelten Schulalltags schwierig. Die Kinder werden während einer Prüfung oder Präsentation unterbrochen und müssen diese dann wiederholen. Diese Situation ist alles andere als vorteilhaft und stört die Konzentration erheblich. Andere Schulen unterrichten mittlerweile in Schichten und reduzieren ihre Stundenzahl oder wechseln wöchentlich zwischen Online- und Präsenzunterricht. Wie der Unterrichtsplan gestaltet wird, hat die Regierung den Schulleitungen größtenteils selbst überlassen. Auch die Eltern entscheiden selbst, wo und wie das Kind am Unterricht teilnehmen soll. Obwohl es noch Bedenken gibt, ist der Wunsch nach Präsenzunterricht bei allen Beteiligten groß. Es wäre ein “weiterer Indikator für die Rückkehr zur ,Normalität' des ganzen Landes”, betont der Ombudsmann für Bildung, Sergej Gorbatschow. 

Neu ist auch die Einführung von Sicherheitsunterricht, den UNICEF zusammen mit der ukrainischen Regierung eingeführt hat. Mit mobilen Klassenzimmern, die in Form von Containern auf LKWs durch die Ukraine fahren, soll den Kindern der Umgang mit Minen, Waffensicherheit sowie allgemeine Überlebensregeln für gefährliche Situationen wie Kälte vermittelt werden. Dafür hat UNICEF spezielle Methoden und interaktive Tools wie Comics und Spiele entwickelt, die vor Ort von der Polizei und dem Katastrophenschutz mit den Schulkindern durchgeführt werden. Diese Fahrzeuge sollen sich vor allem in die Regionen begeben, die keinen Zugang zu diesen Informationen haben.

Krieg und Armut verhindern Bildung

Auch in anderen Ländern, die unter langjährigen Kriegen, Armut, zerstörter Infrastruktur und Hunger leiden, ist die Bildungschance für Kinder erheblich beeinträchtigt. Im Jemen sind mehr als zwei Millionen Mädchen und Jungen derzeit nicht in der Schule. Zerstörte oder beschädigte Schulen verhindern auch hier den Zugang zu Bildung. Viele der verschonten Schulen sind in schlechtem Zustand und besitzen keine Sanitäranlagen, Fenster oder wasserdichte Dächer. Um diese Situation zu verbessern, helfen Organisationen, die Schulen vor Ort unterrichtsbereit zu machen. Auch die Bereitstellung von Schuleinrichtung wie Tischen und Tafeln, sowie Schultaschen und andere Materialien hilft den Kindern und Lehrer:innen vor Ort den Unterricht fortzusetzen. Auch die Förderung der Lehrkräfte ist von großer Bedeutung, um die Qualität des Unterrichts zu erhöhen, und wird von Projekten, beispielsweise von UNICEF, weiter ausgebaut. Schon seit mehr als vier Jahren kommt nämlich erschwerend hinzu, dass zwei Drittel der Lehrkräfte des Landes – insgesamt über 170.000 Lehrer:innen kein regelmäßiges Gehalt erhalten haben. Das führt dazu, dass die Lehrkräfte den Unterricht aufgeben, um andere Möglichkeiten zu finden, ihre Familien zu versorgen. Unterstützende Maßnahmen helfen hier, das Gehalt für Tausende Lehrkräfte zu übernehmen, damit diese weiterhin unterrichten können.

Geheimer Unterricht

In Afghanistan, das von langanhaltenden Konflikten gezeichnet ist, hat die Machtübernahme durch die Taliban 2021 die bereits problematische Bildungssituation vor allem für junge Mädchen drastisch verändert.

Quelle: Commons

Ab der siebten Klasse ist ihnen der Schulbesuch verboten. Davon sind rund 1.1 Millionen Mädchen betroffen. Trotzdem versuchen viele auf anderen Wegen an Bildung zu kommen, sei es durch geheime Schulen oder Online-Unterricht. Obwohl sie damit ein hohes Risiko eingehen, sind viele Mädchen entschlossen zu lernen. Die Initiative Shamama bietet beispielsweise Online-Kurse an, die für Kinder kostenlos verfügbar sind. Dort können sie unter anderem in den Fächern Englisch, Literatur und Dari unterrichtet werden. Allerdings sind nicht alle Mädchen in der Lage, auf diese Weise zu lernen, aufgrund von Stromausfällen und mangelnder Ausstattung mit elektronischen Geräten, wie die 16-jährige Marwa Hamidi in einem Interview mit der TAZ berichtet.

Menschenrechtsorganisationen, wie UNICEF plädieren seit dem Beschluss der Taliban für eine Wiedereröffnung der Schulen. Die mangelnde Bildung habe negative Auswirkungen auf die Entwicklung der jungen Mädchen, sowohl in Hinsicht auf ihre Zukunft, da sich das Risiko von Missbrauch und Zwangsheirat erhöhe, als auch auf die Zukunft des Landes selbst. Frauenrechtsaktivistin Nawida Khorasani formuliert einen klaren Appell an andere Staaten: “Der aktuelle Schritt der Taliban ist eine ganz klare Verletzung von Verpflichtungen, die sie bezüglich Frauenrechten eingegangen sind, und die internationale Gemeinschaft muss sie dafür zur Rechenschaft ziehen."

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Berlin. Der Bürgerrat “Ernährung im Wandel” hat am Sonntag im Bundestag seine Empfehlungen zum Thema Ernährung vorgestellt. Die Vorschläge des Rats könnten auch Konsequenzen für den Umgang mit Ernährung in Schulen und Kitas haben. Die Empfehlungen sind zwar nicht bindend für die Politik, doch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas versicherte, dass man die Vorschläge “sehr ernst” nehme. Der Bürgerrat “Ernährung im Wandel” ist einer von neun neuen Bürgerräten in Deutschland. Ihre Teilnehmer:innen werden zufällig gelost und sollen die Demokratie stärken, indem sie Vorschläge für spezifische Themenbereiche an die Politik ausarbeiten und herantragen.

Der Bürgerrat hat insgesamt neun Vorschläge ausgearbeitet, die nach ihrer Notwendigkeit und Dringlichkeit priorisiert wurden. Am wichtigsten sei dem Rat, dass jedes Kind Zugang zu einem kostenfreien und gesunden Mittagessen bekommen solle. Bisher könnten nur armutsgefährdete Kinder und Jugendliche ein solches Angebot in Anspruch nehmen. Von der Erweiterung des kostenlosen Mittagessens verspricht sich der Rat, eine Förderung von gesundem Essen in der Gesellschaft. Er schlägt zudem schon eine konkrete Umsetzung vor. Die Politik sollte das Angebot innerhalb von acht Jahren gestaffelt einführen. Beginnen sollte man in den Kitas. Und dann nach und nach dann auch den höheren Altersstufen das Angebot machen.

Auf Platz zwei der Vorschlagsliste haben die Mitglieder des Bürgerrats ein verpflichtendes staatliches Label gesetzt, das ein bewusstes Einkaufen von gesunden Lebensmitteln vereinfachen soll. Damit sollen Kunden die Produkte beim Kauf besser miteinander vergleichen können. In den Vorschlägen des Rats heißt es dazu: “Das Label soll die Bereiche Klima, Tierwohl und Gesundheit einzeln berücksichtigen und soll wissenschaftlich fundiert sein.” Damit würde es über die Kriterien von bestehenden Labeln, wie etwa dem Nutri-Score, hinausgehen. 

Die weiteren Vorschläge betreffen zum Beispiel die unzureichende Transparenz im Umgang mit Tierwohl. Auch hier sollten zuverlässige Labels mehr Durchblick für die Verbraucher:innen geben. Und auch das Thema Lebensmittelverschwendung wird in den Vorschlägen behandelt. Supermärkte sollten dazu verpflichtet werden, noch genießbare Lebensmittel weiterzugeben, statt sie zu entsorgen. Und für einige eurer Schüler:innen wird wohl Punkt acht interessant sein. Beim Kauf von Energydrinks und ähnlichen Produkten soll es eine Altersgrenze geben. Sie sollten künftig erst ab 16 Jahren erhältlich sein.

Der Bürgerrat sieht außerdem viel Verbesserungspotenzial im Bereich der Mehrwertsteuer-Politik. Zusammengefasst geht es darum, dass gesunde und nachhaltige Produkte von der Mehrwertsteuer befreit werden sollen. Zucker hingegen soll mit 19 Prozent besteuert werden und damit nicht mehr als Grundnahrungsmittel mit sieben Prozent gelistet werden. Er gilt bei übermäßigem Verzehr als schädlich. Alle Vorschläge findet ihr hier nochmal zum genauen Nachlesen. 

Das Konzept des Bürgerrats ist in Deutschland noch vergleichsweise neu. Die Ampel-Koalition hatte angekündigt, “neue Formen des Bürgerdialogs” nutzen zu wollen. Darunter fallen auch Bürgerräte. Für den Bürgerrat für Ernährung wurden 160 Menschen zufällig ausgelost. Für das Losverfahren gibt es ein standardisiertes Verfahren: Für einen Bürgerrat wird aus den Einwohnermelderegistern von Städten und Gemeinden zufällig eine vorgegebene Anzahl von Personen gezogen. Diese werden von Instituten, die mit der Durchführung des Bürgerrates beauftragt sind, mit einer Einladung zum Bürgerrat angeschrieben. Die am Bürgerrat Teilnehmenden sollen nach Kriterien wie Wohnort, Wohnortgröße, Alter, Geschlecht, Bildungsgrad und Migrationshintergrund so verteilt sein, dass sie die Bevölkerung annähernd abbilden.

Die Vorschläge, die Bürgerräte erarbeiten, werden gebündelt und sollen im Bundestag besprochen werden, bindend sind sie für die Politiker:innen aber nicht. Die Vorschläge des ersten Bürgerrats dieser Art sind auf ein positives Echo gestoßen. Politiker:innen, Aktivist:innen oder auch Journalist:innen drücken in sozialen Netzwerken ihre Unterstützung für die Vorschläge aus. Kritik gibt es an der Zusammenstellung des Rates. Diese zeige laut einigen User:innen kein ausreichendes Abbild der Gesellschaft. 

Bildung in Krieg und Krise
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In Artikel 28 der UN-Kinderrechtskonvention ist festgehalten, dass jedes Kind ein Recht auf Bildung besitzt. Die Staaten erkennen an, dass es zu den notwendigen Voraussetzungen für das Leben eines jeden Menschen gehört, eine Schule zu besuchen, um zumindest lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Dieser Anspruch klafft in einigen Regionen der Welt weit mit der Realität auseinander. Krieg, Gewalt, Armut, Klimakatastrophen oder unzureichende Infrastruktur sorgen dafür, dass Millionen Kindern kein Zugang zu Bildung gewährt wird. In unserer neuen Themenwoche wollen wir einen genaueren Blick darauf werfen, was es bedeutet, wenn Unterricht in Krisenregionen stattfindet – oder eben nicht.

Mehr als 250 Millionen Kinder ohne Schulbesuch

Nach älteren Schätzungen der Weltkulturorganisation UNESCO können mehr als 250 Millionen Kinder keine Grund- und weiterführenden Schulen besuchen. Die Zahlen sind umstritten, genaue Angaben lassen sich hier nicht machen. Definitiv sagen lässt sich aber, dass es für Schüler:innen, Lehrkräfte und Schulverwaltungen weltweit diverse Herausforderungen gibt, unter denen sie leiden. Um eine Vorstellung davon zu schaffen, seien hier einige Beispiele kurz dargestellt. Hierbei können nicht einmal ansatzweise all die Schwierigkeiten aufgezeigt werden, unter denen Bildung global stattfindet. Es ist nur ein Ausschnitt.

Ein Beispiel für die Folgen von Naturkatastrophen auf Bildungssysteme zeigt sich derzeit in der Türkei und in Syrien. Am 6. Februar 2023 erschütterten mehrere schwere Erdbeben die Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien. Etwa 60.000 Menschen sollen an den direkten Folgen der Erdbeben gestorben sein, Hunderttausende waren oder sind immer noch obdachlos. Auch knapp ein Jahr nach der Katastrophe sind die Konsequenzen noch überall zu sehen und zu spüren. Die Beben zerstörten große Teile der Infrastruktur vor Ort. In Bezug auf die Bildung in den Regionen heißt das: Schulgebäude wurden zerstört, Straßen unbefahrbar, Telekommunikation massiv eingeschränkt. Zudem standen Familien vor existenziellen Fragen, die das Thema Bildung für die Kinder zunächst weit in den Hintergrund rücken ließen. Hierbei kommt hinzu, dass zumindest in Syrien viele Kinder aus diversen Gründen sowieso schon keine Schule besuchen konnten. Im Laufe unserer Themenwoche werden wir uns die Situation in der Region nochmal detaillierter anschauen und aufzeigen, welche Entwicklungen es vor Ort seit den Erdbeben gegeben hat.

Wie sich Krieg und Gewalt auf das Lernen und Unterrichten auswirken, lässt sich nicht pauschal sagen. Zu unterschiedlich finden kriegerische Auseinandersetzungen, Bandenkonflikte, strukturelle Unterdrückung oder terroristische Angriffe auf Schulen in verschiedenen Ländern statt. In der Ukraine hat das Bildungssystem einen Umgang mit der Dauergefahr von weiteren Angriffen des russischen Militärs entwickelt. Lehrkräfte und Schüler:innen haben im Laufe des Krieges gegen ihr Land den Unterricht wieder aufgenommen und er findet in weiten Teilen des Landes sogar nahezu “normal” wie zu Zeiten vor dem Angriff des russischen Militärs statt. Wie das funktioniert, werden wir uns ebenfalls im Laufe der Themenwoche genauer anschauen. 

Andere Schulsysteme sind durch Krieg, Gewalt und Armut nahezu zerstört. Insbesondere afrikanische Länder zählen zu der Liste von Staaten, in denen keine grundlegende Bildung für Kinder und Jugendliche gewährleistet werden kann. Etwa im Kongo, in Nigeria oder im Südsudan gibt es immer wieder Angriffe auf Schulen, was neben massiver Armut dazu führt, dass nur wenige überhaupt eine Schule besuchen können.Armut ist ein weiterer wichtiger Grund, weswegen Millionen Kinder die Schule nicht besuchen können. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, schätzt, dass weltweit etwa 160 Millionen Kinder arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen oder selbst für ihr Überleben zu sorgen. Die wenigsten Kinder haben neben der Arbeit noch die Zeit oder Energie, Bildungsgrundlagen wie Lesen, Schreiben und Rechnen durch das Besuchen einer Schule zu erlernen.

Neben den hier genannten Auswirkungen von Gewalt, Armut und Naturkatastrophen gibt es noch diverse weitere Gründe, warum Kinder und Jugendliche keine Schule besuchen können. Im Rahmen unserer Themenwoche werden wir hierbei den Blick noch etwas weiten, ohne dem Anspruch gerecht werden zu können, alle Blickwinkel auf dieses Thema abzubilden. Dafür sind die Umstände hierbei zu komplex und vielschichtig. 

Welche Folgen hat (kein) Unterricht in Kriegs- und Krisenregionen?

Mit dem Erlernen von grundlegenden Basiskompetenzen lässt sich innerhalb einer Gesellschaft mehr Chancengleichheit herstellen. Bildung kann eine Möglichkeit sein, um gesellschaftliche Trennlinien und metaphorische Schubladen zu verlassen und zu übertreten. Fehlende Kenntnisse in Schrift, Sprache und Mathematik disqualifizieren automatisch für viele Berufe. Analphabet:innen sind zum Beispiel bei Verwaltungsaufgaben, Abrechnungen oder vergleichsweise einfachen Aufgaben des täglichen Lebens auf Hilfe von anderen angewiesen. Dies führt zum Beispiel dazu, dass Mädchen in Afghanistan in der Gefahr sind, noch stärker von ihren Ehemännern abhängig zu werden. Die regierenden Taliban schränken den Zugang zu Bildung für Mädchen massiv ein. Möglichkeiten, sich aus der Abhängigkeit zu befreien, werden immer kleiner, je schwerer Mädchen es haben, sich grundlegende Basiskompetenzen anzueignen. Diese Taktik wird von den Taliban aber auch anderen Machthabern in der Welt dazu genutzt, ihre eigene Macht in den Ländern zu manifestieren. Das Recht auf Bildung wird hier strategisch eingeschränkt, um die Kontrolle zu behalten. 

Wie sich Bildung in Krisenregionen im Unterricht thematisieren lässt

Das Thema “Bildung in Krisenregionen” lässt sich auch mit euren Klassen thematisieren. Auch darauf wollen wir in unserer Themenwoche eingehen. Schüler:innen können schnell ein Gefühl für das Thema entwickeln, weil sie einen Bezug zur Schul- und Unterrichtssituation herstellen können. Für viele ist aber die Vorstellung einer Kriegs- bzw. Krisensituation sehr abstrakt. Hier kann es helfen, sich den verschiedenen Lagen der Welt über die “Brücke” Bildung anzunehmen. Um sich zum Beispiel gemeinsam die Situation von Kindern und Jugendlichen im Nahen Osten zu vergegenwärtigen, gibt es unterstützendes Unterrichtsmaterial vom Bildungsserver. Auch der Bildungsserver Berlin-Brandenburg bietet verschiedene Materialien, um sich dem Thema Krieg zu nähern. 

Für einige Schüler:innen kann die Thematisierung von Krieg, Gewalt und Katastrophen retraumatisierend oder aufwühlend wirken. In einem vergangenen Artikel haben wir bereits darüber berichtet, wie man hier einfühlsame, vorsichtige Ansätze wählen kann.  Im Rahmen der neuen Themenwoche werden wir euch auch vorstellen, wie Unterricht mit potentiell traumatisierten Kindern und Jugendlichen aus unmittelbar krisenbetroffenen Regionen funktionieren kann. 

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¡Bienvenidos, hola y buenos días!

Spanisch zählt mit 543 Millionen Sprecher:innen zu den am häufigsten gesprochenen Sprachen der Welt und ist auch bei Schüler:innen immer wieder eine beliebte Wahl für die zweite Fremdsprache. Ihr, die das Wissen und die Leidenschaft für diese Sprache weitergebt, wisst auch, wie wichtig es ist, den Unterricht lebendig und ansprechend zu gestalten. Dabei gibt es eine faszinierende Möglichkeit, Schüler:innen zu begeistern – und zwar auf Instagram.  

In diesem Artikel stellen wir euch drei Accounts vor, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch die Freude am Sprachenlernen wecken. ¡Empezamos!

@spanisch.vamos

(Quelle: @spanisch.vamos)

Wer sagt denn, dass das Lernen einer neuen Sprache langweilig sein muss? Auf @spanisch.vamos hilft euch Carolin auf unterhaltsame Weise dabei, euer Spanisch zu verbessern.

Mit Hilfe von informativen Slides werden euch grammatische Regeln verständlich erklärt. Ob Subjuntivo oder Akkusativpronomen, @spanisch.vamos schafft es, diese grammatikalischen Besonderheiten kurz und knapp zusammenzufassen. Daneben lädt Carolin auch kurze Videos hoch, in denen sie euch auf humorvolle Art die Besonderheiten der spanischen Sprache in Alltagssituationen zeigt. Durch diese Schauspielvideos zeigt @spanisch.vamos euch spielerisch, wie bestimmte Redewendungen oder Ausspracheregeln angewendet werden können. Daneben gibt es auch immer wieder zahlreiche Tipps zum besseren Lernen. Von effektiven Lernstrategien bis hin zu hilfreichen Apps ist für jeden etwas dabei.

Die Inhalte bei @spanisch.vamos sind mit viel Humor gestaltet und machen einfach Spaß anzuschauen. Man lernt nebenbei etwas Neues und fühlt sich dabei nicht wie in einem langweiligen Sprachkurs, sondern eher wie bei einer unterhaltsamen Show.

Wenn ihr also Lust habt, eure Spanischkenntnisse aufzufrischen oder die Inhalte für euren eigenen Unterricht zu nutzen, könnt ihr auf jeden Fall mal bei @spanisch.vamos vorbeischauen.

@tomas.der.profe

(Quelle: @tomas.der.profe)

Wenn es darum geht, eine neue Sprache zu erlernen, ist es wichtig, einen Lehrer zu finden, der auf innovative Weise den Unterricht gestaltet. Genau das bietet euch Tomás auf seinem Profil @tomas.der.profe. Hier findet ihr kurze Videos, in denen er spanische Vokabeln präsentiert und dazu die korrekte Aussprache sowie die deutsche Übersetzung liefert. Besonders empfehlenswert sind seine Highlights. Dort könnt ihr nicht nur spanischsprachige Tests finden, mit denen ihr euer Wissen überprüfen könnt, sondern auch hilfreiche Vokabellisten entdecken, die ihr als Vertiefungsmaterial für euren Unterricht nutzen könnt.

In seinen Storys stellt euch @tomas.der.profe regelmäßig Übungsaufgaben zur Verfügung. Diese Aufgaben sind wie Multiple-Choice-Tests aufgebaut und ermöglichen eine aktive Teilnahme durch Abstimmung für die richtige Antwort. Dadurch könnt ihr regelmäßig interaktiv euer Wissen überprüfen. 

spanischmitbelu

(Quelle: @spanischmitbelu)

Gut gelaunt Spanisch lernen? Das ist bei @spanischmitbelu genau das, was euch erwartet! Belu erklärt auch auf ihrem Account die spanische Sprache auf lehrreiche und unterhaltsame Weise. Sie teilt regelmäßig kurze, humorvoll gestaltete Videos, die nicht nur die Eigenheiten des Spanischen aufzeigen, sondern zum Beispiel auch die kleinen Hürden, mit denen Spanischlernende zu kämpfen haben. Von der Geschwindigkeitsphobie bis zur Grammatiküberforderung – Belu kennt die Tücken und macht euch mit einem Lächeln darauf aufmerksam.

Daneben gibt euch @spanischmitbelu auch viele Tipps mit an die Hand, wie ihr das Lernen einer Sprache in den Alltag integrieren könnt: Ihr könntet zum Beispiel beim Putzen spanische Musik  hören, eine einfache, aber effektive Methode. Belu denkt aber auch an eure Reisepläne. Sie teilt Ausflugsziele, Sehenswürdigkeiten und weitere wertvolle Tipps für eure nächste Spanienreise.

Nutzt ihr Instagram für euren Unterricht? Und gibt es Accounts, die wir in unserer Liste vergessen haben? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

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Erst 2019 hat die UNESCO den Welttag der Logik ausgerufen. Jährlich am 14. Januar wird die Bedeutung des logischen Denkens “für die Entwicklung von Wissen, Wissenschaften und Technologien” gefeiert, um sie der Öffentlichkeit näherzubringen. Wir haben das zum Anlass genommen, einige Aufgaben zu sammeln, mit denen ihr euren Schüler:innen Logik im Mathematikunterricht vermitteln könnt. Das Thema bietet vielfältige Möglichkeiten, wie alltagsnahe Textaufgaben und grafische Knobeleien. Es bietet sich damit für alle Altersgruppen an und ihr könnt es immer wieder auch als abwechslungsreiches Element in euren Unterricht einstreuen.

Einstiegsrätsel für Klein und Groß

Für einen bunten und lockeren Umgang mit Logik können wir euch die Seite Raetseldino.de empfehlen. Hier finden sich einige grafisch dargestellte Logikrätsel für Kinder und Erwachsene und damit auch für viele Klassenstufen. Die meisten bestehen aus Grafiken und Mustern, die übersichtlich auf einzelnen Downloaddateien abgebildet sind. Wenn ihr diese auf kleine Zettelchen druckt und austeilt, eignen sie sich auch als Zeitüberbrückungen für Schüler:innen, die bei der Stillarbeit schon früher fertig werden. Von leicht bis schwer ist alles dabei. Ihr müsst nur einen Blick darauf werfen, weil der Schwierigkeitsgrad nicht einheitlich und bei allen Rätseln angegeben ist. Zu den meisten aber erhaltet ihr einen Hinweis, ob sie leicht (für Kinder ab 6 Jahren), schwer oder für Erwachsene eingestuft werden.

Eine einfache Form von Logikaufgaben sind sogenannte Zahlenmauern und Rechendreiecke. Bei ersterem handelt es sich um kleine pyramidenförmig gestapelte Kästchen. In jedes Kästchen gehört eine Zahl, wobei diese immer der Summe der beiden darunterliegenden entsprechen muss. Einige der Kästchen sind leer und müssen von den Schüler:innen ausgefüllt werden. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch die Rechendreiecke, bei denen die Zahlen allerdings radial angeordnet sind. Auf Matheaufgaben.net könnt ihr viele Übungsbogen mit diesen Logikrätseln herunterladen. Diese sind nach dem verwendeten Zahlenraum (1-10/100/1000) sortiert und besonders für Grundschulkinder geeignet . Für ältere Schüler:innen sind sie eine leichtere Übung, die ihr jedoch mit einem kleinen Wettbewerb auf Zeit attraktiv gestalten könnt.

Spaß an Mathe und Knobelaufgaben in einem Wettbewerb testen

Für viele kein Geheimtipp, aber eine Empfehlung Wert ist das “Känguru der Mathematik". Dabei handelt es sich um einen jährlichen mathematischen Knobelwettbewerb. In 75 Minuten gibt es für die Klassenstufen 3/4, 5/6, 7/8, 9/10, sowie 11-13 jeweils 24 Multiple-Choice-Aufgaben zu lösen. Die Aufgaben sollten im Kopf gelöst werden und viele davon erfordern logisches Denken. Weltweit können Schüler:innen gegen eine Startgebühr von 2,50€ am Wettbewerb teilnehmen. Am Wettkampftag müssen sie die Aufgaben unter Aufsicht einer Lehrkraft und ohne technische Hilfsmittel lösen. Allein in Deutschland haben im vergangenen Jahr über 800.000 Schüler:innen mitgemacht. In diesem Jahr wird er am 18. April stattfinden. Anmeldeschluss ist der 08. März.

Interessiert ihr euch nur für die Aufgaben und möchtet davon im Unterricht Gebrauch machen, könnt ihr auf der Webseite jederzeit die Aufgabenblätter und Lösungen der vergangenen Wettbewerbe seit 1998 abrufen. Jede Menge passende Logikrätsel also, mit denen ihr eine Schulstunde gestalten könnt.

Anspruchsvolle Aufgaben der Aussagenlogik

Für eine anspruchsvollere Auseinandersetzung mit dem Thema Logik ist die  Zusammenstellung der Universität Rostock sehr empfehlenswert. In einem Dokument wurden 20 “Aufgaben zur Entwicklung des logischen Denkens” gesammelt. Auf sieben Scherzaufgaben, bei denen die Schüler:innen aus einem Text logische Schlussfolgerungen ziehen müssen, folgen Aufgaben der Aussagenlogik, die mehr Verständnis erfordern. Bei diesen müssen Sätze formuliert oder zugeordnet werden, damit sie Negationen, Konjunktionen, Adjunktionen, Implikationen und Äquivalenzen entsprechen. Sie eignen sich daher eher für die Klassenstufen 9 und aufwärts. Die Uni Rostock setzt diese auch bei der Lehrerausbildung ein und weist darauf hin, dass auch Lehramtskandidat:innen damit oft erhebliche Probleme hätten. Das bedeutet einerseits, dass ihr euch selbst für die Verwendung dieser Aufgaben gut vorbereiten solltet, andererseits sind sie auch eher dazu gedacht, sie nur gelegentlich einzustreuen. Eine oder mehrere Unterrichtsstunden ausschließlich damit zu gestalten, wird eher nicht empfohlen. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf die Downloadateien (als .pdf oder .doc) des Aufgabenblattes, sowie der Lösung. Sucht ihr nach anderen Übungen zum Thema Aussagenlogik, könnt ihr die Aufführung von Mathods.com anschauen. Diese ist eher auf das Wesentliche, also Formeln reduziert, bietet euch aber ebenfalls eine gute Auswahl.

Logikrätsel mit Alltagsbezug

Fehlt euch für die Logikaufgaben zurzeit der Zugang über den Unterricht, dann können wir euch Rätsel empfehlen, die sich mehr aus dem Alltag ableiten. Das Hoch-Begabten-Zentrum Rheinland hat drei Logikrätsel veröffentlicht, die von Kindern erstellt wurden. Die sogenannten “Logicals” zu den Themen Katzen, Rennautos und Hasen sind in Form von Tabellen gestaltet, die die Schüler:innen ausfüllen müssen. Dafür müssen sie aus bis zu zwölf Aussagen (Bsp.: “Hase 3 ist 1cm größer als Hoppel”) die korrekten Informationen ableiten, zu denen die Tabelle themenspezifische Angaben macht.

Weitere Rätsel dieser Form findet ihr auch bei LOGIKLAB. Je nach Alter eurer Klasse, könnt ihr eure Schüler:innen sicherlich für Aufgaben mit Namen wie “Harry Potter” und “Lieferantenchaos” begeistern. Beachten müsst ihr hier nur, dass die Logikrätsel online ausgefüllt werden müssen. Ihr könnt diese also entweder nachbauen, oder sie einfach mit dem Beamer vor der Klasse zeigen. Die Tabellen können sich die Kinder ganz einfach selbst aufzeichnen. Diese Logikrätsel können auch gut in Kleingruppen bearbeitet werden. Und Apropos Harry Potter: Im ersten Buch müssen Harry, Ron und Hermine auch ein Rätsel Logikrätsel lösen. Vielleicht ist ja Snapes Flaschenrätsel ein guter Einstieg zum Thema Logik in eurem Unterricht.

Welche Logikrätsel gefallen euch besonders gut und welche könnt ihr für die Arbeit mit den Schüler:innen empfehlen? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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Mit ChatGPT und anderen KI-basierten Programmen drängen immer stärker sehr weit entwickelte Tools in die Klassenzimmer. Gerade für textbasierte Aufgaben, wie etwa Aufsätze oder Analysen von Artikeln oder Gedichten, ist es für Lehrkräfte extrem herausfordernd zu erkennen, ob die Aufgaben mit oder ohne den Einsatz von solchen Programmen bearbeitet wurden. Einige Lehrkräfte wehren sich gegen diese technologische Entwicklung, andere versuchen, den neuen Herausforderungen angemessen zu begegnen. Für alle ist und bleibt es eine Herausforderung. Lehrer News hat mit Joscha Falck über den Einsatz von KI  im Unterricht gesprochen. Er ist Mittelschullehrer und als Schulentwicklungsmoderator Teil eines sogenannten Innovationsteams für digitale Bildung in Mittelfranken. In diesem Rahmen beschäftigt er sich mit aktuellen Entwicklungen rund um ChatGPT und Co. 

Lehrer News: Mit ChatGPT und weiteren KI-Anwendungen sehen sich Lehrkräfte mit einer geradezu revolutionären technischen Entwicklung konfrontiert. Einige verweigern sich dieser Entwicklung noch und versuchen sie aus den Klassenzimmern herauszuhalten. Halten Sie das für sinnvoll?

Falck: Mit dem Ausdruck „verweigern“ wäre ich in diesem Zusammenhang vorsichtig. Die Gründe, warum Lehrkräfte das Thema Künstliche Intelligenz (noch) nicht aktiv angehen, sind ja sehr unterschiedlich. Oftmals sind es eigene Unsicherheiten und/oder datenschutzrechtliche Bedenken. Zudem fehlen in den meisten Bundesländern dienstlich bereitgestellte Tools, mit denen Lehrkräfte arbeiten können. Trotzdem halte ich es nicht für sinnvoll, Künstliche Intelligenz aus den Klassenzimmern herauszuhalten, ganz im Gegenteil. Die Schule sollte vor den technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nicht die Augen verschließen und sich dem Thema annehmen.

Lehrer News: Schüler:innen nutzen zunehmend diese Tools, um etwa Hausaufgaben oder Aufsätze zu schreiben – auch Klassenarbeiten zu bestehen. Wie sollte das System Schule in Deutschland darauf reagieren?

Falck: Die Verfügbarkeit von generativer KI stellt die Art und Weise, wie Schule in Deutschland funktioniert, in Frage. Das gilt für Hausaufgaben, den Umgang mit Wissen und auch für Prüfungen. Bestimmte Aufgabentypen, die in Sekundenschnelle von ChatGPT gelöst werden können, brauche ich so nicht mehr zu stellen. Stattdessen wäre es sinnvoll, über neue Aufgabenstellungen nachzudenken, die einerseits kompetenzorientiert angelegt sind und auch auf Kommunikation, Kollaboration und Kreativität abzielen. Andererseits braucht es Aufgaben, die die Nutzung von KI integrieren, z. B. als Feedback-Instrument bei der Textüberarbeitung oder als Planungsassistent bei Projektaufgaben. Innerhalb des Systems müssen jetzt Beispiele für solche Aufgaben entwickelt werden, z. B. im Rahmen von Fortbildungen und/oder einem Schulentwicklungsschwerpunkt Künstliche Intelligenz. 

Lehrer News: Welche Dimensionen müssen wir betrachten, wenn wir über KI in der Schule sprechen?

Falck: In Bezug auf das Thema KI besteht der Bildungsauftrag der Schule darin, Schülerinnen und Schüler fit zu machen für ein Leben in einer KI-geprägten Welt. Dazu benötigen sie einerseits Wissen über die Technik hinter ChatGPT und Co., andererseits sollten sie einen mündigen, verantwortungsvollen, reflektierten und kritischen Umgang mit derartigen Tools in der Schule erlernen. Es geht also darum, KI zum Lerngegenstand zu machen (Lernen über KI) und Künstliche Intelligenz als Werkzeug einzusetzen (Lernen mit KI). Darüber hinaus kann Künstliche Intelligenz in Form intelligenter Tutorsysteme (ITS) zum Einsatz kommen, bspw. in adaptiven Lernsystemen wie der Mathematik-Software Bettermarks. Diesen Bereich kann man als Lernen durch KI bezeichnen. Und dann bin ich überzeugt, dass die Bearbeitung von Künstlicher Intelligenz auch erfordert, grundsätzlich über sich, das eigene Lernen und Bildung in der heutigen Zeit nachzudenken, z. B. ausgehend von der Frage, warum man eigentlich noch lernen muss, was die KI besser kann als ich selbst (Lernen trotz KI). Zuletzt habe ich in einem Beitrag darauf verwiesen, dass es angesichts von immer mehr Technik und digitalen Tools aus meiner Sicht wichtig ist, Räume ohne KI zu erhalten. Damit sind zum Beispiel Projektformen gemeint, erlebnispädagogische Elemente, Theater, Musik, Sport, Formate wie der FreiDay oder praktisches Arbeiten – authentische Lernsituationen also, in denen Schülerinnen und Schüler aktiv werden und Selbstwirksamkeit in realen Beziehungen erfahren.

Lehrer News: Schüler:innen adaptieren die neuen technischen Möglichkeiten zum Teil viel schneller als Lehrkräfte. Wie können sich Lehrer:innen schnell weiterbilden, um bei dem Thema sattelfest zu sein?

Falck: Die KI-Forscherin Doris Weßels betont in diesem Zusammenhang die 4 A´s: Das erste A ist Aufklärungsarbeit in der Fläche der Schullandschaft, z. B. durch Fortbildungen. Lehrkräfte müssen umreißen, was generative KI ist und kann, wo die Grenzen liegen und welche Chancen und Risiken es gibt. Das zweite A ist das Ausprobieren der Tools, zunächst einmal für sich selbst, z. B. im Rahmen der Unterrichtsvorbereitung. Dabei geht es um die (neue) Erfahrung der Mensch-Maschine-Interaktion, um die Faszination, aber auch um die Irritation, die das auslöst. Das dritte A ist Akzeptieren, dass ChatGPT und Künstliche Intelligenz keine Modeerscheinungen sind. Und das vierte A meint Aktiv werden, z. B. indem man sich austauscht, gemeinsam im Kollegium Ideen entwickelt und das Thema Künstliche Intelligenz an das schuleigene Medienkonzept ankoppelt.

Lehrer News: KI-Systeme können von Lehrkräften auf produktive Weise genutzt werden. Welche Tipps geben Sie Lehrkräften dafür mit?

Falck: KI-Tools können Lehrkräfte insbesondere in der Unterrichtsvorbereitung entlasten. Dazu kann ich ChatGPT u. a. für das Erstellen von Infotexten, für Arbeitsaufträge, für Differenzierungsmaterialien, für Übungen (Quiz, Lückentexte etc.), aber auch für Schulaufgaben, Erwartungshorizonte und sogar für Korrekturen nutzen. Bild-KI-Tools können darüber hinaus bei der Veranschaulichung von Unterrichtsinhalten nützlich sein. Zudem kann es entlastend sein, Schülerinnen und Schülern bestimmte Tools im Unterricht zur Verfügung zu stellen, um Aufgaben mit Hilfe von KI-Feedback zu überarbeiten. Das geht zum Beispiel mit dem kostenlosen Feedback-Tool PEER von der Technischen Universität München.

Lehrer News: Was muss sich auf struktureller Ebene in der Bildungspolitik tun, damit dieser Schritt der Digitalisierung nicht komplett verschlafen wird?

Falck:
Derzeit scheint es so, als hätten wir 16 Kultusministerien, die sich dem Thema unabhängig voneinander annehmen. Zumindest lassen die zahlreichen verschiedenen Handlungsempfehlungen der Länder zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz darauf schließen. Da liegt der Gedanke nahe, dass Abstimmungen und Kooperationen hilfreich sein könnten. Sachsen-Anhalt stellt für Lehrkräfte mit emuKI beispielsweise eine eigene KI-Schnittstelle zur Verfügung, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz haben eine landesweite Lizenz für die fobizz-Tools gekauft, mit denen Lehrkräfte KI für sich nutzen, diese aber mit den fobizz-Klassenräumen auch ihren Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stellen können. Diese Initiativen sind einerseits wünschenswert und vielleicht sogar wegweisend. Andererseits fördern sie auch eine ungleiche Verteilung von Bildungschancen. Ich würde mir hier wünschen, dass Lehrkräften aller Bundesländer KI-Werkzeuge von ihren Arbeitgebern zur Verfügung gestellt werden. Zum einen als Werkzeug für die eigene Tätigkeit, zum anderen, um KI-Tools datenschutzkonform im Unterricht einsetzen zu können.

Lehrer News: Wie glauben Sie, werden KI-Systeme die Schule, wie wir sie kennen, in den nächsten zwei, drei Jahren verändern?

Falck: KI-Systeme werden dazu beitragen, dass sich viele Entwicklungen im digitalen Bereich noch einmal beschleunigen und an Komplexität gewinnen. Ich befürchte, dass sich dadurch auch die Unterschiede zwischen Schulen, die schon viel im Bereich digitaler Lehr-/Lernkultur gearbeitet haben und anderen, bei denen diese Entwicklung nachschleppt, noch einmal vergrößern. Abgesehen davon wünsche ich mir, dass die Möglichkeiten von KI als Impuls für eine Weiterentwicklung der Unterrichtskultur genutzt werden (Prüfungen, Aufgabenkultur, Individualisierungsmöglichkeiten durch adaptive Lernsysteme, Feedback durch KI etc.) und nicht einfach nur dazu beitragen, dass alles ein bisschen effektiver wird, aber im Kern so bleibt wie es ist.

Lehrer News: In welchen Bereichen nutzen Sie selbst solche Systeme und welche nutzen Sie genau?

Falck: Ich nutze ChatGPT und Microsoft Copilot für die Unterrichtsvorbereitung. Darüber hinaus arbeite ich mit meinen Schülerinnen und Schülern immer wieder mit den KI-Tools von fobizz und experimentiere mit den Feedback-Möglichkeiten von PEER und Fiete. Im Informatik-Unterricht haben wir Künstliche Intelligenz zudem umfangreich behandelt, z. B. in Bezug auf maschinelles Lernen und auf Fake News. Und in Mathematik nutzen wir an unserer Schule Bettermarks

Lehrer News: Vielen Dank für die Antworten auf Fragen, die sich viele Lehrkräfte gerade stellen dürften!

Wie steht ihr zu diesem Thema? Sollte es etwa KI-freie Unterrichtsphasen oder KI-freie Aufgaben geben? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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"So geht sächsisch" - das Motto Sachsens verrät schon viel über die einzigartige Mischung aus urigem Charme, lebendiger Geschichte und einer Prise Humor, die diesem Bundesland seinen unverwechselbaren Charakter verleiht. Im Herzen Deutschlands eröffnen sich für euch und eure Klasse vielseitige Möglichkeiten, um dem Klassenzimmer zu entfliehen und den Unterricht nach draußen zu verlagern.

In diesem Artikel stellen wir euch einige Ausflugsziele vor, die ihr so vielleicht nicht auf dem Schirm hattet: Warum zum Beispiel nicht mal einen Alpakahof besuchen? Dieses Bundesland bietet nicht nur eine reiche Geschichte und beeindruckende Architektur, sondern auch abseits der üblichen Ausflugsziele viele überraschende Erlebnisse. Falls ihr auf der Suche nach Exkursionszielen seid und Sachsen für euch zu weit entfernt ist, haben wir auch für andere Bundesländer einige Ziele zusammengestellt, bei denen ihr sicher fündig werdet!

Auwaldstation Leipzig

(Quelle: Auwaldstation)

Mit der Auwaldstation Leipzig, Bildungszentrum und Naturschutzstation, habt ihr und eure Schulklasse die Möglichkeit  an spannenden Umweltbildungsprogrammen teilzunehmen, welche den Fokus auf lebendiges, erlebnisorientiertes Lernen in der freien Natur setzen. Die Auwaldstation vermittelt dabei die fachlichen Inhalte nach dem Prinzip "Lernen mit Herz, Hand und Verstand". Eure Schüler:innen haben hier die Möglichkeit, die Natur auf eine einzigartige Weise zu erleben, dabei stets in Bewegung zu bleiben und somit einen erfrischenden Ausgleich zum Schulalltag zu finden. Insbesondere für die Fächer Naturwissenschaften und Biologie bieten die Programme die Gelegenheit, ökologische Zusammenhänge mit allen Sinnen zu erfahren. Die Auwaldstation fördert nicht nur das freie Lernen, sondern auch den Gemeinschaftssinn und die Kreativität der Teilnehmer:innen. 

Die Programme sind auf verschiedene Altersgruppen abgestimmt und dauern in der Regel zwei bis drei Stunden, können aber auch ganztägig gestaltet werden. Pro Schüler:in liegen die Kosten bei drei bis fünf Euro.

Mit einer Vielzahl von Angeboten, wie beispielsweise Waldexkursionen, bei denen die Lebensräume des Waldes, die verschiedenen Stockwerke des Waldes und die Lebensweise ausgewählter Waldbewohner erkundet werden, oder interaktiven Workshops zum Klimawandel, bietet die Auwaldstation Leipzig ein breites Spektrum an Lernmöglichkeiten.

Buchen könnt ihr einen Besuch in der Auwaldstation unkompliziert per E-Mail, und auf Anfrage könnt ihr auch individuelle und selbstgewählte Themen reservieren. Die Anfahrt zur Auwaldstation ist flexibel gestaltbar: mit der Straßenbahn (Linie 11), der S-Bahn (S3 Halle-Leipzig) mit kostenfreiem Fahrradtransport oder dem Fahrrad auf dem Elster-Radweg entlang. 

Schulmuseum Leipzig - Werkstatt für Schulgeschichte

(Quelle: Creative Commons/Geisler Martin)

Einmal erleben, wie es war, in der DDR zur Schule zu gehen? Das Schulmuseum Leipzig macht es möglich und nimmt eure Schüler:innen mit auf eine faszinierende Reise durch die Leipziger Schul- und Bildungsgeschichte. Mithilfe beeindruckender Sammlungen und Bibliotheksbestände werden in der ehemaligen Stasi-Zentrale nicht nur historische Schulstunden aus der Kaiserzeit und der DDR authentisch dokumentiert, es werden auch Ausstellungen, Workshops und Projekttage über Schule und Widerstand angeboten. Der Schwerpunkt wird auf historisch-politische Bildung gelegt und eignet sich dadurch perfekt für den Geschichtsunterricht.

Schüler:innen haben hier die Möglichkeit eine authentische Unterrichtsstunde zu Kaiser- oder DDR Zeiten zu erleben und so Geschichte hautnah zu erfahren. Die Gestaltung dieser Stunden orientiert sich an Empfehlungen aus den Unterrichtshilfen für DDR-Lehrer und nutzt originale Schulbücher als Quellen. Außerdem werden auch interaktive Workshops und vielfältige Angebote für alle Altersklassen angeboten. Ihr könnt zum Beispiel das „Volksschul-Rollenspiel um 1900“ für die Klassenstufen zwei bis vier buchen oder das fesselnde Thema "Kinder in Uniform - Vergleich der Staatsjugendorganisationen FDJ und HJ" für Klassen 9 und 10. Darüber hinaus bietet das Museum auch spezifische Programme für Gymnasien, Förderschulen und berufliche Schulen an. 

Der Eintritt für einen Besuch des Museums ist frei. Die Anfahrt zum Schulmuseum Leipzig ist bequem mit der Straßenbahn (Linien 1, 3, 4, 7, 9, 12, 14, 15), dem Bus (Linie 9 Thomaskirche) oder der S-Bahn (Linien S1, S2, S3, S4, S5) möglich. Anmelden könnt ihr euch ganz unkompliziert per Mail.

Illusionswelt 

(Quelle: Oskarhausen)

Die Illusionswelt in Freital, nur einen Katzensprung von Dresden entfernt, erstreckt sich über 1000m² und präsentiert über 50 verrückte Fotomotive. Hier können eure Schüler:innen faszinierende Erfahrungen über die menschliche Wahrnehmung sammeln und dabei selbst Teil der Illusion werden.

In der Illusionswelt habt ihr die Möglichkeit, spielerische Einblicke in verschiedene Kunstepochen, optische Täuschungen und Medienbildung zu bekommen. Eure Schüler:innen können sich zum Beispiel an optischen Täuschungen an einer Illusions-Lernwand versuchen, auf der ebenfalls Informationen zu den verschiedenen Phänomenen stehen. Die Illusionswelt Dresden lässt sich daher mit verschiedenen Fächern wie Literatur/Medien, Mathe, Informatik und Digitalisierung verknüpfen. Ein großer Pluspunkt, der euch die Arbeit ein bisschen erleichtert, ist, dass Handouts mit passenden Aufgaben bereitgestellt werden, die das von euch gewählte Themengebiet vertiefen. 

Der Eintritt für angemeldete Schulklassen beträgt 6,50 Euro pro Person, wobei pro zehn Schüler:innen eine Begleitperson kostenfrei teilnehmen kann. Ihr werdet bei der Ankunft empfangen und eure Schüler:innen können ihre Rucksäcke sicher in einem separaten Raum verstauen. Danach steht euch die Illusionswelt zur selbstständigen Erkundung bereit, wofür ihr etwa zwei Stunden einplanen solltet.

Die Illusionswelt ist bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Von Dresden Hauptbahnhof führt die Linie 66/B in etwa 20 Minuten zur Haltestelle Windbergallee, die nur wenige Minuten von der Illusionswelt entfernt liegt.

Trickys Alpakahof

(Quelle: pixabay)

Habt ihr Lust, mal etwas ganz anderes mit eurer Klasse zu erleben? Dann ist vielleicht ein Besuch auf Trickys Alpakahof in Geringswalde etwas für euch. Hier haben eure Schüler:innen die Möglichkeit, artgerechte Tierhaltung im Jahresverlauf kennenzulernen und dabei eine Vielzahl von Tieren zu entdecken, darunter Mini-Schweine, Hühner, Zwergziegen und natürlich die beliebten Alpakas.

Ihr erhaltet hier nicht nur einen Einblick in die Tierwelt, sondern habt auch die Möglichkeit, die Verarbeitung von Alpakawolle durch verschiedene Techniken selbst auszuprobieren. Vom Spinnen bis zum Filzen können eure Schüler:innen aktiv an handwerklichen Prozessen teilnehmen. Mit dem Programm werden auch die Themen Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung behandelt, insbesondere im Kontext von Umwelt und Natur. Die Aktivitäten eignen sich somit besonders für Fächer wie Biologie und Geografie. Durch das  geschulte Personal vor Ort wird der Besuch auf Trickys Alpakahof zu einem lehrreichen und unterhaltsamen Erlebnis. Um sicherzustellen, dass alles reibungslos verläuft, ist eine vorherige Anmeldung per Mail erforderlich. Der Kostenbeitrag beträgt 10 Euro pro Schüler:in.

Die Anfahrt zum Alpakahof ist je nach Richtung unterschiedlich: Aus Hartha kommend, folgt ihr der B175, biegt am Abzweig Talsperre Kriebstein links ab und fahrt direkt hinter dem Ortseingangsschild Altgeringswalde rechts auf den Bauernhof. Aus Richtung Mittweida kommend folgt ihr einfach dem Straßenverlauf der Hauptstraße in Altgeringswalde und biegt links hinter einem gelben Häuserblock ab.

Wie ihr seht, hat Sachsen einiges an Ausflugszielen zu bieten. Waren für euch interessante Ziele dabei oder habt ihr in unserer Auswahl welche vermisst? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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DPhV beglückwünscht Christine Streichert-Clivot zur KMK-Präsidentschaft und mahnt: Erfahrene Lehrkräfte sollten mit mehr Anreizen im Dienst gehalten werden / Keine Grenze beim Zuverdienst für pensionierte Lehrkräfte

Berlin, 12.01.2024 – Der Deutsche Philologenverband (DPhV) gratuliert der saarländischen Ministerin für Bildung und Kultur, Christine Streichert-Clivot, zur diesjährigen Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz (KMK). Die Bundesvorsitzende des DPhV, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, sagt: „Wir wünschen Christine Streichert-Clivot in ihrer neuen Funktion viel Erfolg. Dass sie Themen wie Lehrkräftegewinnung und -qualifizierung in den Blick nimmt, begrüßen wir. In diesem Zusammenhang fragen wir: Was kann es Wichtigeres in Zeiten von Lehrkräftemangel geben, als gerade die erfahrenen Lehrkräfte möglichst lange im Dienst zu halten? Setzen Sie sich in der KMK dazu konstruktiv mit unserem Vorschlag auseinander!“

Der Blick des DPhV fällt auf die erfahrenen Kollegen und Kolleginnen, u.a. auf die sog. „Babyboomer“, auf diejenigen, die das Bildungssystem stabilisieren, die solide ausgebildet wurden, die unterrichten können und die für die Schülerinnen und Schüler möglichst lange erhalten bleiben sollten – ebenso wie für die nachfolgenden Lehrkräfte, die sie unterstützen und beraten können, wenn ihnen die Gelegenheit dazu gegeben wird. Lin-Klitzing: „Es wäre geradezu fahrlässig, ihr Potential nicht länger auszuschöpfen!“ 

Deutschlandweit wurden zuletzt 17% der pensionierten Lehrkräfte wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand entlassen. 59% ließen sich vorzeitig pensionieren und nur 21% erreichten die gesetzliche Altersgrenze (laut Destatis). Damit der Großteil der Lehrkräfte länger im aktiven Dienst bleiben kann, müsse die Altersermäßigung deutlich erhöht werden, so Lin-Klitzing: „Wenn Lehrkräfte ab 55 Jahren zwei Stunden, ab 60 vier Stunden und ab 62 sechs Stunden Altersermäßigung bekämen, ist meine Hypothese, dass eine große Anzahl deutlich länger im Dienst bleiben würde. Wer also bis zur Regelaltersgrenze arbeitet, muss ab 63 für dasselbe Geld nur noch mit einem Dreivierteldeputat unterrichten.“

In der verbleibenden vollen Arbeitszeit sollen diese Lehrkräfte neue Kollegen und Kolleginnen, Quer- und Seiteneinsteiger unterstützen, immer noch nötige Verwaltungsaufgaben übernehmen oder beispielsweise Klassenreisen und Veranstaltungen vorbereiten. Jüngere Lehrkräfte bekämen dadurch mehr Zeit für ihre eigentliche Kernaufgabe: den Unterricht. 

Lin-Klitzing: „Darüber hinaus muss in Zeiten des Lehrkräftemangels den 21% der Lehrkräfte, die mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand versetzt wurden, die Möglichkeit eingeräumt werden, freiwillig weiter unterrichten zu können. Deshalb sollte es keine Höchstgrenze für Zuverdienst geben. Dementsprechend ist umgehend die Zuverdienstgrenze für pensionierte Lehrkräfte auszusetzen, damit diese mit genau dem Stundenmaß eingesetzt werden können, mit dem es ihnen selbst möglich und der aktuell notwendigen Unterrichtsversorgung dienlich ist, ohne dass die Pensionäre deshalb finanzielle Einbußen erleiden. Und selbstverständlich darf es keinen Ausschluss von Rentnern und Pensionären bei Sonderzahlungen für Lehrkräfte geben.“

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder sind Lehrkräfte an Gymnasien und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehrbeauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrkräftebildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im „dbb beamtenbund und tarifunion“ und im Deutschen Lehrerverband (DL).

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Die Besinnlichkeit der Feiertage hielt nicht besonders lang an: Bereits zu Beginn des Jahres kommt man im Alltag um einige gesellschaftspolitische Themen nicht herum. Berichte zu Streiks, Protesten, Ausfällen und dergleichen – für manche sind es nur sich häufende Nachrichtenmeldungen, für andere durchaus frustrierende Behinderungen im Alltag. Auch vor dem Schulalltag machen die vielen sich momentan überlagernden Geschehnisse in Deutschland nicht halt. Heute schließt die erste Schulwoche im neuen Jahr ab, doch vielerorts konnte kein regulärer Unterricht stattfinden. Wir haben auf einen Blick zusammengefasst, vor welchen Hindernissen sich die Bildungswelt zum Start ins Jahr 2024 wiederfand.

Bauernproteste

Die Aktionswoche der deutschen Bauern fand in dieser Woche statt und war damit in aller Munde. Vor allem großflächig aufgezogene Proteste in Form von Blockaden des Straßenverkehrs sorgten nicht nur für Aufsehen, sondern vor allem im Schulkontext auch für Ausfälle: Der gewählte Startzeitpunkt 08.01. war nicht nur irgendein Montag, sondern für viele Bundesländer auch der erste Schultag im neuen Jahr. Wie Lehrer News bereits berichtete, stellten die Verkehrsbehinderungen vielerorts ein Problem für den Schulweg dar. Einige Schulen, die wegen der Protestaktionen nicht oder nicht rechtzeitig zu erreichen waren, legten ihren ersten Schultag ausnahmsweise ins digitale Klassenzimmer um oder sahen Schüler:innen bei Nicht-Erscheinen automatisch als entschuldigt an, so zum Beispiel in Rheinland-Pfalz

Bahnstreik

Den Weg versperrende Traktorenscharen sollten in dieser Woche nicht das einzige sein, das zwischen Mitgliedern der Schulfamilie und ihrem normalen Alltag stehen sollte. Mit den vorübergehenden Weihnachtsferien kam auch das Ende der noch im Vorjahr ausgerufenen Streikpause der Lokführergewerkschaft GDL. Ab dem 08. Januar durften deren Mitglieder offiziell wieder ihre Arbeit niederlegen, um zu streiken. Die Folge aus Sicht der Schulen: Nicht nur reguläre Pendler:innen können vielerorts nicht ihren Lern- oder Arbeitsplatz erreichen, sondern auch diejenigen, die aufgrund der Bauernproteste nicht die Straßen benutzen konnten, hatten keinen Zugriff auf den öffentlichen Schienenverkehr als Alternative. In Brandenburg beispielsweise wurde aus diesen Gründen die Präsenzpflicht für Schüler:innen aufgehoben, auch das Bildungs- und Schulministerium Nordrhein-Westfalen zeigte sich verständnisvoll: “Eltern können im Einzelfall selbst entscheiden, ob der Weg zur Schule für ihr Kind zumutbar ist und können ihr Kind gegebenenfalls vom Schulbesuch abmelden.” Im bayerischen Landkreis Ebersberg galt weiterhin die Prämisse, der Unterricht habe in Präsenzform stattfinden zu lassen: “Sollen es einzelne Schüler tatsächlich nicht oder zu spät zum Unterricht schaffen, müssen sie von ihren Eltern entschuldigt werden,” gab das dortige Landratsamt bekannt.

Auf Nachfrage über unseren Instagram-Kanal hat rund die Hälfte der Community angegeben, dass die Bahnstreiks den Schulalltag negativ beeinflusst haben. 70 Prozent von euch konnten ihren Unterricht dennoch pünktlich starten, und auch wenn es einige Verspätungen von euren Schüler:innen gegeben hat, gaben immerhin 59 Prozent an, dass die Streiks überhaupt keinen Einfluss auf ihren Unterricht gehabt hätten. In den Distanzunterricht wechselten etwa zehn Prozent der Abstimmenden. 

Wetterlage

Ein weiterer Grund, der den Einstieg in das neue Kalenderjahr bzw. die erste Schulwoche erschwerte, waren extreme Witterungsbedingungen. Ein erheblicher Kälteeinbruch sorgte für Glätte, die Schulwege für jedes Verkehrsmittel teils zu unsicher werden ließ. Auch für diesen Fall gab es, wie beispielsweise in NRW, kulante Ausnahmeregelungen für Schüler:innen, die dem Unterricht nicht beiwohnen konnten: “Ein nicht vorhersehbarer Grund für ein Schulversäumnis kann der plötzliche Eintritt extremer Witterungsverhältnisse [...] sein.” Verspätungen oder das Fernbleiben vom Unterricht seien in diesen Fällen entschuldigt gewesen.

Hochwasser

Nicht zuletzt sorgten neben all den bisher genannten Strapazen auch noch Hochwasser und Überschwemmungen für einen eher unangenehmen Start ins Kalenderjahr. Vor allem im Norden Deutschlands gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) Regenwarnungen bekannt. Laut dpa setzten einige Schulen im Grenzgebiet zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt deshalb  vorübergehend die Schulpflicht aus. 

Auch hier haben wir euch via Instagram befragt: In Abstimmungstools in unserer Story gaben nur neun Prozent an, dass ihr Schulalltag in dieser Woche vom Hochwasser beeinflusst worden wäre. Die Auswirkungen bei Betroffenen aus der Community verteilen sich auf das Fehlen einzelner Lehrkräfte sowie das Fernbleiben von bis zur Hälfte der Schulklasse. Gesamte Schulausfälle oder Umlagen auf den Distanzunterricht gab es nach euren Angaben jedoch keine.

Habt ihr in dieser ersten Schulwoche ähnliche Erfahrungen gemacht, oder lief vielleicht doch alles glatt? Lasst uns gerne einen Kommentar da!

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Innovative Workshops, hochkarätige Keynote und Networking für Lehrkräfte am 19. Februar 2024 in Hamburg

Die Körber-Stiftung und App Camps präsentieren den ersten KI Summit für Lehrkräfte. Unter dem Motto "KI in Schulen: Chancen erkennen, Zukunft gestalten, Verantwortung übernehmen" bietet die Veranstaltung eine einzigartige Gelegenheit für interessierte Lehrkräfte, sich im Bereich Künstlicher Intelligenz weiterzubilden und neue Perspektiven zu gewinnen.

Das Event findet am Montag, den 19. Februar 2024, von 15:00 bis 19:00 Uhr in der Körber-Stiftung, Kehrwieder 12, 20457 Hamburg, statt. Lehrkräfte haben die Möglichkeit, an einer hochkarätigen Keynote von Hauke Pölert teilzunehmen, gefolgt von einem Gespräch mit Schulsenator Ties Rabe zum aktuellen Stand von KI & Schule.

Eine Pause zum Netzwerken bietet die Gelegenheit, Kolleg:innen zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. Anschließend gibt es die Möglichkeit, an einer Vielzahl von KI-Workshops teilzunehmen, die Einblicke in die Anwendung von KI im Bildungsbereich geben. 

Die Veranstaltung ist kostenlos, jedoch sind die Plätze begrenzt. Die Anmeldung ist bis zum 15. Januar 2024 möglich. Nach diesem Datum werden die Plätze vergeben.

Der KI Summit für Lehrkräfte markiert einen Meilenstein in der Fortbildung für Lehrpersonal und die Integration von Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich. Die Kooperation zwischen Körber-Stiftung und App Camps verspricht einen inspirierende Veranstaltung voller Erkenntnisse und Netzwerkmöglichkeiten zu werden.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme am ersten KI Summit für Lehrkräfte!

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Vielen Schüler:innen ist nicht bewusst, dass sie möglicherweise Anspruch auf das Schüler-BAföG haben. Ihr könnt ihnen helfen, indem ihr erstmal die Perspektive eröffnet, dass sie überhaupt die Chance auf Geld vom Staat haben. Das Schüler-BAföG funktioniert im Grunde wie das BAföG für Studierende mit dem entscheidenden Unterschied, dass Schüler:innen die Förderung nicht zurückzahlen müssen. 

Wer hat Anspruch auf Schüler-BAföG?

Das BAföG wäre nicht das BAföG, wenn es hier nicht schon kompliziert werden würde. Wer tatsächlich Anspruch auf die Förderung hat, ist abhängig von der besuchten Schulform, dem Wohnort, möglicher Vorbildung und einigen Sonderregeln. Für die Schüler:innen ist die Chance auf das Beziehen von BAföG je nach Schulform unterschiedlich:

1. Zunächst kommt das BAföG für Schüler:innen der Haupt-, Real-, Gesamt- und Berufsfachschule sowie des Gymnasiums in Frage. Schüler:innen müssen allerdings in der 10. Klasse oder einer höheren Stufe sein. Hierbei sind aber noch weitere Voraussetzungen zu erfüllen. Die Schüler:innen dürfen nicht mehr in ihrem Elternhaus leben und der Grund dafür muss sein, dass die Distanz zwischen Wohnort und Ausbildungsstätte nicht zumutbar gewesen wäre. Ist die Entfernung zwischen den beiden Orten so weit, dass die Schülerin oder der Schüler an drei Tagen in der Woche bei der Hin- und Rückfahrt insgesamt mindestens zwei Stunden unterwegs wäre, dann gilt die Strecke nicht mehr als zumutbar und das Bilden eines eigenen Haushalts als sinnvoll. Auch wenn man eigene Kinder hat oder verheiratet war oder ist, ist das Führen eines eigenen Haushalts legitim und ermöglicht das Beziehen von Schüler-BAföG. 

2. Auch Schüler:innen, die eine Fach- und Fachoberschule besuchen, die keine vorherige Ausbildung voraussetzen und zu keinem berufsqualifizierenden Abschluss führen, haben Chancen auf Schüler-BAföG. Auch hier gelten die Voraussetzungen, dass die Schüler:innen nicht mehr zu Hause wohnen dürfen, Kinder haben oder verheiratet sein müssen. 

3. Besuchen eure Schüler:innen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung  eine Berufsaufbauschule, Fachoberschule oder eine Fachschule, können sie ebenfalls Schüler-BAföG erhalten. 

4. Zu guter Letzt zählen auch die Schulen zu den qualifizierenden Bezugsgruppen, auf denen eure Schüler:innen ihren mittleren Abschluss nachholen können. Dazu zählen Abendhauptschulen oder Abendrealschulen. Auch Schüler:innen, die das Abendgymnasium besuchen, können Schüler-BAföG beziehen. Dieses kann sogar elternunabhängig beantragt werden. 

Es gibt noch weitere Kriterien bei der Vergabe des BAföGs, zum Beispiel die Staatsangehörigkeit. Grundsätzlich gibt es die Förderung nur für deutsche Staatsangehörige, es gibt aber Ausnahmen für Menschen mit anderen Staatsangehörigkeiten. Auch das Alter ist entscheidend. Die Altersgrenze liegt bei Antragstellung bei 45 Jahren. Auch hier gibt es Ausnahmen, etwa bei Bedürftigkeit oder besonders triftigen Gründen für einen nach hinten geschobenen Schulabschluss.

Wie hoch fällt das BAföG aus?

Wie viel Geld die Schülerin oder der Schüler bekommt, hängt von der Schulform und der individuellen Lebenssituation ab. Wer zum Beispiel eine abgeschlossene Berufsausbildung hat, bekommt mehr BAföG. Es wird auch berücksichtigt, ob der Schüler oder die Schülerin eine eigene Wohnung benötigt.

Dies führt dazu, dass Schüler:innen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, die eine Fachschule oder ein Abendgymnasium besuchen und einen eigenen Haushalt führen, potenziell Aussicht auf den höchsten BAföG-Satz haben. 

In die Berechnung des Satzes fließen dann noch das Einkommen und das Vermögen der Eltern mit ein. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung zeigt dies ganz anschaulich an verschiedenen Beispielen auf seiner Webseite auf. Der BAföG-Satz fällt höher aus, wenn eure Schüler:innen noch eigene Kinder betreuen. Hier ist es möglich, einen Kinderbetreuungszuschlag in Höhe von pauschal 160 Euro pro Kind zu erhalten. Wann eure Schüler:innen den BAföG-Antrag stellen, ist keineswegs irrelevant. Hier gilt, je früher, desto besser. Die Förderung wird nämlich frühestens mit dem ersten Monat der Antragstellung gezahlt. 

Durch die vielen unterschiedlichen Kriterien und Ausgestaltungen des Schüler-BAföGs reicht es erstmal aus, wenn ihr euren Schüler:innen die zentralen Punkte mit auf den Weg gebt: Die Förderung muss nicht zurückgezahlt werden, je nach Schulform ist es entscheidend, ob man noch bei den Eltern wohnt, Kinder hat oder verheiratet ist und die grundlegenden Voraussetzungen wie das Alter und die Staatsangehörigkeit müssen erfüllt sein. 

Bei der Beantragung werden mit Sicherheit viele weitere Fragen entstehen. Hierbei gibt es diverse Anlaufstellen, die ihr euren Schüler:innen mit an die Hand geben könnt. Dazu gehört zuallererst die allgemeine BAföG-Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Auch auf der Seite bafoeg-aktuell sind viele weitere hilfreiche Infos zu finden. Und auf Youtube informiert der Kanal meinBafoeg über die Antragstellung und Neuigkeiten rund ums BAföG. 

Habt ihr bereits Erfahrungen mit dem Schüler-BAföG gemacht und hat es euren Schüler:innen geholfen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

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Der Schulalltag als Klassenlehrer:in ist mit jeder Menge Organisationsarbeit verbunden. Sichtbar wird dies unter anderem im regen E-Mail-Verkehr, der abgearbeitet werden will. Um dabei einen guten Überblick zu behalten, gibt es Programme, die euch mit nützlichen Funktionen unterstützen. Thunderbird und Outlook sind genau solche Dienste, mit denen ihr euren Mailverkehr und euren Kalender strukturieren könnt. Wir geben euch einen Überblick, weshalb sich die Nutzung für euch lohnen kann.

Warum sich ein E-Mail-Programm lohnt

Jeder Mail-Provider hat in der Regel eine eigene Webmail- oder Desktopanwendung, mit der ihr eure Mails verwalten könnt. Bei diesen wird oft Werbung geschaltet, wodurch es ihnen oft an Übersichtlichkeit mangelt. Genau deshalb gibt es professionelle Mail-Programme, die für den Arbeitsalltag optimiert sind. Diese ermöglichen euch, auch mehrere Mailadressen gebündelt zu verwalten. So könnt ihr beispielsweise private und berufliche Mails in einem Programm zusammenlaufen lassen, ohne dass diese verschmischt werden. Um eure Work-Life-Balance müsst ihr euch dahingehend nicht sorgen. Auch wenn ihr mal den Provider wechselt oder eine neue Adresse dazu kommt, bleibt ihr mit einem extra Programm bei eurem gewohnten Workflow.

Eine weitere Stärke von Outlook und Thunderbird ist die gut ausgearbeitete Kalenderfunktion. Diese könnt ihr entweder über die Mailadresse oder Lokal auf eurem PC verwalten. Ihr könnt innerhalb der Programme verschiedene Kalender anlegen und nach Bedarf anzeigen lassen. Das hilft euch dabei, private und berufliche Termine sauber zu trennen. Ihr könnt auch n zwischen unterrichtsrelevanten Terminen, Terminen mit dem Kollegium, Fortbildungen oder Korrekturphasen unterscheiden.

Ebenfalls hilfreich durch die Verknüpfung von Mail- und Kalenderfunktionen ist, dass ihr beispielsweise per Drag and Drop Mails in den Kalender verschieben und so eine Termin erstellen könnt. Das ist nützlich, wenn ihr etwa eine Anfrage für ein Elterngespräch habt, denn im Termin wird dann automatisch der Inhalt der Mail im Notizfeld eingefügt.

Die Unterschiede zwischen Outlook und Thunderbird

Die grundlegenden Vorteile eines Mail-Programms bieten sowohl Thunderbird als auch Outlook. Letzteres ist das weiter verbreitete, da es als Teil von Windows und Microsoft 365 im Paket mit den anderen Office-Anwendungen enthalten ist. Außerdem nutzen viele Unternehmen MS Office, weshalb viele an den Umgang damit gewöhnt sind. Thunderbird hingegen ist ein Open Source Programm von Mozilla und bietet ähnliche Funktionen. Im Gegensatz zu Outlook ist es uneingeschränkt kostenlos. Beide Programme erhalten regelmäßig Sicherheitsupdates und verfügen über Verschlüsselungen für Nachrichten. Damit ihr euch leichter entscheiden könnt, welches von beiden für eure Bedürfnisse besser geeignet ist, stellen wir euch die beiden Konkurrenten und ihre nützlichsten Funktionen einmal vor:

Outlook: Die Profi-Software

(Quelle: Wikimedia Commons)

Viele von Outlooks Stärken liegen darin begründet, dass es zu Microsoft Office gehört. Das Profi-Programm gibt es im Office Paket, das per Abonnement buchbar ist. Mit leicht eingeschränkten Funktionen ist Outlook kostenlos als Mobil- und Web-Version verfügbar. Gleiches gilt für eine Gratis-Version als Desktop Anwendung, die wiederum mit Werbung versehen ist. Durch die Kopplung an Windows findet es fast automatisch auf vielen PCs Verwendung und hat die Entwicklungs-Power eines großen Unternehmens dahinter. Außerdem ist die Software darauf ausgelegt, mit anderen Microsoft Anwendungen zu interagieren und bietet daher viele Möglichkeiten, wie beispielsweise die Verknüpfung mit Skype, Teams oder OneNote. Kern des Programms bleibt aber die Mail- und Kalenderfunktion, deshalb haben wir Anwendungstipps gesammelt, mit denen ihr eure Arbeit erleichtern könnt:

Tipps für Mail in Outlook:

  • Kategorisierung mit Labels: Mit einem Klick könnt ihr Mails ganz einfach mit einem farbigen Label versehen. Wenn ihr beispielsweise verschiedene Labels wie Schüler:innen, Eltern oder Kolleg:innen angelegt habt, sind diese mit einem Klick jeweils einer Farbe zugeordnet und helfen euch, den Überblick zu behalten.
  • Automatisierte Sortierung des Posteingangs: Unter ‘Regeln’ könnt ihr für eingehende Mails von einer bestimmten Domain oder Mailadresse eine automatische Zuteilung zu einem Ordner auswählen. So nimmt euch das Programm lästige Arbeitsschritte ab.
  • Betreff ändern: Mit Doppelklick auf die Betreffzeile einer eingegangenen Mail könnt ihr diese editieren. So lassen sich diese besser wiederfinden, ihr ergänzt eure To Dos oder tragt ein Datum ein, wann ihr die Mail beantworten/bearbeiten wollt.
  • Benachrichtigungen einschränken: Bekommt ihr ständig Benachrichtigungen, die euch von einer Unterrichtsvorbereitung ablenken, dann könnt ihr diese einfach ausschalten. Es ist auch möglich, Benachrichtigungen nur zu einer bestimmten Zeit (bspw. stündlich) zu bekommen oder für wichtige Kontakte, über deren Nachrichten ihr immer sofort informiert werden wollt, Ausnahmen hinzufügen.
  • Schnellbausteine: Müsst ihr in unregelmäßigen Abständen eine sehr ähnliche Mail schreiben, dann könnt ihr Textvorlagen anlegen. Wollt ihr für Einladungen zum Elternabend immer einen ähnlichen Textaufbau, lässt sich dieser Baustein abspeichern und bei Bedarf mit einem Klick in zukünftige Mails einfügen. Dann müsst ihr diese nur mit aktuellen Details ergänzen. Das spart Zeit bei lästigen, immer wiederkehrenden Mails.
  • Kontakte erstellen mit Drag and drop: Zieht ihr die Mailadresse aus einer Mail auf das Symbol für das Adressbuch, öffnet sich automatisch ein Fenster, mit dem ihr den entsprechenden Kontakt anlegen könnt.
  • Kennzeichnen: Ihr könnt Mails mit einem Fähnchen markieren, um sie als To-Do zu kennzeichnen. Dabei gibt es verschiedene Auswahlmöglichkeiten. Je nachdem welches Fähnchen ihr wählt, wollt ihr auf eine Mail (‘heute’, ‘morgen’, ‘bis Ende der Woche’ etc.) reagieren.

Tipps für den Kalender in Outlook

  • Kennzeichnung im  Kalender verwenden: Nutzt ihr die Markierung von Mails mit ‘Fähnchen’, könnt ihr in der Kalenderansicht auf Aufgaben klicken und die jeweiligen Nachrichten werden dort entsprechend eurer Auswahl angezeigt. So müsst ihr dafür keine separate Erinnerung in den Kalender eintragen.
  • Regeln für Termine: Ihr könnt Regeln aufstellen, nach denen Outlook zum Beispiel die Farbe eines Termins automatisch nach euren Einstellungen auswählt. So wird beispielsweise ein Termin im Kalender automatisch in eurer jeweils gewünschten Farbe angezeigt, sobald im Betreff/Titel ein von euch festgelegtes Wort (z.B. Unterricht oder Elterngespräch) vorkommt.

Wenn ihr Outlook bereits habt, hilft euch dieses Video beim Einrichten von Outlook. Auf dem Youtube Kanal “Digitale Profis” findet ihr auch weitere Anwendungstipps für Mail und Kalender erklärt.

Thunderbird: Kostenlose Opensource-Software auf hohem Niveau

(Quelle: Wikimedia Commons)

Was die Funktionen innerhalb des Programms angeht, kann Thunderbird mit Outlook mithalten. Die Einrichtung ist unkompliziert und ihr könnt euch schnell einen guten Überblick verschaffen. Es ist aber in einigen Funktionen etwas einfacher gehalten, was auch damit zusammenhängt, dass es nicht für die Verknüpfung mit den anderen Office-Anwendungen gestaltet ist. Das zeigt sich beispielsweise in der Kalenderfunktion, in die keine Verknüpfung zu einem Videocall-Programm integriert ist. Außerdem müsst ihr bei Thunderbird einige Funktionen wie die Signatur mittels Add-ons hinzufügen. Nach Add-Ons könnt ihr bei Thunderbird ganz einfach suchen und diese dann aktivieren. Etwas aufwendiger ist das Einrichten dadurch aber schon. Grundsätzlich ist die Software aber sehr praktisch, da sie mit Tabs arbeitet und somit ähnlich zu einem Browser aufgebaut ist. So könnt ihr für einzelne Mails die Kategorien Suchen, Einstellungen, Mail-Entwürfe und Ordner jeweils eigene Tabs offen halten. Das ermöglicht euch, im Workflow einfach zwischen den Fenstern hin und her zu klicken.

Tipps für Thunderbird

  • Ordner komprimieren: Habt ihr Ordner, die ihr nur noch selten braucht oder die nur als Archiv dienen, könnt ihr diese mit einem Rechtsklick ‘komprimieren’. So muss Thunderbird weniger Daten permanent abrufen und läuft schneller.
  • Schlagwörter: Mit den Zahlentasten 1-5 könnt ihr Mails mit nur einem Tastenklick einem Schlagwort (sieht aus wie ein Label/Etikett) zuordnen. Klickt ihr die Zahl erneut oder eine andere Zahl, ist die Zuordnung der Mail direkt wieder geändert. Voreingestellt sind ‘wichtig’, ‘dienstlich’, ‘persönlich’, ‘zu erledigen’ und ‘später’. Unter Einstellung könnt ihr diese, deren Farben und Namen aber jederzeit ändern oder noch weitere hinzufügen.
  • Lokale Ordner: Neben der normalen Ordnerstruktur ist es auch möglich, zusätzlich sogenannte ‘Lokale Ordner’ zu erstellen. Diese werden nicht im Mailserver eures Providers, sondern auf eurem Computer gespeichert. Es ist damit eine wertvolle Backup-Funktion für wichtige Mails.
  • E-Mail-Ansicht sortieren: Nützlich ist, dass ihr alle Mails, beispielsweise eines Ordners, wie in einem Laufwerk abrufen könnt. Um etwas leichter zu finden, könnt ihr die Ansicht so nach Absender, Datum, Betreff oder was für euch praktisch ist, sortiert anzeigen lassen, ohne dafür die Suchfunktion nutzen zu müssen.

Den Download von Thunderbird findet ihr hier. Die Einrichtung ist sehr intuitiv und viele Einstellungen werden automatisch getroffen. Hilfreich zum Einstieg ist aber auch dieses Video in englischer Sprache.

Fazit zum Vergleich

Dass Outlook etwas mehr Funktionen hat, liegt an der größeren Struktur, die dahintersteckt. Das könnt ihr auch an der Benutzeroberfläche sehen, die aufwändiger gestaltet ist. Für eine kostenlose Software sind aber auch die Möglichkeiten von Thunderbird sehr umfangreich. Wer sich gerne tief in eine Software einarbeitet, um die Arbeit zu optimieren, hat bei Thunderbird den Aufwand, zuerst Add-ons hinzuzufügen. Dafür hat man auf diese Weise auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten was Design und Features angeht. Für alle, die viel und auch privat mit den anderen Microsoft-Anwendungen arbeiten, ist Outlook sicher die richtige Wahl, weil in der Integration klare Stärken liegen. Beide Programme bieten euch eine gute Hilfe, um euch die organisatorische Arbeit für berufliche aber auch private Zwecke zu vereinfachen.

Wie schafft ihr es, eure Mails übersichtlich zu halten? Nutzt ihr vielleicht ein anderes Programm, das mit den beiden vorgestellten mithalten kann? Schreibt eure Erfahrungen gerne in die Kommentare!

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Aufgrund der Bauernproteste am Montag gab es vielerorts in Deutschland Beeinträchtigungen im Schulbetrieb. Schüler:innen und Lehrkräfte kamen teilweise verspätet oder gar nicht zum Unterricht. An 16 Thüringer Schulen ist der Unterricht ganz ausgefallen. Besonders in ländlichen Regionen habe es Probleme gegeben. An einer Schule seien nur 50 von 600 Schülern anwesend gewesen, so ein Sprecher des Bildungsministeriums. Für die restliche Woche sind weitere Protestaktionen geplant.

Als Reaktion auf die Einschränkungen hatten unter anderem Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Ausnahmeregeln angekündigt. Die Schulpflicht bleibe zwar bestehen, aber Schüler:innen dürfen dem Unterricht fernbleiben, wenn es keine Möglichkeiten gebe, zur Schule zu gelangen. Der Tag werde nicht als Fehltag gewertet. Jedes Fernbleiben solle aber unmittelbar an die Schule weitergegeben werden, heißt es vom dortigen Kultusministerium. Teilweise stiegen Schulen auf alternative Möglichkeiten wie Distanzunterricht um.

In Rheinland-Pfalz gibt es zusätzliche Bedenken hinsichtlich der noch anstehenden Proteste, da am Mittwoch landesweite Abiturprüfungen stattfinden. An diesem Tag ist eine Demonstration im Mainzer Regierungsviertel angekündigt. Das Bildungsministerium rief betroffene Schüler:innen dazu auf, Fahrgemeinschaften zu bilden und die Schule bei Verspätung rechtzeitig zu benachrichtigen. Wer nicht teilnehmen könne, müsse auf Ausweichtermine zurückgreifen. In einer Mitteilung appellierte die Landesschüler:innenvertretung (LSV) an die Beteiligten, eine gemeinsame Lösung zu finden, um negative Auswirkungen der Proteste zu vermeiden. “Es ist wichtig, dass allen Beteiligten die Tragweite der kommenden Demonstrationen in Bezug auf die stattfindenden Abiturprüfungen bewusst ist”, betont Emma Lucke, Pressereferentin der LSV.

In den nächsten Tagen ist mit weiteren Einschränkungen im Verkehr durch die Aktionswoche zu rechnen. Am Dienstagmorgen kam es vereinzelt erneut zu blockierten Straßen in Baden-Württemberg und Bayern. Welche Protestaktionen noch anstehen, könnt ihr hier für jedes Bundesland nachlesen.

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Steht ihr kurz vor dem Vorbereitungsdienst oder seid gerade hineingestartet und fühlt euch noch unsicher? Die ersten Unterrichtsstunden, der Kontakt zu Schüler:innen und anderen Lehrkräften – all das kann sowohl aufregend als auch ziemlich stressig sein. Nach dem theorielastigen Studium wird man als angehende Lehrer:innen regelrecht ins kalte Wasser geworfen. Hilfestellung hierfür bietet unter anderem Luisa auf ihrem Instagram-Account @kreide.und.kaffee. Luisa befindet sich selbst im Referendariat und teilt auf ihrem Kanal neben persönlichen Erfahrungen auch praktische Tipps.

Im Interview mit Lehrer News gibt sie Einblick in ihre Strategien zur besseren Bewältigung des Lehreralltags und Ratschläge für angehende Lehrer:innen.

Lehrer News: Könntest du dich kurz vorstellen und uns erzählen, warum du dich für den Lehrerberuf entschieden hast?

Luisa: Ich heiße Luisa, bin 25 Jahre alt und momentan Referendarin an einer Oberschule im Osten von Brandenburg. Mein Referendariat mache ich seit Februar 2023 und ich habe jetzt im Januar meine Prüfung. Mein Studienseminar ist in Cottbus und ich unterrichte die Fächer Deutsch und Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde in den Klassen 7-10 (Sekundarstufe 1). Ich habe mich für den Beruf entschieden, weil ich diesen unfassbar abwechslungsreich und erfüllend finde. Lehrkraft zu sein ist eine Berufung und ich möchte junge Menschen auf ihrem Weg bestmöglich begleiten, ihnen Werte vermitteln und für sie da sein.

Lehrer News: Vor Beginn des Referendariats sind viele besorgt und fühlen sich unsicher im Hinblick auf die bevorstehende Zeit. Welche Vorbereitungen haben dir geholfen, sicher ins Referendariat zu starten? 

Luisa (Quelle: privat)

Luisa: Die Sorge kann ich teilen. Darüber habe ich mir vor meinem Referendariat ebenfalls Gedanken gemacht. Dennoch bin ich „unvorbereitet“ in den Vorbereitungsdienst gestartet. Ich habe keine extra Literatur gelesen oder Workshops gemacht. Die einzige Vorbereitung, die ich hatte, waren mein Studium und meine Tätigkeit als Vertretungslehrkraft in der Zeit zwischen meinem Master und dem Ref. (4 Monate). Die Praxiserfahrung hat mir wirklich geholfen, da ich schon einige Erfahrungswerte hatte (z.B. Umgang mit Störungen), auf die ich zurückgreifen konnte. Lehren ist definitiv learning by doing.

Lehrer News: Welche Materialien und Utensilien, die du selbst regelmäßig benutzt, sollte jede:r Referendar:in haben?

Luisa: Da gibt es viele Sachen. Ich nutze sehr gern Fächermappen, in denen ich z.B. Materialien für die einzelnen Klassen aufbewahre. Sachen, die ich bewerte, sammle ich außerdem in einzelnen A4- Mappen, dass nichts verloren geht. Zudem habe ich an meinem Schlüsselbund einen AirTag. Ich arbeite digital und brauche deswegen ziemlich viele Adapter und ich habe eine Fernbedienung, mit der ich durch den Raum laufen und trotzdem die Präsentation steuern kann. In meinem Homeoffice habe ich außerdem einen Drucker. Manchmal muss man doch zu Hause drucken und ich bin sehr froh, dass ich mir diesen angeschafft habe. Genauso wie mein Laminiergerät. Eigentlich dachte ich, das sei nur etwas für die Grundschullehrkräfte, aber ich laminiere wirklich viel! Weiterhin nützlich: Korrekturstifte (es muss nicht immer rot sein!), Stempel, Sticker.

Lehrer News: Der Einsatz verschiedener digitaler Medien und Tools im Unterricht wird immer beliebter. Verwendest du selbst welche und wenn ja, wie integrierst du diese in deinen Unterricht?

Luisa: Ich bin ein absoluter Canva-Freak. Canva ist ein Tool, mit dem man alle möglichen Dinge erstellen kann: Präsentationen, Arbeitsblätter, Flyer, Social Media Posts (…). Ich erstelle jede Präsentation mit Canva. Die Plattform bietet viele tolle Vorlagen und man kann Videos, Grafiken, Fotos lizenzfrei nutzen. Alles sieht sehr professionell aus und es hat meine Unterrichtsvorbereitung auf ein neues Level gebracht. Im Deutschunterricht nutze ich außerdem gern Mentimeter und Learningapps.

Lehrer News: Eine ausgewogene Work-Life-Balance während des Referendariats aufrechtzuerhalten kann oft zum Problem werden. Was für Tipps hast du, um besser mit dem Stress umzugehen? Hast du Strategien oder Rituale, die dir persönlich im Alltag dabei helfen?

Luisa: Ja, ich mache viel Sport und merke auch, dass ich das im Alltag brauche, um wirklich abschalten zu können. Des Weiteren lese ich viel und das hilft mir jeden Abend beim Einschlafen. Man braucht meiner Meinung nach unbedingt einen Ausgleich, weil man gern mal Probleme aus der Schule mit nach Hause nimmt.

Lehrer News: Unterrichtsbesuche sind ein wichtiger Teil des Referendariats, für viele bedeuten sie aber viel Stress und Druck, wie vor einer Prüfung. Welche Ratschläge hast du, um die stressige Vorbereitung und die Unterrichtsstunde selbst gut zu bewältigen?

Luisa: Rechtzeitig mit der Planung anzufangen ist essenziell. Außerdem ist es gut, sich bei Hindernissen Feedback einzuholen, z.B. bei Mit-Refis oder Mentoren, aber Achtung zu viele Meinungen sind auch nicht unbedingt hilfreich.

Lehrer News: Manchmal kommt es vor, dass eine vorbereitete Unterrichtsstunde nicht wie geplant verläuft. Wie gehst du mit solchen unvorhergesehenen Situationen im Unterricht um? 

Luisa: In solchen Situationen kann man seine Flexibilität unter Beweis stellen und das sollte eine gute Lehrkraft können. Ich bin selbst ein ruhiger und geduldiger Mensch, daher zunächst: Ruhe bewahren. Keine Entscheidungen überstürzen. Wir arbeiten mit Menschen und da kann theoretisch alles passieren. Manchmal hilft es, kurz die Dinge anzusprechen oder sich mal eine ganze Stunde dafür Zeit zu nehmen.

Lehrer News: Welche Strategien hast du, um Schüler:innen zu motivieren, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen?

Luisa: Ich glaube, es ist wichtig, den Unterricht so lebensnah wie möglich zu gestalten und den Schüler:innen den Sinn hinter den Aufgaben/Themen etc. transparent aufzuzeigen. Eine positive Grundatmosphäre im Unterricht ist ebenfalls notwendig, denn die Schüler:innen sollen sich wohlfühlen, ausprobieren und Fehler machen können. Ich arbeite außerdem viel mit positiver Verstärkung, z.B. in Form von kleinen Lob-Zetteln. Ich versuche, kleine Erfolge zusammen mit den Schülerinnen und Schülern zu feiern.

Lehrer News: Als junge:r Referendar:in kann es schwierig sein, von den Schüler:innen als Respektsperson wahrgenommen zu werden. Was tust du, um ein respektvolles Klima im Klassenraum zu schaffen? Was kannst du anderen Referendar:innen raten, die dabei Probleme haben?

Luisa: Oh ja, das ist nicht immer einfach, aber mit der Zeit wird sich das bessern. Jetzt rückblickend habe ich das Gefühl, dass mich die Schülerinnen und Schüler erst richtig kennenlernen mussten und dann ging es. Ich habe vereinzelt immer noch Probleme damit, aber leider kein richtiges Rezept, um dem zu begegnen.

Lehrer News: Wenn du auf deine bisherige Zeit im Referendariat zurückblickst, welche gewonnenen Erkenntnisse würdest du gerne an dein früheres Ich weitergeben?

Luisa: In den vergangenen 12 Monaten habe ich richtig viel gelernt. Ich fand meinen Vorbereitungsdienst bisher wirklich toll und extrem lehrreich. Ich habe mich sehr stark weiterentwickelt und wurde dabei richtig gut vom Studienseminar begleitet. Ich habe gemerkt, dass nicht immer mein Unterrichtsstoff im Vordergrund steht. Manchmal geht es eher darum, Werte zu vermitteln oder Konflikte zu lösen. Der Stoff ist da zweitrangig und man kann diesen sowieso besser vermitteln, wenn man eine gute Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern aufgebaut hat.

Wollt ihr noch mehr hilfreiche Tipps? Dann schaut gerne bei Luisa auf Instagram unter @kreide.und.kaffee vorbei! Oder stöbert durch unsere Artikel zum Thema Referendariat, in denen wir unter anderem mentale Gesundheit ansprechen oder alles Wichtige zu Steuern und Versicherungen behandeln!


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Berlin. Am 07. Dezember wählte die Kultusministerkonferenz Christine Streichert-Clivot (SPD), Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes, zur neuen Präsidentin für das Jahr 2024. Sie übernimmt das Amt von Katharina Günther-Wünsch, der Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, die nun als 2. Vizepräsidentin fungieren wird. Zur 1. Vizepräsidentin wurde Ministerin Simone Oldenburg aus Mecklenburg-Vorpommern gewählt. 

Wer ist Christine Streichert-Clivot?

Christine Streichert-Clivot hat seit dem 18. September 2019 das Amt der Bildungsministerin im Saarland inne. Anders als die beiden KMK-Präsidentinnen vor ihr, Busse (SPD) und Günther-Wünsch (CDU), war sie zuvor nicht als Lehrkraft tätig. Ihre Ausbildung umfasst ein Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Volkswirtschaftslehre an der Universität Trier von 1999 bis 2006, das sie mit einem Magistra Artium abschloss. Zwischen 2001 und 2002 erweiterte sie ihre Kenntnisse am Institut d'Etudes Politiques (IEP) de Bordeaux. Von 2008 bis 2011 absolvierte sie einen Master of Arts in Erwachsenenbildung im Fernstudium an der Technischen Universität Kaiserslautern.

Seit 1999 ist Streichert-Clivot Mitglied der SPD. Dort ist sie seit 2021 in der Funktion der Co-Vorsitzenden ihres Kreisverbandes Saarpfalz tätig und war davor für zehn Jahre Fraktionsvorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion in Gersheim. Im Jahr 2022 zog sie als Abgeordnete in den saarländischen Landtag ein. Bereits seit 2012 ist sie für das Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes in verschiedenen Positionen tätig, ehe sie schließlich 2019 das Amt der Ministerin übernommen hat.

Neues Jahr, alte Probleme

Die Bildungslandschaft Deutschlands stand im Jahr 2023 vor erheblichen Herausforderungen, darunter alarmierende Ergebnisse in den großen Bildungsstudien, Probleme bei der Umsetzung des Startchancen-Programms, anhaltender akuter Lehrkräftemangel, vermehrtes Auftreten von Extremismus und Gewalt an Schulen sowie eine unsichere Zukunft des Digitalpakts. Diese Kernprobleme spiegeln sich in den bildungspolitischen Entwicklungen des Jahres wider und stellen weiterhin drängende Aufgaben für die Politik und Schulen dar. Eine ausführliche Darstellung dieser Herausforderungen findet sich im bildungspolitischen Jahresrückblick.

Streichert-Clivot präsentiert die Leitidee ihrer Präsidentschaft als “Bildung in Zeiten des Wandels – Transformation mutig gemeinsam gestalten”. Sie hob die Notwendigkeit für “ein System, das auf wissenschaftliche Expertise setzt, eigenes Handeln mutig und kritisch hinterfragt, und gute Formen des Miteinanders findet, ohne der Trägheit der Organisation zu erliegen.” 2024 soll der Fokus auf der Gewinnung und Qualifizierung von Lehrkräften liegen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zudem sollen digitale Transformation, pädagogische Weiterentwicklung und der Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Unterricht im Mittelpunkt stehen. Streichert-Clivot strebt eine vertiefte Kooperation mit der Jugend- und Familienministerkonferenz an, um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder umzusetzen und den Übergang von der Kita in die Schule zu verbessern.

Im Interview mit dem Handelsblatt lehnte Streichert-Clivot eine Grundgesetzänderung für mehr Mitsprache des Bundes in der Bildungspolitik ab, wie Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sie vorschlug. Sie betonte stattdessen die Innovationskraft des Föderalismus bei richtiger und kooperativer Nutzung und die Notwendigkeit gemeinsamer Programme ohne ständige Neuverhandlungen. Streichert-Clivot kritisierte Verzögerungen bei Gesprächen mit dem Bund, insbesondere beim Startchancen-Programm. Das von der KMK angestrebte Ganztagsschulangebot ab 2026 betrachtet sie als pädagogisch sinnvoll. 

Laut Streichert-Clivot ist eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Wirtschaft sinnvoll, um Schüler:innen mehr Berufsperspektiven aufzuzeigen und “mehr junge Leute in die Betriebe zu bringen“. Sie betonte die Bedeutung von multiprofessionellen Teams aus Lehrkräften, Sozialpädagog:innen und Sprachförderkräften an Schulen, wie es sie im Saarland bereits seit 2021 gäbe. Für Streichert-Clivot soll Sozialarbeit zukünftig ein fester Bestandteil deutscher Schulen werden.

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Den Jahreswechsel nehmen wir bei Lehrer News zum Anlass, einen Blick auf das kommende Jahr zu werfen: Was wird 2024 in der Bildung wichtig? Welche Themen sind gesetzt, was muss sich bewegen? Wir lassen die Verbände und Akteure selbst zu Wort kommen. In diesem Gastbeitrag der Bundesvorsitzenden des Deutschen Philologenverbandes Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. 

Forderungen an die Politik

In der Wahrnehmung vieler endete das Jahr 2023 mit einem Paukenschlag: PISA! Die Ergebnisse sind weltweit betrachtet so schlecht wie nie, die PISA-Forscher machen dafür u.a. Corona verantwortlich, und manch einer fordert in Deutschland mal wieder reflexhaft die vermeintlich ganz große Bildungsrevolution mit der immer gleichen „konstruktiven“ Forderung, die dann die Leistung aller Schülerinnen und Schüler verbessern soll, nämlich die nach der Abschaffung des Gymnasiums. Für diejenigen, die sich differenziert mit dem Bildungssystem und PISA beschäftigen, wäre ein versachlichter Umgang mit möglichen Konsequenzen aus den vorliegenden Daten schon ein echter Gewinn für das neue Jahr. 

Die Autoren der OECD-Studie äußern sich erfreulicherweise gleich selbst dazu in ihrem Berichtsband “PISA 2022 Ergebnisse” und weisen wissenschaftlich darauf hin, dass “12 Prozent der Varianz der Mathematikleistungen auf Unterschieden zwischen Bildungssystemen” entfallen (S. 71). Fast 90 Prozent der Unterschiede beruhen also auf anderen Faktoren. Da die geforderten Konsequenzen aus PISA in der Regel sowieso in einem zweifelhaften Zusammenhang mit PISA stehen, wären meine Forderungen für die Kultuspolitik eher folgende:

  1. Um guten Unterricht zu sichern, halten Sie die Mehrheit der Bestandslehrkräfte im System, und da diese in die Jahre gekommen sind, halten Sie diese u.a. mit deutlichen Altersermäßigungen, damit sie länger im System verbleiben. Doch dazu unten mehr und ausführlich. 
  1. Betreiben Sie keine Rosinenpickerei mit dem Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission zur Lehrkräftegewinnung und zum Lehrkräftemangel! Hier sehe ich gleich zwei dramatische Einfallstore. Das erste Einfallstor: Der Vorbereitungsdienst wird für die Referendarinnen und Referendare in manchem Bundesland gleich noch weiter gekürzt, weil dies für die dortige Realpolitik kurzfristig früher voll unterrichtende Lehrkräfte erbringt. Das zweite Einfallstor: Die vernünftige Zusammenschau aller drei Phasen der Lehrkräftebildung wird dazu führen, dass insbesondere die Fachwissenschaften in der ersten Phase an der Universität ausgedünnt - mit „Praxis“ für die Studierenden gefüllt, in Wirklichkeit aber für die Unterrichtsabdeckung genutzt  – und in die dritte Phase transferiert werden. Damit gingen sie dann angeblich nicht verloren. Dies wird als Erfolg gefeiert, weil nun endlich alle drei Phasen zusammengedacht werden, ohne zu bedenken, dass die dritte Phase der Lehrkräftebildung eine berufslange, sozusagen „unendlich“ lange Phase ist, die redlich nicht mit der Anteilen aus der zeitlich deutlich begrenzteren ersten Phase gefüllt werden kann. Aus meiner Perspektive führt eine solche nicht unwahrscheinliche Rosinenpickerei letztlich zu einer inhaltlichen Ausdünnung der fachlichen Lehrkräftebildung insgesamt, zusätzlich zu einer Verkürzung des Vorbereitungsdienstes.
  1. Führen Sie keine aus meiner Sicht unsinnige Schulart-Debatte, sondern schauen Sie als erstes u.a. differenziert auf die PISA-Daten, aber nicht nur auf sie, und verbessern Sie die Rahmen- und Arbeitsbedingungen für alle an Schule Beteiligten. Denn schlussendlich werden in PISA völlig unterschiedliche Schulsysteme (und auch Gesellschaften!) miteinander verglichen, die PISA-Aufgaben, an denen wir für Verbesserungen viel lernen könnten, sind größtenteils nicht einsehbar, und zudem fokussiert PISA auf ausgewählte Kompetenzen, bei denen – weil nicht intendiert –  eine individuelle Fortschrittsberichterstattung auf der Strecke bleibt. Und gerade diese wäre wichtig. Über die PISA-Fokussierung hinaus muss der bedrängende Lehrkräftemangel nachhaltig und qualitätsorientiert angegangen werden, und zwar ohne einen Verlust an fachlicher Bildung, Lehrkräfte müssen von unterrichtsfernen Aufgaben entlastet werden, qualifiziert fortgebildet und dafür freigestellt werden. Das Beherrschen der deutschen Sprache muss neu im Zentrum der Bildungspolitik stehen – für alle. 

U.a. Zeit-Online intonierte die Schulart-Debatte am 5.12.23 mit dem uns seit langer Zeit medial bekannten „Niedergang des Gymnasiums“. Betrachtet man nüchtern die in PISA untersuchten Kompetenzen in Abhängigkeit von der besuchten Schulart, erreichen die deutschen Schülerinnen und Schüler bei den mathematischen Kompetenzen am Gymnasium im Durchschnitt 546 Punkte und an den nicht-gymnasialen Schularten 438 Punkte. Die erreichten Mittelwerte in den die OECD-Skala anführenden drei Ländern betragen für Japan 536 Punkte, für Korea 527 und für Estland 510 Punkte. 

Bei den naturwissenschaftlichen Kompetenzen werden am Gymnasium im Durchschnitt 570 Punkte erreicht, an den nicht-gymnasialen Schularten 454 Punkte. Die erreichten Mittelwerte in den drei die OECD-Skala hier anführenden Ländern betragen für Japan 547 Punkte, für Korea 528 und für Estland 526 Punkte. 

Bei den Lesekompetenzen werden am Gymnasium im Durchschnitt 556 Punkte erreicht, an den nicht-gymnasialen Schularten 442 Punkte. Die erreichten Mittelwerte in den drei die OECD-Skala hier anführenden Ländern betragen für Irland 516 Punkte ebenso wie für Japan, und für Korea 515 Punkte.

Zusammenhängend betrachtet schneiden die hier untersuchten deutschen Gymnasiasten also nicht nur nicht schlechter als die Schülerinnen und Schüler der führenden OECD-Staaten ab, sondern in Teilen sogar besser. Dabei werden von mir die Durchschnittswerte aus den Gymnasien mit den Durchschnittswerten der führenden OECD-Staaten aller Schülerinnen und Schüler verglichen. Dabei ignoriere ich nicht, dass mit fokussiertem Blick nur auf das Gymnasien und unabhängig von den Zeitumständen, die Leistungen an den Gymnasien seit der letzten Erhebung gesunken sind. Und auch nicht, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den unteren Kompetenzstufen zugenommen hat. Aber zu erwarten wäre, dass in der losgetretenen Debatte die Relationen berücksichtigt werden: Im Vergleich zu den anderen Schularten ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den unteren Kompetenzstufen gering und die Leistungen der Gymnasien sind gemäß den PISA-Daten auf dem Niveau der OECD-Spitze. 

Ich glaube, wir haben insgesamt betrachtet dringendere Baustellen, als den „Niedergangs-Blick“ auf das Gymnasium zu kultivieren. Mein Blick fällt hier insbesondere auf die Mehrheit der Kollegen und Kolleginnen, die Babyboomer, auf diejenigen, die unser Bildungssystem stabilisieren, die solide ausgebildet wurden, die unterrichten können und die für die Schülerinnen und Schüler allein deshalb möglichst lange erhalten bleiben sollten, ebenso wie für die nachfolgenden Lehrkräfte, die sie unterstützen und beraten können, sofern ihnen dazu die Gelegenheit gegeben wird. Dazu ließe sich ein Impuls aus dem SWK-Gutachten positiv für alle erfahrenen wie zukünftigen Lehrkräfte aufgreifen: Wir brauchen nämlich mehr Anstrengungen für den Erhalt der Arbeitskraft erfahrener Lehrkräfte. Zudem wäre es fahrlässig, ihr Potential aus langjähriger Berufserfahrung nicht besser für die jungen Lehrkräfte auszuschöpfen. Deutschlandweit wurden 17% der pensionierten Lehrkräfte wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand entlassen. 59% ließen sich vorzeitig pensionieren und nur 21% erreichten die gesetzliche Altersgrenze.

Damit der Großteil der Lehrkräfte länger im aktiven Dienst bleiben kann, muss die Altersermäßigung deutlich erhöht werden. Wenn Lehrkräfte ab 55 Jahren zwei Stunden, ab 60 vier Stunden und ab 62 sechs Stunden Altersermäßigung bekämen, ist meine Hypothese, dass eine große Zahl deutlich länger im Dienst bleiben würde.

Wer also bis zur Regelaltersgrenze arbeitet, muss ab 63 Jahren für dasselbe Geld nur noch mit einem Dreiviertel-Unterrichtsdeputat unterrichten. Lehrkräfte werden dadurch länger im Dienst gehalten. In der verbleibenden vollen Arbeitszeit sollen diese Lehrkräfte neue Kollegen und Kolleginnen, Quer- und Seiteneinsteiger unterstützen, immer noch nötige Verwaltungsaufgaben übernehmen oder Reisen und Veranstaltungen vorbereiten. Jüngere Lehrkräfte bekommen mehr Zeit für ihre eigentliche Kernaufgabe: den Unterricht. Und die Kollegen und Kolleginnen bleiben im Schuldienst – statt (vorzeitig) zu gehen. Außerdem muss die Altersteilzeitregelung, die derzeit nur für Schwerbehinderte gilt, auf alle verbeamteten und Arbeitnehmer-Lehrkräfte ausgedehnt werden, um die vorzeitige Pensionierung aus gesundheitlichen Gründen zu verhindern.

Darüber hinaus muss in Zeiten des Lehrkräftemangels den 21% der Lehrkräfte, die mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand versetzt wurden, die Möglichkeit eingeräumt werden, freiwillig weiter unterrichten zu können. Deshalb sollte es keine Höchstgrenze für Zuverdienst geben. Dementsprechend ist umgehend die Zuverdienstgrenze für pensionierte Lehrkräfte auszusetzen, damit diese mit genau dem Stundenmaß eingesetzt werden können, wie es ihnen selbst möglich und der aktuell notwendigen Unterrichtsversorgung dienlich ist, ohne dass die Pensionäre deshalb finanzielle Einbußen erleiden. Und selbstverständlich darf es keinen Ausschluss von Pensionären bei Sonderzahlungen für Lehrkräfte geben. 

Last but not least: 

Die KMK sollte sich dazu durchringen, dass Deutschland sich an der TALIS-Studie beteiligt! (Dafür könnte man übrigens das Engagement in manch anderer Bildungsstudie überdenken) In der TALIS-Studie werden zahlreiche Lehrkräfte in OECD-Ländern über ihr Arbeitsleben in der Schule befragt. Die Erhebung untersucht viele Aspekte, angefangen bei den Rahmenbedingungen, beim schulischen Umfeld, der Art und Weise, wie Lehrkräfte untereinander Feedback geben, bis hin zu ihren Unterrichtsmethoden und ihrer Teilnahme an beruflicher Fort- und Weiterbildung. In der Vergangenheit sind viele Anstrengungen unternommen worden, die Leistungsentwicklung unseres Schulsystems für Schülerinnen und Schüler zu messen. Für Lehrkräfte war dies bisher leider kaum der Fall. Die TALIS-Studie bietet eine gute Möglichkeit, um den Ist-Zustand unseres Bildungssystems zu analysieren, bewährte Praktiken zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Lehrkräfte abzuleiten.

Hochqualifizierte und motivierte Lehrkräfte sind noch immer entscheidend für einen erfolgreichen Unterricht. Es wäre schön, wenn die Wertschätzung durch die Politik so groß wäre wie in weiten Teilen der Gesellschaft. Nicht nur finanziell, sondern auch im täglichen Umgang miteinander. Hätte ich nur einen Wunsch für 2024 frei – es wäre dieser. 

Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing für ihren Beitrag und möchten hinzufügen, dass der Inhalt des Artikels nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wiedergibt. 

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199 Jahre ist es her, dass Louis Braille eine Schriftform entwickelte, die seheingeschränkten Menschen das Lesen erleichtern sollte. Seitdem feiern wir am 4. Januar, dem Geburtstag von Louis Braille, jedes Jahr die Erfindung dieser international genutzten Schrift. Um diese Innovation gebührend zu feiern, möchten wir euch heute fünf spannende Fakten zur Brailleschrift zeigen.

1. Erfindung der Blindenschrift aus der Not heraus

Bei dem Erfinder der heute primär genutzten Blindenschrift handelt es sich beim Erfinder der Blindenschrift um den Franzosen Louis Braille. Dass ausgerechnet er die berühmteste und am meisten verwendete Blindenschrift erfand, entstand jedoch aus einer eigenen Not heraus. Im Jahr 1812 erlitt der damals Dreijährige eine folgenschwere Verletzung. Braille versuchte damals, mit einer Modellierspitze ein Stück Leder auszustanzen. Jedoch stieß er sich das Werkzeug dabei versehentlich ins rechte Auge. Aufgrund einer Entzündung der Wunde, wurde Braille kurz darauf auf diesem Auge blind. Die Infektion griff auf das andere Auge über, was zur Folge hatte, dass er zwei Jahre später, im Alter von fünf Jahren, komplett erblindete. In seiner Jugend besuchte er deswegen eine Blindenschule, deren Bücher und Schriften sich bis zu diesem Zeitpunkt der damals verwendeten Nachtschrift, entwickelt vom französischen Hauptmann Charles Barbier, bedienten. Bei dieser Schrift ertasten Soldaten mit den Fingern ins Papier eingeprägte Punkte, die für Silben oder Buchstaben stehen. So sollten auch bei Nacht Botschaften gelesen werden können, ohne eine Laterne anzünden zu müssen. Da diese Schriftform jedoch aufwendig war und ein einzelnes Buch oft nicht weniger als vier Kilo wog, begann Braille, sie zu vereinfachen. Er ersetzte die Silben durch Buchstaben und reduzierte die Anzahl von zwölf auf nur sechs Punkte. Als Braille gerade einmal 16 Jahre alt war, stellte er die Brailleschrift mit einem neuen Alphabet fertig. Jedoch dauerte es lange, bis diese Schrift auch anerkannt wurde. Der neue Direktor der Blindenschule von Braille verbot die Nutzung des neuen Alphabets, da er der Meinung war, dass Blinde sich durch eine Schrift, die Sehenden unbekannt sei, isolierten. Mit der Entwicklung neuer Punktesysteme und weiteren Möglichkeiten wie Darstellung von Notenschriften oder Zahlensystemen für Blinde, wurde die Schrift nach mehreren Jahren anerkannt und wird heute international verwendet.

2. Sechs Punkte und unzählige Möglichkeiten

Ein weiterer Fakt zur Brailleschrift ist, dass sie, im Gegensatz zur uns bekannten Schwarzschrift, aus nur sechs Punkten besteht. Dafür werden jeweils drei Punkte in die Höhe und zwei in die Breite verwendet. Es ergibt sich eine Kombinationsmöglichkeit aus 64 möglichen Zeichen, mit denen Buchstaben, Zahlen und Zeichen dargestellt werden können. Zudem sind sie nicht nur im Deutschen gültig, sondern können auch in anderen Sprachen abgebildet werden. Des Weiteren gibt es innerhalb der Brailleschrift spezielle Punktschriften von Musiknoten bis hin zu chemischen Formeln oder sogar Strickmustern. 

3. Blindenschrift auf Bargeld

Neben Blatt und Papier lassen sich weitere Formen der Blindenschrift auch auf Alltagsgegenständen finden. So auch auf handelsüblichen Euromünzen. Denn mit Einführung des Euros wurde auch an einer Möglichkeit nach Inklusion für Menschen mit Seheinschränkung gearbeitet. Aus diesem Grund sind die Münzen am Rand mit einer feinen Riffelung versehen. Dabei gilt: Je feiner und aufwendiger die Riffelung ist, desto wertvoller ist die Münze. Auch bei den Banknoten lässt sich die Wertigkeit des Scheins mit Hilfe erkennen. Bei den Euroscheinen der ersten Generation konnten die verschiedenen Scheine tatsächlich nur anhand der Größe unterschieden werden. Mit der Einführung der zweiten Generation bekamen die Scheine ebenfalls eine Riffelung. Achtet man bei Euroscheinen auf den linken Rand, so lässt sich, wie bei den Münzen, eine Riffelung erkennen. Dies hilft ebenfalls bei einer Differenzierung der Scheine. 

4. Keine Verwendung von Stiften 

Im Gegensatz zur Schwarzschrift wird beim Schreiben in Brailleschrift kein regulärer Stift verwendet. Wer Texte in Blindenschrift verfassen will, benötigt dafür eine Schablone und einen Griffel. Die Schablone besteht aus zwei Teilen, zwischen die ein Blatt Papier geklemmt wird. Auf der Vorderseite der Schablone sind rechteckige Löcher und auf der Gegenseite befinden sich sechs kleine Vertiefungen. Mithilfe des Griffels drückt man nun Punkte in diese Vertiefungen. Dabei müssen blinde Menschen aber spiegelverkehrt und von rechts nach links schreiben. Denn nur so kann nach dem Wenden des Papiers ein Text von links nach rechts tastend gelesen werden. Um unterschiedliche Papierformate abzubilden, sind die Schablonen in verschiedenen Größen verfügbar. Wer jedoch ohne Schablone und Griffel Texte formulieren möchte, kann alternativ aber auch wie bei der regulären Schwarzschrift eine Art Schreibmaschine benutzen.  

5. Verkürzung der Sprache 

Um Texte schneller lesbar zu machen und auch um Seiten einzusparen, kann die Schrift verkürzt werden. Denn im Gegensatz zu sehenden Leser:innen mit 250-300 Wörtern pro Minute, schaffen erfahrene Braille-Leser:innen 100 Wörter pro Minute. In der Basisschrift entspricht jeder Buchstabe einem Braillezeichen. Es wird weitestgehend auf die Unterscheidung von Groß- und Kleinschreibung verzichtet und bei Ziffern oder Akzentbuchstaben, wenn nötig, durch Voranstellen bestimmter Zeichen als solche gekennzeichnet werden. Mithilfe der Vollschrift lassen sich bereits 5 bis 10 Prozent an Text verkürzen. Hierbei werden Umlaute wie sch oder st durch eigene Braillezeichen ersetzt. Die Kurzschrift wiederum ermöglicht eine Text-Einsparung von etwa 30 bis 40 Prozent. Vergleichbar ist diese mit der Stenografie in der Schwarzschrift. Beispielsweise wird das Wort und einfach mit einem u dargestellt. Geübte Blinde können diese Kurzschrift fast im selben Tempo lesen wie Sehende Schwarzschrift.  

Die Brailleschrift war und ist also in vielen Bereichen eine große Revolution, wenn es um die Möglichkeit des Lesens für Sehbeeinträchtigte geht. Durch ihre Wandelbarkeit und Einfachheit ermöglicht sie trotz gerade einmal 64 Kombinationen dennoch eine umfangreiche Zeichenkombination und Einfachheit. Habt ihr bereits Erfahrungen mit dem Lesen oder Verfassen von Brailleschrift gemacht? Wie habt ihr diese wahrgenommen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Von der Planung von Unterrichtseinheiten über die Organisation von Materialien bis hin zur Einhaltung von Fristen – Lehrer:innen stehen oft vor der Herausforderung, zahlreiche Aufgaben effektiv zu koordinieren. Dabei bieten Apps eine zeitgemäße Lösung, um den Arbeitsalltag zu strukturieren und die Produktivität zu steigern. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf sechs Apps, die speziell für die Selbstorganisation entwickelt wurden und euch dabei helfen können, eure Zeit effizient zu nutzen, Aufgaben zu organisieren und den Fokus auf das zu legen, was wirklich zählt: den Unterricht. 

Evernote

(Quelle: evernote)

Evernote ist das perfekte Tool, um Ordnung in eure Notizen und Aufgaben zu bringen. Wenn ihr in eurem Lehralltag mit einer Vielzahl an Aufgaben konfrontiert seid, kann diese App euch helfen, eure Notizen, Dokumente und Fotos sowohl nach euren eigenen Kriterien zu ordnen als auch leicht wiederzufinden. 

In eurem Konto habt ihr die Möglichkeit, verschiedene Notizen, Grafiken und Dokumente — egal ob Fotos, PDFs oder Word-Dateien — zu speichern. Außerdem könnt ihr euren Google-Kalender und handgeschriebene Notizen in eure Aufzeichnungen integrieren. Evernote ermöglicht euch dabei, alles nach euren eigenen Wünschen zu sortieren. Mithilfe der Suchfunktion könnt ihr nach Stichwörtern suchen und so die richtige Datei schnell wieder finden. Darüber hinaus zeigt die App euch eure ausstehenden Aufgaben an, was die Planung und Umsetzung von To-do-Tabellen sowie Checklisten erleichtert. Ihr könnt mit der App zum Beispiel die Noten eurer Schüler:innen verwalten, Exkursionsideen organisieren oder eure Unterrichtspläne digital erstellen, sodass ihr alles an einem Ort gebündelt griffbereit habt.

Ein besonders praktisches Feature dieser Anwendung ist die Möglichkeit, Aufgaben sowohl am Handy als auch am PC abzuarbeiten und jederzeit mobil darauf zugreifen. Dadurch habt ihr beim nächsten Einloggen stets im Blick, welche Aufgaben bereits erledigt wurden. Die App ermöglicht euch auch das Teilen von Notizen mit anderen Nutzer:innen, was die Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen und die Zusammenarbeit mit euren Kolleg:innen erleichtert. Ein Kritikpunkt ist, dass aufgrund dieser vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und Funktionen nicht alle Anwendungen völlig ausgereift sind. Wenn Die Grundversion von Evernote ist kostenlos verfügbar und beinhaltet bereits nützliche ihr zum Beispiel einen Punkt auf eurer To-do-Liste abhaken wollt, kann es schnell passieren, dass ihr stattdessen im Editier-Modus der Notiz landet.

Die kostenlose Version von evernote bietet euch Funktionen wie die Synchronisation auf zwei Geräten und einen Upload von bis zu 65 MB pro Monat. Für weitere Funktionen muss aber die Bezahlversion für ca. 11 Euro gekauft werden. Hier könnt ihr euch Evernote herunterladen.

Notion 

(Quelle: notion)

Notion ist ein wahres Allround-Talent für Strukturierung und Planung, das euch zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und Funktionen bietet. Mit dieser App könnt ihr nicht nur euren Lehralltag, sondern auch euer Schuljahr übersichtlich organisieren.

Eine der Funktionen von Notion ist die Möglichkeit, Übersichtsseiten zu erstellen — dies könnte sich zum Beispiel für jedes neue Schuljahr lohnen. Hier könnt ihr Stundenpläne, Kontaktinformationen und alle anderen wichtigen Informationen nach euren eigenen Wünschen übersichtlich ordnen. Durch einfaches Draufklicken öffnen sich weitere Reiter für Unterpunkte, die noch mehr Struktur innerhalb der Listen bieten.

Ihr könnt in dieser App nicht nur Textnotizen machen, sondern auch handschriftliche Notizen einfügen, Bilder hochladen und Links teilen. Notion wird so zu eurem digitalen Notizbuch und Planungstool in einem. Die To-Do-Listen-Funktion ist besonders vielfältig nutzbar und individualisierbar. Hier könnt ihr Fälligkeitsdaten festlegen, Prioritäten setzen und sogar Notizen oder Dateien anhängen. Durch die Verwendung von Tags und Kategorien könnt ihr eure Aufgaben auch nach euren eigenen Kriterien sortieren. Ihr wollt eine digitale Bibliothek für eure Schulmaterialien? Kein Problem! Notion ermöglicht das Speichern wichtiger Webseiten, Zusammenfassungen, Links und Zitate.

Und das Beste: Ihr könnt eure Notion-Seiten mit anderen teilen. Das ist perfekt für die Zusammenarbeit im Kollegium oder wenn ihr eure Ressourcen mit anderen Lehrer:innen teilen möchtet. Notion erleichtert euch den Einstieg mit bereits vorbereiteten Vorlagen, die ihr nach Belieben anpassen könnt. Die kostenlose Version ermöglicht Uploads bis zu fünf MB und die Teilnahme von bis zu zehn Personen. Aufgrund dieser zahlreichen Funktionen dauert es vielleicht ein bisschen, um sich in Notion einzuarbeiten, aber wenn ihr erst einmal den Dreh raus habt, werdet ihr feststellen: Notion ist ein vielseitiges Werkzeug zur Organisation, das euren Lehralltag auf ein neues Level heben kann. 

Trello

(Quelle: trello)

Trello ist ein leistungsstarkes Organisationstool, das sich auch für Lehrer:innen als äußerst nützlich erweisen kann. Mithilfe der übersichtlichen Boards könnt ihr eure Projekte mühelos verwalten und eure Aufgaben innerhalb der Kategorien "zu erledigen", "in Arbeit" und "erledigt" klar strukturieren. Auf diese Weise behaltet ihr stets den Überblick über den Fortschritt eurer Projekte, was die Anwendung besonders für die Organisation von Unterrichtsprojekten und Schulveranstaltungen empfehlenswert macht.

Darüber hinaus bietet Trello eine praktische Zeitleiste, die euch dabei unterstützt, die Planung eurer Projekte im Auge zu behalten. Die Möglichkeit zur Erstellung von Checklisten bietet die effiziente Gestaltung von To-do-Listen, das Kommentieren von Inhalten sowie das Anhängen von Dateien. Insbesondere für Lehrer:innen, die im Team arbeiten, stellt die Zuweisung von Aufgaben einen echten Mehrwert dar – sei es bei der Vorbereitung von Unterrichtseinheiten oder der Organisation von Schulveranstaltungen. Trello lässt euch auch dann nicht im Stich, wenn die Internetverbindung einmal ausfällt. Inhalte können offline bearbeitet werden und werden automatisch synchronisiert, sobald ihr wieder online seid.

Unabhängig davon, ob ihr Android-, iOS-, Windows- oder macOS-Nutzer seid, steht Trello für euch bereit. Die Grundversion ist kostenlos und ermöglicht die Nutzung von bis zu zehn Boards pro Arbeitsbereich. Wenn ihr Interesse an Premium-Features habt, könnt ihr euch hier über die genauen Kosten informieren und die App herunterladen.

Todoist

(Quelle: todoist)

Todoist eignet sich besonders gut dazu, Aufgaben und To-do-Listen effizient zu organisieren. Zu Beginn mag diese App noch recht simpel erscheinen: Ihr fügt Aufgaben hinzu und erledigt sie. Habt ihr euch jedoch erstmal mit den verschiedenen Funktionen von Todoist vertraut gemacht, könnt ihr auch wöchentliche Aufgaben planen, Erinnerungen für Abgaben setzen oder sogar eure E-Mails in Aufgaben umwandeln. Die App bietet euch außerdem die Möglichkeit, nicht nur Tasks zu benennen, sondern auch Unteraufgaben zu definieren, wodurch ihr zum Beispiel eure Lehrpläne in übersichtliche Abschnitte unterteilen könnt. Die App bietet euch die Möglichkeit, Zeitrahmen für eure Aufgaben festzulegen, wodurch ihr eure Arbeit effektiv planen könnt. Außerdem könnt ihr den einzelnen Tasks Prioritäten durch die Auswahl aus vier verschiedenen Stufen zuweisen. Die Funktion zur Einstellung von Erinnerungen sorgt dafür, dass keine wichtigen Termine oder Deadlines übersehen werden.

Die Möglichkeit, Datums- und Fristangaben für Aufgaben festzulegen, ist besonders nützlich für Lehrer:innen, die ihre Unterrichtsplanung im Voraus strukturieren müssen. Durch die Integration mit anderen Anwendungen, wie beispielsweise dem Google Kalender, wird Todoist zu einem nahtlosen Bestandteil des digitalen Lehreralltags. Die benutzerfreundliche und gut strukturierte Oberfläche von Todoist ermöglicht euch eine einfache Navigation und effiziente Nutzung der App. Darüber hinaus ist Todoist plattformübergreifend verfügbar, was bedeutet, dass ihr die App auf Android-, iOS-, Web-, Windows-, macOS- und Linux-Geräten nutzen könnt, um eure Aufgaben von überall aus zu verwalten.

Die Grundversion von Todoist ist kostenlos und erlaubt die Verwaltung von bis zu fünf Projekten. Falls ihr euch erweiterte Funktionen wünscht, steht eine Business-Version zur Verfügung, die für sechs Euro pro Monat erhältlich ist und die ihr euch hier herunterladen könnt.

 mindly

(Quelle: Google Play)

Mindly ermöglicht es euch, Aufgaben, Ideen und Anregungen in übersichtliche Strukturen zu integrieren und erinnert in ihrem Aufbau an Mindmaps. Die selbst erstellten Mindmaps dienen dabei als effektive Werkzeuge zur visuellen Organisation von Informationen.

Ihr könnt hier kreativ werden und bei der Erstellung eurer Übersichten verschiedene Farben, Symbole und Texte verwenden, um eure Inhalte zu sortieren und hierarchisch anzuordnen. Dies erleichtert nicht nur die Übersicht, sondern fördert auch ein besseres Verständnis der Zusammenhänge. Durch die verschiedenen Ebenen in mindly könnt ihr zum Beispiel Präsentationen, Zusammenfassungen und andere Inhalte erstellen und verwalten. Die Möglichkeit, Mindmaps als Bilddateien zu speichern, erleichtert das Teilen von Informationen mit Kolleg:innen oder Schüler:innen.

Mindly ist auf iOS- und Android-Plattformen verfügbar. Die Grundversion der App ist kostenlos.

toggl

(Quelle: toggl)

Toggl ist eine App, die speziell für das Zeitmanagement entwickelt wurde und euch dabei hilft, Fristen einzuhalten und den Stress bei der Aufgabenerledigung zu minimieren.

Diese Anwendung richtet sich an alle, die Schwierigkeiten haben, ihre Aufgaben rechtzeitig zu erledigen, und bietet eine effektive Lösung, um euer eigenes Zeitmanagement zu optimieren. In Toggl könnt ihr Projekte und Aufgaben eintragen, wobei die App misst, wie viel Zeit für die jeweilige Aufgabe benötigt wurde.

Durch einen einfachen Klick auf "Start" könnt ihr die Zeit erfassen, die ihr für eine bestimmte Aufgabe aufwendet. Die Möglichkeit, Aufgaben verschiedenen Projekten zuzuweisen, ermöglicht eine klare Zuordnung und Strukturierung eurer Arbeitszeit. Dies trägt dazu bei, realistische Zeitpläne zu erstellen und Aufgaben effizient zu bewältigen. Eine nützliche Erweiterung von Toggl ist der Pomodoro-Timer, der euch hilft, eure Arbeitszeit in kurzen, fokussierten Intervallen zu organisieren. Dies fördert nicht nur die Produktivität, sondern auch die Konzentration.

Die Grundversion der App steht euch kostenlos zur Verfügung und kann hier heruntergeladen werden. Für die Bezahlversion müsst ihr 20 Euro pro Monat bezahlen und habt hier die Möglichkeit, weitere AddOns dazuzubuchen.

Sind für euch nützliche Apps dabei? Oder nutzt ihr vielleicht ganz andere? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Berlin. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), fordert angesichts der schlechten Pisa-Ergebnisse Reformen im deutschen Bildungssystem. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa erläuterte er: "Wir müssen auch den Mut haben, uns wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren". Demnach sollten schulpolitische Entscheidungen einen stärkeren Fokus auf die Förderung der Kernkompetenzen der Kinder legen. Für Wegner gehören hierzu insbesondere Lesen, Schreiben und Rechnen. Um diesen Weg konsequenter zu verfolgen, müsse Deutschland sich stärker auf die frühkindliche Bildung konzentrieren. Er führt dabei an, dass bei den Pisa-Studien besonders die Länder gut abgeschnitten hätten, die in diesem Bereich stark aufgestellt seien. 

An diesem Rückschluss aus den Pisa-Ergebnissen auf fördernde Umstände für Schüler:innen gibt es immer wieder Kritik. Lehrer News hat berichtet

Neben der Forderung nach höheren Investitionen in frühkindliche Bildung übt Wegner Kritik an der unterschiedlichen Schulstruktur in den Bundesländern. In Berlin gibt es zum Beispiel die Integrierte Sekundarschule. In anderen Bundesländern existiert diese nicht. Wegner hat die Problematik im Interview anhand eines Beispiels erklärt: "Wenn Eltern aus Baden-Württemberg nach Berlin kommen, um hier zu arbeiten und ihre Kinder mitbringen, dann wissen sie nicht, was eine Integrierte Sekundarschule überhaupt ist." Deutschland brauche hier eine einheitliche Struktur. 

Der Regierende Bürgermeister von Berlin fordert ausdrücklich nicht die Abschaffung des Föderalismus. Er sieht lediglich Reformbedarf bei derzeit bestehenden Hürden wie etwa dem Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern. Dadurch würde etwa eine stärkere finanzielle Unterstützung der Länder von Seiten des Bundes möglich werden, die Wegner dringend für notwendig hält. Um eine bessere Förderung der Schüler:innen zu erreichen, hält Wegner auch eine Ausweitung der Befugnisse der Kultusministerkonferenz für sinnvoll. 

Auch in anderen Bundesländern setzen Regierungen nach den schlechten Pisa-Ergebnissen das Thema Bildung weit oben auf die Tagesliste. Die neue regierende Koalition aus SPD und CDU in Hessen widmet dem Themenkomplex 21 von 184 Seiten ihres Koalitionsvertrags. Die neue Regierung will dabei viele Probleme angehen, die auch in anderen Bundesländern derzeit akut spürbar sind: Lehrkräftemangel, marode Schulgebäude oder mangelnde Chancengleichheit. Bei der Ausgestaltung möglicher Maßnahmen bleibt der Koalitionsvertrag allerdings vage. 

Insgesamt zeigt sich derzeit, dass die Landesregierungen sich um den dringenden Handlungsbedarf im Schulsystem bewusst sind. Wie eine grundlegende und nachhaltige Verbesserung der Bildung in Deutschland erreicht werden kann, dabei ist man sich uneinig.

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Das ereignisreiche Jahr 2023 geht zu Ende. Neben multiplen globalen Katastrophen, deren Auswirkungen bis in die Klassenzimmer der Bundesrepublik spürbar waren, macht sich auch eine weitere Krise in unserem Land bemerkbar — eine, die die Klassenzimmer unmittelbar betrifft: die Bildungskrise. Im Folgenden möchten wir die bildungspolitischen Ereignisse und Entwicklungen in einem Jahresrückblick noch einmal zusammenfassen.

Alarmierende Ergebnisse in Bildungsstudien: IQB, IGLU und Pisa

Gleich drei aktuelle Schulleistungsstudien, die sich auf verschiedene Altersgruppen und Kompetenzbereiche konzentrieren, zeichnen dieses Jahr ein besorgniserregendes Bild: Etwa 25 bis 30 Prozent der Schüler:innen in Deutschland erreichen nicht die Mindeststandards in Fächern wie Deutsch und Mathematik. Die Pisa-Studie 2022 zeigt besonders in Mathematik die schlechtesten Ergebnisse seit Beginn der Untersuchungen, mit einem Anstieg des Anteils der Leistungsschwachen im Vergleich zur letzten Studie und einem deutlichen internationalen Leistungsabfall. Die neuesten Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022 bestätigen einen Kompetenzrückgang im Fach Deutsch, insbesondere beim Lese- und Hörverständnis sowie in der Rechtschreibung. Nicht zuletzt verdeutlichte die IGLU-Studie, dass deutsche Kinder im Vergleich zu anderen EU-Ländern unzureichend auf den Schulstart vorbereitet sind, mit unterdurchschnittlichen Lese- und Schreibkompetenzen. Als mögliche Ursachen werden die Schulschließungen während der Pandemie genannt und die starken sozioökonomischen Unterschiede. Die verheerenden Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Chancengleichheit als oberstes Gebot in der Bildungspolitik zu verankern. Angesichts der schlechten Bildungsergebnisse seit 23 Jahren fordert Kai Gehring, Vorsitzender des Bundestagsbildungsausschusses, eine dringende Sonder-Ministerpräsidentenkonferenz. Bildung müsse höchste Priorität haben. SPD-Chefin Saskia Esken unterstützt die Ausweitung des Startchancen-Programms angesichts der PISA-Studie.

Fehlstart für Startchancen: Programm kämpft mit Uneinigkeit

Mit dem Ziel, Bildungsgerechtigkeit an Schulen zu fördern, wurde das Startchancen-Programm bereits 2021 im Koalitionsvertrag der Bundesregierung beschlossen. Geplant ist ein umfassendes Förderprogramm in einem Zeitraum von zehn Jahren, das über 4000 Schulen unterstützen soll, darunter zahlreiche, mit  sozial benachteiligten Schüler:innen. Ursprünglich sollte dieses im Schuljahr 2023/24 starten, doch Uneinigkeit über die Verteilung der Mittel und der Zuständigkeiten prägt die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern. Anfang 2024 soll die Vereinbarung offiziell unterzeichnet werden und voraussichtlich im Schuljahr 2024/25 seinen Anfang nehmen. 

Gutachten zum Lehrkräftemangel

Größere Klassen, eine Anpassung des Ruhestandseintritts, Hybridunterricht und Lehramtsstudierende in die Schulen: so lauteten einige Lösungsvorschläge zum akuten Lehrkräftemangel, die die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz bereits im Januar in einem Papier vorgestellt hatte. Auf die Vorschläge folgte Kritik. Sowohl von Seiten der Lehrkräfteverbände wie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) als auch von der Bertelsmann Stiftung wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen als zusätzliche Belastung für die Lehrkräfte gewertet. Im Dezember stellte die SWK nun ein elf Punkte umfassendes zweites Gutachten vor, das grundlegende Anpassungen im Ausbildungssystem bewirken soll und somit den Lehrberuf attraktiver machen könnte.

Wechsel der KMK-Präsidentschaft

Nach nur vier Monaten als Präsidentin der Kultusministerkonferenz wurde Astrid-Sabine Busse (SPD) von Katharina Günther-Wünsch (CDU) im Mai abgelöst. Grund für den Wechsel war die Wiederholung der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus,  die der Verfassungsgerichtshof aufgrund zahlreicher Pannen im September 2021 annullierte. Das neue Wahlergebnis führte zu einer schwarz-roten Koalition, die den rot-rot-grünen Senat ablöste, wobei auch das Bildungsressort nach 27 Jahren von der SPD zur CDU wechselte. Obwohl ein Wechsel innerhalb der einjährigen Präsidentschaft selten ist, kam dies jedoch in den vergangenen 50 Jahren bereits dreimal vor. Besonders ist allerdings der Wechsel der Parteizugehörigkeit. Auf der Agenda von Günther-Wünsch steht vor allem die Bekämpfung des Lehrkräftemangels.

Bedrohliche Kulisse: Extremismus, Rassismus und Gewalt an Schulen

Politische Bildung ist in diesem Jahr noch einmal verstärkt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Die jüngsten politischen Entwicklungen im Nahen Osten sorgten auch an deutschen Schulen für angespannte Situationen. Nicht nur Antisemitismus nahm in ihrer Folge zu, auch antimuslimischer Rassismus wurde laut der Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS) vermehrt gemeldet. An den Schulen kam es nach dem 7. Oktober teilweise zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Schüler:innen und Lehrkräften, wie etwa an einer Berliner Schule. Parallel dazu wurden rechtsextreme Vorfälle und Übergriffe an Schulen verstärkt bekannt. Im April machten zwei Lehrkräfte aus Brandenburg in einem Brandbrief auf Hakenkreuze auf Schulmobiliar, rechtsextreme Musik unter den Schüler:innen und demokratiefeindlichen Parolen auf den Schulfluren aufmerksam und kritisierten das Versagen der Schulleitungen. In der Folge forderten einige Eltern die Entlassung der Lehrkräfte und zudem soll sich ein Instagram-Account gebildet haben, der zur Jagd auf die beiden aufgerufen hätte. Kürzlich wurde eine brandenburgische Lehramtskandidatin wegen offensichtlicher Verbindungen in die rechtsextreme Szene aus dem Beamtenverhältnis entlassen. Außerdem verdeutlichen die Wahlen in Hessen und Bayern einen Anstieg von Erstwähler:innen der AfD. Gleichzeitig werden Lehrkräfte vermehrt zum Ziel von verbalen, physischen und sexuellen Übergriffen, besonders an Gesamtschulen, wie eine Umfrage des Deutschen Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen zeigt. Insgesamt verdeutlichen diese Entwicklungen den Bedarf an politischer Bildung. Dennoch waren Kürzungen im Bundeshaushalt 2024 für politische Bildung im Gespräch.

Bildungsgipfel-„Show“

Im März hatte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) einen Bildungsgipfel einberufen, der eigentlich die drängendsten bildungspolitischen Themen, wie den Lehrkräftemangel und die hohe Schulabbrecherquote, behandeln sollte. Aus diesem wurde jedoch eine dreistündige Veranstaltung bei einer Fachtagung, zu der nur wenige Landesvertreter:innen erschienen. Der Gipfel wurde daraufhin als „Show“ und unzureichend vorbereitet kritisiert. Stark-Watzinger stand dabei im Fokus der Kritik. 

ChatGPT und KI

Kaum ein Thema war dieses Jahr derart Dauerbrenner wie ChatGPT und Künstliche Intelligenz. Bereits im November 2022 war ChatGPT für die Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich gemacht worden. In den Schulen nahm das Thema dann ab Beginn dieses Jahres Fahrt auf. Während Schüler:innen die Plattform für Hausaufgaben nutzten, bekamen Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt offiziellen Zugang. Die Debatte um die Reform von Prüfungsmethoden, das Verbot und die gezielte Nutzung von KI in Klassenzimmern ist noch immer nicht abgeschlossen. Das Thema hat das Potenzial, auch die Bildung in den nächsten Jahren zu revolutionieren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellte außerdem seinen Aktionsplan Künstliche Intelligenz vor, laut dem in der laufenden Legislaturperiode über 1,6 Milliarden Euro in KI investiert werden sollen. Darüber hinaus sind auch andere Länder und deren KI-Systeme im Gespräch, die frühzeitig vor potenziellen Schulabbrüchen warnen. In Deutschland müssten diese jedoch weiterhin digitaler werden.

Kommt der Digitalpakt 2.0?

Obwohl der „Digitalpakt Schule“ im Mai 2024 ausläuft, ist die Fortsetzung, ein „Digitalpakt 2.0“, noch immer nicht gewiss. Erneut sind Geldfragen und die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern die Ursache für den Verhandlungsstau. Trotz des Versprechens einer Fortsetzung des Digitalpakts im Koalitionsvertrag kritisierten die Länder das Fehlen eines klaren Bekenntnisses seitens des Bundes. Angesichts der aktuellen Haushaltssituation könnte sich der Streit weiter hinziehen.

Im Jahr 2023 hat der Bildungsbereich zahlreiche Herausforderungen und Diskussionen hervorgebracht. Von alarmierenden Bildungsergebnissen über politische Spannungen bis hin zu technologischen Neuerungen — die Politik und die Schulen in Deutschland stehen 2024 weiterhin vor vielfältigen Aufgaben. Auch im kommenden Jahr wird die Frage nach einer nachhaltigeren und gerechteren Bildungspolitik im Fokus stehen. Das voraussichtlich anlaufende Startchancen-Programm im Schuljahr 2024/25 bietet die Möglichkeit, konkrete Schritte in Richtung Bildungsgerechtigkeit zu unternehmen. Zudem könnte ein gut vorbereiteter Bildungsgipfel Fortschritte in den zentralen bildungspolitischen Fragen fördern.

Der Präsident des deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, hat für Lehrer-News einen Blick in die bildungspolitische Zukunft geworfen. Für das Jahr 2024 skizziert er die wichtigsten Themen, die uns im kommenden Jahr bewegen werden.

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Wer kurzfristig als Vertretung einspringt, kann sich meist nur schlecht auf die Klasse vorbereiten. Deshalb hilft es, für solche Fälle praktische Themen in der Tasche zu haben, mit denen man eine Vertretungsstunde als fachfremde Lehrkraft sinnvoll gestalten kann. Genau für diesen Fall möchten wir euch hier einen passenden Vorschlag vorstellen: Eine Unterrichtseinheit zum Thema Knigge.

Viele Schüler:innen werden mit dem Begriff und den Knigge-Regeln schon etwas anfangen können. Sobald im Austausch die ersten Beispiele genannt werden, können sicher auch die anderen in ein erstes Brainstorming zum Thema einsteigen. Zu den Begriffen Höflichkeit, Benehmen, Gepflogenheiten und Etikette könnt ihr mit der Klasse erstmal alle Assoziationen zum Thema sammeln. Wenn ihr auf den Input der Schüler:innen eingeht, werdet ihr ein Gefühl dafür bekommen, welche Haltung sie dazu haben, also wie viel Wert sie auf ein  gutes Benehmen legen.

Ein kleiner historischer Exkurs zur Herkunft der Knigge-Regeln

Der Einstieg ist also bestimmt nicht schwer, aber sicher wird die Frage aufkommen: "Knigge", was heißt das eigentlich und wo kommt das her? Dass es die Regeln gibt, ist das eine, aber wer sie bestimmt hat, dazu bietet sich ein kleiner historischer Exkurs an. Adolph Freiherr von Knigge hat 1788 das Buch “Über den Umgang mit Menschen” veröffentlicht. Das Werk war sofort ein Bestseller und erhielt schnell neue Auflagen. Über die Jahre wurden unter dem Titel Knigge bis heute regelmäßig neu angepasste Verhaltensregeln veröffentlicht. Dadurch ist der Namensgeber Freiherr von Knigge vielerorts als “Anstandspapst” in Verruf geraten. Ein genauer Blick auf sein Werk zeigt aber, dass das weniger mit ihm als den späteren Interpretationen seines Buches zu tun hat.

Als Anhänger der Aufklärung wollte er einerseits die Bürger mit seiner Handreichung ermächtigen, sich am Hof zurechtzufinden und nicht zum Spielball des Adels zu werden. Von seinem eigenen Adelstitel machte er daher konsequenterweise auch keinen Gebrauch mehr. Andererseits war es ihm ein Anliegen, dass die Menschen gut miteinander umgehen. Ein Regelbuch stellte sein Werk aber nicht dar, schon gar nicht eine Handreichung, wie man das Besteck zu halten hat. Vielmehr leitete er aus seinen Beobachtungen der Menschen und deren Verhalten Empfehlungen ab, wie diese besser miteinander auskommen können.

Knigge im Alltag der Schüler:innen

Unter diesem Gesichtspunkt können auch die Schüler:innen einen guten Zugang zum Thema finden, indem sie sich selbst die Frage beantworten, was ihnen im Umgang miteinander wichtig ist und auf welche Regeln sie sich untereinander verständigen können. Online finden sich einige Knigge-Quizze. Hier solltet ihr aber aufpassen bzw. euch am besten schon vor der Stunde einmal durchgeklickt haben, da diese oft auf veralteten Rollenbildern basieren und mit dem Alltag von Kindern teilweise wenig zu tun haben.

Vielmehr lohnt es sich, mit den Schüler:innen der Frage auf den Grund zu gehen, warum der richtige Umgang miteinander wichtig ist. Worauf legen sie selbst Wert, wenn sie sich in die Position von Herrn Knigge versetzen und das Zusammenleben in unserer Gesellschaft beobachten? Gibt es da tatsächlich Unterschiede zwischen jung und alt, wie es ein häufiger Vorwurf ist? In einem weiteren Schritt können die Kinder die erarbeiteten Benimm- und Verhaltensregeln für sich, in der Gruppe oder der Klasse gewichten, beispielsweise mit Hilfe einer Pyramide. Allerdings sollte es bei dem Thema nicht darum gehen, dass die Schüler:innen individuell etwas falsch oder richtig machen können. Viel hilfreicher ist es, zu verstehen, was gute Grundlagen im Umgang miteinander sind und darauf aufbauend, wie man besonders aufmerksam, zuvorkommend oder höflich auftreten kann. So können die Schüler:innen etwas Positives aus der Bearbeitung des Themas mitnehmen.

Schwerpunkt je nach Klassenstufe

Für eine Vertretungsstunde ergibt sich je nach Klassenstufe die Möglichkeit, eine unterschiedliche Ausrichtung zu wählen. Geht es bei der Klasse auf den Abschluss oder ein Praktikum zu, könnt ihr bevorstehende Bewerbungsgespräche als Aufhänger für die Knigge-Regeln nutzen. Dabei könnt ihr entlang von Sprache, Kleidung und Verhalten den Umgang mit Fremden und Autoritätspersonen erarbeiten. Anstand, Höflichkeit und Auftreten finden einen praktischen Bezug und können in einem Rollenspiel ausprobiert und reflektiert werden.

Weil die Knigge-Regeln auch eher kleinteilige Themen wie die richtige Reihenfolge von Gläsern und Besteck auf dem Tisch beinhalten, könnt ihr das Thema aber auch etwas freier oder humorvoller aufgreifen. Im Alltag der Schüler:innen und im privaten Bereich der meisten Menschen haben viele der Regeln keine akute Anwendung. Dies bietet eine gute Grundlage, um über den Sinn und Unsinn mancher Knigge-Regeln zu diskutieren. Trotzdem lässt sich am Ende ein guter Bogen schlagen zu Regeln, die den Kindern selbst tatsächlich wichtig sind. Beispielsweise ist es den meisten Menschen am Tisch weniger wichtig, wie man das Besteck hält, als nicht zu schmatzen oder die Finger abzulecken.

Ein moderner Zugang zum Thema findet sich auch in der Betrachtung von  Umgangsformen in der Kommunikation am Beispiel von Internet und Social Media. Dort herrscht oft ein rauer Umgangston. Basierend auf den gemeinsam erarbeiteten Regeln im Umgang miteinander können die Schüler:innen analysieren, warum sich viele Menschen online anders verhalten und wieso auch hier die Regeln mehr Beachtung finden sollten. Außerdem bietet das Thema Smartphonenutzung allgemein eine Vergleichsmöglichkeit zwischen Knigge früher und heute. Dabei könnt ihr mit den Kindern darauf eingehen, wie diese Formen der Handynutzung auf Außenstehende wirkt: Kopfhörer tragen, in der Öffentlichkeit laut Musik hören oder den Klingelton anhaben, während einem Gespräch auf das Handy schauen, oder anderen lieber zu schreiben statt mit ihnen zu reden oder sie anzurufen.

Weiterführende Unterrichtsmaterialien

Wenn ihr also Lust habt, mit dem Thema in die nächste Vertretungsstunde zu gehen, dann findet ihr Infos und Arbeitsmaterialien zum Thema Knigge beispielsweise unter dem Oberbegriff Handeln auf lehrerfortbildung-bw.de. Auch das bayerische Angebot lehrplanPLUS hat Material bereitgestellt, das sich mit Benimmregeln auseinandersetzt. Dort findet ihr unter anderem Fallbeispiele, die ihr mit den Kindern besprechen könnt. Für die Berufsvorbereitung gibt es eine umfangreiche Broschüre des Berufsbildungszentrums der IHK Siegen. Darin sind für verschiedene Situationen sehr detaillierte Unterrichtseinheiten formuliert, aus denen ihr gut einzelne Aufgabenstellungen herauspicken könnt. Auch die DGUV hat in Azubi-Knigge eine gute Zusammenstellung zum Thema, die sich speziell auf den Berufseinstieg bezieht. Dieses Material eignet sich auch für die letzten Unterrichtseinheiten nach den Abschlussprüfungen.

Unter dem umfangreichen Begriff Knigge finden sich also viele Ansatzpunkte für eine bunte und lehrreiche Vertretungsstunde. Außerdem liegt dem Thema auch deshalb eine Lockerheit inne, da sich die Anstandsregeln in unserer Gesellschaft kontinuierlich wandeln und es sich bei dem Thema daher nicht um Schwarz-Weiß-Denken handelt. Seid ihr auf der Suche nach weiteren Alltagsthemen für eine Vertretungsstunde, ist vielleicht unser Vorschlag zum Thema AGB interessant. Hier findet ihr auch eine allgemeine Übersicht zu den vielfältigen Möglichkeiten, wenn ihr mal wieder als Vertretung einspringen müsst. 

Habt ihr noch weitere praktische Themen für Vertretungsstunden? Dann schreibt uns das gerne in den Kommentaren.

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Rund um die Themen Lernen, Lehren und Bildungssysteme schwirren seit jeher eine Menge Mythen. In der Ausbildung und auch später im Klassenzimmer sind Lehrkräfte immer wieder mit vermeintlich allgemeingültigen Lehr- und Lernansätzen konfrontiert. Viele solcher Mythen werden wissenschaftlich untersucht und teilweise auch widerlegt, doch die Ergebnisse erreichen längst nicht alle Lehrkräfte. Der Podcast “Bildungsmärchen” versucht das zu ändern. Julia Götzfried ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Schul- und Unterrichtsforschung an der Uni Kassel und Teil des Podcast-Teams. Lehrer News hat mit ihr über die Ziele und Vorgehensweise bei dem Projekt und natürlich auch über einige Bildungsmythen gesprochen. 

Lehrer News: Frau Götzfried, ein Podcast über Bildungsmythen klingt erstmal recht abstrakt. Können Sie uns zu Beginn direkt mal ein Beispiel geben, mit was für einer Art von Mythen Sie sich dabei auseinandersetzen?

Götzfried: Da können wir ein Beispiel nehmen, das sich schon sehr lange und extrem hartnäckig hält. Das sind die sogenannten Lerntypen. Viele haben bestimmt schon mal davon gehört, dass es angeblich auditive, visuelle oder haptische Lerntypen geben soll. Und viele Menschen glauben, dass man nur den eigenen Lerntypen beim Lernen berücksichtigen muss, um wirklich erfolgreich lernen zu können – dem ist aber leider nicht so. Kurz und knapp kann man sagen, dass es keine Lerntypen gibt. Und dass sie dementsprechend auch nicht den Lernerfolg beeinflussen. Selbst Lerntypentests sind noch immer recht weit verbreitet. Sie werden zum Beispiel von Lehrkräften mit der guten Absicht angewendet, danach besser auf die Lernbedürfnisse ihrer Schüler:innen eingehen zu können. Hier besteht aber das Risiko, auch Potenzial kaputt zu machen. Haben die Schüler:innen erst einmal ihren vermeintlichen Lerntypen herausgefunden, werden andere Lernstrategien vielleicht nicht mehr trainiert und stark vernachlässigt. 

Zunächst ist es erstmal richtig, dass Lernende unterschiedliche Sinneskanäle beim Lernen bevorzugen. Diese Präferenz hängt aber nicht zwangsläufig mit dem tatsächlichen Lernerfolg zusammen. Mittlerweile gibt es diverse empirische Studien dazu, die die Existenz der Lerntypen stark in Frage stellen. Lernprozesse sind deutlich komplexer, als dass man sie einzig über die Art der Sinneswahrnehmung beschreiben, geschweige denn ihren Erfolg daraus ableiten könnte. Wer sich noch genauer für die Widerlegung der Lerntypen interessiert, kann dazu mehr in unserer dazugehörigen Folge hören. 

Lehrer News: Es ist noch nicht selbstverständlich, dass aus der Hochschulwissenschaft heraus ein Podcast produziert wird. Wie ist die Idee dafür entstanden?

Götzfried: Die Idee dafür gibt es schon länger. Wir wollten Forschung und Wissenschaft in die Praxis bringen und sie stärker miteinander verzahnen. Ich selbst habe mich während meines Masterstudiums für empirische Bildungsforschung an der Uni Kassel sehr für die Konzeptwechselforschung interessiert. In diesem Bereich wird sich im Kern angeschaut, wie fehlerhafte Überzeugungen hin zu korrekten Überzeugungen verändert werden können. Forschungsergebnisse aus dem Bereich zeigen, dass falsche Glaubenssätze besonders dann aufgelöst werden können, wenn man sie einmal gezielt aufgreift und mithilfe von Wissenschaft und Forschung widerlegt. Bisher wurde dies häufig in Textform gemacht und wir haben gedacht, dass die Form des Podcasts sich aber auch sehr gut dafür eignen würde. Dazu haben wir einige Studien und Experimente durchgeführt und konnten herausfinden, dass auch Podcasts sehr gut geeignet sind, um falsche Überzeugungen bei Lehramtsstudierenden aufzulösen. Und Schritt für Schritt ist dann das Projekt Podcast in der Lehrer:innen-Bildung entstanden, welches von der Stiftung “Innovation in der Hochschullehre” gefördert wird. Und innerhalb des Projekts ist dann die Podcast-Reihe “Bildungsmärchen” entstanden. 

Lehrer News: Rund um Bildungsmythen gibt es ja schon ein breites Angebot, welches sich auch mit diesen befasst und sie widerlegt. Warum braucht es Ihren Podcast noch zusätzlich?

Götzfried: Weil Podcasts einfach ein super zugängliches Medium sind, um Wissen zu vermitteln. Das Ganze läuft auf zwanglose, verständliche, aber auch informative Weise. Mit unserem Projekt wollen wir auch dazu beitragen, dass Podcasts stärker in der Lehrer:innen-Ausbildung stattfinden. Es gibt unglaublich viele verschiedene Bildungsmythen und es ist sehr wichtig, diese Bildungsmythen aufzugreifen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es sie gibt. Wir möchten damit Lehrkräfte auch an die Hand nehmen, damit Bildungsmythen nicht immer wieder ihren Weg in die Praxis finden. 

Lehrer News: Wie sieht das größere Ziel hinter dem Podcast aus?

Götzfried: Das deckt sich noch immer mit unserer Anfangsidee hinter dem Projekt. Wir möchten Wissenschaft und Forschung stärker in die Praxis bringen. Für Lehrkräfte kann es sehr herausfordernd sein, Bildungsmythen als solche zu identifizieren. Indem wir mit unserem Podcast aufklären, möchten wir zu einer qualitativ höherwertigen Lehrkräfte-Ausbildung beitragen. Wir möchten ein Bewusstsein für Bildungsmythen schaffen, damit solche im besten Fall schon während des Lehramtsstudium aufgegriffen und widerlegt werden können. 

Lehrer News: Wie kann man sich die Arbeit hinter dem Podcast vorstellen?

Götzfried: Das variiert natürlich für jede Folge ein bisschen. Ich bin der Host des Podcasts. Das heißt, ich lese mich vorab schon in die Studienlage zum jeweiligen Bildungsmythos ein. Erstelle Fahrpläne mit Fragen für die unterschiedlichen Interview-Partner*innen. Vieles ergibt sich aber auch in den Gesprächen selbst. Ich mache den Podcast aber nicht alleine, da steht ein Team dahinter. Dazu gehören auch Lea Nemeth, Dr. Victoria Bleck und Prof. Dr. Frank Lipowskyi. Und das Projekt ist angesiedelt im Fachgebiet der empirischen Schul- und Unterrichtsforschung der Uni Kassel. 

Lehrer News: Können Sie uns noch ein weiteres Beispiel für die Lernmythen nennen, mit denen Sie sich beschäftigen?

Götzfried: In drei Folgen haben wir uns mit “wünschenswerten Erschwernissen” beim Lernen beschäftigt. Das klingt für viele vielleicht erstmal paradox, wenn man Lernen erschweren will. Aber “wünschenswerte Erschwernisse” sind Lernstrategien, die das Lernen erstmal herausfordernder und mühsamer machen, aber tatsächlich das langfristige Lernen fördern. Wir gehen in den Podcast-Folgen den Fragen nach, warum das Lernen nicht immer so leicht wie möglich gestaltet werden sollte. Und warum solche Herausforderungen und Erschwernisse durchaus auch lernförderlich sein können. Und dabei schauen wir uns drei gut erforschte Lernstrategien an. 

Lehrer News: Ist es möglich mit dem Team hinter dem Podcast Kontakt aufzunehmen und Anregungen zu geben für weitere mögliche Bildungsmythen?

Götzfried: Unbedingt, das ist uns auch sehr wichtig. Hörer:innen haben auf unserer Website und auf Spotify die Möglichkeit, uns Feedback zu geben oder Themenwünsche zu schreiben. Man kann uns auch per Mail erreichen unter bildungsmärchen@uni-kassel.de.

Lehrer News: Wie soll es mit dem Podcast-Projekt noch weitergehen?

Götzfried: Wir haben mittlerweile eine coole Community aufgebaut, die soll natürlich gerne noch weiter wachsen. Und es gibt noch wahnsinnig viele weitere Bildungsmythen. Also die Themen werden uns so schnell nicht ausgehen. Und wir freuen uns schon, im nächsten Jahr neue Interviews mit Expert:innen zu vielfältigen Bildungsmythen zu führen. Also es wird auf jeden Fall noch einige weitere Folgen geben. 

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

Der Podcast “Bildungsmärchen” ist auf der dazugehörigen Webseite der Uni Kassel und auf Spotify zu finden. Welche Bildungsmythen sind euch schon begegnet? Schreibt es uns gerne in die Kommentare. 

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Mit 135 deutschen Auslandsschulen in 70 Ländern weltweit will die Bundesrepublik den internationalen Bildungsaustausch fördern. Diese Schulen sind mehr als im Ausland ansässige Bildungseinrichtungen — vielmehr fungieren sie als kulturelle und gesellschaftliche Brücken zwischen dem deutschen Bildungssystem und ihren jeweiligen Gastländern. Ein spannendes Beispiel hierfür stellt die Deutsche Botschaftsschule in der chinesischen Hauptstadt Peking (DSP) dar, die das deutsche Schulwesen in die lebendige chinesische Gesellschaft einbettet und damit eine Schnittstelle für interkulturelle Begegnungen bildet. In unserer Serie über das Auslandsschulwesen am Beispiel der DSP stellen wir zunächst die Schule selbst vor. Vor Ort hat Nicolas Colsmann, Gründer der ZDB, exklusive Einblicke in ihr Konzept gewonnen und mit dem stellvertretenden Schulleiter Stefan Happel gesprochen. 

Die Lage der Deutschen Botschaftsschule Peking und Herausforderungen der Begriffsdefinition 

Im Herzen von Peking, im Stadtviertel Chaoyang, liegt die Deutsche Botschaftsschule Peking, umgeben von Botschaften wie der koreanischen oder der US-amerikanischen sowie diversen Wohngebäuden für die Botschaftsangehörigen. Obwohl es sich bei Chaoyang allgemein um ein Diplomatenviertel handelt und sich Botschaftsgelände in unmittelbarer Nähe befindet, hat die Schule nicht unbedingt denselben Status, auch wenn sich der Status als “botschaftsähnlich” beschreiben lässt. 

Im Gespräch mit Lehrer-News weist Happel darauf hin, dass nicht einmal die Botschaft selbst den Begriff „Botschaftsschule“ genau definieren könne. Das hänge vor allem von den chinesischen Regularien ab, die entweder nicht festgeschrieben seien oder, wenn sie es sind, einen gewissen Interpretationsspielraum lassen. „Was für uns wichtig ist als Schule: Wir werden nicht besucht. Wir können entscheiden, wer hier aufs Gelände kommt“, betont er. Konkret heiße das, dass beispielsweise in der Covid19-Pandemie die Umsetzung der von der chinesischen Regierung erlassenen Regeln für das Schulwesen nicht kontrolliert wurde. Auch müssen die verwendeten Schulmaterialien den chinesischen Kommissionen nicht vorgelegt werden, wie es an anderen Auslandsschulen in der Regel üblich ist. 

Der Grund hierfür sei die Gewährleistung deutscher Bildungsstandards. Damit solle den Schüler:innen eine reibungslose Eingliederung in das deutsche Bildungswesen ermöglicht werden. „Die meisten Familien sind Deutsche, die hierher kommen und dann wieder zurück nach Deutschland gehen“, sagt Happel. Besonders ihnen müsse versichert werden, „die Kinder haben nach deutschen Standards gelernt, ihre Kompetenzen entwickelt und können diese dann in Deutschland nahtlos ins Schulsystem einbringen“. 

Organisatorische Struktur im deutschen Stil und wachsender kultureller chinesischer Einfluss 

Auch in ihrer Organisation und Struktur orientiert sich die DSP grundsätzlich an deutschen Vorgaben. Happel beschreibt die Strukturierung folgendermaßen: „Auf der organisatorisch strukturellen Ebene könnte man fast sagen, das ist eine deutsche Schule, wie wir sie in irgendeinem Bundesland finden und dementsprechend hier in die Mitte von Peking setzen.“ So können Schüler:innen nach dem Besuch des Kindergartens und der Grundschule den Hauptschul-, den mittleren Schulabschluss oder das deutsche internationale Abitur ablegen. Die Schule richte sich dabei nach den Vorgaben der KMK, einen Einfluss durch China gebe es auf struktureller Ebene nicht. Happel weist jedoch darauf hin, dass vermehrt Kinder aus deutsch-chinesischen Ehen an die Schule kommen. Zwar mache die Mehrheit immer noch die deutsch-deutschen Expats aus, der Anteil der deutsch-chinesischen Kinder wachse aber. Dadurch vergrößere sich auch der kulturelle chinesische Einfluss. „Das stellt auch für uns als Schule bestimmte Herausforderungen, weil wir schauen müssen, dass diese Kinder das notwendige Deutsch-Niveau erhalten, um dann später das Abitur zu machen“, so Happel. Dadurch kommt der Schule eine bedeutende Rolle als Sprachvermittlerin zu. Oftmals sei es laut Happel so, dass in einem bilingualen Haushalt ein Elternteil oder beide arbeitstätig seien, sodass Deutsch in der Schule das einzige „Sprachbad“ für die Kinder darstelle, wodurch der Schule die wichtige Aufgabe zuteil wird, das Sprechen zu intensivieren und „die Begegnung der beiden Kulturen hier im Hause“ zu fördern.

Deutschförderung im multilingualen Umfeld

Daher hebt das Schulprogramm die Deutschförderung als Themenschwerpunkt hervor, und auch Happel betont diese, neben der Selbstregulierung bzw. Personalisierung und der Digitalisierung, als eins der drei zentralen Arbeitsfelder. Durch sprachsensiblen Unterricht, der die deutsche Sprache nicht nur als Unterrichtssprache integriert, sondern auch spezielle Arbeitsgruppen zur Förderung von „Deutsch als Zweitsprache“ einschließt, möchte die Schule sicherstellen, dass die vielfältigen Sprachperspektiven der Schüler:innen nicht als Hürden, sondern als Potenziale wahrgenommen werden können. Der Ansatz adressiert die sprachlichen Bedürfnisse der diversen Schülerschaft und fördert gleichzeitig die Integration in das deutsche Bildungssystem, da ein bestimmtes Augenmerk auf die chinesischen Erstsprachler:innen gelegt werde. Dadurch haben die Lehrkräfte die Möglichkeit, den Lernstand in Echtzeit mitzuverfolgen. 

Eine Herausforderung sei allerdings die Förderung des kulturellen Interesses und Verständnisses der deutschen Expats an ihrem Gastland. Zwar passiere dies bereits in den Klassen,aber Gruppierungen auf dem Pausenhof seien trotzdem noch häufig. Daher hat sich die Schule die interkulturelle Förderung zum Ziel erklärt, „auf das Gastland zuzugehen und sich auszutauschen“. 

Neben der Deutschförderung nimmt Englisch ab der Klasse 1 die Position der ersten Fremdsprache ein. Ab der sechsten Klasse können Schüler:innen Französisch als zweite Fremdsprache erlernen. Alternativ bietet die Schule Chinesisch als Landessprache an, für das allerdings ein gewisses Niveau nötig ist und somit vor allem für die zweisprachigen Kinder von Bedeutung ist. Eine Neuerung ist, dass Chinesisch auch als Abiturfach durchgängig belegt werden kann, was den Schüler:innen eine zusätzliche Option in ihrer akademischen Laufbahn eröffnet. 

Als Französisch- und Chinesischlehrer erhält Happel selbst einen tiefen Einblick in die Sprachbildung an der DSP. Er betont die realistische Betrachtung eines soliden Chinesisch-Niveau für Kinder aus deutschen Expat-Familien, die meist für etwa drei Jahre nach Peking kommen. In dieser vergleichsweise kurzen Zeitspanne gestaltet sich das Erlernen der chinesischen Sprache für die Kinder oftmals als anspruchsvoll. Die meisten Kinder können in dieser Zeit nicht die erforderlichen Sprachkenntnisse erwerben, da ihre Hauptpriorität auf anderen Aktivitäten liege. Trotzdem bietet die DSP Chinesischunterricht ab der ersten Klasse bis zur neunten Klasse als außerschulische Arbeitsgemeinschaft an. Allerdings stehen diese Stunden im Wettbewerb mit anderen Freizeitaktivitäten wie Tischtennis, Fußball, Basteln und Singen. Daher erkennt die Schule an, dass die Kinder Freiräume für Spiele und Aktivitäten benötigen und verpflichtet den Unterricht nicht.

Mit einem klaren Fokus auf die Förderung der Deutschkenntnisse und einer interkulturellen Ausrichtung zeigt die Deutsche Botschaftsschule Peking, wie sie eine Brücke zwischen dem deutschen Bildungssystem und der chinesischen Gesellschaft schlägt. Schüler:innen werden nicht nur deutsche Bildungsinhalte, sondern auch eine offene interkulturelle Haltung inmitten der chinesischen Hauptstadt vermittelt. In den folgenden Artikeln dieser Reihe möchten wir die beiden weiteren Schwerpunktfelder der DSP beleuchten. Neben der Schulentwicklung im Ausland soll auch die Digitalisierung genauer betrachtet werden. Im Kontrast zu der deutschen Auslandsschule Peking steht das chinesische Bildungssystem, mit dem sich Lehrer-News innerhalb der Reihe Bildungssysteme der Welt bereits auseinandergesetzt hat.

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Potsdam. Eine 29-jährige Referendarin aus Brandenburg ist wegen ihrer Verbindungen zur rechtsradikalen Szene aus ihrem Beamtenverhältnis entlassen worden. Das Bildungsministerium habe der angehenden Lehrerin, die an einer Grundschule in Märkisch-Oderland tätig war, “das Führen der Dienstgeschäfte untersagt und einen Bescheid zur Entlassung aus dem ‚Beamtenverhältnis auf Widerruf‘ zugestellt“, wie Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld am Dienstagabend auf Anfrage des Tagesspiegel mitteilte.

Bereits im Juli hatte der Verfassungsschutz das Ministerium über den Verdacht auf rechtsextreme Verbindungen der Lehramtsanwärterin informiert. Die Fachabteilung im Ministerium hatte daraufhin ein Prüfverfahren eingeleitet und entschieden, zunächst keine dienstrechtlichen Konsequenzen zu ziehen. Erst nach erneuter Nachfrage des Tagesspiegels sei diese Entscheidung dem Bildungsminister Steffen Freiberg zugetragen worden. Daraufhin seien unmittelbar Konsequenzen gezogen worden, so Freiberg. Am 15. September wurde die angehende Lehrerin schließlich von ihrem Dienst freigestellt.

Den Recherchen des Tagesspiegel zufolge war die Frau bis Januar 2023 als Moderatorin eines Nachrichtenkanals des Compact-Magazins tätig gewesen. Dieses Magazin ist seit 2021 vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung eingestuft. Außerdem soll sie sich Anfang Juli auf einer Compact-Filmpremiere in Nauen mit Rechtsextremist:innen getroffen haben.

Nach Vorwürfen aus der Opposition, die Reaktion sei zu verspätet gekommen, gestand Freiberg Fehler im Umgang mit dem Fall ein. „Ich werde künftig sicherstellen, dass Verfahren, die aufgrund von Hinweisen des Verfassungsschutzes eingeleitet werden, unmittelbar der Hausspitze vorgelegt werden”, versicherte Freiberg im September vor dem Landtag. Erst im Mai wurde das Bildungsministerium in Brandenburg im Fall zweier Lehrer:innen kritisiert, die in Burg im Spreewald rechtsextreme Vorfälle offengelegt hatten. Nach ihrem Weggang an der Schule klagten sie über fehlende Unterstützung durch das Bildungsministerium.

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Alle Kinder machen sich Sorgen. Sie fragen sich, ob sie ihr Referat halten können, ohne zu stottern, ob sie ohne Heimweh zu bekommen bei einem Freund übernachten können, oder wie sie in einer neuen Schule Freunde finden werden. Und genauso machen sich auch die Erwachsenen im Leben eines Kindes Sorgen: Ist es wirklich sicher, wenn meine Tochter alleine mit der S-Bahn zur Schule fährt? Kommt er mit den schulischen Anforderungen zurecht, oder sollte er lieber auf eine andere Schule wechseln? Solche Ängste sind normal und sogar gesund, denn es ist genau diese nervige Angst, die uns zur Flucht drängt, wenn ein großer Hund auf uns zugelaufen kommt, oder uns die sekundenschnelle Reaktionsfähigkeit gibt, den Lenker umreißen, wenn wir mit dem Fahrrad auf einer eisigen Straße ausrutschen. Aber was tun, wenn Kinder bei alltäglichen Aktivitäten, wie zum Beispiel dem Schulbesuch oder einem Treffen mit Freunden, eine scheinbar übertriebene Ängstlichkeit aufweisen? Was tun, wenn solche Angstzustände das Leben des Kindes, seiner Eltern oder sogar seiner ganzen Familie negativ beeinflussen und bestimmen? 

Genau diesen Familien möchten die Autoren von “Mein ängstliches Kind: In 7 Schritten den Sorgenkreislauf durchbrechen und mutige, unabhängige Kinder erziehen” helfen. Dr. Reid Wilson ist Direktor des Anxiety Disorder Treatment Center in North Carolina und führt die kostenlose Selbsthilfe-Website anxieties.com. Lynn Lyons hat sich in ihrer privaten psychotherapeutischen Praxis in New Hampshire auf die Behandlung von Kindern, die unter Angstzuständen leiden, und deren Eltern spezialisiert. Beide Experten sind selbst Eltern und haben zusammen 50 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit ängstlichen Kindern und deren Familien gesammelt. Das englische Original “Anxious Kids, Anxious Parents” erschien bereits 2013, nun ist das Buch erstmals in deutscher Sprache zu lesen. 

"Mein ängstliches Kind" erschien 2023 im Mankau Verlag erstmals in deutscher Sprache. (Quelle: Mankau Verlag)

Wilson und Lyons plädieren bei der Behandlung von ängstlichen Kindern für eine holistische Herangehensweise, die auch die Eltern stark einbezieht. Denn: Studien haben gezeigt, dass ängstliches Verhalten in Kindern durch die Maßnahmen von Eltern, die eigentlich nur helfen wollen, oft verstärkt wird. Wenn ein Kind sich aus Angst, mit fremden Menschen auf engstem Raum zu sitzen, weigert, mit dem Bus zur Schule zu fahren, geben viele Eltern schnell nach und fahren ihr Kind selber zur Schule, denn wer will schon sein Kind leiden sehen? Doch Wilson und Lyons sehen solche Maßnahmen als ungesunde “Krücken”, die ängstlichen Kindern zwar kurzfristig ein Gefühl von Sicherheit geben, aber langfristig problematisch sind, da sie das Gefühl vermitteln, dass sehr starke, scheinbar übertriebene Angst akzeptiert wird. Solches Vermeidungsverhalten macht Kinder nur noch ängstlicher und sie “gehen nicht mehr aufs Leben zu”. Wird es nicht rechtzeitig korrigiert, sehen die Autoren in der Zukunft eines ängstlichen Kindes ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Drogenabhängigkeit. Eltern können die Angstzustände ihrer Kinder auch durch ihre eigene Ängstlichkeit unwissentlich verschlimmern. Lyons und Wilson erinnern daran, dass die Erwachsenen im Leben eines Kindes einen sehr großen Einfluss auf dessen Verhalten haben, denn “Kinder greifen auch die kleinsten Hinweise auf ängstliches Verhalten vonseiten der Eltern auf”.

Die Lösung sehen Wilson und Lyons darin, dass Kinder und Eltern sich dem Unbehagen von Angstgefühlen stellen müssen, anstatt ihnen immer aus dem Weg zu gehen. Ängstliche Kinder müssen nämlich lernen, dass das Leben nicht immer vorhersehbar und sicher sein kann, und erwerben so wichtige Problemlösungsfähigkeiten, die langfristig für ein selbstständiges Leben essentiell sind. Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich damit, dass Kinder und Eltern Angst verstehen, akzeptieren und sich vornehmen, die Angst auch mal so richtig zu fühlen. Im siebten Kapitel kommt dann das konkrete Handeln dazu, denn Übung ist notwendig, um das Gehirn umzuschulen, sodass nur noch gerechtfertigte Gefahrenmeldungen die Amygdala erreichen, und nicht schon ein Arztbesuch schwitzige Hände und einen trockenen Mund hervorruft. Kinder müssen laut Wilson und Lyons lernen, in einer unangenehmen stressigen Situation auszuharren, ohne sofort Bedrohungssignale durch das Gehirn zu jagen. Wilson und Lyons nutzen für diese konkrete Umsetzung des Gelernten ein Puzzle-Modell. Es besteht aus sieben Puzzleteilen, die den Leser:innen im Laufe des Buches einzeln vorgestellt werden. Dazu gehören beispielsweise “An frühere Erfolge anknüpfen” und “Mit Sorgen rechnen”. In den letzten zwei Kapiteln werden alle Teile zusammengesteckt und schließlich in die Tat umgesetzt. 

Um Eltern zu helfen, ihre Kinder für die bevorstehenden Veränderungen zu motivieren, erhalten Käufer:innen des Buches auch ein Passwort für einen kostenlosen Download des E-Books “Casey’s Guide”. Darin geht es auf etwa 150 Seiten um die fiktionale vierzehnjährige Casey, die selbst an einer Angststörung leidet, die Symptome aber mit der Hilfe ihrer Mutter in den Griff bekommen hat und jetzt ihr Leben wieder in vollen Zügen genießen kann. Ihre Erfahrungen und die Maßnahmen, die ihr bei der Konfrontation mit ihrer Angst geholfen haben, teilt sie hier spielerisch mit ihren jungen Leser:innen. Das E-Book ist in kinderleichter Sprache geschrieben und richtet sich an Kinder zwischen acht und 15 Jahren. Der Inhalt verläuft etwa parallel zu dem des Hauptbuches, sodass Eltern und Kinder die Thematik zusammen durcharbeiten können. Am Ende von “Mein ängstliches Kind” finden erwachsene Leser:innen Zusatzmaterial, das “Casey’s Guide” begleitet. Dort wird das E-Book kapitelweise zusammengefasst, bevor Verständnisfragen gestellt werden und Denkaufgaben, die Eltern mit ihren Kindern anhand des Inhalts jedes Kapitels diskutieren können. Hier finden sich auch einige leere Tabellen zum Ausfüllen, um sowohl Gelerntes als auch gewisse Vorhaben zu festigen. Diese interaktive Gestaltung regt zu sofortigen positiven Veränderungen an. 

Mit ihrer Mischung aus wissenschaftlich fundierter Information und konkreten Tipps sowie Übungen für den Alltag, begleiten die zwei Bücher Familien vom Anfang bis zum Ende ihres Kampfs gegen die Angst. Schon zum Ende jedes Kapitels im Hauptbuch kommt ein “Zeit zum Handeln”-Teil, der Eltern ermutigt, das gelernte Wissen aus dem Kapitel sofort in die Tat umzusetzen. So können sie ihre Kinder auf beiläufige Art schon an wichtige Konzepte und Veränderungen heranführen, noch bevor sie mit “Casey’s Guide” beginnen. Zum Beispiel wird hier der Tipp aufgeführt, seinem Kind gegenüber nebenbei zu erwähnen, dass man das Buch gerade liest und spannend findet. Am Ende des letzten Kapitels finden Leser:innen einen zusammenfassenden Aktionsplan, der zusammen mit dem Kind ausgefüllt oder abgeschrieben werden kann. Hier gibt es auch Casey’s Plan als Orientierungsbeispiel. 

Doch auch die inhaltlichen Teile des Hauptbuches sind alles andere als trocken. Obwohl Informationen an einigen Stellen durch wissenschaftliche Funde und Studien untermauert werden, um dem vermittelten Wissen zusätzliche Glaubwürdigkeit zu verleihen, behält der Text, wie in der Einleitung versprochen, seinen “zwanglosen und entspannten Ton”. Der wissenschaftliche Inhalt wird auch durch erzählerisch beschriebene fiktionale Beispiele von Casey oder aber echten Fällen aus dem Berufsleben der Autoren untermalt und aufgelockert. Des Weiteren ist zum Lesen kein psychologisches Vorwissen nötig, denn das Buch beginnt mit einer anschaulichen und simplen Erklärung, was Angst aus biologischer Sicht überhaupt ist, wie sie sich am Körper bemerkbar macht, und wieso Angst für uns Menschen nahezu lebensnotwendig ist – nur eben in einem gewissen Rahmen. Es fallen Fachbegriffe wie “Amygdala” und “präfrontale Kortex”, diese werden aber so erklärt, dass auch jemand, der sie zum ersten Mal sieht, inhaltlich mitkommt. 

Das Buch erwähnt zwar einige konkrete Diagnosen als Beispiele, es wird aber auf keine einzelne Phobie oder andere Form von Angststörung genauer eingegangen, denn die Autoren halten es für “eine vielseitigere und effektivere Strategie”, wenn man lernt, “wie man auf die Gemeinsamkeiten reagiert, und nicht auf die Unterschiede”. So kann das Buch bei jeglicher Form von Angststörung helfen, muss aber dafür Nuancen bezüglich bestimmten Diagnosen einbüßen. Des Weiteren wird sich mehrmals auf die Bezeichnung “normal” gestützt, um nicht-ängstliche Kinder von ängstlichen abzugrenzen. Beispielsweise hat Casey sich “vom überängstlichen Kind hin zur normalen, aufgeschlossenen Jugendlichen” verwandelt. Mag das Wort “normal” für viele ein neutraler Begriff sein, besteht die Gefahr, dass manche Leser:innen darin eine unterschwellige negative Wertung von ängstlichen Kindern sehen. Auch wurde das englische Original bereits 2013 veröffentlicht, lange vor der Coronapandemie. Da der Lockdown und die damit einhergehende soziale Isolation vieler Kinder und Jugendlicher nachweislich zu einer Zunahme von Angststörungen bei jungen Menschen geführt hat, fehlen dem Buch eventuell die neuesten Erkenntnisse der Forschung zu ängstlichen Kindern, die aus den Veränderungen der Coronapandemie hervorgingen. 

Das Buch ist zwar für Eltern geschrieben, aber auch Lehrkräfte, die ihre ängstlichen Schüler:innen besser verstehen wollen, können davon profitieren. Mit “Mein ängstliches Kind” können sie lernen, wie sie im Schulalltag am besten mit Kindern umgehen, die unter Angststörungen leiden, ohne ihnen unwissentlich problematische Krücken an die Hand zu geben. Besonders das Unterkapitel “Schule, Sonderregelungen und Krücken” ist hier zu empfehlen. Dabei geht es um Sonderregelungen, die Lehrkräfte oft in Zusammenarbeit mit Eltern einführen, um den Kindern im Schulalltag vermeintlich zu helfen. Als Beispiel wird hier genannt, dass eine Schülerin jederzeit zur Schulpsychologin gehen durfte, um sich auszuruhen, wenn ihr der Trubel in der Klasse zu viel wurde. Doch was passierte, als die Psychologin krankheitsbedingt einige Wochen nicht arbeiten konnte? Das Mädchen weigerte sich, zur Schule zu gehen, da sie sich ohne ihre Vertrauensperson dort nicht mehr sicher fühlte. Dieses Beispiel unterstreicht, wie Krücken oft nur problemverschiebend wirken, anstatt ängstlichen Kindern langfristig zu helfen. Die Autoren fordern Lehrkräfte und Eltern deshalb auf, nur Sonderregelungen für Kinder in der Schule einzuführen, wenn es auch von Anfang an einen Entwöhnungsplan gibt, damit Kinder sowohl zuhause als auch in der Schule lernen, sich ihren Ängsten zu stellen. Denn: Egal ob als Elternteil oder als Lehrkraft, am Ende des Tages bleibt es laut Wilson und Lyons das Ziel, ängstliche Kinder gezielt so zu unterstützen, dass sie zur Bewältigung des Alltags “äußere Krücken” durch “innere Fähigkeiten” ersetzen können. 

“Mein ängstliches Kind” kann hier direkt beim Mankau Verlag erworben werden. Als E-Book ist es hier erhältlich. 

Dr. Reid Wilson und Lynn Lyons: Mein ängstliches Kind. In 7 Schritten den Sorgenkreislauf durchbrechen und mutige, unabhängige Kinder erziehen; Mankau Verlag, Murnau a. Staffelsee, 2023; 238 S.; 22 Euro, als E-Book 16,99 Euro

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Mainz. Die landesweite Initiative “Schule der Zukunft” in Rheinland-Pfalz soll um mehr als 50 Schulen erweitert werden, wie der SWR berichtet. Damit befänden sich insgesamt über 100 Schulen in dem Projekt, das sich um die Erarbeitung eines zukunftsgerechteren Schulwesens dreht. 

Bei “Schule der Zukunft” handelt es sich um ein 2021 von der rheinland-pfälzischen Landesregierung angelegtes Langzeitprojekt, bei dem Schulen auf Eigenbewerbung hin multidimensionale Förderung und Begleitung im Transformationsprozess erhalten sollen. Das große Stichwort, nach dem das Projekt aufgezogen ist, lautet “Zukunftsfähigkeit.” Zugangsvoraussetzung ist dabei laut Website der Initiative lediglich ein nicht weiter spezifiziertes Entwicklungsvorhaben einer Schule, das dort mindestens von einem selbst gewählten Projekt getragen wird. Neben diesen beiden Kriterien der Förderung von Zukunftskompetenzen und dem Willen zur Transformation des Systems Schulgemeinschaft liegen vor allem Nachhaltigkeit und eine Vorbildfunktion für weitere Schulen im Fokus. Das große gemeinsame Ziel ist laut “Schule der Zukunft” dabei ein “fruchtbarer Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis, der die großen gesellschaftlichen Herausforderungen von heute und morgen aufgreift und in einen unmittelbaren Zusammenhang stellt zu den Herausforderungen, vor die Schulen sich gestellt sehen in ihrem täglichen Handeln wie auch bei einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Schulentwicklung.”

Dennoch gibt es auch Kritik am Projekt. Die GEW Rheinland-Pfalz beispielsweise prangert an, dass die Initiative zu wenig staatliche Förderung erhalten würde. So gehe nämlich keine personelle oder finanzielle Förderung bei den teilnehmenden Schulen ein, durch die die Initiative weitreichend unterstützt werden könnte.

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Sternchen, Doppelpunkt, Unterstrich, Binnen-i – oder doch lieber gar nicht? Bei all den verschiedenen Formen des Genderns, die sich mittlerweile etabliert haben, kann es schon mal schwierig werden, den Überblick zu behalten. Ganz ähnlich sieht das auch bei Meinungen und Positionierungen öffentlicher Personen und Institutionen aus, deren Debattenkultur in den letzten Wochen wieder zunehmend Aufmerksamkeit generiert. Deshalb folgt hier ein kleiner Abriss dessen, wer gerade wie zu was steht – und was das jeweils mit Schulkindern zu tun hat.

Die wohl größten medialen Wellen schlägt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder mit seiner Forderung, das Gendern an bayerischen Schulen vollständig zu verbieten. Wie die dpa meldet, begründet er dieses Vorhaben mit dem Schlager aller Argumente: “Haben wir keine anderen Probleme in Deutschland?”. Und mit seinem Unmut ist er keineswegs alleine: Andere Bundesländer haben ebenfalls Verbote zum Verwenden geschlechtersensibler Sprache an Schulen in die Wege geleitet oder bereits eingeführt. So werden beispielsweise in Sachsen Genderformen als Fehler in Aufsätzen markiert, wie die dpa berichtet. Der sächsische Landesschülerrat (LSR) kritisiert dieses Vorgehen laut dpa als “falsch und unnötig” und weist auf akutere Baustellen im sächsischen Bildungssystem hin: “Man könnte die Schülerinnen und Schüler einfach gendern lassen und sich mit Problemen wie Digitalisierung, Lehrkräftemangel, psychischen Belastungen oder dergleichen befassen.” 

Es gibt auf höherer politischer Ebene auch Stimmen, die sich explizit für das gendern aussprechen. Zu denen gehört etwa Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg von den Grünen. Sie befürwortet es zum Beispiel, dass Lehrkräfte vor ihren Schüler:innen gendern, berichtet die Süddeutsche Zeitung. In Niedersachsen ist das Verwenden von Sternchen und Co. offiziell untersagt, jedoch wird Lehrer:innen hier die Freiheit eingeräumt, selbst über die Handhabung in der Notengebung zu entscheiden. In Baden-Württemberg gibt es bislang keine Gender-Verbote, auch wenn das Gendern an Schulen auch dort teils kritisch betrachtet wird: Laut dpa-Meldung hält der dortige Ministerpräsident “nichts vom Gendern”. Nach derselben Meldung steht das Bildungsministerium Nordrhein-Westfalen neutral bis positiv zur Verwendung inklusiver Sprache: Es “soll geschlechtsneutral oder in Paarformen, also weiblich und männlich, formuliert werden.”

Auf Bundesebene gibt es scharfe Kritik vom Deutschen Lehrerverband (DL), der das Gendern durch Lehrkräfte entschieden ablehnt. Das entspreche nicht dem amtlichen Regelwerk, an das sie sich halten müssten, so der ehemalige DL-Präsident Meidinger gegenüber der dpa. Darauf bezieht sich ebenso der Rat für Deutsche Rechtschreibung in einer Pressemeldung: “Hochschulen und Lehrende haben zu beachten, dass sie für die Bildung und Ausbildung der Lehrkräfte an öffentlichen Schulen Verantwortung tragen, in denen Schülerinnen und Schülern die Rechtschreibung nach dem Amtlichen Regelwerk zu vermitteln ist, auf das sich die zuständigen staatlichen Stellen der deutschsprachigen Länder verständigt haben.” Da Sonderzeichen bislang noch nicht in die offizielle deutsche Orthographie aufgenommen werden sollen, enthält dieses Regelwerk also auch keine gegenderten Formen. Darüber berichteten unter anderem die Zeit und Lehrer News. Dennoch seien insbesondere Sonderzeichen im Wortinneren zumindest als “Phänomen” wahrgenommen und in einer Ergänzung zum amtlichen Regelwerk festgehalten worden.

Der Rechtschreibrat verweist jedoch auf die Möglichkeit, in höheren Klassenstufen dennoch über gendersensible Schreibweisen zu sprechen, da das orthographische Grundwissen zu diesem Punkt bereits gefestigt sei. Eine ihrer Pressemeldungen liest sich der Idee gendersensibler Sprache gegenüber vergleichsweise offener: “Der Rat für deutsche Rechtschreibung wird die weitere Schreibentwicklung beobachten, denn geschlechtergerechte Schreibung ist aufgrund des gesellschaftlichen Wandels und der Schreibentwicklung noch im Fluss.”

Dass Sprachentwicklung auch beim Thema Gendern ein fortlaufender Prozess ist, ist wiederum die Basis der Kritik einiger hessischer Universitäten. Sie sind der Meinung, dass Gender-Verbote an Schulen ein falsches Sprachbild bestärken würden. Die germanistischen Institute der Unis stellen sich daher entschlossen gegen ein Streichen des Genderns aus dem Sprachgebrauch an Schulen, wie die Hessenschau berichtet. Eine hilfreiche Übersicht zu den verschiedenen Formen des Genderns mit entsprechenden Anwendungsbeispielen findet sich beispielsweise auf der Website der Universität Marburg.

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Gestartet als Internet-Suchmaschine, bietet Google mittlerweile weit mehr Funktionen als einfache Sammlungen von Webseiten. Insbesondere für euren Geographieunterricht könnt ihr verschiedene Google-Funktionen nutzen, um abstrakte, theoretische Themen für eure Schüler:innen anschaulich zu machen. Allen voran bietet euch Google Earth zahlreiche Möglichkeiten, die meist nur in kleinen Teilen ausgeschöpft werden. In Verbindung zu Google Earth kann das Tool Timelapse eine Komponente hinzufügen, mit der eure Schüler:innen sich einen Entwicklungsverlauf vor Augen führen können. Und auch die bewährte Anwendung Google Maps bietet sich für den Geographieunterricht an. Hier könnt ihr eurer Klasse nützliche Tipps und Tricks mitgeben, die sie tatsächlich auch in ihrem Alltag gebrauchen können. 

Mit Google Earth die Welt erkunden

Google Earth stellt im Grunde einen virtuellen Globus dar. Genau wie ein tatsächliches Globus-Modell im Klassenzimmer sind die Kontinente mit ihren aufgezeichneten Ländergrenzen abgebildet. Einige Globus-Modelle bieten noch die Möglichkeit, andeutungsweise Höhenprofile zu erkennen. Google Earth kann das auch, die Funktionen des Programms hören hier aber noch lange nicht auf. Google Earth ist nach eigener Aussage “Der genaueste Globus der Welt”. Mit der Zoom-Funktion können die Schüler:innen beliebig tief in die globalen Regionen dieser Welt hineinzoomen. 

Durch die Einstellung unterschiedlicher Filter lassen sich verschiedene Perspektiven auf die Erde abbilden. So gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, Ländergrenzen anzuzeigen oder sie auszublenden – gleiches gilt auch für Ortsnamen. Ebenfalls vielen bekannt ist die Funktion Google Street View. Damit erhält man für ausgewählte Bereiche Aufnahmen, die Fahrzeuge der Google-Flotte von den Orten gemacht haben. Dies lässt sich zum Beispiel nutzen, um Infrastruktur, Architektur und biologische Beschaffenheiten länder- und kontinentübergreifend zu vergleichen. Soweit so gewohnt. Google Earth bietet aber noch weitere Funktionen, die die meisten nicht so selbstverständlich auf dem Schirm haben. Über den Auswahlpunkt “Ebenen”, der sich auf der Website links unten befindet, könnt ihr euch hier zunächst ausprobieren. Zusätzlich zu Street View bietet Google Earth nämlich auch die Funktion, Fotos anzuzeigen, die User von Orten gemacht haben. Diese ermöglichen einen genaueren, vielleicht auch ästhetischeren Blick auf Gebäude und Landschaften. Mit diesen Möglichkeiten von Google Earth lassen sich bereits erste spielerische Ansätze kombinieren. So könntet ihr euren Schüler:innen zum Beispiel ein grobes Ziel nennen, etwa einen Ort in Thailand. Die Aufgabe dazu lautet: “Trage so viele Informationen zu dem Ort zusammen, wie es mithilfe von Google Earth möglich ist.” Eure Schüler:innen müssten sich dann durch die verschiedenen Funktionen klicken und hätten dabei sogar eine kleine Challenge im Klassenverband, wenn man es darauf anlegt. 

Mit Street View schaut man in den meisten Fällen von außen auf Häuser und Landschaften – mit WindowSwap lässt sich das Ganze umdrehen. Auf dieser Seite findet ihr Aufnahmen aus der ganzen Welt, die Menschen meist aus ihren Fenstern hausgemacht haben. WindowSwap lässt sich nutzen, falls ihr spielerisch in ein Thema zu globalen Perspektiven einsteigen wollt. Es ist aber auch eine super Option, wenn ihr einfach mal ein bisschen prokrastinieren möchtet. Und für eine Vertretungsstunde bietet sich auch hier das einfache Spiel an, in Gruppen zu raten, an welchem Ort in der Welt die Szene aufgenommen worden ist.

Um Google Street View spielerisch einsetzen zu können, bietet sich die Seite GeoGuessr.com an. Mit einer kostenlosen Anmeldung lässt sich hier ein Spiel starten, bei dem eure Schüler:innen ihre geografischen Kenntnisse miteinander messen können. Bei dem Spiel werdet ihr an irgendeinem Ort der Welt “ausgesetzt” und könnt euch dort im Google Street Style umschauen. Anhand weniger Hinweise, wie der Straßenführung, der Bäume oder der zu sehenden Autos sollen eure Schüler:innen dann herausfinden, wo sie sich befinden. 

Ein weiteres, eher unbekanntes Tool von Google Earth ist der Flugsimulator. Dafür muss man zunächst Google Earth als Desktop-Version heruntergeladen haben. Die Nutzung ist relativ einfach und in verschiedenen How-to-Videos detailliert erklärt. Hier lassen sich ein Startpunkt und ein Ziel sowie eins von zwei Flugzeugmodellen einstellen, um eine Flugreise über ein Gebiet zu simulieren. Hierbei könnt ihr euren Schüler:innen verschiedene Aufgaben geben. Zum Beispiel lässt sich bei einem Simulationsflug die Bedeutung von Landwirtschaft für eine Region analysieren 

Google Timelapse zeigt euch die Entwicklung der Welt

Die Funktion Timelapse verdient in diesem Artikel nochmal besondere Aufmerksamkeit. Mit dieser könnt ihr geografische Entwicklungen sichtbar machen. Dafür braucht ihr nicht mal die installierte Version, ihr könnt die Funktion einfach unter den Ebenen auswählen. Timelaps zeigt dann die Entwicklungen des ausgewählten Bereichs seit 1884 mit Hilfe von Satellitenaufnahmen. Diese Technik bietet euch die Möglichkeit, an verschiedenen Themen zu arbeiten. Ihr könnt in einem frei wählbaren Bereich zum Beispiel schauen, wie sich Städte ausgedehnt haben, wie sich Wälder verkleinert haben oder sich die Läufe von Flüssen in Folge von Hochwassern verändert haben. Ihr könnt die Wiedergabegeschwindigkeit von Timelapse frei wählen und sie so euren Bedürfnissen anpassen. 

Für einige Themenbereiche hat Google bereits besonders anschauliche Beispiele vorbereitet. Auf der dazugehörige Engine-Website findet ihr zum Beispiel Entwicklungskarten zu Bewässerungsanlagen in Saudi-Arabien, zur infrastrukturellen Erschließung eines Waldgebietes in Brasilien oder zu Buschfeuern in Australien. Die vorgefertigten Karten eignen sich gut zum Einstieg in die Arbeit mit Timelapse. Das Tool ist aber so selbsterklärend zu nutzen, dass auch eure Schüler:innen sehr schnell Aufgaben damit lösen werden können. 

Google Maps zu nutzen lernen

Google Maps gehört zu den meistgenutzten digitalen Funktionen in Deutschland. Für viele gehört die Nutzung von Google Maps beim Navigieren durch den Verkehr mit dem Auto, der Bahn,zu Fuß oder mit dem Fahrrad selbstverständlich dazu. Dieser Umgang führt sogar dazu, dass immer mehr Menschen die Fähigkeit verlieren, sich gut eigenständig zu orientieren. Dieser Effekt wird umgangssprachlich auch Google-Maps-Syndrome genannt. Und genau hier könnt ihr ansetzen. In einer Ausprobierstunde können eure Schüler:innen die verschiedenen Funktionen von Google Maps testen. Für die meisten dürfte vieles davon selbstverständlich sein, aber ihr könnt die Einheit mit hilfreichen Insider-Infos aufpeppen. Viele gehen zum Beispiel davon aus, dass Google Maps ihnen immer die schnellste Route anzeigt. Das ist aber gar nicht der Fall. Maps zieht zur Empfehlung eines Weges noch deutlich mehr Variablen hinzu. Zum Beispiel die Umweltverträglichkeit des Fortbewegens, die Baustellenlage und einige weitere Kriterien, die aber nicht öffentlich bekannt sind. Viele dieser Variablen könnt ihr selbst in den Einstellungen setzen. Lasst eure Schüler:innen hier etwas experimentieren, um ihnen die Vielfältigkeit der Ergebnisse klar zu machen. Um das Ganze dann in die Praxis zu übertragen, könnt ihr euch für eure Schüler:innen einen Kurs überlegen, den sie in Gruppen aufgeteilt absolvieren sollen. Dabei kann man die Gruppen zum Beispiel in einem Rennen gegeneinander antreten lassen. Die Schüler:innen können dabei vorab ihre Route planen. Um erfolgreich zu sein, sollte es notwendig sein, dass sie verschiedene Verkehrsmittel miteinander kombinieren müssen. Für den Weg lassen sich noch Nebenaufgaben stellen, die die Gruppen lösen sollen. Denkbar wäre hier, Gruppenfotos vor bestimmten Gebäuden zu machen oder Fragen zu beantworten, die sie auf dem Weg mit Maps lösen können, etwa indem sie die Kommentare unter den Zielen aufmerksam lesen. Richtig umgesetzt, könnt ihr mit dieser kleinen Einheit dafür sorgen, dass eure Schüler:innen sich künftig sicherer im öffentlichen Verkehr bewegen werden. Das Ganze ließe sich auch gut als Vertretungsstunde umsetzen, wenn ihr motivierte Schüler:innen dafür habt. Für weitere Ideen für Vertretungsstunden, haben wir euch einen gesonderten Beitrag vorbereitet. 

Wir hoffen, ihr könnt ein paar unserer Impulse nutzen, um euren Geographieunterricht noch spannender zu gestalten. Haben wir vielleicht noch eine coole Funktion vergessen oder habt ihr zusätzliche Vorschläge? Dann schreibt sie gerne in die Kommentare!

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Das belgische Bildungssystem ist auf den ersten Blick ziemlich komplex. Denn: Belgien ist seit 1970 in drei Sprachgemeinschaften aufgeteilt. Die flämische, französische und deutschsprachige Gemeinschaft. Diese Regionen unterscheiden sich nicht nur durch ihre Sprache, sondern verfügen auch jeweils über eigene Parlamente und sind eigenständig für verschiedene gesellschaftliche Bereiche verantwortlich. Neben kulturellen Angelegenheiten und dem Gesundheitswesen können sie auch ihre jeweiligen Bildungssysteme selbst gestalten. Trotzdem sind die drei Schulsysteme mit wenigen Ausnahmen ähnlich aufgebaut und zeichnen sich vor allem durch frühkindliche Förderung und berufsvorbereitende Unterrichtsfächer aus. Trotz dieser vielversprechenden Ansätze verzeichnet auch Belgien in den letzten Jahren schlechtere PISA-Ergebnisse. In unserer Serie Bildungssysteme der Welt werfen wir nun nach Ländern wie Japan, den USA und Polen einen genaueren Blick auf Belgiens Schulen.

Die Qual der Wahl: Ganztagsschulen und Homeschooling

In ganz Belgien gilt die Schul- bzw. Lernpflicht für Kinder von 5 bis 18 Jahren. Alle Kinder können ab einem Alter von zweieinhalb Jahren den Kindergarten bzw. die Vorschule besuchen. Bereits hier wird das Augenmerk auf Förderung und Bildung gelegt, weniger auf eine reine Kinderbetreuung. Spielerisch werden bereits Grundsteine für Lesen und Schreiben gelegt. Da Belgien drei Amtssprachen hat, lernen die Kinder auch früh Niederländisch oder Französisch. Ein Großteil der belgischen Kinder besucht die Vorschule, unter anderem weil diese komplett kostenlos ist. Vor- und Grundschule arbeiten eng zusammen und stehen in regelmäßigem Kontakt, um den Kindern eine persönliche Förderung zu ermöglichen, die ihre Stärken und Schwächen berücksichtigt.

Die Grundschule beginnt dann im Alter von fünf Jahren. Anders als an den meisten deutschen Schulen dauert die Grundschulzeit hier sechs Jahre. Die Schulen erhoffen sich dabei eine bessere Anpassung an die Fähigkeiten und Kenntnisse der unterschiedlichen Schüler:innen. Am Ende der Grundschule erhalten sie bereits ein spezielles Zertifikat, auf französisch Certificat d’Etudes de Base (CEB) genannt, das benötigt wird, um in die Sekundarstufe zu kommen. Dort haben die Schüler:innen dann eine große Auswahl an Bildungswegen, die sie einschlagen können. Diese bereiten sie entweder gezielt auf einen Beruf oder auf den Hochschulweg vor. 

In der Regel sind belgische Schulen Ganztagsschulen, deren Unterrichtszeit üblicherweise von 8:00 Uhr morgens bis 16:00 Uhr nachmittags reicht. Die meisten Schüler:innen nehmen am Mittagessen in der schuleigenen Mensa teil. Danach bieten viele Schulen nachmittags Betreuungsangebote an, die Hausaufgabenhilfe oder Freizeitaktivitäten für jüngere Kinder umfassen. Die Auswahl an Schulen und Kindergärten ist groß. Es gibt staatliche, private und subventionierte öffentliche Schulen. Ebenso gibt es zahlreiche katholische und jüdische Schulen. Viele davon sind darauf ausgerichtet, von der Grundschule bis zum Abschluss besucht zu werden. 

Noch eine Besonderheit: Laut belgischer Verfassung ist das Unterrichtswesen frei, das heißt, es gibt keine Schulpflicht im eigentlichen Sinne, lediglich eine Lernpflicht. Eltern müssen nachweisen, dass ihre Kinder Zugang zu Bildung haben, sei es durch den Besuch einer Schule oder durch Homeschooling. Bis zum Jahr 2023 wurden in der flämischen Gemeinschaft über 2.500 Kinder und Jugendliche zu Hause unterrichtet – das ist doppelt so viel wie noch 2017. Erst kürzlich wurde das Schulpflichtalter von sechs auf fünf Jahre herabgesetzt. Daher präferieren besonders Eltern von jüngeren Kindern Homeschooling gegenüber der Grundschule, um mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können. Auch Eltern von beispielsweise autistischen Kindern bevorzugen oft den Unterricht von zuhause. Allerdings wird das Homeschooling streng kontrolliert, um sicherzustellen, dass die Lernbedingungen vergleichbar mit denen in der Schule sind. Eine Schulinspektion kontrolliert regelmäßig die Haushalte, in denen Kinder von zuhause aus unterrichtet werden.

Die Sekundarstufe: Belgiens weiterführende Schulen

Unterschiede in den Schulsystemen finden sich spätestens in der Sekundarstufe. Diese beginnt für Kinder nach der Grundschule mit 12 Jahren. In den meisten Fällen besuchen sie diese Stufe, bis sie 18 Jahre sind. Sie ist unterteilt in drei Schulstufen à zwei Jahre. In der ersten Schulstufe haben alle Schüler:innen den gleichen Lehrplan. Interessant wird es, sobald Kinder in die zweite Schulstufe kommen, also mit ca. 14 Jahren. Dann können sie nach ihren Interessen und Zukunftswünschen zwischen verschiedenen Unterrichtstypen wählen. Diese besuchen sie dann bis zum Abschluss. Allerdings gibt es in Belgien auch die Möglichkeit, ähnlich wie in Deutschland, eine Berufsausbildung zu machen. Dies ist ab 15 Jahren möglich. Dann verlassen sie den Vollzeitunterricht und beginnen einen Teilzeitunterricht in einer Berufsschule. Nebenbei wird in einem Betrieb gearbeitet.

In der flämischen Gemeinschaft wird ab der zweiten Schulstufe folgender Unterricht angeboten:

  1. Der allgemeine Sekundarunterricht (ASO)

Dieser Unterricht bereitet die Schüler:innen für das Studieren vor und fokussiert sich auf eine allgemeine Wissensvermittlung.

  1. Der technische Sekundarunterricht (TSO)

Beim technischen Unterricht liegt der Fokus mehr auf dem Vermitteln bestimmter Fähigkeiten für einen Beruf, aber es werden trotzdem allgemeine Fächer unterrichtet, um auf eine Weiterbildung in Form eines Studiums vorzubereiten.

  1. Der kunstbildende Sekundarunterricht (KSO)

Dieser Weg hat viele Ähnlichkeiten mit dem TSO, mit dem Unterschied, dass künstlerische Fähigkeiten vermittelt werden. Später haben Schüler:innen die Möglichkeit, in diesen Bereichen zu studieren.

  1. Der berufliche Sekundarunterricht (BSO)

Dieser Weg ist für Schüler:innen, die kein Studium anstreben und den Hauptfokus auf das Erlernen eines Berufs legen wollen. Das Erlernen praktischer Fähigkeiten und Praktika nehmen mehr als die Hälfte des Lernplans ein. Die Auswahl an Berufen, auf die hier fokussiert werden kann, ist sehr vielfältig. Darunter zählen beispielsweise Berufe in der Pflege, im Verkauf oder handwerkliche Berufe. Eine komplette Auswahl aller berufsspezifischen Fächer könnt ihr hier nachlesen.

Auch in der französischen Gemeinschaft können Schüler:innen ab der zweiten Stufe zwischen vier Bildungswegen wählen: dem allgemeinen, dem technischen, dem künstlerischen und dem berufsbildenden Weg. Diese vermitteln ähnliche Lerninhalte wie in der flämischen Gemeinschaft. Der allgemeine Weg bereitet in erster Linie auf ein Studium vor, wohingegen der berufsbildende Weg auf ein direkteres Einsteigen in den Berufsmarkt ausgelegt ist.

Die deutschsprachige Gemeinschaft, mit Abstand die kleinste der drei, hat ein ähnliches Sekundarsstufensystem wie die Nachbarn. Ab der zweiten Stufe stehen aber, anders als im flämischen und französischen System, nur drei verschiedene Unterrichtsformen zur Wahl: der allgemeinbildende Unterricht, der technische Unterricht und der berufsbildende Unterricht. Auch hier wird entweder auf einen Beruf oder auf das Studium vorbereitet. Interessanterweise gibt es lediglich eine Hochschule in der deutschsprachigen Gemeinschaft, an der nur drei Studiengänge angeboten werden. Das heißt, die meisten Schüler:innen ziehen zum Studieren in die anderen Gemeinschaften oder ins Ausland.

In allen Gemeinschaften erhalten die Schüler:innen am Ende der dritten Schulstufe ein offizielles Abschlusszeugnis. In den allgemeinbildenden, den künstlerischen und den technischen Unterrichtsarten berechtigt dies dann zum Studium an Hochschulen und Universitäten. Im berufsbildenden Weg berechtigt das Zeugnis nur zur Berufsausbildung. Es besteht jedoch die Möglichkeit, ein zusätzliches Jahr in der Sekundarstufe zu verbringen und somit nach insgesamt sieben Jahren die Studienberechtigung zu erlangen.

Pisa-Schock auch in Belgien

Trotz der vielfältigen Bildungsmöglichkeiten und der frühen Förderung im belgischen Schulsystem bleiben schlechtere PISA-Ergebnisse nicht aus. Insbesondere in den Bereichen Lesen und Mathematik erzielten die belgischen Schüler:innen dieses Mal niedrigere Ergebnisse als die Jahre zuvor. Obwohl die Corona-Pandemie ein möglicher Grund zu sein scheint, fielen die Zahlen bereits vorher. Dennoch lagen die Ergebnisse in allen drei Kategorien immer noch über dem OECD-Durchschnitt. Im Vergleich zu Deutschland hat Belgien einen höheren Score in Mathematik und vergleichbare Werte im Lesen sowie in den Naturwissenschaften. 

Die Zahlen für Pisa wurden auch separat für die drei Gemeinschaften berechnet. In allen drei sind die Punktzahlen in sämtlichen Kategorien niedriger als zuvor. Insbesondere in der flämischen Gemeinschaft waren die Ergebnisse schlechter als bisher, mit einem Rückgang von 19 Punkten in Lesekompetenzen. Dennoch bleibt die flämische Gemeinschaft Spitzenreiter im Vergleich zu ihren zwei Nachbarn.

Erst kürzlich wurden in der flämischen Gemeinschaft neue Bildungsreformen vorgestellt, darunter standardisierte Tests für Primar- und Sekundarstufen in den Fächern Mathematik und Niederländisch, um ein besseres Verständnis für das Bildungsniveau der Schüler:innen zu erhalten. Zudem erfolgte eine Anpassung der Finanzierung. Allerdings räumt der flämische Bildungsminister Ben Weyts ein, dass die Reformen zu spät gekommen seien. Politiker:innen der Opposition kritisieren den Umgang der flämischen Regierung mit den Zahlen und werfen ihr vor, keine klaren Strategien oder Ideen für eine Verbesserung des Bildungssystems zu haben.

Auch die anderen Gemeinschaften bemühen sich um neue Ideen, um ihren Schüler:innen die beste Ausbildung und Betreuung zukommen zu lassen. Die französische Gemeinschaft führte beispielsweise 2022 einen neuen Schulkalender ein. Nun gibt es immer abwechselnd sieben Wochen Unterricht und zwei Wochen Ferien. Dadurch sind die Sommerferien zwei Wochen kürzer, jedoch haben die Schüler:innen dafür im Herbst und zu Fasching jeweils zwei Wochen frei. Dieser Rhythmus soll laut französischer Gemeinschaft besser auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten sein.

Was haltet ihr von den Möglichkeiten der belgischen Bildungssysteme? Würdet ihr eine verstärkte Ausrichtung auf Berufsorientierung bereits in den Oberstufen gut finden? Teilt uns eure Meinungen in den Kommentaren mit!

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Einfach mal Pause machen vom Schulalltag. Für viele Lehrkräfte klingt diese Vorstellung sehr einladend. Ein Sabbatical eröffnet euch  eine einzigartige Möglichkeit, nicht nur dem Klassenzimmer zu entfliehen, sondern sich in einem wohlüberlegten und geplanten Rahmen persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Ein Sabbatical ist mehr als eine Pause; es ist eine Investition in die eigene Zukunft. Von der Vorbereitungsphase bis zur Rückkehr in den Schulalltag spielt die Planung eine zentrale Rolle, um sicherzustellen, dass diese Auszeit nicht nur temporär ist, sondern einen nachhaltigen Einfluss auf euer Leben hat. Wie ihr dabei vorgehen könnt und auf welche Aspekte ihr dabei besonders achten müsst, zeigen wir euch in diesem Artikel.

Was ist überhaupt ein Sabbatical?

Das Sabbatical, auch als Sabbatjahr bekannt, hat sich auch bei Lehrer:innen als eine beliebte Möglichkeit etabliert, eine vorübergehende Auszeit vom täglichen Unterrichtstrubel zu nehmen. Die Beweggründe für ein Sabbatical sind dabei vielfältig. Besonders Lehrkräfte sind häufig von Burnout betroffen und nutzen diese Zeit, um der geistigen und körperlichen Erschöpfung vorzubeugen. Das Sabbatjahr dient jedoch nicht allein der Erholung. Es kann auch für die persönliche Weiterentwicklung, dem Erwerb neuer Fähigkeiten, für Reisen, Fortbildungen, soziales Engagement oder der Bewältigung privater Anliegen wie dem Hausbau oder familiären Angelegenheiten genutzt werden. Während des Sabbaticals bleibt ihr zwar weiterhin formell im Dienst, werdet jedoch von euren regulären Aufgaben im Klassenzimmer entbunden.

Diese vorher festgelegte Zeitspanne dauert in der Regel mindestens einen Monat, kann aber auch ein bis mehrere Jahre umfassen. Die Dauer könnt ihr dabei individuell mit eurem Arbeitgeber aushandeln. In der Phase vor eurem Sabbatjahr spart ihr das Geld für den unbezahlten Sonderurlaub an – dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Während dieser vordefinierten Pause vom Unterrichten wird die Bezahlung dann entsprechend reduziert.

Die Einführung des Sabbatjahres für Lehrer:innen hat in einigen Bundesländern bereits Ende der 90er Jahre stattgefunden, während andere erst in den 2000ern nachgezogen haben. Allerdings variiert das Ganze je nach Bundesland aufgrund der föderalen Struktur Deutschlands, ähnlich wie beim Sabbatjahr für die Beamten im öffentlichen Dienst. Daher ist es ratsam, vorher einen Blick auf die spezifischen Regelungen des eigenen Bundeslandes zu werfen. 

Im Gegensatz zu regulären Angestellten haben verbeamtete Lehrer:innen einen gesetzlich geregelten Anspruch auf ein Sabbatjahr von bis zu einem Jahr. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit auch mehrmals ein Sabbatical zu nehmen, da dafür keine gesetzlichen Vorgaben existieren. 

Die Vorbereitungsphase ist der Grundpfeiler für ein erfolgreiches Sabbatical, bei dem ihr die ersten Hindernisse bereits im Vorfeld aus dem Weg räumen könnt. Hierbei ist es entscheidend zu überlegen, welches Modell ihr wählen möchtet, und die Schulleitung entsprechend zu informieren. Es ist außerdem ratsam, rechtliche Aspekte zu klären. Zusätzlich sollte die Familie informiert werden, Absprachen getroffen und bereits die Rückkehr in den Beruf geplant werden. Damit euch die Flut an Informationen, Möglichkeiten und zu beachtenden Aspekten nicht überwältigt, haben wir für euch die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Wie finanziere ich mein Sabbatical?

Die Finanzplanung ist ein wichtiger Schlüsselaspekt. Lehrer:innen müssen Wege finden, ihre berufliche Auszeit zu finanzieren. Die Bildung von Rücklagen oder die Erkundung alternativer Finanzierungsmöglichkeiten sind hierbei entscheidend. Dies ermöglicht nicht nur die Deckung der Lebenshaltungskosten während des Sabbaticals, sondern eröffnet auch Raum für geplante Aktivitäten und Projekte. Dabei gibt es verschiedene Modelle, durch die das Sabbatical im Voraus finanziert werden kann.

Das Blockmodell

Das Blockmodell ist eine der bevorzugten Varianten, um sich ein Sabbatical zu finanzieren. Es ist weit verbreitet und in einigen Bundesländern sogar die einzige Möglichkeit. Hier verzichtet ihr über einen vorher festgelegten Zeitraum auf einen bestimmten Teil eures Gehaltes, um euch ein „Gehaltsguthaben“ anzusparen. Das wird euch dann während der Freistellungsphase als Gehalt ausgezahlt. Die Anwendung dieses Modells ist jedoch nicht in allen Bundesländern gleich geregelt: in einigen Regionen ist es auf Beamte beschränkt, während es in anderen für alle Lehrkräfte möglich ist. Sollte euch dieses Modell in eurem Bundesland nicht angeboten werden, habt ihr die Möglichkeit, individuelle Finanzierungsmöglichkeiten mit eurem Arbeitgeber zu treffen. Das Blockmodell zeichnet sich oft durch Lohnverzichtszeiträume von drei bis sieben Jahren aus, wobei das Sabbatical am Ende dieses Zeitraums genommen wird. Alternativ ist auch eine frühere Freistellung ab der Hälfte des Zeitraums möglich. 

Es gibt zahlreiche Variationsmöglichkeiten, wie ihr euch euer Sabbatjahr in diesem Modell ansparen könnt. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel eine sechsjährige Ansparphase, bei der ein Siebtel des Gehalts eingespart wird. Im siebten Jahr – dem Sabbatjahr – stehen euch somit sechs Siebtel eures Gehaltes zur Verfügung. Eine andere Option wäre es, zwei Jahre lang das Gehalt einer Teilzeitbeschäftigung zu erhalten, wobei ihr im ersten Jahr Vollzeit arbeitet und im zweiten Jahr dann freigestellt werdet.

Das Teilzeitmodell

Das Teilzeitmodell ermöglicht eine flexible Vereinbarung zwischen dem Arbeitgeber und der Lehrkraft. Ähnlich wie im Blockmodell reduziert sich euer Gehalt um einen vorher festgelegten Betrag. Ihr arbeitet während dieser Ansparphase jedoch weiterhin in Vollzeit. Die Überstunden, die während dieser Zeit anfallen, werden dann auf einem „Arbeitszeitkonto“ angesammelt. In der folgenden Freistellungsphase arbeitet ihr nicht, bekommt jedoch weiterhin das reguläre Gehalt, das sich aus den gesammelten Überstunden finanziert.

Das Fondssparmodell

Bei diesem Modell erhaltet ihr ein sogenanntes „Arbeitszeitkonto“. Dieses Konto ermöglicht die Ansparung von Urlaub, Überstunden und/oder Teilen des Gehalts. Der Arbeitgeber investiert das angesparte Geld in einen Fonds, aus dem während der Freistellungsphase euer Gehalt gezahlt wird. Diese Option ist jedoch ausschließlich für angestellte Lehrer:innen verfügbar.

Vorgezogener Ruhestand

Bei dem Modell des vorgezogenen Ruhestands kehrt ihr nach eurer Freistellung nicht in den aktiven Dienst zurück. Stattdessen könnt ihr das angesparte Zeitguthaben dazu nutzen, um eure Stunden zu reduzieren oder gleich ganz vorzeitig in den Ruhestand zu gehen.

Unbezahltes Sabbatjahr

Ein unbezahltes Sabbatjahr ist natürlich genauso möglich. Nach Absprache mit eurem Arbeitgeber könnt ihr eine längere, unbezahlte Auszeit nehmen und kehrt danach wieder in den Unterricht zurück. Eure Freistellungsphase finanziert ihr euch dann aus privaten Ersparnissen.

Neben der Festlegung der Dauer und des Modells sollten auch Fragen zur Rückkehr, zum Urlaubsanspruch und zur Verrechnung von Krankheitstagen im Gespräch mit eurem Arbeitgeber geklärt werden. Bedenkt dabei, dass die Schulleitung das Sabbatical auch ablehnen kann – daher solltet ihr gute Gründe parat haben. Dazu gehören beispielsweise die Verhinderung eines drohenden Burnout-Syndroms, das Bedürfnis, durch Reisen andere Länder und Kulturen kennenzulernen oder eine Sprache zu erlernen bzw. zu perfektionieren, sowie die Möglichkeit, Weiterbildungen ohne Zeitdruck zu absolvieren.

Welche Versicherungen muss ich auf dem Schirm haben?

Ein wichtiger Aspekt, den ihr während der Planung eures Sabbaticals nicht aus den Augen verlieren solltet, sind eure Versicherungen. Die Krankenversicherung, sowie die Überprüfung von Haftpflicht- und Reiseversicherungen sind dabei essentielle Schritte. 

Die Krankenversicherung

Wenn du dich in einem bezahlten Angestelltenverhältnis befindest, teilen du und dein Arbeitgeber die Kosten für deine Krankenversicherung, wobei die Beitragshöhe von deinem Verdienst abhängig ist.

Wenn du dein Sabbatical beginnst, gibt es zwei Situationen, in denen deine Krankenversicherung normal weiter läuft: Deine Auszeit dauert nicht mehr als vier Wochen, sodass dein Versicherungsschutz in der gesetzlichen Krankenversicherung bestehen bleibt. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn du ein unbezahltes Sabbatical nimmst. Oder du hast mit deinem Arbeitgeber ein bezahltes Finanzierungsmodell vereinbart. Hier erhältst du während deiner Freistellungsphase weiterhin dein Gehalt und deine Versicherungsabgaben laufen ganz normal weiter.

Solltest du ein unbezahltes Sabbatjahr nehmen, das länger als vier Wochen dauert, hast du die Möglichkeit, dich freiwillig gesetzlich oder privat zu versichern. Dabei werden die Beiträge auf Grundlage deiner Einnahmen berechnet und sind sowohl nach oben als auch nach unten gedeckelt (es gibt also sowohl einen Mindest- als auch einen Höchstbetrag).

Die Familienversicherung

Eine weitere Möglichkeit, während eures Sabbaticals weiterhin versichert zu sein, ist die Familienversicherung. Diese Option besteht, wenn euer Einkommen unter der Einkommensgrenze liegt (also weniger als 520 Euro) und ihr verheiratet seid.

Dafür müsst ihr beide gesetzlich versichert sein und euren Wohnsitz in Deutschland haben. Der große Vorteil der Familienversicherung besteht darin, dass nur einer zahlen muss und der Rest der Familie mitversichert sein kann. 

Die Rentenversicherung 

Die Bedingungen für die Rentenversicherung sind ähnlich wie bei der Krankenversicherung: Wenn eure Auszeit nicht länger als einen Monat geht oder ihr ein bezahltes Modell mit eurem Arbeitgeber vereinbart habt, werden die Versicherungsbeiträge weiterhin bezahlt.

Im Allgemeinen besteht die Option, auch während einer längeren Auszeit private Rentenbeiträge zu entrichten. Dabei gibt es sowohl vorgeschriebene Mindestbeiträge als auch maximale Höchstbeiträge. Es kann vorteilhaft sein, Mindestbeiträge einzuzahlen, insbesondere wenn ihr Unterbrechungen in eurem Versicherungsverlauf vermeiden möchtet. Da die Anforderungen für eine passende Lösung äußerst individuell sind, empfiehlt es sich, für eine umfassende Beratung direkt die Deutsche Rentenversicherung zu kontaktieren. Dort könnt ihr euch kostenfrei beraten lassen.

Welche Ziele verfolge ich in meinem Sabbatical?

Ein Sabbatical, das ohne klare Ziele angegangen wird, verliert schnell seinen Zweck, da die wertvolle freie Zeit so nicht effektiv für die persönliche Weiterentwicklung genutzt werden kann. Lehrer:innen sollten sich die Zeit nehmen, klare persönliche und berufliche Ziele zu formulieren. Ein Fokus auf die berufliche Entwicklung trägt dazu bei, dass diese Auszeit einen nachhaltigen Effekt auf die Karriere hat. Dies kann die Teilnahme an Fortbildungen, das Erlernen neuer Fähigkeiten oder die Arbeit an persönlichen Projekten umfassen. Aber auch, wenn ihr die Zeit zur Erholung nutzt, solltet ihr euch Ziele setzen und nicht einfach in den Tag hineinleben. 

Die Gestaltung des Sabbatical-Programms sollte euren individuellen Interessen und Leidenschaften entsprechen. Ob Fortbildungen, Reisen oder Projekte – die geplanten Aktivitäten sollten gezielt zur persönlichen Entwicklung beitragen. 

Ihr könnt auch bereits vor dem Sabbatical über eure eigene Motivation reflektieren. In diesem Artikel findet ihr bereits einige Tipps, wie die berufliche Weiterentwicklung bei euch aussehen könnte.

Und was passiert danach?

Auch über eure Rückkehr solltet ihr euch rechtzeitig Gedanken machen, da diese eine ebenso durchdachte Planung erfordert wie die Vorbereitung. Vorkehrungen für eine reibungslose Rückkehr und die Reflektion der gemachten Erfahrungen helfen dabei, die gewonnenen Erkenntnisse erfolgreich in den Schulalltag zu integrieren. Einige Fragen, über die ihr euch Gedanken machen könntet, sind:

  • Will ich in Voll- oder Teilzeit wieder einsteigen?
  • Möchte ich an meine alte Schule zurückkehren?
  • Möchte ich überhaupt wieder an die Schule zurückkehren oder wage ich einen Neuanfang?

Wenn feststeht, dass ihr in euren Beruf zurückkehrt, wäre es zum Beispiel eine Möglichkeit, einen sanften Übergang zu planen, damit sich die vorherige Erholung nicht sofort wieder auflöst. Ihr könntet zunächst an einigen Konferenzen teilnehmen, um den Kontakt zur Schule wieder aufzubauen oder zu halten. Aber auch Gespräche mit Kolleg:innen sind eine gute Möglichkeit für einen lockeren Wiedereinstieg.

Ein Sabbatical ist mehr als nur eine Pause. Eine gründliche Planung, angefangen bei der Vorbereitungsphase bis zur Rückkehr, macht diese berufliche Auszeit zu einer wertvollen Investition in die eigene Entwicklung. Lehrer:innen, die ein Sabbatical absolvieren, können diese Auszeit aktiv gestalten und die vielfältigen Chancen dieser besonderen Phase nutzen. Die sorgfältige Planung ermöglicht nicht nur einen reibungslosen Ablauf, sondern schafft auch Raum für die Entfaltung neuer Potenziale und die Verwirklichung individueller Ziele.

Wir hoffen, wir konnten euch einige hilfreiche Ratschläge mit an die Hand geben. Habt ihr vor, ein Sabbatjahr zu machen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Dortmund. Ein Großteil der Kinder in Deutschland startet nicht ausreichend vorbereitet in die Schule. Diese Erkenntnisse schließt das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Uni Dortmund aus einer aktuellen Auswertung der Daten der IGLU-Studie von 2021. Im Vergleich zu anderen EU-Teilnehmerländern schneiden die Lese- und Schreibkompetenzen unterdurchschnittlich ab. „Wir stellen fest, dass in keinem anderen Land in der EU Kinder so schlecht vorbereitet in die Schule starten wie in Deutschland“, sagt Dr. Rahim Schaufelberger, Mitarbeiter der IGLU-Studie.

Bereits im Mai hatte das IFS zentrale Ergebnisse der Studie vorgestellt. Nun wurde ein weiterer Aspekt herausgearbeitet und sich mit der Frage beschäftigt, wie gut Kinder in Deutschland auf den Schulanfang vorbereitet sind. Für die repräsentative Studie wurden 252 ausgewählte Grundschulen in Deutschland und 4.611 Kinder mit ihren Eltern befragt. 

Laut den Befunden der Studie geben 77,6 Prozent der befragten Schulleitungen an, dass weniger als jedes vierte Kind über grundlegende Lese- und Schreibkompetenzen verfügt, wenn es in die erste Klasse eintritt. Im EU-Durchschnitt dagegen wird diese Angabe von 40,9 Prozent der Schulleitungen gegeben. Auch die Eltern wurden befragt. Demnach schätzen nur neun Prozent die Lesefähigkeiten ihrer Kinder mit „sehr gut“ ein. Das sei unter allen EU-Teilnehmerländern der niedrigste Wert. Ebenso geben 67 Prozent der Eltern an, dass die Lesefähigkeit ihrer Kinder nicht gut ist. 

Das IFS betont die Bedeutung von lernförderlichen Aktivitäten, die bereits vor Einschulung wichtige Grundsteine für ein erfolgreiches Lernen legen. Zu lernförderlichen Aktivitäten zählen unter anderem Vorlesen, Lieder singen oder Wortspiele. Etwa 60 Prozent der befragten Familien geben an, dass sie zu Hause nur manchmal, nie oder fast nie leseförderliche Aktivitäten durchführen. Die Studie zeigt zudem, dass Kinder, die häufiger diesen Aktivitäten nachgehen, später auch eine höhere Lesekompetenz aufweisen. Vor diesem Hintergrund seien die Angaben der Eltern bedenklich, wie Schaufelberger unterstreicht. 

Die Lesegewohnheiten der Eltern beeinflussen laut IFS auch die Lesekompetenz der Kinder. Innerhalb aller EU-Teilnehmerstaaten zeigt sich, dass Kinder von Eltern, die das Lesen mögen, am Ende der vierten Klasse eine bessere Lesekompetenz haben als andere Kinder. In Deutschland geben ein Drittel der befragten Eltern an, gerne zu lesen, während ein Fünftel angibt, das Lesen nicht zu mögen. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern befindet sich Deutschland dabei im Mittelfeld.

Aufgrund dieser Ergebnisse sind laut IFS Maßnahmen nötig. Dr. Nele McElvany, deutsche Leitung der Studie, fordert einen verstärkten Fokus auf die Schulvorbereitung. Sowohl der familiäre Kontext als auch die Förderung in KITAs seien dabei entscheidend. “Insbesondere sollten die grundlegenden Fähigkeiten, die die Lesekompetenz anbahnen, stärker systematisch gefördert werden“, betont McElvany.

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Schüler:innen freuen sich auf Geschenke und Plätzchen, Lehrer:innen können die lange Weihnachtspause kaum noch erwarten, und alle zusammen hören aus der Ferne schon das Treiben des nächstgelegenen Weihnachtsmarktes – dass das nicht die besten Voraussetzungen für durchzubringenden Schulstoff sind, ist altbekannt. Um Frust über zu unkonzentrierte Schüler:innen zu vermeiden und ein kleines Goodie in den letzten Schultag vor den Ferien einzubauen, rollt deshalb oft einfach der Fernsehwagen ins Klassenzimmer. Dabei könnte man die Vorweihnachtszeit in der Schule auch dafür nutzen, die Klasse bei ihrer Vorfreude auf die Festtage abzuholen und gleichzeitig dafür zu begeistern, wie anwendbar ihr erlernter Stoff tatsächlich sein kann. Wir haben eine Sammlung an Ideen zusammengestellt, wie ihr eure Vorweihnachtsstunde je nach Fach gestalten könntet.

Deutsch

Ein bedeutender Literat: Wolfgang Borchert (Quelle: Commons)
  • Vor allem in jüngeren Jahrgangsstufen bietet es sich an, “Elfchen” schreiben zu lassen. Die Gedichtform ist sehr leicht verständlich und perfekt integrierbar in eine etwas lockerere Deutschstunde: Nach einer kurzen Einführung können eure Schüler:innen sich dank der Vielseitigkeit des Formats jedem beliebigen Thema – also auch Weihnachtsmann und co. – widmen und direkt in das Verfassen eigener Lyrik einsteigen. Weiterführende Tipps könnt ihr zum Beispiel auf YouTube finden.
  • Klassenstufen, die bereits erfahrener im Arbeiten mit Literatur sind, könnten an das Genre der Kurzgeschichte herangeführt werden, zum Beispiel anhand der Kurzgeschichte “Die drei dunklen Könige” von Wolfgang Borchert. Sie ist sehr schnell gelesen (oder vorgelesen), wodurch viel Raum zur Diskussion, dem Bezug zum Weihnachtsfest und der Vorstellung des wichtigen Schriftstellers bleibt.

Christliche Religionslehre

  • Dass man an Weihnachten die Geburt Jesu feiert, gehört zum Grundwissen. Doch wie historisch ist dieser allgemein bekannte Fakt tatsächlich? Dieser Frage könnte man mithilfe von Dokumentationen nachgehen, oder aber man konzipiert zusammen mit den Historikern aus dem Lehrerkollegium eine fächerübergreifende Stunde zu diesem Thema
  • Falls es noch keinen Platz in eurem Religionsunterricht gefunden hat, könntet ihr auf die Bedeutung der Gaben der Heiligen Drei Könige eingehen: Warum waren es denn genau Myrrhe, Weihrauch und Gold?
  • Sind eure Schüler:innen alt genug, um Ironie und Parodien zu verstehen, wäre Monty Pythons “Das Leben des Brian” (1979) eine erheiternde Abwechslung zum üblichen Unterricht. Derzeit steht der Film auf Netflix zum Streamen zur Verfügung.

Ethik

  • Im Fach Ethik setzt man sich ohnehin mit verschiedenen Weltreligionen auseinander, daher bietet es sich an, einen Blick darauf zu werfen, ob und wie diese das Weihnachtsfest feiern oder anerkennen, oder ob es vielleicht vergleichbare Äquivalente dazu gibt. 

Geschichte

  • Im Fach Geschichte bietet sich natürlich ein historischer Abriss dessen an, wie die anstehenden Feiertage überhaupt zu ihrer heutigen hohen kulturellen und traditionellen Stellung gekommen sind. Die Stunde könnte als Erweiterung zu dem dienen, was Schüler:innen bereits aus der Religionslehre oder dem Ethikunterricht mitbringen.
Eine ikonische Abbildung von Nikolaus von Myra aus dem 13. Jahrhundert (Quelle: snl.no)
  • Wer ungern von der kleinen Schultradition des Filmeschauens abweicht, könnte mit “Merry Christmas” (2005) gut bedient sein. Der Film behandelt die “Christmas Truce” von 1914, wobei an der Front des Ersten Weltkriegs in Frankreich über die Weihnachtsfeiertage eine Waffenruhe ausgerufen wurde.
  • Eine weitere Idee für eine Exkurs-Stunde vor den Ferien wäre eine Erarbeitung dessen, wer eigentlich die historische Person hinter der Nikolausfigur war.

Sozialkunde/Politik

  • Hier könnte man abdecken, was eigentlich hinter gesetzlichen Feiertagen steht und was diese mit den Schulferien der Schüler:innen zu tun haben. Damit geht ihr auf die Institution Staat ein, und deckt gleichzeitig die Differenzen im Bildungssystem auf Landesebene ab. 
  • Eine weitere Idee wäre das Eingehen auf den Themenkomplex soziale Ungleichheit. Hier könntet ihr am Beispiel Weihnachten darauf eingehen, dass sich Traditionen, das Schenkverhalten u.s.w. trotz einer gemeinsamen Religion noch einmal je nach sozialem Milieu voneinander unterscheiden. 

Psychologie

  • Warum finden wir es so toll, zu schenken und beschenkt zu werden? Anlässlich der anstehenden Feiertage würde es gut passen, sich in einer der letzten Unterrichtsstunden beispielsweise damit zu befassen, wie die Mechanismen des Verlangens/Begehrens überhaupt funktionieren und warum sich Geschenke zu bekommen anfühlen kann wie Bedürfnisbefriedigung.
  • Behandelt ihr eventuell gerade das Thema Statistik(en), bietet es sich an, soziale Phänomene abzudecken, die an bestimmte Ereignisse gekoppelt sind. Für eine konkrete Stunde könnte man beispielsweise der Frage nachgehen, ob es um die Weihnachtszeit herum zu besonders vielen Scheidungen kommt. Das eröffnet eine interessante Diskussionsrunde über eventuelle Gründe dafür.

Englisch

Ein Klassiker für die Jüngsten (Quelle: Amazon)
  • Im Fach Englisch liegt es nahe, einen Blick darauf zu werfen, wie Weihnachten und Neujahr in englischsprachigen Ländern gefeiert wird. So deckt ihr weltweite Differenzen in Kultur, Tradition und Religion ab und setzt euch gleichzeitig mit aktuellen Themen auseinander, die eure Schüler:innen beschäftigen.
  • Als Alternative dazu dennoch ein altbewährter Filmvorschlag: Die Weihnachtsgeschichte (“A Christmas Carol”) von Charles Dickens, zu der es bisher zahlreiche Verfilmungen gibt. Für untere Klassenstufen empfehlen sich zum Beispiel die Disney-Version “Eine Weihnachtsgeschichte” (2009) oder “Micky’s Weihnachts-Erzählung” (1983).

Weitere Fremdsprachen

  • Ähnlich wie im Fach Englisch bietet es sich natürlich auch für weitere Fremdsprachen an, für das Stoffgebiet Landeskunde die Gewohnheiten rund um die Feiertage für die entsprechenden Länder durchzunehmen. Um die Stunde etwas aufzulockern, könntet ihr beispielsweise in Französisch Crêpes backen, falls ihr ein Gerät dafür besitzt.
  • Für höhere Klassenstufen könnte es auch interessant sein, den Zusammenhang der Kolonialgeschichte mit den heutigen Gepflogenheiten rund um Weihnachten und Neujahr zu beleuchten.

Musik

  • Abgesehen vom Anhören bekannter Weihnachtslieder könnte man sich in einer Musikstunde die Frage stellen, warum diese immer einen ganz bestimmten Klang haben, bzw. wie wir den Klang von Glöckchen, Rasseln und co. automatisch und ausschließlich mit etwas so spezifischen wie Weihnachten in Verbindung bringen. 

Kunst/Werken

Beschäftigung im Unterricht und hübsche Deko für zu Hause (Quelle: Canva)
  • Für die kreativen Fächer sollte es mit am einfachsten sein, die Feiertage mit in den Unterricht einzubeziehen. Ihr könnt die Schüler:innen beispielsweise selbst Christbaumkugeln basteln oder bemalen lassen. Auch das Ausschneiden von Schneeflocken aus gefaltetem Papier ist ein bewährter Klassiker, der auch Jahre später noch an die Schulzeit um Weihnachten herum erinnern wird.

Chemie

  • In den Naturwissenschaften wird es schon etwas schwieriger, einen Bezug zu den Feiertagen herzustellen. Eine Idee wäre es, eine Stunde zum Thema Duftstoffe oder Geschmäcker damit einzuleiten, ein kleines Duftpaket mit Zimt, Anis und Lebkuchen herumreichen zu lassen. Dabei könnte man auch die kurze Frage in den Raum werfen, womit die Schüler:innen diese spezifischen Düfte verbinden und wie es sein kann, dass die Antwort einstimmig “Weihnachten” sein wird.
  • Wer es etwas lockerer und vielleicht auch praktischer mag, könnte mit der Klasse zum Beispiel Waffeln oder Crêpes backen. Das ganze wird verbunden mit dem Erkunden von Aggregatzuständen: Der flüssige Teig wird im Waffeleisen zum festen Gebäck 😉

Physik

  • Weihnachtliche Anwendungsideen für Übungsaufgaben zu bereits behandelten Stoffgebieten in der Physik wären beispielsweise: Würde der Weihnachtsmann tatsächlich durch den Schornstein passen?, Wie viel Zeit hat er für jedes zu beschenkende Kind übrig? (Noch kniffliger, wenn man Zeitzonen mitbedenkt), Würde er die Fliegkraft des Schlittens aushalten können?, Wie viel Lumen geht in einer Großstadt/dem eigenen Ort/der Welt von der Weihnachtsbeleuchtung aus?

Biologie

  • Auch in Biologie sind Anwendungsbeispiele für Übungsaufgaben wohl immer noch besser, als den Stoff ohne Rücksicht auf die Feiertagslaune durchzunehmen. Man könnte beispielsweise überlegen, warum ausgerechnet die Tanne als der typische Weihnachtsbaum gilt und welche ihrer Beschaffenheiten sie dafür gut geeignet machen.
  • Für das Thema Ernährung und Verdauung könnt ihr die Klasse überlegen lassen, wie nährstoffreich eine Dose Plätzchen wohl ist oder wie viele man davon ca. essen könnte, bevor ein Völlegefühl eintritt.

Geographie

  • In Geographie bzw. Erdkunde könnte man in der Vorweihnachtsstunde der Frage nachgehen, wie wahrscheinlich eine weiße Weihnacht in diesem Jahr sein wird. Dabei können auch leicht historische Vergleiche mit Statistiken zu Schnee in den Vorjahren gezogen werden.
  • Beim Thema Klimazonen wäre es auch eine scherzhafte Untersuchung wert, was der Weihnachtsmann am Nordpol so für Lebensbedingungen hat.

Mathe

Die Nordmann-Tanne gilt als der Weihnachtsbaum schlechthin (Quelle: Canva)
  • Mathematische Fähigkeiten könnt ihr in der Vorweihnachtsstunde noch einmal mit erheiternden Anwendungsbeispielen einüben, bevor es in die Ferien geht. So könnt ihr die Schüler:innen beispielsweise den Flächeninhalt eines gezeichneten Weihnachtsbaums errechnen lassen, oder diese Aufgabe für die Oberstufe ins Dreidimensionale verlegen und das Volumen eines Schneemanns bestimmen.
  • Eine fächerübergreifende Idee wäre die Kombination des Vorschlags aus der Geographie, nämlich die Wahrscheinlichkeit weißer Weihnachten für dieses Jahr zu berechnen. 
  • Auch denkbar wäre es, die Geschenke unterm Weihnachtsbaum als Urnenmodell zu betrachten und sich zu überlegen, wie wahrscheinlich man sein eigenes Geschenk aussuchen wird, wenn keines mit Namen beschriftet ist.

Wirtschaft/Recht

  • An Weihnachten gibt es Geschenke, das ist wohl für die meisten eine Regel. Aber gehören die Geschenke auch rechtlich mir, wenn jemand anderes dafür bezahlt hat? Im Rahmen der Weihnachtsfeiertage könntet ihr eure Schüler:innen so an das Konzept des Schenkungsvertrags heranführen. 
  • Auch das Rückgaberecht könnte für heimlich unliebsame Geschenke interessant sein.

Mit dieser Fülle an Ideen seid ihr hoffentlich gut gerüstet für die letzte Schulwoche vor den großen Ferien. Wie nutzt ihr eure Vorweihnachtsstunde? Oder übernehmt ihr vielleicht eine unserer Ideen dafür? Lasst uns gerne einen Kommentar da!

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Berlin. Mehr als 40 Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen fordern vom Bundeskultusministerium einen Aufschub der Digitalisierung an Schulen, insbesondere für Schüler:innen von der Grundschule bis zur 6. Klasse. In dem Schreiben der Gesellschaft für Bildung und Wissen (GBW) wird sich für ein Umdenken im Einsatz neuer Technik im Unterricht eingesetzt. "Es geht nicht um ein Verbot der digitalen Technik, sondern um eine Rückbesinnung auf die Aufgabe des Unterrichts", sagt Ralf Lankau, Professor für Medientheorie und Erstunterzeichner im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Gründe für die Petition, die unter anderem von Pädagog:innen und  Ärzt:innen unterschrieben wurde, sind Befürchtungen hinsichtlich negativer gesundheitlicher Folgen und sinkender Lernleistungen. Außerdem betonen die Unterzeichnenden, dass es keine ausreichenden Belege für einen Mehrwert bei der Nutzung digitaler Medien im Unterricht gebe. Dabei stützen sie sich auf die Stellungnahmen verschiedener Akteure, einschließlich des Ethikrats. Dieser hat Bedenken zum Einsatz künstlicher Intelligenz bei jungen Schüler:innen geäußert. Die Unterzeichnenden beziehen sich auch auf den 2023 veröffentlichten UNESCO-Bericht. Darin wird kritisiert, dass bei der Einführung neuer Technologien oft wirtschaftliche Interessen vor dem pädagogischen Nutzen stünden.

Einige Expert:innen sehen Probleme in der Aufforderung, die Digitalisierung an Schulen aufzuschieben. So Ralf Capary, Bildungsexperte des SWR, der darin eine veraltete, medienkritische Botschaft sieht, die der ohnehin mangelnden Digitalisierung an deutschen Grundschulen nicht zugutekomme. Es wäre ein Aufschub, den sich die Gesellschaft nicht leisten könne, sagt Capary. Außerdem betont der Experte die Vorteile, die der Unterricht bringen kann. Richtig eingesetzt, könnten digitale Medien im Unterricht durchaus sinnvolle und vorteilhafte Auswirkungen haben, so der Experte. 

Auch in anderen Ländern wird intensiv über den Nutzen digitaler Medien im Unterricht diskutiert. Neben den Debatten über ein mögliches Smartphoneverbot an Schulen in England und der Umsetzung eines solchen Verbots in den Niederlanden überdenken weitere Staaten ihre Digitalisierungsmaßnahmen. Zuletzt hatte die schwedische Regierung nach Empfehlungen einiger Expert:innen den Einsatz von Tablets an Vor- und Grundschulen gestoppt, um wieder zu Schulbüchern zurückzukehren.

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Straßburg. Das Streikverbot für verbeamtete Lehrkräfte ist laut Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) rechtmäßig. Vier betroffene Lehrkräfte hatten dort Klage eingereicht, nachdem sie in Deutschland 2018 in letzter Instanz vor dem Bundesverfassungsgericht abgewiesen worden waren. Am Donnerstag hatte das Straßburger Gericht entschieden , dass das Streikverbot für Beamte in Deutschland mit der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) vereinbar ist.

Die Bildungsgewerkschaft GEW hatte die vier Beamten bei der Klage unterstützt. In einer Pressekonferenz am Abend erklärte die Gewerkschaftsvorsitzende Maike Finnern: “Natürlich akzeptieren wir das Urteil der Straßburger Richter:innen, obwohl wir uns eine andere Entscheidung gewünscht hätten und nach der bisherigen Rechtsprechung des EGMR auch erwartet hatten.” 

Die Kläger:innen hatten sich Zuspruch vom Gerichtshof erhofft, weil dieser 2009 in einem ähnlichen Fall über ein Streikverbot im öffentlichen Dienst in der Türkei bereits entsprechend geurteilt hatte. Damals wurde entschieden, dass Beamte streiken dürfen, wenn sie keine hoheitlichen Aufgaben bei den Streitkräften, der Polizei oder in der Staatsverwaltung wahrnehmen. In Bezug auf die Bundesrepublik fällt das Urteil der Straßburger Richter:innen anders aus: Das Recht auf Vereinigungsfreiheit würde nicht verletzt. Und das allgemeine Streikverbot für alle Beamten werfe zwar menschenrechtliche Fragen auf, allerdings gebe es für verbeamtete Lehrkräfte durch die Gewerkschaften noch genügend Möglichkeiten, sich an der Festlegung der Arbeitsbedingungen zu beteiligen.

“Damit ist der Rechtsweg ausgeschöpft”, stellte die GEW-Vorsitzende Finnern klar.  Dennoch sieht sie in der Urteilsbegründung auch eine Aufforderung an Bund und Länder enthalten, “sich mit den Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes an einen Tisch zu setzen und über eine demokratische Fortentwicklung zu einem zeitgemäßen Beamtenrecht in Deutschland zu sprechen.” Für die vier klagenden Lehrer:innen ist der jahrelange Versuch, ein Streikrecht für Beamte zu erwirken, beendet. Nachdem sie 2009 und 2010 für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt hatten, wurden gegen sie Disziplinarmaßnahmen verhängt. Infolgedessen klagten sie durch die Instanzen, bis das Bundesverfassungsgericht 2018 das Streikverbot für Beamte schließlich bestätigte. Das Beamtenverhältnis fuße auf einem wechselseitigen System von Rechten und Pflichten, es gelte besondere Treuepflicht gegenüber dem Staat, hieß es damals. Anschließend zogen die Kläger:innen vor den EGMR. 

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) begrüßt das Urteil. „Das ist ein Glück für den Bildungsstandort Deutschland – und eine krachende Niederlage für die GEW“ erklärte die Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing und impliziert damit auch Kritik am Vorgehen der Bildungsgewerkschaft. Der Philologenverband unterstreicht die Wichtigkeit des besonderen Beamtenverhältnisses und sieht darin laut Lin-Klitzing „die beste Voraussetzung für eine objektive und sachgerechte Amtsführung der hoheitlichen Aufgaben.“ Der Staat habe dadurch „die Möglichkeit, die Lehrkräfte in den Schulen verlässlich einzusetzen", so die DPhV-Vorsitzende weiter.

Der EGMR mit Sitz im französischen Straßburg gehört zum Europarat und ist von der EU unabhängig. Erstmals seit langer Zeit hat sich in einer Klage gegen Deutschland die Große Kammer am Gerichtshof damit befasst. Dies wurde als Zeichen gesehen, dass der Frage ein hoher Stellenwert beigemessen wurde. Das Urteil des EGMR kann zwar die Urteile von deutschen Gerichten nicht aufheben, allerdings hat Deutschland die Europäische Menschenrechtskonvention unterzeichnet, weshalb das Urteil bindend ist.

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Das Jahr 2023 nähert sich seinem Ende. Ein turbulentes Jahr, auch für die Bildung, bei der viele Hausaufgaben unerledigt bleiben. Grund genug für uns bei Lehrer News einen Blick auf das kommende Jahr zu werfen: Was wird 2024 in der Bildung wichtig? Welche Themen sind gesetzt, was muss sich bewegen? Wir lassen die Verbände und Akteure selbst zu Wort kommen. Den Anfang dieser Reihe macht der Präsident des deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll:

Schulische Bildung und Erziehung sind wichtige Voraussetzungen für ein selbstverantwortetes Leben mit kultureller Teilhabe. In Kitas und Schulen werden die Grundlagen für unsere freiheitliche demokratische Gesellschaft gelegt. Doch gerade im Bereich der Bildung blicken wir auf eine lange andauernde Mangelsituation – personell und materiell. Der Forschungs- und Innovationsstandort Deutschland wird damit ebenso gefährdet wie der soziale Zusammenhalt.

Die Ergebnisse der IQB-Leistungsstandards und der OECD-PISA-Vergleichsstudie zeigen die Baustellen auf allen Ebenen des Schulwesens auf:  

Sprachförderung: Wir brauchen verpflichtende Sprachstandstests in den Kindertagesstätten, ggfs. verbunden mit verpflichtenden Vorschuljahren sowie gezielter Sprachförderung im gesamten Bildungsverlauf für eine gelingende Bildungsbiographie. Bevor an den Grundschulen Englisch gelernt wird, müssen Kinder die deutsche Sprache beherrschen.

Schülerschaft: Sie wird immer noch heterogener. Das gilt für alle Schulformen, von der Grundschule über die weiterführenden Schulen bis zum beruflichen Schulwesen. Fehlende oder mangelnde Deutschkenntnisse, Leserechtschreibstörung, AD(H)S, Körperbehinderung, Autismus, Schulverweigerung, Respektlosigkeit begegnen einem in Klassen, die zudem vielfach zu groß sind. Förderschulen als besondere Inklusionsoption sind notwendig.  

Zumutung: Die jungen Menschen können mehr leisten als wir ihnen vielfach zutrauen oder abverlangen. Schon am zweiten Tag des Grundschulbesuchs alleine dorthin gehen, ist eine machbare Zumutung, die zugleich Alltagskompetenz schult. Wir Älteren müssen Vorbild sein. Weniger Anspruchsdenken, dafür Verzichtsfähigkeit und Frustrationstoleranz sowie Akzeptanz des allgemeinen Lebensschicksals.  

Lehrkräfte: Sie wollen diagnostizieren und individuell fördern. Dafür benötigen sie Entlastung durch flankierendes Personal in den Bereichen pädagogische Assistenz, Schulpsychologie, Jugend-/Sozialarbeit und (IT-)Administration. Technische Lösungen müssen den Datenschutz vereinfachen, Lizenzen für KI-Anwendungen die Unterrichts- und Prüfungsvorbereitung. Dann steht das Kerngeschäft wieder im Mittelpunkt: Unterricht, Projekte, Fahrten.

Lehrkräftegewinnung: In Zeiten hoher Bewerberzahlen wurde nur das Minimum an Lehrkräften eingestellt. Lehrernachwuchs lässt sich durch gesellschaftliche Wertschätzung gewinnen. Auch die Einstellung von qualifizierten Quer- und Seiteneinsteigenden ist sinnvoll. Sie müssen auf gemeinsamen hohen Qualitätsstandards der Länder fachliche Kenntnisse sowie die didaktischen und pädagogischen Werkzeuge haben, die es für wirksame Vermittlung und eine lange und gesunde Berufstätigkeit braucht.

Schulgebäude: Schulen müssen allseits attraktive Arbeitsorte sein. Laut KfW beläuft sich der Sanierungsstau auf 50 Milliarden Euro. Gebäude, die halbwegs in Schuss sind, bilden vielfach überholte pädagogische Bedürfnisse ab. Neben Flächen für ergänzende Lernformen braucht es nachhaltige und sparsame Lüftungs-, Heizungs- und Kühlsysteme, die ganzjährig die Konzentrationsfähigkeit fördern.  

Digitalausstattung: Kontinuierliche Erneuerung von Hard- und Software ebenso wie die Finanzierung von IT-Administratoren schaffen die notwendige digitale Infrastruktur. Eine durchschnittliche Schule hat den Geräte- und Softwarebedarf eines mittleren Unternehmens. Das ist nicht von Lehrkräften in einigen wenigen Anerkennungsstunden zu leisten. Der Bund muss den Digitalpakt Schule 2.0 liefern für die nahtlose Anschlussfinanzierung der IT-Ausstattung.  

Digitale Bildung: Die Welt ist zunehmend von digitalen Anwendungen und Vorstellungen geprägt. In den Schulen muss die (selbst)kritische Anwendung geschult und fächerübergreifende Medienbildung betrieben werden. Der Informatikunterricht lehrt die hinter den Apps und KI-Systemen stehenden Prinzipien und Algorithmen. Kinder haben aber auch ein Recht auf eine analoge Kindheit, ohne permanentes Wischen und zappeliges Warten auf irgendwelche Antworten. Digitale Geräte ermöglichen ein anderes Lernen, aber nicht per se ein schnelleres oder leichteres Lernen.

Gesellschaft: Oft werden Schulfächer oder fächerübergreifende Aufträge neu gefordert. Lehrkräfte vermitteln schon jetzt neben Fachinhalten auch Medienbildung, demokratische Grundwerte und Sozialverhalten. Sie stellen sich auch bereitwillig den vielen gesellschaftlichen Fragen, die ihre Klassen bewegen. Lehrkräfte diskutieren, informieren, klären auf. Häufig sind sie die ersten Ansprechpersonen bei persönlichen Problemen – in der Schule, in der Familie oder im Freundeskreis. Sie widmen sich Inklusion und Integration. Für zusätzliche Aufgaben wird flankierendes Personal benötigt. Ansonsten werden die Lehrkräfte im Spagat Fachunterricht und zusätzliche Aufgaben zerrieben, was viele in die Teilzeit flüchten lässt.  

Eltern: Schulen und Lehrkräfte können nicht alles auffangen. Für eine gelungene Bildungsbiographie ist eine Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Schule wichtig. Kinder und Jugendliche sollten Grundlagen des sozialen Verhaltens mitbringen, der Emotionsregulation, des Belohnungsaufschubs, eine ausreichende Aufmerksamkeitsspanne, bestimmte motorische Fähigkeiten. Hierauf können Lehrkräfte und Gesellschaft, auch Institutionen wie Sportvereine, Musikschulen, Jugendclubs, religiöse Gemeinschaften nach dem Prinzip „Fördern und Fordern“ aufbauen. - Eltern müssen hier in die Pflicht genommen werden. Zuwanderer müssen rasch Deutsch lernen. Allgemein gilt, gemeinsames Lesen und Rechnen sollten selbstverständlich sein ebenso wie das Erklären von alltäglichen Verrichtungen und Vorgängen, möglichst auf Deutsch. Informelles Lernen in der Familie und in familiengestützter Freizeit ist wichtig.

Berufung Lehrkraft: Es bereitet Freude, junge Menschen ihren Anlagen gemäß zu fördern, sie zu erziehen, sie zu bilden, ihnen Wissen, Werte und Haltung zu vermitteln auf ihrem Weg hin zu emanzipierten Erwachsenen, die ihren Platz in Familie, Beruf und Gesellschaft finden. Damit die Lehrkräfte dieser erfüllenden Berufung mit voller Kraft nachgehen können und nicht im Burn-Out landen, braucht es die Unterstützung und Wertschätzung der Gesellschaft und die Investitionen auf allen politischen Ebenen.

Sondervermögen: Für die nächsten zehn Jahre braucht es 200 Mrd. Euro zu gleichen Teilen von Bund und den Ländern. 50 Mrd. Sanierung, 10 Mrd. Digitalpakt 2.0, 130 Mrd. neues Lehr- und flankierendes Personal. Für Schulneubau verblieben dann noch 9 Mrd.

Zum Autor: Stefan Düll ist seit Juni 2023 Präsident des deutschen Lehrerverbands. Geboren wurde er 1964 in Mindelheim. Er hat die Fächer Deutsch, Englisch und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien an der LMU München, der George-Washington-University, Washington, D.C., und der Universität Augsburg studiert. Ehemals Stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung und der Fulbright-Kommission. Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes DPhV, Mitglied im Hauptvorstand des Bayerischen Philologenverbandes bpv, Mitglied im dbb-Bundeshauptvorstand, Mitglied im Hauptausschuss des Bayerischen Beamtenbundes BBB; Schulleiter und Seminarvorstand am Justus-von-Liebig-Gymnasium Neusäß, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft höherer Dienst AhD.

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Microsoft Word ist mittlerweile aus dem Lehralltag nicht mehr wegzudenken. Mit der Textverarbeitung können Unterrichtseinheiten geplant, Skripte verfasst und zahlreichen weiteren schreiberischen Tätigkeiten nachgegangen werden. Viele Lehrkräfte verbringen täglich mehrere Stunden in der Applikation, denn diese Aufgaben können oft richtige Zeitfresser sein. In diesem Artikel geben wir euch 5 Tipps mit, um eure Arbeit mit Word effizienter und schneller zu machen.  

1. Die nützlichsten Shortcuts auf einen Blick: Shortcuts alleine können einem die Arbeit mit Word schon erheblich erleichtern. Es ist nämlich nicht nur aus ergonomischer Sicht sinnvoll, die Computermaus so wenig wie möglich zu benutzen und damit Handgelenks- und Unterarmbeschwerden zu vermeiden, sondern ihr könnt mit Shortcuts auch Zeit sparen. Die paar Klicks, die durch die Nutzung eines Shortcuts wegfallen, scheinen erstmal relativ unbedeutend, doch diese zusätzlichen Sekunden können sich auf Dauer zu mehreren verschwendeten Minuten addieren. Auf der Lernplattform Studyflix findet ihr ein nützliches Video zu den wichtigsten Tastenkombinationen für Word.

Die Lernplattform Studyflix hat die nützlichsten Shortcuts für Windows und MacOS zusammengefasst. (Quelle: Studyflix)

Wenn euch diese Shortcuts aber nicht reichen, könnt ihr auch ganz einfach eigene Shortcuts für eure meistgenutzten Funktionen einrichten. Dazu geht ihr auf Datei > Mehr > Optionen > Menüband anpassen und wählt dort neben “Tastenkombinationen” unten links den Button “Anpassen” aus. Hier könnt ihr dann in den oberen zwei Kästen so gut wie jeden beliebigen Befehl auswählen und eine Tastenkombination dafür einstellen. Diese speichert ihr mit dem Button “Zuordnen”. 

2. Kopierte Inhalte mit Shortcuts einheitlich formatieren: Wer kennt es nicht: ihr erstellt euer Skript für die nächste Unterrichtsstunde, kopiert dazu Inhalte aus dem Netz oder anderen Dokumenten in ein Word Dokument und schon ist euer übersichtliches Layout komplett zerstört – einige Zeilen sind fett geschrieben, andere in einer kaum lesbaren Schriftart, und manche Absätze sehen jetzt durch scheinbar willkürlich gesetzte Umbrüche aus wie Gedichte. Doch das ist kein Grund zur Panik, denn mit dem Shortcut Strg+Umschalt+N (Cmd+Umschalt+N für MacOS) wendet ihr auf einen markierten Text die Formatvorlage “Standard” an und könnt so im Handumdrehen Schriftart und -größe innerhalb eines Dokuments vereinheitlichen. Die Standard-Formatierung legt ihr unter dem Pfeil rechts unten im “Schriftart” Menü fest, indem ihr die gewünschten Einstellungen auswählt und dann auf “Als Standard festlegen” klickt. 

Wenn ihr in einem markierten Textabschnitt Schriftschnitt und -farbe anpassen und jegliche Links entfernen wollt, nutzt ihr den Shortcut Strg+Leertaste (dieser Shortcut funktioniert nur an Windows-Geräten). Letztlich könnt ihr ungewollte Absätze, die oft beim Kopieren von Texten aus PDF-Dokumenten entstehen, mit der “Suchen und Ersetzen”-Funktion (bei Windows und MacOS auch über den Shortcut Strg+H abrufbar) beseitigen. Dazu gebt ihr unter dem Reiter “Ersetzen” im oberen Feld ^p ein und lasst das untere Feld leer. Dann klickt ihr “Alle ersetzen” und die Zeilenumbrüche im markierten Textabschnitt verschwinden. 

3. Funktionen, um den Überblick über lange Dokumente zu behalten: Vor allem beim Verfassen längerer Texte in Word wie Protokolle oder ausführliche Unterrichtsskripte verliert man leicht den Überblick. Doch auch hier könnt ihr euch das Leben mit ein paar Hacks ein wenig erleichtern, zum Beispiel mit der “Teilen” Funktion, die ihr im Menüband unter dem Reiter “Ansicht” findet. Diese ermöglicht es, gleichzeitig zwei Stellen im Dokument übereinander anzuzeigen und sogar zu bearbeiten. So könnt ihr im direkten Vergleich überprüfen, ob sich innerhalb des Dokuments Informationen doppeln oder widersprechen, Informationen aus einer Textstelle in eine andere übertragen oder einfach an zwei Stellen im Text arbeiten, ohne ständig hin und her scrollen zu müssen. 

Auch mit Umschalt+F5 könnt ihr leicht an mehreren Stellen zeitnah arbeiten. Durch diesen Shortcut könnt ihr mit eurem Cursor an die letzten vier Positionen zurückkehren, an denen Änderungen vorgenommen wurden, und spart euch so das lästige Suchen nach einer Textstelle, an der ihr doch gerade noch gearbeitet habt. Letztlich kann euch auch die Gliederungs-Ansicht unter dem Reiter “Ansicht” einen besseren Überblick über lange Dokumente geben. Diese blendet Bilder und Grafiken aus und strukturiert den Text eines Dokuments mit hierarchischen Überschriften in Stichpunkte. Auch die Umstrukturierung eines Textes wird in dieser Ansicht erleichtert, da die einzelnen Stichpunkte sehr einfach verschoben werden können. 

4. Autokorrektur für effizientes Tippen ausnutzen: Wenn ihr in eurem Lehralltag viel tippen müsst, empfiehlt es sich, die Autokorrektur von Word so zu programmieren, dass sie Abkürzungen automatisch für euch ausschreibt, damit ihr schneller und effizienter schreiben könnt. Die Autokorrektur-Einstellungen öffnet ihr unter Datei > Mehr > Optionen > Dokumentprüfung > AutoKorrektur-Optionen. Hier gebt ihr dann unter “Ersetzen” eine Abkürzung ein und unter “Durch” die ausgeschriebene Version. Hier könnt ihr so allgemein oder individuell vorgehen, wie ihr möchtet. So kann “zb” entweder zu “zum Beispiel” ausgeschrieben werden, oder eben auch zu “Zauberbuch” – ganz so, wie es für euch im Alltag am nützlichsten ist. 

5. Verknüpfte Präsentationen immer zur Hand haben: Standet ihr schon mal zu Unterrichtsbeginn vor eurer Klasse und konntet die Präsentation für die Stunde in eurem eigenen Dokumentenchaos einfach nicht finden? Mit diesem simplen Hack passiert euch das garantiert nie wieder! Über die Funktion “Objekt” unter dem Reiter “Einfügen” könnt ihr nämlich PowerPoint-Präsentationen in ein Word Dokument – in diesem Fall euer Unterrichtsskript – einbetten und könnt so zu jeder Zeit aus dem Skript auf die Präsentation zugreifen. Auch wenn ihr danach die Präsentation nochmal ändert, aktualisiert sich die eingebettete Version durch einen Rechtsklick und das Auswählen von “Verknüpfung aktualisieren”. Auch Excel-Tabellen und PDFs können auf diese Art eingebettet werden. 

Wir hoffen, wir konnten euch einige nützliche Tipps für die Arbeit mit MS Word mit an die Hand geben. Kennt ihr noch weitere Hacks, die wir vergessen haben? Schreibt sie uns gerne in die Kommentare!  

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Berlin. Die zu Anfang des Jahres von den Bundesministerien für Bildung und Finanzen gemeinsam auf den Weg gebrachte Initiative „finanzielle Bildung“ macht nun offenbar Fortschritte in der Umsetzung. Teil der Pläne ist unter anderem der Start der Webseite mitgeldundverstand.de, die kürzlich online gegangen ist und zur Bündelung, Vernetzung und Sichtbarmachung von verschiedenen Angeboten zur finanziellen Bildung dienen soll. Die Stärkung der finanziellen Bildung ist die Hauptaufgabe der Initiative. Erreicht werden soll dies neben der dafür geschaffenen Plattform auch durch die Ausarbeitung einer nationalen Finanzbildungsstrategie in Zusammenarbeit mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

In einer zweitägigen Konferenz wurden nun unter Beteiligung der Minister:innen Bettina Stark-Watzinger und Christian Lindner die konkreten Inhalte der OECD-Strategie festgelegt und weitere Impulse für das Voranschreiten der Initiative erarbeitet. 

Zusätzlich haben das BMBF und BMF in einem Bühnengespräch die ersten Meilensteine der Initiative präsentiert. Dazu gehört die Förderrichtlinie von Projekten der finanziellen Bildung. Mit ihrer Hilfe soll die Forschungs- und Datengrundlage in Deutschland verbessert und Erkenntnisse gewonnen werden, um die finanzielle Kompetenz in allen Bildungsbereichen und in jedem Lebensalter in Deutschland zu stärken. Die Forschungsprojekte in diesem Bereich sollen im kommenden Jahr beginnen.

Ein weiterer Meilenstein ist die eingangs erwähnte Finanzbildungsplattform “Mit Geld und Verstand”. Diese Plattform soll dazu dienen, die verschiedenen öffentlichen Angebote im Bereich der finanziellen Bildung, wie von der Deutschen Bundesbank, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, der Rentenversicherung sowie zahlreicher Bundes- und Landesministerien zu bündeln und sie anschließend für unterschiedliche Zielgruppen aufzubereiten und sichtbar zu machen. 

Mittels dieser Maßnahmen zur finanziellen Bildung wollen die beiden Ministerien mehr Chancen zur Teilhabe sowie für mehr Wachstum und Wohlstand schaffen. Kritik zum Projekt kommt unter anderem von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. „Wir brauchen eine kritische Verbraucherbildung, statt ein bloßes ‚Fit-Machen‘ künftiger Konsument:innen auf den Finanzmärkten.“ äußerte sich GEW-Vorsitzende Maike Finnern zu der Initiative. Dem Konzept liege nur ein reduziertes Bildungsverständnis zugrunde.

In weiteren interaktiven Themenforen der Konferenz griffen die Teilnehmenden noch sieben weitere Themen auf. Darunter die Finanzbildung im Internet, Verbraucherschutz und finanzielle (Grund-)Bildung, Finanzbildung und lebenslanges Lernen, Finanzkompetenz und Gender Gaps, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Sustainable Finance, Erfahrungen bei der Entwicklung einer nationalen Finanzbildungsstrategie sowie Finanzbildung für Jugendliche. Diese Themenbereiche wurden diskutiert und verschiedene Strategien ausgearbeitet.

Die Konferenz Anfang Dezember hat zunächst mal eine erste Richtung zur Entwicklung der Initiative “finanzielle Bildung” vorgegeben. Wie es mit der Umsetzung und weiteren Fortschritten schlussendlich vorangeht, wird sich erst im kommenden Jahr zeigen.

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Ihr seid auf der Suche nach Abwechslung im Unterricht und eure Schüler:innen haben Freude an technischen Herausforderungen? Dann empfehlen wir euch die Arbeit mit einem Greenscreen auszuprobieren. Eure Schüler:innen erlernen dabei technische Kompetenzen und haben einen Raum, kreativ zum aktuellen Thema zu arbeiten. Das Beste daran: Ein Greenscreen-Video zu erstellen ist gar nicht so schwer. Wir geben euch einen Überblick, was ihr dafür braucht und wie ihr den Greenscreen in euren Unterricht einbauen könnt.

Vor über 80 Jahren wurde der sogenannte Chroma-Key-Effekt erstmals im Film eingesetzt. Heute ist die Technik in Film, Fernsehen und Social Media nicht mehr wegzudenken. Das Grundprinzip ist simpel. Eine Person oder ein Objekt wird vor einer grünen Fläche gefilmt. Mit Hilfe einer passenden Software kann man mit wenigen Klicks alle grünen Bereiche aus der Aufnahme entfernen. Was übrig bleibt, ist die gefilmte Person oder das Objekt, das man vor einem beliebigen anderen Hintergrund einfügen kann. Früher war der Hintergrund in der Regel blau, heute ist er grün. Diese Farbe ist deshalb besonders geeignet, weil sie in der Regel nicht am Menschen vorkommt und deshalb einfach vom Programm aus dem Bild entfernt werden kann. Die Software macht das ganz automatisch, weshalb es auch nicht viel Know-how braucht, um im Unterricht mit Greenscreen zu arbeiten.

Mit dem Effekt können sich Schüler:innen mit wenigen Klicks in eine ganz andere Umgebung zaubern. Das Prinzip lädt zum spielerischen Umgang ein. Hat man noch etwas grünen Stoff, ist es auch möglich, einzelne Körperteile verschwinden zu lassen, indem man diese damit bedeckt. Der Kreativität sind beim Ausprobieren kaum Grenzen gesetzt. Die Schüler:innen können schauspielerisch mit dem virtuellen Hintergrund interagieren oder die Positionierung der freigestellten Aufnahme im Bild kann lustige Situationen ermöglichen. Auch mehrere Personen oder andere Objekte, getrennt vor Greenscreen gefilmt, können später in einem Video zusammengefügt werden. Außerdem kann eine Person, die in verschiedene Rollen schlüpft, in einem Film mit sich selbst spielen und interagieren.

Was für ein Greenscreen Video benötigt wird

Wenn ihr diese Technik also mit eurer Klasse ausprobieren wollt, dann braucht ihr Folgendes zum erstellen eines Greenscreen Videos:

  • Ein grüner Hintergrund, der sogenannte Greenscreen. Am besten eignet sich ein Tuch aus nicht reflektierendem Stoff. Es kann aber auch mit Pappe klappen. Einen Greenscreen für Ganzkörperaufnahmen gibt es schon ab ca. 30€ zu kaufen. Vielleicht findet sich ein solcher schon im Fundus eurer Schule, beispielsweise von der Film-AG. Unser Schul-Tipp: Das Tuch um eine Stange wickeln und an Kartenständern befestigen. Je weniger der Hintergrund reflektiert, desto besser. Achtet darauf, dass er wenige Falten oder Knicke hat, also keine Schatten wirft, denn dann ist der Hintergrund auf der Aufnahme gleichmäßig und wird vom Programm einfacher erkannt.
  • Die Kamera. Je höher die Auflösung der Kamera, desto besser das Ergebnis. Es reicht im Prinzip ein Smartphone oder ein Tablet. Da die Szene an einem festen Ort aufgenommen wird, empfehlen wir für eine gute Aufnahme, dabei ein Stativ zu verwenden.
  • Eine Greenscreen Software. Besonders geeignet für die pädagogische Verwendung ist die App “Green Screen By Do Ink” für iOS, sie kostet 3,49 Euro. Diese ist sehr simpel und speziell für die Nutzung im Unterricht durch oder mit Kindern gestaltet. Wie diese sich für die Verwendung im Unterricht eignet, zeigt ein Tutorial der “filmothek der jugend NRW”. Auf iOS und macOS bietet auch iMovie die Greenscreen-Funktion (Tutorial) gratis. Für Windows stellt das kostenlose Programm “VSDC” den entsprechenden Effekt (Tutorial auf Englisch).
  • Für ein gutes Ergebnis hilft es, zwei Lichtquellen mit Streulicht aufzustellen. Das sind zwei Lampen, bei denen nicht ein Punkt, sondern eine große Fläche leuchtet. Damit könnt ihr Schatten auf dem Greenscreen vermeiden, was dem Programm das Freistellen ebenfalls leichter macht. Ist das technisch für euch an der Schule nicht möglich, achtet zumindest darauf, dass ihr in einem hellen Raum, unter gutem Licht von allen Seiten filmt.
"Green Screen by Dot Ink" ist eine App speziell für den pädagogischen Einsatz mit Schüler:innen. (Quelle: doink.com)

Überprüft bei euch an der Schule, was an Equipment bereits vorhanden ist. Sprecht mit euren Kolleg:innen über die Idee, denn wenn mehrere Lehrkräfte damit arbeiten, lohnt sich die Anschaffung der Software und des Greenscreens für eure Schule mit Sicherheit. Aber auch ohne großen Greenscreen könnt ihr im kleineren Format mit der Technik arbeiten. Für viele Aufnahmen reicht ein Ausschnitt, bei dem nur der Oberkörper im Bild ist. Mit einem grünen Plakat als Hintergrund können die Schüler:innen auch in Verbindung mit gebastelten Figuren, Hand- oder Fingerpuppen bereits kreativ werden. Vor allem jüngere Kinder werden auch damit schon ihre Freude haben.

So gestaltet ihr den Unterricht mit Greenscreen

Habt ihr euch für den Unterricht mit Greenscreen entschieden, startet am besten mit einem kleinen Einstieg zum Prinzip hinter dem Chroma-Key-Effekt. Sammelt gemeinsam mit der Klasse Beispiele, wo die Technik verwendet wird. Die Schüler:innen kennen den Effekt bestimmt aus verschiedenen Medien wie der Tagesschau, Fantasy- und Science-Fiction-Filmen oder TikTok. Ihr könnt auch Ideen zusammentragen, welche Situationen ihr mit Hilfe von Greenscreen erzeugen könnt.

Anschließend gebt ihr den Kindern eine Aufgabenstellung passend zum Unterrichtsthema. Wie haben hier einige Ideen für euch:

  • Im Geschichtsunterricht: Eine historische Szene nachspielen oder präsentieren, indem die Schüler:innen an den Ort des Geschehens reisen. Im Rahmen einer Nachrichtensendung könnten sie Liveschalten zu historischen Ereignissen in der Vergangenheit simulieren.
  • Für den Geographieunterricht: Expertenschalten an verschiedene Orte auf der Welt. Themenschwerpunkte können das Wetter, Natursysteme, Vegetation oder Länderkunde sein.
  • Fremdsprachen: Eine Schalte zu Landeskorrespondent:innen; Berichterstattung von landesspezifischen Kulturveranstaltungen, Traditionen oder Sehenswürdigkeiten. Schüler:innen können in die Rolle von Einheimischen schlüpfen.
  • Mathe: Szenisch nachspielen, wo mathematische Aufgaben im realen Leben vorkommen und zeigen, wie die Mathematik dort praktisch Anwendung findet.
  • Interviews führen: Zu einem Thema werden Fragen überlegt und aufgenommen. Aus recherchierten Videos werden die Interviewpartner mit passenden Antworten rausgesucht. 
  • Führungen durch Städte, Zeiten, Szenerien, Natur etc.
  • Reportagen zu einem Fachthema (z.B.: Klimawandel, Finanzwelt/Wirtschaft, berühmte Mathematiker:innen), in der jede Gruppe eine Expertise einbringt.
  • Fiktionale Ereignisse unter dem Motto “was wäre wenn?” spielen. Historische Ereignisse mit anderem Ausgang, naturwissenschaftliche Effekte und wie die Welt ohne sie aussähe, gesellschaftliche/politische Verhältnisse und wie die Gesellschaft alternativ aussehen könnte
  • Klassische Präsentationen im normalen Unterrichtskontext erhalten ein spannendes Element, weil die Präsentierenden mit dem entsprechenden Bild im Hintergrund interagieren können.
  • Erklärvideos/Tutorials erstellen: Mitschüler:innen etwas erklären, bspw. digitale Tools oder Ähnliches.

Teilt die Klasse in Gruppen ein und lasst sie mit der Recherche starten. Diese können dann eine kleine Projektplanung durchführen: Ein Drehbuch oder ein Skript für die Szene schreiben, die Kulisse, also die Hintergründe raussuchen und sich Kostüme (diese sollten nicht grün sein) überlegen. Das Material für die Hintergründe können die Kinder je nach Aufgabenstellung auch selbst aufnehmen. Für die eigentliche Aufnahme ist es gut, wenn die Gruppen sich mit der Technik vertraut machen können. Sicher gibt es in den meisten Klassen zahlreiche Kinder, die ganz ohne Aufgabenstellung jede Menge Freude dabei haben, die Technik einfach mal auszuprobieren und drauf loszufilmen. Plant dafür also etwas Zeit ein oder schiebt dieses Element ein, bevor die Gruppen in die Recherche und Planung gehen. Nach der Vorbereitung und dem Proben der Szenen können die Gruppen nacheinander ihre Aufnahmen machen.

Schüler:innen können mit dem Greenscreen kreativ werden. (Quelle: commons.wikimedia.org)

Dann geht es in die sogenannte Postproduktion, also die Bearbeitung des Videomaterials in der App oder im Programm. Ihr könnt gemeinsam mit der Klasse ein Tutorial anschauen und anschließend am Beamer die Funktion einmal gemeinsam durchsprechen. Danach können die Kinder einfach loslegen und ihr Material zu einem Video zusammenfügen. Sind alle Clips fertig, könnt ihr gemeinsam eine Filmvorschau machen. Je nach Thema könnte das dann eure eigene Sendung sein, für die die Schüler:innen auch noch ein passendes Intro und Outro erstellen, welches alle Videos miteinander verbindet. Die Ergebnisse der Gruppen sind bestimmt sehr vielfältig und bieten vielleicht auch hier und da Gelegenheit über die Einfälle der einzelnen Gruppen zu stauen und zu lachen.

Damit bietet die Arbeit mit Film und Greenscreen eine interessante methodische Abwechslung. Es ist eine spielerische Präsentationsmethode, die Lerneffekte im Umgang mit der Technik und eine künstlerisch kreative Themenarbeit miteinander verbindet. Sie lädt die Schüler:innen dazu ein, ihre eigenen Ansätze, Interessen und Ideen zu entwickeln, um das vorgegebene Thema zu bearbeiten. Einerseits wird die Medienkompetenz gestärkt und andererseits kann die Klasse durch das interaktive, vielseitige Arbeiten mit dem Unterrichtsthema dieses gut verinnerlichen.

Habt ihr noch Vorschläge für die Verwendung von Greenscreen im Unterricht? Dann teilt eure Ideen gerne in den Kommentaren.

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Depressionen sind eine allgegenwärtige Realität, die oft im Verborgenen bleibt. Millionen von Menschen weltweit kämpfen mit dieser ernsten psychischen Erkrankung. Die Idee, dass ein Instagram-Channel als Unterstützung gegen Depressionen dienen kann, mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, aber bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass gerade diese Plattform es schafft, Informationen und Hilfestellungen kompakt und ansprechend zu präsentieren.

Obwohl soziale Medien nicht unbedingt dafür bekannt sind, einen positiven Einfluss auf unsere Psyche zu haben, sind sie dennoch Plattformen auf denen Gemeinschaften entstehen und sich entwickeln können. Insbesondere inmitten der visuellen Ästhetik von Instagram finden sich einige Kanäle, die eine unterstützende und einfühlsame Gemeinschaft für diejenigen schaffen, die mit Depressionen kämpfen. Diese Accounts bieten nicht nur einen Raum für den Austausch von Erfahrungen, sondern auch für Empathie, Verständnis und gegenseitige Unterstützung. Die Plattform ermöglicht es den Betroffenen, sich auszudrücken, ohne das Stigma, das oft mit mentalen Gesundheitsproblemen einhergeht, zu fürchten.

In diesem Artikel stellen wir euch vier Instagram-Channel vor, die sich genau das vorgenommen haben: informieren, entstigmatisieren, verbinden und Betroffenen helfen.

Wenn euch das Thema beschäftigt, guckt doch auch mal in unserer Themenwoche zu Stress und Depressionen vorbei, in der wir euch viele Tipps an die Hand gegeben haben: von Büchern über Podcasts bis hin zu allgemeinen Hilfestellungen. 

@erklaerungsnot

(Quelle: @erklaerungsnot)

Der Name „Erklärungsnot“ sagt bereits viel über das  zentrale Anliegen des Accounts aus: Die Schwierigkeiten, die Menschen mit psychischen Erkrankungen haben, wenn es darum geht, ihre Gefühle und Erfahrungen zu erklären —  also ihre Erklärungsnot — sollen hier verstanden und reduziert werden.

Dinah, Psychologin und selbst mit psychischen Herausforderungen konfrontiert, betreibt den Account seit 2019 und teilt ihr Wissen mit ihrer Community. Auf @erklaerungsnot werden euch nicht nur Fakten geliefert, sondern auch persönliche Einblicke von Dinah, die ihre eigenen Erfahrungen mit mentaler Gesundheit teilt. Ein Hauptziel von @erklaerungsnot ist es, das Stigma, das an psychischer Gesundheit haftet, zu bekämpfen. Dinah setzt sich leidenschaftlich dafür ein, indem sie über verschiedene Krankheitsbilder und Störungen aufklärt. Dabei werden nicht nur die Mythen rund um Psychotherapie entlarvt, sondern auch der Zusammenhang zwischen Alkoholabhängigkeit und psychischen Erkrankungen sowie Themen wie Traumafolgestörungen behandelt.

Die Community spielt eine entscheidende Rolle bei @erklaerungsnot. Regelmäßig werden Community-Beiträge eingebunden, um eine breite Perspektive und einen unterstützenden Raum für den Austausch von persönlichen Erfahrungen zu schaffen. Diese gemeinschaftsorientierte Herangehensweise trägt dazu bei, das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu schärfen und eine inklusive Umgebung zu fördern.

Insgesamt bietet @erklaerungsnot eine integrative Plattform, die nicht nur Informationen vermittelt, sondern auch das Ziel verfolgt, das Verständnis für psychische Gesundheit zu vertiefen und Betroffenen eine unterstützende Gemeinschaft zu bieten. Die Perspektive von Dinah als Psychologin und Betroffene verleiht dem Account eine besondere Authentizität und ermutigt Menschen dazu, offen über ihre eigenen Herausforderungen zu sprechen.

@stark_gegen_depression

(Quelle: @stark_gegen_depression)

Der Instagram-Account @stark_gegen_depression ist eine Initiative der Stiftung Deutsche Depressionshilfe e.V., in Zusammenarbeit mit FIDEO (Fighting Depression Online), einem online Informationsangebot für Jugendliche und junge Erwachsene, die mit psychischen Erkrankungen leben. FIDEO ist ein Portal, auf dem Betroffene nicht nur umfassende Informationen zu Depressionen erhalten, sondern auch die Möglichkeit haben, sich über dieses oft tabuisierte Thema mit Gleichgesinnten auszutauschen.

An dieser Stelle setzt auch das Instagram-Profil des Projekts an. Der zentrale Fokus von @stark_gegen_depression liegt auf der Sensibilisierung für die Erkrankung Depression sowie dem Abbau von Stigmata. 

Dazu nutzt die Seite einfach gestaltete und kompakte Beiträge, die Informationen und Hilfsangebote bereitstellen. Die inhaltliche Vielfalt des Profils ist dabei beachtlich und umfasst Definitionen, Erkennungsmerkmale von Depressionen, Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote. Ein herausstechendes Merkmal von @stark_gegen_depression ist die aktive Förderung des Austauschs zwischen Betroffenen. Das Instagram-Profil schafft eine virtuelle Gemeinschaft, in der junge Menschen die Möglichkeit haben, sich über ihre Erfahrungen mit Depression auszutauschen. Diese Gemeinschaftsorientierung trägt dazu bei, das Gefühl der Isolation zu durchbrechen und betont, dass niemand allein ist.

@freundefuersleben_eV

(Quelle: @freundefuersleben_eV)

Der Instagram-Account des Vereins „Freunde fürs Leben e.V.“ ist eine Informationsquelle, die sich intensiv mit den Themen Suizid und Depressionen auseinandersetzt. Das zentrale Anliegen des Accounts ist es, nicht nur Betroffene, sondern auch Menschen aus deren Umfeld zu informieren, um Hilferufe zu erkennen und geeignete Ansprechpartner zu vermitteln.

Zum Beispiel teilen Betroffene, darunter auch bekannte Persönlichkeiten wie Podcaster Lars Tönsfeuerborn oder Sängerin Mia Morgan, ihre persönlichen Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen. Dabei wird nicht nur sensibilisiert, sondern auch über die Unterschiede zwischen verschiedenen Therapieformen und Krankheitsbildern aufgeklärt.

Die Inhalte des Accounts variieren zwischen informativen Videos, Slides mit fundierten Informationen und Hinweisen auf den hauseigenen Podcast. Hierbei steht der Gedanke im Vordergrund, Interessierten tiefergehende Informationen zu bieten. 

Mit kreativen Projekten und gezielten Kampagnen strebt @freundefuersleben_eV danach, mehr Aufmerksamkeit und Akzeptanz für die Tabuthemen Depression und Suizid in der Gesellschaft zu erzeugen. Die Mission des Accounts geht nach eigenerAussage über die reine Aufklärung hinaus, er strebt eine Gesellschaft an, in der offen über psychische Erkrankungen gesprochen wird, Betroffene schnell Hilfe finden können und junge Menschen über gesundheitsfördernde Faktoren informiert sind. 

@depridisco

(Quelle: @depridisco)

Der Account @depridisco wird von Eva, einer erfahrenen Illustratorin, betrieben und stellt eine einzigartige Perspektive auf den Umgang mit Depressionen dar. Durch ihre kreative Expertise setzt @depridisco auf Handlettering, Texte und Illustrationen, um die Komplexität der Erkrankung verständlich zu machen. Der Fokus liegt dabei auf Posts, die nicht nur informativ, sondern auch visuell ansprechend gestaltet sind. In ihren Beiträgen verwendet Eva kurze Sprüche und Aussagen, die teils humorvoll, die Gedanken einer depressiven Person aufgreifen. Dadurch ist ihr eine leichtere Annäherung an das Thema möglich. Durch vielseitige Texte, die sowohl informative als auch emotionale Aspekte abdecken, schafft sie eine breite Palette an Inhalten, die verschiedene Facetten der Depression beleuchten.

@depridisco betont stets die Wichtigkeit, nachsichtig mit sich selbst zu sein und sich nicht zu überfordern. Das Ziel ist, ein Gefühl des Verstandenseins zu vermitteln und die Community zu kleinen Fortschritten zu motivieren.

Insgesamt bietet @depridisco eine inspirierende und ästhetisch ansprechende Plattform, die nicht nur informiert, sondern auch dazu ermutigt, mitfühlend mit sich selbst umzugehen. Evas einzigartige Herangehensweise an die Thematik macht ihren Account zu einer wertvollen Ressource für diejenigen, die von Depressionen betroffen sind oder das Verständnis dafür vertiefen möchten.

In den sozialen Medien gibt es eine vielfältige Community, die sich intensiv mit Themen wie Depressionen und psychischen Erkrankungen auseinandersetzt. Wir hoffen, dass wir euch mit unserer Auswahl einige hilfreiche, informative und unterhaltende Accounts mitgeben konnten. Haben wir einen Account vergessen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

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Berlin, 12.12.2023 – Zum am Wochenende in Potsdam erreichten Tarifabschluss im öffentlichen Dienst der Länder sagt die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV), Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing: „Wir haben jetzt ein durchaus gutes Ergebnis. Es ist dringend notwendig, dass das Engagement der Lehrkräfte in Zeiten von Mehrbelastung und gestiegener Inflation auch finanziell wertgeschätzt wird. Wir appellieren jetzt an die Bundesländer, die Vereinbarungen auch auf die Landesbeamten und Landesbeamtinnen sowie Pensionäre und Pensionärinnen zu übertragen – und zwar überall und umgehend! Hier gibt es regional immer noch Unterschiede. So können weitere Arbeitskampfmaßnahmen und Unruhe bei den Lehrkräften verhindert werden. Die Entgeltordnung für Lehrkräfte muss überdies ausgebaut werden, um die Professionalität unserer Lehrtätigkeit auch künftig zu sichern.“

Die für Gymnasiallehrkräfte relevanten Inhalte der Einigung sind:

  • Ein steuer- und sozialabgabenfreier Inflationsausgleich in Höhe von 3.000 Euro (stufenweise Auszahlung ab Dezember 2023).
  • Ab dem 1. November 2024 Erhöhung der Tabellenentgelte um 200 Euro (Sockelbetrag) und ab dem 1. Februar 2025 um 5,5 Prozent (Anpassung des Erhöhungsbetrags auf 340 Euro, wo dieser Wert nicht erreicht wird).
  • Ausbildungs- und Praktikantenentgelte werden zu den gleichen Zeitpunkten um insgesamt 150 Euro erhöht.
  • Vertragslaufzeit: 25 Monate.

Lin-Klitzing: „Vor dem Hintergrund des Lehrkräftemangels sind die nun erreichten Entgelte ein notwendiges Signal für die Rahmenbedingungen im Bildungsbereich, die zu verbessern sind. In den vergangenen Wochen haben die Mitglieder der Verbände und Gewerkschaften in unserem Dachverband dbb unsere Erwartungen auf zahlreichen Mahnwachen und Demonstrationen deutlich gemacht.“

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder sind Lehrkräfte an Gymnasien und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehr­beauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrkräftebildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im „dbb beamtenbund und tarifunion“ und im Deutschen Lehrerverband (DL).

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Als Albert Einstein sagte: “Man muss sich die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher”, hat er bestimmt nicht an die überlasteten Lehrkräfte des 21. Jahrhunderts gedacht, die trotz des Lehrkräftemangels und der schleppenden Digitalisierung versuchen, Kinder und Jugendliche bestmöglich auf ihre Zukunft vorzubereiten. Dennoch passt das Zitat gut, denn als Lehrer:in ist man ständig auf der Suche nach Hilfestellungen, die den Arbeitsalltag erleichtern – allerdings ohne die Arbeitsqualität negativ zu beeinflussen. Zeitmanagement und ein adäquater Arbeitsplatz sind dabei das A und O. Da Lehrkräfte für Unterrichtsvorbereitungen, Organisatorisches und Co. täglich viel Zeit am Rechner verbringen, zeigen wir euch in diesem Artikel, wie ihr euch mit einem Dual-Monitor Setup die Arbeit im Homeoffice erleichtern könnt. 

Weniger ist nicht immer mehr: Wieso zwei Bildschirme besser sind als einer 

Die einfachsten Argumente für die Arbeit mit mehreren Monitoren kommen aus der Wissenschaft. Das Fraunhoferinstitut für Arbeitswirtschaft und Organisation fand bereits 2009 in einer Labor-Studie heraus, dass bei der Arbeit mit mehreren Monitoren die Produktivität um bis zu 35 Prozent gegenüber der Arbeit mit einem Monitor gesteigert wird. Diese Ergebnisse wurden 2017 von einer Studie aus den USA bestätigt, die bei der Arbeit mit mehreren Bildschirmen eine Produktivitätssteigerung von bis zu 42 Prozent feststellte. Dieser Erfolg liegt darin, dass wir bei der Arbeit am PC meist nicht nur ein Dokument, ein Programm oder eine Webseite gleichzeitig benötigen. Das ständige Suchen und hin und her Klicken an einem einfachen Monitor kostet nicht nur Zeit und Konzentration, sondern führt auch zu Frust. 

Diese Probleme kommen bei der Arbeit mit mehreren Monitoren gar nicht erst auf, da man seinen Arbeitsplatz maximal übersichtlich gestalten kann, sodass alle relevanten Fenster stets sichtbar und sofort zur Hand sind. Mit mehreren Monitoren behält man auch einen besseren Überblick über alle geöffneten Fenster, da man sie nicht doppelt und dreifach übereinander stapeln muss, sondern geordnet nebeneinander platzieren kann. Natürlich können auch an einem einzelnen Bildschirm mehrere Fenster gleichzeitig geöffnet werden, allerdings liegt der Vorteil von einem Multi-Monitor Setup in der erweiterten Bildschirmfläche, sodass Schrift und Bilder größer dargestellt werden. Dadurch wird die Arbeit leichter und effizienter. 

Technik und Ergonomie: Tipps für die Nutzung eines Dual-Monitor Setups 

Es gibt einiges, was ihr bezüglich technischer Ausstattung und Ergonomie beim Einrichten von mehreren Monitoren beachten solltet. Diese Tipps richten sich vor allem an Nutzer:innen von zwei Bildschirmen, doch viele können auch auf die Nutzung von drei Bildschirmen übertragen werden.  

  • Ergonomie sollte bei einem Dual-Monitor Setup definitiv berücksichtigt werden, denn die erhöhte Produktivität wird durch Rückenschmerzen und überlastete Augen leicht zunichte gemacht. Die Bildschirme sollten möglichst gleich groß sein, um einen geraden Blickwinkel zu ermöglichen. So müsst ihr euren Kopf und Nacken nicht bewegen, wenn ihr hin und her schaut, und vermeidet Nacken- und Augenbeschwerden. Sind eure Monitore unterschiedlich groß, beispielsweise bei der Nutzung eines Laptops und eines externen Bildschirms, achtet darauf, dass zumindest die Mitte der Bildschirme auf gleicher Höhe liegt. Wenn die Monitore nicht höhenverstellbar sind, könnt ihr die Höhe durch Laptopständer und Monitorarme anpassen. 
  • Platziert die Bildschirme so nah aneinander wie möglich, am besten Rand an Rand. Das erlaubt einen möglichst fließenden Übergang von Fenstern und Maus zwischen den Monitoren. Dazu sollten sich die Bildschirme auch in Qualität, Auflösung, Helligkeit und Farbgebung so wenig wie möglich unterscheiden. Wenn möglich, nutzt ihr deshalb zwei identische Monitore. Ansonsten könnt ihr die Einstellungen der Monitore aneinander anpassen. 
  • Die Ränder der Monitore sollten möglichst dünn sein, um einen dicken Streifen in der Mitte eurer Arbeitsfläche zu vermeiden. Unterschiedlich-dicke oder -farbige Ränder können beim Blick von einem zum anderen Bildschirm ebenfalls ablenken. 
  • Letztlich solltet ihr auf den horizontalen Betrachtungswinkel achten. Am besten ist es, die Bildschirme in einem 15 Grad Winkel zueinander aufzustellen. Im Idealfall könnt ihr so alles sehen, was auf den zwei Bildschirmen angezeigt wird, ohne euren Kopf drehen zu müssen.

Bevor ihr euch zwei Bildschirme einrichtet, evaluiert euren Arbeitsstil und überlegt euch, ob ihr lieber mit einen Hauptbildschirm arbeitet, den ihr intensiver nutzt, und einem Nebenmonitor, an dem ihr sekundäre Aufgaben wie Recherchen ausübt, oder ob ihr eine gleichmäßige Nutzung beider Bildschirme bevorzugt. Entscheidet ihr euch für letztere Variante, sollten die Innenkanten der beiden Monitore genau mittig vor euch liegen. Wenn ihr aber mit den beiden Bildschirmen unterschiedlich viel arbeiten wollt, richtet ihr den Hauptbildschirm – das ist der, an dem ihr schreibt oder Dokumente ausfüllt – genau mittig vor euch aus. Positioniert auch eure Maus so, als hättet ihr nur einen einzelnen Bildschirm. Der Nebenmonitor wird dann wieder in einem etwa 15 Grad Winkel daneben aufgestellt. 

Um herauszufinden, auf welcher Seite der Nebenmonitor platziert werden sollte, identifiziert ihr euer dominantes Auge. Dazu stellt ihr eure Zeigefinger und Daumen in eine Rautenform und wählt ein Objekt aus, das etwa 6 Meter von euch entfernt ist. Dann haltet ihr eure Hände so vor euer Gesicht, dass das ausgewählte Objekt genau mittig in der Raute zu sehen ist. Schließt nacheinander jeweils das rechte und dann das linke Auge. Das offene Auge, bei dem das Objekt mittig in der Raute bleibt, ist euer dominantes Auge. Auf dieser Seite solltet ihr euren Nebenmonitor platzieren. 

So kann ein Dual-Monitor Setup im Lehralltag helfen

  • Unterrichtsvorbereitung: Die Arbeit mit zwei Monitoren ermöglicht das Übertragen von Informationen aus dem Netz oder anderen digitalen Quellen – durch Kopieren, Abschreiben oder sogar Rüberziehen – in ein Dokument, das ihr dabei stets geöffnet halten könnt. Auch das gleichzeitige Zusammentragen von Informationen aus mehreren Quellen wird erleichtert. So könnt ihr einfacher Präsentationen und Skripte für euren Unterricht erstellen. Auch Videos und andere Medien könnt ihr leicht in eure Unterrichtsplanung einbauen, indem ihr auf einem Monitor das Video abspielt und währenddessen auf dem anderen beispielsweise spannende Diskussionspunkte für den Unterricht notiert. Die Überarbeitung von alten Unterrichtsplanungen und Präsentationen wird mit zwei Bildschirmen ebenfalls erleichtert, denn ihr könnt auf einem das veraltete Dokument öffnen, während ihr auf dem anderen Monitor eine Kopie überarbeitet. Dabei könnt ihr die zwei Versionen stets vergleichen und sehen, wo noch Verbesserungsbedarf liegt. 
  • Korrektur und Bewertung: Ein Dual-Monitor Setup eignet sich vor allem für die Korrektur von digitalen Leistungserhebungen. So könnt ihr beispielsweise auf einem Monitor die Musterlösung öffnen und diese direkt mit den Lösungsversuchen eurer Schüler:innen auf dem anderen vergleichen. Auch bei längeren Aufsätzen, für die ihr euren Schüler:innen individuelle Feedbackzettel verfassen möchtet, eignen sich zwei Monitore, denn ihr könnt die Anforderungen der Leistungserhebung oder einen abgegebenen Aufsatz auf einem Bildschirm öffnen, während ihr auf dem anderen schreibt. Durch die zusätzliche Bildschirmfläche, die ihr gewinnt, könnt ihr auch große Excel-Tabellen in ihrer vollen Breite einsehen und behaltet so einen besseren Überblick über Notenverteilungen innerhalb einer Klasse, ohne beim Scrollen in der Zeile zu verrutschen. 
  • Kommunikation: E-Mails, für die ihr Informationen aus Dokumenten oder dem Netz benötigt, lassen sich mit zwei Monitoren besser schreiben. Dazu öffnet ihr die Informationsquelle auf einem Bildschirm und das E-Mail-Textfeld auf dem anderen und müsst so nicht dauernd zwischen Programmen wechseln. Auch während der Unterrichtsplanung und Korrekturtätigkeiten möchten viele Lehrkräfte stets erreichbar bleiben. Dazu empfiehlt es sich, auf einem Hauptmonitor zu arbeiten, während euer E-Mail-Programm oder andere berufliche Kommunikationstools auf dem Nebenmonitor geöffnet sind, um dringende Nachrichten immer sofort im Auge zu haben. 
  • Distanzunterricht: Auch nach der Corona-Pandemie müssen Lehrkräfte ab und zu wieder zu Distanzunterricht zurückkehren, beispielsweise bei wetterbedingten Einschränkungen des Schulbetriebs. Auch hier erleichtert ein Dual-Monitor Setup die Arbeit. So könnt ihr beispielsweise auf einem Monitor den digitalen Klassenraum in Zoom oder Alphaview geöffnet halten, während ihr euer Skript auf dem anderen ablesen könnt, ohne dabei eure Schüler:innen aus den Augen zu verlieren. Für andere berufliche Remote-Meetings, in denen ihr wichtige Informationen schnell zur Hand haben wollt, kann so eine Einteilung ebenfalls nützlich sein. 

Wir hoffen, unsere Übersicht  hat euch bei der Einrichtung eurer Bildschirme geholfen und wir konnten euch einige nützliche Tipps für die Nutzung als Lehrkraft an die Hand geben. Habt ihr schon Erfahrungen in der Arbeit mit mehreren Monitoren und wann ist ein Dual-Monitor Setup für euch am nützlichsten? Schreibt es uns in die Kommentare!

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Berlin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat auf die historisch schlechten Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie mit einem Vorstoß für eine Grundgesetzänderung reagiert. Dazu erklärte sie in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: “Ich würde mir wünschen, dass das Grundgesetz uns eine Zusammenarbeit zwischen dem Bund und einem Teil der Bundesländer erlaubt, ich nenne das eine Koalition der Willigen. So könnte man schneller Projekte anstoßen.”

Die FDP-Politikerin unterstreicht damit die Bestrebungen des Bundesbildungsministeriums, stärker in die Bildungspolitik der Bundesländer eingreifen zu dürfen. Laut Grundgesetz ist die schulische Bildung in Deutschland Ländersache. Der Bund darf die Länder zwar bei der Durchführung von Programmen mit Geld unterstützen, die Handlungsspielräume der Bundesregierung sind hier aber sehr begrenzt. Im Einzelfall werden zwischen Ländern und Bund Verträge ausgehandelt, wie Kooperationen durchgeführt werden können. Diese Vorgänge sind häufig kompliziert und langsam, was man zum Beispiel an der Debatte um die Anschlussfinanzierung des Digitalpakts Schule sieht. Stark-Watzinger will hier für mehr Tempo sorgen. “Wir müssen schneller handeln können, um Bildung gut zu organisieren. Pisa zeigt, dass die Zeit drängt”, sagte sie der FAZ.

Die Bundesbildungsministerin schlug in dem Interview noch weitere Reformen des Bildungssystems vor. Zum Beispiel die Kompetenzverschiebung der Zuständigkeit für Kitas. Aktuell ist diese in den Familienministerien angesiedelt, sinnvoller wäre dies allerdings in den Kultusressorts, so Stark-Watzinger. 

Darüber hinaus griff die FDP-Politikerin das Problem der Chancenungleichheit von Schüler:innen mit Migrationshintergrund auf. Hier brauche es laut Stark-Watzinger eine offene Debatte über Bildungspolitik in einem Einwanderungsland. Es helfe niemanden, dieses Thema zu tabuisieren oder in eine populistische Ecke zu stellen. Man müsse gezielt fördern und vor allem dort unterstützen, wo es am dringendsten gebraucht werde – wo zu Hause eben kein Bücherschrank stehe oder nicht ausreichend Deutsch gesprochen werde, so die Bildungspolitikerin. In diesem Zusammenhang fügte sie hinzu, dass das geplante Startchancen-Programm im kommenden Jahr genau an diesem Punkt ansetze. 

Stark-Watzinger steht nach den enttäuschenden Ergebnissen der Pisa-Studie deutlich unter Druck. Diverse prominente Stimmen aus Verbänden, Gewerkschaften, Wissenschschaft und Politik hatten sich nach der Veröffentlichung der neuen Daten zu Wort gemeldet und zum Teil das Bundesbildungsministerium direkt für das Debakel verantwortlich gemacht. 

Was haltet ihr von den neuen Vorschlägen der Bundesbildungsministerin? 

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Naturwissenschaften können Schüler:innen oft vor Herausforderungen stellen. Wo in anderen Fächern Vokabeln gelernt oder Texte verfasst werden müssen, muss man sich bei MINT-Fächern an festgelegte Regeln und Formeln halten. In anderen Artikeln haben wir euch bereits Instagram Kanäle für Physik und Mathe vorgestellt. In diesem Artikel möchten wir euch Instagram Kanäle zeigen, die euch und möglicherweise auch euren Schüler:innen im Fach Chemie eine Hilfe sein können.

@ms.science_

Das erste Profil, das euch bei der Gestaltung des Physikunterrichts unterstützen kann, ist der Account @ms.science_. Hinter dem Account steckt Lara, eine Referendarin an einem Gymnasium in Bayern, die mit ihren Postings schwerpunktmäßig Tipps und Ideen für den Biologie- und Chemieunterricht geben will. Ihren Instagram Account nutzt sie hauptsächlich, um ihr Unterrichts- und Übungsmaterial vorzustellen, welches auf eduki.de verfügbar ist. Neben ihrem eigenen Lern- und Unterrichtsmaterial stellt sie auch jeden Mittwoch unter dem Motto “Methoden Mittwoch” mithilfe eines anderen Lehrer Accounts Übungen vor, die ihr in euren Unterricht integrieren könnt. Dabei handelt es sich beispielsweise um Klammerkarten, die zur Wiederholung von Fachbegriffen genutzt werden können oder um die Busstopmethode. Ihr wollt wissen, was man unter diesen Methoden verstehen kann? Dann schaut gerne mal bei @ms.science__ vorbei! 

(Quelle: @ms.science__)

@biochemtastisch 

Ein weiterer Account, der sich mit dem Unterricht von naturwissenschaftlichen Fächern auseinandersetzt, ist unter dem Namen @biochemtastisch auf Instagram erreichbar. Elena, eine Lehrerin aus Stuttgart, sammelt alle möglichen Methoden und Quellen für gutes Unterrichtsmaterial sowie Abbildungen für die Fächer Biologie und Chemie. So stellt sie beispielsweise neue Apps oder Methoden der Woche vor. Besonders hilfreich sind ihre Anweisungen und Tipps für bestimmte Themeneinstiege, die Lehrkräften die Behandlung mancher Bereiche erleichtern sollen. Zudem sind ihre selbst erstellten Arbeitsblätter kostenlos als PDF-Download verfügbar, es kann sich also wirklich lohnen, mal bei ihr vorbeizuschauen.

(Quelle: @biochemtastisch)

@frau.scr

Beim Betrachten des Profils von @biochemtastisch fiel auf, dass es viele gemeinsame Themenreihen mit dem Account @frau.scr gibt. Auch dort könnt ihr Übungsmöglichkeiten, Methoden oder Modelle zu bestimmten Themen in der Chemie finden. Da es sich bei ihr um eine Lehrerin handelt, die in Bayern unterrichtet, orientiert sich ihr Inhalt mehr am bayerischen Lehrplan, als der von @biochemtastisch. Außerdem findet sich bei ihrem Autorenprofil auf eduki.de  weiteres Lernspielmaterial, welches ihr für eure Klasse verwenden könnt. Damit könnt ihr euren Schüler:innen manche Bereiche der Chemie spielend näherbringen!

(Quelle: @frau.scr)

@anni.teaching.science

Wer auf Instagram die experimentelle Seite der Chemie, besonders für die  8. und 9. Klasse, ein wenig genauer unter die Lupe nehmen möchte, wird bei Anja sicher fündig. Sie ist Lehrerin in Biologie und Chemie in der ersten Sekundarstufe. Auf ihrem Instagramaccount zeigt sie viele Experimente und chemische Reaktionen. Zudem nimmt sie ihre Follower:innen in der Instagram Caption immer mit durch das Experiment und erklärt die chemischen Abläufe dahinter. Wenn ihr also nicht die eigenen Mittel für bestimmte Experimente habt, euren Schüler:innen aber trotzdem bestimmte Experimente zeigen wollt, könnt ihr euch mal den Account von Anja anschauen. 

(Quelle: @anni.teaching.science)

Ihr seht also, mithilfe von passenden Instagramkanälen, könnt ihr ein bisschen frischen und digitalen Wind in euren Chemieunterricht bringen. Ihr seid auf der Suche nach Instagramkanälen für andere Fächer? Dann schaut euch hier unsere ganze Reihe an! Nutzt ihr Instagramaccounts als Hilfe für euren Unterricht und haben wir einen Account vergessen? Dann schreibt es uns gerne in die Kommentare!